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Die Berlin Potsdamer Chaussee war ein Kunststrassenbau den Ende des 18 Jahrhunderts Konig Friedrich Wilhelm II in Auftrag gab Der Weg vom Berliner Schloss zu seiner neuen Sommerresidenz bei Potsdam dem Marmorpalais im Neuen Garten wurde damit erheblich erleichtert Die spater bis Potsdam verlangerte Strasse gilt als erster moderner Chausseebau im Konigreich Preussen Entsprechend ihrer Funktion als Hauptverbindung zwischen den Residenzstadten hatte sie in den bebauten Streckenabschnitten auch Reprasentationsfunktion Nach der Eroffnung der parallel laufenden Berlin Potsdamer Eisenbahn im Jahr 1838 verlor sich dieser Charakter zunehmend Beginn der Berlin Potsdamer Chaussee Das Potsdamer Tor in Berlin Aquarell von F A Calau 1820Endpunkt Das Berliner Tor in Potsdam Fotografie von 1895Die Strassentrasse wurde spater Teil der Reichsstrasse 1 und bei deren Ausbau in den 1930er Jahren stark verandert Heute ist sie in weiten Teilen identisch mit der Bundesstrasse 1 vom Potsdamer Platz im Zentrum Berlins bis zum Berliner Tor in Potsdam Der Strassenzug ist heute zwischen der Potsdamer Brucke und Steglitz eine Geschaftsstrasse zwischen Steglitz und der Potsdamer Humboldtbrucke hat sich der Chausseecharakter erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Anlage der Kunststrasse Berlin Potsdam 2 1 Trasse 2 2 Strassenbau 2 3 Pflasterung 2 4 Bepflanzung 2 5 Bruckenbauten 2 6 Meilensteine 2 7 Chausseehauser und Wegezolle 2 7 1 Reglement 2 8 Weitere Einrichtungen 2 8 1 Umspannstation 2 8 2 Stimmings Krug 2 8 3 Mutter Mochow 3 Ausbau der Strasse im 19 und 20 Jahrhundert 3 1 Ausbau der Trasse 3 2 Herausragende Bauten und Denkmaler im Zuge des Ausbaus 4 Benennungen der einzelnen Abschnitte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDa im Mittelalter Potsdam fur den Berliner Raum kaum Bedeutung hatte gab es auch keine direkte Wegeverbindung mit Berlin Eine uberregionale Strasse verband die Dorfer im Sudwesten vom Leipziger Tor uber Schoneberg Steglitz und Zehlendorf Letztgenanntes Dorf war ein Verkehrsknotenpunkt hier kreuzten sich damals bereits acht Strassen bzw Wege Die wichtigsten Verbindungen fuhrten von Zehlendorf nach Teltow und Berlin bzw Steglitz Weitere Wege banden Kleinmachnow Slatdorp Krummensee beide Dorfer untergegangen Spandau Schmargendorf Dahlem und Lichterfelde an Der Weg nach Potsdam fuhrte uber Teltow bzw Kleinmachnow zur Langen Brucke uber die Havel Nachdem sich Potsdam unter Konig Friedrich Wilhelm I zu einer bedeutenden Stadt entwickelt hatte nahm auch sein Sohn Friedrich II Der Grosse dort seine Sommerresidenz und liess dafur das Stadtschloss ausbauen den Park Sanssouci mit Lusthaus und dem Neuen Palais als zweitem Residenzschloss anlegen Zur Umgehung der umstandlichen Wegeverbindung zwischen Berlin und Potsdam wurde ab Zehlendorf der Konigsweg als schnurgerade Trasse uber Kohlhasenbruck angelegt Von dort fuhrte die Strasse uber Neuendorf zur Langen Brucke Diese Strasse war noch nicht gepflastert bot aber immerhin eine durch den regen Verkehr gut ausgefahrene Trasse Auf der Halbinsel nordostlich der damaligen Potsdamer Bebauung wo heute die Berliner Vorstadt liegt hatte der Grosse Kurfurst Mitte des 17 Jahrhunderts eine auf den Jungfernsee zielende Landschaftsallee anlegen lassen die keinerlei Verkehrsfunktion besass aber als Landschaftsschmuck sehr grosszugig angelegt wurde Zur Erschliessung des geplanten Jagdschlosses Glienicke von Potsdam aus liess der Grosse Kurfurst 1661 1663 eine erste Glienicker Brucke als Holzkonstruktion errichten In der Achse der Bruckentrasse wurde eine Strassenverbindung zu der Landschaftsallee angelegt wie es auf der fruhesten Karte Potsdams von Samuel Suchodolec im Jahr 1683 dargestellt ist Diese Verbindungsstrasse zwischen Brucke und Landschaftsallee verlief noch nicht auf der spateren Trasse der Berlin Potsdamer Chaussee nbsp Friedrich Wilhelm II der Initiator der Wegeverbindung zwischen Berlin und Potsdam Portratiert von Anton Graff 1792Wahrend Friedrich II den Ausbau der Landstrassen vernachlassigt und den Wasserwegen Prioritat eingeraumt hatte setzte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II auf modernen Chausseebau zur Verbesserung der Infrastruktur des seit 1740 kontinuierlich in der Flache gewachsenen preussischen Staatsgebiets Der Bau der Berlin Potsdamer Chaussee war ein Pilotprojekt dessen Verwirklichung der Konig mit Ungeduld verfolgte Der Konig kannte bereits aus seiner Kronprinzenzeit die teilweise guten Chausseen in Schlesien aus osterreichischer Zeit Da in Preussen sonst weder Erfahrungen im Chausseebau existierten noch ausgebildete Chausseebauer wollte man Erfahrungen aus dem Ausland nutzen Der wichtigste Mitstreiter des Konigs in Sachen Chausseebau war Alexander Friedrich Graf von der Schulenburg Blumenberg Minister der preussischen Staatsregierung der zuvor in Magdeburg tatig war Schulenburg sandte 1787 den Baudirektor Mathias Stegemann auf eine dienstliche Erkundungsreise zum Studium des Chausseebaus Die Reise durchzog ein riesiges Gebiet das im Sudosten bis Prag und Wien im Sudwesten bis Konstanz und Strassburg und im Norden bis Hannover und Magdeburg reichte Besonders lobend ausserte sich Stegemann uber die franzosischen Chausseen im Elsass und die in der Markgrafschaft Ansbach die die schonsten Steinchausseen in Deutschland seien 1 Im Jahr 1787 wurde der Beschluss zu einem ersten Chausseebau gefasst der Chaussee Magdeburg Halberstadt nach Leipzig Dieses Projekt erwies sich nicht zuletzt durch das Furstentum Anhalt das als Ausland inmitten der projektierten Trasse lag als schwieriges Unterfangen 1788 war Baubeginn aber 1790 kamen die Arbeiten zum Erliegen 1802 wurde die Anlage fertiggestellt Wichtig wurde dieser Strassenbau weil erstmals Standards in der Dimensionierung und Ausstattung festgelegt wurden Die Leitung des Chausseebaus hatte zunachst eine Kommission unter Carl Gotthard Langhans den Bauherrn vertrat in der Kommission der Bankier und Bauinspektor Isaak Daniel Itzig Als Fachmann hatte man den schlesischen Wegebaumeister Weissbach hinzugezogen Festgelegt wurden als Richtlinien beispielsweise die Gesamtbreite von 17 50 Meter von der 5 10 Meter auf die Steinbahn 3 70 Meter auf den Sommerweg entfielen Seitlich dieser eigentlichen Fahrbahn lagen 1 85 Meter breite Banquetts die als Standort der Alleebaume und der Wegzeichen und bei Reparaturarbeiten als Ablage des Baumaterials dienten An die Banquetts schlossen sich 2 50 Meter breite Strassengraben an Die Steigung sollte maximal 6 betragen Bei Steigung zwischen 2 5 und 4 entfiel wie bei Hohlwegen der Sommerweg Die Steinbahn erhielt dann eine Breite von 6 30 oder 7 50 Metern Bei Strassensteigungen von 4 bis 6 entfielen auch die Banquetts und die Graben waren als gemauerte Steinrinnen zu bauen 2 Anlage der Kunststrasse Berlin Potsdam Bearbeiten nbsp Hanns Moritz Graf Bruhl der sogenannte Chaussee Bruhl Gemalde von Anton Graff 1796Um die neue Chaussee in absehbarer Zeit bauen zu konnen wurde der Bau in Abschnitten vorgenommen Der Konig bewilligte die finanziellen Mittel fur den ersten Abschnitt am 7 Marz 1788 Wie bei der zeitlich parallel gebauten Chaussee Magdeburg Leipzig lag die Umsetzung des Bauprojektes in der Verantwortung der neu gebildeten Kommission unter Langhans in der Itzig die Oberaufsicht ausubte und Weissbach die Bauleitung innehatte Der sogenannte Probeabschnitt von etwa einer Meile Lange zwischen dem Potsdamer Tor und Schoneberg wurde am 31 Oktober 1789 fertiggestellt Allerdings musste fur diesen Bauabschnitt aufgrund der vorhandenen Trasse kaum Erdarbeiten durchgefuhrt werden Ein zweiter Bauabschnitt zwischen Schoneberg und Zehlendorf umfasste ebenfalls etwa eine Meile und wurde am 11 Mai 1791 fertiggestellt Eine offizielle Eroffnung mit Erhebung des Chausseegeldes erfolgte aber erst am 1 August 1792 was daran lag dass erst 1791 eine Intendantur der staatlichen Chausseen gebildet worden war Die Leitung dieser Intendantur ubertrug der Konig Hanns Moritz Graf Bruhl 3 Die Intendantur unterstand direkt dem Konig Bruhl fuhrte seine Aufgabe mit einer gewissen Leidenschaft aus da sie ihm auch zukunftig die dringend benotigten Finanzmittel fur sein Gut Seifersdorf sichern sollte wo seine Ehefrau Christina Tina den Landschaftspark Seifersdorfer Tal anlegte Der dritte Bauabschnitt der Chaussee bis zur Glienicker Brucke war der langste 1 preussische Meilen und komplizierteste da eine neue Trasse angelegt wurde und umfangreiche Erdarbeiten notwendig waren Genau genommen war dieser Abschnitt die eigentliche neue Kunststrasse die durch Bruhl hier eine Breite von umgerechnet 11 3 Metern erhielt Bruhl plante und koordinierte alle am Chausseebau Beteiligten aber die tagliche Aufsicht und Kontrolle der Chausseearbeiten nahm Bauinspektor Rietz vor Der Bauabschnitt war am 13 Februar 1793 fertiggestellt und wurde am 1 Marz mit Chausseegelderhebung in Betrieb genommen Der kurzeste Abschnitt bis zum Berliner Tor in Potsdam wurde erst knapp eineinhalb Jahre spater am 5 August 1795 fertiggestellt 4 Trasse Bearbeiten Zwischen dem Potsdamer Tor in Berlin und Zehlendorf wurde die historische Trasse der mittelalterlichen Landstrasse ubernommen Wegen der hier innerhalb der Ortslagen teilweise eng anschliessenden Grundstucke erwies sich eine Regulierung als schwierig und bedingte Enteignungen und Entschadigungen Eine neue Trasse war wegen der noch grosseren Kosten nicht in Erwagung gezogen worden In den noch unbebauten Abschnitten zwischen Schoneberg und Steglitz sowie zwischen Steglitz und Zehlendorf konnte die Trasse grosszugig reguliert werden Hier erhielt die Trasse die ideale Breite von 11 30 Metern Ab Zehlendorf wurde in dem nach Sudwesten fast ganzlich unbebauten Gebiet eine neue Wegetrasse angelegt Diese Trasse entstand zwischen Konigsweg und der heutigen Fischerhuttenstrasse Bis zum heutigen Wasgensteig verlief sie schnurgerade und fuhrte dann wegen der nach Suden weit vorspringenden Grunewaldseen Rinne Nikolassee mit zwei leichten Abknickungen zum Wannsee nbsp Ansicht des Gutshauses Klein Glienicke von der Berlin Potsdamer Chaussee 1824Fur den Abschnitt ab dem Gebiet am Wannsee standen drei Trassen zur Diskussion Eine vor den Gewassern uber Stolpe eine mit Bruckenbau auf dem sudlichen Gebiet der Insel Wannsee uber Stolpe und eine in direkter Fortsetzung der vorher angelegten Trasse auf kurzester Strecke uber den Schaferberg 5 Der Konig wahlte die kurzeste Strecke die die wenigsten Entschadigungen fur die Trassenanlage bedingte allerdings andererseits starke Steigung bzw Gefalle aufwies und eine Entschadigung des aus dem Uberlandverkehr herausfallenden Kruges von Stolpe bedingte Die Strassentrasse wurde ohne Rucksicht auf die Topografie wie mit dem Lineal gezogen uber die Insel Wannsee gelegt Lediglich im Bereich der Glienicker Gutsanlagen musste auf verschiedene Gegebenheiten Rucksicht genommen werden sodass die Trasse hier zwei schwache Knicke aufweist Von der Glienicker Brucke wurde die Trasse nach Nordwesten schwenkend gerade entlang des Jungfernsee Ufers zum Neuen Garten fortgefuhrt Hinter der Glienicker Brucke zweigte nach Suden die alte Landschaftsallee aus der Zeit des Grossen Kurfursten in Richtung Berliner Tor ab Beim Ausbau des letzten Chausseeabschnitts wurde der Nordteil der alten Allee an das Ufer des Tiefen Sees verlegt sodass sich nunmehr ein flacher Knick an der Einmundung der heutigen Muhlenwegstrasse ergab nbsp Blick von Norden auf die Villa Schoningen mit der von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Glienicker Brucke aus Stein und dem Aussichtspavillon Grosse Neugierde der Schlossanlage Glienicke Sammlung Architektonischer Entwurfe 1845 Bl XIIIStrassenbau Bearbeiten Zwischen 1788 und 1789 wurde der erste Abschnitt der Chaussee als Probeabschnitt zwischen Potsdamer Tor und Schoneberg gebaut Dabei zeigten sich sowohl grosse Schwierigkeiten des Baus als auch die rasche Schadhaftigkeit der Strassendecke die ein bestandiges Ausbessern erforderte Man hatte eine grossere Dauerhaftigkeit der Strassendecke erwartet Am 31 Oktober 1789 wurde dieser Abschnitt eingeweiht Bis zum Jahr 1792 wurde die Strecke bis nach Zehlendorf gebaut doch gleichzeitig waren die Vorarbeiten an der Strecke bis zur Glienicker Brucke besonders der Bau der Friedrich Wilhelm Brucke vorgenommen worden Sehr zahlreich waren die heute kaum noch wahrnehmbaren Gelandeeinschnitte auf der Insel Wannsee Da diese Strecke ja durch ihre generelle Steigung Gefalle problematisch war sollte sie wenigstens eben sein Hier war die Verteilung von anfallenden Erdmassen eine logistische Herausforderung Im Bereich des Schaferbergs durfte der Bau der auszumauernden Strassengraben sehr aufwendig gewesen sein Im Fruhjahr 1794 war die Strasse bis zur Glienicker Brucke bzw zur zwischenzeitlich gebauten Schwanenallee ausgebaut und damit der vordergrundige Zweck erfullt dem Konig eine bequeme Fahrt von Berlin zu seiner im Jahr vorher fertiggestellten Sommerresidenz dem Potsdamer Marmorpalais zu bieten Im Jahr 1795 wurde von April bis August der letzte Strassenabschnitt auf der Halbinsel zwischen Tiefen Heiligen und Jungfernsee heute Berliner Vorstadt gebaut Hier betraf der Bau nur die Strassendecke und war entsprechend schnell umgesetzt Damit war die moderne Verbindung zwischen den Residenzstadten fertig gestellt Pflasterung Bearbeiten Die Berlin Potsdamer Chaussee war eine sogenannte Steinbahn das heisst sie war im Fundament aus Steinen gebaut aber nicht mit Steinen gepflastert Die Akten hieruber sind verloren sodass sich in Ruckschluss auf spater gebauten Chausseen unterschiedliche Angaben zur Pflasterung finden 5 Die Aufteilung des Planum entsprach im Wesentlichen dem der Chaussee Magdeburg Leipzig Moglicherweise existierten aber keine Sommerwege Dabei wurde nur die Halfte der Chausseebahn gepflastert die andere Halfte war lediglich planiert Diese Sommerwege konnten naturlich nur bei trockener Witterung befahren werden Die Fahrbahn war beidseitig mit Bordsteinen eingefasst Ausserhalb lagen die Banquettstreifen von je 1 50 Meter fur die Alleebaume an den sich zumindest abschnittsweise die Chausseegraben von 1 20 Metern anschlossen Der eigentliche Strassenbelag war mehrschichtig Auf einer Packlage unbehauener Steine unterschiedlicher Grosse die mit Sand eingeschlammt wurde wurden oben flache unten zugespitzt behauene Steine eingerammt Uber diesen Unterbau mussten sich im Winter nach dem Bau die Fuhrwerke qualen um den Bau zu verdichten Im darauffolgenden Sommer wurden dann drei Schichten von Kies und Schotter aufgebracht In der Mitte hatte diese Strassendecke eine Starke von etwa 50 cm Die oberste Schicht wurde mit Lehm eingeschlammt Die Strassendecke war leicht gewolbt um Niederschlage schnell abzuleiten 6 Bepflanzung Bearbeiten Entsprechend der grossen Vorliebe des Konigs fur Pyramidenpappeln wurde die Chaussee zweireihig mit diesen Baumen gesaumt Sie wurden im Abstand einer Ruthe 3 70 Meter gesetzt In Schoneberg etwa der heutigen Einmundung der Crellestrasse in die Kolonnenstrasse wurde eine Kossatenstelle fur einen Planteur eingerichtet der hier auch die Anzucht der Setzlinge vornahm Je weiter die Chaussee gedieh desto mehr Baumschulen waren notig Zwischen Schoneberg und Steglitz wurde die zweite Baumschule angelegt zwischen Zehlendorf und den Hubertshausern Neu Zehlendorf die dritte und vor dem Wannsee die vierte 7 Die schnellwuchsigen Baume markierten in der flachen Landschaft nachdrucklich den Verlauf der Chaussee Eine wirkliche Landschaftsaufschmuckung stellten sie aber ebenso wenig dar wie einen wirksamen Sonnenschutz Auch von Seiten der koniglichen Familie ist uberliefert dass die Fahrt durch die monotonen Pappelreihen als ermudend empfunden wurde Dennoch blieben diese Baume fur die ersten 50 Jahre der uberwiegende Pflanzenschmuck der Chaussee Eine Ausnahme machte die Neue Konigstrasse bei Potsdam da sie in ihrer Grundstruktur bereits vom Grossen Kurfursten als Eichen Allee angelegt und von Friedrich III weiter ausgeschmuckt worden war Sie wurde noch weiter ausgepflanzt und prasentierte sich Anfang des 19 Jahrhunderts als sechsreihige Allee die den prachtvollen Auftakt zur Einfahrt in die Residenzstadt bildete Besonders storend empfand der seit 1816 in Potsdam tatige Landschaftsgestalter Peter Joseph Lenne die Pappeln entlang der Schwanenallee zum Neuen Garten da sie eine Art Sichtschranke zwischen den Parkanlagen um den Jungfernsee bildeten So wurde diese Allee Pflanzung als erste der ganzen Chaussee durch Auslichtungen und Zwischenpflanzung sukzessive beseitigt Bei der Erneuerung der Chaussee 1847 liess Friedrich Wilhelm IV die Pappeln zumindest abschnittsweise durch Eichenpflanzungen ersetzen Erst 1877 wurde die Chaussee planmassig zur Eichenallee ausgeschmuckt 5 Hiervon haben sich der Abschnitt am Botanischen Garten und vom Dahlemer Weg bis zum Zehlendorfer Kleeblatt erhalten Bruckenbauten Bearbeiten nbsp Die Glienicker Brucke um 1845Die holzerne Schafbrucke uber den Schafgraben der spatere Landwehrkanal war im 18 Jahrhundert massiv erneuert worden Sie war nun eine schlichte steinerne Bogenbrucke uber den schmalen Graben die fur das Chausseeprojekt fur ausreichend erachtet und nicht erweitert wurde Bis zum Wannsee lagen keine nennenswerten Gewasser fur die ein Bruckenbau notwendig gewesen ware Der grosse Bruckenbau des Chausseeprojekts war die entsprechend nach dem Konig benannte Friedrich Wilhelm Brucke heute Wannseebrucke Das Ostufer des Grossen Wannsees lief bruchlos in das Ostufer des Weissen Holzes heute Kleiner Wannsee uber Am 12 Juli 1791 legte der Konig fest dass die Brucke aus Stein erbaut werden solle Hier liess Graf Bruhl durch eine Dammschuttung erst einmal eine Landenge schaffen innerhalb derer ein wirtschaftlich vertretbarer Bau einer steinernen Bogenbrucke errichtet werden konnte Die Friedrich Wilhelm Brucke ist bildlich nicht uberliefert Sie muss ein sehr schlichter und wenig malerischer Bau gewesen sein Diese Brucke scheint bislang noch nicht erforscht zu sein Die Glienicker Brucke wurde 1661 1663 auf Befehl des Grossen Kurfursten errichtet Sie war eine ebenfalls wenig malerische Konstruktion aus Holzbalken die in der Mitte fur den Durchlass grosser Frachtschiffe eine Klappbrucken Konstruktion besass und 1777 erneuert wurde Die holzerne Brucke wurde 1834 durch die von Schinkel entworfene Ziegelbrucke ersetzt Mit der Eroffnung des Teltowkanals am 2 Juni 1906 und dem Beginn des motorisierten Verkehrs auf den Havelgewassern wurde es dringend notig die Brucke durch eine hohere und feste Brucke zu ersetzen Fur die Jahre 1902 1904 wurde ein durchschnittliches monatliches Verkehrsaufkommen von 11 400 Fuhrwerken und Autos auf der Chaussee angegeben 8 Trotz Protesten wurde nun die Backsteinbrucke abgerissen und 1906 mit dem Neubau einer Strassenbrucke begonnen Es handelt sich um eine Stahltragerkonstruktion mit einem Fachwerk als aufgeloste Tragwerksstruktur Meilensteine Bearbeiten nbsp Rekonstruierter Meilenobelisk in der Leipziger Strasse am ehemaligen DonhoffplatzAuf dem Strassenzug wurden die Preussischen Meilen zu 7 532484 km vom Donhoffplatz in Berlin aus berechnet nach 1816 durch Meilensteine markiert deren Aussehen wir nicht kennen Auf dem Situationsplan von 1829 ist ein Stein als hoher Obelisk ein anderer als Saule mit einschwingendem Kegeldach fassbar I Meile von Berlin befand sich am Sudende des Dorfes Schoneberg II Meilen von Berlin befand sich in Zehlendorf III Meilen von Berlin stand am Abzweig der Dorfstrasse von Stolpe an der Chaussee Vier Meilen also rund 30 Kilometer von Berlin lag das Potsdamer Zentrum wo sich aber kein entsprechender Meilenstein befand Die Meilensaule an der Langen Brucke hatte keinen Bezug zum Bau der Berlin Potsdamer Chaussee nbsp III Meilen Saule gegenuber dem Rathaus WannseeDie heute bestehenden Meilensteine werden aufgrund eines historischen Datierungsfehlers meist als Ende des 18 Jahrhunderts entstanden angegeben Sie sind aber tatsachlich erst 1846 von Konig Friedrich Wilhelm IV in Auftrag gegeben worden Sie folgten einer Meilensaule die kurz zuvor am Schloss Charlottenburg errichtet wurde heute gegenuber am Marstall aufgestellt Dieser Typus war in seiner Form von antiken Saulen an der romischen Via Appia inspiriert und durfte mit seiner geometrischen Grundform Wurfel Saule Kugel und Pyramidenspitze dem architektonischen Geschmack der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts entsprochen haben 9 Im Gegensatz zur Charlottenburger Saule waren die drei Saulen der Berlin Potsdamer Chaussee aus Kostengrunden aus gebranntem Chausseeschlick also minderwertiger Terrakotta gefertigt Ausserdem bestand die bekronende Kugel nicht aus Metall sondern war nur Broncegrun gestrichen Die Kugeln besassen ursprunglich ein Band mit romischen Ziffern da sie mit dem bekronenden Obelisken als Sonnenuhr dienten Die Schoneberger Meilensaule wurde 1898 ersatzlos beseitigt Die beiden anderen blieben an ihrem Standort bis ab 1935 der Ausbau der Reichsstrasse ihre Versetzung forderte Das billige Baumaterial aber fuhrte beim Versuch des Abbaus zum Zerfall der Saulen So wurden Kopien aus Sandstein erstellt und an etwas entfernten Standorten aufgestellt Die II Meilen Saule steht heute sudwestlich der Ortsmitte auf dem Mittelstreifen der Chaussee die III Meilen Saule steht heute am Waldrand gegenuber dem Rathaus Wannsee 1980 fertigte man zur Vervollstandigung des Ensembles eine Kopie der I Meile Saule und stellte sie am Innsbrucker Platz auf 10 Chausseehauser und Wegezolle Bearbeiten Ab 1796 wurde Wegegeld auf der gesamten Chaussee erhoben zur Unterhaltung des Strassenbauwerks Zunachst wurde dieser Wegezoll an Schlagbaumen kassiert Ob die Einnehmer dabei gegen Witterung durch einen Unterstand gesichert waren ist unbekannt Chausseeeinnehmerhauser gab zu Anfang nicht Erst Anfang des 19 Jahrhunderts wurden zu diesem Zwecke neue Chaussee Einnehmer Hauser direkt am Strassenrand gebaut vor denen die Chaussee mittels Schlagbaum gesperrt wurde Grundsatzlich ist zu unterscheiden zwischen den Einnehmer und den Warterhausern Letztere mussten in regelmassigem Abstand von 1000 Ruthen 1 2 Meile zueinander liegen damit die Warter ihren Abschnitt auf kurzestem Weg warten konnten Die Einnehmerhauser konnten unabhangig von festen Entfernungen positioniert werden Von 1802 ist nur uberliefert dass von den 14 Wartern der Chaussee zehn in den Dorfern wohnten und somit fur die ubrigen vier zwei Hauser fur je zwei Familien gebaut werden mussten 11 Genauer ist man erst durch einen Situationsplan der Chaussee unterrichtet der 1829 gezeichnet wurde und Erganzungen von 1834 enthalt Der Plan ist stationiert beginnt mit Station 4 am Schafgraben und endet mit Station 128 an der Glienicker Brucke 12 Laut Plan befand sich das erste Chausseeeinnehmerhaus an der Nordwestecke der Kreuzung Potsdamer Strasse Lutzowstrasse also der Einmundung der Strasse der Nachbarstadt Charlottenburg Am Ortsausgang von Schoneberg befand sich ein Warterhaus Das zweite Einnehmerhaus befand sich neben der Schmiede im Ortskern von Steglitz etwa auf Hohe des heutigen Hermann Ehlers Platzes Das dritte Einnehmerhaus befand sich in Zehlendorf an der Nordostecke der grossen Kreuzung ein Warterhaus etwa einen Kilometer westlich in Neu Zehlendorf Das vierte Einnehmerhaus lag an der Wannseebrucke schrag gegenuber Stimmings Krug und das sechste vor der Glienicker Brucke an der Stelle der heutigen Rotunde des Glienicker Parks Zwischen den beiden letzten lag an der Ecke zur heutigen Friedenstrasse ein Warterhaus Um 1845 wurde ein weiteres Einnehmerhaus fur die Pfaueninselchaussee errichtet Das Aussehen der fruhesten Chausseehauser ist nicht bekannt In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden die Chausseehauser als dreiteilige Typenbauten errichtet dabei war der Mittelteil zweigeschossig Der Typenentwurf entstand unter Mitarbeit von Karl Friedrich Schinkel Der Stich von Willmore nach Schinkels Zeichnung ist als Titelblatt des Buchs Anweisungen zu Bau und zur Unterhaltung der Kunststrassen Berlin 1834 weithin bekannt geworden Das architektonisch auffalligste Chausseehaus war jenes am Abzweig der Pfaueninselchaussee von der Konigstrasse das erst auf Veranlassung Friedrich Wilhelms IV in den 1840er Jahren errichtet wurde Es besass an der Strassenecke einen zweigeschossigen achteckigen Turm unter Zeltdach der die Architekturform des Turms der Winde in Athen zitierte einem durch Stichvorlagen allgemein bekannten griechischen Horologium Zum 1 Januar 1875 erfolgte die Aufhebung der Chausseegeldpflicht Die Warter und Einnehmerhauser verloren damit ihre Bestimmung Einige wurde umgenutzt so wurde das Haus an der Friedrich Wilhelm Brucke zur Villa Ulrici andere abgerissen Heute ist keines mehr erhalten Reglement Bearbeiten Es war genau festgelegt worden wofur welche Gebuhr zu entrichten war 13 No XLII Tarif nach welchem auf der Chaussee von Potsdam bis Berlin die Chausseegelder erhoben werden sollten De Dato Berlin den 3 May 1792I Wer Chaussee Geld bezahlet und wofur1 Ein mit Kaufmannswaren und Messgutern Muhlen oder anderer ahnlichen Steinen beladener Pferdekarren Frachtwagen und Schlitten bezahlet von jedem Pferde auf die Meile 1 Gr oschen 2 Extraposten mit Passagiers fur jedes Pferd 9 Pf ennig 3 Miethskutschen u Wagen oder Schlitten mit Jahrmarktsgutern oder anderen rohen Produkten fur das Pferd 6 Pf NB Bauholz zu fahren dergestalt dass das eine Ende auf der Chaussee nachschleppt ist ganzlich verboten 4 Ledige hin und hergehende Wagen fur das Pferd 3 Pf5 Reutpferde mit dem Reuter 3 Pf6 Ledige Pferde Ochsen und Kuhe das Stuck 1 Pf7 Fohlen Kalber Schaafe und Schweine das Stuck 1 Pf8 Wenn Heerden Schaafe und Schweine getrieben werden fur 10 Stuck 6 PfII Wer vom Chaussee Gelde befreiet ist1 Alle Konigliche und Prinzliche Wagen Guter und Sachen NB In Rucksicht der Guter anderer deutscher Reichsfursten mussen die wechselseitigen Vertrage und Observanzen beobachtet werden2 Alle mit Vorspann Reisenden3 Die Regimenter und Commandos in Krieges u Friedenszeiten nebst den dazu gehorigen Fuhrwerke desgleichen im Kriege alle Lieferungs Wagen sowohl zu der Armee als den Vestungen4 Alle Feuerloschungs und Hulfs Ausfuhrenden5 Die ordinairen Posten6 Alle ledige zuruckgehende ordinaire und Extra Postpferde7 Alle Withschafts Fuhren des Guts oder der Gemeinde auf deren Feldmark das Chausseegeld erhoben wird so lange sie nicht in der Lange der Chaussee von ihrer Feldmark heruntergehen und den vergleichenen oder festzusetzenden naturellen Beytrag zur Unterhaltung der Chaussee leisten NB Von Lohnfuhren mussen die Gutsherrschaften mit Unterthanen das gewohnliche Chausseegeld bezahlen Des Weiteren waren im Reglement die hohen Strafen aufgelistet die fur Umfahrungen der Posten und Beschadigungen an den Chausseeanlagen angedroht wurden Weitere Einrichtungen Bearbeiten Umspannstation Bearbeiten Zehlendorf lag auf halber Wegstrecke zwischen Berlin und Potsdam Hier wurden die Pferde gewechselt weshalb dem Erbbraukrug der Pasewaldts an der sudostlichen Ecke Dorf Berliner Strasse und dem Lehnschulzenhof grosste Bedeutung zukam Bauinspektor Rietz der die Aufsicht uber den Chausseebau fuhrte erkannte dies und erwarb den Lehnschulzenhof 1793 womit er sich mittelbar Einkunfte aus dem Chausseeverkehr sicherte Stimmings Krug Bearbeiten Durch die Verlegung der Strasse nach Potsdam verlor der Stimming sche Krug in Stolpe seine Existenzgrundlage Seine Entschadigung bzw Verlegung bedeutete grosse Zusatzkosten Mit dem Bau der Brucke Ende 1791 1793 wurde auch der Krug direkt hinter der Brucke neu erbaut Fur 3700 Taler wurden ein Kruggebaude ein Grossstall fur Pferde der Gaste und Vorspannpferde ein Kleinstall ein Backofen ein Brunnen und eine Einfriedung gebaut Unabhangig von der Gastwirtschaft hatte der Krug grosste Bedeutung fur die Chausseebenutzung da man hier die Vorspannpferde erhielt ohne die man die Steigung des Schaferbergs nicht bewaltigen konnte Stimmings Krug war ein erfolgreiches Unternehmen sodass hier weitere Baulichkeiten entstanden Diese winzige Ortslage erhielt den Namen Friedrichswilhelmbruck Mutter Mochow Bearbeiten Ein guter Geist der Chaussee wurde Anna Mochow deren volkstumlicher Name Mutter Mochow sich mittlerweile als Strassenname wiederfindet und genaugenommen zwei Namenstragerinnen und einem Gaststattennamen gewidmet ist In der Ende des 18 Jahrhunderts angelegten Kolonie Neu Zehlendorf hatte sich Ende des 19 Jahrhunderts eine Gastwirtschaft namens Neu Zehlendorf entwickelt Gastwirt Albert Mochow starb 1881 und seine Witwe Anna fuhrte die Gastwirtschaft fort Sie war wirtschaftlich erfolgreich sodass anstelle des alten Kolonistenhauses 1897 ein Neubau errichtet werden konnte der sich an der Potsdamer Chaussee in gelber Farbfassung trotz jahrzehntelanger Abrissplanungen erhalten hat Stand er doch seit Ausbau der Reichsstrasse 1 planerisch zu nah an der Chaussee Mittlerweile ist er denkmalgeschutzt Diese Gastwirtschaft hatte sich auf den Transportverkehr spezialisiert setzte entsprechend auf preiswerte Massenverkostigung Der Name wurde in Mutter Mochow geandert Nach dem Tod von Mutter Mochow im Jahr 1927 ubernahmen ihr Sohn und ihre Schwiegertochter Anna Mochow die Gastwirtschaft Ihre spater legendaren Erbsensuppen erfreuten nun fast ausschliesslich motorisierte Fernfahrer Durch den Ausbau der Chaussee verlor die Gastwirtschaft grosse Teile des Grundstucks und wurde 1940 geschlossen Ausbau der Strasse im 19 und 20 Jahrhundert BearbeitenAusbau der Trasse Bearbeiten Das Pionierbauwerk der Berlin Potsdamer Chaussee verlor schon bald sein Pradikat der schnellsten Verbindung zwischen den Residenzstadten denn bereits 1838 eroffnete die Berlin Potsdamer Eisenbahn auf der die Strecke in nur 42 Minuten bewaltigt werden konnte Ab 1824 entwickelte sich der Park des Prinzen Carl von Preussen der heutige Glienicker Park an der Berlin Potsdamer Chaussee die zwischen Glienicker Brucke und Nikolskoer Weg seit 1859 beidseitig vom Parkgelande flankiert wird Hier existierte als Besonderheit keine Alleebepflanzung vielmehr wirkte die elf Meter breite Strasse wie ein Parkweg nbsp Blick von der Berliner Vorstadt in Potsdam auf die Glienicker BruckeFriedrich Wilhelm IV veranlasste anlasslich der Chaussee Erneuerung im Jahr 1847 nicht nur die Aufstellung von Meilensaulen und den Neubau von Chausseehausern sondern auch erste Neupflanzungen 5 Doch blieb es der Zeit nach der Reichsgrundung 1871 vorbehalten die Strecke von Steglitz bis zum Nikolskoer Weg einheitlich mit Eichen zu saumen Diese Baume sind es die noch heute den Strassenzug als herausragend charakterisieren Die heutige vierte Glienicker Brucke wurde unter dem Namen Kaiser Wilhelm Brucke der sich jedoch nicht durchsetzte am 16 November 1907 dem Verkehr ubergeben In Potsdam reduzierte man die Pracht der Neuen Konigstrasse in der Berliner Vorstadt Fur die Anlage der elektrischen Strassenbahn war die Aufstellung von Oberleitungsmasten notig Dort mussten daher zwei der sechs Alleereihen entfernt werden Den grossten Einschnitt in die Gestalt der Berlin Potsdamer Chaussee bedeutete der Ausbau der Reichsstrasse 1 ab 1935 Nach einem aufwendigen Enteignungsverfahren wurden zwischen Botanischem Garten und dem Waldhaus in Nikolassee alle angrenzenden Vorgarten fur den Strassenbau umgewidmet Die alte Chaussee blieb damit als Mittelstreifen erhalten sodass nach Pflanzung seitlicher Eichenreihen die Reichsstrasse vierreihig bepflanzt war Im Zuge des Baus des Reichsautobahnen wurden zwischen 1936 und 1939 diverse Abschnitte des Berliner Rings fertiggestellt Der sudliche Anschluss der AVUS uber die heutige Bundesautobahn 115 bedingte an der Kreuzung mit der ab 1934 Reichsstrasse 1 genannten Chaussee eine Trassenanderung fur den Bau des Kreuzes Zehlendorf des vermutlich altesten Strassenkleeblatts uberhaupt Statt des Knicks mit der bis dahin die Potsdamer Chaussee den 1874 gebauten Bahnhof Wannsee umfuhr wurde sudlich eine neue Trasse angelegt die direkt auf die Friedrich Wilhelm Brucke heute Wannseebrucke zielte Dadurch blieb ein einziges Teilstuck der alten Chaussee die heutige Dreilindenstrasse erhalten Sie besitzt noch die Alleepflanzung und die vergleichsweise breiten Grunstreifen markieren die ehemals hier befindlichen heute naturlich verfullten Chausseegraben 14 Die Konigstrasse im Ortsteil Wannsee dagegen liess sich nicht so grosszugig ausbauen Hier verschwand die alte Alleebepflanzung und der Abschnitt zwischen Friedenstrasse und Glienicker Brucke wurde besonders rigoros umgestaltet Die knapp zwei Kilometer lange Strecke uber den Schaferberg uberwindet rund 40 Meter Hohenunterschied und ist im Berliner Volksmund als Kilometerbergchaussee bekannt Auf der langen Gefallestrecke Richtung Glienicker Brucke hatte es besonders im Winter zahlreiche und oft todliche Autounfalle gegeben nbsp Baedeker Karte von 1921 In der Mitte die Glienicker Brucke Rechts davon unterhalb der Konigstrasse der Bottcherberg In diesem Bereich wurde die Strassentrasse sudlich leicht verschwenkt in den Berg hineingegraben Hierfur bediente man sich bereits als Zwangsarbeiter eingesetzter Haftlinge Von der alten Chaussee blieb die nordliche Reihe der Eichenallee viele Meter oberhalb der neuen Strasse erhalten Heute erkennt man die Baumreihe im Wald nur mit dem entsprechenden Vorwissen 15 Kurz vor dem Glienicker Park durchstach man den Hang des Bottcherbergs 67 m u NN und verkippte den Abraum teils in die Parkanlagen Von einer zunachst geplanten Begradigung der hier zweimal abknickenden Trasse wurde glucklicherweise Abstand genommen und so das Stibadium die Lowenfontane und die Neugierde im Park von Schloss Glienicke bewahrt Dennoch wurde auch hier auf Kosten des Parkgelandes die Trasse von 11 auf 29 Meter verbreitert Am anderen Ende der Berlin Potsdamer Chaussee fuhrte die Trasse zwischen Potsdamer Platz und Potsdamer Brucke bei Ende des Zweiten Weltkriegs bereits durch abgeraumtes Gebiet das den unter der Leitung von Albert Speer dem Generalbauinspektor fur die Reichshauptstadt im Rahmen der fur die Welthauptstadt Germania geplanten Neubauten als Baugrund dienen sollte Fur das in den 1960er Jahren geplante Kulturforum wurde die Strassenfuhrung nordlich des Landwehrkanals Richtung Potsdamer Platz neu angelegt Auf der alten Trasse entstand das Haus Potsdamer Strasse der Berliner Staatsbibliothek und der Rest zur Berliner Mauer hin blieb als Brachflache erhalten Mit der Neubebauung des Potsdamer Platzes in den 1990er Jahren fuhrt sie heute als Alte Potsdamer Strasse zum Marlene Dietrich Platz Den wohl grossten Schaden nahm die Chaussee beim Ausbau der Bundesstrasse 1 im Verlauf der heutigen Strasse Unter den Eichen in den Ortsteilen Lichterfelde und Dahlem Zwischen Botanischem Garten und der Kreuzung Dahlemer Weg Thielallee wurden nun nicht nur Vorgarten sondern auch angrenzende Hauser beseitigt sodass das Stadtbild gewissermassen ins Kippen geraten ist Die Realisierung einer entsprechenden Planung fur die Berliner Strasse im Ortsteil Zehlendorf konnte durch Burgerproteste verhindert werden Seither wurde der historische Bestand gesichert und gepflegt Im Ortsteil Wannsee erfolgte im Jahr 1987 sogar ein Ruckbau wo innerhalb des Glienicker Parks die Konigstrasse wieder auf nahezu historische Breite reduziert wurde Herausragende Bauten und Denkmaler im Zuge des Ausbaus Bearbeiten Trotz ihrer verkehrstechnischen und reprasentativen Bedeutung wurden an der Chaussee nur vereinzelt Monumentalbauten und Denkmaler errichtet Nahe dem Potsdamer Tor entstand anlasslich des Neubaus von Viktoria und Potsdamer Brucke 1897 auf den Podesten der letztgenannten das Ensemble von Wissenschaftler Denkmalern fur Siemens Helmholtz Gauss und Rontgen im Zweiten Weltkrieg zerstort Erst an der Grenze zu Schoneberg wurden auf der Flache des ehemaligen Botanischen Gartens im Jahr 1913 das Kammergerichtsgebaude und der Kleistpark angelegt und als Zugang von der Chaussee die zuvor nahe dem Alexanderplatz stehenden Konigskolonnaden transloziert In den 1930er Jahren entstand an der Ecke zur Grunewaldstrasse die Reichsmilchstelle nbsp Das zweite Rathaus von Schoneberg am Kaiser Wilhelm Platz um 1895Am Nordende des Dorfkerns des 1898 zur Stadt erhobenen Dorfes Schoneberg legte man den Kaiser Wilhelm Platz heute Richard von Weizsacker Platz an schmuckte ihn mit einem Kaiser Wilhelm Denkmal und liess 1892 das erste Rathaus von 1874 durch einen reprasentativeren Neubau ersetzen Den alten Schoneberger Dorfanger entlang der Schoneberger Hauptstrasse umgaben nun die grunderzeitlichen Villen der Millionenbauern Ein nachster Monumentalbau entstand erst ab 1913 und einige Kilometer entfernt mit dem im Jugendstil erbauten Rathaus Friedenau das die Chaussee mit seinem hohen Turm als Landmarke auf einen weiten Abschnitt architektonisch pragt Nahebei wurde am damaligen Rondell 1879 die Kaisereiche anlasslich der Goldenen Hochzeit Kaiser Wilhelms I und seiner Frau Augusta gepflanzt nbsp Das Rathaus Steglitz an der SchlossstrasseIn der Dorfmitte von Steglitz entstand 1898 das Rathaus Steglitz das mit seinen verspielten neugotischen Formen einen starken architektonischen Akzent setzte Erst in Zehlendorf entstand ein gewissermassen grunes Denkmal in dem hier 1871 vor dem Schulhaus und der Dorfkirche die Friedenseiche gepflanzt wurde Allerdings wurde der Turm der etwas vom Dorfkern abgeruckten Paulus Kirche in die Achse der heutigen Berliner Strasse gestellt fur die er heute noch Blickpunkt ist Vor der Friedrich Wilhelm Brucke an der Einmundung des Kronprinzessinnenwegs leistete sich die Gemeinde Wannsee zur Wende zum 20 Jahrhundert einen Denkmalsplatz Ein von Beeten und Banken gesaumter Rundplatz umschloss eine marmorne Teilwiederholung des Berliner Bismarck Nationaldenkmals von Reinhold Begas Der durch den Ausbau der Chaussee in den 1930er Jahren reduzierte Platz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigt und das Denkmal im Zehlendorfer Bauhof eingelagert Ein weiterer Monumentalbau entstand an der Einmundung der Dorfstrasse von Stolpe die nach Anbindung an die Chaussee den tautologischen Namen Chausseestrasse erhalten hatte Hier errichtete die 1898 gebildete Landgemeinde Wannsee 1901 ihr Rathaus mit stadtbildpragendem Rundturm Einen Sonderabschnitt besitzt die Chaussee zwischen Nikolskoer Weg und Glienicker Brucke da sie hier beidseitig vom Glienicker Park gesaumt wird Hier setzen die Parkbauten wie Lowenfontane Neugierde Wirtschaftshof sowie Rotunde und bis zum Abriss 1974 auf der sudlichen Strassenseite die Restauration architektonische Akzente An der Berliner Strasse auf Potsdamer Seite liegen vier monumentale Bauten bzw Baukomplexe die man aber aufgrund der Alleepflanzung weniger dominant wahrnimmt die Wasserbaudirektion Kurmark 1938 1940 von Werner March die Gewerbeschule mit Kuppelturm 1906 1908 von Fritz Brauning die Kaserne der Garde du Corps 1891 1893 von Robert Klingelhoffer sowie auf der ostlichen Strassenseite der Kasernenkomplex der Leibgarde Husaren 1839 1842 von Johann Georg Carl Hampel Benennungen der einzelnen Abschnitte Bearbeiten Kilometerangaben jeweils von Punkt zu Punkt beginnend am Potsdamer Platz Entsprechend dem Usus historischer Strassenbenennungen hiess der von Berlin aus Richtung Potsdam als bedeutendstem Ziel verlaufende Strassenzug im Bereich der Berliner Gemarkung Potsdamer Strasse Da 1866 das Berliner Stadtgebiet bis einschliesslich des damaligen Botanischen Gartens heute Kleistpark erweitert wurde reicht auch der Strassenname bis zur Einmundung der Grunewaldstrasse 2 5 km Im Bereich der Schoneberger Gemarkung besass der Strassenzug drei Namen innerhalb des Dorfkerns Dorfstrasse Richtung Berlin Botanische Gartenstrasse und nach Sudwesten Potsdamer Strasse Seit das Dorf Schoneberg Anfang des 19 Jahrhunderts durch den starken Ausflugsverkehr von Berlin einen grossen Bevolkerungsaufschwung genommen hatte fungierte der Strassenzug als Hauptdurchfahrtsstrasse und erhielt 1881 amtlich auf der gesamten Lange den Namen Hauptstrasse 2 7 km nbsp Das Rathaus Friedenau am Breslauer PlatzAb dem heutigen Breslauer Platz in Friedenau wechselt der Name zu Rheinstrasse 1875 sollte damit am sich entwickelnden Friedenau ein nationaler Ton angeschlagen werden Zuvor besass der noch nicht besiedelte Strassenzug den Notnamen Provinzialchaussee Berlin Potsdam der aber eigentlich fur die gesamte Chaussee als amtliche Bezeichnung festgesetzt worden war 1 1 km Auch im Bereich der Gemarkung Steglitz trug die Chaussee den ubergeordneten Namen bis zur Reichsgrundung Im April 1871 benannte die Gemeinde den Strassenzug in Schlossstrasse um nach dem anliegenden Gutshaus das im Berliner Volksmund als Wrangelschlosschen bekannt war Der sudliche Teil der heutigen Schlossstrasse trug ursprunglich den Namen Lichterfelder Chaussee 1 7 km Nach Steglitz durchlauft die Chaussee den Nordrand der Gemarkung Lichterfelde mit der sich Ende des 19 Jahrhunderts rasch entwickelnden Villenkolonie Lichterfelde West Der Strassenzug trug zunachst ebenfalls den Namen Provinzialchaussee Berlin Potsdam Vom Prachtboulevard Unter den Linden inspiriert erfolgte 1911 anlasslich der Neubepflanzung mit Eichen die Umbenennung in Unter den Eichen 2 4 km In Zehlendorf blieb der Strassenzug von Umbenennungen verschont Hier wurde die Provinzialchaussee Richtung Berlin als Berliner Strasse und Richtung Potsdam als Potsdamer Strasse zunachst umgangssprachlich dann amtlich benannt 1 7 km Die Berliner Strasse ist heute der Abschnitt ab Thielallee Dahlemer Weg wo sich die Potsdamer Strasse bis zur S Bahn Uberfuhrung anschliesst Sudwestlich der Zehlendorfer Gemarkung lag Bauerschliessungsland das Prinz Friedrich Karl von Preussen sukzessive zur Grundstucksspekulation erworben hatte Weite Teile dieses Landes waren zu seinem Rittergut Duppel geschlagen worden Entsprechend wurde hier der Name Provinzialchaussee Berlin Potsdam zu Potsdamer Chaussee verkurzt die diesen Namen heute von der S Bahn Uberfuhrung bis zum Bahnhof Wannsee tragt 4 6 km Im Bereich der Insel Wannsee Stolpescher Werder Glienickescher Werder besass die Chaussee seit Ende des 18 Jahrhunderts den Namen Konigstrasse Dieser Name wurde beibehalten als dort Ende des 19 Jahrhunderts die Villenkolonie Alsen entstand und gilt heute bis zur Glienicker Brucke 5 8 km Von der Glienicker Brucke verlief die alte Trasse nicht zum Zentrum Potsdams sondern uber die Chaussee nach der Schwanenbrucke heute Schwanenallee zur Schwanenbrucke uber den Hasengraben und fuhrte so in den Neuen Garten Erst 1796 wurde der Weg in das Potsdamer Zentrum unter weitgehender Ubernahme der alten Landschaftsallee aus der Zeit des Grossen Kurfursten angelegt Diese neue Strassenverbindung durch die sich im Folgenden entwickelnde Berliner Vorstadt Potsdams erhielt anschliessend den Namen Neue Konigstrasse Innerhalb der Stadtmauer fuhrte sie als Berliner Strasse zum Stadtzentrum Der gesamte Strassenzug von der Glienicker Brucke zum Potsdamer Zentrum wurde im Jahr 1949 zunachst in Stalinallee und im Jahr 1961 in Berliner Strasse umbenannt 2 9 km Literatur BearbeitenKlaus Conrad Weber Kleine Baugeschichte Zehlendorfs 2 Auflage Bezirksamt Zehlendorf Berlin 1972 Kurt Pomplun Berlin und kein Ende Berliner Kaleidoskop Band 26 Bruno Hessling Berlin 1977 S 76 78 Ilse Nicholas Vom Potsdamer Platz zur Glienicker Brucke Berlinische Reminiszenzen Band 13 Haude und Spener Berlin 1979 Dieter Beschnidt Wege zwischen Berlin und Potsdam In Wilfried Michael Heidemann Hrsg Evangelische Kirche St Peter und Paul auf Nikolskoe 1837 1987 Kirchenkreis Zehlendorf Berlin 1987 S 63 83 Jurgen Wetzel Zehlendorf Colloquium Berlin 1988 Herbert Liman Preussischer Chausseebau Meilensteine in Berlin Berliner Hefte 5 Bauverlag Berlin 1993 Sabine Bohle Heintzenberg Die Berliner Vorstadt Geschichte und Architektur eines Potsdamer Stadtteils Nicolai Berlin 1995 Eckard Henning Werner Natschka Graber bekannter Personlichkeiten auf dem evangelischen Kirchhof Nikolassee Evangelische Kirchengemeinde Nikolassee Berlin 1997Einzelnachweise Bearbeiten Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 11 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 12 Dieter Beschnidt Wege zwischen Berlin und Potsdam In Heidemann Nikolskoe 1987 S 70 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 18 a b c d Dieter Beschnidt Wege zwischen Berlin und Potsdam In Heidemann Nikolskoe 1987 S 71 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 17 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 17 Geschichte der Glienicker Brucke glienicker bruecke de abgerufen am 19 November 2012 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 48 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 51 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 18 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 19 Liman Preussischer Chausseebau 1993 S 22 als Faksimile Dieter Beschnidt Wege zwischen Berlin und Potsdam In Heidemann Nikolskoe 1987 S 63 Dieter Beschnidt Wege zwischen Berlin und Potsdam In Heidemann Nikolskoe 1987 S 66 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berlin Potsdamer Chaussee amp oldid 238392748