www.wikidata.de-de.nina.az
Der Furst italienisch Il Principe ursprunglich De principatibus um 1513 von Niccolo Machiavelli verfasst gilt als eines der ersten wenn nicht als das erste Werk der modernen politischen Philosophie Stilistisch in der Tradition mittelalterlicher Furstenspiegel stehend formuliert es die modernen von moralischen und religiosen Vorstellungen losgelosten Grundsatze der Staatsraison Zusammen mit den gleichzeitig entstandenen Discorsi stellt es das Hauptwerk Machiavellis dar Von ihm leitet sich sowohl der Begriff des Machiavellismus als auch der des Antimachiavellismus her Buchdeckel von Il Principe und La Vita di Castruccio Castracani da Lucca 1550Wahrend Il Principe den neuen Fursten lobt der die Macht nicht ererbt sondern durch eigene Leistung erworben hat pladieren die Discorsi fur die republikanische Staatsform Trotz ihrer unterschiedlichen Ausrichtung antworten beide Werke auf dieselbe Grundfrage Wie kann man in einer feindlichen politischen Umwelt erfolgreich sein namentlich die Macht erwerben sie erhalten und zu Grosse steigern 1 Nach Alessandro Pinzani besteht der Hauptunterschied zwischen dem Furstenbuch und den Discorsi darin dass es dem ersteren um die Machterreichung und erhaltung geht die letztere gemass den Discorsi um die Erhaltung der eigenen Freiheit 2 Ob Machiavelli damit die individuelle Freiheit der Burger oder die allgemeine Freiheit der Republik 3 meinte machte er nicht ganz deutlich Zu Machiavellis Lebzeiten kursierte Der Furst nur in wenigen Abschriften Im Druck erschien das Werk erst funf Jahre nach dem Tod des Autors Die papstliche Druckgenehmigung stammt vom 4 Januar 1532 4 Doch bereits 1557 liess die Kirche das Furstenbuch auf den Index verbotener Bucher setzen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Zum Titel 3 Inhalt 3 1 Struktur 3 2 Kapitelubersicht 3 3 Kernbegriffe 4 Rezeption 5 Ausgaben 6 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 FussnotenHintergrund Bearbeiten nbsp Lorenzo di Piero de Medici Herzog von UrbinoIl Principe ist Lorenzo di Piero de Medici gewidmet Zuerst sollte es Giuliano di Lorenzo de Medici gewidmet werden aber Machiavelli entschied sich um 5 Otfried Hoffe behauptet dass einige Interpreten des Fursten dieses als eine Gelegenheitsschrift ansehen da es aus einer personlichen Not und einer politischen Not 6 verfasst worden ist Denn am 7 November 1512 verlor Machiavelli durch die Ruckkehr der Medici alle seine Amter wurde dadurch ins politische Abseits gestellt und zog auf sein kleines Landgut Albergaccio in dem Dorf Sant Andrea in Percussina das 15 Kilometer sudwestlich von Florenz liegt Hoffe jedoch widerspricht dieser Ansicht und meint dass Der Furst keine Gelegenheitsschrift war sondern das Werk gut komponiert in den einzelnen Gedankenschritten wohluberlegt und vor allem von einem reichen Erfahrungsmaterial getragen ist das sich der Autor sowohl dank seiner humanistischen Bildung als auch aus eigener politischen Tatigkeit erworben hat 6 Eines der Motive des Autors eines uberzeugten Republikaners war die Gunst der Medici zu erwerben die zu dieser Zeit Florenz regierten Nach dem Sturz der Republik Florenz hatten ihn diese in den Kerker werfen und mehrfach foltern lassen Nach seiner Freilassung 1513 schickten sie ihn ins Exil und selbst von Machiavelli verfasste Bettelbriefe hatten sie bis dahin nicht bewegen konnen den ehemaligen Staatsbediensteten zu begnadigen Gleichzeitig sah der Autor zur Zeit da er den Principe verfasste Italien in Not Denn zum damaligen Zeitpunkt war Italien in zahlreiche Kleinstaaten und Furstentumer zerfallen und standig von seinen Nachbarn den Spaniern Franzosen und Deutschen bedroht Italienische Kriege Als weitere Triebfeder fur Machiavellis Werk kann somit der Wunsch angesehen werden politische Losungen zur Bewaltigung dieser politischen Krise und deren negativen moralischen Folgen fur den Einzelnen Machiavelli nennt sie Verderbtheit zu finden 7 Machiavelli schrieb Il principe also nicht aus reinem Eigennutz sondern traumte von einem italienischen Staat und hoffte dass ein Furst kommen wurde der die Kraft und das Konnen besasse Italien zu einen und zu seinem alten Ruhm zuruckzufuhren Einen solchen sah er in dem fur seine Grausamkeit beruhmten Cesare Borgia dessen Taten er zum Teil stark glorifizierte und ihn als lebendes Beispiel fur viele seiner Handlungsempfehlungen anfuhrte Einen weiteren Hoffnungstrager sah er im Fursten Lorenzo di Piero de Medici dem Enkel von Lorenzo il Magnifico dem er sein Werk widmete Ihm sollte es als eine Art politischer Leitfaden dienen Dirk Hoeges geht davon aus dass Moses mehr als jeder andere dem Idealfursten nahekommt Das Buch gefiel den Medici allerdings nicht und so konnte Machiavelli keinen Nutzen daraus ziehen Er stieg nicht in dem erhofften Masse in der Gunst der Herrscherfamilie sondern musste bis 1521 warten um als Burger von Florenz rehabilitiert zu werden und auch seinem Appell die italienischen Furstentumer zu einen und die fremden Besatzer zu verjagen kamen die Medici nicht nach Zum Titel BearbeitenDie ersten Ubersetzungen des Werkes in das Franzosische Englische und Deutsche stammen aus Zeit und Vorstellungswelt des Barock fur welche der Trager der hochsten Gewalt im Staat selbstverstandlich ein durch Abstammung legitimierter Herrscher sein musste Viele dieser Ubersetzungen eines in vielen Teilen Europas verbotenen Buches erfolgten nicht fur das Publikum sondern gleichsam fur den Dienstgebrauch nur fur einen elitaren Kreis am Hof Die erste deutsche Ubersetzung stammt von Christian Albrecht von Lenz und war fur die Herrscher am Hof Oels Schlesien bestimmt Fur Machiavellis politische Vorstellungen macht es jedoch keinen prinzipiellen Unterschied ob das Staatsoberhaupt durch Abstammung legitimiert war oder ein zur Herrschaft gelangter Adliger bzw Burger Kirchenfurst oder Condottiere war Fur ihn ist der principe im Sinne des romischen princeps Trager der hochsten Gewalt im Staat und die principati mehr oder minder monarchisch regierte Staaten Allerdings behandelt er ausfuhrlich die spezifischen Probleme mit denen die jeweiligen Herrschaftsformen konfrontiert sind Kapitel II III VI VII IX und XI Es ist daher wohl richtiger den Begriff principe im Allgemeinen mit Herrscher und principati mit Herrschaft wiederzugeben 8 Inhalt BearbeitenStruktur Bearbeiten Das Buch ist in 26 Kapitel aufgeteilt wobei Machiavelli zunachst von den verschiedenen Furstentumern spricht und wie man sie erlangen kann anschliessend uber die richtige Fuhrung eines Heeres und abschliessend uber das richtige Verhalten eines Fursten und welche Eigenschaften er aufweisen sollte Hier liegt der Schwerpunkt des Buches In der Widmung nennt Machiavelli den Gegenstand und die Methode des Vorhabens namlich aus Erfahrung der politischen Gegenwart und antiker Verhaltnisse Regeln fur die Furstenherrschaft zu gewinnen 6 Hoffe teilt das Furstenbuch in die Widmung vier Hauptteile und den Schluss ein Den ersten Hauptteil bilden nach Hoffe die Kapitel 1 bis 11 die die Arten der Herrschaft 9 klassifizieren Fur Hoffe bildet Kapitel 6 einen Hohepunkt da dieses Kapitel die neue nicht erbliche Furstenherrschaft thematisiert und die wichtigsten Beispiele fur Fursten auffuhrt Moses Romulus Kyros und Theseus 9 Der zweite Hauptteil Kapitel 12 bis 14 behandelt das Militarwesen und der dritte Kapitel 15 bis 19 handelt uber die provisorische Amoral 9 Der vierte Hauptteil Kapitel 20 bis 25 erscheint uneinheitlich Themen sind unter anderem Festungsbau Reputation uber den Herrschaftsverlust der Fursten Italiens sowie Fortuna und Tuchtigkeit 9 nbsp Cesare Borgia Portrat wahrscheinlich von Giorgione Bergamo Galleria dell Accademia CarraraBereits mit dem ausfuhrlichen Inhaltsverzeichnis verdeutlicht Machiavelli seine Intention Die Kapiteluberschriften sind nach der Ubersetzung von Rudolf Zorn gehalten 10 Kapitelubersicht Bearbeiten I Kapitel Von den Herrschaftsformen und den Mitteln zur Erwerbung einer HerrschaftIm ersten Kapitel des Fursten beginnt Machiavelli zu erlautern dass nach seiner Ansicht eine Dichotomie der Herrschaftsformen besteht So existieren fur ihn zwei Kategorien die der Alleinherrschaft und jene des Freistaates und alle erdenklichen Herrschaftsformen lassen sich einer dieser beiden Gruppen zuordnen II Kapitel Von den ererbten HerrschaftenAn dieser Stelle kundigt Machiavelli an sich in der Folge ausschliesslich mit denjenigen Herrschaftsformen befassen zu wollen die der Kategorie der Alleinherrschaften zuzurechnen seien da die Auseinandersetzung mit dem Thema der Freistaaten gesondert in den Discorsi erfolge 11 Bezogen auf jene Alleinherrschaften in denen die Macht vererbt wird meint Machiavelli dort sei es den Fursten vergleichsweise einfach sich zu behaupten Hier konne etwa selbst ein nur mittelmassig begabter Herrscher erfolgreich regieren und brauche nur das Risiko einer plotzlichen Revolution furchten Dieses sei jedoch nur gering und daruber hinaus die Chancen des Erbfursten erheblich nach einem solchen Sturz schnell wieder auf den Thron zuruckzukehren Auch brauche der Monarch in solchen Staaten weniger Harte walten zu lassen als anderswo und habe die Gefahr progressiven Gedankenguts in weit geringerem Masse zu furchten als die sonstigen Fursten Somit scheint die ererbte Regentschaft in Machiavellis Augen eine relativ dankbare Aufgabe darzustellen III Kapitel Vermischte AlleinherrschaftenDer Machterhalt eines Alleinherrschers in frisch eroberten Staaten sogenannten vermischten Alleinherrschaften gestaltet sich nach Einschatzung des Florentiners hingegen wesentlich komplizierter Grund dafur sei dass der Furst in diesem Fall naturgemass die Gunstlinge des alten Systems furchten musse und daruber hinaus oftmals auch seine einstigen Gefolgsleute schnell zu furchten brauche Jedoch sieht Machiavelli auch in solcher Situation den Machterhalt des Fursten nicht als ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen Seiner Meinung nach reicht es namlich aus die gegebenen Umstande richtig einzuordnen und dementsprechend zu handeln Erobert der Furst beispielsweise ein Gebiet welches seinem angestammten Herrschaftsgebiet kulturell relativ nahesteht so reicht es dem Autor zufolge aus das vorherige Herrscherhaus zu neutralisieren und daruber hinaus die Fiskalpolitik sowie die Gesetzgebung unangetastet zu lassen Steht das eroberte Gebiet hingegen dem Fursten kulturell weit weniger nah so rat Machiavelli zu weitreichenderen Schritten wie der Verlegung des Herrschaftssitzes oder dem Aufbau von Kolonien auch scheint es ihm notwendig sich in besagten Territorien die Unterstutzung der weniger machtigen Volksgruppen zu sichern um so die alten Eliten in Schach halten zu konnen Befolge der Furst diese Anweisungen und agiere auch allgemein vorausschauend und entschlossen so schliesst Machiavelli konne es diesem durchaus gelingen auch die schwierige Aufgabe des Machterhalts in vermischten Alleinherrschaften zu meistern IV Kapitel Warum das von Alexander eroberte Reich des Darius sich nach Alexanders Tod nicht gegen seine Nachfolger aufgelehnt hatIn Anbetracht dieser zuvor konstatierten Schwierigkeiten die sich einem Herrscher in neu eroberten Gebieten stellen fragt sich Machiavelli warum es Alexander dem Grossen und seinen Nachfolgern so muhelos gelang sich in den eroberten asiatischen Gebieten zu behaupten Als Ursache hierfur identifiziert der Autor die besondere Struktur der hier unterworfenen Staaten Seiner Meinung nach existiert namlich eine Dichotomie der Staatsstrukturen Auf der einen Seite finden sich Staaten die auf die Person des Herrschers zentriert sind wie es etwa in dem von Alexander eroberten Kleinasien der Fall war Solche Staaten seien schwierig zu erobern aber in der Folge einfach zu beherrschen meint Machiavelli Auf der anderen Seite existierten aber auch Staaten wie das Frankreich der damaligen Zeit wo sich der Furst mit einer Vielzahl an Baronen die Macht teilen wurde Diese seien einfach zu erobern aber in der Folge schwer zu beherrschen Folglich beschliesst Machiavelli dieses Kapitel mit der Feststellung dass die Leichtigkeit mit der es Alexanders Nachfolgern gelungen war dessen Reich nach seinem Tod zu kontrollieren weniger auf aussergewohnliche Tuchtigkeit als auf die besondere Struktur der eroberten Staaten zuruckzufuhren sei V Kapitel Wie man Stadte oder Herrschaften regieren muss die vor ihrer Eroberung nach eigenen Gesetzen lebtenIm folgenden Kapitel untersucht Machiavelli wie es dem Fursten gelingen kann sich in Staaten die zuvor frei und nach ihren eigenen Gesetzen lebten an der Macht zu halten Er erkennt dabei drei Moglichkeiten um dieses Ziel zu erreichen besagten Staat zu zerstoren dort seinen Herrschaftssitz hin zu verlegen oder aber eine Regierung einzusetzen die aus Burgern des Staates besteht und der es gegen Entrichtung eines Tributs gestattet wird uber ihre Heimat zu herrschen Welche dieser Methoden zu wahlen sei hangt dabei fur den Autor wiederum von der Historie der einzelnen Staaten ab Kannten deren Burger namlich in der Vergangenheit Rechte und Freiheiten so ware es fur den Fursten am sichersten den Staat zu zerstoren oder zumindest seine Residenz dorthin zu verlegen Hat die herrschaftliche Unterdruckung in einem Staat hingegen Tradition so musse der Furst dort weniger rigoros vorgehen da Aufstande sehr viel unwahrscheinlicher seien Richte sich der Furst folglich nach diesen Anweisungen so meint Machiavelli sei es ihm am ehesten vergonnt dauerhaft uber seine Eroberungen zu herrschen so wie es in der Vergangenheit den Romern in Capua oder Karthago gelungen war VI Kapitel Von neuen Herrschaften die man mit eigenen Waffen und durch Tuchtigkeit erobertIn diesem Kapitel befasst sich Machiavelli mit der Frage wie es gelingen kann eine ganzlich neue Herrschaft erfolgreich zu begrunden Zu diesem Zweck untersucht er historische Gestalten wie Moses oder Theseus denen er bescheinigt dieses in seinen Augen kolossale Werk vollbracht zu haben Nach naherer Betrachtung meint der Autor die Ursache fur den Erfolg dieser Herrscher in ihren Waffen und ihrer Tuchtigkeit zu erkennen Sie hatten sich namlich so wenig wie moglich auf ihr Gluck verlassen und stattdessen versucht durch eifrige Arbeit und mit Hilfe einer starken Armee das Uberleben ihrer Herrschaftsordnung zu gewahrleisten Machiavelli selbst preist solches Vorgehen als absolut vorbildlich und rat seiner Leserschaft es Herrschern wie Moses nach Moglichkeit gleichzutun wolle sie denn auch eine vollig neue Herrschaft zum Erfolg fuhren VII Kapitel Von neuen Herrschaften die man mit fremden Waffen und durch Gluck erobert hatIn der Folge versucht Machiavelli aber auch zu ergrunden wie es dem Fursten gelingen kann an der Macht zu bleiben wenn er seine Herrschaft hauptsachlich einer glucklichen Fugung und fremder militarischer Unterstutzung zu verdanken hat In solcher Lage empfiehlt er dem Fursten sich Cesare Borgias als Vorbild zu nehmen Denn dieser befand sich zu Beginn seiner Regentschaft nach Machiavellis Analyse in exakt jener Situation er verdankte seine Krone Papst Alexander VI dessen unehelicher Sohn er war und seine Herrschaft hing vom Wohl und Wehe der Orsini der Colonna sowie Ludwig XII ab Jedoch habe Cesare Borgia in der Folge klugerweise den Versuch unternommen sich aus dieser Abhangigkeit zu befreien und dieses Vorhaben dank seiner ausserordentlichen Tuchtigkeit beinahe verwirklicht Nur der plotzliche Tod Alexander VI sowie seine eigene lebensgefahrliche Krankheit hatten ihn im Endeffekt daran gehindert seine Herrschaft auf lange Sicht zu sichern So schliesst Machiavelli dass es zwar moglich sei furstliche Macht die anfangs mit Gluck und fremden Waffen erlangt worden sei in der Folge durch besondere Tuchtigkeit zu konsolidieren jedoch weist er auch darauf hin dass es hierzu unerlasslich sei von schweren Schicksalsschlagen verschont zu bleiben VIII Kapitel Vom Erwerb einer Herrschaft durch VerbrechenWeiterhin sieht Machiavelli Verbrechen und Grausamkeiten als mogliches Mittel um an die Macht zu gelangen und nennt Agathokles von Syrakus sowie Oliverotto da Fermo als Beispiele von Fursten die ihre Herrschaft auf diesem Wege begrundeten Jedoch merkt der Autor auch an dass das weitere Bestehen solcher Herrschaft ganz von der Art und Weise abhangt in der die Grausamkeit angewandt wird So unterscheidet er zwischen gutem und schlechtem Gebrauch der Grausamkeit Der gute Gebrauch besteht dabei darin Grausamkeiten ausschliesslich dann zu begehen wenn sie dem eigenen Machterhalt oder dem Nutzen der Untertanen dienen auch musse in diesem Fall die Grausamkeit auf einen Schlag ausgefuhrt werden um das Leid nicht unnotig zu verlangern So erkennt Machiavelli mit diesem Kapitel an dass es durchaus realistisch ist als Furst seine Herrschaft auf Verbrechen und Gewalt zu begrunden Er schrankt jedoch gleichzeitig ein dass in solchem Falle der Furst bestenfalls Macht niemals aber Ruhm erhoffen durfe IX Kapitel Von der Herrschaft eines BurgersSchliesslich sieht Machiavelli eine letzte Moglichkeit an die Macht zu kommen darin durch die Gunst seiner Mitburger der Beherrscher seines Vaterlandes 12 zu werden Bei diesen Mitburgern kann es sich entweder um wenige grosse Herren handeln oder aber um die breite Masse des Volkes Des Weiteren urteilt Machiavelli dass es fur den Alleinherrscher dabei einfacher sei sich zu behaupten wenn er seine Macht dem Volk verdanke als wenn er von den grossen Mannern einer Stadt abhange da diese niemals aufhoren wurden sich als ihm ebenburtig zu betrachten Damit erkennt Machiavelli also an dass auch ein Furst der von der Unterstutzung seiner Mitburger abhangt bestehen kann sofern es ihm gelingt beliebt zu bleiben und seine Unterstutzer in stetiger Abhangigkeit zum Staat zu halten X Kapitel Wie man die Starke jeder Herrschaft feststellen kannDie Starke einer Herrschaft bemisst sich Machiavelli zufolge in der Fahigkeit des Fursten sich im Notfall aus eigener Kraft zu behaupten 13 zu konnen Dazu bedarf es nach Ansicht des Autors vor allen Dingen einer schlagkraftigen Armee und starker Verteidigungsanlagen Als vorbildlich in dieser Hinsicht sieht er die deutschen Stadte seiner Zeit und legt seinem Leser ans Herz deren Beispiel zu folgen wenn ihm daran gelegen ist seine Herrschaft auf ein moglichst stabiles Fundament zu stellen XI Kapitel Von geistlichen HerrschaftenIm Falle der geistlichen Herrschaften sieht Machiavelli die Hauptschwierigkeit des Fursten darin an die Macht zu gelangen da hierzu zwangslaufig erhebliches Gluck oder personliches Verdienst vonnoten sei Sei der Thron jedoch einmal erklommen so gestalte sich die weitere Herrschaft vergleichsweise erholsam da die altehrwurdigen religiosen Institutionen derart stark seien dass sie den Herrscher an der Macht halten wie immer dieser auch handeln und leben mag 14 Vor diesem Hintergrund kommt Machiavelli zu dem Fazit dass unter allen denkbaren Herrschaften einzig die geistliche fur den Fursten sicher und glucklich 14 ist XII Kapitel Von den Moglichkeiten der Heeres Organisation und von SoldnernEine durchdachte Heeresorganisation muss in Machiavellis Augen fur den Fursten allerhochste Prioritat haben da sie eine conditio sine qua non fur einen stabilen und gerechten Staat darstellt Dazu allerdings muss nach seiner Ansicht unter allen Umstanden der Fehler vermieden werden Soldner anzuheuern denn diese seien treulos und teuer im Unterhalt Ausserdem seien sie entweder inkompetent oder aber eine gefahrliche Konkurrenz fur den Fursten Und so warnt Machiavelli seinem Fursten dringlichst davor eine Armee von Soldnern zusammenzustellen da andernfalls sein Reich das gleiche Schicksal wie Italien zu erleiden drohe das diesen fatalen Fehler begangen habe in der Folge in viele Staaten zerfallen sei und seitdem Knechtschaft und Schande 15 ertragen musse XIII Kapitel Uber Hilfstruppen gemischte Verbande und VolksheereFur noch verheerender als Soldner halt Machiavelli indes sogenannte Hilfstruppen Als solche bezeichnet er Truppen die einer fremden Macht unterstehen und von einem Fursten nur deshalb angefordert werden weil ohne sie ein militarischer Sieg nicht moglich scheint Denn so argumentiert er werden sie geschlagen bist du verloren siegen sie bist du ihr Gefangener 15 Als nur unwesentlich gunstiger stuft der Autor gemischte Verbande ein die teils aus Soldnern teils aus eigenen Soldaten bestehen Als Konigsweg empfiehlt Machiavelli somit zum Schluss des Kapitels das Vorgehen von Herrschern wie Philipp von Makedonien die ein aus Untertanen und Burgern bestehendes Volksheer aufgestellt und dadurch ihren Staat wahrlich gesichert hatten XIV Kapitel Wie sich ein Herrscher zum Heerwesen zu verhalten hatAls oberste Pflicht des Fursten nennt Machiavelli in diesem Kapitel das Beherrschen der Kriegskunst Sei dies namlich nicht der Fall so drohe ein Furst verachtet und letztlich vom Thron gestossen zu werden Das Studium der Kriegskunst konne dabei ebenso gut im Zuge tatsachlicher bewaffneter Konflikte wie bei der Jagd oder in der Auseinandersetzung mit der Militargeschichte geschehen Wichtig sei lediglich dass der Furst in militarischen Angelegenheiten ausreichend bewandert sei da andernfalls seine Herrschaft niemals von Dauer sein konne XV Kapitel Weshalb die Menschen und vor allem die Herrscher gelobt und getadelt werdenIn diesem Kapitel wendet sich Machiavelli gegen die Auffassung der Furst konne dem Anspruch gerecht werden immer und uberall den Gesetzen der Moral zu gehorchen Dies sei namlich nur in einer idealen Welt moglich Die real existierende Welt hingegen sei voller schlechter Menschen und der Furst somit nicht in der Lage in allen Situationen den moralischen Geboten folge zu leisten So rat Machiavelli seinem Fursten zwar nach Moglichkeit den Ruf der Lasterhaftigkeit zu meiden gesteht ihm jedoch zu dass lasterhaftes Benehmen manchmal unumganglich und bei vorsichtiger Vorgehensweise unbedenklich sei Siehe auch Trennung von Moral und Politik XVI Kapitel Uber Freigebigkeit und SparsamkeitWeiterhin merkt Machiavelli an dass Verhaltensweisen die gemeinhin als tugendhaft gelten fur den Fursten nicht von Vorteil sind Zum Beleg dieser These fuhrt er das Beispiel der Freigebigkeit an Diese werde zwar allgemein als loblich betrachtet im Falle des Fursten aber geschehe sie entweder unbemerkt oder fuhre zu Steuererhebungen und somit zu Ungemach in der Bevolkerung Folglich kommt der Autor zu dem Schluss dass sich dem Fursten ein sparsamer Regierungsstil gebiete und er den Ruf der Knauserigkeit der daraus mithin resultiere nicht zu furchten brauche da die Vorteile eines solchen Verhaltens die Einbussen im offentlichen Ansehen bei weitem uberstiegen XVII Kapitel Uber Grausamkeit und Milde und ob es besser ist geliebt oder gefurchtet zu werden oder umgekehrtMachiavelli beginnt das Kapitel mit der Aussage dass ein Furst immer versuchen soll als barmherzig und nicht als grausam zu gelten Ist dies allerdings nicht moglich so ist es vorzuziehen als grausam zu gelten Auf keinen Fall darf ein Furst es allerdings zulassen verachtet zu werden Dies begrundet Machiavelli damit dass die Menschen im Allgemeinen undankbar wankelmutig falsch und feige seien Im Frieden und Gluck wurden sie zu einem stehen und einem mit ihrem Leben die Treue schworen Wende sich allerdings das Gluck so konne man sich auf die Unterstutzung des Volkes nicht verlassen da es einem den Rucken zudrehe und einen im Stich lasse Gelte ein Furst allerdings als grausam so furchte das Volk seine Rache und traue sich nicht ihn zu hintergehen Im ersten Falle sei der Furst also vom Wohlwollen des Volkes abhangig wohingegen im letzteren der Furst sich auch bei dessen Wegfall immer noch durch die von ihm ausgehende Drohung auf das Volk verlassen konne Zu beachten sei allerdings dass der Furst wenn er sich gefurchtet mache nicht zugleich verhasst werde Dies konne er dadurch verhindern dass er sich nie am Hab und Gut seiner Untertanen vergreife und dass er falls Blutvergiessen notig sei immer einen triftigen Grund vorzuweisen habe oder die Ursache offensichtlich sei Dies begrundet Machiavelli damit dass es weitaus menschlicher sei das Blut einiger weniger zu vergiessen als Unruhen und Anarchie zuzulassen welche der ganzen Gemeinschaft schaden Befehligt ein Furst allerdings eine Streitmacht so ist es seine Pflicht als grausam zu gelten weil er nur so in der Lage ist Unruhen und Aufstande unter seinen Truppen zu unterbinden und seine Feinde zu schlagen Hier verweist Machiavelli als Vorbild auf Hannibal der fur seine Grausamkeit beruhmt war und obwohl er tausende Soldaten aus verschiedensten Landern in die Schlacht fuhrte niemals mit Unruhen oder gar einem Aufstand zu kampfen hatte XVIII Kapitel Inwieweit Herrscher ihr Wort halten sollenDes Weiteren betont Machiavelli dass in Bezug auf moralisches Verhalten in erster Linie der Schein von Belang ist So erklart er den Wortbruch des Fursten fur fast unausweichlich will dieser denn Erfolg haben Und da Machiavelli im Erfolg das wichtigste Ziel des Fursten sieht stuft er die Luge als legitimes Mittel ein um diesen Zweck zu verwirklichen Allerdings weist er darauf hin dass dies im Verdeckten stattfinden musse Dann namlich konne hochstens eine Minderheit die wahre Natur des Fursten erkennen wahrend die breite Masse weiterhin an die Aufrichtigkeit seines Herrschers glaube Und da der Machterhalt des Fursten im Wesentlichen von dieser Mehrheit der Bevolkerung abhange kommt Machiavelli zu dem Ergebnis dass der Furst durchaus wortbruchig werden durfe solange dies unbemerkt geschehe weil er auf diese Weise seine Erfolge zu mehren vermag ohne seine Herrschaft dabei in Gefahr zu bringen XIX Kapitel Vor Verachtung und Hass muss man sich hutenAuch warnt Machiavelli seinen Fursten davor Hass und Verachtung innerhalb der Bevolkerung zu schuren da dies zum Verlust der Herrschaft fuhre wie die Beispiele romischer Kaiser wie Commodus oder Caracalla zeigten Stattdessen musse ein Furst darauf bedacht sein von seinen Untertanen geachtet zu werden da er auf diese Weise im Krieg die Menschen auf seiner Seite wusste und im Frieden das Risiko einer Verschworung gegen seine Person minimiere Um aber solche Achtung zu gewinnen musse es der Furst vermeiden launisch leichtfertig weibisch und entschlusslos zu wirken und stattdessen Grossmut Kuhnheit Ernst und Kraft 16 an den Tag legen Nur auf diese Weise schliesst der Autor konne der Furst eine ahnlich erfolgreiche Herrschaft wie etwa Mark Aurel begrunden XX Kapitel Ob der Festungsbau und viele andere Vorkehrungen die taglich von Herrschern angewendet werden nutzlich sind oder nichtIn diesem Kapitel erortert der Autor den Nutzen verschiedener Massnahmen die des Ofteren von Herrschern in der Absicht ergriffen werden ihre Macht zu sichern Dazu zahlt etwa die Bewaffnung der Bevolkerung die Machiavelli fur sinnvoll halt wenn der Furst innerhalb eines Staates den alten Machthaber abgelost hat da er sich so die Unterstutzung wichtiger Einflusstrager im Reiche sichern konne Erobert der Furst hingegen fremde Gebiete urteilt Machiavelli so musse er die dortige Bevolkerung entwaffnen und verweichlichen um seine Herrschaft zu sichern Ahnlich gespalten steht der Autor dem Festungsbau gegenuber dieser konne opportun erscheinen wenn ein Furst innere Unruhen zu furchten habe nicht aber wenn er sich durch fremde Machte bedroht sehe Abschliessend empfiehlt Machiavelli seinem Fursten statt solcher Mittel im Kampf gegen den drohenden Machtverlust nach der Achtung der Bevolkerung zu trachten da dies die sicherste aller Festungen darstelle XXI Kapitel Was sich fur einen Herrscher zu tun schickt um zu Ansehen zu kommenAls am besten geeignet dem Fursten zu Ansehen zu verhelfen sieht Machiavelli bedeutende Unternehmungen wie beispielsweise die Eroberungsfeldzuge Ferdinand des Katholischen Ebenso wichtig sei es fur den Fursten zu seinen Freunden zu stehen d h seinen Verbundeten zur Hilfe zu eilen wenn diese danach riefen und nicht etwa aus Furcht und Scheu sein Heil in der Neutralitat zu suchen Aber so gibt Machiavelli schliesslich zu bedenken der Furst durfe nicht allein sein Ansehen bei den Konigen im Auge haben sondern sich auch um das Volk bemuhen Hierzu empfiehlt der Autor als geeignetstes Mittel die Belohnung fleissiger Arbeit die Rucksichtnahme auf Zunfte und Stande sowie die Ausrichtung von Festen und Schauspielen XXII Kapitel Von vertrauten Mitarbeitern die die Herrscher in ihrer Umgebung habenAls Hilfe zur Auswahl seiner Mitarbeiter gibt Machiavelli dem Fursten den Ratschlag darauf zu achten dass diese stets nur nach dem Vorteil ihres Vorgesetzten strebten und niemals eigenen Interessen verfolgten Im Gegenzug musse der Furst fur ihr Wohlbefinden Sorge tragen um sie so an sich zu binden Eine solch besonnene Auswahl seiner Mitarbeiter sei von grosster Wichtigkeit betont Machiavelli da der Furst ansonsten Gefahr laufe ein schlimmes Ende 17 zu nehmen XXIII Kapitel Schmeichler muss man meidenZu Beginn dieses Kapitels konstatiert Machiavelli dass die Meinungsfreiheit den Fursten vor ein Dilemma stelle gewahre er davon zu viel mangele es an Ehrerbietung ihm gegenuber Lasse er aber zu wenig Meinungsfreiheit walten so sei er bald nur noch von Schmeichlern umgeben Als Ausweg empfiehlt der Autor einen Mittelweg Meinungsfreiheit musse existieren aber nur ein erlesener Kreis von furstlichen Beratern durfe in ihren Genuss kommen So schutze sich der Furst vor den Risiken die allzu grosse Freiheit ihm gegenuber mit sich brachten und komme trotzdem in den Besitz aufrichtiger Ratschlage ohne die er nicht zu regieren vermoge XXIV Kapitel Warum die Herrscher Italiens ihr Land verloren habenAls Ursache fur den Machtverlust italienischer Herrscher wie Friedrich I von Neapel oder Ludovico il Moro identifiziert Machiavelli deren Unvermogen eine schlagkraftige Armee zu unterhalten und ihren fehlenden Ruckhalt in der Bevolkerung Daruber hinaus macht der Autor diesen Fursten den Vorwurf vor den anruckenden feindlichen Truppen die Flucht ergriffen und sich somit der Feigheit schuldig gemacht zu haben Folglich lautet Machiavellis Fazit dass die Herrscher Italiens selbst fur den Verlust ihrer Macht verantwortlich zu machen sind XXV Kapitel Was Fortuna in den Dingen dieser Welt vermag und wie man ihr begegnen sollIn diesem Kapitel erkennt Machiavelli zwar an dass manche Dinge auf Erden alleine vom Zufall oder einer hoheren Macht bestimmt wurden Er meint aber auch dass in etwa der Halfte aller Falle der Furst in der Lage sei sein Schicksal selbst zu bestimmen Dazu sei es allerdings notig klug zu planen und ausreichend Vorkehrungen fur die Zukunft zu treffen um sich gegen die verschiedensten Unwagbarkeiten und Schicksalsschlage des Lebens zu wappnen Ebenso wichtig wie umsichtige Pravention sei es aber dass der Furst in den entscheidenden Momenten energisch und zupackend handle Denn so beschreibt es der Autor am Abschluss des Kapitels metaphorisch Fortuna ist ein Weib um es unterzukriegen muss man es schlagen und stossen 18 XXVI Kapitel Aufruf in Italien die Macht zu ergreifen und es von den Barbaren zu befreienLetztlich haben fast alle Ratschlage Machiavellis mit dem Schluss Kapitel zu tun in welchem er wie Otfried Hoffe meint Lorenzo di Piero de Medici dazu auffordert sich Italiens zu bemachtigen und es von den Barbaren zu befreien 9 Um Lorenzo von seinem Projekt zu uberzeugen beschreibt ihm Machiavelli welch grossen Ruhm ein Erfolg in diesem Unterfangen mit sich brachte Daruber hinaus berge das italienische Volk enormes Potential in sich und bedurfe lediglich eines starken Fuhrers um dieses voll ausschopfen zu konnen Und so ruft Machiavelli Lorenzo dazu auf dem Beispiel vergangener Herrscher wie Theseus oder Moses zu folgen indem er sein Volk aus der Knechtschaft befreie und es in eine glorreiche Zukunft fuhre Kernbegriffe Bearbeiten Im Fursten skizziert Machiavelli bereits einige Konzepte die er in den Discorsi noch genauer erlautert und ohne die sein Denken schwer zu begreifen ist Diese Konzepte sind haufig sehr facettenreich was eine einheitliche Ubersetzung ins Deutsche schwierig macht und erklart dass auch hierzulande in den Besprechungen des Werks haufig auf die italienischen Termini zuruckgegriffen wird Zu diesen Konzepten zahlen unter anderen Die FortunaDie Fortuna ist eine althergebrachte Figur die Machiavelli im Fursten aufgreift Sie wurde bereits in der Antike als Gottin der Kontingenz 19 verehrt spater im Mittelalter wandelte sich das Verstandnis der Fortuna die fortan als Schaffnerin der gottlichen Vorhersehung 19 galt Diese wechselhafte Geschichte des Begriffs erklart die Schwierigkeiten der deutschen Ubersetzer die fortuna abwechselnd mit Gluck 20 oder Schicksal 21 wiedergeben Zusatzlich dazu wohnt der Fortuna im Fursten eine fundamentale Ambiguitat inne 22 da sie den Herrscher sowohl an der Macht halten XII Kapitel als ihn auch zu Fall bringen kann VII Kapitel Allgemein sieht Machiavelli in der Fortuna aber vornehmlich eine Gefahr fur den Fursten wie es das XXV Kapitel zeigt Dort macht er dem Fursten aber auch Mut wenn er versichert 23 Doch da wir einen freien Willen haben halte ich es nichtsdestoweniger fur moglich dass Fortuna zur Halfte Herrin uber unsere Taten ist dass sie aber die andere Halfte oder beinahe so viel uns selber uberlasst Niccolo Machiavelli Dazu empfiehlt Machiavelli dem Fursten sich vorausschauend gegen die Unwagbarkeiten des Schicksals abzusichern und im Zweifel durch energisches und tatkraftiges Handeln den Widrigkeiten des Lebens zu trotzen Die VirtuDas Konzept der virtu bezeichnet bei Machiavelli die Tugend des Herrschers im weitesten Sinne Im Fursten ist sie noch eine exklusive Charaktereigenschaft die dem uomo virtuoso von Geburt an innewohnt und ihm die Kraft verleiht die Macht im Staate zu ergreifen sie zu verteidigen und der Fortuna zu trotzen 24 Dabei offenbart der Begriff allerdings einen bemerkenswerten Facettenreichtum Er bezeichnet sowohl ein sehr rationelles Denken wodurch der Furst Probleme bereits fruhzeitig identifizieren und somit leichter bewaltigen kann III Kapitel Ebenso versteht Machiavelli darunter eine ausserordentliche Tuchtigkeit durch die der Furst seine wohldurchdachten Plane in die Tat umzusetzen vermag VII Kapitel Schliesslich verleiht Machiavelli seiner virtu auch eine etwas martialische Seite die an die romische Virtus erinnern lasst So heisst es im XXV Kapitel des Fursten 18 Ich bin aber der Meinung dass es besser ist draufgangerisch als bedachtig zu sein Denn Fortuna ist ein Weib um es unterzukriegen muss man es schlagen und stossen Niccolo MachiavelliRezeption BearbeitenDa Machiavelli zur Zeit des Fursten auch mehrere Komodien und Satiren geschrieben hat z B Belfagor La Mandragola und das Werk in einem Brief an seinen Freund Guicciardini im Mai 1521 als Ghiribizzi Phantastereien bezeichnete gibt es fur die Interpretation des Werks viele Spielraume Der historische Kontext und die personliche Situation des Autors im Moment der Verfassung werden haufig herangezogen um besonders kontrovers diskutierte Passagen des Werks zu deuten und zu erklaren Denn im Lauf seiner Geschichte hat Der Furst sehr widerspruchliche Reaktionen hervorgerufen So rief Machiavellis Principe unmittelbar nach seiner Veroffentlichung harsche Kritik hervor Machiavellis geistige Widersacher sahen in dem Traktat eine Anleitung fur nach personlichem Erfolg und Macht strebende Politiker und emporten sich ob der geringen Beachtung die Machiavelli den christlichen Moralvorstellungen der damaligen Zeit zollte Daruber hinaus storten sich viele Zeitgenossen an Machiavellis empirischem Denkansatz der im Widerspruch zur rationalistischen Methodik der Scholastik stand 25 Diese vernichtende Kritik fuhrte dazu dass Der Furst im Jahre 1557 von der papstlichen Indexkommission zensiert wurde 26 Auch spatere Aufklarer wie Spinoza Rousseau und Diderot waren der Auffassung dass Machiavelli mit dem Principe in erster Linie einer korrupten Machtpolitik die ideologische Legitimation entziehen wollte Die Kritiker des Principe pragten somit den Begriff des Machiavellismus welcher auch heute meist noch als abwertender Begriff verwendet und mit Tyrannei Ausbeutung und Gewissenlosigkeit in Verbindung gebracht wird Diese Lesart des Fursten widerspricht jedoch den Intentionen die Machiavelli in seinem Hauptwerk Discorsi formuliert und mit denen er sich als leidenschaftlicher Republikaner zu erkennen gibt Nicht das Wohl der einzelnen sondern das offentliche Wohl macht Staaten gross oder Republiken sind Staaten in denen das Volk Furst ist Und so analysiert der deutsche Politiker Carlo Schmid in seiner Machiavelli Biographie Wer glaubt Machiavelli sage Politik konne man nur mit Gift und Dolch Luge und Verbrechen machen hat ihn grundlich missverstanden Wo es ohne diese Dinge geht darf man diese Mittel gar nicht anwenden nicht aus moralischen Grunden sondern weil es unpolitisch ware es zu tun Wo aber gewissermassen von der Technik des Machtkampfes her in einer bestimmten Lage Gift und Dolch Luge und Verbrechen nicht entbehrt werden konnen um den Gegner zu uberwinden wenn es wirklich um Sein oder Nichtsein geht dann ist einer als Staatsmann nur dann richtig am Platze wenn er es uber sich bringt sich dieser Mittel zu bedienen sei es als nihilistischer Zyniker sei es als einer der dem Staat das Konigsopfer seiner Seele bringt Das ist der Sinn des Wortes von Machiavelli dass ein Staatsmann auch bose handeln konnen musse Carlo Schmid Somit lasst sich auch erklaren dass Der Furst im Lauf der Zeit nebst Anhangern aus dem politischen Betrieb wie z B Napoleon Bonaparte oder Cavour auch Bewunderer unter den Geistesgrossen wie etwa Goethe Hegel oder Nietzsche fand 27 Auch vormalige Gegner Machiavellis wie Friedrich II von Preussen der in seiner Jugend zusammen mit Voltaire eine flammende Streitschrift gegen den Principe verfasst hatte stimmten mit der Zeit dessen Thesen zu So schrieb Friedrich in seinem politischen Testament 28 Ich muss leider zugeben dass Machiavelli recht hat Friedrich II Heute wird darauf hingewiesen dass ein Furst der sich wie Machiavelli es rat nicht am Besitz und den Frauen seiner Untertanen vergreift fur die Verhaltnisse der Renaissance ein berechenbarer Furst gewesen sei der relative Rechtssicherheit garantiert Und auch der empirische Denkansatz Machiavellis wird heutzutage haufig als revolutionar hervorgehoben da er dem modernen politischen Denken von Autoren wie Max Weber oder Carl Schmitt erst den Weg geebnet habe 29 Ausgaben BearbeitenMachiavelli Der Furst RaBaKa Taschenbuch Neuenkirchen 2007 ISBN 978 3 940185 05 1 mit einem Vorwort von Dr Patrick Horvath Machiavelli Der Furst Insel Taschenbuch Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 458 32907 2 Mit einem Nachwort von Horst Gunther Machiavelli Il Principe Der Furst Italienisch Deutsch Reclam Taschenbuch Stuttgart 1995 ISBN 978 3 15 001219 2 Machiavelli Der Furst Kroner Verlag Stuttgart 1978 ISBN 3 520 23506 4 Christian Albrecht von Lenz Der Furst des Nicola Machiavell erste deutsche Ubersetzung 1692 Renneritz Verlag 2013 ISBN 978 3 940684 20 2 Machiavelli Der Furst conopolist Verlag 2019 ISBN 978 3 748521 02 0 Ausgabe mit uber 130 erklarenden Fussnoten Sekundarliteratur BearbeitenOtfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Akademie Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 05 004350 0 Dirk Hoeges Niccolo Machiavelli Die Macht und der Schein C H Beck Munchen 2000 ISBN 3 406 45864 5 Dirk Hoeges Der Principe Komplex Niccolo Machiavelli Funfhundert Jahre Missverstandnis Koln 2021 ISBN 978 3 9815560 5 6 Karl Mittermaier Machiavelli Moral und Politik zu Beginn der Neuzeit Katz Gernsbach 1990 ISBN 3 925825 27 4 Alexander Ulfig Hrsg Machiavelli gesammelte Werke in einem Band Zweitausendeins Frankfurt 2007 ISBN 978 3 86150 774 1 Carlo Schmid Machiavelli Fischer Bucherei Frankfurt 1956 DNB 453129080 Maurizio Viroli Niccolo s Smile A Biography of Machiavelli 2000 ISBN 0 374 52800 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Der Furst Quellen und Volltexte Der Furst im Project Gutenberg Il Principe at MetaLibri Digital Library Deutsche Ubersetzung von Johann Gottlob Regis 1842 The Prince with two shorter works www layline de geschichte Machiavelli html Eine Analyse des XVII Kapitel des Fursten Machiavelli Nigel Warburton and Quentin Skinner 23 August 2009 auf iTunes U Folge 3Fussnoten Bearbeiten Otfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Berlin 2012 S 10 Alessandro Pinzani Doch ein Republikaner In Otfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Berlin 2012 S 164 Alessandro Pinzani Doch ein Republikaner In Otfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Berlin 2012 S 165 Machiavelli Der Furst Insel Taschenbuch Frankfurt am Main 1995 S 148 Maurizio Viroli Niccolo s Smile A Biography of Machiavelli S 159 a b c Otfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Berlin 2012 S 5 Panajotis Kondylis Machiavelli Akademie Verlag 2007 S 20 Einleitung von Rudolf Zorn in Machiavelli Der Furst Il Principe ubersetzt und herausgegeben von Rudolf Zorn Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1978 ISBN 3 520 23506 4 S IX a b c d e Otfried Hoffe Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Berlin 2012 S 6 Der Furst Il Principe Ubersetzt und herausgegeben von Rudolf Zorn Alfred Kroner Stuttgart 1978 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Kroner Taschenbuchausgabe Stuttgart 1978 S 115 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 39 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 43 a b Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 46 a b Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 55 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 75 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 98 a b Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 106 a b Wolfgang Kersting Niccolo Machiavelli Munchen 2006 S 111 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 24 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 2 Thomas Flanagan The Concept of Fortuna in Machiavelli In Parel Anthony Hrsg The Political Calculus Toronto 1972 S 152 Rudolf Zorn Hrsg Niccolo Machiavelli Der Furst Stuttgart 1978 S 103 Claudia Knauer Das magische Viereck bei Niccolo Machiavelli fortuna virtu occasione necessita Wurzburg 1990 S 21 Einleitung von Rudolf Zorn in Machiavelli Der Furst Il Principe ubersetzt und herausgegeben von Rudolf Zorn Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1978 S XIV Einleitung von Rudolf Zorn in Machiavelli Der Furst Il Principe ubersetzt und herausgegeben von Rudolf Zorn Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1978 S XIII Einleitung von Rudolf Zorn in Machiavelli Der Furst Il Principe ubersetzt und herausgegeben von Rudolf Zorn Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1978 S XV Friedrich der Grosse Politisches Testament von 1752 Stuttgart 1987 S 81 Walter Reese Schafer Klassiker der politischen Ideengeschichte Munchen 2007 S 35 Werke von Niccolo Machiavelli Vom Staate Vom Fursten Geschichte von Florenz Die Kunst des KriegesKleine SchriftenAn Zanobi Buondelmonti und Luigi Alemanni meine lieben Freunde Das Leben des Castruccio Castracani Beschreibung der Art wie der Herzog von Valentinois Vitellozzo Vitelli Oliverotto von Fermo den Signor Pagolo Orsini und den Herzog von Gravina Orsini gefangennahm und totete Wie man das aufstandische Chianatal behandeln solle Bericht uber Deutschland Uber den Kaiser Maximilian Uber die Pisanische Angelegenheit Politischer Zustand Frankreichs am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts Die Natur der Franzosen Politischer Zustand Deutschlands am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts Verfassung der Stadt Lucca Denkschrift uber die Reform des Staates von Florenz Instruktion fur Raffaello Girolami Gesandten bei Karl V Verschiedene SatzeKomodienDie Mandragora Clizia Bruder AlberigoDialog uber die Sprache Die Belfagor Novelle Normdaten Werk GND 4261190 8 lobid OGND AKS LCCN n80051946 VIAF 179189694 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Furst amp oldid 236951722