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Gefolge oder Gefolgschaft bezeichnet eine Gruppe von Gefolgsleuten die sich um einen Anfuhrer schart Das Gefolge eines Herrschers Fursten oder hohen Adligen bezeichnet im Allgemeinen die Angehorigen seines Hofes die sowohl zivile als auch militarische Aufgaben wahrnehmen konnen Gefolgschaft bezeichnet im allgemeinen nichtmilitarischen Sinn die Anhanger einer Fuhrungsperson Partei Gruppierung oder Glaubensgemeinschaft Militarische Gefolgschaft meint insbesondere ein aus der Antike uberliefertes klientelartiges System der Kampfgenossenschaft bei den Germanen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Begriff 1 2 Anfange und Quellen 1 3 Weiterentwicklung im Mittelalter 1 4 Dichtung 2 Moderne Formen der Gefolgschaft 2 1 Suite 2 2 Warlordschaften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBegriff Bearbeiten Der Begriff Gefolgschaft ist eine Neubildung der historischen Rechts und Verfassungslehre des 18 und 19 Jahrhunderts und wurde zunachst verwendet um den lateinischen Begriff comitatus zu ubersetzen der aus der Germania des Tacitus Kapitel 13 und 14 bekannt war Man verstand darunter im engeren Sinne bei germanischen Stammen eine freiwillige durch Treueid gefestigte Vereinigung erprobter Manner und wehrfahiger Junglinge um einen charismatischen oder beruhmten Fuhrer meist einen Konig Gaufursten oder Herzog Bei den Langobarden war hierfur die Bezeichnung Gesinde ublich Anfange und Quellen Bearbeiten Die Anfange der Gefolgschaft sind aus den Berichten Caesars im Gallischen Krieg zu rekonstruieren Die Gefolgschaft oder Anhangerschaft eines germanischen Fursten ist hier ein zeitlich befristeter Verband von jungen vornehmen Mannern die sich zu ausschliesslich kriegerischen Zwecken durch eine Art Treueverhaltnis an den Anfuhrer binden Die ausfuhrliche Schilderung bei Tacitus weicht hiervon insoweit ab dass die zeitliche Begrenzung bei ihm wegfallt und die durch einen Eid an den Fursten gebundenen Manner auch nach Beendigung der militarischen Unternehmungen im Haushalt ihres Herrn leben Der Eintritt in eine Gefolgschaft verlieh den Anhangern Ehre und Prestige dignitas umgekehrt mehrte die Zahl der Gefolgsleute das Ansehen des Fuhrers Grundvoraussetzung fur die Bildung einer Gefolgschaft war der Kriegsruhm des Anfuhrers vermutlich aber auch seine vornehme Herkunft und eine ausreichende materielle Grundlage zur Versorgung seiner Anhangerschaft In spateren Phasen der Gefolgschaftsbildung wurden die Mitglieder der Gefolgschaft materiell weitgehend abhangig von den immer machtiger werdenden Anfuhrern und konnten durch materielle Anreize auch ausserhalb der Stammesvereinigung rekrutiert werden 1 Die Gefolgsleute erhielten fur ihre Dienste freien Unterhalt personliche Ausrustung einen Anteil an der Beute sowie sonstige Geschenke In der Schlacht kampften sie wetteifernd unter dem Dienstherrn Ausserdem begleiteten sie ihren Herrn zum Thing Die Gefolgsherren und ihre Leute bildeten eine gut bewaffnete stets kampfbereite Elite innerhalb der Gruppe der wehr und waffenfahigen Freien In Friedenszeiten zogen die Gefolgsleute auch mit anderen Fursten in kriegerische Auseinandersetzungen Im Kampf gegen die Romer stutzten sich im 4 Jahrhundert vor allem die alemannischen Kleinkonige auf Gefolgschaften Die meist nur beschrankte Grosse der Gefolgschaften wurde in historischen Berichten oft uberschatzt da die Gefolgsleute mit den freiwillig mitziehenden Kriegern verwechselt oder vermischt wurden So zahlte die Gefolgschaft des alemannischen Gaukonigs Chnodomar etwa 300 Manner wahrend Fursten wie beispielsweise Ariovist mehrere Tausend freiwillige Krieger zu kriegerischen Unternehmungen fuhrten Weiterentwicklung im Mittelalter Bearbeiten nbsp Ritter mit Gefolge um 1190 In der Zeit der Volkerwanderung und Sesshaftwerdung bildeten sich innerhalb des Gefolgschaftswesens einzelne Funktionen scharfer heraus und diversifizierten sich Besonders das Auftreten bei der Thingversammlung fuhrte zu Funktionsverlagerungen so wurden aus den buccellari eigentlich Berufskrieger einer Leibwache zum Schutz von Privatleuten bis zum 7 Jahrhundert im Westgotenreich eine Gruppe von Hilfsbeamten Richtern und zuletzt Butteln die das Siegel des Dienstherrn fuhrten Die buccellari waren in spatromischer Zeit hauptsachlich Germanen da das westgotische Gefolgschaftssystem wohl selbst germanischen Ursprungs war doch sind auch Einflusse des romischen Klientelsystems nicht auszuschliessen Im Langobardenreich bildeten die gasindii die Freie oder Freigelassene sein konnten eine von den ubrigen Kriegern abgesetzte soziale Schicht die durch ihre Nahe zum Konig oder Herzog ein besonderes Sozialprestige besass Auch das angelsachsische gesith bezeichnete einen Gefolgsmann dessen soziale Stellung unterhalb des cyninges thegn Gefolgsmann des cyning und oberhalb des ceorl engl churl Kerl freier Mann lag Im frankischen Reich hatte nur der Konig das Recht Gefolgsleute als so genannte antrustiones zu halten Noch in der merowingischen Periode trat an ihre Stelle das Vasallentum oder Lehnswesen das ursprunglich niedere Diener umfasste sich aber nach dem Vorbild des Gefolgschaftswesens veredelte Dennoch ist eine Gleichsetzung von Gefolgsmann und Vasall problematisch da die frankische Vasallitat trotz vieler Uberschneidungen nur teilweise an Gefolgschaftsmuster anknupfte und von Anfang an stark durch die aus dem Bereich der Hausgemeinschaft ubernommenen Merkmale der Dienstbarkeit und Unterordnung gepragt war Eine Kontinuitat des Gefolgschaftswesens bis ins Hochmittelalter wird manchmal fur die nordischen Lander angenommen wo sich trotz kontinentaler und angelsachsischer Einflusse erst spat feudale Strukturen durchsetzten Dichtung Bearbeiten In den auf germanische Tradition zuruckgehenden Heldensagen vom Beowulf uber die Tafelrunde der Artussage bis hin zum Nibelungenlied wird das Gefolgschaftswesen noch zu einer Zeit verherrlicht als es aus dem wirklichen Leben langst verschwunden war Moderne Formen der Gefolgschaft BearbeitenSuite Bearbeiten In der Neuzeit fasste man bis ins 20 Jahrhundert unter der franzosischen Bezeichnung Suite das militarische Gefolge des Landesherren eines Feldherrn oder kommandierenden Generals zusammen Sie begleitete ihn bei seinem Dienst und konnte von ihm nach Belieben eingesetzt werden Zur Suite gehorten der Generaladjutant die Generalstabs und Ordonnanzoffiziere Sie standen dann a la suite der betreffenden Personlichkeit Warlordschaften Bearbeiten Neuzeitliche nicht besonders legitimierte sondern nur durch Macht und die Aussicht auf Belohnung Beute oder Ruhm zusammengehaltene Formen kriegerischer Gefolgschaften mit schwacher Gruppenidentitat werden durch sogenannte Warlords gefuhrt Dieser Begriff wird anachronistisch oft auch auf spatantike Kriegsherren angewandt Literatur BearbeitenGabriele von Olberg Haverkate Gefolgschaft In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 4 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1989 ISBN 3 7608 8904 2 Sp 1171 f Christoph Landolt Heiko Steuer Dieter Timpe Gefolgschaft In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 10 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015102 2 S 533 554 Karl Kroeschell Gefolgschaft In Albrecht Cordes Heiner Luck u a Hrsg Handworterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 2 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Band 1 Schmidt Berlin 2008 ISBN 978 3 503 07912 4 Spalte 1991 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gefolge Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten H Steuer Fruhgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa Gottingen 1982 S 55 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefolge amp oldid 226852422