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Wohnraummangel auch Wohnungsmangel Wohnungsnot liegt auf dem Wohnungsmarkt vor wenn das Angebot an Wohnungen deutlich geringer ist als die Nachfrage Folge ist die Steigerung der Mietpreise bzw der Kaufpreise fur Wohnimmobilien Gegensatz ist die Situation des Leerstands von Wohnungen Ansichtskarte zur Wohnungsnot in Leipzig um 1900 Um Marktgleichgewicht auf dem Wohnungsmarkt handelt es sich wenn Wohnungsangebot und Wohnungsnachfrage theoretisch ubereinstimmen sodass der Marktpreis konstant bleibt und als Gleichgewichtspreis fungiert Wohnraummangel stellt mithin ein Marktungleichgewicht dar Die Knappheit kann sich auf einzelne Marktsegmente des Wohnungsmarkts beschranken beispielsweise auf Sozialwohnungen Wohnungseigentum Luxuswohnungen Appartements oder Grosswohnkomplexe Ausserdem kann der Wohnraummangel regional begrenzt auftreten beispielsweise haufiger in Westdeutschland als in Ostdeutschland oder in Grossstadten oder Ballungszentren Da Wohnungen ein immobiles Gut sind und einer regional kurzfristig wachsenden Nachfrage nicht folgen konnen kommt es auch dann zu Wohnraummangel wenn eine im Bundesdurchschnitt ausreichende Zahl von Wohnungen vorhanden ist 1 Auch konkurrierende Nutzungsarten zum Beispiel Wohnen Gewerbetrieb Ladengeschaft sind zu berucksichtigen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ab dem 20 Jahrhundert 1 2 Ab dem 21 Jahrhundert 2 Rechtsfragen 3 Wirtschaftliche Aspekte 4 Situation in Deutschland 4 1 Ursachen der aktuellen Wohnungsnot 4 2 Folgen 4 3 Statistik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSiehe auch Geschichte des Wohnens nbsp Heinrich Zille Geburtstag 1909In vielen mittelalterlichen Stadten war Wohnraummangel ein permanentes Problem auch weil Baugrund in ummauerten Stadten nur begrenzt zur Verfugung stand In der fruhen Neuzeit durfte haufig aus militarischen Grunden nicht ausserhalb der Befestigungsanlagen im Festungsrayon gebaut werden sodass sich die Stadte innerhalb immer weiter verdichteten Die Industrialisierung des 19 Jahrhunderts fuhrte dann zu einem starken Stadtewachstum Urbanisierung verbunden mit Landflucht und dem Heranwachsen von Slums und Mietskasernen in den Vorortbereichen von Stadten in England und anderen Industrieregionen Wohnraummangel war ein zentrales Problem dieses Pauperismus und wurde beispielsweise auch von Kunstlern wie Heinrich Zille thematisiert Ein Phanomen dieser Zeit waren auch Schlafganger die nur stundenweise ein Bett anmieten konnten Die Sozialreformatorische Bewegung des ausgehenden 19 Jahrhunderts sah in den unzureichenden Wohnverhaltnissen breiter Bevolkerungsteile einen unhaltbaren Zustand Hintergrund war das anhaltende Wohnungselend in der Kaiserzeit insbesondere in den Arbeitervierteln Mit Protesten bis hin zum Mietstreik oder gegen Zwangsraumungen war im Umfeld der Arbeiterbewegung immer wieder die Forderung nach gesundem und bezahlbarem Wohnraum artikuliert worden Eine Reaktion war die Grundung erster Wohnungsbaugenossenschaften Die erste Baugenossenschaft wurde 1862 in Hamburg Steinwerder gegrundet die alteste noch heute bestehende Baugenossenschaft ist die Munchener die 1871 errichtet wurde 2 Ab dem 20 Jahrhundert Bearbeiten In der Weimarer Republik begann der Soziale Wohnungsbau um den noch immer grassierenden Wohnraummangel in den Grossstadten abzumildern In den 1920er Jahren entstanden in vielen deutschen Stadten neue Siedlungen die insbesondere Bevolkerungsgruppen mit kleinem Einkommen ein gesundes Wohnumfeld bieten sollte 2 Der tendenziell knappe Wohnraum loste immer wieder Mietpreisbindungen aus 3 Die erste staatliche Preisbindung der Miete erfolgte durch das Reichsmietengesetz vom Marz 1922 im Oktober 1936 wurden von den Nationalsozialisten ein Mietpreisstopp verhangt und weitere Mietpreisbehorden eingerichtet 4 nbsp Wohnungsmangel als Wahlkampfthema zur ersten BundestagswahlZu einer erneuten Verscharfung kam es durch die Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges sowie durch den Zustrom von Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Der Wiederauf und Neubau von Wohnraum stellte eine der grossten Herausforderungen der Nachkriegszeit in Deutschland dar Die Ausgangslage nach dem Zweiten Weltkrieg war dabei durch traditionell einfache Wohnbedingungen umfangreiche Zerstorungen und die Notwendigkeit gepragt Fluchtlinge zu versorgen In Westdeutschland wurde auf den Wohnraummangel mit massivem Sozial und Mietwohnungsbau sowie der Unterstutzung von Wohneigentumsbildung reagiert Der Wohnungsbau der Nachkriegszeit wurde vorwiegend durch Finanzhilfen im sozialen Wohnungsbau sowie gunstige Kredite der offentlichen Hand z B uber die staatliche KfW angeregt Ferner wurde der Wiederaufbau uber die Steuergesetzgebung unterstutzt Spater flankierten subjektbezogene Wohngeldzahlungen die Wohnungspolitik und die Finanzierung wurde durch anteilige Kapitalmarktmittel und steuerliche Begunstigungen der Eigenkapitalseite erganzt Die grossangelegten Wohnungsbauprogramme zwischen 1950 und 1990 beseitigten den Wohnraummangel in Deutschland weitgehend Im Juni 1960 sorgte der damalige Wohnungsbauminister Paul Lucke durch das Gesetz uber den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft fur die Beseitigung der Wohnungszwangswirtschaft Lucke Plan und die Aufhebung der Mietpreisbindung Es sollte die akute Wohnungsnot beseitigen indem es auch steuerlich den Bau von familiengerechten Eigenheimen forderte Von 1963 bis 1965 bauten in Zusammenhang mit dem Lucke Plan und der damit verbundenen teilweisen Aufhebung des Mieterschutzes zahlreiche Gemeinden neue Obdachlosenunterkunfte im Schlichtwohnungsbau 5 Ab August 1963 durften die Vermieter in Westdeutschland ihre Mietforderung angemessen bis zu einem Hochstsatz von 25 Prozent erhohen ab 1964 gab es auch fur Altbaumieten keine Hochstgrenzen mehr 6 Die These dass ein Abbau von Mieterschutzmassnahmen die Wohnungsbauinvestitionen forderte konnte allerdings empirisch nicht nachgewiesen werden In jeder Periode gebe es andere Variablen die fur Veranderungen im freifinanzierten Mietwohnungsbau allein ausschlaggebend sein konnen Der zeitlichen Zusammenhang von Mietrechtsanderungen der Nachkriegszeit mit dem Verlauf von Wohnungsbauinvestitionen zeige dass es fehlgeleitet sei bspw den Bauboom zwischen 1970 und 1974 als Auswirkung des damaligen Abbaugesetzes darzustellen Dann bleibe namlich das niedrige Niveau des Wohnungsbaus in den Jahren 1968 bis 1970 unerklarlich Ahnliches gilt fur den darauf folgenden Ruckgang des Wohnungsbaus ab 1974 Das Wohnraumkundigungsschutzgesetz wurde bereits 1971 bis 1974 eingefuhrt Deshalb liesse sich der behauptete Einfluss des Mieterschutzes als Ursache des Ruckgangs empirisch nicht belegen 7 International lassen sich seit etwa 1950 in den Grossstadten der Entwicklungs und Schwellenlander ahnliche Entwicklungen beobachten wie im Europa des 19 Jahrhunderts mit der Entstehung von Slums und der Uberbelegung des vorhandenen Wohnraums Auch in entwickelten Landern gibt es Stadtregionen mit extremem Wohnraummangel etwa San Francisco oder Hongkong Dort spielt auch die beengte Topografie in Insel bzw Halbinsellage eine Rolle Ab dem 21 Jahrhundert Bearbeiten Durch verstarkten Zuzug in die prosperierenden Ballungsgebiete seit 2010 wird Wohnraummangel in einigen deutschen Grossstadten wieder zum Problem Andererseits wird aufgrund des demografischen Wandels in einigen landlichen Regionen in Deutschland Leerstand zu einem wachsenden Phanomen Sonderformen von Wohnraummangel konnen auftreten wenn zwar an sich ausreichend Wohnungen vorhanden sind diese aber dem regularen Wohnmarkt dauerhaft entzogen werden Beispiele hierfur fanden sich zum einen in realsozialistischen Systemen mit staatlich festgelegten Mieten unterhalb der Kostendeckung die in Verbindung mit Materialmangel dazu fuhrten dass vorhandene Wohnungen nicht mehr in bewohnbarem Zustand gehalten werden konnten und verfielen Ein anderes Beispiel sind Ferienregionen besonders in Insellage wo viele Wohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt oder direkt als solche gebaut wurden sodass beispielsweise einheimisches Servicepersonal verdrangt wird und von massiven Mietsteigerungen betroffen ist Seit etwa 2010 weitet sich dieses Problem mit der Verbreitung von Diensten wie Airbnb auch auf viele Metropolen wie Amsterdam oder Barcelona aus In London und einigen anderen westlichen Finanzplatzen spielt auch die weite Verbreitung ungenutzter Zweitwohnsitze eine Rolle die von reichen Privatleuten aus instabilen Landern gehalten werden sei es zur Geldwasche oder als Absicherung und Zufluchtsort bei Problemen im Heimatland Rechtsfragen BearbeitenWohnungsknappheit ist ein soziales Problem das haufig breite Bevolkerungsschichten trifft Deshalb greift der Gesetzgeber durch Einfuhrung oder Verscharfung des Mieterschutzes ein Mietervereine nehmen die Interessen der Mieter wahr und sind im Dachverband des Deutschen Mieterbunds als Interessenverband zusammengeschlossen Wegen der sozialen Bedeutung ist die Wohnungsmiete im BGB starker reglementiert als die ubrigen Mietverhaltnisse Das deutsche Mietrecht betont deshalb den Mieterschutz Dazu gehort insbesondere das Recht auf Mietminderung bei einem Mangel 536 Abs 1 BGB Begrenzung der Mietkaution auf das Dreifache der Miete 551 BGB Unwirksamkeit einer Vertragsstrafe 555 BGB Mietpreisbindung fur Gebiete mit einem angespannten Wohnungsmarkt auf 10 uber der ortsublichen Vergleichsmiete 556d BGB Mieterhohung nur bis zur ortsublichen Vergleichsmiete 558 BGB der Mietspiegel als Vergleichsgrundlage 558c BGB begrenzte Mieterhohungen nach Modernisierungsmassnahmen 559 BGB sowie Kundigungsfristen Seit Juni 2015 ist das als Mietpreisbremse bekannte Mietrechtsnovellierungsgesetz in Kraft wonach in einem so genannten angespannten Wohnungsmarkt die verlangte Miete hochstens 10 uber der ortsublichen Vergleichsmiete liegen darf 556d BGB Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenUrsache des Wohnraummangels ist aus volkswirtschaftlicher Sicht dass die Wohnungsnachfrage steigt Nachfrageuberhang wahrend das Wohnungsangebot stagniert oder sogar abnimmt Knappheit 8 Die Wohnungsnachfrage steigt etwa durch Bevolkerungszuwachs hohere Geburtenrate sinkende Sterberate Zuwanderung oder soziodemografische Effekte Heranwachsende ziehen fruher bei den Eltern in eigene Wohnungen aus Uberalterung fuhrt zur Blockade von Wohnungen Das Wohnungsangebot nimmt ab durch Abriss ohne Wiederaufbau oder Zweckentfremdung von Wohnraum als Ferienwohnungen Grunde fur die Stagnation des Wohnungsangebots konnen in der Bauwirtschaft beispielsweise zu geringe Kapazitaten durch Fachkraftemangel oder bei den Bauherren zu finden sein zu geringe Mietrendite staatliche Marktregulierung etwa durch Mietpreisbindung Leerstand Furcht vor Mietnomaden Das Wohnungsangebot kann nur mittelfristig gesteigert werden weil der Zeitraum zwischen Bauantrag und Bezugsfertigkeit zu berucksichtigen ist Eine rein marktwirtschaftlich orientierte Wohnungswirtschaft alleine kann den Mangel offenkundig nicht beheben da Neubauten vor allem im gewinntrachtigen gehobenen und luxuriosen Marktsegment errichtet werden und hierin in einigen Stadten bereits ein Uberangebot besteht Auch fuhrt Spekulation dazu dass Grundstucke in der Hoffnung auf weitere Preissteigerung nicht bebaut werden Ebenso bleiben Eigentumswohnungen oft langere Zeit unvermietet da eine leere Wohnung leichter verkauflich ist und der Eigentumer sich kurzfristig einen grosseren Gewinn erhofft als langfristig durch Mieteinnahmen zu erzielen ware sogen spekulativer Leerstand In Frankreich senkte eine Steuer auf leerstehende Immobilien erfolgreich die Leerstandsquote 9 Da beim Wohnraummangel die Verhandlungsmacht bei den Vermietern liegt ist der Wohnungsmarkt ein Vermietermarkt denn die Vermieter konnen als Vertragspartei die Mietbedingungen weitgehend diktieren Situation in Deutschland BearbeitenDie im April 2018 in Deutschland aufgekommene Forderung nach Enteignung von privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen wurde von Vertretern des arbeitgebernahen IDW kritisiert Der Staat wurde bei einer Enteignung die Verantwortung ubernehmen mussen Der Wohnraummangel sei zudem eine Angebotslucke die nicht dadurch beseitigt werde dass nicht mehr ein Wohnungsunternehmen sondern der Staat Gesellschafter sei Die mit Wohnraummangel verbundenen Forderungen nach mehr Neubauten sah dagegen Schonig Professorin fur Stadtplanung an der Bauhaus Universitat nicht als Losung Bezahlbarer Wohnraum fur untere und mittlere Einkommensschichten befinde sich vor allem im Bestand der durch Neubauten nicht gunstiger werde Enteignungen beurteilte sie als eine angemessene Massnahme fur eine soziale Wohnraumversorgung 10 Im Jahr 2019 lehnten 70 der Deutschen Enteignungen von Grosskonzernen ab wahrend 89 der Befragten den Neubau von Sozialwohnungen als gut oder sehr gut geeignet sahen um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen 11 Anfang der 2020er Jahre forderten unter anderem der Deutsche Mieterbund und Die Linke eine Option auf Wohnungstausch von Senioren und jungen Familien im Mietrecht zu verankern 12 Ursachen der aktuellen Wohnungsnot Bearbeiten Als Ursachen der aktuellen Wohnungsnot gelten unter anderem Der soziale Wohnungsbau wurde nach der Wende weitgehend eingestellt Infolgedessen fallen immer mehr Wohnungen aus der Sozialbindung ohne dass neue Wohnungen hinzukamen Manche Stadte wie etwa Dresden verkauften ihren Bestand an Sozialwohnungen vollstandig an private Investoren die Bevolkerung ist seit 2011 um ca 3 Mio Einwohner gestiegen Die Baukosten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen Kritisiert wird in diesem Zusammenhang insbesondere die Energieeinsparverordnung mit der Pflicht zum umfassenden Dammen von Wohngebauden Die 2017 gewahlte Landesregierung in Nordrhein Westfalen will uber eine Bundesratsinitiative die Energieeinsparverordnung fur die nachsten drei Jahre komplett aussetzen 13 Infolge der Niedrigzinspolitik der Europaischen Zentralbank wenden sich Investoren und Spekulanten zunehmend Immobilien zu dem sog Betongold Teilweise wird Bauerwartungsland gekauft um auf hohere Preise zu spekulieren und dieses Bauland spater zu hoheren Preisen wieder zu verkaufen So wollen in uber 60 der Falle von Nicht Bebauung Besitzer weder selbst bebauen noch verkaufen da sie den Baugrund fur spatere Generationen zuruckhalten und in etwa ein Drittel der Falle auf Grundstucksspekulationen setzen 14 In Berlin wurden von 22 000 erteilten Baugenehmigungen lediglich 40 Prozent realisiert die anderen 60 Prozent sind ungenutzt Infolge der Spekulation haben sich die Preise fur Bauland in Stadten wie Frankfurt seit 2014 verdoppelt die Preise fur Wohneigentum sind um 50 Prozent gestiegen 15 Bauherren konnten aufgrund der niedrigen Zinsen bei gleicher monatlicher Belastung Kapitaldienst einen hoheren Kaufpreis zahlen Mit dem deutlichen Anstieg der Zinsen scheinen die Preise wieder zu fallen 16 Neue Wohnungen werden auch am Bedarf vorbei gebaut So werden in Stadten von Investoren oft Luxuswohnungen gebaut die fur die breite Bevolkerungsschicht als unerreichbar gelten Zudem werden uberwiegend grosse Wohnungen gebaut obwohl derartige Wohnungen ausreichend am Wohnungsmarkt vorhanden sind und es vielmehr an kleinen Ein und Zweiraumwohnungen fehlt 17 Auf dem Land entstehen ganze Siedlungen mit Eigentumswohnungen und Hausern fur die eine entsprechende Nachfrage fehlt teilweise wird bis zu 28 Mal so viel Eigentum errichtet wie eigentlich an Bedarf vorhanden ware 18 Siehe auch Gentrifizierung Durch eine zunehmende Konzentration der Bevolkerung in Deutschland in wenigen Grossstadten kommt es zu einem regionalen Auseinanderfallen von Angebot und Nachfrage Bundesweit standen 2017 2 14 Millionen Wohnungen leer dies entspricht 5 2 des Wohnungsbestands jedoch betrifft dieser Wohnungsleerstand vor allem landliche und strukturschwache Regionen und uberschreitet dort regional mehr als 10 des Wohnungsbestands wahrend gleichzeitig in einzelnen Grossstadten und wirtschaftlich starken Regionen ein erheblicher Nachfrageuberhang fur Wohnraum besteht 19 Kurzzeitvermietungen von Wohnraum oder eine Umwandlung in Ferienwohnungen konnen die betreffende Wohnung dem Wohnungsmarkt entziehen Beispielsweise wurden bei Airbnb 2020 in Berlin pro Monat durchschnittlich 10 000 Wohnungen angeboten 20 Diese Verknappung des Angebots kann zu Mietsteigerungen fuhren So steigen laut einer Studie des DIW durch eine zusatzliche Airbnb Unterkunft die Angebotsmieten im direkten Umfeld im Durchschnitt um 13 Cent pro Quadratmeter Um die Zweckentfremdung von Wohnraum einzuschranken planten oder verabschiedeten beginnend mit Berlin seit 2014 mehrere Bundeslander Gesetze Durch das Zweckentfremdungsverbot in Berlin sei das Angebot an Mietwohnungen wieder gestiegen wodurch die Mieten etwas gesunken seien 21 Kritisiert wird dass inzwischen auch die Trager der freien Wohlfahrtspflege keine Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt finden und infolgedessen zunehmend Personen die zu sozialen Randgruppen gehoren wie Alleinerziehende oder Behinderte obdachlos werden Die Ursache liege darin dass Mietvertrage mit Tragern der freien Wohlfahrtspflege dem Gewerbemietrecht unterliegen die Anmietung erfolgt um diese Wohnungen an Bedurftige unterzuvermieten Somit besteht auch kein Kundigungsschutz wie dies normalerweise bei Wohnraummietvertragen der Fall ist Bundestagsabgeordnete wie Corinna Ruffer fordern deshalb eine Ausweitung des Kundigungsschutzes fur Wohnraummietvertrage 22 23 Folgen Bearbeiten Die Folgen des Wohnraummangels sind vielschichtig und komplex nur ein Teil davon findet ublicherweise Einzug in die politische Diskussion Zu den Folgen des Wohnraummangels zahlen beispielsweise hohe Mieten die einen betrachtlichen Teil des verfugbaren Einkommens binden der dann fur Konsumausgaben oder zur Bildung von Altersrucklagen fehlt siehe private Liquiditatsrechnung Durch steigende Mietbelastungsquoten erhohen sich die Finanzrisiken der Privathaushalte Auch das Pendeln uber weitere Strecken mit den damit verbundenen okologischen und gesundheitlichen Folgen ist ein Resultat fehlenden Wohnraums Nicht zuletzt fuhrt der Mangel an Wohnungen zu einer geringeren Dynamik innerhalb des Wohnungsmarkts sodass Menschen die einmal eine Wohnung gefunden haben nicht mehr umziehen da eine neue Wohnung deutlich teurer ist als die alte selbst wenn diese inzwischen zu gross ist oder nicht mehr zur Lebenssituation passt Besonders problematisch kann der Wohnraummangel fur Menschen werden die bestimmte Sozialleistungen erhalten Menschen mussen ihre Wohnung unter Umstanden aufgeben wenn die Grosse der Wohnung fur den Hausstand als unangemessen eingestuft wird Beispiel 2 Personen uber 60 m bei 4 uber 80 m In solchen Fallen kann gefordert werden dass der Betroffene die Wohnung aufgibt und eine angemessene Wohnung findet Da die Behorden aber oft mit veralteten Mietspiegeln arbeiten bzw die Mieten bei Neuvermietung erheblich von den Bestandsmieten abweichen werden Betroffene entgegen der gesetzlichen Konzeption haufig in wenige soziale Brennpunkte mit gunstigen Mieten verdrangt oft verbunden mit der Teilaufgabe eines langjahrigen gewachsenem sozialen Umfelds Besonders tragisch scheint ein solcher Wegzug naturlich fur schulpflichtige Kinder Fur zukunftige Rentner ist zu erwarten dass nach Jahrzehnten des Wohnraummangels und steigender Mieten wo wahrend einer aktiven Beschaftigung ein Mietpreisniveau akzeptiert wurde welches als Rentenbezieher zukunftig nur sehr schwer aufrechtzuerhalten sein wird ebenfalls erzwungene Umzuge stattfinden werden Noch fehlen entsprechend angelegte Grossstudien aber die Problematik zu erwartende Mini Rente trifft auf Top Mieten ist zumindest in Ballungsgebieten nicht von der Hand zu weisen Fur Familien konnen die Folgen des Wohnraummangels ebenfalls dramatisch sein Dabei geht es nicht immer nur um beengte Wohnverhaltnisse Junge Erwachsene aus einkommensschwachen Familien konnen je nach personlichen Einkommensverhaltnissen Berufsanfanger gezwungen sein die Stadt ihrer Eltern ihre Heimatstadt zu verlassen und besonders in Ballungsgebieten in weit entfernte Wohnorte zu ziehen Das hat nicht nur einen Effekt auf das Sozial sondern auch auf das Familienleben Wohnraumnot bzw die daraus resultierenden Mieten haben auch einen Effekt auf die kreative innovative Kraft bzw die Kultur einer Stadt haufig sind kreativschaffende auf niedrige Fixkosten fur Wohnraum in ganz besonderer Form angewiesen Am Beispiel von Berlin ist dies sehr schon nachvollziehbar Als Wohnraum noch gunstig war wurde Berlin zu einer Metropole fur Kreative und Start Ups Mit den sich stetig erhohenden Mieten droht Berlin diese Attraktivitat zu verlieren Ferner leidet mitunter auch die Immobiliensubstanz unter dem Wohnraummangel da renditeorientierte Vermieter auch mit sparsamer oder unterlassener Instandhaltung von Wohngebauden ohne Probleme Mieter finden Statistik Bearbeiten Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung zwischen dem 31 Dezember 2011 bis zum 31 Dezember 2016 fur die 15 grossten Stadte in Deutschland Da in der Bundesrepublik durchschnittlich etwa zwei Personen pro Haushalt leben spannt sich der Wohnungsmarkt bei einem Verhaltnis uber zwei neuen Einwohnern pro neuer Wohnung weiter an ein Verhaltnis unter zwei stunde fur eine Entspannung am lokalen Wohnungsmarkt Zu beachten ist dass in einigen Stadten noch vorhandene Leerstandsreserven genutzt werden konnten besonders in Leipzig dort lag die Leerstandsquote zum Zensus 2011 noch bei 12 1 des Gesamtbestandes in geringem Mass auch in Duisburg Dresden Essen und Dortmund Entwicklung in den 15 grossten Stadten vom 31 Dezember 2011 bis zum 31 Dezember 2016Stadt Bevolkerungs entwicklung 24 FertiggestellteWohnungen 25 Neue Einwohnerpro neuer WohnungBerlin 248 828 35 087 7 1Hamburg 92 251 30 062 3 1Munchen 99 381 30 179 3 3Koln 62 270 15 398 4 0Frankfurt am Main 59 881 16 016 3 7Stuttgart 37 017 8 082 4 6Dusseldorf 20 837 7 422 2 8Dortmund 14 410 4 403 3 3Essen 17 184 3 432 5 0Leipzig 61 045 4 261 14 3Bremen 21 676 7 585 2 9Dresden 29 407 7 169 4 1Hannover 23 379 4 422 5 3Nurnberg 21 543 6 681 3 2Duisburg 12 375 2 179 5 7Literatur BearbeitenBarbara Schonig Lisa Vollmer Hg Wohnungsfragen ohne Ende Ressourcen fur eine soziale Wohnraumversorgung transcript Bielefeld 2020 ISBN 978 3 8376 4508 8 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Czada Michael Tolksdorf Wirtschaftspolitik Aktuelle Problemfelder 1992 S 265 a b Helmut Jenkis Die gemeinnutzige Wohnungswirtschaft zwischen Markt und Sozialbindung Band 2 1985 S 89 Horst Siebert Oliver Lorz Einfuhrung in die Volkswirtschaftslehre 2007 S 103 f DMB Mieterbund Nordhessen e V Daten zur Geschichte der Mieterbewegung Martin Lenz Auf dem Weg zur sozialen Stadt 2007 S 64 Der Spiegel vom 14 August 1963 Ein zweites Wunder Hans Joachim Lutz Der Mieterschutz der Nachkriegszeit Einfluss des Mietrechts auf den Wohnungsbau P Lang Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 631 33858 9 Bernd Bartholmai Analyse und Prognose der Wohnungsnachfrage in der Bundesrepublik Deutschland 1980 S 9 Mariona Segu The impact of taxing vacancy on housing markets Evidence from France In Journal of Public Economics Band 185 Mai 2020 S 104079 doi 10 1016 j jpubeco 2019 104079 elsevier com abgerufen am 7 Marz 2021 tagesschau de vom 5 April 2019 Mit Enteignungen gegen Wohnungsnot abgerufen am 8 April 2019 Umfrage Mehrheit der Deutschen ist klar gegen Enteignungen WELT Abgerufen am 2 Februar 2023 1 abgerufen am 14 Juni 2023 NRW will raus aus der Energieeinsparverordnung Die Welt Copyright Haufe Lexware GmbH amp Co KG all rights reserved Umfrage Warum werden freie Grundstucke nicht bebaut Abgerufen am 20 Marz 2021 Grundstucks Spekulanten verscharfen Wohnungsnot ARD Panorama Wende auf dem Immobilienmarkt Warum die Preise bei steigenden Zinsen sinken sollten Abgerufen am 2 Februar 2023 Immobilien Was den Wohnungsbau hemmt Augsburger Allgemeine Zu viele Eigenheime auf dem Land Immobilien Euphorie sorgt fur Hauserschwemme Spiegel Online Bericht des Bundesinstitutes fur Bau Stadt und Raumforschung BBSR im Bundesamt fur Bauwesen und Raumordnung BBR Bonn vom Juli 2019 abgerufen am 31 Juli 2019 Studie belegt Verteuerung durch Airbnb Abgerufen am 17 Marz 2021 Copyright Haufe Lexware GmbH amp Co KG all rights reserved Zweckentfremdung Baden Wurttemberg greift harter durch Abgerufen am 17 Marz 2021 Ohne Zuhause Wohnungslos in Berlin ZDF reportage 25 Marz 2018 Bundesregierung zum Handeln bei Wohnungsnot aufgefordert kobinet Nachrichten Statistisches Bundesamt Statistisches BundesamtNormdaten Sachbegriff GND 4226622 1 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wohnraummangel amp oldid 236998474