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Dieser Artikel behandelt den Rechtsbegriff Siehe auch Haus Gottesfrieden Bad Doberan Der Gottesfriede lateinisch Pax Dei in Verbindung mit der Waffenruhe Gottes Treuga Dei ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von weltlicher und geistlicher Macht im Mittelalter und stellt die Anfange einer europaischen Friedensbewegung dar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kirche fuhlte sich im Mittelalter zunehmend durch die Privatkriege des Adels und seine Ubergriffe auf das Kirchengut bedroht und versuchte durch Anteilnahme an der Friedenswahrung Einfluss auf das politische Leben der damaligen Zeit zu gewinnen auch im Interesse des weltlichen Wohls der Glaubigen Die Kirche strebte allerdings damit keine Veranderung der bestehenden Herrschaftsverhaltnisse an Der Gottesfriede bestand aus Beschlussen die von den Bischofen in Gemeinschaft mit weltlichen Herrschaftstragern getroffen und durch Eid bekraftigt wurden Abgesichert wurde er durch die Androhung von Kirchenstrafen Exkommunikation sowie die Bereitschaft der Schwurgemeinschaft Ubertretungen notfalls auch gewaltsam zu ahnden Verhindert werden sollte dass Fehdehandlungen gegen wehrlose Personen Geistliche Bauern Arme Frauen Kaufleute Lokalitaten Kirchen Friedhofe offentliche Platze und Strassen und Objekte Vieh Ernte Brucken stattfanden Die spater hinzugekommene Treuga Dei verbot die Kriegsfuhrung an verschiedenen Wochentagen z B donnerstags bis sonntags oder zu Festzeiten des Kirchenjahres z B Fastenzeiten Advent bis Epiphaniasoktav Feste der ortlichen Kirchenpatrone gegenuber der gesamten Bevolkerung Die Wiege des Gottesfriedens war die Auvergne in Frankreich im 10 Jahrhundert Die alten vor allem weltlichen Institutionen konnten im 10 und vor allem 11 Jahrhundert die Aufrechterhaltung der offentlichen Ordnung nicht mehr garantieren deshalb war die Bildung von neuen Exekutivorganen fur die Kirche notwendig die diese Aufgabe ubernahmen die so genannten Pax Milizen Bekampft werden sollte der mittlere und niedere Adel wahrend die Kirche mit dem Hochadel Solidaritat ubte da sie bei ihren Friedensbemuhungen auf sein Einvernehmen angewiesen war Der geistliche Friede ist dadurch wiederum zu einem Machtinstrument in der Hand des gesamten Hochadels geworden der dadurch seine Territorien sicher beherrschen konnte Durch die Diozesanmilizen bekam der Gottesfriede in der 2 Halfte des 12 Jahrhunderts noch eine weitere Funktion Er diente nicht mehr nur der Beschrankung der Privilegien des Adels sondern die Heere wurden auch gegen die Storung der innerchristlichen Ordnung eingesetzt und wurden somit zu einem umfassenden Machtinstrument der Landesherren Ob dies immer mit dem Kirchenrecht zu vereinbaren war bleibt strittig Mit dem Regierungsantritt Ludwigs VI im Jahre 1108 ging die alte Friedensbewegung im franzosischen Raum allmahlich zu Ende Das Gleichgewicht der Gewalten welches die Entstehung des Gottesfriedens begunstigt hatte wurde vom Konig zerstort Dazu stellte das Burgertum von unten her gegen den Willen des Adels und der Geistlichkeit seine Machtanspruche Diese Entwicklung endete damit dass die Zentralgewalt die Oberhand gewann und sich zum Schieds und Friedensrichter machte Die Kirchen genossen immer mehr den Konigsschutz und bedurften nicht mehr des Gottesfriedens Zusammengefasst war der Gottesfriede eine Rechtsausubung die aus verschiedenen lokalen Bedingungen hervorging und im Belieben jedes einzelnen Bischofs stand In Deutschland fungierte der Gottesfriede als Vorbild fur die spateren deutschen Landfrieden die auf Provinzialebene von den Landesfursten und auf Reichsebene vom deutschen Konig geschlossen wurden Obwohl die Trager der Frieden formell weltliche Fursten waren arbeiteten Geistlichkeit und Weltlichkeit weiter bei den Friedensschlussen zusammen Die Interpretation dieser Entwicklung im Hochmittelalter ist unter Historikern umstritten Dominique Barthelemy meinte die Gottesfriedensbewegung sei ein Mythos der von E Semichon 1 erfunden worden sei und ab 1857 der katholischen Apologetik diente Bis dahin habe man richtiger entsprechend den Ansichten des 11 Jahrhunderts die treuga Dei hervorgehoben 2 Literatur BearbeitenUta Renate Blumenthal Charroux Konzil v In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 2 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7608 8902 6 Sp 1736 Thomas Gergen Pratique juridique de la Paix et Treve de Dieu a partir du concile de Charroux 989 1250 Lang 2004 Rechtshistorische Reihe Band 285 Thomas Gergen Gottesfrieden in Handworterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte II Berlin 2012 Sp 470 473 Hans Werner Goetz Die Gottesfriedensbewegung im Licht neuerer Forschungen In Arno Buschmann Elmar Wadle Hrsg Landfrieden Anspruch und Wirklichkeit Paderborn 2002 S 31 54 Hartmut Hoffmann Gottesfriede und Treuga Dei Hiersemann Stuttgart 1964 Monumenta Germaniae Historica 20 Reinhold Kaiser Gottesfrieden In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 4 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1989 ISBN 3 7608 8904 2 Sp 1587 1592 Bernhard Topfer Volk und Kirche zur Zeit der beginnenden Gottesfriedensbewegung in Frankreich Berlin 1957 Weblinks BearbeitenErnst Tremp Gottesfriede In Historisches Lexikon der Schweiz 5 Marz 2015 Siehe auch BearbeitenMainzer Landfrieden Allgemeiner Friede FemeEinzelnachweise Bearbeiten E Semichon La paix et la treve de Dieu Paris 1857 Dominique Barthelemy Der Herrschaftsmythos der franzosischen Historiker In Gerhard Dilcher Cinzio Violante Hg Strukturen und Wandlungen der landlichen Herrschaften vom 10 zum 13 Jahrhundert Berlin 2000 S 67 siehe auch F E de Mezeray Histoire de France und A Kluckhorn Geschichte des Gottesfriedens Leipzig 1857Normdaten Sachbegriff GND 4157945 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottesfriede amp oldid 226695304