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Die Konigskolonnaden sind zwei Saulengange die in den Jahren 1777 1780 nach Planen Carl von Gontards errichtet wurden Sie befanden sich ursprunglich in der Konigsstrasse in Alt Berlin und wurden 1910 in den Heinrich von Kleist Park nach Schoneberg versetzt Die Kolonnaden gehoren zu den erhaltenen Berliner Bauwerken des Ubergangs vom Rokoko zum Klassizismus Konigskolonnaden mit Konigsbrucke zum ursprunglichen Alexanderplatz nach Nordosten Kohleradierung um 1780 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Anlage 3 1 Beschreibung 3 2 Architektur 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenUrsprungliche Lage nbsp Alexanderplatz 1804 Konigskolonnaden links unter dem b nbsp Berlin Mitte 1902 Konigskolonnaden direkt unter dem Bahnhof AlexanderplatzDie Konigskolonnaden wurden an der Konigsstrasse jetzt Rathausstrasse an den nordostlichen Rand der Berliner Stadtbefestigung vor der Konigsbrucke die uber den Festungsgraben zum damaligen Alexanderplatz fuhrte gebaut Nach dem Bau des Bahnhofs Alexanderplatz befanden sie sich unmittelbar an dessen sudostlicher Seite Heute sind dort Fussgangerzone und die Strassenbahntrasse vor dem Abbiegen unter die Bahnbrucke Jetzige LageDie Konigskolonnaden befinden sich jetzt im Heinrich von Kleist Park in Berlin Schoneberg Geschichte Bearbeiten nbsp Konigsbrucke und Konigskolonnaden vom Ufer der Konigsstadt aus gesehen Eduard Gaertner 1835 nbsp Konigskolonnaden am KleistparkAnstelle fruherer Festungsanlagen entstanden um Berlins Mitte im 17 und 18 Jahrhundert neue Strassen und Gebaude Dabei liess der Konig im Jahr 1777 die alte holzerne Georgenbrucke durch eine steinerne vierbogige Konstruktion ersetzen die nach der uber sie fuhrenden Konigstrasse den Namen Konigsbrucke erhielt Der bildhauerische Schmuck bestand aus Trophaen Reliefs in den Bogenzwickeln und Kopfen auf den Schlusssteinen sowie Kindergruppen an den in die Brustung integrierten Kandelabern von den Bildhauern Heinrich Bettkober 1 und Friedrich Elias Meyer dem Jungeren Die Konigstrasse war auf ein hoheres Niveau aufgeschuttet worden und erhielt zum Schmuck an die Brucke stadteinwarts anschliessend beiderseits offene Kolonnaden die 1777 die sudliche und 1780 die nordliche nach Planen von Carl von Gontard durch den Baumeister Georg Friedrich Boumann d J erbaut wurden Diese Bauten wurden analog zur Brucke und zur Strasse Konigskolonnaden genannt Sie erhielten zur Brucke passend bildhauerischen Schmuck durch Trophaen Reliefs und weitere Kindergruppen von den Bildhauern Friedrich Elias Meyer dem Jungeren und Schulz 2 sowie Figuren von Friedrich Elias Meyer dem Alteren Im Jahr 1831 liess der Berliner Magistrat eine umfassende Sanierung der Kolonnaden vornehmen bei der besonders die Kindergruppen ausgebessert wurden Doch auch die Konigsbrucke war inzwischen in einem schlechten Zustand ihre Breite von nur wenig mehr als elf Metern genugte ausserdem dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nicht mehr Nachdem verschiedene Projekte zur Verstarkung und Verbreiterung der Brucke aufgestellt aufgrund fehlender Geldmittel aber nicht ausgefuhrt worden waren loste sich 1855 ein Teil der Sandsteinverkleidung Bei der Ausbesserung wurden gravierende Mangel an der Bausubstanz festgestellt Sowohl die von Anfang an unzureichenden Pfeilerfundamente im Untergrund als auch die Bogen Uberbauten galten als erneuerungsbedurftig Trotzdem dauerte es noch weitere 17 Jahre bis die Brucke abgetragen und 1872 1873 durch eine dreijochige Bogenbrucke ersetzt wurde Die Kolonnaden waren zu dieser Zeit noch intakt 3 Auch fur die Gelander der 1872 73 nach Stracks Entwurfen erneuerten Konig Brucke war eine reiche Ausstattung mit Sandstein Skulpturen beabsichtigt Personifikationen der bedeutendsten deutschen Strome und genrehaft ausgefuhrte Szenen aus dem kriegerischen Leben Voraussichtlich wird die Brucke bei Ausfuhrung der Stadtbahn wieder beseitigt werden mussen und es durften daher die Skulpturen an jener Stelle nicht mehr zur Aufstellung gelangen Berlin und seine Bauten 1877 S 95 nbsp Konigstrasse mit KonigskolonnadenFoto von Waldemar Titzenthaler 1909Tatsachlich wurde in den Jahren 1879 1882 im Verlauf des ehemaligen Festungsgrabens die Berliner Stadtbahn gebaut wobei auch die erneuerte Konigsbrucke zugunsten des Stadtbahn Viadukts wieder abgebrochen werden musste Die Konigskolonnaden blieben dabei als ein endgultig seines stadtebaulichen Zusammenhangs beraubter Torso zuruck Spatestens Ende 1905 hatten die renommierten und wohlhabenden Berliner Architekten Heinrich Kayser und Karl von Grossheim die Grundstucke Konigstrasse 31 Ecke Neue Friedrichstrasse 20 und Konigstrasse 32 sowie die daran ostlich anschliessenden sudlichen Konigskolonnaden Laden Nr 1 bis Laden Nr 15 ohne eindeutige Adresse bzw Hausnummer mitsamt dem dahinter erbauten Haus das um 1861 als Konzerthaus bzw Tanzlokal Villa Colonna stadtbekannt war und zuletzt bis 1906 Gebruder Herrnfeld s Budapester Theater beherbergte aufgekauft 4 Ihr Projekt eines den gesamten Baublock zwischen Konigstrasse Neuer Friedrichstrasse Grunerstrasse und Stadtbahnviadukt einnehmenden Neubaus der zunachst als gemietetes oder gepachtetes Warenhaus durch den Wertheim Konzern genutzt bei mangelnder Rentabilitat jedoch zum Buro und Geschaftshaus umgebaut werden sollte 5 war 1910 ausfuhrungsreif und gab wahrscheinlich den Ausschlag dafur die aus kommerzieller und stadtebaulicher Sicht problematischen Konigskolonnaden an eine andere Stelle mit weniger Ertragsdruck zu versetzen Noch 1910 wurden beide Kolonnaden abgetragen und an der Ostseite des Kleistparks des vormaligen Botanischen Gartens an der Potsdamer Strasse wiederaufgebaut 6 Dort wurden die beiden Laubengange auf die Mittelachse des 1909 begonnenen Neubaus fur das Kammergericht an der Westseite des Parks ausgerichtet Obwohl viele meinten die Kolonnaden kamen am Eingang des Parks und im stadtebaulichen Bezug zum Gerichtsbau besser zur Geltung als in der engen verkehrsreichen Konigstrasse ausserten einige Zeitgenossen auch die Kritik dass die Konigskolonnaden damit von der Flanke einer Hauptverkehrsstrasse zum Portal einer massig grossen Parkanlage herabgesunken seien nbsp Konigskolonnaden Berlin Abb in Berliner Leben 1903 7 Im Gegensatz zur fur das Wertheim Warenhaus verwendeten Grundflache der sudlichen Kolonnaden blieb die der nordlichen Kolonnaden ohne neue kommerzielle Nutzung Zum einen Teil ging sie in der zur Konigstrasse durchgebrochenen Gontardstrasse entlang der Westflanke des Bahnhofs Alexanderplatz auf zum anderen Teil verblieb ihre Freiflache als verbreiteter Burgersteig vor dem Eckhaus Gontardstrasse 5 Ecke Konigstrasse die auf verschiedenen zeitgenossischen Stadtplanen und Schragluftbildern auffallt Dass es in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts auch Plane zu einer langfristigen Verbreiterung der gesamten Konigstrasse gab ist nicht zuletzt durch die Baugeschichte des Salamander Hochhauses Konigstrasse 46 47 Rathausstrasse 46 47 1930 1931 von Architekt Johann Emil Schaudt belegt 8 9 Anlage BearbeitenBeschreibung Bearbeiten Die Konigskolonnaden bildeten eine architektonische Einheit mit dem reprasentativen Neubau der Konigsbrucke Sie flankierten damals die stark frequentierte Konigstrasse seit den 1950er Jahren Rathausstrasse die vom jenseits des Grabens liegenden Alexanderplatz nach Berlin hinein fuhrte Konig Friedrich II gab mit dieser Baugruppe dem Eingang zur Preussischen Residenz von Osten her eine besondere architektonische Note Die noblen Laubengange werteten die Zufahrt zum Berliner Stadtschloss auf und boten Raum fur Geschafte Diese offenen Hallen in der Hauserflucht bereits bestehender Wohngebaude angeordnet bestanden aus auf hohe Sockel gestellten ionischen Doppelsaulen deren Kapitelle vier Voluten mit zwischengespannten Festons zeigen Die Saulenreihe trug gerade Architrave daruber befanden sich ein reiches Gebalk und eine Attika An den Ecken und in der Mitte waren Pavillons mit hohen Aufsatzen eingefugt Reicher Trophaenschmuck und viele von Meyer dem Jungeren und Schulz aus Potsdam angefertigte Kindergruppen mit Emblemen des Ackerbaues des Gewerbefleisses und des Handels zieren die Attika sie sind etwas leicht gearbeitet aber von guter Silhouette Diese Kolonnaden orientierten sich in Form und Anordnung an den Laternentragern der neuen Brucke die als antike Saulen gestaltet waren umgeben von pausbackigen Kinderfiguren Ein Baukritiker aus den 1870er Jahren gab folgendes Urteil ab 3 Die decorative Wirkung dieser Anlage denn nur eine solche beabsichtigte der Konig ist eine treffliche Wahrend die Hallen in der Leipzigerstrasse 1776 gleichfalls nach Gontard s Zeichnungen erbaut bei ahnlichen geringen Hohendimensionen nicht ganz den Eindruck des Schwachlichen vermeiden ist hier durch die kraftigen Pfeiler und Saulengruppen der Pavillons die Doppelstellung der Saulen in den Hallen die reichen phantastischen Silhouetten der Kronungen der Uebergang von der freien Brucke in die weitgedehnten Hauserflachen der Konigsstrasse auf das Glucklichste gelost Die altersgrauen Saulen mit dem tiefen Schatten der Hallen das Grun der hinter den Laden liegenden Garten deren Baume die hochgethurmten Trophaen der Attika uberragen der Einblick in die ausserst lebhafte Strasse in deren Verkehr besonders der armere judische Theil der Bevolkerung eine Rolle spielt uber Allem links der neue Rathhausthurm rechts die zopfige Gothik des Marienkirchthurmes zu beiden Seiten an dem eckig gefuhrten Festungsgraben Garten Holzhofe Fabriken Hinterhauser und alte fiscalische Gebaude lassen diesen Punkt noch heute als einen der malerisch bedeutendsten Berlins erscheinen Paul Rowald Die Konigscolonnaden und die alte Konigsbrucke in Berlin In einer Reisebeschreibung des Jahres 1833 heisst es dazu Rechts und links der Strasse befindet sich eine 148 Fuss 52 m lange ionische Saulenlaube ebenfalls von Sandstein wie die Brucke und mit Gruppen Vasen von Meyer dem Jungeren sowie von Schulz aus Potsdam u dergl besetzt in der Mitte der Colonnade sind auf jeder Seite zwei grossere wertvollere Figuren von Meyer dem Aelteren aufgestellt Die Colonnade ist im Jahre 1832 restaurirt und abgeputzt worden Hinter derselben sind Antiquar Lotterie Kleider und Kuchen Laden Samuel Heinrich Spiker Berlin und seine Umgebung im 19 Jahrhundert 1833 Architektur Bearbeiten nbsp Detail nbsp DetailDas Hauptbaumaterial ist weisser Sandstein wobei fur die Architrave Steinblocke mit Fugen und Zapfen zu langeren Tragern zusammengesetzt sind Die hohen Aufsatze bilden kleine Hohlkammern die mittels Eisen zusammengehalten werden Die Ruckwand besteht aus Ziegelmauerwerk mit Gesimsen Kapitellen Figuren und sonstigen Verzierungen aus Stuck Auf der Ziegelmauer ist Putz aufgetragen Der Fussboden der Wandelgange war anfangs mit grossen Klinkern ausgelegt die im 19 Jahrhundert durch Trottoirplatten aus Granit ersetzt wurden Kupferbleche auf einer Schalung bildeten das Dach die jedoch im Jahr 1822 gestohlen wurden Anstelle dessen kamen dann Zinkplatten zur Anwendung Literatur BearbeitenPaul Rowald Die Konigscolonnaden und die alte Konigsbrucke in Berlin In Zeitschrift fur Bauwesen Nr 11 1876 Sp 561 566 zlb de Ehrenfried Kluckert Berlin Photographien von Waldemar Titzenthaler Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1987 ISBN 3 87584 195 6 S 44 Helmut Zschocke Alt Berliner Bauten auf Wanderschaft Books on Demand Norderstedt 2014 ISBN 978 3 7357 2834 0 S 17 30 Vorschau auf Google Bucher Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konigskolonnaden am Kleistpark Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Konigskolonnaden am ursprunglichen Ort in der Konigstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Konigsbrucke und Konigskolonnaden Anderes Berlin ausfuhrliche historische Darstellung Die wechselvolle Geschichte der Konigskolonnaden Abgerufen am 26 Juli 2020 Eintrag 09066667 in der Berliner LandesdenkmallisteEinzelnachweise Bearbeiten Der Autor Paul Rowald nannte Heinrich Bettkober 1876 Bettober der Jungere ein Bettkober der Altere ist allerdings in einschlagigen Quellen nicht nachweisbar Der Artikel uber Heinrich Bettkober in der Allgemeinen Deutschen Biografie erwahnt die Kindergruppen als sein Werk Vom Autor Paul Rowald 1876 als Schulz aus Potsdam benannt a b Paul Rowald Die Konigscolonnaden und die alte Konigsbrucke in Berlin In Zeitschrift fur Bauwesen Nr 11 1876 Sp 561 566 zlb de Berliner Adressbuch fur das Jahr 1906 S 900 Berlin und seine Bauten Teil VIII Bauten fur Handel und Gewerbe Band A Handel Ernst amp Sohn Berlin 1978 ISBN 3 433 00824 8 S 47 49 S 80 Dessen Gelande gehorte ursprunglich zum Stadtteil Schoneberger Vorstadt von Alt Berlin ab 1920 zum Bezirk Tiergarten und wurde erst 1938 dem Bezirk Schoneberg zugeschlagen Formal verblieben die Kolonnaden bei der Versetzung 1910 also in der Stadt Berlin Berliner Strassenansichten In Berliner Leben Nr 9 1903 S 18 zlb de Deutsche Bauzeitung 65 Jg 1931 S 218 f Berlin und seine Bauten Teil IX Industriebauten Burohauser Ernst amp Sohn Berlin 1971 ISBN 3 433 00553 2 52 492361111111 13 360277777778 Koordinaten 52 29 32 5 N 13 21 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konigskolonnaden amp oldid 237944894