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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1935 In der Schweiz fanden auf Bundesebene vier Volksabstimmungen statt im Rahmen von vier Urnengangen am 24 Februar 5 Mai 2 Juni und 8 September Dabei handelte es sich um zwei fakultative Referenden und zwei Volksinitiativen Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmung am 24 Februar 1935 1 1 Ergebnis 1 2 Neuordnung der militarischen Ausbildung 2 Abstimmung am 5 Mai 1935 2 1 Ergebnis 2 2 Verkehrsteilungsgesetz 3 Abstimmung am 2 Juni 1935 3 1 Ergebnis 3 2 Bekampfung der Wirtschaftskrise 4 Abstimmung am 8 September 1935 4 1 Ergebnis 4 2 Totalrevision der Bundesverfassung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbstimmung am 24 Februar 1935 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis119 1 Bundesgesetz uber die Abanderung des Bundesgesetzes vom 12 April 1907 betreffend die Militarorganisation Neuordnung der Ausbildung FR 1 189 573 950 680 79 91 936 954 507 434 429 250 54 16 45 84 jaNeuordnung der militarischen Ausbildung Bearbeiten Die Organisation der Schweizer Armee hielt nach Ansicht des Bundesrates nicht mehr mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung der Kriegsfuhrung Schritt weshalb er im Jahr 1934 eine Revision der Militarorganisation von 1907 beantragte Dabei sollte die angestrebte Neuordnung der Ausbildung die Wehrpflichtigen befahigen die gestiegenen Anforderungen bei der Handhabung der Waffen und beim Verhalten im Feld zu bewaltigen Als wichtigste Massnahme schlug der Bundesrat die Verlangerung der Rekrutenschule vor beispielsweise von 67 auf 90 Tage bei der Infanterie Das Parlament genehmigte den Antrag mit wenigen Anderungen Mit Unterstutzung einzelner SP Kantonalparteien ergriffen die Kommunisten das Referendum Im ausserordentlich heftig und bisweilen polemisch gefuhrten Abstimmungskampf gerieten Sachargumente zeitweise in den Hintergrund denn die Gegner wurden als von der Sowjetunion ferngesteuert und die Befurworter als Faschisten beschimpft Letztere argumentieren die Modernisierung der Kriegsfuhrung verlange nach einer verbesserten Ausbildung und ein Ja sei als aussenpolitisches Signal fur den Wehrwillen der Schweiz von grosser Bedeutung Andererseits waren die Gegner der Meinung in der Rekrutenschule wurde zu viel Wert auf nebensachlichen Drill gelegt und zu wenig Zeit fur die eigentliche Ausbildung aufgewendet weshalb eine Konzentration auf das Wesentliche eine Verlangerung unnotig mache Die Beteiligung von fast 80 Prozent war die vierthochste in der Geschichte eidgenossischer Volksabstimmungen es resultierte ein eher knappes Ja 2 Abstimmung am 5 Mai 1935 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis120 3 Bundesgesetz uber die Regelung der Beforderung von Gutern und Tieren mit Motorfahrzeugen auf offentlichen Strassen Verkehrsteilungsgesetz FR 1 190 054 751 726 63 16 720 123 232 954 487 169 32 35 67 65 neinVerkehrsteilungsgesetz Bearbeiten Die Weltwirtschaftskrise verursachte bei den Schweizerischen Bundesbahnen massive Ertragseinbruche Vertreter der Eisenbahninteressen setzten sich seit den 1920er Jahren dafur ein den aufkommenden gewerblichen Guterverkehr auf der Strasse einer Konzessionspflicht zu unterstellen Andererseits sahen sich auch die Strassentransport unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert Aus diesem Grund arbeiteten Interessenvertreter beider Transportarten einen Gesetzesentwurf aus den Bundesrat und Parlament praktisch unverandert ubernahmen Das Verkehrsteilungsgesetz wollte vorschreiben dass Konzessionen fur den gewerblichen Guterverkehr auf Strecken von 10 bis 30 km den Lastwagen vorbehalten sein sollten wahrend auf langeren Strecken grundsatzlich die Eisenbahn zum Zuge kommen sollte Transporte von eigenen Gutern mit eigenen Wagen und Material sowie Transporte bis zu 10 km sollten konzessionsfrei bleiben Ein Komitee aus der Romandie brachte ein Referendum gegen das Gesetz zustande obwohl die Wirtschaftsdachverbande und die direkt Betroffenen es unterstutzten Die rechts stehende Gegnerschaft befurchtete die neue Transportordnung begunstige die Bahnen und ruiniere das Automobil wahrend die SP das Gesetz aus genau gegenteiligen Grunden bekampfte Laut den Befurwortern wurde das Gesetz die volkswirtschaftlich schadliche Anarchie beenden und deutlich verbesserte Verkehrsdienstleistungen ermoglichen Etwas mehr als zwei Drittel der Abstimmenden lehnten das Gesetz ab nur in den Kantonen Graubunden und Tessin resultierten Ja Mehrheiten 4 Abstimmung am 2 Juni 1935 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis121 5 Eidgenossische Volksinitiative zur Bekampfung der Wirtschaftskrise VI 1 194 129 1 007 285 84 34 992 667 425 242 567 425 42 84 57 16 4 18 neinBekampfung der Wirtschaftskrise Bearbeiten Hauptartikel Kriseninitiative Die Bekampfung der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in der Schweiz zielte darauf ab durch tiefere Preise und Lohne die internationale Wettbewerbsfahigkeit der Exportwirtschaft zu erhohen Demgegenuber vertrat der Gewerkschaftsbund die Kaufkrafttheorie nach der hohe Lohne die Kaufkraft der Konsumenten und damit auch die Nachfrage starken Im Fruhjahr 1934 formierte sich eine breit abgestutzte Bewegung gegen die als krisenverscharfend empfundene Deflationspolitik Bis Ende November wurden mehr als 330 000 Unterschriften fur eine Volksinitiative zur Bekampfung der Wirtschaftskrise gesammelt Fur die Dauer von funf Jahren sollte der Bund zu Massnahmen verpflichtet werden darunter die Bekampfung von Lohn und Preisabbau Arbeitsbeschaffung Unterstutzung von Bauern und Gewerbebetrieben eine Arbeitslosenversicherung Exportforderung Regulierung des Kapitalmarkts Kontrolle des Kapitalexports sowie Kontrolle von Kartellen und Trusts Der Bundesrat gab zwar zu dass die wirtschaftliche Lage ausserordentlich ernst sei hielt die vorgeschlagenen Massnahmen aber fur ungeeignet Auch das Parlament empfahl die Initiative abzulehnen Der Abstimmungskampf war heftig war aber nicht von einem scharfen Links Rechts Kontrast gepragt da es auf rechter Seite durchaus abweichende Haltungen gab Die Befurworter versprachen dass sich dank der Massnahmen zur Erhaltung der Kaufkraft und insbesondere dank des vorgesehenen Lohnschutzes das Arbeiten wieder lohnen werde ebenso seien die Kosten tragbar Die Gegner argumentierten vor allem weltanschaulich und behaupteten die extreme Initiative trage dazu bei einen sozialistischen Staat aufzubauen Sie warnten die Schweiz durfe nicht zum Versuchsfeld fur volkswirtschaftliche Irrlehren wirtschaftliche Experimente und staatsfinanzielle Ubertreibungen werden Die Stimmbeteiligung von 84 4 war die hochste in der Geschichte des Bundesstaats es resultierte eine relativ deutliche Ablehnung Zustimmende Mehrheiten gab es nur in den Kantonen Basel Landschaft Basel Stadt Bern Schaffhausen und Solothurn 6 nbsp Abstimmungsplakat von Charles L EplattenierAbstimmung am 8 September 1935 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis122 7 Eidgenossische Volksinitiative fur eine Totalrevision der Bundesverfassung VI 1 193 941 727 063 60 90 707 713 196 135 511 578 27 71 72 29 3 19 neinTotalrevision der Bundesverfassung Bearbeiten Hauptartikel Fronteninitiative Im Frontenfruhling von 1933 entstanden eine Reihe von rechtsextremen Bewegungen die eine nationalistische autoritare und berufsstandische Staatsordnung anstrebten Nach der Ablehnung des Staatsschutzgesetzes und dem Rucktritt von Bundesrat Heinrich Haberlin sahen sie ihre Chance gekommen auf direktdemokratischem Weg eine neue Staatsform herbeizufuhren Die Nationale Front die Organisationen Das Aufgebot und Neue Schweiz sowie die Jungkonservativen reichten im Herbst 1935 eine Initiative auf Totalrevision der Bundesverfassung ein Bei einem Ja zur Initiative musste die Bundesversammlung aufgelost und neu gewahlt werden Allerdings setzte der Bundesrat den Abstimmungstermin nur wenige Wochen vor den ordentlichen Wahlen 1935 an was eine Auflosung im Falle der Annahme faktisch verhinderte Die Befurworter waren sich nicht einig wie die neue Verfassung aussehen sollte Wahrend die Frontisten einen zentralistischen Fuhrerstaat wollten strebten die Katholisch Konservativen insbesondere die Starkung der Berufsstande und der Kirche an die Liberalkonservativen wollten vor allem die Stellung der Kantone starken Auf der anderen Seite warfen die Gegner den Fronten Antiparlamentarismus Antidemokratismus und blindes Kopieren nationalsozialistischer Vorbilder vor Den Katholiken unterstellten sie einen Obrigkeitsstaat wiederherstellen zu wollen Letztlich erwies sich die Initiative mit einem Ja Stimmen Anteil von knapp uber einem Viertel als chancenlos nur in den katholischen Kantonen Wallis Freiburg Obwalden und Appenzell Innerrhoden gab es knappe befurwortende Mehrheiten 8 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 119 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 24 Oktober 2021 Christian Bolliger Verlangerung der Rekrutenschule entzweit die Sozialdemokraten In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 175 176 swissvotes ch PDF 70 kB abgerufen am 24 Oktober 2021 Vorlage Nr 120 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 24 Oktober 2021 Christian Bolliger Das Verhaltnis von Strasse und Schiene bleibt unreguliert In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 177 178 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 24 Oktober 2021 Vorlage Nr 121 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 24 Oktober 2021 Christian Bolliger Die Kriseninitiative wird bei rekordhoher Beteiligung verworfen In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 178 180 swissvotes ch PDF 72 kB abgerufen am 24 Oktober 2021 Vorlage Nr 122 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 24 Oktober 2021 Christian Bolliger Braun schwarz blaue Revisions Allianz ist chancenlos In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 180 181 swissvotes ch PDF 68 kB abgerufen am 24 Oktober 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1935 amp oldid 231942507