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Der Park Klein Glienicke umgangssprachlich Glienicker Park genannt ist ein offentlich zuganglicher englischer Landschaftsgarten der im aussersten Sudwesten Berlins im Ortsteil Wannsee des Bezirks Steglitz Zehlendorf liegt Er ist Teil des UNESCO Welterbes Schlosser und Parks von Potsdam und Berlin Potsdamer Kulturlandschaft Innerhalb derer gehort er neben Sanssouci dem Neuen Garten der Pfaueninsel und dem Park Babelsberg zu den funf Stammparks Schlosser und Garten von Potsdam und BerlinUNESCO WelterbeVertragsstaat en Deutschland DeutschlandTyp KulturKriterien i ii ivReferenz Nr 532 CUNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1990 Sitzung 12 Dezember 1990 Erweiterung 1992 und 1999Pleasureground Blick vom Lennehugel zum JungfernseeJohannitertor von SudwestDie etwa 116 ha 1 umfassende Anlage wurde als Potsdamer Sommersitz des Prinzen Carl von Preussen im 19 Jahrhundert gestaltet und erganzte dessen Hauptresidenz das Palais Prinz Carl am Berliner Wilhelmplatz Gestalterischer Mittelpunkt ist die Schloss Glienicke genannte prinzliche Villa im Suden des Parks heute als Museum zuganglich Schloss Nebengebaude und Pleasureground gehoren zur Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Der eigentliche Park untersteht dem bezirklichen Grunflachenamt Steglitz Zehlendorf und der Bottcherbergpark der Berliner Landesforstverwaltung Inhaltsverzeichnis 1 Benennung 2 Vorgeschichte 3 Beginn der Parkgestaltung unter Graf Lindenau 4 Ausgestaltung Glienickes unter Furst Hardenberg 5 Park des Prinzen Carl 5 1 Erste Gestaltung im 19 Jahrhundert 5 2 Park nach dem Tod Prinz Carls 5 2 1 Prinzenfriedhof 5 3 Besitztum der Stadt Berlin 6 Wiederherstellung der Glienicker Anlagen 7 Prinz Carl und seine Sammlungen 8 Nutzung der Anlage zur Zeit Prinz Carls 1824 1883 9 Parkgliederung und Gestaltung seit der letzten Erweiterung 10 Gartenhof 11 Auffahrt 12 Veranda 13 Weinlaube und Adjutantenperistyl 14 Pleasureground 15 Beete und Kubelpflanzen 16 Lowenfontane 17 Sphingentreppe und Kleinstein Mosaikpflasterungen 18 Stibadium 19 Neugierde 20 Brunnen Plastiken und Lauben 21 Rotunde Grosse Neugierde 22 Casino 23 Fregattenattrappe 24 Dianabeet und Antikenprogramm 25 Klosterhof 26 Orangenhaus und Gewachshauser 27 Remisenhof und Schlossturm 28 Gartenmobel 29 Parkanlage 30 Pflanzungen 31 Wegenetz 32 Platze und Banke 33 Tore und Zaune 34 Partie des grossen Wiesengrundes 34 1 Uberblick 34 2 Romische Bank im Park 34 3 Schlossteich 34 4 Wirtschaftshof 34 5 Vorfahrt Tor 34 6 Uferchaussee und Wassertor 35 Ufer Hohenweg Partie 35 1 Allgemeines 35 2 Hofgartner und Maschinenhaus 35 3 Geschutzplatz 35 4 Erlenwiese und Erlenschlucht 35 5 Baumkanzel 35 6 Orientalisches Zelt 35 7 Teufelsbrucke und Felsenteich 35 8 Matrosenhaus 36 Jagerhof Partie 36 1 Planung 36 2 Jagerhof 36 3 Schiesshutte und Kugelfang 36 4 Jagertor 37 Partie der Karpathen 37 1 Flachenerweiterung 37 2 Kleinarchitekturen 37 3 Wildparktor 37 4 Hirschbuchten Wildpark und Menagerie 37 5 Ostliche Parkerweiterung 37 6 Taler 37 7 Nordost Pfortnerhaus Einsiedelei 37 8 Unterforsterei Wirtshaus Moorlake 37 9 Obertor Pfortnerhaus 38 Bottcherbergpark 38 1 Einbeziehung neuer Randstreifen 38 2 Griebnitztor 38 3 Jagerhaus Unterforsterei Klein Glienicke 38 4 Loggia Alexandra 38 5 Schweizerhauspartie und Arbeiterhaus 38 6 Restauration 39 Jagdschlossgarten 39 1 Uberblick 39 2 Jagdschloss und Nebengebaude 39 3 Kurfurstentor und Ehrenhof 39 4 Garten 40 Wurdigung 41 Literatur chronologisch 42 Weblinks 43 EinzelnachweiseBenennung Bearbeiten nbsp Der Park Klein Glienicke ist Teil der Berlin Potsdamer Schlossparklandschaft Die Anlage bildet zusammen mit Park Babelsberg Sacrow und der Pfaueninsel den ostlichen Abschluss des Ensembles Die offizielle historische Bezeichnung war ab 1824 Park des Prinzen Carl von Preussen bzw ab 1885 Park des Prinzen Friedrich Leopold von Preussen Erst im 20 Jahrhundert burgerten sich die geografischen Begriffe ein Die heute oft als demokratisch missverstandene Benennung Volkspark Glienicke stammt aus diktatorischer Zeit Nachdem die Stadt Berlin den Park 1934 erworben hatte sollte der programmatische Name verdeutlichen dass die nationalsozialistische Politik der Stadt den Park geschenkt hatte Da es sich beim Schloss Glienicke nicht um eine furstliche Residenz handelte ist die Gesamtanlage auch nicht als Schlosspark zu bezeichnen Vorgeschichte Bearbeiten nbsp Karte des Jagdschlosses Glienicke Norden rechts Samuel de Suchodolec 1683 Das kirch und kruglose Dorf Klein Glienicke 1375 2 erstmals urkundlich im Landbuch Kaiser Karls IV erwahnt war im Westen des Glienickschen Werders an der Landenge zwischen Griebnitzsee und Glienicker Lake angelegt worden Infolge des Dreissigjahrigen Krieges wurde das Dorf wust Nur muhsam gelang in spateren Jahrzehnten eine Neubesiedelung mit Kolonisten 3 Neben der unbewohnten Dorfstelle wurde 1682 unter dem Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm ein Jagdschloss erbaut Es bestand aus einem einfachen kubischen Wohnbau und zwei seitlichen Wirtschaftsgebauden die einen bescheidenen Ehrenhof bildeten Ein Garten wurde als Rechteck inmitten sumpfiger Schwemmgebiete der Havel angelegt und mit vier Karpfenteichen versehen nbsp Zweite holzerne Glienicker Brucke und Jagdschloss Glienicke Johann Friedrich Nagel 1788 Die Dorfstelle wurde umstrukturiert indem eine vierreihige vom Schloss auf den Griebnitzsee zielende Landschaftsallee angelegt wurde Sie wurde nordlich von einem neu ausgehobenen Kanal flankiert der Griebnitzsee und Glienicker Lake schiffbar miteinander verband und die alte Mundung der Teltower Bake ersetzte Zugehorig war damals das Gebiet des heutigen Babelsberger Parks als umfriedeter Wildpark Im Norden lagen ein Baumgarten ein alter Weinberg heute Bottcherbergpark und ein neuer Weinberg wie dies die Karte von Samuel de Suchodolec uberliefert 4 Bereits 1660 war eine erste holzerne Glienicker Brucke errichtet worden die aber noch keine direkte Verkehrsverbindung nach Berlin bedeutete sondern nur nach Potsdam fuhrte bzw uber Stolpe einen Umweg nach Berlin uber die erst spater zum Konigsweg ausgebaute Wegverbindung ermoglichte Unter Konig Friedrich Wilhelm I dem so genannten Soldatenkonig wurde das Jagdschloss 1715 zum Potsdamer Militarlazarett fur zu separierende kranke Soldaten umgenutzt Nordlich des Jagdschlossareals legte sich der Lazarett Oberaufseher und Arzt Dr Mirow ein Landgut an Dieses bestand aus dem 1753 erbauten stattlichen Gutshaus das umgangssprachlich bereits als Schloss bezeichnet wurde einem kleinen Billardhaus am Jungfernsee Wirtschaftsgebauden landwirtschaftlichen Nutzflachen sowie einer Ziegel und Kalkbrennerei Durch den Bau der Berlin Potsdamer Chaussee wurden die beiden Anlagen 1792 raumlich voneinander getrennt Wahrend das Jagdschloss im Folgenden durch Fehlnutzung zunachst zur Fabrik dann zum Waisenhaus verkam entwickelte sich die nordlich gelegene Gutsanlage sukzessive zu einer furstlichen Parkanlage Beginn der Parkgestaltung unter Graf Lindenau Bearbeiten nbsp Karte der Ornamental Farm Lindenaus Norden rechts J G Hellwig 1805 1796 ubernahm der preussische Oberstallmeister Graf Carl von Lindenau fur 23 000 Taler die Gutsanlage Er hatte sich zuvor in Machern bei Leipzig einen uberregional bekannt gewordenen Park angelegt und ubertrug seine dort gewonnenen Erfahrungen auf Glienicke Aus den bislang rein landwirtschaftlich genutzten Flachen wuchs eine ferme ornee ornamental farm bei der die Acker und Weiden von 16 unterschiedlichen Alleen und ersten Landschaftsgartenpflanzungen eingefasst wurden 5 nbsp Blick uber die Weinhange vom Platz der spateren Romischen Bank uber das Gut Glienicke nach Potsdam Berger nach Ludtke 1796 Lindenau liess in Glienicke verschiedene Kleinarchitekturen bauen vermutlich durch Ephraim Wolfgang Glasewald der dem Oberstallmeister in Machern die Bauten geschaffen hatte Hervorzuheben ist hierunter der Gartensalon an der Stelle des heutigen Stibadiums der seitlich von Treibhausern eingefasst war Der massive Pavillon wies elegante fruhklassizistische Stilformen auf sein Eingangsportal wurde von zwei Sphinxfiguren flankiert In der Nahe wurde ein Neugierde genannter Teepavillon an der Chaussee errichtet Er besass als besonderen Schmuck eine liegende Sphinx Figur uber dem Eingang Das Billardhaus Dr Mirows liess Lindenau erweitern Ausserdem entstanden Wirtschaftsgebaude darunter ein Pferdestall eine Getreidescheune ein Gewachshaus eine Laube die Eisgrube und eine Schiesswand Die wohl wichtigste Einnahmequelle blieb die Ziegelei und Kalkbrennerei die sich auf einer vergleichsweise kleinen Flache von etwa 160 120 Metern erstreckte und einen neuen grossen Ziegelschuppen erhielt Aus Machern liess Lindenau etwa 3000 Geholze nach Glienicke verbringen 1802 verkaufte Lindenau Machern und widmete sich in den folgenden Jahren intensiv dem Ausbau der Glienicker Anlagen Mit der Niederlage Preussens unter den napoleonischen Truppen 1806 und der infolge der franzosischen Besetzung stagnierenden preussischen Wirtschaft geriet auch Lindenau in wirtschaftliche Schwierigkeiten 1807 erhielt er zudem den Abschied aus dem Staatsdienst und sah sich genotigt Glienicke zu verkaufen Doch der Verkauf von Landgutern erwies sich seinerzeit als nahezu unmoglich Nachdem sich die Idee Glienicke in einer Lotterie auszuspielen als nicht umsetzbar erwiesen hatte verpachtete Lindenau zeitweise das stattliche Anwesen Gleichzeitig bereitete er seine Ubersiedelung auf sein Gut Bussow heute Buszow in der Neumark vor Ausgestaltung Glienickes unter Furst Hardenberg Bearbeiten nbsp Blick auf Schloss und Gartensalon A W F Schirmer 1824 Ab 1810 mietete der gerade vom Konig zum Staatskanzler berufene Karl August von Hardenberg das Anwesen Glienicke wurde damit vom machtigsten Politiker Preussens und seiner dritten Gemahlin Charlotte bewohnt Zum Kauf aber konnte sich Hardenberg aufgrund seiner bestandigen finanziellen Engpasse nicht entschliessen So musste er Glienicke Ende 1812 wieder raumen nachdem der Kaufmann Rudolf Rosentreter fur 20 000 Taler neuer Eigentumer geworden war 6 nbsp Blick auf Potsdam vom Schloss uber die Neugierde A W F Schirmer 1824 Dieser investierte in sein neues Anwesen bedeutende Mittel so liess er von Karl Friedrich Schinkel vor der Sudfassade des Schlosses einen halbrunden Vorbau errichten und einen Gartensaal einrichten Rosentreter war der erste der den mittlerweile als Schopfer von Schaubildern und Gemalden bekannten Schinkel der aber noch nicht mit herausragenden Architekturen hervorgetreten war in Glienicke beschaftigte 1814 wurde Hardenberg von Konig Friedrich Wilhelm III in den erblichen Furstenstand erhoben und erhielt als Geschenk die Standesherrschaft uber das Amt Quilitz das in Neu Hardenberg umbenannt wurde Nun hatte Hardenberg die notigen finanziellen Mittel Glienicke zu erwerben wobei Rosentreter ein Interesse an Verausserung hatte und 34 500 Taler fur das Gut erzielte Neben seinem Berliner Stadtpalais am Donhoffplatz den Gutern Lichtenberg und Tempelberg der Komturei Lietzen und der Standesherrschaft Neu Hardenberg besass der Staatskanzler nun auch einen Sommersitz bei Potsdam Hardenberg fuhrte die Glienicker Anlagen zu einer ersten kunstlerischen Blute Seit er 1798 von Ansbach nach Berlin versetzt worden war kannte Hardenberg Schinkel Jener hatte bereits um 1800 in Quilitz Bauten ausgefuhrt und nahm nun als 1810 berufener Preussischer Baubeamter eine teilweise Neuausstattung des Stadtpalais Hardenbergs vor In Glienicke setzte Schinkel seine fur Rosentreter begonnenen Umbauarbeiten des Schlosses fort Moglicherweise hat Hardenberg auch darauf hingewirkt dass der damalige Gartnergeselle Peter Josef Lenne von Bonn nach Potsdam berufen wurde Hardenberg fuhrte Schinkel und Lenne in Glienicke zusammen und begrundete damit eine ausserst fruchtbare Zusammenarbeit nbsp Bereich des spateren Pleasuregrounds noch ohne Budnerstelle Parkplan J G Hellwig 1805 Ausschnitt nbsp Entwurf zum Pleasureground P J Lenne 1816 Glienicke erhielt auch einen eigenen Gartner den zuvor in Tempelberg tatigen Friedrich Schojan Von Tempelberg liess Hardenberg zahlreiche Geholze zur Ausschmuckung Glienickes uberfuhren 1816 beauftragte Hardenberg Peter Joseph Lenne mit einem Entwurf fur die Glienicker Gartenanlagen Der siebenundzwanzigjahrige Lenne hatte sich kurz zuvor von Bonn aus auf eine Anstellung bei der koniglichen Gartenintendantur in Potsdam beworben und war als Gartnergehilfe auf Probe eingesetzt worden Der Glienicker Garten war sein erster Privatauftrag Er konnte Hardenberg vom Erwerb einer kleinen Budnerstelle an der Berlin Potsdamer Chaussee uberzeugen und legte im Folgenden zwischen Schloss Chaussee und Bruckenwarterhaus einen Pleasureground im Sinne englischer Landschaftsgartenkunst an Dieser Garten lag an einer landschaftlich pragenden Stelle der Potsdamer Umgegend war von der Chaussee gut einsehbar und erlangte entsprechend viel Aufsehen Aufgrund Hardenbergs gesellschaftlicher Stellung war dieser Garten naturlich auch der koniglichen Familie dem Adel und vielen Staatsdienern durch Besuche bekannt 7 Hardenberg liess auch eine Kunstmuhle zum Betrieb von Wasserspielen bauen Die Ziegelei wurde allerdings weiter betrieben und durfte direkt an den Pleasureground angrenzend einige Unruhe verbreitet haben Im Norden seiner Besitzung liess Hardenberg 1816 ein Familienhaus Kleinmietshaus mit vier Wohneinheiten errichten das ein gutes Jahrzehnt spater die Aufgabe eines Jagerhofs ubernehmen sollte nbsp Hardenberg Basket J A Repton 1822 Schinkel plante nicht nur fur Hardenberg sondern seit 1820 auch fur dessen Schwiegersohn den begeisterten Gartengestalter Hermann von Puckler Muskau Entsprechend existierte hier eine kunstlerische Verbindung die sehr fruh Einfluss auf die Glienicker Parkgestaltung nahm 1822 besuchte John Adey Repton Sohn und wichtigster Mitarbeiter Humphry Reptons den Fursten Puckler in Muskau Jener fuhrte den englischen Gast auch nach Glienicke wo beide wohl gut eine Woche weilten Nach seiner Ruckkehr in England entwarf Repton fur eine Kundin einen Hardenberg Basket ein Rosenbeet in einem holzernen Korb inmitten eines runden Bluhpflanzenbeets Diese Beetform erfreute sich anschliessend einiger Beliebtheit und wurde auch von Puckler als vorbildlich veroffentlicht Der Gartenhistoriker Seiler meint Repton habe einen solchen Korb in Glienicke gesehen und als Vorbild genommen zumal Glienicke damals gartenkunstlerisch weiter entwickelt war als Neu Hardenberg Demzufolge ging Glienicke mit dem Hardenberg Basket erstmals in die europaische Gartengeschichte ein 8 Im November 1822 starb Hardenberg unerwartet in Genua Sein Sohn Christian Graf von Hardenberg Reventlow plante Glienicke zu verkaufen Offenbar wollte er das Gut aber an einen wurdigen Kaufer veraussern denn die Verkaufsverhandlungen zogen sich uber ein Jahr bis Marz 1824 hin Der Kaufer wurde Prinz Carl von Preussen Wie genau es zustande kam dass der drittgeborene Sohn des Konigs der noch nicht einmal verheiratet war als erster Sohn des Konigs einen eigenen Grundbesitz erhielt ist bis heute nicht geklart 9 Er muss aber fur alle Beteiligten als geeigneter Kaufer fur das furstliche Anwesen angesehen worden sein dessen Verkauf nun mittlerweile 50 000 Taler erzielte Carl erwarb von Hardenbergs Erben ein modernes wirtschaftlich voll funktionsfahiges Anwesen das auch weitgehend modern mobliert und eingerichtet war und durch seine Gartenanlagen hervorstach Park des Prinzen Carl BearbeitenErste Gestaltung im 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Blick von der Romischen Bank im Park Carl Daniel Freydanck um 1845 Prinz Carl erwarb die Anlage im Alter von zweiundzwanzig Jahren Da er ein hohes Alter erreichte konnte er Glienicke fast 60 Jahre ausgestalten und erweitern lassen Zunachst schloss er bruchlos an die Gestaltungen Hardenbergs an Der Gutsbetrieb wurde sukzessive zugunsten der entstehenden Parkanlage auf die fur den Eigenbedarf notwendigen Einrichtungen Milchwirtschaft und Schafherden zum Abweiden reduziert Die Ziegel und Kalkbrennerei wurde 1826 ganzlich eingestellt nbsp Lowenfontane Valentin Ruths 1870 Die Bauten entwarf weiterhin Schinkel sie wurden von Ludwig Persius ausgefuhrt der ab 1836 auch mit eigenen Entwurfen tatig werden konnte 10 Nach Persius Tod 1845 ubernahm Ferdinand von Arnim die Funktion des prinzlichen Hofbaumeisters Nach dessen Tod 1866 beschaftigte Prinz Carl fur die Bauten keinen bedeutenden Architekten mehr Nun wurde Ernst Petzholtz tatig ein im Villenbau erfolgreicher Potsdamer Maurermeister Die Gartenanlagen wurden zunachst von Lenne entworfen und bis 1853 durch Hofgartner Friedrich Schojan 11 ausgefuhrt den schon Hardenberg nach Glienicke gefuhrt hatte 1853 1896 fungierte der zuvor in Muskau tatige August Gieseler 12 als prinzlicher Hofgartner Fur die Partie des Ufer Hohenweges zog Prinz Carl den Landschaftsmaler August Wilhelm Ferdinand Schirmer hinzu Auch Furst Puckler beeinflusste die Glienicker Gartenanlage Er widmete Prinz Carl 1834 seine Andeutungen uber Landschaftsgartnerei ein in den folgenden Jahren weithin bekannt werdendes Buch zur Gartengestaltung das Carl offenbar des Ofteren bei der Parkgestaltung zu Rate gezogen hat nbsp Glienicker Ufer am Jungfernsee nach dem Bau der Uferchaussee Eduard Gaertner 1848 Seit der Jahrhundertmitte scheint Prinz Carl den Park nur noch nach eigenen Geschmacksvorstellungen gestaltet zu haben wurde aber sicher durch Lenne bis zu dessen Tod 1866 weiter beraten Uber die Details der Parkgeschichte liegen heute allerdings nur sehr unzureichende Informationen vor da fast samtliche Plane Lennes und der gesamte Briefwechsel zwischen Prinz Carl und Lenne verschollen sind 13 nbsp Jagerhof von Sudosten J H Bleuler 1830 Der Park erreichte Anfang der 1860er Jahre seine endgultige Ausdehnung letzte Um und Neubauten entstanden Anfang der 1870er Jahre also ein halbes Jahrhundert nach Ubernahme des Parks Als letztes Gebaude und heute streng genommen nicht mehr zum Park Klein Glienicke gehorend liess Prinz Carl bis 1874 das stattliche Haus Glienicke auch Restauration und Weisse Villa genannt diagonal gegenuber dem Schloss an der Konigstrasse im spatklassizistischen Stil als Gastehaus errichten 1975 wurde das Gebaude durch die DDR aufgrund von Grenzsicherungsmassnahmen abgerissen 14 Bei der Parkgestaltung zeigte sich dass Prinz Carl im Laufe der Zeit auch Moden nachlief und bereits zuvor Gestaltetes uberformte Ausserdem verfiel auch er einem ubermassigen Respekt vor uppig wachsenden Baumen wandte nicht mehr den notigen Schnitt an so dass bereits zu Lebzeiten des Prinzen Sichtachsen zuwuchsen Als ideale Phase des Glienicker Parks wird heute die Mitte des 19 Jahrhunderts angesehen als die Pflanzungen der alteren westlichen Parkteile bereits voll entwickelt waren und die Parkerweiterungsflachen im Osten ihre grundlegende Gestaltung erfahren hatten Nach den wenigen uberlieferten Parkplanen der Zeit Prinz Carls lassen sich vier Planungsphasen hervorheben 1 Ein von Lenne 1824 oder 1825 entworfener und von Schojan gefertigter Plan der das Stammgrundstuck zeigt aber nur als Schwarz Weiss Foto uberliefert ist 2 Zwei von Lenne 1830 und 1831 gezeichnete Erweiterungsplane die zwar nicht verwirklicht wurden aber dessen Intentionen verdeutlichen 3 Eine von Gustav Meyer 1845 nach Neuvermessung fur eine Veroffentlichung gezeichnete Karte im Massstab 1 2000 Dies ist der kartografisch exakteste und detailgetreueste Plan der das Grundstuck nach der grossen Osterweiterung darstellt Er liegt in einer zweiten Zeichnung im Massstab 1 4 000 vor die die eigentliche Druckvorlage sein sollte 4 Eine nach dem Lithografen Kraatz Plan benannte Karte von 1862 die in Farblithografien uberliefert ist Sie stellt den Park in der endgultigen Dimensionierung dar ist sehr detailreich aber nicht so exakt wie der Meyer Plan Dafur zeigt sie aber in vier kleinen Sonder Karten den Schlosskomplex mit Lowenfontane und Stibadium das Hofgartner und Maschinenhaus Casino und Klosterhof sowie das Jagdschloss mit seinen Nebengebauden nbsp 1 Parkplan Original verschollen des Stammgrundstucks F Schojan nach P J Lenne 1824 1825 nbsp 2a Nicht ausgefuhrter Erweiterungsplan fur den Glienicker Park Peter Joseph Lenne 1830 nbsp 2b Die projektierte aber nicht erfolgte Erweiterung P J Lenne 1831 nbsp 3a Ausschnitt Neuvermessung 1845 gerade Linien Wasserleitung Punkte Baumstamme Wolken Busche Gustav Meyer 1845 nbsp 3b Parkplan nach der Erweiterung Gustav Meyer 1845 sog Druckvorlage nbsp 4 Parkplan nach den letzten Erweiterungen Leopold Kraatz 1862 Handexemplar des Prinzen Carl mit seinen Nachtragen nbsp Blick vom Stibadium auf Potsdam Carl Daniel Freydanck 1847 Ab der Jahrhundertmitte wurde der Glienicker Park beruhmt Sowohl Gustav Meyer als auch Hermann Jager fuhlten sich bemussigt in ihren Gartenbuchern s u einen Abschnitt uber den Glienicker Park zu verfassen und ihn damit in die bedeutendsten Parkanlagen uberhaupt einzureihen Und Heinrich Wagener schreibt 1882 Klein Glieneke seit mehr als funfzig Jahren das Wallfahrtsziel fur Tausende die sich an einer fast vollendeten Vereinigung der Kunst und der Natur erbauen wollen gehort zu den Juwelen landschaftlicher Schone der Mark Brandenburg 15 Die erste wissenschaftliche Erfassung des Bau und Kunstbestandes des Glienicker Parks erfolgte im Zuge der Erstellung des Inventars der Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Brandenburg 16 Der Kunsthistoriker Rudolf Bergau bereiste dafur 1879 1881 die ganze Provinz was der Regierungs Baumeister A Korner der schliesslich den Glienicke Artikel verfasste 1882 erganzte wahrend Bergau erkrankt war Bergau und oder Korner erhielten ihre Informationen zu Glienicke also noch von Prinz Carl oder zumindest von Personen des prinzlichen Hofs zu Lebzeiten Prinz Carls Die sehr umfanglichen Auflistungen der Ausstattung von Gartenhof Neugierde Casino und Klosterhof sind hier im Folgenden in den Anmerkungen aufgefuhrt Sie beschreiben den Bestand kurz vor dem Tod Prinz Carls und zeigen dass die Sammlungen derart angewachsen waren dass die ursprungliche Wohnnutzung der Raume in der Neugierde und im Casino nicht mehr moglich war Park nach dem Tod Prinz Carls Bearbeiten nbsp Fast zugewachsener Pleasureground Foto Robert Scholz um 1875 In seinem Testament hatte Prinz Carl festgelegt dass die Erben jahrlich 30 000 Mark fur die Parkpflege aufzubringen hatten Sein Sohn Prinz Friedrich Karl starb schon zwei Jahre nach seinem Vater im Jahre 1885 So wurde der zwanzigjahrige Enkel Prinz Friedrich Leopold Erbe der Anlagen zu denen er offenbar keine besonders emotionale Beziehung entwickelt hatte Die Parkanlagen waren nun nicht mehr interessierten Besuchern zuganglich Die mangelnde Pflege fuhrte zum Verlust der Parkraume Beispielsweise hatte Prinz Carl Gebuschgruppen aus Weissbuchen angelegt die stets in Schnitt gehalten werden mussten Sie wuchsen nun zu Baumen hoch die die Sichtachsen verschlossen 17 1889 liess Prinz Friedrich Leopold durch Schlossbaumeister Albert Geyer das Jagdschloss und dessen Nebengebaude vollstandig in Formen des suddeutschen Fruhbarocks umbauen Die Baugruppe war reprasentativ und hat te besonders durch den Zwiebelturm eine gewisse Gefalligkeit stand aber in der Potsdamer Kulturlandschaft stilistisch ebenso isoliert dar wie zuvor das neubarocke Schloss das hier Prinz Carl ab 1859 fur seinen Sohn Prinz Friedrich Karl hatte bauen lassen nbsp Erhaltener Abschnitt der Betonmauer von 1911 am JagdschlossNachdem sich der menschlich schwierige Prinz mit seiner Familie und seinem Cousin Kaiser Wilhelm II uberworfen hatte zog er sich ganzlich ins Jagdschloss zuruck Den Jagdschlossgarten liess er 1911 mit einer martialisch anmutenden Betonmauer umziehen von der heute noch ein kleiner Abschnitt am Kurfurstentor erhalten ist 18 Der mittlerweile als Altes Schloss bezeichnete Schinkelbau der Park und die Nebengebaude wurden kaum noch gepflegt Da der Park nicht mehr offentlich zuganglich war 19 schwand er aus dem offentlichen Bewusstsein 20 Der Sturz der Hohenzollernmonarchie 1918 und die spatere Uberfuhrung der Schlosser in staatliche Verwaltung betraf Glienicke nicht Als Besitz einer Nebenlinie des ehemals regierenden Konigshauses blieb es Eigentum des Prinzen Dieser verzog aber nach Lugano in die Villa Favorita wodurch die Glienicker Anlagen noch weniger gepflegt wurden 21 Zum 1 Oktober 1920 wurde der Gutsbezirk Klein Glienicke Forst der an das Potsdamer Stadtgebiet grenzte nach Gross Berlin eingemeindet wo er Teil des 10 Verwaltungsbezirks Zehlendorf wurde Prinz Friedrich Leopold nahm nun zahlreiche Kunstwerke aus dem Alten Schloss und dem Pleasureground mit in die Schweiz wo er sie zur Tilgung von Schulden verausserte Anfang 1931 liess er verbliebenen Glienicker Kunstbesitz auf einer grossen Auktion in Berlin versteigern Der zugehorige Katalog ist entsprechend eine wichtige Quelle zur Ausstattung von Bauten und Garten 22 Schon zuvor hatte er begonnen Parkteile zu veraussern So kaufte der preussische Staat 1924 den Bottcherbergpark Aus dem Jahr 1928 hat sich ein Bebauungsplan fur den Bottcherberg in recht simpler Parzellierung erhalten der aber glucklicherweise nicht verwirklicht wurde 23 Die einst beruhmte Parkanlage drohte in diesen Jahren regelrecht vernichtet zu werden Laut Julier beabsichtigte der Prinz die gesamte Parkerweiterungsflache von 1841 als Bauland zu veraussern was ihm von Seiten des preussischen Staates untersagt wurde Der Staat verlangte eine dauerhafte Erhaltung als Park worauf der Prinz Schadensersatzforderungen an den Staat stellte Aufgrund des Todes des Prinzen wurde der Rechtsstreit von der prinzlichen Familie nicht weiter verfolgt 24 Prinzenfriedhof Bearbeiten nbsp Rondell des PrinzenfriedhofsIn gewisser Weise aber hing das Herz des Prinzen an Glienicke denn dort hatte er anlasslich des Todes seines Sohnes Prinz Friedrich Karl jun der 1917 im Krieg gefallen war eine Familiengrabstatte anlegen lassen Als Platz hatte er die Hohe uber dem Grossen Wiesengrund westlich der Romischen Bank gewahlt Es wurde eine kreisrunde Senke ausgehoben in der die Graber radial entlang der Futtermauern angeordnet wurden Prinz Friedrich Leopold fand hier 1931 die letzte Ruhestatte seine von ihm vollkommen entfremdete Gattin Louise Sophie von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg 1952 lehnte es ab neben ihm beigesetzt zu werden Die noch heute belegte Begrabnisstatte beeintrachtigt in ihrer Schlichtheit nicht den historischen Park hat ihn aber auch nicht bereichert 25 Folgende Mitglieder des Hauses Hohenzollern sind im Prinzenfriedhof bestattet Prinz Friedrich Karl jun 1893 1917 Sohn von Prinz Friedrich Leopold Prinzessin Viktoria Margarete 1890 1923 Tochter von Prinz Friedrich Leopold Prinz Friedrich Sigismund 1891 1927 Sohn von Prinz Friedrich Leopold Prinz Friedrich Leopold 1865 1931 Sohn von Prinz Friedrich Karl sen Prinzessin Marie Luise zu Schaumburg Lippe 1897 1938 Gemahlin von Prinz Friedrich Sigismund Prinz Wilhelm zu Schaumburg Lippe 1912 1938 Bruder von Prinzessin Marie Luise Prinzessin Marie Luise Reuss Kostritz 1915 1985 Tochter von Prinzessin Viktoria Margarete 1890 1923 und Prinz Heinrich XXXIII Reuss Kostritz Prinz Friedrich Karl 1919 2006 Sohn von Prinz Friedrich Sigismund Prinzessin Luise Viktoria 1917 2009 Tochter von Prinz Friedrich SigismundBesitztum der Stadt Berlin Bearbeiten 1934 35 erwarb die Stadt Berlin die Glienicker Anlagen mit Ausnahme des Schlosses und des Pleasuregrounds Zuvor war auf den Vormund des minderjahrigen Erben auf Betreiben des Staatskommissars Julius Lippert Druck zur Verausserung ausgeubt und die Kaufsumme durch Konfiszierung des Vermogens von Herbert Gutmann bereitgestellt worden Nur der etwa dreieckige Bereich zwischen Hofgartnerhaus Wirtschaftshof und Rotunde verblieb der prinzlichen Familie Der Park wurde nun der Offentlichkeit zuganglich gemacht und erhielt den Namen Volkspark Glienicke womit Lippert verdeutlichen wollte dass gewissermassen er dem Volk ein Geschenk gemacht hatte Der Bezug zur nationalsozialistischen Politik wurde noch dadurch unterstrichen dass die feierliche Eroffnung anlasslich des Fuhrergeburtstags vorgenommen wurde 26 nbsp Anbau des Jagerhofs von 1935 rechts Allerdings reservierte sich Lippert den Jagerhof und dessen Umgebung fur das waidmannische Vergnugen Der Jagerhof wurde innen zu einem modernen Jagdhaus umgebaut und stilistisch angepasst erweitert Oberhalb des Jagerhofes wurde der Grosse Jagdschirm beseitigt und an seiner Stelle eine Bastion mit historischen Geschutzen errichtet von der Lippert gewissermassen einen Feldherrenblick geniessen konnte Im Park wurden mit Ausnahme der sogenannten Einsiedelei samtliche historische Holzarchitekturen beseitigt und die Knuppelholzbrucken durch moderne Kantholz Konstruktionen ersetzt Scheinbar Beschadigtes wurde repariert So wurde die Teufelsbrucke sozusagen vervollstandigt und damit ihres sentimentalen Charakters beraubt Auch in das Wegesystem wurden Einschnitte vorgenommen Als in den 1930er Jahren der Kunsthistoriker Johannes Sievers den 1942 veroffentlichten Band Bauten fur den Prinzen Karl der Reihe Karl Friedrich Schinkel Lebenswerk erarbeitete fand er in Glienicke eine weitgehend geplunderte Anlage vor Er erkannte das Gesamtkunstwerk und dokumentierte auch die Werke der hier nach Schinkel tatigen Architekten und Kunstler Sievers Beobachtungen sind die erste grundlegende wissenschaftliche Arbeit uber Glienicke und heute eine wichtige Quelle da im Folgenden ein umfangliches Zerstorungswerk einsetzte Julius Lippert ubernahm nach Heinrich Sahms Rucktritt auch das Amt des Berliner Oberburgermeisters unter dem Titel Stadtprasident Er erkor sich Glienicke als kunftigen Amtssitz bzw Dienstwohnung Dazu sollten der sudwestliche Parkteil als Garten dienen die noch der prinzlichen Familie gehorten Dieser Teil wurde 1938 39 von der Stadt Berlin erworben Der bis dahin noch im Schinkel Schloss wohnende Prinz Friedrich Leopold jun fuhrte daraufhin die verbliebenen Kunstwerke zum Gut Imlau im Salzburger Land wohin er sich zuruckzog nbsp Bastion am JagerhofDas Schloss sollte nun durch Dietrich Muller Stuler zum Stadtprasidenten Amtssitz ausgebaut werden wozu es nicht kam vermutlich auch da Lippert aufgrund einer Intrige Albert Speers im Juli 1940 sein Amt verlor Was genau an Baumassnahmen vorgenommen wurde ist nicht mehr nachvollziehbar An zerstorerischen Baumassnahmen dieser Jahre ist der Abriss der Halfte der Gewachshauser zu vermelden die einem Tennisplatz weichen musste Der kunstlerische Wert der Parkanlage wurde damals vollig verkannt Beim Ausbau der Berlin Potsdamer Chaussee im Zuge der Reichsstrasse 1 fielen grosse Mengen Abraum an Ein erheblicher Teil dieser Erdmassen wurde der Einfachheit halber in den Jagdschlossgarten und den Pleasureground verkippt Aus kunstlerisch gestalteten Parkflachen wurden so banale Grunflachen auf denen neue Wege die verbliebenen Bauten auf kurzester Strecke verbanden Zudem wurde die Berlin Potsdamer Chaussee zwischen den Parkanlagen von 11 bis 13 Meter Breite auf Kosten des Jagdschlossgartens auf 29 Meter erweitert Im Verlauf des Krieges diente das Schloss als Lazarett Bei Kriegsende zogen sich schliesslich deutsche Verbande auf der Insel Wannsee zusammen und sprengten alle Brucken um sich mit der schon bis Zehlendorf vorgedrungenen Roten Armee einen sinnlosen Endkampf zu liefern Dabei entstand erheblicher Schaden an den Geholzen der Uferzone und das Casino wurde bis auf die Grundmauern zerstort Auch alle anderen Gebaude erhielten erhebliche Beschadigungen durch Artillerie Kampfe Zu Anfang der sowjetischen Besatzungszeit erfolgte eine kurze Nutzung durch das Militar wobei das Obergeschoss des Schinkelschlosses als Pferdestall genutzt wurde und die Raume weitere Schaden erlitten Anschliessend wurden die Glienicker Bauten von Metalldieben geplundert und durch Vandalismus weiter zerstort Wiederherstellung der Glienicker Anlagen Bearbeiten nbsp Pleasureground nach der WiederherstellungNach Gedankenspielen der fruhen Nachkriegszeit den Glienicker Park zu einer wichtigen West Berliner Sportstatte an der Grenze zur SBZ DDR auszubauen und damit vollstandig zu zerstoren setzte ein Umdenken ein das Werk Schinkels und seiner Schuler zu bewahren Das Schloss wurde 1950 1952 ausserlich im Wesentlichen nach Schinkels Intention wiederhergestellt allerdings der Hofdamenflugel entkernt und verlangert wodurch der Gartenhof in seinen Sichtbeziehungen empfindlich gestort wurde Der grosse Pferdestall im Kavalierflugel wurde in kleine Zimmer unterteilt Genutzt wurde das Schloss nun als Sportlererholungsheim 1952 wurde der Park unter den Landschaftsschutz gestellt ein wichtiger Schritt zur dauerhaften Erhaltung 27 Die Nebengebaude wurden sukzessive instand gesetzt Das Casino stand noch jahrelang ohne Dach und wurde dann 1963 rekonstruierend unter Verwendung der Grundmauern faktisch neu gebaut Architektonische Details der Bauten die nicht wieder verbaut wurden wurden in einem Lapidarium lapis lat Der Stein im Sockel des Wasserturms eingelagert Der Parkbereich der bis 1939 der prinzlichen Familie gehort hatte war wie in der Vorkriegszeit nicht offentlich zuganglich und entsprechend nicht im offentlichen Bewusstsein prasent nbsp Historisch getreue Nachpflanzung von Geholzen am Weg zum WassertorZum 1 Januar 1966 wurden die Bauten des Pleasuregrounds der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Berlin unterstellt Wahrend sich Schlosserdirektorin Margarete Kuhn mit ganzer Kraft fur den Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses eingesetzt hatte richtete ihr Nachfolger 1969 im Amt Martin Sperlich zunehmend seinen Blick auf die Glienicker Anlagen die er als Gartenkunstwerk und nicht als Ansammlung von Schinkel Bauten im Grunen verstand In dem Vermessungsingenieur Michael Seiler fand er den am Glienicker Park interessierten Spezialisten der wissenschaftliche Grundlagen zur Wiederherstellung des Gartens schuf und schliesslich 1986 seine Dissertation uber die gesamte Gartengeschichte Glienickes vorlegte Bereits 1978 war ein Referat fur Gartendenkmalpflege beim Senator fur Bau und Wohnungswesen gebildet worden Die Leitung ubernahm der Gartenarchitekt und historiker Klaus von Krosigk und baute das Referat zur funktionsfahigen Fachbehorde auf Die somit institutionell entwickelte Berliner Gartendenkmalpflege legte neben dem Berliner Tiergarten ihren zweiten Schwerpunkt auf die Glienicker Anlagen Im Folgenden fanden spektakulare gartenarchaologische Grabungen im Bereich des Pleasuregrounds und im Jagdschlossgarten statt Basierend auf den Grabungsergebnissen die mit der kritischen Auswertung der historischen Parkplane kombiniert wurden konnte eine authentische Wiederherstellung erfolgen die in Fachkreisen auch international Beachtung fand 28 nbsp Denkmalgerecht erneuerte Wege am WassertorDas Schinkeljahr 1981 brachte einen weiteren Schub an offentlichem Interesse und offentlichen Fordermitteln so dass die Bauten in wichtigen Details erganzt werden konnten und eine Rekonstruktion der Orangerie durchgefuhrt werden konnte 1982 erfolgte der amtliche Eintrag als Baudenkmal bzw Gartendenkmal der gesamten Anlagen Wahrend die Berliner Mauer einerseits durch den Abriss von Schweizerhausern und der Restauration den Glienicker Anlagen Schaden zufugte ermoglichte sie indirekt den Ruckbau der Berlin Potsdamer Chaussee auf nahezu die ursprungliche Dimension 29 Nach dem Mauerfall ware dies kaum mehr moglich gewesen Sperlich war inzwischen der Kontakt zum Lebensgefahrten des 1959 verstorbenen Prinzen Friedrich Leopold jun Friedrich Baron Cerrini de Montevarchi gelungen Dieser vermachte testamentarisch die nach Imlau verbrachten Glienicker Kunstwerke der Schlosserverwaltung darunter das als Quelle unschatzbare Journal uber Glienicke 30 Cerrini verstarb 1985 so konnte Sperlichs Nachfolger als Schlosserdirektor Jurgen Julier zur 750 Jahr Feier Berlins 1987 das bis dahin von der Heimvolkshochschule genutzte Schloss als Schlossmuseum eroffnen Gleichzeitig konnte in den von der Heimvolkshochschule neu bezogenen Nebengebauden des Jagdschlosses eine Ausstellung zu diesem Parkbereich und die gerade wiederhergestellten Gartenanlagen erstmals besucht werden Kurz zuvor war im Haus am Waldsee mit einer Ausstellung zum Jagdschloss Glienicke auf das Ereignis vorbereitet worden 31 Nach der Vereinigung der deutschen Staaten konnten die Schloss und Parkanlagen der Potsdamer Kulturlandschaft zum 1 Januar 1991 in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen werden was zuvor schon beantragt worden war aber aufgrund der Grenzsperranlagen nicht moglich war Bei der 1995 erfolgten Bildung der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg SPSG wurde Glienicke dauerhaft zum Schlossmuseum und bislang einzigem Hofgartnermuseum bestimmt Im Jahr 2000 konnte die SPSG die bis dahin vom Bezirksamt betreuten Gartenanlagen des Pleasuregrounds und der Schlossumgebung ubernehmen der Park aber verblieb beim Bezirksamt Seit 1992 ist der Park ausserdem Bestandteil des EU Vogelschutzgebiets Westlicher Duppeler Forst Prinz Carl und seine Sammlungen Bearbeiten nbsp Prinz Carl vor Schloss Glienicke Franz Kruger um 1828 Prinz Carl war das mittlere der sieben Kinder des Konigspaars Konigin Luise schatzte den 1801 geborenen Carl als ihr schonstes Kind ein Der Bildhauer Christian Rauch bezeichnete ihn 1815 als ein recht liebenswurdiger Bursche schon und lebendig mit viel mannlicher Grazie 32 Bis in seine dreissiger Jahre war Carl ein sportlich aktiver und attraktiver Mann dessen Antlitz dann allerdings rapide welkte Als Kind wird Carl als stets wohlgelaunt und witzig geschildert Ausgelassenheit Mut bei Toberey mit seinen alteren Brudern Lust auf Scherze und Humor scheinen auffallende Charaktereigenschaften Carls gewesen zu sein Auch seine uberkommenen Briefe zeugen von Witz und Lust auf gelegentliche Albernheit Allerdings fand dies seine Grenze bei Standesunterschieden Seinen Lehrern verdeutlichte er entsprechend dass nicht sie sondern er Anweisungen zu geben hatte 33 Ab der Jahrhundertmitte scheint Carls Humor angesichts der politischen Entwicklungen zunehmend geschwunden zu sein In politischer Hinsicht verstand Prinz Carl niemals Spass Zum Zeitpunkt des Todes seiner Mutter war er acht Jahre alt und wurde nun fur zehn Jahre von Heinrich Menu von Minutoli erzogen der den Jungen stark pragte Minutoli beforderte besonders Carls Interesse an Altertumern und Antiquitaten und verhalf ihm zu einer guten Allgemeinbildung Spater hat er Prinz Carl den Erwerb des beruhmten Goslarer Kaiserstuhls vermittelt 34 Prinz Carl verbrachte seine Kindheit weitgehend im Erdgeschoss des Berliner Prinzessinnenpalais In dem dort Richtung Opernhaus gelegenen und ummauerten Garten legte der Prinz erste gartnerische Beete und Pflanzungen an So gewann er bereits als Kind erste Erfahrungen mit der Gartenkunst und baute die damals erworbenen Kenntnisse wahrend seiner Jugendzeit aus 35 Ein auffallender Charakterzug Prinz Carls war seine Sammelleidenschaft die er schon als Kind mit Mineralien entwickelt hatte Spater sammelte der Prinz Antike Kunst und die klassizistische Plastik seiner Zeit byzantinische und mittelalterliche Kunst Renaissance und Barockkunst Ostasiatica Waffen Geschutze und Jagdzeug Kutschen und Boote ja Seiler hat darauf hingewiesen dass selbst die zahllosen Findlinge mit der Carl seine Parkanlage dekorierte auch eine Art Sammlung darstellten zumal er sie bis aus Westfalen herbeischaffte 36 nbsp Bildnis von Prinz Carl Wilhelm Hensel 1852 Der junge Prinz Carl hatte ein ausgepragtes Selbstbewusstsein das gepaart war mit einem ausgesprochenen Standesbewusstsein und liebte fruh Geselligkeiten Beispielsweise lud er vierzehnjahrig den um zwanzig Jahre alteren Schinkel zum Diner und besprach mit ihm dessen Projekt eines Nationaldoms Carl hatte in jungen Jahren ein so einnehmendes Wesen dass er 1818 auf dem Aachener Kongress sogleich die Zuneigung des Fursten Puckler gewann Doch ist zu Carls gesellschaftlichem Umgang eine zumeist zweckgebundene Freundlichkeit uberliefert Nur Andeutungen bestehen in der familiaren Korrespondenz zu grenzlegalen Aktivitaten des Prinzen Besonders uncharmant ist diesbezuglich das Urteil uber Carl in einem vielzitierten Satz den Friedrich Wilhelm IV 1858 uber die vier Bruder pragte Wenn wir als Sohne eines einfachen Beamten geboren worden waren so ware ich Architekt geworden Wilhelm Unteroffizier Carl ware ins Zuchthaus gekommen und Albrecht ein Trinker geworden 37 nbsp Prinzessin Marie Julius Schoppe 1838 Als drittgeborener Sohn des Konigs war Carls berufliche Funktion die eines hohen Militarangehorigen womit er sich nicht so stark identifizierte wie sein alterer Bruder Wilhelm Im Gegensatz zu diesem der in der Familie den Ruf eines Liberalen hatte war Carl politischer Vertrauter seines altesten Bruders des spateren Konigs Friedrich Wilhelm IV Beide waren sich einig in einer restaurativen Politik mit der alle demokratischen Entwicklungen unterbunden werden sollten Entsprechend war Carls politisches Leitbild der Hof von St Petersburg an dem seine Schwester Charlotte seit 1817 residierte Sie lud Carl erstmals 1820 nach St Petersburg ein wo er eine Hofhaltung und Regierung vorfand wie er sie sich fur Preussen gewunscht hatte Dort konnte er auch moderne Landschaftsgarten studieren wobei ihn der Park von Pawlowsk besonders faszinierte Mit Charlotte teilte Carl die Vorliebe fur alles Englische Da Prinz Carl neben seiner Parkmanie und seiner Jagdfreude einen Hang zu modischen Neuigkeiten hatte und in diesen Leidenschaften eine besonders ausgepragte Anglophilie entwickelt hatte bildete sich damals in der koniglichen Familie sein Spitzname Sir Charles Glienicke heraus mit dem er gelegentlich auch Briefe unterzeichnete Einig waren sich Carl und Charlotte aber in der Ablehnung britischer Politik So ist Carl nie nach England gereist und kannte entsprechend die beruhmten englischen Landschaftsgarten nur aus Veroffentlichungen 38 1825 wurde Carls Schwager Nikolai unerwartet Zar womit Charlotte als Zarin Alexandra Feodorowna ihre Familie mit wahrhaft kaiserlichen Geschenken beglucken konnte So erhielt auch Carl kostbare Geschenke die er teilweise in den Glienicker Anlagen verbauen konnte St Petersburg blieb bis zu Charlottes Tod 1860 Carls bevorzugtes Reiseziel nbsp Prinz Carl als General der Infanterie Franz Kruger 1851 Am 15 September 1822 begann der Konig begleitet von Prinz Wilhelm und dem einundzwanzigjahrigen Prinz Carl eine Italienreise die auch den Besuch des Kongresses von Verona beinhaltete sonst aber inkognito erfolgte Dem Kronprinzen wurde die begehrte Reise damals versagt Dies war Carls erste grosse Reise und hat ihn entsprechend gepragt Sie fuhrte ihn vom niederrheinischen Xanthen den gesamten Flusslauf hinauf und weiter durch die Schweiz wo er erstmals ein Hochgebirgserlebnis hatte Auf dem Kongress in Verona durfte Carl zwangslaufig Staatskanzler von Hardenberg den Leiter der preussischen Delegation getroffen haben nicht ahnend dass dieser uberraschend am 26 November sterben und dem Prinzen damit den Erwerb von Glienicke ermoglichen wurde In der Entourage des Konigs befand sich auch Alexander von Humboldt der sich gelegentlich als Cicerone fur die koniglichen Herrschaften betatigte Die Reise fuhrte weiter uber Venedig nach Rom und weiter nach Neapel wo man vier Wochen bei mildwinterlicher Witterung verbrachte und die Ausgrabungsstatten von Pompeji und Herculaneum besuchte Auch die Ruckreise war reich an kulturellen Erlebnissen und fuhrte uber Florenz Pisa Genua Mailand Triest und dann wieder uber die Alpen nach Innsbruck Salzburg Prag Dresden so dass man am 1 Februar 1823 wieder nach Berlin zuruckkehrte 39 Vermutlich hat diese Reise Carl starker beeinflusst als ihm selbst bewusst war In leicht arrogantem Tonfall schrieb er damals angesichts der Beschwernisse der Reise durch das technisch noch ruckstandige Land an seinen Vater den bemerkenswerten Satz man solle um den Gefallen an Italien nicht zu verlieren das Land nicht selbst ansehen sondern in Bildern und Buchern studieren Und mit dem Pleasureground und seinen Bauten schuf sich Carl ja gewissermassen ein Stuck Italien aus zweiter Hand Erst ab den fruhen 1840er Jahren unternahm Carl wieder einige Reisen nach Italien nun in Begleitung der Familie Diese Reisen dienten auch der Kontaktaufnahme mit Kunsthandlern und dem Kauf von Kunstwerken nbsp Prinz Carl als Roter Jager Carl Steffeck 1858 Ende 1826 hatte sich Prinz Carl mit Prinzessin Marie von Sachsen Weimar Eisenach verlobt Zwecks Grundung eines Hausstandes wurde ihm daraufhin das Ordenspalais in Berlin zur Verfugung gestellt in den beiden folgenden Jahren nach Schinkels Planen vollstandig neu gestaltet und zu Weihnachten 1828 bezogen Auch in Glienicke wurden die Aus und Umbauarbeiten am Schloss nun forciert Nach der am 26 Mai 1827 im Schloss Charlottenburg gefeierten Hochzeit wurde Marie am 5 Juni vom Konig unter den Klangen von Militarmusik als neue Mit Besitzerin von Glienicke eingefuhrt Inwieweit die Prinzessin die keinerlei Einfluss auf die Glienicker Gartenanlagen genommen hat wenigstens noch die 1827 fertiggestellte Innenraumgestaltung des Schlosses mitbestimmt hat ist unbekannt Obgleich es sich bei der Eheschliessung zwischen Prinzessin Marie und Prinz Carl um eine Liebesheirat handelte war beider Beziehung nur eine kurze Zeitspanne bemessen Die Ehe hatte zwar bis zu Maries Tod fast funfzig Jahre Bestand doch lebten beide Ehepartner schon lange vor der Adoleszenz der Kinder jeweils ein Leben fur sich Die mit dieser Situation unzufriedene Prinzessin Marie erhielt in der koniglichen Familie bald den nicht besonders mitfuhlenden Spitznamen Mutter Wehmut Erst im Alter fanden die beiden wieder zueinander Eine sehr grosse Leidenschaft des Prinzen war die Jagd Er ist dieser Passion sein ganzes Leben nachgegangen und hat in Preussen die Parforcejagd wieder eingefuhrt Jagdliche Anlagen in Glienicke waren also keine Dekoration Prinz Carls historische Jagdzeugsammlung war aber nicht in Glienicke sondern im Stadtpalais untergebracht und befindet sich heute im Jagdschloss Grunewald Unbekannt da unerforscht ist bislang wo und wie der Prinz in Glienicke Jagdtrophaen prasentierte Es ist anzunehmen dass er dies auf effektvolle Weise getan hat und nicht wie sein Sohn im Jagdschloss Dreilinden in Massen an den Wanden arrangierte 40 nbsp Prinz Carl bei der Baumpflege Heinrich Luders 1882 Einen besonderen Spleen leistete sich Prinz Carl mit einem Hofmohren Es handelte sich dabei um einen schwarzhautigen Hofangestellten der Achmed benannt war und in exotisch anmutendem orientalischem Kostum dem prinzlichen Hof als Erkennungszeichen diente Carl war namlich der einzige preussische Prinz der auf diese Mode des 18 Jahrhunderts zuruckgriff Als der erste durch einen neuen Mohren ersetzt wurde erhielt dieser abermals den Namen Achmed was nicht unbedingt auf grosses prinzliches Interesse an dessen Personlichkeit schliessen lasst Fur die Baukunst hatte Prinz Carl stets ein reges Interesse gehegt allerdings ohne wie sein alterer Bruder Friedrich Wilhelm selbst zu entwerfen Er studierte die Baukunst auf seinen Reisen und entwickelte mit seinen Architekten wohl im Gesprach die Bauwunsche Beim Klosterhof hat Carl sich geaussert er sei nach seinen Angaben entstanden ohne dass auch nur eine Entwurfsskizze vorlage Der pragende Baukunstler in Glienicke aber war Schinkel dessen Werdegang und Werkentwicklung Carl seit seiner Jugend verfolgte Zu Schinkel hatte der Prinz ein respektvolles Verhaltnis wahrend mit Persius v Arnim und Petzholtz soweit Journaleintragungen und Korrespondenz zeigen ein mehr untertaniger Umgang gepflegt wurde nbsp Prinz Carl als Herrenmeister des Johanniterordens Friedrich Randel nach 1853 Mit keiner seiner Schopfungen ist Schinkel in so personlicher Beziehung verblieben lange nachdem seine eigentliche Arbeit in der Hauptsache dort abgeschlossen war wie mit Glienicke das durch den Ausbau seiner Sammlungen in gewissem Sinne nie fertig wurde weshalb sein Rat immer aufs neue erwunscht erschien Dass dem so war lag sicher nicht zum wenigsten an der von echter Kunstbegeisterung erfullten Personlichkeit des prinzlichen Bauherrn der es vermocht hatte die besten Manner die in Berlin auf dem Gebiet der Kunst tatig waren in den Dienst seiner Arbeit zu stellen Aus diesem Zusammenwirken von Bauherren und Kunstler entstand Glienicke einzig in seiner Art als Sommersitz eines furstlichen Sammlers und Kunstfreundes innerhalb des 19 Jahrhunderts 41 Da sich Prinz Carl aber fur die Baukunst interessierte verharrte er nach Schinkels Tod nicht in dessen Architektursprache Vielmehr wandte er sich neuen Architekturmoden wie der Neorenaissance zu Sehr bemerkenswert ist diesbezuglich der Neubarock des Jagdschlossbaus ab 1859 Dass das von Schinkel entworfene Schloss und die Nebengebaude aber ausserlich fast unverandert blieben zeugt vom Respekt des Prinzen Carl vor Schinkels Werk Carls uberaus intensiv betriebene Parkgestaltungen und seine Sammelleidenschaft waren zum einen ein Ausgleich zu den beruflichen Verpflichtungen zum anderen waren sie eine Kompensation der eigenen politischen Bedeutungslosigkeit Prinz Carls Kunstsammlungen und ihre Aufstellung im Park waren sicher auch der Versuch die eigene zeitlich begrenzte und historisch unbedeutende Lebensspanne aufzuwerten in dem sie in Glienicke in einen grosseren gewissermassen uberzeitlichen Rahmen gestellt wurde Helmut Borsch Supan hat 1987 darauf hingewiesen dass Carls Neigung das Antiquarische und nicht das Kunstlerische gewesen sei 42 Es fehlt bei genauerer Betrachtung eine eigentliche Kunstsammlung Gemalde wurden eher als Gelegenheit nicht planmassig erworben Zudem waren die angekauften Gemalde uberwiegend gangige Ware wahrend die seinerzeit bedeutende zeitgenossische Kunst wie Gemalde von Caspar David Friedrich Karl Blechen oder Adolph von Menzel offenbar vollkommen ausser Betracht blieb Dies ist bemerkenswert angesichts der damals vom Konig und vom Kronprinzen getatigten Ankaufe fur die Schlosser und das 1830 eroffnete Museum in Berlin Prinz Carl erwarb auch keine modernen Bildwerke vielmehr wurden Wiederholungen von bereits fur andere Orte geschaffene Plastiken aufgestellt Beispielsweise die Figuren Tiecks fur den Teesalon im Berliner Schloss oder Dankbergs Knabe fur die Froschfontane in Sanssouci Hier fehlte dem Sammler offenbar der tiefere Kunstverstand Vielleicht korrespondiert dieses mit Carls grosser Musikalitat Mit ihr hat der Prinz gerne unterhalten Es existieren aber nur Hinweise auf ausgesprochen modische Musik wie von Lanner Donizetti oder Strauss 43 Das von seiner Biografin Grafin Rothkirch 1982 so liebevoll geschilderte Bildnis Prinz Carls als einem Kenner und Beschutzer des Schonen betrifft sicher nur einen Teil seiner Personlichkeit 44 Dennoch hat Prinz Carl mit der Schopfung des Parks Klein Glienicke ein kleines Kapitel europaischer Gartengeschichte geschrieben Nutzung der Anlage zur Zeit Prinz Carls 1824 1883 Bearbeiten nbsp Festtag in Glienicke beflaggte Fregattenattrappe und kreuzende prinzliche Miniaturflotte auf dem Jungfernsee J H Bleuler 1830 Uber die Nutzung des Parks durch die Prinzlichen Herrschaften ist man gut informiert dank des Journal uber Glienicke 45 das der Hofmarschall 1824 1850 Kurd von Schoning 1850 1867 Franz von Lucchesini taglich fuhren musste In diesem Tagebuch wurden nicht nur die taglichen Aktivitaten des prinzlichen Paares die Kinder wurden durch Erzieher beschaftigt aufgezeichnet sondern auch Buch gefuhrt uber samtliche Gedecke bei Tisch zur Abrechnung der prinzlichen Apanage Entsprechend ist der gesellschaftliche Umgang Prinz Carls detailliert uberliefert 46 Dadurch ist bekannt dass das Fruhstuck ofter im Garten eingenommen wurde das Diner hingegen grundsatzlich im Schloss serviert wurde Der Thee aber die Abendmahlzeit wurde sofern es die Witterung erlaubte jeden Abend an einem anderen Platz im Garten oder Park eingenommen Die Vielzahl von Theeplatzen erklart sich also aus dem Bedurfnis die Parkanlage taglich spatnachmittags oder am Abend aus moglichst unterschiedlichen Blickwinkeln zu erleben Eine umfangreiche Dienerschaft ermoglichte diesen Luxus nbsp Parkumfahrt in Glienicke Prinzessin Marie in einer Kutsche vor dem Zelt Franz Kruger um 1840 Wahrend der Pleasureground ausschliesslich zu Fuss begangen wurde wurde der Park weitgehend mit der Kutsche besucht So machte Prinzessin Marie fast nur Ausfahrten Gasten wurde der Park auch mittels Kutschfahrten gezeigt Die Fahrten wurden an verschiedenen Stellen durch Promenaden erganzt um beispielsweise den Wasserfall an der Teufelsbrucke vorgefuhrt zu bekommen Prinz Carl dagegen war meist zu Pferd im Park Kein Potsdamer Parkeigner widmete sich derart intensiv der Gartengestaltung Bisweilen taglich inspizierte er die Parkarbeiten so dass er bei der Umsetzung der Planungen stets neue Vorstellungen von der Gestaltung einfliessen lassen konnte gelegentlich auch selbst Hand anlegte Zunachst war der Park fur interessierte Fremde nicht zuganglich Eine 1939 in Glienicke noch vorhandene historische Tafel vom Haupttor wies aus dass Carl per 7 Mai 1824 dem Publicum den Zutritt zum Anwesen verboten hatte 47 Spater vermutlich erst nach der Parkerweiterung von 1840 und der Einfriedung des Gesamtanwesens konnte der Park nach Meldung an einem der Torhauser von interessierten Besuchern zu Fuss besichtigt werden Dabei oblag es der Willkur der Warter wen sie einliessen Bei Abwesenheit der prinzlichen Familie kenntlich durch die nicht gehisste Flagge auf dem Schloss konnten nach Meldung beim Kastellan Inspektor auch der Pleasureground Teile des Schlosses und der Nebengebaude besichtigt werden Die prinzliche Familie verstand sich nun als stilbildend fur das gemeine Volk 48 Zuletzt scheinen Garten und Park so gut wie offentlich zuganglich gewesen Wagener zumindest berichtet 1882 von keinen Zugangsbeschrankungen empfiehlt seinen Lesern das Selbersehen des von ihm Geschilderten und berichtet dass Glienicke das Wallfahrtsziel fur Tausende sei die sich an der Verbindung von Kunst und Natur erbauen wollten 49 Die Nebengebaude des Parks Torhauser Hofgartner und Maschinenhaus Matrosenhaus Jagerhof Unterforstereien besassen alle ein umfriedetes Wirtschaftsgrundstuck und waren nicht fur Fremde zuganglich Die historischen Einfriedungen der Wirtschaftsgrundstucke bestanden aus holzernen Staketenzaunen Auch die Parkgrenzen waren von durchgehenden fein proportionierten Estaquets nach Persius Entwurf bestanden die ein ungewolltes Eindringen von Mensch und Tier unterbanden nbsp Familienleben in Glienicke das Prinzenpaar mit seinen Kindern vor der Lowenfontane Theodor Hosemann um 1845 Den Anfang der Sommersaison des prinzlichen Paares markierte der 1 Mai als Kaufdatum von Glienicke Sobald der prinzliche Hof das Schloss bezogen hatte wurde die prinzliche Flagge gehisst und bei zwischenzeitlichen Abwesenheiten wieder eingeholt Wichtige Feiertage in Glienicke waren nach dem Hochzeitstag des Paares am 26 Mai der Geburtstag des Prinzen 29 Juni der seiner Schwester Charlotte 13 Juli und deren Gatten Zar Nikolai I 6 Juli sowie der seines Vaters Konig Friedrich Wilhelm III 3 August An Feiertagen kreuzte die prinzliche Miniaturflotte auf dem Jungfernsee die Masten Fregattenattrappe und das Schloss wurden beflaggt es wurde Salut geschossen und bei Dammerung wurden in den Schalen auf den Gebauden Flammen entzundet Spater werden auch Illuminationen mit bengalischen Flammen erwahnt Derartiges wurde auch veranstaltet wenn Staatsgaste dem Prinzen die Aufwartung machten oder wenn der Konig mit hochgestellten Gasten per Schiff zur Pfaueninsel fuhr oder von dort zuruckkehrte Dann wurde auch der Wasserfall losgelassen Alljahrlich am 18 Oktober wurde der Jahrestag der Volkerschlacht bei Leipzig mit einem Freudenfeuer auf dem Bottcherberg begangen Im Vorfeld der jahrlichen Ubersiedlung in das Berliner Stadtpalais fand Ende Oktober eine umfangreiche Inspektion des Parks von der Kutsche aus mit dem Hofgartner dem Hofmarschall und dem Inspektor statt auf der die wahrend der Abwesenheit zu tatigenden Herbstpflanzungen befohlen wurden Die Saison in Glienicke endete mit der Hubertusjagd am 3 November Im Winterhalbjahr wurden nur gelegentlich Ausfluge nach Glienicke unternommen und mit Arbeitskoordinierung der Parkgestaltung kombiniert 50 nbsp Jagd in Glienicke Prinz Carl wird durch rote Jager gegrusst unbek Kunstler 1847 Bei Staatsbesuchen war es protokollarisch geboten Prinz Carl die Aufwartung zu machen entsprechend bekannt war Glienicke beim europaischen Hochadel Ob in der Fruhzeit von Carls Besitztum die Konigin der Niederlande oder in spateren Jahren der Schah von Persien viele gekronte Haupter besuchten Glienicke Neben dem Zarenpaar das ja in engem verwandtschaftlichen Verhaltnis zu Prinz Carl stand war der Besuch der Queen Victoria der diesbezuglich ranghochste Besuch der dem Glienicker Park zuteilwurde Das Journal vermerkt diesen Besuch am 14 August 1858 recht lapidar Gegen 6 Uhr machten ihre Majestat die Konigin von England mit ihrem Gemahle dem Prinzen Albert dem Prinzen von Preussen nebst Frau Prinzess und der Prinz Fried Wilh mit Gemahlin Visite und eine Promenade durch den Garten Schloss Neugierde Casino und Klosterhof 51 Historische Beschreibungen des Glienicker Parks aus der Zeit Prinz Carls finden sich in der fruhen touristischen Literatur bei Samuel Heinrich Spiker 1833 Anonymos 1839 Anonymos 1846 Ludwig Rellstab 1854 August Kopisch 1854 Karl Ludwig Haberlin 1855 und Robert Springer 1878 52 Sehr ausfuhrlich hat der Regionalhistoriker Heinrich Wagener 1882 Geschichte und Gestalt der Glienicker Anlagen geschildert 53 Eine kurze aber charakteristische Beschreibung s u hat Helmuth von Moltke seiner Braut gesandt als er 1841 Adjutant in Glienicke war nbsp Ausritt in Glienicke Schimmel Prinz Carls und livrierter Hofangestellter H Litfas um 1860 Historische Veroffentlichungen der Gebaude finden sich in Schinkels Sammlung architektonischer Entwurfe Schloss und Casino im Architektonischen Album Rotunde Hofgartner und Maschinenhaus Gewachshauser Matrosenhaus Villa Schoningen und Stibadium sowie im Architektonischen Skizzenbuch Obertor und Wildparktor Pfortnerhaus Haupttor Pfortnerhaus Griebnitztor Pfortnerhaus Unterforsterei Klein Glienicke Kanarienvogelhaus Jagdschlossbauten und Schweizerhauser Bemerkenswerterweise fehlen Veroffentlichungen von Lowenfontane Neugierde Jagerhof und dem Klosterhof Als veroffentlichte Parkplane liegen eine wenig attraktive Lithografie um 1845 im Massstab 1 5 000 vor und eine sehr attraktive Farblithografie von etwa 1862 im Massstab 1 2 500 der so genannte Kraatz Plan Bildlich ist der Glienicker Park niemals systematisch dargestellt worden wie beispielsweise fur den Babelsberger Park eine Folge lithografierter Aquarelle Carl Graebs geschaffen wurde Hier scheint Prinz Carl seltsamerweise wenig Interesse gehabt zu haben 1843 und 1854 stellte er als Veroffentlichung seiner Parkanlage eine Mappe von bereits vorhandenen druckgrafischen Blattern zusammen so die Blatter aus der Sammlung architektonischer Entwurfe die Farblithografien von Haun nach Schirmer und dem unattraktiven Litho Parkplan um 1845 54 Fotografisch ist zur Zeit Prinz Carls nur der Pleasureground dokumentiert worden Der Fotograf Robert Scholz fertigte um 1875 also vielleicht anlasslich der Funfzig Jahr Feier 1874 eine Serie von Aufnahmen an die den Garten in schon weitgehend zugewachsenem Zustand zeigen Vom Park fehlen damalige Aufnahmen Als Johannes Sievers mit seinem Sohn Wolfgang in den 1930er Jahren Park und Bauten dokumentierten waren die Holzarchitekturen bereits verschwunden und die Parkraume vollig zugewachsen Parkgliederung und Gestaltung seit der letzten Erweiterung Bearbeiten nbsp Ubersichtsskizze der ParkbereicheHumphry Repton der wohl einflussreichste englische Landschaftsgestalter seiner Zeit hatte Ende des 18 Jahrhunderts die Gestaltungsprinzipien des klassischen englischen Landschaftsgartens formuliert Demnach wurde direkt am Wohnhaus der Blumengarten angelegt an den sich der Pleasureground der Hausgarten anschloss Beide waren vom eigentlichen Park durch Zaune Mauern oder invisible fences quasi unsichtbare Zaune oder Graben getrennt da im Park Nutzvieh und Wild frei lief das die Blumen und Zierstraucher des Gartens verbissen hatte nbsp Kaufdatums Findling am Grossen WiesengrundIn Glienicke hat der Blumengarten eine Sonderform des Gartenhofs Der Pleasureground erstreckt sich zwischen Schloss und Glienicker Brucke Der Park gliedert sich in die Partie des Grossen Wiesengrundes der heute etwa die Mitte der Anlage einnimmt westlich schliesst sich die Partie des Ufer Hohenweges an die sich im Norden im Jagerhof Bereich fortsetzt Im Nordosten liegen die steil abfallenden Hange eines Bergparks genannt die Karpathen Sudlich hiervon und ostlich des Grossen Wiesengrunds erstreckt sich eine durch Taler dominierte Partie mit waldigem Charakter Sudlich der Berlin Potsdamer Chaussee liegen der Bottcherberg Park mit der rahmenden Schweizerhauspartie und der Jagdschlossgarten Die Benennung der meisten Parkteile ist historisch Nur beim Ufer Hohenweg dem grossen Wiesengrund der Jagerhof Partie und der Waldtalerpartie handelt es sich um Hilfsbegriffe da nicht uberliefert wurde wie die prinzlichen Herrschaften diese Partien benannten Ein Charakteristikum Lennescher Parkgestaltung sind die sehr zahlreichen und uberraschend erscheinenden Sichtachsen sowohl innerhalb des Parks als auch in die Potsdamer Kulturlandschaft Auch das stete Ineinandergreifen von Wiesenraumen zum Erschliessen eines Hochstmasses an Blickbeziehungen ist typisch fur die Gartenkunst Lennes Figurliche Beete lebhaft gegliederte Teiche und bergig gestaltete Parkpartien sind typisch fur die Gartenkunst des Fursten Puckler Beides vereinigte Prinz Carl in Glienicke wobei die westlichen Parkpartien eindeutig die Handschrift Lennes zeigen Im 19 Jahrhundert wurde der Glienicker Park uber den am Mitteltor heute ein unscheinbarer Treppenzugang an der Konigstrasse beginnenden Hauptfahrweg den so genannten Drive erschlossen Somit fuhr der Besucher zunachst an dem grossen Findling mit dem Kaufdatum 1 Mai 1824 und dem Grossen Wiesengrund vorbei Er passierte dann den Schlossteich und den Wirtschaftshof und erreichte schliesslich die offene Seite des Gartenhofs uber den er das Schloss betrat Gartenhof Bearbeiten nbsp Gartenhof nach NordwestDer Gartenhof wird im Suden U formig von Schloss und Hofdamenflugel umschlossen im Norden wird er vom Kavalierflugel begrenzt Er offnet sich nur nach Osten was seit der Verlangerung des Hofdamenflugels 1952 eingeschrankt ist Fruher wurde der Blick aus dem Hof nach Osten uber den Schlossteich zum Grossen Wiesengrund gelenkt und suggerierte damit eine grosse Weite des Parks Da die Sicht auf den Wiesengrund noch nicht wieder vollstandig freigeschlagen wurde ist dies derzeit nur schwer nachvollziehbar nbsp Gartenhof im Schloss Persius nach Schinkel 1832 Der Hof wurde zum eigentlichen Blumengarten Glienickes ausgestaltet Funf runde und zwei nierenformige Tortenbeete die umlaufende berankte Pergola sowie Kubel und Topfpflanzen boten bzw bieten einen reichen Blutenschmuck Zwei Wasserspiele waren eine klangliche Attraktion Die seinerzeit sukzessive beschafften und schliesslich noch zahlreicher als heute in den Fassaden eingelassenen antiken Reliefs bzw Bruchstucke boten eine fast unerschopfliche Studierebene 55 Vor der Hecke am Kavalierflugel befindet sich ein Laufbrunnen mit bekronendem Abguss der Ildefonso Gruppe als Zitat einer entsprechenden Anlage in Weimar der Heimat der Gattin des Prinzen Auf den seitlichen Stufen der Brunnenanlage plante Schinkel schmuckvolle Terrakottakubel fur Lorbeer oder Orangenbaumchen Auf der Gartenhof Darstellung von Schirmer sind hier eigenartigerweise aufgereihte kleine Tontopfe vorhanden Vor die Hecke sind Kubelpflanzen gestellt die rhythmisch den Pfeilern der Pergola antworten Die Mitte des Gartenhofs markiert ein Brunnenbecken in dem sich seit mindestens 1837 ein Renaissance Schalenbrunnen von 1562 befand der spater von den Erben Prinz Carls veraussert wurde Der Gartenhof ist gewissermassen das Herzstuck des Glienicker Parks Schinkel verdeutlicht dies in der Erlauterung der Veroffentlichung in der Sammlung architektonischer Entwurfe Der Grundriss zeigt die Disposition des Ganzen wo ein Hof von Schlosschen und den Stallungen umgeben gartenartig angeordnet mit schonen aus Eisen konstruierten Laubengangen umgeben mit Springbrunnen und Bronzestatuen verziert ein Hauptagrement der Wohnung bildet welche im Gegensatz der Ansicht auf dieses Innere Heimliche des Hofs ihre Fenster auf die Fernsicht der schonen Gegend richtet und den doppelten Genuss erzeugt 56 Auffahrt Bearbeiten nbsp Vorfahrt am Schloss mit freistehendem Propylon Foto Robert Scholz 1874 75 Von allen Potsdamer Sommerresidenzen hat Glienicke die ungewohnlichste Erschliessung Das Schloss wurde nicht uber eine Aussenfassade erschlossen sondern durch die Gartenhofpergola die zu dem versteckt liegenden Hauseingang fuhrte Zugang zu dieser Pergola war nach Schinkels Umbau eine einfache Pfeilerstellung die sich schwer als Schlosszugang zu erkennen gab An diese Pfeilerstellung fuhr man mit der Kutsche vor und legte den weiteren Weg zu Fuss zuruck In der Veroffentlichung in seiner Sammlung architektonischer Entwurfe hat Schinkel direkt neben dem Pergola Eingang eine Haustur dargestellt die aber nicht verwirklicht wurde da sie wohl bei Fremden zur Konfusion bezuglich des richtigen Zugangs gefuhrt hatte nbsp Vorfahrt am Schloss Glienicke Veroffentlichung von Schinkel 1840 Der eigentliche Blickpunkt fur die Anfahrenden liegt eigentumlicherweise nicht am Schloss sondern am Kavalierflugel der weit uber den Gartenhof nach Osten vorragt da Schinkel den vorhandenen Bau in diese Richtung verlangerte Hier liegt die Weinlaube s u und uber ihr sind vor einem fur die Fernwirkung leuchtend turkisfarben gefassten Wandfeld Skulpturenabgusse aufgestellt Die Felicitas Publica vom Munchner Max Joseph Denkmal Christian Daniel Rauchs wird flankiert von den Figuren des Odysseus und der Iphigenie des Berliner Teesalon Zyklus von Friedrich Tieck An der Ecke wurde ein Zink Abguss des Hauptes der seinerzeit beruhmten Athena Hope angebracht nbsp Kavalierflugel mit dem Turkis gefassten BildfeldUm den Zugang zum Schloss starker zu akzentuieren wurde anlasslich der Hofdamenflugelaufstockung die einfache Pfeilerstellung an der Pergola 1840 von Persius durch das heute noch vorhandene Propylon Portalbau ersetzt Dieses besteht aus Sandstein mit Zierelementen aus Zinkkunstguss Es war bekront von einem Abguss der Achillesstatuette aus dem Berliner Teesalon Zyklus von Friedrich Tieck Seitlich des Propylons befinden sich wie am Stibadium winkelformige halbhohe Sandsteinwande mit daraufgestellten Zinkgussvasen und eingestellten Banken auf denen die prinzliche Familie die Vorfahrt besonders hochstehender Gaste erwarten konnte oder weniger hochstehende Gaste auf den Empfang durch das prinzliche Paar warten konnten Die Anlage ist zusatzlich ausgezeichnet durch Kleinstein Mosaik Pflasterung mit dem verschlungenen C Monogramm des Prinzen Das Propylon stand architektonisch frei bis man 1952 den Hofdamenflugel nach Norden verlangerte Man schritt also zu Prinz Carls Zeiten durch das Propylon direkt in die Pergola Da sich das prinzliche Paar bei den taglichen Passagen zur Kutsche vornehmlich in der Pergola aufhielt war der Kavalierflugel die eigentliche Ansichtsseite des Gartenhofs Entsprechend wurden in die Fassade des Flugels besonders ausdrucksstarke Spolien eingemauert beispielsweise Theatermasken personae Veranda Bearbeiten nbsp Gartenhof nach Norden Haun nach Schirmer um 1837 Die im 19 Jahrhundert als Veranda bezeichnete Pergola bestand aus vier Flugeln an Ost West und Sudseite des Hofes und wurde an der Nordseite des Gartenhofs durch einen Heckenweg vor dem Pferdestall im Kavalierflugel erganzt Im ersten Flugel bildete der Schalenbrunnen des Gartenhofs dem Blickpunkt im zweiten der saulenflankierte Eingang zum Hofdamenflugel im dritten Flugel der Kamin mit Wandbild und im vierten Flugel ist der in der Adjutantenlaube liegende Eingang zum Kavalierflugel der letzte Blickpunkt nbsp Blick uber den Renaissance Schalenbrunnen auf den Hofdamenflugel und den Eingang der gusseisernen Pergola Foto um 1900 Auf dem kurz vor dem Kamin liegenden Haupteingang fuhrt keine axiale Blickachse er ist aussergewohnlich versteckt und nur durch die Portalgrosse und das SALVE in der Turschwelle hervorgehoben Die Pergola ist mit Aristolochia macrophylla und Passiflora berankt wodurch sie einen sudlich exotischen Charakter erhalt Das Bild von Schirmer weist zumindest zeitweise auf Lonicera Berankung hin Die Pergola bestand zunachst aus Eisen hatte eine bemalte holzerne Decke und gusseiserne Bodenplatten 1863 wurde sie durch eine Gusseisenkonstruktion mit Blechdeckung ersetzt Die neue Pergola zeitgleich zum Jagdschlossumbau errichtet entsprach in ihrer Struktur der alten war aber graziler und starker verziert Moglicherweise bestanden auch hier verschiedene Zierteile aus Zink Kunstguss Uber eine farbige Fassung oder eventuell Teilvergoldung der Konstruktion ist nichts uberliefert Diese Pergola wurde nach 1945 beseitigt und durch eine der ursprunglichen Pergola angenaherte Holzkonstruktion mit unhistorischer Drahtglasdeckung ersetzt nbsp Verandakamin Foto LDA um 1945 verfremdete Darstellung Der westlich des Schloss Haupteingangs liegende Abschnitt der Pergola war mobil zu verglasen und diente dann als zusatzlicher wintergartenartiger Raum 57 Zur Beheizung existierte ein Marmorkamin mit daruber befindlichem Wandbild Pegasus von Nymphen gewaschen und getrankt das Julius Schoppe 1827 gemalt hatte beides nicht erhalten Die Anregung zu dem Gemalde hatte Carl vermutlich Alois Hirts 1805 erschienenem Bilderbuch fur Mythologie Archaologie und Kunst erhalten Dort ist die Abbildung kommentiert Nicht minder anmutig ist das aus dem Grabmal der Nasonen entnommene Gemalde wo die drei Nymphen das geflugelte Pferd den Pegasus waschen Gleich den Nereiden ist hier der obere Korper der drei Najaden nackt dargestellt wodurch sie sich mehr der Bildung der Liebesgotter und den Grazien annahern 58 Das Grabmal der Nasonier an der Via Flaminia vor Rom aus der Zeit um 160 n Chr war bereits seit Anfang des 18 Jahrhunderts veroffentlicht worden und genoss in Kunstkreisen eine gewisse Popularitat 59 Welche Bewandtnis es aber mit dem geflugelten Pferd der Unsterblichkeit einem Abkommling von Poseidon und Medusa an dieser Stelle Glienickes auf sich hatte ist bislang nicht gedeutet worden Seitlich des Kamins befanden sich in die Wand eingelassene Banke deren holzerne Sitzflachen auf gusseisernen Konsolfussen schinkelscher Pragung ruhte 60 Der Gartenhof wurde zum Aufstellungsort der antiken Reliefs die Carl uber den Kunsthandel erworben hatte Nicht als Schloss sondern als italienische Villa verstand sich die Anlage bei deren Bau man auf antike Fundstucke gestossen sei 61 Die zumeist marmornen Relief Spolien wurden auf eher dekorative als archaologische Weise in der Ruckwand der Pergola arrangiert in den Putz eingelassen Viele der Fragmente wurden erst im letzten Lebensjahrzehnt des Prinzen eingefugt Nach der Italienreise 1874 trafen 33 Kisten mit Antiken in Glienicke ein 62 Noch vorhandene Tafelchen weisen darauf hin dass auch Prinz Friedrich Karl einige Antiken als Souvenir mitgebracht hat darunter ein Stuck aus Troja das der Graveur offenbar in angestrengtem Bemuhen um hochdeutsche Orthographie als Troga vermerkte Durch Verlangerung des Hofdamenflugels und Beseitigung seines Eingangsportals wurden die Spolienarrangements verandert Die nach 1945 noch vorhandenen Antiken Glienickes sind in einem wissenschaftlichen Katalog erschlossen worden 63 Weinlaube und Adjutantenperistyl Bearbeiten nbsp Westende des Kavalierflugels Zustand 2 H 19 Jh Fotomontage unter Verwendung eines Fotos von 1937 Weinlaube und Adjutantenperistyl sind die architektonischen Verbindungsglieder zwischen Gartenhof und Pleasureground bzw dem Park An der Vorfahrt vor dem Kavalierflugel befindet sich die Weinlaube die auch mit Vitis vinifera berankt ist An der Ruckwand der Laube befanden sich mit Olfarbe gestrichene Banke die in der Form wohl noch auf Schinkel zuruckgingen aber nicht erhalten sind Spater der Form nach um die Jahrhundertmitte wurden in die Ruckwand drei Nischen eingestemmt die mit schmuckvollen Rahmungen in Marmor versehen wurden In ihnen fanden Nachgusse von Kinderfiguren ihre Aufstellung 64 nbsp Berankte WeinlaubeIn der ostlichen Schmalseite des Kavalierflugels ist der Eingang zur Wohnung des Kastellans Inspektors durch einen von Hermen flankierten Vorbau akzentuiert Ursprunglich besass dieses Portal lediglich ein Vordach aus Metall Seitlich des Portals befanden sich 1831 von Persius nach Schinkels Angaben entworfene Sitzbanke die auf dem Gemalde der Vorfahrt mit Roten Jagern s o erkennbar aber nicht erhalten sind 65 In Verbindung mit den Banken am Propylon existierten also zahlreiche Sitzmoglichkeiten im Bereich des Schlosszugangs nbsp Merkurbrunnen und AdjutantenterrasseAuf der gegenuberliegenden Seite des Gartenhofs vermittelt zum Pleasureground zwischen Pergola und Kavalierflugel Treppenhauseingang der Adjutanten Peristyl mit daruber liegender Terrasse Die aus zwolf Pfeilern bzw Pfeiler Vorlagen gebildete Architektur wurde von Schinkel schlicht aber unkorrekt als Peristyl bezeichnet spater findet sich gelegentlich die Bezeichnung Adjutantenlaube obgleich die Baulichkeit als solche nicht verwendbar ist denn sie diente in erster Hinsicht als bedeckte Passage fur die Dienerschaft zwischen der im Erdgeschoss des Kavalierflugels befindlichen Kuche und dem Schloss nbsp Portalbau der Inspektorwohnung im KavalierflugelDie daruberliegende Terrasse war nur uber die beiden Fensterturen eines der beiden Adjutatenzimmer im Kavalierflugel zu erreichen und wurde entsprechend Adjutatenterrasse benannt Von ihr hat man einen bemerkenswert schonen Blick sowohl uber den Gartenhof als auch in den Pleasureground Die Terrasse besitzt heute nur provisorische Brustungsgitter Das historische Gitter entsprach in der Form dem Gitter das Schinkel gleichzeitig fur die Kuppelummantelung des Alten Museums in Berlin entwarf Als eigentlicher Theeplatz fungierte die vor dem Peristyl Richtung Pleasureground liegende Terrasse mit farbiger Kleinsteinpflasterung Hier befindet sich an der Sudwand der Merkurbrunnen und ihm gegenuber unter dem Renaissance Zierbogen stand eine noch im Lapidarium eingelagerte Neorenaissance Bank Die Figur des stehenden Merkurs ist keine antike Marmorskulptur sondern wohl eine uberarbeitete franzosische Plastik des 18 Jahrhunderts 66 Ganz nah in einer Nische der Westfassade des Schlosses setzt eine moderne Kopie der Venus Italica von Antonio Canova das Antikenprogramm fort Gelegentlich fanden bei der kontinuierlichen Ausgestaltung Doppelungen des Antiken Programms statt 1852 schenkten die Angestellten Glienickes dem Prinzenpaar zur Silberhochzeit sicherlich wunschgemass einen Abguss des ausruhenden Merkurs aus Herculaneum eine der seit der Ausgrabung 1758 am meisten rezipierten lebensgrossen Bronzefiguren der romischen Antike Dadurch war der Gartenhof an beiden Seiten von Figuren jenes antiken Gottes eingefasst der damit wohl als Schutzpatron von Glienicke anzusehen ist Der Gotterbote Merkur hatte in der Antike einen ambivalenten Charakter als Schutzgott des Verkehrs der Reisenden und der Hirten aber auch der Kaufleute Kunsthandler und Diebe sowie der Redekunst der Gymnastik und der Magie Pleasureground Bearbeiten nbsp Kraatz Plan 1862 Ausschnitt PleasuregroundDer ab 1816 geschaffene Pleasureground dt Vergnugungs Boden ist ein Fruhwerk Lennes und zugleich eines seiner Meisterwerke 67 Der Pleasureground scheint ein naturliches Gelandemodell zu besitzen wurde aber von Lenne vollstandig kunstlich kunstlerisch modelliert Die hier zuvor bestehende plane Budnerstelle und die nordlich anschliessenden vier Obst bzw Weinterrassen an die sich die Alleepflanzungen Lindenaus anschlossen sind nicht mehr zu erkennen 68 nbsp Blick vom Lennehugel zum Casino 2012Als Hausgarten befinden sich hier Wasserspiele plastische Kunstwerke und Tortenbeete auch einige Beete in geometrischen Formen die vermutlich durch den Fursten Puckler beeinflusst waren Den Pleasureground durchziehen zahlreiche ursprunglich gusseiserne Wasserleitungen die nicht nur den Wasserspielen sondern auch der intensiven Bewasserung der Pflanzungen dienen Der Pleasureground ist zum Park hin durch Bauten abgeschrankt Entlang der Berlin Potsdamer Chaussee verlauft ein Drahtschuppenzaun zur Uferchaussee ein invisible fence und die untere Pergola des Casinos Die historischen Zugange erfolgten uber den Gartensaal des Schlosses die Adjutanten Laube das Pfortchen am Stibadium die beiden Pforten der Casino Pergola und den Klosterhof Der heutige Zugang von der Vorfahrt aus ist nicht historisch Beete und Kubelpflanzen Bearbeiten nbsp Beet mit Plumbagopflanzung und LilieneinfassungssteinenIm Gartenhof und im Pleasureground befinden sich fur Glienicke charakteristische elliptische und runde Tortenbeete mit Terrakotta Palmetten Einfassung Die Originale der Beet Einfassungssteine wurden im Keller der Neugierde gefunden so dass eine getreue Wiederherstellung moglich war 69 Es wurden zehn Grundtypen in zahlreichen Variationen vorgefunden Unterirdisch sind die Beete ummauert was eine spezifische Bewasserung ermoglichte Ausserdem waren die Beete mit lockerem Substrat gefullt das ein schnelles Auswechseln der gelegentlich im Topf gesetzten Pflanzen nach Einsetzen des Verbluhens ermoglichte Die Vielzahl der Beete erforderte entsprechend wahrend der gesamten Saison das Vorhalten grosser Mengen von Bluhpflanzen Inmitten dieser Pflanzungen setzten bisweilen Canna einen exotischen Akzent nbsp Beet in Lilienform am SchlossEs gab und gibt auch einige figurliche bzw geometrisch gestaltete Beete die im landschaftsgartnerisch gestalteten Pleasureground einen artifiziellen Akzent setzten Diese waren mit Buxus eingefasst und entsprechend pflegeaufwandig Derartige Beete finden sich vor der Westfassade des Schlosses vor der Terrasse des Stibadiums am Casino Artemisbeet und in Eichenblattform seitlich der Lowenfontane Am auffallendsten ist das Lilienbeet das direkt unterhalb der Fenster von Carls Schlafzimmer im Mittelrisalit der Westfassade des Schlosses liegt Es weist als heraldisches Signum auf Carls jungere Schwester Louise die mit Prinz Friedrich der Niederlande verheiratet war und sich besonders mit Blumenzwiebelsendungen in Glienicke einbrachte Laut des Kraatz Plans von 1862 waren im spateren 19 Jahrhundert einige der einfachen Tortenbeete zu geometrischen Prachtbeeten erweitert worden so vor der Lowenfontane und an der Neugierde Vor der West und Ostseite des Schlosses befinden sich Terrassen Hier wurden seit Hardenbergs Zeiten die Zitrusbaume in Kubeln aufgestellt Diese Orangerie Zitrusgewachs Sammlung war seinerzeit kostbar was auch daraus hervorgeht dass Christian von Hardenberg Reventlow sich im Kaufvertrag 1824 ausbedungen hatte vier kleine und vier grosse Orangenbaume sowie zwei Zitronenbaume aussuchen zu konnen 70 Im Bereich des Gartenhofs und der Schloss Terrassen und wohl auch am Casino wurden wahrend der Sommersaison weitere nicht winterharte Kubelpflanzen aufgestellt die im Winterhalbjahr in den Orangerie Bau verbracht wurden Soweit uberliefert handelte es sich dabei nicht um Palmen sondern neben den Zitrusgewachsen um mediterrane und exotische Bluhpflanzen wie Plumbago Agapanthus und in den Zierschalen auch Aloe Auffallend ist ferner das weitgehende Fehlen von Rosenpflanzungen die beispielsweise auf der Pfaueninsel und in Babelsberg einen wichtigen Akzent setzen nbsp Beet an der Neugierde nbsp Beeteinfassungssteine in Palmettenform nbsp Beet an der Lowenfontane mit Cannapflanzung nbsp Zitrus Kubel auf der Schlossterrasse nbsp Beet im Pleasureground mit Fruhlingsbepflanzung nbsp Beet an der Rotunde mit Palmettenzungen und FritillariabepflanzungLowenfontane Bearbeiten nbsp Lowenfontane von SudwestDa das Schloss keinen Sockel in Form eines Souterrains besass plante Schinkel eine hohe Terrassenmauer die den Bau optisch vom Garten abgehoben hatte Mit dieser Planung veroffentlichte er auch den Bau in seiner Sammlung Architektonischer Entwurfe Carl jedoch kam auf den Gedanken einer neuen Brunnenanlage zumal die alte gusseiserne Brunnenschale aus Hardenbergs Zeiten vor dem Gartensalon ihm als Wasserspiel zu bescheiden war und eine Zweitverwendung am Casino erfuhr Nachdem eine Dampfmaschine angeschafft und installiert war wurde ab etwa 1836 eine grosse Brunnenanlage geplant Carl bezog in die Planungen die beiden grossen Medici Bronzelowenfiguren mit ein die seine Schwester Charlotte ihm 1831 zum 30 Geburtstag geschenkt hatte 71 Die Lowen waren Abgusse von zwei Bronzelowen an der Schlossbrucke in St Petersburg Seit der Veroffentlichung von Puschkins Poem Der eherne Reiter 1833 genossen die Petersburger Lowen einen gewissen Bekanntheitsgrad nbsp Gewachshaus Projekt Persius nach Vorgaben von Schinkel 1837 Am 23 Oktober 1837 fand in Glienicke eine Besprechung zwischen Prinz Carl Schinkel Persius und Lenne statt uber das Bassin und die Fontaine vor dem Treibhaus und wie die broncenen Lowen am vortheilhaftesten zu placieren sein wurden 72 Schinkel entwarf daraufhin die neue Fontanenanlage und ein neues Gewachshaus Die Reinzeichnung dazu stellte Persius am 19 November fertig Auf ihr sind die Lowenfiguren noch auf rechteckigen Sockeln dargestellt Die ausgefuhrten Sockel mit Saulen entwarf Schinkel also spater Der Gewachshausentwurf sah eine funfteilige Anlage vor aus drei ubergiebelten Putzbauten und zwei dazwischenliegenden vollverglasten Treibhausern Sievers fand diesen Entwurf so bemerkenswert dass er ihn ausfuhrlich wurdigte und auch in Ausschnittsvergrosserungen veroffentlichte Er charakterisierte das Gebaude als elegant und als einen Bau Gedanken von grossem Wurf Aber dieser Bauentwurf wurde nicht verwirklicht An seiner Stelle errichtete Persius 1840 das Stibadium nbsp Ansicht der Lowenfontane unbekannter Kunstler um 1840 Die neue Anlage wurde in der Achse der Schloss Sudfassade errichtet und bezog die alte Bruchstein Futtermauer mit ein Zum Brunnen wurde von der Terrasse eine sanft absteigende Freitreppe gefuhrt die zu einem das Becken halbrund umfassenden wohl farbig asphaltierten Terrassenweg fuhrte Letzterer wurde ruckwartig von einer Balustrade mit Vasen und Figurenaufsatzen hinterfangen Die vier Terrakotta Figuren von ca 1855 waren Allegorien auf Handel Wissenschaft Kunst und Militar als Grundpfeiler der Staatsgestaltung die wohl gleichzeitig Jahreszeitenallegorien waren 73 Die letztgenannte Allegorie ist verschollen die ubrigen der Kinderfiguren sind fragmentiert und im Schloss aufgestellt Ihr Schopfer war wohl der Rauch Schuler Alexander Gilli der als Hofbildhauer fur Glienicke tatig war 74 Seitlich wird die Anlage von zwei hohen Sockeln aus je vier gebundelten dorischen Saulen flankiert auf denen die Lowen in voll vergoldeter Fassung aufgestellt sind Die Sockel bestehen aus Zinkguss Hohlkorpern und Blechen um ein tragendes Eisengerust Sie waren wie auch die Reliefs an den Pfeilern des Schloss Balkons die Details des Propylons und des Stibadiums Produkte der Zinkgussfabrik von Moritz Geiss die das durch Schinkel und Peter Beuth propagierte kostengunstige und sehr fein ziselierbare Material in bester Qualitat verarbeitete Auch am Casino finden sich solche Zierrahmungen die mit Farbe gefasst wurden der Sand zugesetzt wurde so dass die Illusion von Sandstein entstand Am 26 Mai 1838 stellte die Firma Geiss ihre Rechnung uber Lieferung und Montage der Zinkgussteile Damit durfte die Anlage fertiggestellt gewesen sein nbsp Lowenfontane vom Stibadium aus gesehen 2013Am 2 Juni 1838 sprangen die Fontanen zum ersten Mal anlasslich eines Besuchs des russischen Zarenpaars Dies war ein grosses Ereignis da bislang in der Potsdamer Parklandschaft lediglich auf der Pfaueninsel und in bescheidenem Rahmen in Charlottenhof Wasserspiele per Dampfkraft betrieben wurden und es noch sechs Jahre dauern sollte bis auch in Sanssouci die Fontanen springen wurden nbsp Lowenfontane von Sud mit Vasen und Kinderfiguren Foto Robert Scholz um 1875 Die Form des Wasserspiels der Glienicker Hauptfontane variierte im Laufe der Zeit Zunachst blies eine Tritonfigur einen einfachen Wasserstrahl in die Hohe Spater wechselte man zu Reiherbusch und Glockenformen Die Lowenfiguren spien zusatzlich Wasserstrahlen und ein Wasserschleier wurde durch den Uberlauf des geriefelten Beckenrandes erzeugt 75 Die Lowenfontane wurde zu einer Art Signum der Glienicker Parkanlagen zumal sie am starksten in Richtung der Berlin Potsdamer Chaussee wirkte und nahezu jedermann bekannt war Unter den zahlreichen Glienicker Parkveduten ist der Blick von der Chaussee das am haufigsten dargestellte Motiv Dabei ist bemerkenswert dass hier ja kein Weg sondern nur eine Gesichtslinie dargestellt wurde eine Achse die mit dem Tortenbeet beginnt und uber Brunnenbecken und Freitreppe zum Mittelrisalit des Schlosses mit der tief uber den Balkon herab gezogenen Markise und dem beflaggten Mast auf dem Belvedere Aufsatz fuhrt Entsprechend ihrer baulichen Struktur musste die Lowenfontane mehrfach instand gesetzt werden Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Anlage vollstandig ruinos Bei der 1960 1964 erfolgten Rekonstruktion mussten die oberirdischen Bauteile weitgehend erneuert werden 76 Funfzig Jahre spater wies die Anlage wieder erhebliche Baumangel auf Die durch einen Baumschaden nicht mehr aufschiebbare Sanierung konnte 2009 in Angriff genommen werden Nach Baubeginn zeigten sich gravierendere Baumangel als zuvor erkennbar Dennoch konnte die Anlage dank von der SPSG eingeworbener Sponsorenmittel bereits 2010 wieder eingeweiht werden 77 Sphingentreppe und Kleinstein Mosaikpflasterungen Bearbeiten nbsp Mosaikpflasterung an der Lowenfontane 2012Seitlich parallel zur Lowenfontane vermittelt die Sphingentreppe vom Schlossterrassen Niveau zum unteren Gartenbereich Es handelt sich um eine flache Treppe unter einer schlichten berankten Eisengitter Treillage nach Entwurf von Persius Die am Treppenfuss aufgestellten Sphinx Figuren und die nicht passgenauen Stufen stammen noch von dem fruhklassizistischen Gewachshaus mit Gartensalon das nach 1796 Lindenau anstelle des heutigen Stibadium erbauen liess nbsp Sphingentreppentreillage mit Aristolochia BerankungVor der ostlichen Treppe der Lowenfontane verweist eines der wenigen erhaltenen Kleinstein Mosaik Pflaster auf den Theeplatz unter der einst daneben befindlichen Konigslinde Letztere war einer der beeindruckendsten Einzelbaume des Anwesens die in den 1980er Jahren gefallt werden musste Die heute alten Linden hingegen die inzwischen auf der anderen Seite des Mosaiks in skurrilem Schragwuchs stehen waren seinerzeit jung Kleinstein Mosaikpflaster 78 kamen Mitte des 19 Jahrhunderts in Mode Dabei wurden weisse graue rote und schwarze kleine Steinquader in geometrisch gemusterten teppichartigen Belagen verlegt In Glienicke haben sich solche Pflasterungen im Propylon um das Casino an der Treppe der Romischen Bank im Park an der Adjutantenlaube und an der Lowenfontane erhalten doch waren sicher erheblich mehr vorhanden die wegen der empfindlichen Struktur verlorengegangen sind So sind beispielsweise fur die abschussigen Podeste der Sphingentreppe Kleinsteinpflasterungen anzunehmen Doch nicht alle optisch hervorgehobenen Terrassen waren von Kleinsteinpflaster geziert Gleichzeitig zu den teppichartigen Pflasterungen kamen Asphaltierungen in Mode Hierbei wurde der seinerzeit kostbare Asphalt eingefarbt und imitierte erkennbar eine Steinplattenverkleidung Solche Asphaltierungen sind in Glienicke fur die Terrasse des Stibadiums s u und den Terrassenweg um die Lowenfontane nachgewiesen Aufgrund der schwierigen Reparaturmoglichkeit der Asphaltierungen ist heute keine mehr erhalten Die Flachen sind heute mit Tonplatten verfliest Stibadium Bearbeiten nbsp Stibadium von SudwestDas Stibadium war der Haupt Theeplatz des Pleasuregrounds mit einem seinerzeit grandiosen Blick auf Potsdam und die Lowenfontane Der Name ist ein Zitat aus einer Villenbeschreibung von Plinius d J der als Stibadium einen besonders reizvollen Ruheplatz beschrieb Ahnlichkeit mit der von Plinius beschriebenen Architektur hat das Glienicker Stibadium nicht Die Glienicker Herrschaften verwendeten diesen Namen auch nicht sondern sprachen von der Romischen Bank Der Bau entstand 1840 nach Entwurf von Persius der damit ein Hauptwerk unter seinen Zierarchitekturen schuf und auch unter dem Namen Stibadium veroffentlichte 79 nbsp Klein Glienicke Blick vom Stibadium auf Potsdam C D Freydanck 1847 Es handelt sich um eine halbe Tholos Architektur mit holzernem Halb Kegeldach das auf der Unterseite mit einem Zwolfgotterprogramm ausgemalt ist Da es sich aber um vierzehn Felder handelt sind den klassischen zwolf olympischen Gottern noch Bacchus und Amphitrite beigestellt Als gartenseitige Stutze diente ursprunglich eine Zinkguss Kore nach Entwurf von August Kiss Sie wurde spater durch eine vollplastische Marmor Wiederholung der Felicitas Publica Offentliches Wohl von Christian Daniel Rauchs Munchener Max Joseph Denkmal ersetzt 80 In die Architektur eingestellt ist eine Exedra Bank die durch winkelformige Banke innerhalb der Zungenmauern erganzt wurde Alle Banke hatten Zinkguss Wangen nach Stulers Entwurf wie sie sich auch am gleichzeitig entstandenen Propylon des Schlosses finden Auf der Terrasse steht eine Granitschale von Christian Gottlieb Cantian die Prinz Carl von seinem 1840 verstorbenen Vater geerbt hatte Sie war aus einem Abfallblock des Findlings fur die grosse Granitschale im Berliner Lustgarten geschaffen worden nbsp Fruheste Fotografie des Stibadiums unbekannter Fotograf 1854 Auf den Pfeilern der Terrassenmauern standen grosse antikisierende Steinvasen die heute im Lapidarium eingelagert sind Das Stibadium war uberreich mit Bronzenachgussen antiker Statuetten und mit Schmuckvasen bestuckt die ebenso verloren sind wie der farbige Bodenbelag in gelbem rotem weissem und schwarzem Asphalt den das Olgemalde Carl Daniel Freydancks zeigt 81 Auch das Stibadium war von der Berlin Potsdamer Chaussee gut einsehbar und hat entsprechend als architektonisches Vorbild fur zahlreiche Gartensitze im Berlin Potsdamer Raum gewirkt nbsp Stibadium Veroffentlichung 1852 Neben seiner Funktion als Theeplatz hatte das Stibadium die Aufgabe die Vorfahrt architektonisch vom Pleasureground abzuschranken Den Grund hierfur kennen wir nicht jedenfalls sind keinerlei Gedankenspiele bekannt die Vorfahrt optisch in den Garten einzubinden Die vom Stibadium nach Norden und Suden fuhrenden Mauern sind symmetrisch gestaltet Im Suden existiert ein Rundbogenpfortchen mit Durchblick auf den geschmuckten Erker des Pfortnerhauses Diesem Pfortchen entspricht nordlich des Stibadiums in der Achse der Lowenfontane eine schmuckvolle Nische in der eine besondere Skulptur gestanden haben muss Uber deren Aussehen und Bedeutung ist aber nichts uberliefert Sievers der es offenbar bedauerte dass Schinkels Entwurf fur das Gewachshaus s o nicht verwirklicht wurde bezeichnete das Stibadium als hochst bescheidenes Bauwerk 82 Er ubersah dabei den ausgesprochen reprasentativen Charakter des Gebaudes Das Stibadium war in Glienicke quasi das Gegenstuck zur Neugierde Wahrend man dort versteckt den Verkehr auf der Chaussee ausspahen konnte sass man im Stibadium auf dem Prasentiertisch Von der erhohten Terrasse blickte die prinzliche Theegesellschaft auf den Verkehr bzw das Volk herab und prasentierte sich gleichzeitig in einem baulich festlichen Rahmen So betrachtet grenzt das Bildprogramm der Olympischen Gotter an Vermessenheit ist aber auch ein kunstlerisch gelungener Ausdruck des gesellschaftlichen Selbstverstandnisses des Adels im Zeitalter der Restauration nbsp Sphingentreppe am Abend nbsp Deckenausmalungs Entwurf Persius 1840 nbsp Zwei 2001 rekonstruierte Deckenfelder Bacchus und Jupiter nbsp Pfortchen am Stibadium zwischen Vorfahrt und Pleasureground nbsp Ansicht des Stibadiums von der Vorfahrt nbsp Beete an der Terrasse des StibadiumsNeugierde Bearbeiten nbsp Sudfassade der Neugierde an der ChausseeDie Neugierde war ein Pavillon in dem man ungesehen hinter Stores verborgen und damit ungeniert neugierig den Verkehr auf der Berlin Potsdamer Chaussee betrachten konnte Der Teepavillon entstand nach 1796 fur Lindenau wahrscheinlich nach Entwurf von Glasewald und hatte bereits seine Hauptschauseite zum Garten wo eine Sphinxfigur uber dem Eingang einen Blickfang bildete Bemerkenswerterweise ist die Neugierde im Gegensatz zu Schloss und Casino unterkellert Sie besass ursprunglich nicht nur zur Strasse sondern auch in der Ost und Westfassade Fenster 83 nbsp Gartenseite der Neugierde von der AdjutantenlaubeNachdem bereits 1824 das baufallige Dach abgebaut werden musste wurde die Neugierde 1825 fur Prinz Carl von Schinkel als eine der ersten Baumassnahmen in Glienicke in strengen dorischen Stilformen umgestaltet Das Vorhallen Portal zum Garten erhielt dabei zwei Saulen Durch den Umbau erhielt der Pavillon einen sehr ernsten Charakter der an der Gartenseite fast an ein Mausoleum erinnerte Beim Umbau entfielen die seitlichen Fenster durch den Anbau zweier erkerartiger Anbauten die innen Halbrundnischen erhielten Im westlichen Anbau befindet sich aussen zudem der Zugang zum Keller 84 Im Gegensatz zum Ausseren wurde das Innere nach Schinkels Entwurf von Julius Schoppe bis 1827 in pompejianischer Manier gefallig ausgemalt Diese Wandmalereien standen in enger stilistischer Beziehung zu den anschliessend geschaffenen Raumdekorationen in Prinz Carls Stadtpalais Die Einweihung der Neugierde durch die prinzlichen Herrschaften vermerkte der Hofmarschall am 20 August 1827 im Journal Thee zum ersten Male in der neugemalten Neugierde nbsp Neugierde Ausmalungsentwurf Schinkel um 1825 Wohl erst 1848 bekam auch die Neugierde die Funktion eines Sammlungsbaus In die Vorhalle wurden nun grossenteils erhaltene antike Mosaiken Wandmalereifragmente und Inschriftentafeln eingefugt Gleichzeitig wurde der Gartenseite eine reizvolle uber den Kunsthandel erworbene florentinische Renaissance Arkade vorgeblendet Diese Arkade hatte der Prinz schon 1842 von dem in Florenz lebenden russischen Sammler Anatole Demidoff di San Donato erworben 85 Auf einem Foto von 1934 kann man in der Vorhalle seitlich je einen Sockel erkennen auf dem eine Vase und eine Buste standen Die zunachst mit dem reizvollen Blick auf den Laitierenbrunnen als Theeplatz genutzte Vorhalle hatte sich also zuletzt ganzlich zum Sammlungsort gewandelt Auf den Treppenwangen wo nur noch steinerne Ringe auf ehemals hier aufgestellte Kunstwerke verweisen befanden sich antike Brunnenmundungen aus Tuffstein Sie stammten wohl aus Pompeji und waren schon verschwunden als Sievers seine Studien in Glienicke trieb Von der einst reichen inneren Ausstattung des Baus haben wir nur durch Bergaus Inventar von 1885 Kenntnis 86 Die Neugierde verfiel durch mangelnde Unterhaltung seit Ende des 19 Jahrhunderts Johannes Sievers fand 1938 ein noch weitgehend intaktes Gebaude vor mit Resten der Wandmalereien auf Papier die er sicherstellen konnte Nach dem Zweiten Weltkrieg war der nicht kriegsbeschadigte Bau bereits ruinos aber instandsetzungsfahig Die Instandsetzung erfolgte im Zustand von 1848 Das Innere wurde nach den uberkommenen Schinkel Entwurfen und den von Sievers sichergestellten Resten der Wandmalereien in Dispersionsfarben neu ausgemalt 87 2015 16 erfolgte eine umfassende Restaurierung 88 nbsp Gartenseite der Neugierde 1824 Ausschnitt aus dem Blick auf Potsdam s o nbsp Entwurf zur Nordseite der Neugierde Schinkel 1825 nbsp Ausmalungsentwurf zur Neugierde Schinkel um 1825 nbsp Antikes Mosaik im Bodenbelag der Vorhalle nbsp Antike romische Inschriftentafeln in der Vorhalle der Neugierde nbsp Giebelschmuck der NeugierdeBrunnen Plastiken und Lauben Bearbeiten nbsp Laitierenbrunnen und Westfassade des SchlossesVor der Neugierde befindet sich der Laitierenbrunnen lait frz Milch ein von der Bronzefigur eines Milchmadchens bekronter grosser Findling Die Bronze war 1827 ein Geschenk von Carls Schwester Charlotte in St Petersburg und ist der Zweitguss einer Plastik von Pawel Sokolow im Park von Zarskoje Selo Dargestellt ist die sprichwortliche Milchmadchenrechnung der Fabel von Jean de La Fontaine Das heutige Glienicker Milchmadchen ist ein neuer Abguss der 1987 in der Sowjetunion geschaffen wurde 89 Im Pleasureground befanden sich noch weitere Plastiken deren genauer Standort heute nicht mehr bekannt ist Berichtet wird beispielsweise von einer mit Pfeil und Bogen auf eine Venusfigur zielenden Cupido Statue die nahe der Laitiere unter einer Esche aufgestellt war in Bezug darauf dass Amors Pfeile aus dem Holz jenes Baumes gefertigt waren Vielleicht handelte es sich um einen der seinerzeit weitverbreiteten Abgusse des bogenspannenden Amors von Lysipp ca 320 v Chr den man auf die Venus am Schloss zielen liess 90 nbsp Lindenlaube mit Blick zum Casino Fruhjahr 2013 Der Weg fuhrt weiter uber den heute so genannten Lennehugel von dem man einen uberraschenden Blick uber die Pergola des Casinos auf den Jungfernsee zu der von Persius gebauten Villa Jacobs hat Am Gebusch halb versteckt befinden sich Saulentrummer ein Arrangement aus verschiedenen antiken Spolien darunter zwei Saulentrommeln vom griechischen Poseidontempel am Kap Sounion und Kapitelle vom Pantheon und der Kirche San Paolo fuori le mura in Rom Dekoriert war dies zusatzlich durch antike Thonkruge 91 In der Mitte des Pleasuregrounds steht der Knabenbrunnen Zu Hardenbergs Zeiten war hier ein sentimentales Brunnen Denkmal genannt das Monument errichtet worden Das Monument blieb nach Anschluss an das neue Rohrleitungssystem bestehen Erst nach 1851 wurde es zum heutigen Knabenbrunnen umgebaut Die Anregung hierzu war ein 1850 veroffentlichter Brunnenentwurf Friedrich August Stulers der zunachst Vorbild fur die nicht erhaltene Froschfontane in Sanssouci wurde Fur letztere modellierte Friedrich Wilhelm Dankberg die schalentragende Knabenfigur Prinz Carl erwarb fur seinen Brunnen einen Zinkabguss der Kunstgiesserei Kahle in Potsdam 92 nbsp Saulentrummer ArrangementIm Norden des Pleasuregrounds nahe dem Klosterhof passiert der Weg eine Formation von acht Linden Dies ist der Rest der geometrischen Alleebepflanzung des spaten 18 Jahrhunderts Hier kreuzten sich der axiale Weg vom Schloss zum Billardhaus spateres Casino und der wichtigste Querweg wie es auf dem Parkplan Hellwigs von 1805 s o zu erkennen ist Zu Prinz Carls Zeiten wurden diese Baume durch regelmassigen Schnitt zur sogenannten Lindenlaube umgeformt Aufgrund fehlender Pflege im 20 Jahrhundert wuchsen die Baume wieder hoch Kurzlich hat man begonnen durch Ruckschnitt die Lindenlaube sukzessive wiederzugewinnen Die Lindenlaube ist die einzige der nichtarchitektonischen Lauben in Glienicke die man noch gestalterisch nachvollziehen kann Von anderen Lauben haben wir nur noch namentlich Kenntnis wie der Eschenlaube der Birkenlaube und der Fliederlaube Von Letzterer hat sich die mosaikgepflasterte Terrasse erhalten auf der eine modern nachgegossene gusseiserne Halbrundbank steht Bemerkenswerterweise gab es in Glienicke keine Rosenlaube die sonst in Parkanlagen des 19 Jahrhunderts obligatorisch war nbsp Laitierenbrunnen nbsp Knabenbrunnen nbsp Blick vom Casino Richtung Neugierde nbsp Bank der Fliederlaube nbsp Blick von der Fliederlaube zum Schloss nbsp Venus Italica moderne Kopie am Schloss Rotunde Grosse Neugierde Bearbeiten nbsp Rotunde von Sudwest Foto 2012 Der Neubau der Glienicker Brucke 1831 1834 bedeutete fur den Pleasureground eine kleine Gebietserweiterung da die neue Brucke sudlich parallel zur alten Holzbrucke errichtet wurde und die Strassentrasse entsprechend verschwenkt werden musste Ausserdem wurde das alte Chaussee Einnehmerhaus aufgegeben und sein Eckgrundstuck in den Garten integriert An dieser neuen Gartenecke wunschte sich der Kronprinz eine runde Laube wozu er Ende Januar 1835 auch erste Skizzen lieferte 93 nbsp Gartenseite der RotundeSchinkel setzte diesen Grundgedanken mit einer Antikenrezeption um Das durch Stichveroffentlichungen bekannte Siegesmonument des Choregen Lysikrates in Athen spater auch als Laterne des Demosthenes bezeichnet bestimmte alle Details des neuen Pavillons der den sudwestlichen Eckpunkt Glienickes deutlich architektonisch markierte Der eigentliche Pavillon entstand 1835 und sollte wohl spater einen Aufsatz erhalten dessen Gestalt aber noch nicht feststand Um den Boden des Pavillons moglichst hoch zu positionieren wurde unter ihm ein unzuganglicher Gewolberaum errichtet Der Bodenbelag war einer Zeichnung Schinkels zufolge in verschiedenfarbigem Belag gedacht wobei es nicht bekannt ist ob es sich wie von Sievers vermutet um Gusszement oder wie bei Lowenfontane und Stibadium um Asphalt gehandelt hat da bei dem Abriss 1907 keine Vermerke dazu erfolgten Der Pavillon war mit einer offenen Lattung gedeckt die mit Schlingpflanzen besetzt war 94 nbsp Gartenseite der Rotunde Persius um 1840 Die 16 Saulen bestanden damals aus hochmodernen Terrakotta Werkstucken aus der Feilnerschen Tonwarenfabrik Schinkel und Peter Beuth hatten im Zuge ihrer Reform des Gewerbewesens die Verwendung kunstlerisch qualitatvoller Tonwaren in der Architektur propagiert Wohl ebenfalls aus Terrakotta waren die Brustungsfelder zwischen den Saulen die in Form eines Gitters aus Halbkreisen bestanden Die Einweihung vermerkte der Hofmarschall im Journal unter dem 2 Juli 1835 Der Thee wurde auf dem neuen Pavillon im Garten nahe der Brucke getrunken 95 nbsp Ursprungliche Rotunde Foto Robert Scholz um 1875 1836 37 wurde die Laube auf Prinz Carls Betreiben von einer archaologisch fast getreuen Nachbildung des Lysikratesmonumentes bekront Dabei wurden die Kapitelle der Pilaster Akrotere verschiedene Kleindetails und vor allem der bekronende Dreifuss nach Schinkels Entwurfen von Geiss in Zinkkunstguss gefertigt 96 Eine solche archaologische Rekonstruktion war seinerzeit etwas Besonderes und wurde auch entsprechend gewurdigt Gleichzeitig erhielt der Pavillon anstelle der Lattung ein umlaufendes Pultdach mit Blechdeckung Die holzerne Decke erfuhr eine ornamentale Bemalung in zuruckhaltender Farbigkeit Auch die Brustungsfelder wurden prachtvoll verandert Die nun eingefugten gusseisernen Brustungsgitter in Vollvergoldung haben als Mittelmotiv im Wechsel einen Juno und einen Jupiterkopf Der Uberlieferung zufolge soll Prinzessin Marie in den Juno Bildnissen portratiert worden sein wahrend der Jupiterkopf dem Typus des Zeus von Otricoli folgt Die Rotunde wurde nun auch ein Ort der Aufstellung fur Teile der Antikensammlung An dem mittigen Rundpfeiler den eine Sitzbank umzog waren in zwei Reihen antike Gesichtsplastiken eingelassen oben zwolf grossere und darunter in dem Putzband 36 kleinere Kopfe 97 Sie sind teilweise verkauft worden zum anderen Teil 1952 zur Erganzung der Relieffragmente im Gartenhof eingemauert worden An Carls Geburtstag dem 29 Juni 1836 vermerkte der Hofmarschall im Journal Der Tempel des Lysikrates stand zur Feier des Tages zum ersten Male ohne Gerust fast vollendet 98 Doch noch fehlten dem Aufsatz die Zinkornamente die erst 1837 geliefert werden konnten Die endgultige Vollendung es hatte schon zum Geburtstag des Konigs am 3 August eine Illumination der Rotonda stattgefunden wurde am 16 August 1837 vom Hofmarschall wie folgt im Journal eingetragen Erste grosse Gesellschaft nachdem die Rotonda vollendet ist in derselben mit dem Kronprinzlichen Hofe waren erschienen der Geheimrat Schinkel und der Professor Rauch hier Persius war geladen 99 Man mass dem Bau also sehr viel mehr Bedeutung bei als einem gewohnlichen Aussichtspavillon nbsp Erste Skizze des Kronprinzen zur Rotunde Friedrich Wilhelm IV 1835 Ob dieses Gebaude eine nicht nur formale sondern auch inhaltliche Antikenrezeption war ist derzeit nicht bekannt Sowohl Lysikrates als auch Demosthenes waren als Identifikationsfiguren des Prinzen Carl denkbar 100 Benannt wurde der Bau seinerzeit zumeist als Rotonda bisweilen auch als Monument des Lysikrates oder Choragisches Monument gelegentlich auch als Laterne des Demosthenes Im Gegensatz zur Neugierte war die Rotunde ganzlich einsehbar Prinz Carl nutzte diesen Umstand an seinen Geburtstagen 29 Juni indem er von hier aus seine Geburtstagsgluckwunsche entgegennahm was dieses Ritual zeitlich erheblich optimierte 101 nbsp Villa Schoningen Glienicker Brucke und Rotunde um 1845 Lithografie von Persius Der Entwurf der Rotunde stand in unmittelbarem Zusammenhang mit Schinkels Neubau der Glienicker Brucke Die neue Brucke sollte zunachst als Eisenkonstruktion errichtet werden Ausgefuhrt wurde aber ein Sichtziegelbau aus roten Steinen der mit seinen Segmentbogen in der Seenlandschaft einen starken architektonischen Akzent setzte An den Enden bildeten die Brustungsmauern halbrund zuruckschwingende Exedren mit eingestellten Banken zum Ausruhen der Passanten Am 30 September 1834 wurde die Brucke durch eine feierliche Uberfahrt der Zarin eingeweiht Auf dem Glienicke gegenuber liegenden Ufer bildete die Villa Schoningen der Wohnsitz des Hofmarschalls von Glienicke Curd von Schoning ein architektonisches Gegengewicht zur Rotunde Diese Villa wurde 1843 von Persius mit koniglicher finanzieller Beteiligung errichtet Friedrich Wilhelm IV hatte ein grosses Interesse daran diese exponierte Stelle der Potsdamer Umgebung mit einer baukunstlerischen Architektur zu zieren Nach von Schonings Tod 1850 war Prinz Carl zeitweise Besitzer der Villa Somit ist die Villa Schoningen bedingt als Bestandteil des Glienicker Parks anzusehen nbsp Entwurf der Glienicker Brucke Anschluss am Potsdamer Ufer Schinkel um 1835 Schinkels Ziegelbrucke wurde aufgrund des gestiegenen Schiffsverkehrs 1905 bis 1907 durch die heutige elegante Stahlkonstruktion ersetzt die aber der Rotunde und der Villa Schoningen ihre architektonische Fernwirkung nahm Da die Strassenanschlusse zur neuen Brucke Rampen erhielten musste die Rotunde abgetragen und entsprechend auf dem neuen Strassenniveau wiederaufgebaut werden 102 Fruhestens zu dieser Zeit wurden die Terrakotta Saulen durch Sandsteinsaulen ersetzt da der Aufwand der Nachfertigung beschadigter Terrakotta Bauteile in keinem Verhaltnis zu den Kosten einer Neuschopfung in Sandstein stand Eine Saule wurde zu Dokumentationszwecken bewahrt und befindet sich heute im Lapidarium nbsp Glienicker Brucke mit den Exedrabanken F A Borchel um 1850 1938 wurde die mittlerweile falschlich als Grosse Neugierde bezeichnete Rotunde beim Ausbau der Reichsstrasse 1 abermals abgetragen und 4 50 Meter parkeinwarts versetzt rekonstruiert 103 Damit wurden die ursprunglichen Blickbeziehungen eingeschrankt denn ursprunglich konnte man in die Fahrbahntrasse der Glienicker Brucke zur Villa Schoningen blicken Der Ausblick muss grandios gewesen sein Und nun erst von diesem Belvedere der Rundblick uber das Havelbecken nach dem Babelsberge der fernen Stadt uber die steinernde Brucke nach der bewimpelten Fregatte Royal Luise dem Neuen Garten uber den weiten Jungfernsee bis zum geheimnisvollen Fohrenwald bei Nedlitz der Romerschanze oder bis zur rothlichen Heilandskirchee am Port bei Sacrow 104 Geblieben ist nur der Blick nach Babelsberg zum neugotischen Sommerschloss von Carls Bruder Wilhelm 1980 1981 wurde die in sich verdreht wiederaufgebaute Rotunde in Details wie dem Anschluss der Zungenmauern und der Sockelform nach Planung von Christiane Segers Glocke korrigiert und gartenseitig der kegelstumpfformige Erdsockel mit den beiden Steintreppen wiederhergestellt 105 Eine abermalige grundlegende Restaurierung die weitere Details wiederherstellte konnte 2009 abgeschlossen werden Der Rotunde kommt innerhalb der Potsdamer Kulturlandschaft eine grosse Bedeutung zu da sie zum einen stadtebaulich pragend ist zum anderen handelt es sich um eine der bedeutendsten Kleinarchitekturen in Schinkels architektonischem Werk 1882 als Schinkels Bauten generell wenig geschatzt wurden schrieb Heinrich Wagener Mit Interesse weilt der Blick aller Voruberwandelnden an diesem edlen Kunstwerk das eine unvergleichliche Zierde fur die dort an malerischen Punkten reiche Umgebung ist Schon aus der Ferne grusst es die Schiffer auf der blauen Havelflache und den Wanderer auf der steinernen Glienicker Brucke als wolle es ihnen verkundigen dass hinter diesen schweigenden dunklen Baumen das alte Hellas mit seiner ganzen Lebensfreude und seinen Kunstschatzen ihrer harre 106 Casino Bearbeiten nbsp Casino Ostseite des Morgens 2015 Nordlich der Rotunde erstreckt sich in Nord Sud Richtung das 1824 von Schinkel entworfene Casino ital Hauschen sein fruhester Bau fur Prinz Carl Es entstand durch den Umbau des eingeschossigen Billardhauses aus Mirows Lindenaus und Hardenbergs Zeiten Das Casino war die Dependance des Schlosses mit dem wohl schonsten Theeplatz der gerundet vorspringenden Terrasse in Richtung Jungfernsee Mit seinen langen Pergolen bestimmt das Casino architektonisch das Jungfernseeufer Es sollte eine Reminiszenz von Landhausern am Golf von Neapel sein In diesem Zusammenhang ist die zugehorige Fregattenattrappe s u zu verstehen 107 nbsp Casino von Nordwest von der UferchausseeIm Casino befinden sich im Erdgeschoss zwei nach der Kriegszerstorung rekonstruierte Raume mit den wenigen verbliebenen vollplastischen Stucken der Antikensammlung Im Obergeschoss befand sich eine kleine Wohnung fur Gaste Hier wohnten hochstehende Personen denen man die eigentlichen Gastezimmer uber dem Pferdestall des Kavalierflugels nicht zumuten wollte Gelegentlich bezog auch das Prinzenpaar die Wohnung um besonders nahestehenden Gasten beispielsweise dem Zarenpaar die eigenen Raume im Schloss uberlassen zu konnen nbsp Casino und Maschinenhaus unbek Kunstler Gemalde um 1850Der Bau des Casinos war fur Prinz Carl gesellschaftlich ein sehr grosser Erfolg da es allseits bewundert wurde Es ist durch Briefe uberliefert dass das Casino und dessen Ausstattung zeitweise Carls Lebensmittelpunkt bildeten 108 Auch in spateren Jahren wurden alle Gaste des Prinzen zum Casino gefuhrt wo sie den Bau und die herrliche Lage gezeigt bekamen Auch fur Schinkel nach dessen Planen zuvor bereits hochbedeutende Bauten wie die Berliner Neue Wache und das dortige Schauspielhaus errichtet worden sind wurde der Casinobau ein weiterer Markstein auf seinem Weg zum bedeutendsten Architekten Preussens In seiner Sammlung architektonischer Entwurfe charakterisiert er das Gebaude wie folgt Abgesondert von dem Hauptschlosschen liegt hart an dem Abhang nach dem See ein kleines Casino Weinlauben umgeben von beiden Seiten das Gebaudchen und lassen die Treppen der Anhohe unter ihrem Laubdache ansteigen das Ganze ist ausserdem mit kleinen Broncestatuen Schalen Wasserausgussen Springbrunnen etc verziert Man steigt von hier auf die oberen Regionen der anmutigen Gartenanlage die durch Bassins und andere Werke ausgestattet uberall die lieblichsten Fernsichten in die reich an Wasser ausgestattete Gegend gewahren 109 nbsp Casino vom Jungfernsee aus gesehen Haun nach Schirmer um 1840 Ausschnitt An der Ostseite des Casinos befindet sich ein Fruhstucksplatz von dem die Marmorbank und das daruber liegende Wandbild in architektonischer Rahmung erhalten sind Die grossen weiblichen Hermen aus violettrotem Marmor stammten aus der Sammlung des Duca di Braschi 110 Das erneuerte Wandbild mit Schattenrissen von beruhmten Antiken war wohl als gelehrtes Ratespiel gedacht U a sieht man die Arme des Betenden Knaben von Sanssouci der in einem Abguss dem Casino gegenubersteht Hier lag ein nur fotografisch uberliefertes durch viele Spolien geziertes Antikengartchen das aber wohl erst in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts angelegt wurde 1877 hatte Prinz Carl letztmals einen sehr grossen Ankauf von Antiken getatigt die kistenweise in Glienicke eintrafen Vielleicht entstand damals das pompejianische Gartchen Denn weder Sohn noch Enkel des Prinzen Carl hatten Interesse an Antikengarten Und die diesbezuglich interessierte Schwiegertochter Maria Anna hatte vermutlich eher am von ihr bewohnten Jagdschloss ein entsprechendes Gartchen angelegt Es ist vielmehr denkbar dass Prinz Carl der seit Januar 1877 Witwer war sich mit Gestaltungen im engeren Gartenbereich vom Tod seiner Frau ablenken wollte 111 nbsp Antikenbank an der Ostseite des Casinos Foto Robert Scholz 1874 75 Von den zahlreichen antiken Steinkunstwerken die Carl an und auf den Banklehnen versammelt hatte ist so gut wie nichts verblieben 112 Die Statue des Asklepios ist erst nach 1945 hier aufgestellt worden Zu Prinz Carls Zeiten stand hier eine lebensgrosse antike Figur die seinerzeit als Aristides angesehen wurde Laut Groschel 113 war dies eine Identifikationsfigur des Prinzen Carl denn Aristides war im funften vorchristlichen Jahrhundert ein bedeutender Staatsmann und Heerfuhrer Athens und unter dem Beinamen der Gerechte als Fuhrer der Konservativen Gegenbild zum bedenkenlosen Neuerer Themistokles Die weit ausladenden Pergolen sind die fruhesten entsprechenden Pfeiler Laubengange die im Berlin Potsdamer Raum ausgefuhrt wurden 114 Sie sollten in den folgenden Jahrzehnten eine zahlreiche Nachfolge erhalten In die Blickachse der sudlichen Pergola baute Schinkel die Rotunde die durch das Versetzen 1938 heute nicht mehr sichtbar ist In die Achse der nordlichen Pergola baute Persius den Wasserturm der auch heute noch den Blickpunkt bildet nbsp Wandbild an der Ostfassade des CasinosDie unmittelbare Umgebung des Casinos war durch viele architektonische Details geziert die zum grossen Teil auf Schinkel zuruckgingen Von denen sind nur einige erhalten so an der Nordpergola die Adlersaule und das Lowen Wandbrunnchen Vieles ist verloren wie die Pflanzkubel auf der Abschlussmauer und die zweitverwendete Gusseisen Brunnenschale aus Hardenbergs Zeiten im Endabschnitt der Pergola Sievers weist auf den unterschiedlichen Charakter der Ausstattung der beiden Pergolen hin Die Sudpergola hatte mit dem Knabenbrunnen und den vielen eingestellten Antiken von denen heute nur noch zwei Torsi in den Nischen des Casinos erhalten sind eine heitere Stimmung als die Nordpergola 115 Die untere Pergola des Casinos wurde nach Bau der Uferchaussee 1841 bis zum Wassertor verlangert und erhielt zwei zierliche Rundbogenpfortchen nach Entwurf von Persius als direkten Zugang vom Casinogarten zur Chaussee 1965 erneuerte man die Pergola in der Lange und Form von 1825 also auch ohne Pfortchen 1981 wurden die Pfortchen rekonstruiert nicht aber die Verlangerung zum Wassertor Von der Verlangerung erhalten hat sich ein pavillonartiger ungedeckter Raum direkt am Wassertor der einen weiteren Zugang zur Chaussee besitzt Der Raum enthalt eine tiefe uberkuppelte Nische mit eingestelltem Sockel in der Achse der Pergola Hier muss also eine besondere Skulptur gestanden haben deren Aussehen nicht uberliefert ist Wie das Schloss so besitzt auch das Casino eine ungewohnliche Erschliessung Zunachst war vorgesehen die vorhandene Eingangstur in der Mittelachse der Ostfassade zu belassen Dann wurde dort die Antikenbank geplant und der Eingang wurde in die linke Achse der Nordfassade verlegt Mit dieser Tur wurden im Erdgeschoss ein kleiner Vorraum und zwei grosse Zimmer erreicht Das Obergeschoss wurde uber die rechte Achse der Nordfassade erschlossen Von einem Vorraum fuhrte eine einlaufige Treppe ins Obergeschoss Dort standen den Gasten oder dem Prinzenpaar ein Vorraum eine Kuche zwei Stuben und zwei Kammern zur Verfugung 116 nbsp Entwurf zum Sudzimmer im Casino Fenstertur Schinkel 1824 Zum Sudzimmer des Casinos hat sich der Entwurf Schinkels fur die Ausmalung erhalten Es ist einer der aufwandigsten Ausmalungsentwurfe die wir von Schinkel fur ein zumal recht kleines Zimmer kennen Auffallend ist auch die uppig drapierte fast grunderzeitlich anmutende Gardine die aber wohl in durchscheinendem Voile gedacht war Nach der Zerstorung fand man nur noch Reste der Deckenbemalung vor Beim Wiederaufbau wurde der Raum komplett nach dem Schinkel Entwurf ausgemalt Dies ist noch auf Fotos im Landesdenkmalamt dokumentiert aber nicht mehr im Zimmer selbst da nach Ubernahme durch die Schlosserverwaltung die Wandgestaltung mit Ausnahme der Decke uberklebt wurde Weil man unter der Neuausstattung des spaten 19 Jahrhunderts keine Spuren der schinkelschen Malereien gefunden hatte ging man davon aus dass Schinkels Entwurf mit Ausnahme der Decke von der sich vor 1942 ein Eckstuck fand nicht ausgefuhrt worden war nbsp Entwurf zum Sudzimmer Fenster Schinkel 1824 Die Rekonstruktion des anschliessenden Saals mit Stuckmarmorierung ist aber bis heute sichtbar Hierfur sind sowohl ein Entwurf Schinkels als auch Fotos uberliefert welche die Umsetzung dieses Plans belegen Das Casino wurde offenbar ein knappes Vierteljahrhundert nach seiner Fertigstellung im Inneren umgestaltet denn das Journal vermerkt am 17 Oktober 1847 der Konig habe mit dem Prinzen Wasa das neueingerichtete Casino sowie die Neugierde besichtigt 117 So ist auch der heutige Fussbodenbelag von Carl erst spater als Antiquitat uber den Kunsthandel erworben worden Er stammte aus dem Palazzo Corner della Regina in Venedig und wurde 1849 bei dem Kunsthandler Francesco Pajaro erworben der Prinz Carl und auch dem koniglichen Museum sehr viele Kunstwerke vermittelt hat 118 nbsp Entwurf zur Ostwand des Saales im Casino Schinkel 1825 Der Raum ist in seiner Lage der schonste in Glienicke Drei grosse Fensterturen offnen sich zum Altan und fuhren den Blick uber den Jungfernsee zum Pfingstberg hinter dem im Sommer die Sonne untergeht Der Blick schweift hier von der Hofmarschallsvilla an der Brucke uber den Neuen Garten das Pfingstberg Belvedere bis zur Villa Henckel und die als Zuckerburg bezeichnete Villa Jacobs Schinkel waren die beiden Raumausstattungen im Erdgeschoss offenbar wichtig denn er veroffentlichte sie in der Sammlung architektonischer Entwurfe Im Sommer sind diese mit den erhaltenen Antiken ausgestatteten Raume fur Besucher zuganglich Die Raumlichkeiten des Obergeschosses sind beim Wiederaufbau ab 1963 neu gestaltet worden und nicht offentlich zuganglich Im Laufe der Zeit wechselte das Casino seine Funktion vom Wohn zum Sammlungsgebaude 1882 berichtet Heinrich Wagener Wohnlich eingerichtet ist dasCasinonicht es ist ein wahrhaftes Museum althellenischer romischer und altgermanischer Kunst Sarkophage Curulische Stuhle Nerotorso Kopfe Lampen Reliefs Saulen Kapitale Friese Schmucksachen Hausgerath etc bergen die eleganten Raume oder umlagern das Haus Bekanntlich ist der Prinz ein wissenschaftlicher Kenner von Alterthumern und viele seiner Exemplare gehoren wohl zu den auserlesensten und seltensten Von dem unglaublichen Sammelfleis des hohen Herrn auf diesem Gebiete zeugt nicht nur das wahrhaft uberfullteCasino sondern auch die Arkadenhalle hinter dem Schlosse deren Wande ganz mit derartigen archaologischen Funden bedeckt sind 119 Auch die Wohnraume des Obergeschosses wurden schliesslich zu Sammlungszwecken genutzt Hier wurde die ostasiatische Kleinkunst und Werke des italienischen Barock untergebracht 120 Bergaus Inventar von 1885 weist eine schwer vorstellbare Fulle von Kunst Ausstattung aus 121 nbsp Sudpergola des Casinos Blick zum JungfernseeDas im und nach dem Zweiten Weltkrieg stark zerstorte Casino konnte 1963 wieder unter Dach gebracht werden 122 Damit begann der Wiederaufbau unter Leitung des seit 1960 amtierenden Landeskonservators Kurt Seeleke Wahrend man beim Wiederaufbau des Schlosses der noch unter Landeskonservator Hinnerk Scheper geschah verschiedene Zugestandnisse an die neue Nutzung machte indem der Hofdamenflugel entkernt und verlangert der Grundriss zudem stark modifiziert wurde geschah beim Casino eine originalgetreue Rekonstruktion bei der lediglich die stiegenartige Treppe durch eine modernen Bauanforderungen entsprechende Neukonstruktion ersetzt wurde nbsp Park Klein Glienicke Sudtreppe des CasinosWeihnachten 1965 berichtete die Zeitung Der Tagesspiegel ausfuhrlich auf fast einer ganzen Seite von der Fertigstellung des Wiederaufbaus dem man damals also grosse Bedeutung beimass Dr Seeleke seine Denkmalspfleger und Kunsthandwerker haben ein Bauwerk wiederhergestellt das um mit Johannes Sievers zu sprechen die Hohe und Feinheit geistiger und kunstlerischer Kultur des beginnenden 19 Jahrhunderts wie kaum ein anderes im Umkreis Berlins offenbart Das klingt fur den heutigen Betrachter anspruchsvoll hier wurde aber in der Tat in liebevoller Arbeit ein excellentes Stuck preussischer Baugeschichte erhalten das weniger durch den Krieg als durch Vernachlassigung Nichtachtung ja Zerstorungswut ausgeloscht zu werden suchte Dass man noch nicht recht weiss was man mit seinen kostbaren Raumen anfangen soll ist weniger wichtig Die Verwaltung der Schlosser und Garten wird sie in Obhut nehmen und vielleicht dem Antikenmuseum fur Ausstellungen uberlassen Das wurde dem genius loci Glienickes der bestimmt war von der Antiken Sammel Leidenschaft des Prinzen Karl am ehesten entsprechen Prinz Karl hatte sein Schinkel Kasino drinnen wie draussen mit antiken Statuen Reliefs Torsen und Fragmenten ausstaffiert 123 Auch wenn die Sammlungen fast vollstandig verloren sind ist das Casino noch immer einer der bedeutendsten Bauten in Potsdams Umgebung Sievers der ja seinerzeit ein regelrechter Schinkel Experte war kam zu dem Schluss Als bauliche Aufgabe betrachtet ist das Kasino gewiss nicht bedeutend Aber als edle bis in das Letzte ausgeglichene kunstlerische Schopfung deren vielfaltige Elemente sich zu schonster Harmonie verschmelzen gehort es nicht nur unter den Bauten von Glienicke sondern innerhalb des Gesamtwerkes zum besten von dem was uns Schinkel hinterlassen hat 124 nbsp Ursprunglicher Grundriss des Casinos Schinkel 1824 nbsp Casino vor dem Bau der Uferchaussee A W F Schirmer um 1837 nbsp Sudpergola des Casinos nbsp Nordpergola des Casinos mit Blick zum Wasserturm nbsp Blick durch die Nordpergola zur Villa Jacobs nbsp Untere Pergola am CasinoFregattenattrappe Bearbeiten nbsp Fregattenattrappe an einem Festtag Johann Heinrich Bleuler jun 1830 Ausschnitt Direkt am Ufer des Jungfernsees etwas nordlich versetzt an einer Halbinsel befand sich als Vertikalakzent zu der horizontal gestreckten Architektur des Casinos eine Fregatten Attrappe genannt die Masten Es war eine Holzarchitektur mit drei hohen Mastbaumen die an Festtagen beflaggt wurden Der praktische Nutzen des Gebaudes war der eines Gerateschuppens fur die Matrosen der prinzlichen Miniaturflotte Da auf dem Situationsplan zum Bau des Wassertores nur zwei parallel liegende Reihen von Pfosten und die drei Mastbaum Fundamente eingezeichnet sind ist anzunehmen dass hier ein vorhandener Schiffsbau aufgebockt wurde nbsp Fregattenattrappe Veroffentlichung von Schinkel Ausschnitt 1840 Die Halbinsel war vermutlich erst im 18 Jahrhundert durch Aufschuttung entstanden um hier einen Schiffsanleger fur den Ziegel und Kalksteintransport zu besitzen Sie hatte noch im 19 Jahrhundert den Namen die Ablage Auch nach Aufgabe der Ziegelei und Kalkbrennerei des Glienicker Gutes 1826 wurde die Ablage als Schiffsanleger genutzt und gartnerisch gestaltet Die Masten waren Richtung Casino halbhoch abgepflanzt so dass die Illusion eines ankernden Schiffes unterstutzt wurde Auch nach dem Bau der Uferchaussee ab 1841 blieb die eigentliche Uferzone und damit die Ablage Eigentum des Prinzen und Teil des Parkes 125 Die Masten waren eine einzigartige Stimmungsarchitektur sowohl innerhalb der Potsdamer Kulturlandschaft als auch innerhalb Schinkels Werk Dass Schinkel zur Urheberschaft dieser Landschaftsdekoration stand legt seine Veroffentlichung in seiner Sammlung architektonischer Entwurfe 1840 nahe Dort beschreibt er sie kurz Zur Seite ist in den See ein Seeschiff mit seinen Masten zur Belebung der Gegend gelegt und uberall ist der belebte See mit den zierlichen Gondeln des Prinzen geschmuckt 126 Und Hermann Jager beschreibt noch 1888 in seiner popularen Gartenkunst und Garten sonst und jetzt s u Das nahe am Park vor Anker liegende zur Dekoration angebrachte Kriegsschiff von alter Form passt obwohl es nur Schein ist ganz zur wasserreichen Umgebung Das Beflaggen der Masten an Festtagen wird mehrfach erwahnt und ist auf dem Gemalde von Bleuler s o dargestellt Ob aber an den Masten auch Segel gesetzt wurden wie Schinkel dies fur die Veroffentlichung gezeichnet hat ist zweifelhaft nbsp Blick durch die Nordpergola des Casinos auf Fregatte Wasserturm und Hardenbergs eiserne Brunnenschale Karl Eduard Biermann Skizze um 1842 1877 notierte Inspektor Ritter im Journal In der Nacht vom 14 Zum 15 Mai brannten die Masten und zwar brannte der Mittelmast Hintermast samtliche Takelage und der halbe Schuppen vollstandig nieder 80 Pfund Pulver die in Kartuschen und im Schuppen dort lagerten gingen mit in die Luft Wie das Feuer ausgekommen lasst sich nicht feststellen es ist jedenfalls angelegt 127 Da aber auch weiterhin das Beflaggen der Masten und Bote notiert wurde sind die Masten wohl nach dem Brand wiederhergestellt worden Sievers zufolge 128 wurden die Masten 1880 abermals durch Brandstiftung zerstort dann aber nicht wieder aufgebaut Da in jenem Jahr aber das Palmenhaus auf der Pfaueninsel durch Brandstiftung zerstort wurde liegt hier moglicherweise eine Verwechslung vor Die Ablage die auch als Vorplatz des Wassertores mit Seeblick Bedeutung hatte uberwucherte und wird entsprechend heute gar nicht mehr als Landzunge wahrgenommen Der holzerne Anlegesteg der noch auf dem Kraatz Plan verzeichnet wurde ist schon seit langem verschwunden nbsp Ablage am Jungfernsee mit Masten Grundriss und Wassertor Persius 1841 Die Fregattenattrappe ist nicht nur in Potsdam sondern auch in der gesamten deutschen Landschaftsgartenkunst ohne Parallele Leiste fuhrt als mogliche Anregung die den dreizehnjahrigen Prinz Carl sehr beeindruckende Premierenfahrt auf der ersten 1814 vom britischen Hof dem preussischen Konig geschenkten Miniaturfregatte an 129 Die Miniaturflotte entstand sukzessive erstmals beschrieben wurde sie im Bericht uber Glienicke in der Leipziger Illustrierten Zeitung 1846 als einer Menge kleiner zierlich bemalter Ruder oder Segelbote deren farbige Flaggen lustig im Winde flatterten 130 Dies gibt die Gouache von Bleuler anschaulich wieder Von den Segelschiffen sind mehrere namentlich uberliefert so die Stralsund die Navarin ein Geschenk des Zaren und die Humphrey mit der der Prinz Ausflugsfahrten unternahm 1837 wurde sogar ein Dampfboot angeschafft und auf den Namen des Prinzen getauft 1840 wurde die kleine Flotte durch ein Gig verstarkt den der Konig nach dem Muster eines englischen Bootes in Pillau bauen liess Es wurde das letzte Geschenk Friedrich Wilhelms III an Carl der es drei Wochen nach dem Tod seines Vaters an seinem Geburtstag erhielt Wo die Flottille im Winter und wahrend langerer Abwesenheit des Prinzen untergebracht war ist bislang nicht bekannt Prinz Carl war zudem ein begeisterter Schwimmer August Kopisch berichtet 1854 Da der Prinz Bad und Wasserfahrt liebt liess er ein Badezelt und verschiedene zierliche Segelschiffchen als kleine Flotte in den Schutz des Ufervorsprungs nachst dem Kasino stellen 131 Weder das Aussehen des Badezeltes noch die genaue Verankerungsart der Segelschiffchen an der Ablage sind uberliefert Dianabeet und Antikenprogramm Bearbeiten nbsp Diana oder Pliniusbeet am CasinoIn der Nische an der Nordseite des Casinos stand zur Zeit Prinz Carls eine als Athena erganzte Statue die sich heute im British Museum in London befindet Damit war das Casino als ein Ort der Kunst charakterisiert Dem Casino inhaltlich zugehorig ist das benachbarte Diana oder Pliniusbeet das von einer antiken Statue der Gottin der Jagd bekront war die heute durch einen Abguss ersetzt ist Original im Casino Die von der Gottin verfolgten Wildtiere waren fruher in der immergrunen Bepflanzung des kegelstumpfformigen Beetes kunstvoll eingeschnitten nbsp Merkur aus Herkulaneum an der Schloss Vorfahrt Foto vor 1907 Beide Gottinnen waren Bestandteil des Glienicker Antikenprogramms das auf den Pleasureground beschrankt war und das heute nur noch teilweise nachzuvollziehen ist 132 Neben Diana und Athena am Casino waren Merkur und Venus an der Westfassade des Schlosses zu nennen Neptun am Remisenhof und die Felicitas Publica des Stibadiums das ja ohnehin ein Programm der olympischen Gotter besitzt folgt mit ihrem Fullhorn der gangigen Darstellung der Ceres Jupiter und Juno sind nicht durch Standbilder sondern durch die goldenen Brustungsgitter der Rotunde sehr prasent Das gelegentlich als Ort des Hephaistos bezeichnete Dampfmaschinenhaus 133 konnte einen Verweis auf den Gott Vulkanus besessen haben seine Gattin Venus steht als historischer Zinkguss der Venus von Capua im dortigen Durchblicksbogen wie der daneben gelegene Geschutzplatz auf Mars Demgegenuber liegen zur Thematisierung von Apoll und Vesta die sich wegen Carls Musikalitat und Maries Hauslichkeit besonders als Identifikationsfiguren des prinzlichen Paares angeboten hatten beim derzeitigen Kenntnisstand der Quellenlage keinerlei Hinweise vor nbsp Sudpergola des Casinos mit Antiken Robert Scholz 1874 75 Ratselhaft scheint auch die Auswahl der Plastiken uber der Weinlaube und auf dem Propylon Wahrend die Felicitas Publica einen allgemein positiven Aspekt der Furstentatigkeit fur die Allgemeinheit und die Athena einen Verweis auf die Kunst darstellt ist die Auswahl von Achilles Iphigenie und Odysseus aus dem zwolf Figuren umfassenden Teesalon Zyklus Tiecks schwer zu deuten Namentlich Achilles als quasi Hausgeist auf dem Propylon ist bislang noch gar nicht gedeutet worden 134 Der Glienicker Pleasureground ist weniger eine Reflexion von Italiensehnsucht als dass er eine antike Villenanlage darstellen soll Sie steht in der Tradition der beiden Villen des jungeren Plinius der seine Anlagen in Beschreibungen der Nachwelt hinterlassen hat Lage und Aussehen dieser Anlagen sind bis heute nicht bekannt Darum waren diese Villenbeschreibungen seit dem 18 Jahrhundert Imaginationsflache fur Generationen von Architekten und Bauherren Wahrend der Kronprinz in Charlottenhof einige Details der Plinius Beschreibungen z B das Stibadium architektonisch rekonstruieren liess hat Carl in seinem Anwesen einen eher versteckten Bezug gewahlt Klosterhof Bearbeiten nbsp Inneres des Klosterhofs Porzellanbild 1854 Der Klosterhof wurde 1850 zwischen Casino und Gewachshausbau als spatestes Gebaude des Plaeasuregrounds errichtet Es ist der einzige bedeutende Bau Glienickes dessen Entstehung nicht durch Entwurfsplane dokumentiert und bei dem die architektonische Urheberschaft eine Zuschreibung ist Er ist in seiner Struktur seinen Bauformen und mit seiner Ausstattung der ungewohnlichste Bau im Glienicker Park Formaler Anlass des Baus war die Unterbringung von Carls umfangreicher Sammlung mittelalterlicher Schatzkunst und der byzantinischen Plastik die der Prinz zumeist uber den Kunsthandel erworben hatte und die bis dahin in der sogenannten Waffenhalle im Stadtpalais aufbewahrt wurde Zum Bau des Klosterhofs wurden in Venedig gezielt historische Bauglieder angekauft die als Spolien verbaut werden konnten nbsp Klosterhof von Norden mit dem ParkzugangDie zum Pleasureground gelegene Bogenhalle war schon zuvor entstanden denn sie ist bereits auf den Meyer Planen 1845 eingetragen Dieser Bauteil besitzt auch einen klassizistisch profilierten Sockel und ist als einziger nicht gewolbt Die Halle diente wohl wie heute der gesamte Vorhof zunachst als Tor zwischen Pleasureground und Park In den Bogen dieser Vorhalle zum Garten standen sechs grosse Statuen bei denen wir nicht wissen ob es Antiken oder mittelalterliche Skulpturen waren 135 Der Klosterhof besteht aus einem Vorhof und dem schon zu Prinz Carls Zeiten verschlossenen kreuzgangartigen inneren Hof zu dem vermutlich nur das Prinzenpaar und der Inspektor Schlusselgewalt hatten Der Vorhof verweist durch eine hohe Saule mit dem Markuslowen auf Venedig In den heute leeren Nischen seitlich der grossen Saule standen Ziersaulen Ihre unteren Halften sandsteinerne Knotensaulen stehen heute im Gartenhof die Oberteile in Cosmatenarbeit befinden sich wegen der Gefahr des Vandalismus im Lapidarium Bekannt ist das an einer Mauerecke eingebaute sog Affenkapitell das ein Kapitellfragment vom Campanile zu Pisa Schiefer Turm ist Ausserdem befanden sich ein kapitellartiger Brunnenstein und ein byzantinischer Brunnentrog im Vorhof 136 Im Glockenturmchen hing zur Zeit des Prinzen Carl eine Glocke die eine sentimentale Klangstaffage des Parks war Zur nordlichen Eingangshalle fuhrte vom Park her Weg zum Wassertor bemerkenswerterweise kein Weg sondern eine Rasenflache nbsp Vorhof des Klosterhofs Albumblatt von Johannes Rabe 1858 Der innere eigentliche Klosterhof besteht aus einem U formigen kreuzgratgewolbten Gang und einer zwischen den Gang Enden liegenden uberwolbten Nische Die Arkaden des Kreuzgangs werden von gotischen Doppelsaulen getragen die auch das Eingangsportal flankieren Sie stammen aus dem Kloster S Andrea della Certosa bei Venedig Prinz Carl erwarb samtliche Spolien uber den Kunsthandel und schuf damit die erste Sammlung byzantinischer Kunstwerke im modernen Europa 137 In der Literatur wird zumeist Ferdinand von Arnim als Architekt angegeben Er war auch als Hofarchitekt des Prinzen Carl 1850 fur die Bauausfuhrung zustandig Doch gibt es keine historischen Erwahnungen von v Arnim als Architekt des Klosterhofes 138 Ratselhaft bleibt die Tatsache dass es trotz der Bedeutung des Baus keinerlei Hinweise zur Bauplanung gibt keinerlei Skizzen uberliefert sind keine Bauarbeiten erwahnt werden und vor allem dass weder im Journal noch in der Korrespondenz eine Einweihung erwahnt wird Es sind auch keinerlei Rechnungen uberkommen und keine Klagen der Inspektoren bei der Jahresabrechnung des prinzlichen Hofes in der der mit seinen vielen Zierelementen und Schmiedearbeiten sicherlich kostspielige Bau schwer zu Buche geschlagen sein durfte Es sei denn er ware von anderer Seite finanziert worden wofur aber keine Anhaltspunkte vorliegen Der Klosterhof ist ausserdem der einzige bedeutende Bau Glienickes der seinerzeit nicht veroffentlicht wurde Die fruheste bekannte Erwahnung des Klosterhofs befindet sich in einem Brief des Prinzen Friedrich Karl an seinen Vater vom 12 August 1851 Die Erwahnung verblufft weil sie keinesfalls von geistiger Kontemplation oder wissenschaftlichem Studium sondern von einem sehr profanen wenn auch romantischen Zweck des Klosterhofs berichtet Wenn das Wetter es erlaubt fruhstuckt Mama gewohnlich im Klosterhofchen wo es wirklich reizend ist 139 Beim Fruhstucken sass man vermutlich auf den Banken in der Bogennische unter dem Sarkophag in Betrachtung der von der Morgensonne beschienenen Arkaden und lauschte dem Springbrunnen in der mittelalterlichen Brunnenmundung in der Mitte des Hofes nbsp Blick vom Weg zum Wassertor auf den KlosterhofVon 1854 stammt die erste bildliche Darstellung auf einer Leuchtervase die dem heutigen Zustand entspricht Johannes Rabe hat fur ein Albumblatt der Prinzessin Marie 1858 den Vorhof gezeichnet Vermutlich datiert seine Zeichnung zum inneren Hof aus demselben Jahr Der einzige bekannte historische Grundriss des Gebaudes befindet sich auf dem Kraatz Plan von 1862 Die fruheste bekannte Beschreibung der Anlage stammt von 1864 Anlass war ein Ausflug des erst 1862 gegrundeten Vereins fur die Geschichte Potsdams unter Leitung seines Vorsitzenden Louis Schneider der seinerzeit Hofvorleser Friedrich Wilhelms IV war Der Ausflug am 25 Mai fiel buchstablich ins Wasser statt eine Wanderung durch Park und Garten unter Fuhrung von Hofgartner Gieseler zu unternehmen fluchtete die Gruppe vor dem stromenden Regen in den Klosterhof wo sich Hofrat Schneider in der Nische positionierte und die einunddreissig Teilnehmer ihm aus den Kreuzgangarmen lauschten Die Daten zu seinem Vortrag hatte Schneider am Tag zuvor bei einer Privataudienz von Prinz Carl erfahren Schneiders Bericht ist also gewissermassen als halbamtliche Ausserung Carls zu bezeichnen und die wichtigste Quelle zum Bau Der Klosterhof entstand im Jahre 1850 nach den eigenen Angaben des furstlichen Besitzers zur Erinnerung an seinen oft wiederholten Aufenthalt in Venedig und zur Aufstellung einer ausgesuchten Sammlung mittelalterlichen Kunstschatze im Charakter eines Byzantinischen Chiostro Den grossten Theil der hier beim Bau verwendeten eingemauerten und aufgestellten Werkstucke Sculpturen und Ornamente stammen von der kleinen Insel Certosa bei Venedig wo im Jahre 1844 schon halb in Ruinen liegende Baulichkeiten abgebrochen werden mussten um die Anlage von Militair Etablissements zu ermoglichen indessen sind auch anderweitig gemachte Funde und Ankaufe dem ebenso zierlichen als charakteristischen Bau hinzugefugt worden In der Mitte des Klosterhofes ist in einem Byzantinischen Brunnensteine eine Fontaine angebracht und in der einen Seitenapsis befindet sich eine ausgesuchte Sammlung Byzantinischer Emaillen und mittelalterlicher historischer Merkwurdigkeiten denen eben Form und Charakter des ganzen Gebaudes entspricht auch die tonende Klosterglocke fehlt nicht nbsp Inneres des Klosterhofs Johannes Rabe um 1850 Schneider konnte auf das in der Hohe der Mittelapsis angebrachte Grabdenkmal des Philosophen Pietro v Abano d Apone aufmerksam machen welches aus der Kirche San Antonio in Padua herstammt und aus einem Marmorsarkophag mit darauf liegender lebensgrosser Statue besteht Der Paduanische Gelehrte starb 1316 noch ehe der von der Inquisition gegen ihn als Zauberer gefuhrte Prozess entschieden war 80 Jahre alt und entging dadurch dem Scheiterhaufen Seine Verehrer namentlich die Studenten der Universitat errichteten ihm dieses Grabdenkmal religiose Eiferer wollten seinen Korper aber noch nach dem Tode verbrennen und die Studenten vermochten die Gebeine ihres Lehrers nur dadurch vor den Flammen weltlicher Verdammnis zu retten dass sie selbst das Grabmal offneten und die Leiche verbargen Dabei wurde der Sarkophag in drei Stucke zerbrochen in seiner hiesigen Aufstellung aber so kunstreich wieder zusammengefugt dass es fast unmoglich ist die Bruche zu bemerken nbsp Goslarer KaiserstuhlWeiter machte Schneider die Zuhorenden auf den Kaiserstuhl aufmerksam der fruher im Dome zu Goslar gestanden und urkundlich dem Kaiser Heinrich III 1009 1056 und Heinrich IV 1056 1106 bei den in Goslar abgehaltenen Reichstagen als Sitz gedient Heinrich IV der machtige Kaiser nach seinem Siege uber die Sachsen auf diesem Stuhle und der demuthige Busser Heinrich im Klosterhofe zu Canossa Dieser Gegensatz drangt sich dem Beschauer unwillkurlich auf Ein grosses goldenes Kreuz aus dem Kirchenschatz des Baseler Doms ein Geschenk Kaiser Heinrichs II an denselben und infolge der Revolution welche Baselland von Baselstadt trennte verkauft von eben so intensivem als kunstlerischem Werthe mehrere Bischofsstabe aus dem 10ten und 11ten Jahrhundert Reliquienkasten Ampullen Patenen Monstranzen Krucifixe Heiligenschreine eine Bibelhandschrift mit Initialen so wie viele andere Gegenstande alle in Form Bestimmung und Zeitalter dem Charakter des ganzen Baus entsprechend fesselten die Aufmerksamkeit der Beschauer und gaben Veranlassung zu belehrenden Vergleichen und Bemerkungen wobei sich der Wunsch aussprach einen raisonnierenden Catalog dieser merkwurdigen Sammlung fur jeden Geschichtsfreund zuganglich zu besitzen da selbst unter den Anwesenden fast niemand bisher von der Existenz und dem reichen Inhalt derselben etwas gewusst 140 Schneider betonte also den byzantinischen Charakter und hob Philosophensarkophag Heinrichskreuz und Kaiserstuhl als wichtigste Objekte hervor In seiner zweibandigen Monografie uber den Klosterhof verwies der Archaologe und Kunsthistoriker Gerd H Zuchold 1993 auf die Nahe des Klosterhof Gebaudes zu von Konig Friedrich Wilhelm IV initiierten Bauten 141 Und sicherlich ist bei dem sehr engen bruderlichen Verhaltnis der Klosterhof ohne die Kenntnis der Bautatigkeit Friedrich Wilhelms IV nicht zu verstehen nbsp Sudhalle des Klosterhofes vom PleasuregroundSeit dem Tod Konig Friedrich Wilhelms III 1840 wurde am preussischen Hof oft beklagt dass Hardenberg ein in der koniglichen Familie wegen seiner Reform und Machtpolitik ungern erwahnter Name dem Konig 1810 ein Verfassungsversprechen abgerungen hatte Dieses Versprechen lastete als schweres Erbe auf der Regentschaft Friedrich Wilhelms IV und wurde bewusst verschleppt Die Idee des Gottesgnadentums der Konigswurde war eine Grundlage von Friedrich Wilhelms politischem Verstandnis und durfte nicht in Frage gestellt werden Entsprechend empfand der Konig die ihm 1849 von der Frankfurter Nationalversammlung angetragene Kaiserkrone nicht als Ehre und wies sie emport zuruck 142 Friedrich Wilhelm versuchte seinen mystizistischen Christentums Vorstellungen baulich Ausdruck zu verleihen wofur die nicht verwirklichten Plane Friedrich August Stulers zum Neubau des Berliner Doms das monumentalste Beispiel waren In kleinerem Massstab konnte er seine Vorstellungen aber umsetzen Zum heidnischen Sanssouci es gab dort keine Kapelle als Hofkirche diente die Garnisonkirche sollte ein christlicher Gegenpol gesetzt werden So wurde 1845 genau hundert Jahre nach der Grundsteinlegung zu Sanssouci der Bau der Friedenskirche begonnen Wie beim Berliner Dombau wurden fruhchristliche Bauformen gewahlt als Hinweis auf ein gewissermassen noch unverfalschtes Christentum Im Herbst 1848 konnte der Konig seine Friedenskirche weihen ein ihm wichtiges Ereignis zur Verdrangung des Revolutionsgeschehens Anfang des Jahres Vor diesem Hintergrund gesehen ist der Bau des Klosterhofs auch ein politisches Statement Prinz Carls und fand sicher nicht zufallig kurz nach der Revolution von 1848 statt Nicht die Republik Venedig sollte hier geehrt werden sondern das Kaisertum von Byzanz als eine spatantik mittelalterlich festgefugte Ordnung von Thron und Altar Betrachtet man wie die Zarenfamilie es tat die russische Zarenwurde als Nachfolge der Kaiserwurde von Byzanz so ware Carls Sammlung byzantinischer Kunst auch ein verstecktes Dokument der Verehrung Russlands und dessen politischer Ordnung 143 nbsp Grundriss des KlosterhofsZuchold erklart Konig Friedrich Wilhelm IV zum Urheber des Klosterhofs und fur die architektonische Umsetzung Friedrich August Stuler seit Schinkels Tod 1841 der Architekt des Konigs 144 Dies mag aus kunsthistorischer Sicht ein reizvoller Gedanke sein doch bleibt dies ohne auch nur einen einzigen historischen Hinweis reine Spekulation Ausserdem ist der Klosterhof nicht in fruhchristlichen sondern in oberitalienisch romanischen Stilformen unter Verwendung von teilweise gotischen Spolien entworfen was ihn von den Bauten des Konigs doch sehr unterscheidet Uber die Ausstattung des inneren Klosterhofs sind wir nur unzureichend unterrichtet da Prinz Carl keinen Katalog erstellte und der Verkauf der Kunstwerke durch Prinz Friedrich Leopold sukzessive vonstattenging Als Johannes Sievers 1938 ein Inventar erstellte war die Sammlung im Wesentlichen auf den heutigen Bestand reduziert Ausserdem ist der Klosterhof Ende der 1950er Jahre sehr rigoros instand gesetzt worden Durch vollstandigen Neuverputz sind seither keine Verankerungslocher von Kunstwerken mehr vorhanden nbsp Byzantinischer Kaisertondo aus dem Klosterhof seit 1937 in Dumbarton Oaks 145 Die mittelalterlichen Bildwerke sind in die Wande des Kreuzganges eingelassen 146 Es handelt sich uberwiegend um Paterae und Formellae also runde oder hochrechteckige zumeist venezianische Zierreliefs Das kostbarste dieser Reliefs ist heute nur als Abguss vertreten Der Kaisertondo des spaten 12 Jahrhunderts in der Mittelachse der Sudwand ist heute eines der Glanzstucke des Museums im Landhaus Dumbarton Oaks in Washington D C Sein Pendant in der Mittelachse der Nordwand ist eine Gottvaterbuste der Zeit um 1500 in einem reizvollen Adikula Pasticcio Doch die Aufstellung der Kunstwerke im Klosterhof unterscheidet sich deutlich von den vornehmlich dekorativen Arrangements der antiken Reliefs im Gartenhof Der Kunsthistoriker Swiechowski konstatierte 1982 In Glienicke wurde anstatt lapidarialer Ausstellung meines Wissens zum ersten Male der Versuch einer Integration der aus Venedig mitgebrachten Fassadenreliefs unternommen indem man den mutmasslichen ursprunglichen Zusammenhang mit bestimmten Architekturgliedern wiederherstellte So wurden beim Bau des Klosterhofes von Glienicke gleichzeitig die Rankenfriese das typische Siegeskreuz mit der segnenden Manus Die und die zusammenhangende reich geschmuckte Archivolte in einer sinnvollen Anordnung mitverwendet Es wurde ein Gesamtkunstwerk angestrebt und auch tatsachlich erreicht 147 Der linke Gang endet an einer grossen Nische in der ein besonderes Kunstwerk vermutlich eine Grossplastik oder eine Schmucksaule gestanden haben muss das aber nicht mehr bekannt ist Es schliesst sich ein kleines Gelass an mit der im Boden eingelassenen Jahreszahl MDCCCL dessen Bestimmung ebenfalls nicht mehr bekannt ist Der rechte Gang besitzt am Ende ebenfalls eine grosse Nische die eine besondere Plastik geborgen haben muss Hier schliesst ein kapellenartiger Tresorraum an Er hat einen kreuzformigen Grundriss und ist uberkuppelt Er besass ein Oberlicht das wahrscheinlich mit einer schmuckvollen Gitterlaterne gesichert war nbsp Inneres des Klosterhofs Radierung von Bernhard Mannfeld um 1885 In diesem Tresorraum befand sich die von Louis Schneider erwahnte kostbare Sammlung mittelalterlicher Schatzkunst deren Hohepunkt das heute im Kunstgewerbemuseum Berlin aufbewahrte goldene Vortragekreuz Kaiser Heinrichs II war Als grosste Kostbarkeit war hier im rechten Kreuzarm unter dem Fenster der beruhmte Goslarer Kaiserthron aus dem 11 Jahrhundert aufgestellt den Prinz Carl uber seinen Erzieher Heinrich Menu von Minutoli erworben hatte Die Mosaizierungen der Gewolbe sind keine Sammlungsstucke sondern Teilkopien von Mosaiken in der Friedenskirche Auffallend ist die wenig reprasentative Aufstellung der Kunstwerke Beispielsweise durfte der Kaiserthron zuvor in der Waffenhalle des Stadtpalais eine sehr viel hoheitsvollere Wirkung gehabt haben 148 Bei dem geschilderten Umfang der Sammlung muss ihre Unterbringung in der Kapelle einen schatzkammerartigen Eindruck gemacht haben 149 nbsp Innerer Hof nach NordwestenZuchold verweist auf den Reliquien Charakter den einige der von Carl gesammelten Kunstwerke besassen Das Heinrichskreuz war sogar ein richtiges Reliquiar mit Partikel des Heiligen Kreuzes und Knochensplitter Kaiser Heinrichs II 150 Folgt man Olaf B Rader in seinen Ausfuhrungen zu Grab und Herrschaft 151 dann sind derartige Reliquien oft ein Unterpfand von Machtwahrung oder Machtstreben Leider ist nicht bekannt welche Bedeutung Carl den Herrschern Heinrich II Heinrich III Heinrich IV und Lothar III beimass denen wichtige Sammlungsstucke zugeordnet werden konnen Die kunsthistorische Bedeutung des byzantinischen Kaisertondos durfte Carl bewusst gewesen sein ob er aber das Relief einem bestimmten Herrscher zuordnete ist nicht bekannt Dagegen wurde der Symbolgehalt des Kaiserstuhls sogar tagespolitisch eingebunden so sandte Carl 1871 seinem Bruder Wilhelm das Objekt leihweise ins Berliner Schloss Dort konnte der neue deutsche Kaiser die erste Reichstagseroffnung von einem Thron mittelalterlicher romisch deutscher Kaiser vornehmen Dies war eines der fruhen Beispiele der Geschichtsklitterung mit der das Bismarckreich als Nachfolger des Heiligen Romischen Reichs etabliert werden sollte Am Ende seines Lebens aber sah Carl den Kaiserstuhl weniger gut beim preussischen Hof aufbewahrt und vermachte ihn testamentarisch der Stadt Goslar wo sich der Thron heute in der erhaltenen Domvorhalle befindet Der Klosterhof ist eine ungewohnliche Verbindung von romantischer Stimmungsarchitektur und Museumsfunktion gewissermassen eine sehr verspatete Eremitage mit wissenschaftlichem Anspruch und politischer Aussage 152 Er ist trotz formaler Ahnlichkeiten zum Ensemble der Potsdamer Friedenskirche eine einzigartige Anlage geblieben Obwohl die gesamte Schatzkunst und wichtige Stucke der byzantinischen Kunst verloren sind ist die hier erhaltene Sammlung weltweit immer noch eine der umfangreichsten ihrer Art die mittlerweile auch durch einen wissenschaftlichen Katalog erschlossen ist 153 Orangenhaus und Gewachshauser Bearbeiten nbsp Gewachshauser von SudenMit dem Bau des Dampfmaschinenhauses 1838 war die Voraussetzung fur einen technisch zeitgemassen Neubau der Gewachshauser gegeben Da die Treibhauser am Gartensalon aus Lindenaus Zeiten weder in der Grosse noch in der technischen Ausstattung modernen Anforderungen entsprechen konnten plante Schinkel 1839 an ihrer Stelle basierend auf einer Skizze des Kronprinzen einen Neubau der aber nicht verwirklicht wurde Dieser Gebaudeentwurf war zwar sehr reprasentativ hatte aber den Pleasureground architektonisch sehr dominiert 154 nbsp Orangenhaus von OstenDa Prinz Carl an dieser Stelle aber das Stibadium bauen wollte musste ein Gelande fur einen Ersatzbau festgelegt werden Man wahlte den Bereich westlich des Remisenhofs am Rande des Pleasuregrounds auf dem sich schon drei kleine Treibhauser befunden hatten Persius entwarf eine zweiteilige Anlage bestehend aus den nach Suden ausgerichteten Treibhausern die von kleinen Wasserturmen flankiert werden und der hohen nach Osten ausgerichteten Orangerie 155 Mit den grossen Arkaden der Orangerie bezog sich Persius architektonisch auf die Arkatur der Remise Diese Beziehung ist durch den Neubau eines Wohnflugels in angepassten Bauformen in den 1950er Jahren gestort worden Der Bau wurde bis zum Sommer 1839 fertiggestellt Wahrend der Orangeriebau der Unterbringung der nicht winterharten Kubelpflanzen diente wurden in den Treibhausern Fruchte angezogen wie Ananas Feigen Pfirsiche Pflaumen und Erdbeeren Vor den Treibhausern wurden grossflachige Anzuchtbeete angelegt und diese laut den Parkplanen zum Pleasureground abgepflanzt Architektonisch wirksam ist das Gebaude Richtung Pleasureground durch die gewolbten Glasdacher der Gewachshauser und den Giebel der Orangerie Zum Park hin war nur die Bogenfassade der Orangerie baulich wirksam die beiden anderen Fassaden waren schmucklos und weitgehend abgepflanzt nbsp Grundriss der Orangerie in Glienicke Persius 1842 Persius veroffentlichte dieses Gebaude in den Neuesten Bau Ausfuhrungen wobei deutlich wird dass er es als ein technisch besonders gelungenes Werk einschatzte Innerhalb des Persius schen Bauschaffens nimmt die funktional symmetrisch angeordnete und wenig malerisch gestaltete Baugruppe eine Sonderstellung ein 156 Das seit Ende des 19 Jahrhunderts nicht mehr benutzte Gebaude verfiel Um 1940 wurde die Orangerie und der eine Flugel des Gewachshauses abgerissen Im Vorfeld des Schinkeljahres 1981 kam man auf den Gedanken den Bau wieder vollstandig zu rekonstruieren ein Grenzfall der Denkmalpflege der seinerzeit damit legitimiert wurde eine Luckenschliessung in der Kette der den Pleasureground einfassenden Gebaude vorzunehmen Die Planung dieses 1981 abgeschlossenen Wiederaufbaus lag in Handen der spateren niedersachsischen Landesdenkmalpflegerin Christiane Segers Glocke die gleichzeitig Details der Rotunde im Sinne Schinkels rekonstruierte Im Sommer wird der Saal der Orangerie fur Veranstaltungen genutzt Hier fand beispielsweise im September 2004 eine Fachtagung des Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum BLDAM und der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg SPSG unter Mitwirkung des Landesdenkmalamt Berlin LAD des Brandenburgisches Landeshauptarchiv BLHA und der Sozialpadagogische Fortbildungsstatte Jagdschloss Glienicke sfbb statt Auf ihr wurde am 4 September die Glienicker Erklarung unterzeichnet die den dauerhaften fachlichen Austausch der Institutionen festschreibt 157 Gleichzeitig fand die quasi Grundung des nicht institutionellen Gartenforum Glienicke fur Gartenkunst Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege statt Dieses von SPSG BLDAM und der Berliner Denkmalpflege betriebene Forum ist in Fachkreisen fur seine alljahrlichen Veranstaltungen wie Tagesexkursionen zu verschiedenen Orten und Vortragen in der Glienicker Orangerie bekannt 158 Remisenhof und Schlossturm Bearbeiten nbsp Turm und Remise im ursprunglichen Zustand Fotomontage unter Verwendung einer Aufnahme von Suse 2005 Der Remisen oder Stallhof war von Schinkel 1828 im Zuge des Schloss Umbaus konzipiert worden Hier wurden die Pferde angeschirrt und die Kutschen gereinigt Die vergleichsweise grosse Wagen Remise fasste zwolf Kutschen der Stall im Kavalierflugel fasste 24 Reit und Kutsch Pferde und war notwendig um Prinz Carls Sammlung von Kutschen aufzunehmen Schinkel entwarf eine vierbogige Schauseite deren Arkatur das Agoranomion sudwestlich des Turmes der Winde in Athen zitierte das seinerzeit durch Stichveroffentlichungen bekannt war 159 Das Agoranomion hielt man damals fur griechisch antik tatsachlich aber stammt es aus der romischen Kaiserzeit Fur Schinkel und seine Zeitgenossen war das Agoranomion die bedeutendste Bogenarchitektur der Alten Griechen Prinz Carl und Schinkel wahlten also fur die eigentlich untergeordnete Bauaufgabe eines Wagenschuppens ein besonders anspruchsvolles Vorbild nbsp Remisenhof nach Aufstockung von Turm und Remise Foto Robert Scholz um 1875 1832 wurde im Winkel von Kavalierflugel und Remise der Schlossturm gebaut der tatsachlich als beschwerlich zu ersteigender Aussichtspunkt genutzt wurde Der Bau erfolgte der Uberlieferung zufolge auf Wunsch des Kronprinzen der nach Wunscherfullung den Turm als der Gute Carl bezeichnete 160 Schinkel schreibt in seiner Veroffentlichung der Sammlung architektonischer Entwurfe Wie wesentlich der Turm ist zeigt diese Ansicht Auf der Entwurfszeichnung ist das Aussichtsgeschoss offen dargestellt worden und fur ggf eindringenden Niederschlag waren auf Bodenniveau halbmondformige Uberlaufoffnungen vorgesehen Diese fehlen auf der Veroffentlichung der Sammlung architektonischer Entwurfe daher waren die vergleichsweise schmalen Fenster vielleicht von Anfang an verglast Alle Bauteile dieses Hofes waren von Schinkel in harmonischen Proportionen aufeinander abgestimmt Den nordlichen Abschluss der Baugruppe bildete ein grosser Backofen der den Ofen im Erdgeschoss des Kavalierflugels erganzte 161 nbsp Remise und Turm seit dem Umbau 1952 Foto Suse 2005 1874 wurde die Remise von Ernst Petzholtz um eine Bogenachse nach Norden erweitert und erhielt ein Obergeschoss mit schlichter klassizistischer Gliederung unter einem flachgeneigten Satteldach Dabei wurde die bis dahin schmucklose nordliche Schmalseite zur ubergiebelten Schaufassade ausgestaltet Gleichzeitig wurde der Turm erhoht Vermutlich bot der Belvedere Raum inmitten der hochgewachsenen Baume keine ausreichenden Ausblicke mehr Das neue Turmobergeschoss entstand in reichen spatklassizistischen Formen als offenes Belvedere aus vier Serlianen Zusatzlichen Schmuck boten die Giebel des flachen Satteldachs mit Akroterienaufsatzen Von den ehemaligen Aussichtsfenstern des Turmes wurden die jeweils ausseren vermauert Zum Einbau einer bequemeren Treppenanlage fur das mittlerweile betagte Prinzenpaar liegen keine Vermerke vor 162 nbsp Grundriss Kavalierflugel und Remise Persius nach Schinkel 1832 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Remise wieder abgestockt aber nicht wieder auf die ursprungliche Lange verkurzt Stattdessen wurde anstelle der Futtermauer Richtung Orangerie ein neuer Wohnflugel in angepassten Stilformen errichtet Da zudem der Turm nicht wieder abgestockt wurde sind in diesem Bereich nahezu alle historischen Proportionen verloren 163 Der Remisenhof ist nach Nordosten mit einem Eisengitter zwischen massiven Torpfeilern abgeschrankt Ursprunglich befand sich in der Mitte des Gitters eine grosse eiserne Laterne auf hohem Unterbau An ihrer Stelle erhebt sich heute der Neptunbrunnen mit gusseiserner Statue von Ernst Rietschel die den antiken Meeres und Schutzgott der Pferde mit Dreizack darstellt Die Statue war ein Geburtstagsgeschenk des Konigs zu Prinz Carls Geburtstag 1838 Das marmorne Brunnenbecken ist eine Spolie aus der 1797 abgerissenen Rehgartenkolonnade von Sanssouci Ein gleichartiges Muschelbecken befindet sich an der sudlichen Treppe des Casinos Von Anfang an hatte der Remisen oder Stallhof Wasserversorgung durch eine Pumpe die sich vor der Nordfassade des Kavalierflugels befand 164 Nahe dem Remisenhof wurden nach dem Zweiten Weltkrieg einige ubrig gebliebene steinerne Sammlungsstucke etwas lieblos abgestellt Neben einem mittelalterlichen Taufstein einem Muhlstein und einer Saule liegen hier vier Sandsteinatlanten Sie stammten ursprunglich vom barocken Donnerschen Haus in Berlin heute Palais am Festungsgraben wurden 1862 im Jagdschloss Glienicke eingebaut und wurden bei dessen Umbau 1889 uberflussig 165 nbsp Prinz Carl in einer Kutsche vor der Remise Franz Kruger um 1828 nbsp Der Neptunbrunnen mit Kavalierflugel und Turm nbsp Neptunbrunnen am Remisenhof dahinter der Flugel der 1950er Jahre nbsp Barocke Atlanten vom Donnerschen Haus in Berlin nbsp Ionische Saule und Orangerie nbsp Muhl und Taufstein am RemisenhofGartenmobel Bearbeiten nbsp Moderner Banknachguss unter der MagnolieIn Glienicke existierte eine Moblierung des Gartens in Form von Stuhlen Sesseln Tischen und Banken in Eisenkunstguss Sie werden aufgrund ihres grossen Gewichtes wahrend der Saison dauerhaft an den wichtigsten Theeplatzen aufgestellt gewesen sein Beim Schloss ist so eine Moblierung vielleicht fur die Adjutantenterrasse denkbar Auf dem fruhesten Foto des Stibadiums von etwa 1854 befinden sich vor der Exedra Bank offenbar gusseiserne Tische und Stuhle die Knuppelholzmobel imitieren Die Stuhle erinnern in ihrer Umrissform an Louis Quinze Mobel und gehoren wohl zu Carls Faible fur das Rokoko das Persius bereits 1837 beklagt hatte 166 An der dorischen Architektur wirken sie nach heutigem Stilempfinden deplatziert Es darf vermutet werden dass in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts mehrere solcher Knuppelholzimitationen die sich auch im Babelsberger Park finden zur Aufstellung kamen nbsp Eisenkunstgusssessel um 1827 stilisierte Darstellung Als Sievers seine Studien in Glienicke betrieb fand er verschiedene Gartenmobel vor und ordnete einige Schinkels Entwurfstatigkeit zu Er hat sie auch in dem entsprechenden Band uber Schinkels Mobel veroffentlicht 167 Er fand dabei ein Ensemble aus Bank und Sesseln mit fein profilierten Wangen und Lehnen sowie marmorner Sitzplatte und charakterisierte sie als von monumentalem Charakter 168 womit er wohl ausdrucken wollte dass diese Mobel dem franzosischen Empire stilistisch nahestehen Ob dies nun eine einzelne Gruppe von Mobeln darstellte oder ob die Mehrheit der Gartenmobel diesem Typus entsprach konnte nicht ermittelt werden Da Sievers keine entsprechenden Stucke in anderen Garten fand sind sie vielleicht exklusiv fur Glienicke hergestellt worden Baer hat sie auf die Zeit um 1827 datiert 169 Ferner fand er den Typus eines eisernen Stuhles mit einer Rohrgeflecht imitierenden Stahlbandbespannung der in der Lehne und zwischen den Beinen Akanthusranken aufwies Auch bei diesem geschmuckten Biedermeierstuhl aus Eisen waren die Stuhlbeine unten mit Staben untereinander verbunden damit der Stuhl nicht im weichen Gartenboden versinken konnte nbsp Eisenkunstgussbank nach Schinkel stilisierte Darstellung Sievers fand einen weiteren Gartenbanktypus vor den er auch aus anderen Parkanlagen kannte diese aber nicht benannte Dieser Banktyp besass antikisch dekorierte Seitenwangen und eine rautengitterformige Rucklehne sowie eine holzerne Sitzflache Diese Bank wirkt stilistisch weniger ausgereift und man muss hier auf Sievers Kenntnis von Schinkels Mobelkunst vertrauen um Schinkels Urheberschaft zu akzeptieren Leider machte Sievers keine Angaben zur Farbfassung der eisernen Mobel die er vermutlich auch nicht mechanisch untersuchen durfte So wissen wir also nicht ob die Eisenteile schwarz oder wie derzeit die Banke im Pleasureground grun gefasst waren Alle gusseisernen Gartenmobel sind heute verschollen und an den wenigen heute noch vorhandenen Bankstandorten stehen nunmehr andere Typen von Gartenbanken Wo man sich sonst im Pleasureground Gartenmobel vorzustellen hat ist unbekannt Als Aufstellungsort denkbar waren die kleinen Aussichtsplatze also die Fliederlaube der heute sog Lennehugel der kleine Hugelplatz sudostlich des Casinos die Lindenlaube und die Terrassen am Schloss und am Casino Auf den historischen Fotos sind abgesehen vom Stibadium keinerlei derartige Mobel zu erkennen Fur den Park sind eigentlich nur an der Romischen Bank Gusseisenmobel denkbar Sonst wird das Personal leichte Holzmobel an die Platze verbracht haben wo die prinzlichen Herrschaften im Park den Thee einzunehmen wunschten Parkanlage Bearbeiten nbsp Parkubersichtsplan Zustand 1875 auf Grundlage der bei Hermann Jager Gartenkunst und Garten sonst und jetzt Berlin 1888 veroffentlichten KarteDie Intention der Parkgestaltung im 19 Jahrhundert war die Schaffung eines attraktiven und abwechslungsreichen Landschaftsbildes das zwar vollstandig kunstlich war aber naturlich wirken sollte Es sollte eine Ideal Landschaft entstehen wie sie zunachst von Malern beispielsweise Claude Lorrain seit dem 17 Jahrhundert auf der Leinwand konstruiert wurde und seit dem 18 Jahrhundert in Sud England in dreidimensionale Formen umgesetzt wurde Ein Park sollte Landschaft als Erlebnisraum fur Menschen bieten nbsp Jagerhofpartie jugendliche Pflanzung mit freiem Blick zur Pfaueninsel Litho von Hintze 1837 Die Parkgestaltungsbemuhungen und auch das Parkerlebnis waren im 19 Jahrhundert umfassender als bei heutigen Parknutzern die oft Natur und Landschaftspark nicht mehr unterscheiden konnen da sie ortstypische Naturraume kaum mehr kennen Edwin Redslob weist in seinem Vorwort zur 1933 erschienenen Neuauflage von Pucklers Andeutungen auf die geistesgeschichtlichen Zusammenhange zwischen Gartenkunst und Lebensstil in der Goethezeit hin Nicht bloss um die Anlage von ein paar Wegen und Bosketts handelte es sich wenn Hermann Puckler in Babelsberg Parkanlagen zu gestalten half es galt der Durchsetzung des englischen Stiles auch in der Lebensfuhrung Gartengestaltung wurde zur Weltanschauung 170 Der junge Sir Charles Glienicke und der noch starker anglophile Furst Puckler besassen durchaus geistige Schnittmengen was bei dem spater eigenartig distanzierten Verhaltnis ubersehen werden mag Aus dieser Perspektive gesehen stehen Carls sehr ernsthaft und gekonnt betriebenen Parkgestaltungen auf der Hohe der Zeit und zeigen eine wahre Kunstlerpersonlichkeit die allerdings ihre weniger sympathischen Seiten in Form des leichtfertigen Lebemanns und ultrakonservativen Herrenmenschen aufweist wobei sich bei erstem wieder Ahnlichkeiten mit Puckler zeigen Einen Landschaftspark zu besitzen und zu gestalten bedeutete also in jener Zeit mehr als einen dekorativen Garten sein Eigen zu nennen Redslob der ja ein Kenner der Goethezeit war meinte 1933 es ginge zu Pucklers Zeiten um die Kraft Weltanschauung aus der Natur zu gewinnen Weltanschauung gestaltend auf die Natur zu ubertragen 171 nbsp Grosser Wiesengrund Ferdinand von Arnim 1851 Ausschnitt Auch wenn in Glienicke die Bauten sehr bedeutend sind so sind sie doch fur das gesamte Anwesen nur von sekundarer Bedeutung Das Landschaftsbild ist die Grundlage der Parkgestaltung die durch Bauten nur akzentuiert wird Eine bildliche Darstellung des Parks Klein Glienicke musste also etwa zwei Drittel Landschaftsfotos und nur ein Drittel Fotos der Bauten prasentieren die Realitat zeigt das gegenteilige Verhaltnis Denn die Intention des 19 Jahrhunderts wurde in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts vollig verkannt Damals gestand man dem Grun gewissermassen nur die Rolle der Dekoration der Bauten zu Entsprechend wurde bei der Instandhaltung den Bauten eindeutig die Prioritat eingeraumt Lediglich der Grosse Wiesengrund wurde als eine Art Spielfeld des Volksparks gepflegt Durch die mangelnde Pflege der Pflanzungen machen weite Teile des Glienicker Parks heute einen waldahnlichen Eindruck Seit den Teilinstandsetzungen Ende des 20 Jahrhunderts ist der Glienicker Park ein gartnerischer Januskopf Zum einen wurden Gartenhof Pleasureground Jagschlossgarten und Teile des Bottcherbergparks rekonstruiert und der Grosse Wiesengrund ist ohne besondere Pflege in seinen Grundzugen erhalten Ausserdem hat man begonnen Felsenteich und Teufelsbruckenensemble der sehr kleinteilig gestalteten Ufer Hohenwegs Partie zu rekonstruieren Zum anderen sind die Jagerhofpartie die Partie der Karpathen und die Waldtalerpartie nahezu vollstandig verwaldet nbsp Statt einer weiten Aussicht in den Grossen Wiesengrund ist dieser Blick vom Schloss her durch hochgewachsene Baume versperrt Aber auch in den gepflegt erscheinenden Parkteilen fehlen selbst die elementaren Sichtachsen so beispielsweise der Blick vom Schloss zum Grossen Wiesengrund Die Schaffung dieser Sichtachsen innerhalb des bestehenden Geholzbestandes ware eine erste Etappe zur schrittweisen Wiedergewinnung des von den Gestaltern im 19 Jahrhundert intendierten Parkerlebnis Bei den derzeit zur Verfugung stehenden Pflegekapazitaten ist dies jedoch nicht moglich So ist beispielsweise die Ende des letzten Jahrhunderts teilweise freigelegte Sichtachse von der Romischen Bank nach Potsdam inzwischen wieder zugewachsen Durch die Verwaldung weiter Parkbereiche ist auch die Gelandegestaltung nur noch schwer wahrzunehmen obgleich sie ein besonderes Charakteristikum des Glienicker Parks ist Prinz Carl beliess nicht etwa die vorgefundene vielfaltige topografische Gestalt sondern liess sie ummodellieren in dem sie an markanten Stellen uberhoht abgegraben oder geglattet wurde Auch Wegetrassen wurden vertieft auf Damme gehoben und in Hangkanten gegraben Diese Gelandearbeiten scheinen sehr umfangreich gewesen zu sein sind aber leider nicht dokumentiert worden nbsp Ehemals weiterer Parkraum am Jagerhof in dem sich einst Schiesshutte und Kugelfang befandenDer spatere Feldmarschall Helmuth von Moltke beschrieb seiner Braut in einer charakteristischen Kurzbeschreibung den Park vor der grossen Osterweiterung als er Adjutant in Glienicke war und entsprechend in einem der Adjutantenzimmer im Obergeschoss des Kavalierflugels wohnte Glienicke den 25 Juni 1841 Ich wollte ich konnte Dich hier in dem kostlichen Park herumfuhren Der Rasen ist soweit das Auge reicht von frischestem Grun die Hugel mit schonem Laubholz bekranzt und der Fluss und die Seen flechten ihr blaues Band durch die Landschaft in welcher Schosser und Villen Garten und Weinberge zerstreut liegen Gewiss ist der Glienicker Park einer der schonsten in Deutschland nbsp Grosser Wiesengrund von NordenEs ist unglaublich was die Kunst aus diesem durren Boden zu machen gewusst hat Eine Dampfmaschine arbeitet vom Morgen bis zum Abend das Wasser aus der Havel auf die Sandhohen hinaufzuheben und uppige Wiesen da zu schaffen wo ohne sie nur Heidekraut fortkommen wurde Eine gewaltige Kaskade brauset uber Klippen unter einem anscheinend von ihrem Ungestum halb weggespulten Bruckenbogen hindurch und wutet jahlings funfzig Fuss hinab in die Havel auf einem Terrain wo die besonnene Mutter Natur nicht daran gedacht hatte einen Eimer Wasser fliessen zu lassen weil der durre Sand es sogleich durstig verschluckt hatte Vierzig Fuss hohe Baume werden gepflanzt wo sie vierzig Jahre hatten stehen mussen um diese Machtigkeit zu erlangen gewaltige Steinblocke liegen umhergestreut welche einst den Geologen zu raten aufgeben werden falls ihnen nicht eine Notiz uberkommen sollte dass sie aus Westfalen uber Bremen und Hamburg hierhergewandert sind Die Moose an den Steinen sind aus Norwegen verschrieben die Schaluppe auf dem Wasser aus England Schone Springbrunnen rauschen dreissig Fuss hoch in die Luft und Marmorbilder stehen und sehen Dich an unter bluhenden Zitronenbaumen Wunderhubsch ist der Hof auf welchen meine Fenster gehen Auf einem Grasteppich wie gruner Sammet steigt eine zierliche Fontaine empor und rings umher zieht sich eine Veranda die mit Passionsblumen und Aristolochien dicht bekleidet ist 172 nbsp Eingewachsene Buchengruppen im BottcherbergparkBei der Gestaltung stand Prinz Carl nachweislich bis 1844 Peter Josef Lenne zur Seite aber laut den Journaleintragungen hat Lenne den Prinzen auch noch bis zu seinem Tod beraten Vermutlich hat Lenne den Stammpark 1824 25 entworfen Prinz Carl hat hier nur Uberformungen vorgenommen Ausgefuhrt und gepflegt wurden die Gartenanlagen durch den von Hardenberg eingestellten Hofgartner Friedrich Schojan Beide waren die eigentlich in Glienicke fur Gebaude und Gartenanlagen verantwortlichen Personen Wahrend Schojan zu Lenne ein vertrauensvolles Verhaltnis aufgebaut hatte verhielt sich Ritter gegenuber Schojan misstrauisch Wie die Zusammenarbeit zwischen Lenne und Prinz Carl funktionierte ist nicht uberliefert Es ist nur ein Brief Lennes an Furst Puckler vom 2 Mai 1832 uberliefert dessen Aussage nicht ganz eindeutig ist Wie wichtig es fur den Kunstler ist die erfasste Idee mit dem Kunstgenossen besser noch mit dem umfassenden Kunstkenner zu besprechen bestreiten und die Ansichten gegenseitig austauschen zu konnen darf ich Euer Durchlaucht nicht versichern Leider bin ich in dieser Beziehung hier in Glienicke vollig verlassen 173 Vermutlich war es fur Lenne den Gartner schwerer als fur Schinkel den Architekten Prinz Carl kunstlerisch zu uberzeugen Carl hatte zudem ja keine architektonische Ambitionen verstand sich aber als dilettierenden Gartengestalter Es durfte fur Lenne auch ungewohnt gewesen sein nicht fur sondern mit einem Auftraggeber zu gestalten nbsp Kleiner Parkraum mit Solitarbaum sudl Wildparktor Parkraum stark verkleinert der Solitarbaum mangels Raum verkahltDer Einfluss des Fursten Puckler ist bei den Glienicker Anlagen nicht zu ubersehen Bereits Ende 1824 hatte Carl Puckler in die Parkplanung mit einbezogen indem er ihm einen mit Lenne entwickelten Entwurfsplan zusandte Doch hat sich Prinz Carl dem direkten Gestaltungseinfluss des Fursten entzogen Bemerkenswerterweise nutzte der Prinz die sechsjahrige Reise des Fursten 1834 1840 um sich bei dessen Mitarbeiter Rehder in Babelsberg die praktische Gestaltungsweise Pucklers weiter anzueignen 174 Im Journal ist dies durch Eintrage vermerkt 1839 15 Oktober S K H kamen von dort Paretz bald nach 4 Uhr z T zu Pferde hier wieder zuruck um mit dem Furstlich Pucklerschen Inspektor Rehder welcher heute hier angekommen zu arbeiten 175 Ab 1853 wirkte in Glienicke August Giseler als Hofgartner der zuvor fur Puckler in Muskau sowie fur Prinz Friedrich tatig war Unter den zahlreichen Auftraggebern der Parkanlagen der Potsdamer Kulturlandschaft war Prinz Carl der einzige der selbst als Gestalter tatig wurde Dass seinen Gestaltungen unter den Zeitgenossen grosser Respekt gezollt wurde zeigen Gustav Meyers Ausfuhrungen im Lehrbuch der schonen Gartenkunst 1860 und Hermann Jagers Zeilen in Gartenkunst und Garten 1888 Er beschreibt die Parkanlage in der endgultigen Dimensionierung Als wirklicher Freund und Kenner der Gartenkunst hat Prinz Karl abgesehen von den vor seiner Besitznahme von Lenne fur den Fursten Hardenberg angelegten Gartenteilen den Plan seines weitlaufigen Parks von Klein Glienicke selbst entworfen und die Anlage personlich geleitet Das Ganze macht einen so schonen wahrhaft harmonischen Eindruck ist so dem nicht grossen Gebaude Komplex der romisch italienischen Villa angepasst dass es als ein Musterpark darsteht Die Lage des Gartens an der seeartig breiten mit Buchten eingeschnittenen Havel ist von grosser Schonheit und gut benutzt ohne dass sich das Wasser zuviel vordrangte Das nahe am Park vor Anker liegende zur Dekoration angebrachte Kriegsschiff von alter Form passt obwohl es nur Schein ist ganz zur wasserreichen Umgebung In den spater hinzugezogenen waldigen Parkteilen hat der Prinz tiefe Regenschluchten und Hohlwege so zu formen und teilweise mit Felsblocken so zu schmucken gewusst dass die Kunst sehr versteckt auftritt nbsp Blick von der Uferchaussee zur neuen Erlenbrucke durch die kleine Ebene maanderte einst ein Bach und wurde im Bereich der Steine von einem Steg uberbruckt Die wenigen Gebaude ausser der Villa namentlich das Maschinenhaus zur Wasserhebung sind ganz angethan den Park auch in dieser Hinsicht zu zieren Die zur Bewasserung angelegten Reservoirs haben zwar nicht das Aussehen kleiner Gebirgsseen wie G Meyer sagt sind aber als solche der wilden Umgebung gemass angelegt Prinz Karl von Preussen war wirklich ein landschaftsgartnerisches Genie 176 Nach der grossen Osterweiterung 1841 durfte der Park in den 1850er Jahren in weiten Teilen seine beabsichtigte pflanzliche Gestalt geboten haben Allerdings begannen nun die vor einem Vierteljahrhundert gestalteten westlichen Parkbereiche zu verwuchern Bereits im Alter des Prinzen liess er die Pflege durch Ruckschnitt schleifen und die Sichtachsen begannen langsam zuzuwachsen Nach dem Tod des Prinzen Carl fand keine gestalterische Pflege mehr statt und die vom Prinzen gesetzten Pflanzungen verwilderten Mittlerweile hat die ungenugende Parkpflege bei Uberalterung von Teilen des Baumbestandes zu einem so grossen Handlungsbedarf gefuhrt dass er im Tagesgeschaft des Grunflachenamtes nicht mehr zu bewerkstelligen ist 177 Wegen Akuter Astbruchgefahr sind derzeit 2012 16 die gesamte ostliche Parkerweiterungsflache von 1841 und auch die Gebiete des Stammparks nordlich der Romischen Bank gesperrt Damit ist etwa die Halfte des Glienicker Parks nicht mehr legal zuganglich nbsp Neue Hubertusbrucke 2015 2014 15 fanden in den westlichen Parkpartien im Bereich Uferhohenweg Westdrive umfangliche Instandsetzungen statt Neben Baumarbeiten wurde das bestehende Wegenetz erneuert Die wenig denkmalgerechte Art dieser Arbeiten beklagte Anett Kirchner in ihrem Zeitungsartikel Asphalt im Weltkulturerbepark 178 Doch weniger die Asphaltierungen beeintrachtigen das Erscheinungsbild dieses Parkteiles als die gleichzeitig erfolgten Neubauten von Erlen und Hubertusbrucke im Verlauf des Ufer Hohenweges Namentlich die Hubertusbrucke steht als simple aber statisch uberdimensionierte Stahltrager Konstruktion auf massiven Beton Widerlagern in krassem Gegensatz zu den Gestaltungsprinzipien der Landschaftsgartenkunst denn sie schnurt optisch die Hubertusschlucht Richtung Uferchaussee geradezu ab statt den Blick durch die Schlucht zu rahmen und gleichzeitig einen Blickpunkt zu bilden Die zuvor bestehende Kantholzbrucke war gestalterisch belanglos stellte aber keine optische Beeintrachtigung dar Eine Uberfuhrung des Parks in die Verantwortung der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg SPSG ist wunschenswert und seit langem angedacht Sie wurde aber fur jene aufgrund des uber hundert Jahre wahrenden gartnerischen Pflegemangels ein Danaergeschenk darstellen zumal die SPSG schon bei ihren derzeit zu pflegenden Parkflachen rechnerisch pro Hektar lediglich 0 15 Parkpfleger finanzieren kann Stand 2004 179 2009 wurde eine von der SPSG kofinanzierte Potentialanalyse fur den Landschaftspark Glienicke erstellt aber noch nicht veroffentlicht 180 2016 17 fanden durch EFFRE Mittel finanziert Wiederherstellungsmassnahmen im Bereich des grossen Wiesengrundes ostlich des Schlosses statt womit die an den Pleasureground angrenzenden Parkbereiche wieder in der Gestaltung des 19 Jahrhunderts erlebbar sind Sogar der Schlossteich konnte wieder rekonstruiert werden Pflanzungen Bearbeiten nbsp Situationsplan des Glienicker Parks Ausschnitt ohne Erweiterungs Planungen P J Lenne 1831 Prinz Carl ubernahm 1824 zwar einen aufsehenerregenden modernen Garten ein funktionsfahiges und voll ausgestattetes Wohnhaus sowie einen intakten Gutsbetrieb mit Ziegelei aber einen Park der nur die Vorstufe eines Landschaftsgartens darstellte eben eine Ornamental Farm bei der die Ackerflachen von Alleen und einigen wenigen Gartenanlagen eingefasst waren Nur im nordlichen Drittel existierten geschlossene Pflanzungen nbsp Pflanzungen am Grossen WiesengrundDer Prinz nahm keine personellen Einschnitte vor sondern ubernahm sowohl Hardenbergs Gutsinspektor Ritter als auch den Hofgartner Schojan scheint also auf Kontinuitat eines funktionierenden Systems gesetzt zu haben Allerdings wurde sowohl der Gutsbetrieb als auch die Ziegel und Kalkproduktion als bisherige wirtschaftliche Grundlage aufgegeben Prinz Carl scheint also grosses Vertrauen in die neun Jahre zuvor auf dem Wiener Kongress festgeschriebene politische Ordnung der Restaurationszeit besessen zu haben die ihm eine umfassende Apanage sicherte Am 8 April 1824 also drei Wochen vor Unterzeichnung des Kaufvertrages trafen sich in Glienicke Prinz Carl sein Adjutant v Schoning und Schinkel zum Fruhstuck um die anstehenden Planungs Arbeiten zu besprechen Damals war bereits eine Schlucht abgegraben Altan und Brucke sollen fertig sein und Spazierwege angelegt worden 181 Am 7 Juni prasentierte Prinz Carl der koniglichen Familie erstmals sein Anwesen 182 Das Jahr 1824 muss ein gestalterisch dichtgedrangtes Geschehen aufgewiesen haben Mit Schinkel und Persius wurde das Casino geplant und eine Umgestaltung der Neugierde ins Auge gefasst Mit Lenne und Schojan wurde der Park durchgeplant und so viel Geholze wie moglich fur die Pflanzung im Herbst und Fruhjahr organisiert Fur diese erste Pflanzphase sind etwa 26 000 Geholze nachgewiesen zumeist Eichen Pappeln Robinien und Flieder 183 Sowohl die Organisation und der Transport als auch die Pflanzung von einer so grossen Menge von Pflanzen erforderte grosse logistische Anstrengungen Die kunstlerische Planung des Parks durfte auch viel Zeit und Diskussionen gekostet haben Dokumente sind dazu keine uberliefert worden Der erst wenige Jahre zuvor angelegte Pleasureground wurde zunachst nicht umgestaltet An seiner Nordseite stand die Beseitigung der Ziegelei an erster Stelle Schwerpunkt der Gartengestaltung wurde also der eigentliche Park Ein von Schojan nach Lennes Vorgaben gezeichneter Plan der nur noch als Schwarz Weiss Foto uberkommen ist wird von Seiler auf Anfang 1825 datiert 184 Er zeigt die fur Lenne charakteristischen ineinandergreifenden Wiesengrunde und die bei den Pflanzungen genau berechneten Sichtachsen Eine Untergliederung in einzelne Partien ist nicht zu erkennen nbsp Drive mit Eichenbestanden nahe dem JagerhofAuf diesem Terrain fanden in den ersten Jahren massenhaft Pflanzungen von insgesamt etwa 40 50 000 Geholzen statt 185 Dabei handelte es sich zu einem grossen Teil um Heister Trotzdem war die Beschaffung dieses umfangreichen Pflanzenmaterials schwierig Da die Bestande aller benachbarten Baumschulen und Forsten schnell erschopft waren wurden die benotigten Geholze aus entfernteren Gebieten hergefuhrt besonders aus dem Staatsforst Ludersdorf in der Uckermark 186 Die Beschaffung des Pflanzmaterials lag weitgehend in Handen Lennes der nicht mude wurde Gruppen von geeigneten Baumen aufzuspuren und fur Glienicke zu erwerben An exponierten Stellen wurden in den folgenden Jahren mit grossem Aufwand auch bis zu 40 jahrige Baume gepflanzt 187 Vorhandene Geholze wurden soweit es moglich war in die Neugestaltung einbezogen Besonders nachdrucklich ist dies noch heute nahe dem Schloss westlich des West Drives erkennbar wo eine Lindenallee aus Lindenaus Zeiten durch Auslichtungen und Vorpflanzungen ihren barock geradlinigen Charakter verlor und die Neupflanzungen optisch unterstutzte Gleichzeitig wurden die Flachen der zukunftigen Wiesengrunde durch Rigolen Tiefenlockerung des Bodens fur die Aussaat vorbereitet In den ersten Jahren war Prinz Carl Lennes aktive Entwurfsarbeit sehr wichtig Da sich Lenne und Glienickes Hofgartner Schojan ja noch aus Hardenbergs Zeiten kannten hatten sie ein gewisses Vertrauensverhaltnis so dass Lenne quasi uber Schojan wirken konnte Lenne wurde 1824 zum koniglichen Gartendirektor ernannt und 1828 zum alleinigen Gartendirektor befordert Eigentlich war er nur fur die koniglichen Garten zustandig Aber wie bei dem Bau Beamten Schinkel war die konigliche Familie der Meinung dass der Gartengestalter Lenne ganz selbstverstandlich auch fur die prinzlichen Garten tatig werden musse ohne dass diese Mehrarbeit vergutet worden ware Lenne hat entsprechend auf Carls Einladung Glienicke zwar regelmassig aber selten besucht Eine Ausnahme macht der Sommer 1834 in dem Lenne fast wochentlich zu Besuch in Glienicke war 188 Damals mussen also wichtige Parkpartien gestaltet worden sein nbsp Waldartig hochgeschossene Buchenbestande im BottcherbergparkEine gestalterische Beteiligung des Hofgartners ist dagegen nicht uberliefert und angesichts der strengen Hierarchie am prinzlichen Hof auch unwahrscheinlich Der Prinz befahl was zu tun sei und der Hofgartner hatte dies genau umzusetzen Vor Abwesenheit des Prinzen legte dieser fest welche Arbeiten zu erledigen seien der Inspektor notierte die Befehle die der Hofgartner zu befolgen hatte Die eigentlichen Fall Erd Pflanz Schnitt und Pflegearbeiten wurden von Gartenarbeitern bewerkstelligt deren Anzahl Ausbildung Arbeits und Lebensbedingungen nicht uberliefert bzw nicht erforscht sind Entsprechend ist nicht bekannt wie vieler Arbeitskrafte es damals bedurfte um den Glienicker Park zu gestalten und dauerhaft zu pflegen Es ist davon auszugehen dass zu einem Stamm von standig beschaftigten Arbeitern bei Bedarf Saisonkrafte hinzugezogen wurden 189 So durfte der Stammpark in den ersten Jahren von Carls Besitz seine Konturen erhalten haben Es galt nun die getatigten Pflanzungen zu pflegen Prinz Carl wandte sich damals verstarkt der Bauplanung zu Nach der Verlobung mit Prinzessin Marie 1826 galt es moglichst schnell den Schloss Umbau umzusetzen damit der sich nun formierende prinzliche Hof eine Sommerwohnung erhielt 1828 wurde der Schlossbau fertiggestellt im November der Jagerhof bezogen Gleichzeitig waren Carl und Marie Eltern geworden Der prinzliche Hof unter Leitung des bisherigen Adjutanten und nunmehrigen Hofmarschalls Curt von Schoning musste sich einspielen Da Carl und Marie in diesen Jahren noch ein sehr inniges Verhaltnis zueinander hatten durfte die Parkgestaltung damals an zweiter Stelle gestanden haben Der Ausschnitt aus Lennes Situationsplan von 1831 s o 2a zeigt die Pflanzungen des Stammparks sieben Jahre nach Ubernahme des Anwesens durch Prinz Carl allerdings mit der erst ab 1841 gebauten Uferchaussee Der Plan zeigt dass der Entwurf von 1824 25 fast genau umgesetzt wurde Bei den Pflanzungen erschliesst sich schon auf den ersten Blick die Vielzahl von Parkraumen die mit Sichtachsen untereinander verbunden waren Der Plan zeigt noch einen recht jugendlichen Zustand der Anlage der Kraatz Plan dagegen zeigt dass die Parkraume nach Aufwuchs der Geholze drei Jahrzehnte spater enger dimensioniert waren nbsp Parkplan nach der Erweiterung von 1841 unten der Babelsberger Park Gustav Meyer 1845 sog Druckvorlage Ein grosses Projekt war eine moderne Wasserversorgung des Parks fur die Bewasserung und Wasserspiele Voraussetzung dafur war die Beschaffung einer kostspieligen Dampfmaschine wozu Carl dank Lebensstil und Sammelleidenschaft die Mittel nicht erubrigen konnte Anlasslich einer Petersburg Reise mahnte Prinzessin Marie ihren Gatten ach dearest dearest Charles tue mir die einzige Liebe und kaufe Dir in St Petersburg keine neuen Waffen Du hast ja schon eine solche Menge und bekommst gewiss wieder neue geschenkt auch spare von Diener Reisesumme was Du kannst denke nur dabei an die Glienicker Dampfmaschine und an Deine sich anhaufenden Schulden 190 An diese Mahnung hielt sich der Prinz nicht und schaffte es sogar dass ihm schliesslich sein Vater die Dampfmaschine schenkte Anschliessend wurde ab 1836 das Hofgartner und Dampfmaschinenhaus nach Persius Entwurf gebaut 1837 38 wurde das Wasserleitungs Rohrnetz geplant und verlegt Da die 1824 auf der Pfaueninsel verlegten Tonrohre der Firma Feilner bereits nach zehn Jahren unbrauchbar geworden waren wurden in Glienicke teure Eisenrohre verlegt die aus der Produktion von Egells stammten der auch die Dampfmaschine lieferte 191 Auf dem Neuvermessungsplan Gustav Meyers von 1845 ist das ausgefuhrte Wasserleitungsnetz detailliert verzeichnet Demnach fuhrten vom Maschinenhaus zwei Hauptleitungen eine nach Suden zum Pleasureground und zum Schlossteich und eine nach Norden zum Felsenteich als Hauptreservoire des Parks Von Letzterem fuhrten Leitungen nach Norden bis zum Grossen Jagdschirm und nach Sudwesten bis zum Teich an der Romischen Bank Ob nach 1845 Erweiterungen des Wasserleitungsrohrnetzes erfolgt sind ist nicht untersucht Moglicherweise sind die Parkerweiterungsflachen ohne Anschluss an die Wasserleitungen geblieben Das Wasserleitungsnetz ermoglichte nun Wasserspiele wie die Lowenfontane im Pleasureground Im Park wurde ein Wasserreservoir nahe dem Zelt angelegt Es erhielt die Form eines naturlichen Teiches und wurde reich mit Findlingen ausgestaltet Ein weiterer Reservoire Teich wurde oberhalb des Grossen Wiesengrundes angelegt Schwerpunkt der Gestaltung des Parks wurde 1837 38 die Partie des Ufer Hohenweges wo Prinz Carl drei Schluchten aus Erosionsrinnen formte und auf der Erlenwiese einen kleinen zweiteiligen Teich anlegte Mit diesen Anlagen entfernte sich Prinz Carl aber von Lennes Gestaltungsprinzipien und begann gestalterisch eine Untergliederung des von Lenne einheitlich entworfenen Parks in einzelne Partien nbsp Bepflanzung des Glienicker Ufers Litho nach Ludwig Eduard Lutke um 1850 Der Thronwechsel in Preussen und das bruderliche Parkerweiterungs Weihnachtsgeschenk 1840 fuhrten zu umfangreichen Neuplanungen Bauarbeiten und Pflanzungen So verlagerte sich nun der Schwerpunkt der Gartengestaltung auf die ostliche Parkerweiterung den Jagerhof Bereich und die Uferchaussee In der Osterweiterungsflache werden die umfanglichen Ausholzungen und Zwischenpflanzungen sicher ein Jahrzehnt in Anspruch genommen haben Durch den Verlust des zweiten Journalbandes 1838 1848 ist dies heute nicht mehr im Detail nachvollziehbar Uber die Pflanzungen dieser Gestaltungsphase sind wir kaum noch unterrichtet Die einzelnen Parkpartien scheinen durch das Vorherrschen bestimmter Baumarten charakterisiert worden zu sein Ins Auge fallen noch heute die Buchenbestande in der Ufer Hohenwegs Partie in den Karpathen und im Bottcherbergpark die Eichenbestande in der Jagerhofpartie und die Linden im Grossen Wiesengrund Doch ist dies bislang noch nicht wissenschaftlich untersucht worden Den Geholzbestand vor Ort einzuschatzen ist heute auch schwierig Denn seit etwa hundert Jahren hat ja keine eigentliche Parkpflege mehr stattgefunden Statt gartenkunstlerischer Ausholzung Schneitelung und Nachpflanzung erfolgte nur eine forstfachliche Beseitigung schadhafter und uberalterter Geholze bei Nachwuchs von Unterholz Seiler fuhrt als Beispiel Weissbuchenpflanzungen im Bottcherbergpark an die Prinz Carl als Buschpflanzungen an den Westhang hatte setzen lassen die mangels Schnitt zu Baumen aufwuchsen und schliesslich die Sichtachsen verschlossen 192 Es wurden nun noch gezielter Geholze aus entfernteren Regionen besorgt 1854 vermerkt das Journal gar die Ankunft von Geholzen aus Baden Baden ohne dass wir wussten warum eine derart weite Pflanzenreise fur notig erachtet wurde nbsp Hangkantendrive am BottcherbergFurst Puckler begann seine acht uberlieferten Besuche in Glienicke erst im Jahre 1853 Im selben Jahr ging Schojan in den Ruhestand Vermutlich auf Vermittlung Pucklers wurde der aus Muskau stammende Giseler zum Hofgartner Damit wandte sich Carl zunehmend den Gestaltungsprinzipien Pucklers zu Das Verhaltnis zwischen Prinz Carl und Furst Puckler scheint demgegenuber recht kuhl geworden zu sein Carl arbeitete aber nach dem Prinzip Pucklers nicht auf Planen sondern nur an Ort und Stelle zu entwerfen Mit dem Hofgartner wurden dort die Anlagen besichtigt und dabei die Ausholzungen oder Pflanzungen befohlen Damit wurde jedes Quartier des Parks eigenhandig vom Prinzen in der Gestaltung bestimmt Im Journal findet sich diese Gestaltungsweise durch sehr viele Eintrage wie S K H der Prinz inspizierte den Park und die neuen Anlagen im Jagdschloss Garten im Pony Wagen mit Ritter und Gieseler 193 nbsp Kleiner Parkraum am WildparktorIn der zweiten Jahrhunderthalfte fugte Prinz Carl dem Park weiter neue Partien hinzu Mitte der 1850er Jahre wurde der Bottcherbergpark weiter gartnerisch ausgeformt Etwa gleichzeitig wurden die Karpathen gestaltet und dies mit dem Erwerb zweier kleiner Forstparzellen 1858 59 abgeschlossen 1859 1862 gestaltete Prinz Carl den Jagdschlossgarten 1863 1866 wurden die Anlagen der Schweizerhauser ausgefuhrt 1874 wurde der Garten der Restauration neu angelegt und 1877 78 erfuhr der Bottcherbergpark eine letzte gartnerische Uberformung Seit dem Tod seiner Frau 1877 krankelte Carl zunehmend und wird sich nur noch sporadisch der Parkpflege gewidmet haben Fur diese Parkerweiterungsflachen steht noch eine detaillierte wissenschaftliche Untersuchung aus denn Seiler hat sich in seiner Dissertation 1986 diesen Flachen nur summarisch gewidmet 194 Eine historisch getreue Wiederherstellung des Glienicker Parks ist auch deshalb schwierig da Prinz Carl im Gelande entwarf und gestaltete Die einzig zuverlassige Plangrundlage stellen die beiden Plane Gustav Meyers um 1845 dar die durch die mehr summarischen Angaben auf dem Kraatz Plan um 1862 fur die danach gestalteten Parkbereiche erganzt werden konnen Die kartographisch zu gewinnenden Informationen konnen aber nur durch gartenhistorisch geschulte Gartner umgesetzt werden da es sich hierbei mehr um asthetische und weniger um biologische Arbeiten handelt Das gartenkunstlerische Herausbilden von Parkraumen ist zeitaufwandig da die sie rahmenden und gliedernden Geholzgruppen nicht einfach gesetzt werden und dann hochwachsen Vielmehr durchlaufen die Geholzgruppen wahrend ihres Aufwuchses eine Metamorphose um stets ein attraktives Erscheinungsbild zu bieten Somit werden zunachst mehr Pflanzen gesetzt als letztendlich bestehen sollen Im Laufe des Aufwuchses werden sukzessive Auslichtungen vorgenommen Diese Arbeiten sind auch entsprechend pflegeaufwandig Aber auch die geschlossenen Geholzpartien sind nicht einfach wild wachsender Wald Jorg Wacker beschreibt die von der SPSG diesbezuglich betriebene Pflege Damit sich der geschlossene Geholzbestand stabil halt muss durch Plenterung standig verjungt werden Freistehende Standbaume oder Altbaume sollten moglichst sorgsam von aufkeimendem Wildwuchs freigehalten werden damit dieser die wertvollen alten Baume nicht gefahrdet und fruher zum Absterben bringt Ebenso kann unkontrolliertes Wachstum spater mit zu unnotigen Auseinandersetzungen mit dem Naturschutz fuhren Geholzgruppen mussen gleichzeitig und dichter wieder aufgebaut werden mit einer zeittypischen Artenauswahl z B aus den veroffentlichten Listen der kultivierten Geholze der von Lenne eingerichteten Landesbaumschule In den folgenden Jahren sind diese behutsam auszulichten 195 Wegenetz Bearbeiten nbsp Skizze des Drives und seiner WegenetzanschlusseBeim Wegenetz des Glienicker Parks wurde zwischen Fahrwegen und Gehwegen unterschieden Dabei ist der uberwiegende Teil des Wegenetzes als Fahrweg ausgebildet Diese Fahrwege werden nur an besonders versteckten kleinteiligen und schwer zuganglichen Bereichen durch reine Gehwege erganzt So beispielsweise im Bereich der Teufelsbrucke und der Erlenschlucht An besonders starken Steigungen gab es auch mit Stufen ausgestattete Wege deren Aussehen nicht mehr bekannt ist da sie im Zuge des Wegeausbaus fur den Volkspark uberformt wurden Im Kraatz Plan sind sie deutlich kartiert worden Demnach gab es sehr wenige Treppenwege namlich eine Querverbindung in den Karpathen die Verbindung vom Hauptfahrweg zum Grossen Jagdschirm und die Wegeanschlusse der unteren Erlenbrucke 196 nbsp Mitteldrive an der Romischen Bank verwaldeter ParkErschlossen wurde der Park durch einen Hauptfahrweg den sogenannten Drive Uber ihn konnte man von der Kutsche aus die meisten Sehenswurdigkeiten des Parks zumindest uber Sichtachsen erfassen Am spater so genannten Mitteltor beginnend fuhrt der Drive am Schloss vorbei und lenkt dann nach Norden wo er vor dem Jagerhof mit einer grossen Kurve nach Suden abbiegt und zuruckfuhrt Da der Park mehrfach erweitert wurde ist der ursprungliche Drive entsprechend verandert und erweitert worden Auf dem Parkplan von 1862 fuhrte er uber die Berlin Potsdamer Chaussee hinaus und erschloss dort den Bottcherbergpark mit Anschlussmoglichkeit an Babelsberg und den Jagdschlossgarten Der Park bot die ersten zehn Jahre noch ein sehr jugendliches Aussehen So fuhrte der Drive in dieser Zeit an nur wenigen Sehenswurdigkeiten und noch weniger Bauten vorbei Erst Ende der 1830er Jahre waren durch die Ausgestaltungen der Schluchten die Inbetriebnahme der Dampfmaschine fur die Wasserspiele und die Bauten Persius wirkliche Park Attraktionen zumindest im Westteil der Anlage vorhanden Im Norden existierte eine relativ enge Kurve die den Drive wieder nach Suden fuhrte Er hatte hier eine nicht besonders raffinierte Streckenfuhrung in leichten Kurven parallel zu der die Parkgrenze flankierenden Strasse zur Sacrower Fahre Nach der Parkerweiterung von 1840 erhielt der Drive eine sehr erlebnisreiche Form wobei der vorhandene Sudteil und weitgehend der Westteil ubernommen wurden Vom Mitteltor fuhrte der Drive nach Westen vorbei an Kaufdatums Findling Schlossteich Wirtschaftshof und erreicht die offene Seite des Gartenhofes im Schlosskomplex Hier wendet sich der Drive nach Norden und ermoglicht einen Blick in den Remisenhof nbsp Westdrive mit Buchenbestanden nahe dem SchlossMit Sichtachsen sind im folgenden Verlauf das Hofgartnerhaus und der Grosse Wiesengrund einbezogen Der Drive fuhrt dann vorbei am Matrosenhaus und steigt steil an sudlich flankiert von der Erlenwiese Mit dem Zeltenplatz ist die Aussichtshohe dieser Parkpartie erreicht Auf sie folgt die Topferbrucke mit Sichten in die Teufelsschlucht Im Norden ist eine Wegeschlaufe angehangt die direkt am Jagerhof vorbeifuhrt Sichten auf Schiesshutte und Kugelfang erlaubte und ganz im Norden den Fernblick auf die Pfaueninsel bot Die Osttrasse des Drives erhielt eine etwas dramatische Wegefuhrung Zunachst ist der Drive vertieft wird dann als Damm mit vielen Einblicken in findlingsgeschmuckte Schluchten nach Sudosten gefuhrt Nach Passieren der Einsiedelei taucht der Drive in bewaldete Partien ab um mit einer grossen Westkurve an die Gipfelkante des hier fur brandenburgische Verhaltnisse beeindruckenden Gelandegefalles gefuhrt zu werden Sowohl die Borkbank als auch die Weisse Bank mussen damals grandiose Fernsichten geboten haben Uber das Obertor wurde die Berlin Potsdamer Chaussee gequert und in den Bottcherbergpark gefahren Nach einer abermals steilen Auffahrt wurde die Alexandrabank spater ersetzt durch die Loggia Alexandra mit Blick in die darunter liegende Schlucht und dann das Rondell erreicht Vom Bottcherberg aus waren Weiterfahrten in den angrenzenden Park Babelsberg moglich und ublich Blieb man im Glienicker Park fuhr man vom Rondell zum Mitteltor und von dort zum Schloss nbsp Denkmalpflegerisch wiederhergestellter FahrwegDas Wegenetz hat sich seit dem Tod Prinz Carls in Teilen verandert In Schlossnahe existieren noch einige unhistorische Wegetrassen die aus der Zeit stammen als nach dem Verkauf von 1934 der Schlossbereich vom Park getrennt wurde und beide Teile neue Wegeverbindungen benotigten Im Park fanden auf Abschnitten des Drives Asphaltierungen statt Demgegenuber gingen einige der Gehwege im Bewuchs unter Mittlerweile sind Abschnitte des Ost Drives durch Erosion der Wegedecke kaum noch passierbar Die Wege besassen einen mehrschichtigen Aufbau der unten aus grobem oben aus feinem Material bestand Die Wegedecke war durchgehend gewolbt um Niederschlage schnell abzuleiten 197 Bei Steigungen bzw Gefalle waren die Wege von schmalen und flachen Regenrinnen aus Findlingskieseln flankiert so dass Ausspulungen verhindert wurden An Wegegabelungen kreuzen diese Rinnen den Weg Im Pleasureground und im Schlossbereich bis zum Wassertor sind in letzter Zeit die Wege in dieser Gestalt rekonstruiert worden Im Park ist damit noch nicht begonnen worden Hier ist bislang die Gewahrleistung der offentlichen Sicherheit beim Begehen der Wege das vorherrschende Kriterium der Erneuerungsarbeiten Platze und Banke Bearbeiten nbsp Eine holzerne Bank am Jagerhof Litho von Hintze 1837 Da die prinzlichen Herrschaften im Park ja fast ausschliesslich zu Pferd oder in der Kutsche unterwegs waren ist eine damalige umfassende Bestuckung des Parks mit Sitzbanken unwahrscheinlich Es scheinen nur an den Hauptaussichtplatzen die mehr als eine Sichtachse zu bieten hatten feste Sitzgelegenheiten bestanden zu haben So waren das Zelt und der grosse Jagdschirm regengeschutzte Sitzplatze wie in den Karpathen der Moorlakeschirm der Karpathenschirm und vielleicht ab 1841 auch die Einsiedelei Von einigen der Holzarchitekturen kennen wir nur noch den Namen Es ist unbekannt wo sich das Borkenhaus der Turkische Schirm und der Schirm auf der Hohe befunden haben und wie sie aussahen 198 Als Bank bezeichnete Aussichtsplatze gab es laut Kraatz Plan 1862 funf die Victoriabank in den Karpathen die Romische Bank uber dem grossen Wiesengrund die Borkbank und die Weisse Bank uber den Waldtalern und die Alexandrabank anstelle der spateren Loggia Alexandra auf dem Bottcherberg Nahe der letzteren bildete das Rodell einen der Hauptaussichtsplatze Ausser bei der Romischen Bank haben wir keine Vorstellung vom Aussehen dieser Banke Das Prinzenpaar war bei Umfahrten in der Regel in Kleingruppen unterwegs Neben dem Prinzenpaar fuhren mindestens ein Adjutant eine Hofdame und der Hofmarschall sowie ggf Gaste mit Daher kann es sich bei den Banken kaum um einzelne Sitzbanke gehandelt haben Ob sich an besonders schonen Ausblicken wie dem durch das Aquarell Hennickes uberlieferten Blick auf die Pfaueninsel s u einzelne Sitzgelegenheiten befunden haben ist nicht uberliefert Lediglich auf der Jagerhof Ansicht von Hintze ist eine wohl holzerne Einzelbank dargestellt Tore und Zaune Bearbeiten nbsp Park Klein Glienicke Torflugel des WassertoresWegen der Gefahr des Wildverbisses der jeweils neuen Pflanzungen wird der Park von Anfang an umzaunt gewesen sein Im Gegensatz zum Pleasureground der von Gittern und schmuckvollen Drahtzaunen umschlossen war wird es sich bei der Parkeinfriedung immer um holzerne Staketenzaune gehandelt haben Uber das Aussehen dieser ersten Einfriedung des Parks die man vielleicht noch von Hardenberg ubernommen und erganzt hatte ist nichts bekannt nbsp Invisible fence am Jagerhof Entwurf von Schinkel 1828 Der Stammpark 1824 1841 besass augenscheinlich keine Torhauser Da der Park seinerzeit noch bis zum Havelufer reichte gab es auch nur zwei Tore die Haupt Parkzufahrt anstelle des spateren Mitteltores und das von Schinkel vielleicht mit Lowenfiguren geschmuckte Vorfahrtstor anstelle des heutigen Greifentores Das Aussehen beider Torgitter ist nicht bekannt Eine gestalterisch einheitliche Parkeinfriedung ist erst fur die Zeit nach der Erweiterung von 1841 anzunehmen Am 16 Marz legte Persius Prinz Carl eine Zeichnung zu einem Estaquet vor womit ein Theil des neuen Parkterrains zunachst der Chaussee eingehegt werden soll Der Hofmarschall vermerkte dazu die unteren Pfahle stunden so eng dass kein Unbefugter seine Fusse auf die Querlatte stellen konne 199 Als Sievers seine Studien in Glienicke betrieb konnte er noch fragmentierte Abschnitte zwischen Moorlake und der Berlin Potsdamer Chaussee dokumentieren bevor sie 1941 beseitigt wurden nbsp Invisible Fence zwischen Casino und KlosterhofSie entsprechen einem im Cerrini Nachlass uberlieferten Entwurf zu einem Estaquet der weder signiert noch datiert ist 200 aber der Zeichnungsart nach auf die Mitte des 19 Jahrhunderts datiert werden kann Es weist aber im Gegensatz zum Vermerk des Hofmarschalls keine unteren Pfahle auf Auf einer Aufnahme des Obertores von 1934 sind innerhalb des dortigen Estaquets kleine Latten zu erkennen die zwischen die eigentlichen Latten an der Querlatte befestigt waren und somit das Besteigen der Querlatte verhinderten Von den Estaquets die innerhalb des Parks die Wirtschaftsgrundstucke der Parkbauten einfassten konnte Sievers noch den Staketenzaun am Matrosenhaus dokumentieren Dieser ist sehr viel feingliedriger entworfen und besitzt im unteren Abschnitt eine zweite Lattung In Analogie kann man annehmen dass auch die anderen Parkbautengrundstucke von solch einem Zaun umzogen waren nbsp Estaquet des Glienicker Parks Zeichnung undatiert und unsigniertSoweit erkennbar bestanden die Pfosten aus Kantholzern deren Schaft zum Stab gedrechselt war so dass ein Fuss und ein Kopf entstand Die schlichte Schmuckform der Zaunfelder ergab sich durch die zur Feldmitte hin kurzer werdenden Zaunlatten so dass ein wellenartiger oberer Abschluss der Zaune entstand Beim Estaquet am Matrosenhaus war dieser Welleneffekt starker ausgepragt Hier war er nochmals im unteren Bereich der Felder durch eine zweite Lattenebene vorhanden nbsp Estaquet um das Matrosenhaus Nachzeichnung eines Fotos von 1938Das schlichtere Estaquet verlief am Jagertor beginnend um den Park nordlich der Chaussee herum bis zum Wirtschaftshof Es ist denkbar dass der Holzzaun im Bereich wichtiger Sichtachsen durch einen invisible fence unterbrochen wurde Die ubrige Parkgrenze war durch Metallzaune Bauten und den Wassergraben entlang der Uferchaussee gesichert Auch der Bottcherbergpark war von einem Estaquet eingefasst Die Sudseite war nach Bau der Schweizerhauser offenbar beseitigt worden Damals erhielt die zur Erschliessung der Schweizerhauser angelegte Parkstrasse heute Louis Nathan Allee zwei Tore die an die Bottcherberg Einfriedung gebunden wurden Als neue Sudgrenze des Anwesens diente der Bakekanal Der Jagdschlossgarten besass an der Berlin Potsdamer Chaussee und von Turk Strasse also zwischen Brucken und Kurfurstentor einen Drahtschuppenzaun vom Kurfurstentor bis zur Glienicker Lage wurde eine durch Terrakotten geschmuckte Sichtziegelmauer gebaut die ubrigen Grenzen waren Havelufer Die Einfriedung des Restaurationsgrundstucks ist noch nicht erforscht Mit der Parkerweiterung 1841 und der gleichzeitigen Anlage der Uferchaussee wurden vier Tore angelegt Im Sudwesten das Wassertor im Nordwesten das Jagertor im Nordosten ein namentlich nicht uberliefertes Tor dessen Nachfolge das Wildparktor ubernahm und im Sudosten das Obertor Die alte Hauptzufahrt zum Park erhielt nun den Namen Mitteltor Mit dem Tor der direkten Vorfahrt waren es also insgesamt sechs Tore zum Parkgebiet nordlich der Chaussee Der Bottcherberg der 1841 auf die endgultige Grosse erweitert wurde erhielt gegenuber von Obertor und Mitteltor Zufahrtstore und im Suden Richtung Babelsberg sein Haupttor das Griebnitztor Pfortnerhauser sind nur fur das Nordosttor und das Griebnitztor uberliefert beide sind auf den Meyer Planen von um 1845 verzeichnet 1849 erhielt auch das Tor der direkten Schlossvorfahrt ein Pfortnerhaus nbsp Torpfeiler wie er auch am Obertor und den Bottcherbergtoren bestandNach der Parkerweiterung von 1851 erhielten das Obertor und das neu angelegte Wildparktor Pfortnerhauser Gemass den Grundrissveroffentlichungen enthielten die Pfortnerhauser nur eine Wohnstube die bei allen Pfortnerhausern durch einen Erker ausgezeichnet war eine Schlafstube und eine Kuche boten also einer Kleinfamilie Wohnraum und hatten entsprechend keine weitere Funktion Der sukzessive Bau von Pfortnerhausern weist auf die zunehmende Nutzung des Parks durch zahlreiche Personen ohne Schlusselgewalt hin Am Jagdschlossgarten besass nur das Kurfurstentor eine Art Pfortnerhaus zur Vorfahrt Dieser achteckige uberkuppelte Pavillon war aber nicht bewohnbar sondern konnte nur temporar als Pfortnerhaus genutzt worden nbsp Torflugel wie er auch am Obertor und den Bottcherbergtoren bestandDie eigentlichen Tore bestanden aus massiv gemauerten Sockeln Pfeilern oder Mauern mit zwei Torflugeln aus schmiedeeisernen Metallgittern von einfacher Gestalt die wenig Variationen aufwiesen Erhalten haben sich nur die Flugel am Wasser und am Wildparktor Fotografisch sind die Gitter vom Obertor und vom Jagertor dokumentiert Das Haupttor ist durch eine Lithografie und das Griebnitztor durch die Veroffentlichung bekannt Auch die spater gestalteten schmuckvollen Gitter von Brucken Kurfursten und Hirschtor sind durch die Veroffentlichungen uberliefert das gleichzeitig entstandene Greifen oder Johannitertor ist erhalten Das noch erhaltene Gittertor des Jagdschlosses anstelle des Hirschtors ist erst beim Umbau fur Prinz Friedrich Leopold im spaten 19 Jahrhundert entstanden In seiner endgultigen Dimensionierung hatte der Glienicker Park folgende Zugange der Park nordlich der Chaussee besass drei Tore mit Pfortnerhausern Schlosstor Obertor Wildparktor sowie funf weitere Tore Mitteltor Jagertor Wassertor und drei Pfortchen in der unteren Casino Pergola Der Bottcherbergpark mit der Schweizerhauspartie besass ein Tor mit Pfortnerhaus Griebnitztor und vier weitere Tore Mitteltor Obertor Parktor und Tor nahe dem Griebnitztor Der Jagdschlossgarten besass drei architektonisch gefasste Tore Kurfurstentor Bruckentor Hirschtor und ein Pfortchen gegenuber dem Schlosstor Mit 18 Zugangen war der Glienicker Park im Wegesystem vernetzt wie abgesehen von Sanssouci keine andere Potsdamer Parkanlage Partie des grossen Wiesengrundes BearbeitenUberblick Bearbeiten nbsp Kraatz Plan 1862 Ausschnitt Partie des Grossen WiesengrundesDiese Partie umfasst die grosste nicht durch Wege erschlossene Flache des Glienicker Parks Dass die Wegelosigkeit Gestaltungsprinzip wurde geht aus dem Umstand hervor dass zunachst im Norden des Wiesengrundes eine wichtige Querverbindung vom Ostdrive zum Matrosenhaus existierte und um 1840 eingezogen wurde Diese Park Partie erstreckt sich zwischen dem Schloss und der ehemaligen ostlichen Parkgrenze zwischen dem Wirtschaftshof und dem Matrosenhaus bzw der Romischen Bank Diese Partie ist auch die weitraumigste der gesamten Parkanlage und sollte damit als Auftakt eine sehr umfangreiche Ausdehnung des Anwesens suggerieren Als typische Merkmale des Englischen Landschaftsparks wurden hier von Lenne Clumps also Baumgruppen gepflanzt Auch einige wenige Solitarbaume wurden in den scheinbar naturlichen Parkraum komponiert Eine durch das hier freilaufende Vieh Schafherde und Milchkuhe gebildete Asungslinie der Baumkronen Browsing Line fiel durch das Gefalle des Wiesengrunds nicht auf Wie die Parkplane und das Aquarell v Arnims zeigen waren hier aus asthetischen Grunden auch Shrubberies also Strauchgruppen gepflanzt die wegen des Viehs eines besonderen Schutzes bedurften nbsp Grosser Wiesengrund vom SuddriveAls Besonderheit wurde jeder Parkbesucher zunachst mit einem sehr grossen Granitfindling konfrontiert den Carl hatte hierher bringen und mit dem Kaufdatum 1 Mai 1824 versehen lassen Wann dieser Riesenstein aufgestellt wurde und woher er stammte ist bislang nicht bekannt Unter Carls Inschrift hatte Lippert das Kaufdatum 1934 einmeisseln lassen was nach 1945 wieder beseitigt worden ist Aufgrund des asenden Viehs sind Promenaden des Prinzenpaars innerhalb des Wiesengrundes unwahrscheinlich Vielmehr diente der Wiesengrund vielfaltigen Einblicken von den ihn rahmenden Wegen aus Daher durfte der ursprungliche Ostdrive auch nach Anlage des neuen Ostdrives 1841 weiterhin einer der wichtigsten Umfahrungswege geblieben sein gewissermassen als erganzender Mitteldrive nbsp Blick vom westlichen Drive auf den Grossen WiesengrundAn der sudostlichen Ecke des Wiesengrundes und damit ursprunglich auch an der aussersten Ecke des Parkgrundstucks befand sich das Hauptzufahrtstor zum Park uber dessen Aussehen wir seltsamerweise gar nichts wissen Nachdem der Park 1841 nach Osten erweitert worden war wurde an der neuen Sudostecke das sogenannte Obertor gebaut und das alte Park Haupttor wurde in Mitteltor umbenannt Auf dem Kraatz Plan von 1862 ist das Mitteltor noch eingezeichnet und auch schriftlich vermerkt und erschloss damals weiterhin den Drive von der Chaussee aus Auf den Parkplanen ist hier kein Pfortnerhaus eingezeichnet das Tor muss also eine schlichte vielleicht auch nur holzerne Architektur gewesen sein die sich aber gegenuber den anderen Zufahrten an der Chaussee herausgehoben haben durfte denn als Haupt Parkeinfahrt ist eine besondere Gestaltungsweise anzunehmen Sievers fand es bei seinen Forschungen nicht mehr vor Moglicherweise war es schon unter Prinz Friedrich Leopold beseitigt worden der den Park nach derzeitiger Kenntnis kaum nutzte Die Bewohner des Alten Schlosses nutzten entsprechend zur Erschliessung ihrer Wohnung das Greifentor Beim Ausbau der Reichsstrasse 1 wurde die Chaussee Senke zwischen Nikolskoer Weg und Wirtschaftshof durch Abgrabung am Obertor und durch Aufschuttung am Hirtental und dem Wiesengrund ausgeglichen Dadurch lag das Mitteltor nicht mehr auf dem Niveau des Wiesengrundes und es war der Bau einer Treppenanlage notig Wohl noch 1935 erfolgte als Zugang zum Volkspark der Bau einer monumentalen Kalkstein Freitreppe die nach 1945 durch eine bescheidenere Anlage ersetzt wurde 201 Romische Bank im Park Bearbeiten nbsp Blick von der Romischen Bank uber den Wiesengrund und das Schloss nach Potsdam Ferdinand v Arnim 1851 Die Romische Bank zur Zeit Prinz Carls meist zur Abgrenzung zum Stibadium mit dem Zusatz im Park versehen war eine jener typischen Exedra Banke mit denen die Potsdamer Parkanlagen zur Zeit Friedrich Wilhelms IV ausgestattet wurden Eine Besonderheit ist hier allerdings die sehr abgelegene Lage die nur in der Bank am Ruinenberg eine Parallele besitzt Die Glienicker Bank wurde vermutlich von Persius um 1840 erbaut vielleicht auch erst nach der Parkerweiterung von 1841 Mit der halbrunden sandsteinernen Ruckwand folgt sie dem seinerzeit gangigen Vorbild der Bank der Mammia an der Graberstrasse von Pompeji Die Romische Bank war der aufwandigste Theeplatz im Park Dies kann man heute nur noch erahnen denn die Architektur ist nur noch ein Torso der weitgehend eingewachsen ist Der um 1985 teilweise freigelegte Blick auf Potsdam ist fast wieder zugewachsen Auch die Treppenpodest Pflastermosaiken sind wieder uberwuchert nbsp Torso der Romischen BankSoweit noch vorhandene Abdrucke an der Ruckwand zeigen mussen die Bankwangen aus schmuckvollen Marmor oder Steinblocken bestanden haben Als Johannes Sievers 1937 die Bauten des Parks fotografierte waren diese Bauteile bereits in simpler Konstruktion erganzt Mit grosser Wahrscheinlichkeit besassen die Bankwangen ursprunglich die geschwungene Form mit Tatzen die noch heute an der Casino Bank der Ruinenberg Bank der Bank am Schloss Charlottenhof und den Exedrabanken von Sanssouci erhalten sind Zur Zeit der Sievers Forschungen fehlten der Romischen Bank sowohl der Sockel zwischen den kleinen Stufenanlagen als auch der Bodenbelag der Terrasse Wegen der sehr flachen Nut an den Kantsteinen durfte Letzterer eine farbige Asphaltierung wie am Stibadium gewesen sein Erhalten haben sich aber die vierfarbigen geometrischen Kleinsteinmosaik Pflasterungen der Zwischenpodeste der nach Osten zum tiefer liegenden Drive fuhrenden Treppe 202 nbsp Antike Bank im Muskauer Park aus Pucklers Andeutungen uber Landschaftsgartnerei 1834 Auf den Parkplanen Gustav Meyers wurde die Romische Bank eingetragen mit einem halbrunden Vorplatz Vor diesem lag ein heute trockengefallener Reservoirteich Ein historisches steinernes Suhnekreuz wurde hier als sentimentales Versatzstuck aufgestellt Zwar wissen wir nicht wie die Bank im Detail aussah aber der Aussichtsblick von der Bank ist uns durch ein Aquarell Ferdinand von Arnims uberliefert Auf diesem Aquarell erkennt man den kleinen Teich und die grossartige Aussicht auf die Silhouette Potsdams vom Schloss Babelsberg bis zur Garnisonkirche und die differenzierte Parkbepflanzung des Wiesengrundes mit Baum und Buschgruppen Dass die Romische Bank zumindest zeitweilig einen Wetterschutz besass konnte archaologisch nachgewiesen werden Zwar finden sich an der erhaltenen Steinwand dazu keine Spuren aber bei einer Grabung kam vor der Bank ein Pfostenloch mit verkohlten Holzresten zu Tage das zu einem Holzpfosten gehorte der vermutlich textiles Zeltdach trug 203 In seinen Andeutungen uber Gartenkunst hat Furst Puckler ein Vergleichsbeispiel aus dem Muskauer Park veroffentlicht das ein mogliches Aussehen der Glienicker Bank vermittelt Sofern ein solches Zeltdach existierte ware der heute verlorene Sockel zwischen den Stufenanlagen der Verankerungspunkt des Hauptmastes gewesen Die kleinen Masten waren um die Steinbank herum separat gegrundet worden Schlossteich Bearbeiten nbsp Rekonstruierter Schlossteich von NordenIm Suden ist der Wiesengrund durch den Schlossteich bestimmt Eine grosse durch die unregelmassige Form und Inseln naturlich wirkende Wasserflache bietet einen vielfaltigen Blickfang sowohl vom Wiesengrund aus als auch von der Vorfahrt und vom Gartenhof des Schlosses Der Teich war ganzlich kunstlich angelegt und muss zwischen 1838 und 1845 ausgehoben worden sein Er hatte allerdings erst zwei Drittel der endgultigen Grosse Seiler verweist auf die Ahnlichkeit mit dem Schwarzen Meer im Babelsberger Park und damit auf den Einfluss des Fursten Puckler 204 Leider sind keine bildlichen Darstellungen des Teiches bekannt nbsp Schlossteich in der endgultigen Ausdehnung Ausschnitt aus dem Kraatz Plan 1862Der Teich wurde von einem Wasserleitungsrohr gespeist das direkt vom Hofgartner und Maschinenhaus zu seinem Nordufer fuhrte Dort wurde eine kunstliche Quelle unter einer Findlingsformation angelegt Auch sonst erhielt der Schlossteich eine Ausstattung mit Findlingen Angeschlossen an den Schlossteich war ein sehr viel kleinerer Teich nordlich als Uberlauf der aber auf dem Parkplan von 1862 nicht mehr verzeichnet wurde da dann die Entwasserung uber den Jagdschlossgarten erfolgte 1853 wurde der Teich nach Suden erweitert und damit dem Drive angenahert Von hier und vom Gartenhof des Schlosses war der Schlossteich am besten einsehbar nbsp Trockengefallener Schlossteich vor der Wiederherstellung die Steine markieren den ehemaligen UferverlaufDer Schlossteich fiel mit der Vernachlassigung der Parkpflege trocken Eine Wiederherstellung dieses Teiches unter dem neuen Namen Schlosssee war seit langem geplant Die dafur notwendigen finanziellen Mittel waren aber auf absehbare Zeit nicht vorhanden zumal eine Probeflutung unter Hinzuziehung der Feuerwehr um 1990 ergab dass die Dichtung der Teichsohle weitgehend verlorengegangen war EFFRE ein europaisches Forderprogramm u a fur die touristische Infrastruktur brachte das Geld fur die Sanierung von Wegen und angrenzenden Randbereichen im Park Und dank der pfiffigen Idee des okologischen Betreuers dieser Baumassnahmen geriet so auch der Schlosssee auf die Sanierungsliste Der See ist technisch betrachtet ein Teich mit kunstlicher Wasserzufuhr und abgedichteter Sohle ist doch der anstehende Boden reiner Sand Durch archaologische Grabungen der Kartierung noch vorhandener Uferlinien in der Wiesenmulde dem Einmessen von Ufer begleitenden Findlingen dem Ubereinanderlegen historischer Karten und vermessungstechnischer Auswertungen konnten Lage Grosse und Gestalt des Sees in den Jahren 2016 und 2017 rekonstruiert werden Die Abdichtung der Sohle erfolgte mit einem Tongemisch Die Wasserspeisung ubernimmt ein Tiefbrunnen und das Wasser fliesst von der Quelle einer Gruppe bauzeitlicher Findlinge in den See Die Insel mit zwei Eichen blieb erhalten Das Ufer wurde sparsam nur an wenigen Stellen bepflanzt war der See doch das einzig offen in einer Wiese liegende Gewasser des Glienicker Parks Mit der bauzeitlichen Tiefe von nur ca 50 cm diente er der reinen Optik als Landschaftsspiegel fur Himmel Baume und Felsen Um auch Artenschutzbelangen gerecht zu werden hat er heute eine Tiefe bis zu 1 50 m 205 Wirtschaftshof Bearbeiten nbsp Kuh und Wirtschaftspferdestall vom Drive aus gesehenZwischen Pleasuregroundund Park liegen die direkte Vorfahrt zum Schloss und der Wirtschaftshof an der Berlin Potsdamer Chaussee Der Wirtschaftshof besteht aus dem Rinderstall mit Turm und Durchblicksbogen dem schlichten Schafstall und der schornsteinbekronten Konditorei die prinzliche Backerei lag im Dorf Klein Glienicke Schafstall und Konditorei wurden vermutlich als Umbauten um 1840 errichtet denn sie tragen Persius Handschrift sind aber bereits im Parkplan um 1817 eingezeichnet 206 nbsp Entwurf zum Wirtschaftshof oben Ansicht der Baugruppe von Westen Persius 1843 44 Fur den Kuh und Wirtschaftspferdestall mit Turm ist ein Persius Entwurf der Zeit um 1843 uberliefert der Bau ist aber in den Meyer Planen um 1845 noch nicht enthalten 207 Dieser Bau erhielt spater einen architektonisch etwas zu aufwandigen Turmaufsatz der dem des Schlosses 1874 ahnelt aber teilweise in Sichtziegelbauweise errichtet wurde Nach 1938 wurde der Stallbau durch Einbau von Wohnungen verandert und verlor seine Pergolen nbsp Hauptbau vor dem Einbau der Wohnungen Fotomontage unter Verwendung eines Fotos um 1932 Ob der Durchblicksbogen vom Drive aus einen Blickpunkt besass ist noch nicht geklart Auf dem Persius Entwurf ist ein solcher Blickpunkt nicht vorgesehen Auf dem Kraatz Plan von 1862 aber ist der nicht mehr vorhandene Baukorper nordlich der Konditorei in der Achse des Bogens verzeichnet Zu diesem Baukorper und seinem vermutlich bei der Vergrosserung des Pfortnerhauses erfolgten Abriss um 1955 sind bislang noch gar keine Ansichten und Daten bekannt Der Schafstall ist in seiner von Persius geschaffenen Bauform uberkommen Er besitzt an der Sudfassade zur Chaussee hin eine Bukranion Konsole die stilistisch auf die Zeit des neobarocken Jagdschloss Umbaus hinweist und deren Funktion wir nicht kennen Auch die Konditorei ist in der von Persius entworfenen Form erhalten Auf den Parkplanen ist nordlich an sie anschliessend eine Baulichkeit eingezeichnet die in ihrer Lage nur ungefahr einem von Persius vorgesehenen Bauteil entsprach Das Aussehen dieses Bauteils ist nicht uberliefert Zerstort wurde er wohl erst nach dem Zweiten Weltkrieg als das benachbarte Pfortnerhaus nach Osten verlangert wurde Den Wirtschaftshof an so prominenter Stelle zu bauen ist als England Zitat zu verstehen wo die Wirtschaftshofe in die Landschaftspark Gestaltung einbezogen waren aber dort die okonomische Grundlage der Landereien waren wahrend sie in Glienicke lediglich die prinzliche Tafel versorgten nbsp Gesamtansicht des Wirtschaftshofes von Suden nbsp Konditorei von Sudost nbsp Der Schafstall von Suden nbsp Schafstall neobarocke Konsole um 1860 nbsp Kuhstall von der Vorfahrt aus von Westen nbsp Der Vorhof des Wirtschaftshofes am Pfortnerhaus nbsp Entwurf zu einem Hofbedientenhaus Schinkel undatiert um 1830 Sievers ordnet einen Entwurf Schinkels zu einem Bedientenhaus Glienicke zu 208 Dieses Gebaude ist zwar nie gebaut worden stellt aber einen der romantischsten Landhausentwurfe seines Werkes dar Die kleine Baugruppe ist ausserst lebhaft gegliedert im Sinne einer grosseren italianisierenden fabbrica Sollte diese malerische Architektur tatsachlich fur Glienicke entworfen worden sein wird sie aufgrund des im Vordergrund dargestellten Ufers wohl in der Nahe des Jungfernsees zu verorten sein Vielleicht im Vorfeld der Planungen Persius zum Hofgartner und Maschinenhaus das dann ein sehr viel rationaler entworfener Bau wurde Wo eigentlich die Bediensteten des Glienicker Hofes lebten die spater in den Schweizerhausern und dem Arbeiterhaus untergebracht wurden ist bislang noch nicht untersucht worden Im Schloss haben wir nur von Raumen der engeren Dienerschaft Kunde Vorfahrt Tor Bearbeiten nbsp Pfortnerhaus am JohannitertorDas Tor der direkten Vorfahrt die bei Fahrten nach und von Potsdam genutzt wurde scheint zunachst recht schlicht gestaltet gewesen zu sein Bekannt ist nur ein Entwurf Schinkels mit zwei sich duckenden Lowenfiguren auf den seitlichen Sockeln dessen Ausfuhrung ungesichert ist 209 Diese direkte Vorfahrt war zunachst ohne Pfortnerhaus und an der Ruckwand des Gewachshauses gelegen nicht eben attraktiv Auch Schinkels Gewachshaus Neubau hatte diesen Hinterhofcharakter fortgeschrieben Vielleicht entschied sich Prinz Carl deshalb fur einen neuen Standort der Gewachshauser Der dann entlang der Vorfahrt erfolgte Neubau des Stibadiums 1840 war in seiner Kleinteiligkeit keine optische Beeintrachtigung dieses Zufahrtsweges nbsp Greifen oder Johannitertor des Parks Klein GlienickeDer Hofmarschall vermerkte am 26 Juni 1838 im Journal Die steinernen Lowen die aus alter Zeit hier im Garten von Glienicke gestanden hatten erhielten ihre neue Stelle auf den Postamenten am Eingange bei der Chaussee 210 Sofern die nicht mehr nachprufbare Datumsangabe stimmt hatten die Lowen nur vier Jahre ihren Platz inne Ein verbindlicher Name dieses Tores scheint nicht existiert zu haben Es wechseln Bezeichnungen wie Haupttor Vorfahrtstor und Schlosstor so auf dem Kraatz Plan Seit der letzten Umgestaltung haben sich die beiden Bezeichnungen Greifentor und Johannitertor eingeburgert 1842 wurden auf bestehenden Torpfeilern liegende Hirschfiguren nach Rauchs Entwurf aufgestellt Damit erhielt das Tor wie auch das gleichzeitig gebaute Wassertor eine jagdliche Note Auf einem Gemalde von W Reuter um 1845 s u sind auf den Pfeilern Hirschfiguren und auf den Ecken der Mauerwangen je zwei flache Schalen dargestellt wie sie sich heute noch an der Sudtreppe des Casinos finden nbsp Johannitertor Foto M Pankow 1872 Seltsamerweise finden sich auf den Ansichten und der Karte Gustav Meyers 1845 keine Hinweise auf ein Pfortnerhaus Laut Louis Schneider wurde erst 1849 durch Ferdinand von Arnim das noch heute erhaltene Pfortnerhaus erbaut Es ist in gefalligen klassizistischen Formen gehalten mit einem karyatidengeschmuckten Erker als besonderem Blickfang von der Vorfahrt Seine sudlich vorgelagerte Pergola ist bei der Instandsetzung 1941 beseitigt worden 211 Da sein Rauminhalt fur heutige Anforderungen an Dienstwohnungen zu klein war wurde das Pfortnerhaus vermutlich zur Zeit der Schlossinstandsetzung 1950 1952 nach Osten verlangert 1853 wurde Prinz Carl vom Konig zum Herrenmeister der Balley Brandenburg des wiederbegrundeten Johanniterordens ernannt was fur ihn eine personliche Beziehung hatte da sein Stadtpalais im 18 Jahrhundert das Johanniterpalais war 1854 wurde Carl als wichtiger politischer Vertrauter des Konigs zum Generalfeldzeugmeister im Rang eines Feldmarschalls berufen Diese beiden neuen Ehren wurden als Motiv in den neuen Gittern des Haupttores durch Johanniterkreuze und krepierende Granaten eingefugt Das von v Arnim entworfene neubarocke Gittertor mit verschlungenen C Lettern ist stilistisch eigentlich wenig passend zu den ubrigen Bauten des Pleasuregrounds erfreut sich aber heute wegen der gefalligen Formen und der Teilvergoldung einiger Beliebtheit wie die haufige Verwendung als Fotomotiv zeigt Dazu tragen auch die beiden hyperboraischen Greifen nach Entwurf August Kiss bei die ebenfalls 1861 aufgestellt wurden und denen heute sowohl die Kronchen als auch eine Schwanzschlinge fehlen Mit den Greifen Dienerwesen und Attribute Apolls sollte Glienicke als ein nordliches Paradies charakterisiert werden nbsp Entwurf zum Torbau mit geduckten Lowen Schinkel um 1830