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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1950 In der Schweiz fanden 1950 auf Bundesebene funf Volksabstimmungen statt im Rahmen von vier Urnengangen am 29 Januar 4 Juni 1 Oktober und 3 Dezember Dabei handelte es sich um drei obligatorische Referenden eine Volksinitiative und ein fakultatives Referendum Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmung am 29 Januar 1950 1 1 Ergebnis 1 2 Forderung der Wohnbautatigkeit 2 Abstimmung am 4 Juni 1950 2 1 Ergebnis 2 2 Neuordnung des Finanzhaushalts 3 Abstimmung am 1 Oktober 1950 3 1 Ergebnis 3 2 Verhinderung der Spekulation 4 Abstimmungen am 3 Dezember 1950 4 1 Ergebnisse 4 2 Wahl des Nationalrates 4 3 Finanzordnung 1951 bis 1954 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbstimmung am 29 Januar 1950 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis150 1 Bundesbeschluss betreffend die Verlangerung der Geltungsdauer und die Abanderung des Bundesbeschlusses uber Massnahmen zur Forderung der Wohnbautatigkeit FR 1 394 970 736 767 52 81 721 334 333 878 387 456 46 29 53 71 neinForderung der Wohnbautatigkeit Bearbeiten Zur Bekampfung des Wohnraummangels subventionierte der Bund seit 1942 zusammen mit den Kantonen den Bau und Umbau von Ein und Mehrfamilienhausern Diese Unterstutzungsmassnahme war bis Ende 1949 befristet doch der Bundesrat wollte sie trotz der angespannten Finanzlage um ein Jahr verlangern denn in den grossen industriellen Zentren war der Leerwohnungsanteil weiterhin sehr tief Obwohl beide Kammern des Parlaments das Vorhaben mit grosser Mehrheit unterstutzten ergriff der Zentralverband der schweizerischen Hauseigentumer und Grundeigentumervereine das Referendum Unterstutzung erhielt er vom Schweizerischen Handels und Industrieverein und von der FDP Die Gegner hielten eine weitere Unterstutzung nicht fur notwendig da der Mangel an erschwinglichen Wohnungen weitgehend behoben sei Angesichts der sinkenden Baukosten konnten Kantone und Gemeinden ihrer Pflicht nun alleine nachkommen Die Befurworter allen voran die SP der Schweizerische Gewerkschaftsbund und der Mieterverband argumentierten dass mit der Verlangerung keine Daueraufgabe abgesegnet sondern lediglich ein sanfter Ubergang zum vollstandigen Subventionsverzicht gewahrleistet werde Die Verlage scheiterte relativ knapp wobei sich ein starker Kontrast zwischen stadtischen und landlichen Kantonen zeigte 2 Abstimmung am 4 Juni 1950 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis151 3 Bundesbeschluss uber die verfassungsmassige Neuordnung des Finanzhaushaltes des Bundes OR 1 393 317 771 122 55 34 754 151 267 770 486 381 35 51 64 49 6 16 neinNeuordnung des Finanzhaushalts Bearbeiten Seit Ende der 1930er Jahre waren die Ausgaben des Bundes stark angewachsen wobei der Mehraufwand durch neue Steuern einigermassen gedeckt werden konnte Diese zusatzlichen Einnahmen stutzten sich jedoch nicht auf die Bundesverfassung sondern waren per Vollmachtenbeschlusse des Bundesrates eingefuhrt worden Fur die Zeit ab 1950 strebte der Bundesrat deshalb eine definitive in der Verfassung zu verankernde Finanzordnung an Eine Expertenkommission prasentierte 1947 mehrere Vorschlage In der Vernehmlassung trat die Linke fur progressive Steuern auf Einkommen und Vermogen ein wahrend die Rechte den Bund vor allem uber die Warenumsatzsteuer und Zolle finanzieren wollte Im Parlament war insbesondere die Weiterfuhrung der Wehrsteuer umstritten heutige direkte Bundessteuer Erst in der Einigungskonferenz der beiden Rate fand die Finanzordnung ihre definitive Form Zu den Befurwortern gehorten die burgerlichen Parteien und die Wirtschaftsverbande Sie betonten die Notwendigkeit das seit Jahrzehnten praktizierte Finanznotrecht durch eine verfassungsmassige Grundlage zu ersetzen Die neue Finanzordnung basiere auf der Verstandigung zwischen unterschiedlichen Interessen Die links stehenden Gegner argumentierten die Vorlage begunstige die Reichen gegenuber den Kleinverdienern und senke die Kaufkraft was letztlich der gesamten Wirtschaft schade Die Einnahmen wurden derart stark gedrosselt dass weder der vorgesehene Schuldenabbau noch ein ausgeglichener Haushalt realistisch seien Deutlich verfehlte die Vorlage sowohl das Volks als auch das Standemehr 4 Abstimmung am 1 Oktober 1950 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis152 5 Eidgenossische Volksinitiative zum Schutz des Bodens und der Arbeit durch Verhinderung der Spekulation VI 1 400 891 611 803 43 66 587 885 158 794 429 091 27 01 72 99 0 22 neinVerhinderung der Spekulation Bearbeiten Die antikapitalistische rechte Jungbauernbewegung reichte 1943 eine Volksinitiative ein deren Ziel der Schutz des Bodens und der Arbeit durch die Verhinderung von Spekulation war Erst sieben Jahre spater wurde sie vom Bundesrat behandelt doch die dafur verantwortliche Organisation existierte zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr weshalb linke Parteien und die Gewerkschaften das Begehren adoptierten Der Bundesrat hielt die Initiative sowohl sachlich als auch rechtlich fur unnotig denn in der Zwischenzeit seien insbesondere bei landwirtschaftlichen Grundstucken verschiedene Massnahmen zur Eindammung des Problems getroffen worden Auch das Parlament empfahl die Ablehnung Die wirtschaftsnahen und burgerlichen Gegner einschliesslich des Bauernverbandes sahen in der Initiative nicht ein Instrument gegen Bodenspekulation sondern einen Versuch der Verstaatlichung von Grund und Boden Die linken Befurworter wiesen auf die negativen Folgen der Spekulation fur die Mehrheit der Bevolkerung hin denn sie erhohe die Zinslast der Bauern und mittelbar auch die Konsumentenpreise Fast drei Viertel der Abstimmenden und samtliche Kantone lehnten die Vorlage ab 6 Abstimmungen am 3 Dezember 1950 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis153 7 Bundesbeschluss betreffend Abanderung des Artikels 72 der Bundesverfassung Wahl des Nationalrates OR 1 403 731 781 691 55 68 668 936 450 395 218 541 67 33 32 67 20 2 ja154 8 Bundesbeschluss uber die Finanzordnung 1951 bis 1954 OR 1 403 731 781 691 55 68 743 835 516 704 227 131 69 46 30 54 20 2 jaWahl des Nationalrates Bearbeiten Die Anzahl der Sitze des Nationalrates war letztmals 1931 angepasst worden seither entfiel auf je 22 000 Einwohner ein Sitz Angesichts des anhaltend starken Bevolkerungswachstums wurde die Sitzzahl bei den nachsten Wahlen basierend auf den Ergebnissen der Volkszahlung des Jahres 1950 voraussichtlich 212 betragen Ein im Dezember 1949 uberwiesenes Postulat von FDP Nationalrat Hermann Haberlin lud den Bundesrat dazu ein eine Uberprufung der Wahlmodalitaten vorzunehmen Der im April 1950 prasentierte bundesratliche Entwurf beschrankte sich darauf die so genannte Vertretungsziffer auf 24 000 zu erhohen was eine Sitzzahl von ungefahr 195 ergeben wurde Im Parlament war dieser Vorschlag fast unbestritten sodass die Abstimmung vollig im Schatten der heftigen Auseinandersetzungen um die neue Finanzordnung stand und keine grossen Wellen warf Aktiven Widerstand seitens der Parteien gab es nur im Kanton Glarus wo man im Falle der Erhohung des Quorums den Verlust des zweiten Sitzes befurchtete Mehr als zwei Drittel der Abstimmenden nahmen die Vorlage an Eine knappe Nein Mehrheit gab es im Kanton Schwyz wahrend der Kanton Glarus mit uber 84 Prozent Nein Stimmen ablehnte 9 Finanzordnung 1951 bis 1954 Bearbeiten Nach dem deutlichen Nein von Volk und Standen zur verfassungsmassigen Neuordnung des Bundesfinanzhaushalts am 4 Juni 1950 musste fur die nachsten Jahre sehr rasch eine Ubergangslosung gefunden werden da ansonsten ab 1951 etwa die Halfte der Einnahmen wegfallen wurde Nur wenige Wochen spater leitete der Bundesrat seine Vorschlage ans Parlament weiter die dann im September mit nur vereinzelten Gegenstimmen genehmigt wurden Die bis 1954 befristete Finanzordnung verankerte die wichtigsten Steuerquellen in der Verfassung insbesondere die Warenumsatzsteuer WUSt die Luxussteuer die Wehrsteuer die Verrechnungssteuer und eine Steuer auf Leistungen aus Lebensversicherungen Ausserdem kam das Parlament den Forderungen der politischen Linken entgegen und entlastete die weniger wohlhabenden Bevolkerungsschichten bei der WUSt und der Wehrsteuer Zu den Gegnern der Ubergangsordnung gehorten der LdU die LPS die Liberalsozialisten und die PdA die den Hinweis auf den drohenden Einnahmenausfall als Erpressungsversuch bezeichneten Die burgerlichen Gegner lehnten direkte Steuern grundsatzlich ab wahrend der LdU und die PdA sie als konsumentenfeindlich betrachteten Zu den Befurwortern gehorten alle grossen Parteien und die Wirtschaftsverbande Sie bestritten gewisse Mangel zwar nicht warnten aber vor einer Ablehnung da die massiven Einnahmenausfalle sozial und wirtschaftspolitische Aufgaben infrage stellen wurden Mehr als zwei Drittel der Abstimmenden nahmen die Vorlage an Nein Mehrheiten resultierten nur in den Kantonen Genf und Waadt 10 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 150 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 29 Oktober 2021 Manuel Graf Stadtische Wohnungsnot lasst landliche Gebiete kalt In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 220 221 swissvotes ch PDF 65 kB abgerufen am 29 Oktober 2021 Vorlage Nr 151 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 29 Oktober 2021 Christian Bolliger Foderalistische Finanzordnung ohne direkte Bundessteuern ist chancenlos In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 221 223 swissvotes ch PDF 69 kB abgerufen am 29 Oktober 2021 Vorlage Nr 152 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 29 Oktober 2021 Manuel Graf Rechts eingereicht links getragen klar verworfen In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 223 224 swissvotes ch PDF 64 kB abgerufen am 29 Oktober 2021 Vorlage Nr 153 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 29 Oktober 2021 Vorlage Nr 154 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 29 Oktober 2021 Yvan Rielle Grosse des Nationalrates Bevolkerungswachstum macht eine Angleichung der Wahlgrundlagen notig In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 224 225 swissvotes ch PDF 70 kB abgerufen am 29 Oktober 2021 Christian Bolliger Ein befristeter Verfassungsanker fur die wichtigsten Bundessteuern In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 225 226 swissvotes ch PDF 66 kB abgerufen am 29 Oktober 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1950 amp oldid 227630857