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Armleuchter Kandelaber 1 franzosisch candelabre von lateinisch candelabrum Leuchter zu lat candela Kerze und Girandolen sind Stander fur Kerzen oder Leuchten die sich uber einem Sockel und einer zentralen Saule in mehrere Arme verzweigen und so die Aufnahme mehrerer Leuchtelemente ermoglichen Als Kandelaber wird auch ein Leuchtmast im Strassenraum bezeichnet der nicht zwangslaufig verzweigt sein muss 2 Siebenarmiger Leuchter im Essener Munster Bronze um 1000 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe 2 Geschichte 3 Schimpfwort 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBegriffe BearbeitenDer Begriff des Armleuchters wie auch jener fast gleichbedeutende der Girandole Tischleuchter mit geschwungenen Armen seit der Mitte des 18 Jahrhunderts beschrankt sich auf mobile Gerate wahrend ein Kandelaber auch ein im Freien zur Beleuchtung von Strassen und Brucken dienendes monumentales Beleuchtungselement sein kann Die begriffliche Abgrenzung ist nicht einheitlich 3 Zur regionalen Wortverwendung In der Schweiz teilweise auch in Osterreich und Suddeutschland wird die Bezeichnung Kandelaber auch fur einflammige Strassenlaternen verwendet Geschichte BearbeitenMehrarmige Leuchter aus gebranntem Ton geschmiedetem oder gegossemem Metall oder Holz sind mindestens seit der Antike bekannt wurden damals aber uberwiegend mit Ol oder Talglampen bestuckt Kerzen aus Bienenwachs blieben hoheren Standen vorbehalten In der romischen Wandmalerei sind Kandelaber ein haufiges Grundmotiv auch wenn sie in vielen Fallen nicht als Leuchter dargestellt sind sondern einfach dekorativen Zwecken dienen 4 nbsp Die Menora aus dem judischen Tempel als Teil der Beute im Triumphzug Rom Titusbogen Ein Leuchtertyp von geschichtlich lange nachwirkender Form ist die Menora der siebenarmige Leuchter des Jerusalemer Tempels aus dem 5 Jahrhundert v Chr der zu einem der wichtigsten Symbole des Judentums wurde Der Kandelaber von Paracas eine Geoglyphe an der peruanischen Pazifikkuste wurde um das Jahr 200 v Chr geschaffen Auch das christliche Mittelalter verwendete den aus der biblischen Tempelbeschreibung bekannten Typ des siebenarmigen Leuchters Als grosse Standleuchter waren sie an prominenter Stelle im Kirchenraum platziert und sind seit karolingischer Zeit nachweisbar Das alteste erhaltene Beispiel der bronzene Leuchter im Essener Munster entstand um das Jahr 1000 Bodenstandleuchter mit zwei bis sechs Armen sind dagegen im Mittelalter seltener Auch die als Altarzubehor obligaten Kerzenhalter sind bis heute durchweg einflammig Im profanen Hausrat erscheinen zweiflammige Kerzenhalter Tischleuchter aus Bronze oder Messing im westlichen Kulturkreis seit dem 15 Jahrhundert haufiger In der Neuzeit wird fur Alltagsgerat eher Messing fur aufwendig modellierte Leuchter weiterhin Bronze verwendet 5 Im 17 und 18 Jahrhundert scheinen Serien von einkerzigen Leuchtern im Burgertum verbreiteter zu sein als mehrarmige Girandolen Doch seit dem spaten 18 Jahrhundert wird der Kandelaber zum Prunkstuck auf der festlich gedeckten Tafel er ist jetzt moglichst aus Silber und lasst seine von Ornament und Blattwerk umspielten Arme auch wohl nach mehr als zwei Richtungen ausschwingen Oft konnen die Arme vom Schaft abgenommen und durch eine Einzeltulle ersetzt werden Ab dem spaten 19 Jahrhundert wurden gleichartige Prunkstucke nur deutlich gunstiger fur das aufstrebende Burgertum mit modernen Industrietechniken in Neusilber gefertigt Mehrarmige Leuchter aus Porzellan oder gar anderem keramischen Material sind seltener als die aus Metallen zu denen seit dem Spatbarock noch Zinn hinzukommt Im Kunsthandwerk Italiens waren die Schafte der Kandelaber oft aus Marmor Kandelaber zur Strassenbeleuchtung kamen vereinzelt seit dem 18 Jahrhundert vor mit Aufkommen der Gasbeleuchtung im 19 Jahrhundert haufiger Seitdem erlangten sie eine hohe Bedeutung fur den offentlichen Raum 6 Sie waren in den Anfangen eher geschmiedet 7 spater eher aus Gusseisen oder Bronzeguss vor allem wenn sie aufwendiger gestaltet waren nbsp Kandelaber auf der Lombardsbrucke in Hamburg entworfen von Carl Borner um 1864 1866 nbsp Schupmann Kandelaber in Berlin Unter den Linden nbsp Martin Luther Kandelaber von 1894 auf dem Kirchplatz in Ilmenau nbsp Kandelaber des Typs Val d Osne an einem Metrozugang in Paris nbsp Silberner Tischleuchter von Heinrich Vogeler 1901 nbsp Moderner Leuchter fur 51 Teelichter in der Kapelle Maria Schnee in BeyenburgSchimpfwort BearbeitenDas Wort Armleuchter wird auch als umgangssprachliches Schimpfwort verwendet Duden nennt die Bedeutungen bloder Kerl Dummkopf und Arschloch 8 Das Deutsche Worterbuch von Bunting gibt als Bedeutung Blodmann Dummkopf an 9 Es handelt sich dabei um einen Euphemismus aus der Soldatensprache um das ahnlich anlautende obszone Arschloch zu vermeiden 10 Eine ahnliche saloppe Beleidigung ist die seltener gebrauchte Form Armloch 10 Sie steht verhullend fur das Schimpfwort Arschloch 11 oder fur Idiot 12 Siehe auch BearbeitenKronleuchter Leuchter Liturgie Leuchter Heraldik Literatur BearbeitenAugust Mau Candelabrum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 2 Stuttgart 1899 Sp 1461 1464 Gustav Barthel Armleuchter In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 1 1936 Sp 1088 1106 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Armleuchter Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Armleuchter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Kandelaber Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Heyses Fremdworterbuch 18 Auflage Hannover und Berlin 1903 Stichwort Kandelaber S 410 rechte Spalte Kandelaber bei wissen de abgerufen am 13 Mai 2016 Mitunter werden auch einflammige aber grosse Bodenstandleuchter als Kandelaber bezeichnet Lexikon der Kunst Band 2 Leipzig 1971 S 524 wahrend das Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte im Artikel Armleuchter Band 1 Sp 1088 1106 eine saulenhafte Mittelachse und nach allen Seiten ragende Arme als Kennzeichen des Kandelabers ansieht Auf jeden Fall sind nie Hangeleuchter gemeint Im englischen und niederlandischen Sprachgebrauch ist Girandole eher ein mehrarmiger Wandleuchter auch als integrierter Bestandteil eines Spiegelrahmens vgl z B Collins Encyclopedia of Antiques London 1973 so neuerdings auch in deutschen aus dem Englischen ubersetzten Lexika Die deutsche Literatur versteht unter Girandole sonst durchweg die mehrarmigen Tischleuchter des 18 und 19 Jahrhunderts Andreas Linfert Romische Wandmalerei der nordwestlichen Provinzen Romisch Germanisches Museum der Stadt Koln Koln 1975 S 15 19 Zur Geschichte des Armleuchters im Kunsthandwerk vom Mittelalter zum Barock siehe G Barthel Artikel Armleuchter In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 1 Sp 1088 1106 Lichtblicke Zur Geschichte der kunstlichen Helligkeit im 19 Jahrhundert Hanser Munchen Wien 1983 ISBN 3 446 13793 9 Taschenbuch Fischer TB 16180 Frankfurt am Main 2004 ISBN 978 3 596 16180 5 Brockhaus Konversations Lexikon 14 vollstandig neubearbeitete Auflage in 16 Banden Leipzig Berlin und Wien 1896 Stichwort Kandelaber 10 Band S 89 Vgl Armleuchter bei Duden online Karl Dieter Bunting Deutsches Worterbuch Chur Schweiz 1996 Stichwort Armleuchter S 88 linke Spalte a b Theodor Imme Die deutsche Soldatensprache der Gegenwart und ihr Humor Dortmund 1918 S 85 Vgl Armloch bei Duden online Karl Dieter Bunting Deutsches Worterbuch Chur Schweiz 1996 Stichwort Armloch S 88 mittlere Spalte Normdaten Sachbegriff GND 4127773 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armleuchter amp oldid 237029732