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Der Siebenarmige Leuchter ist ein grosser Kerzenleuchter des Essener Domschatzes Er steht heute im Erdgeschoss des Westwerks des Essener Doms Der um das Jahr 1000 datierte Leuchter ist ein bedeutendes Bronzekunstwerk des fruhen Mittelalters und der alteste erhaltene siebenarmige Kirchenleuchter uberhaupt Der Siebenarmige Leuchter im Hintergrund das Michaelsfenster des WestchoresDer das Schriftband Aquilo haltende SatyrDetailzeichnungen der Knaufe von Georg HumannDer Leuchter aus anderer Perspektive Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Deutung 3 Geschichte 4 Nutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenBeschreibung BearbeitenDer Leuchter ist insgesamt 2 26 Meter hoch und hat eine Spannweite von 1 88 Meter Er ist aus Bronze im Hohlgussverfahren gefertigt und besteht aus 46 Einzelteilen die im Inneren von einem Eisengestell stabilisiert werden Er steht auf einem etwa 60 cm hohen quadratischen Steinsockel bei dem es sich wahrscheinlich um eine romische Spolie ursprunglich ein Postament oder ein Weihealtar handelt 1 Der Leuchter hat einen quadratischen Fuss mit abgeschragten Wanden und einem zeltformigen Dach der auf vier dreizehigen Lowenklauen ruht Auf den Ecken des Fusses sassen vier Satyrn darstellende kleine Bronzefiguren die die Himmelsrichtungen verkorperten Von ihnen ist lediglich die mit Aquilo Norden beschriftete Figur vollstandig erhalten Zwei weitere Figuren sind teilweise erhalten die Uberreste sind mit Oriens Osten und Occidens Westen beschriftet Die vierte Figur trug vermutlich die Beschriftung Meridies Suden 2 Der mit Bandern und Nieten in Form kleiner Teufelsmasken reich gegliederte Fuss schliesst nach oben mit einem balustrenformigen Korper ab aus dem der Stamm des Leuchters wachst Auf diesem Abschluss des Fusses befindet sich ein horizontales Band mit der Inschrift Mathild abatissa me fieri jussit et Christo consecravit Die Abtissin Mathild hat mich in Auftrag gegeben und weihte mich Christo Diese Inschrift erlaubt die Datierung des Leuchters da Mathilde von 973 bis 1011 Abtissin des Damenstifts in Essen war Der Stamm des Leuchters ist gleichmassig aus vertikalen Rankenfeldern die jeweils in der Mitte durch einen kugelformigen Knauf unterbrochen sind aufgebaut Aus drei kelchblutenformigen Verbindungsstucken zweigen die drei Armpaare ab die elliptisch nach oben gebogen sind und mit auf gleicher Hohe mit dem den Stamm abschliessenden Kerzenteller enden Die Arme des Leuchters sind glattwandig in regelmassigen Abschnitten sind sie mit abwechselnd kugelformigen und polygonalen Knaufen verziert die mit stilisierten Blattornamenten und eingesetzten Schmucksteinen Heliotropen Rauchquarzen verschiedenen Achaten Amethysten Malachiten Jaspissen und Bergkristallen gestaltet sind Vermutlich war der gesamte Leuchter ursprunglich vergoldet 3 Da sowohl byzantinische Elemente in den Ornamenten als auch niedersachsische Einflusse feststellbar sind wird angenommen dass der Leuchter in Nordwestdeutschland angefertigt wurde moglicherweise in Hildesheim wo wenig spater mit Bernwardstur und Christussaule weitere bedeutende Bronzekunstwerke entstanden gesichert ist der Herstellungsort jedoch nicht 4 Eine Herstellung in Essen selbst wird erwogen fur die etwa zeitgleich mit dem Leuchter entstandenen Marsus Schrein und das Kreuz mit den grossen Senkschmelzen wies Klaus Gereon Beuckers eine Essener Herstellung nach Fur Essen spricht dass der Auftraggeber das Material zu stellen hatte und bei der Herstellung am Ort die Verwendung uberwachen konnte Deutung BearbeitenDer Siebenarmige Leuchter im Essener Dom entspricht in der Form der judischen Menora und leitet sich aus derselben alttestamentlichen Bibelstelle im 2 Buch Mose Exodus 37 17 24 ab Im fruhen Christentum symbolisierte die Sieben die Einheit von Gottlichem und Irdischem da sie die Drei der Dreieinigkeit und die Vier der irdischen Himmelsrichtungen in sich vereinigte Gleichzeitig stand die Zahl Sieben fur die sieben Gaben des Heiligen Geistes wahrend der Leuchter fur Christus selbst stand 5 Der Essener Leuchter symbolisiert zugleich das Licht der Welt das in alle durch die Bronzefiguren des Fusses dargestellten vier Windrichtungen leuchtet um am Ende aller Tage alle Menschen zu Christus heimzuholen Dieser Hinweis auf das Endgericht uber alle Menschen und die Auferstehung von den Toten lasst die Deutung zu dass die Abtissin Mathilde ihn als ihren Memorialleuchter hat anfertigen lassen 5 Geschichte Bearbeiten nbsp Der Chorraum der Munsterkirche 1904 erkennbar der Leuchter im Chorraum und das Altfrid Grabmal im VordergrundDer ursprungliche Standort des Leuchters ist unbekannt Als Memorialleuchter Mathildes stand er moglicherweise an einem Ort mit Bezug zum Grab Mathildes das in der Krypta der Stiftskirche vermutet wird Der Leuchter wechselte bei Umdekorierungen der Kirche mehrfach den Aufstellungsort Im 14 Jahrhundert als im liber ordinarius die sakralen Ablaufe der Gottesdienste im Stift aufgezeichnet wurden stand er im Mittelschiff nahe der Vierung und damit in der Nahe des Kreuzaltars spater stand er zeitweise im Chorraum Den heutigen Standort im Westwerk erhielt er 1958 als aufgrund der Umgestaltung des Chors dort Platz zur Aufnahme des Bischofssitzes geschaffen werden musste Aufgrund des eher geringen Materialwerts war der Leuchter von Plunderungen weniger bedroht als die ubrigen Kunstschatze des Domschatzes Wahrend die wertvollen Gold und Silberschatze wie die Goldene Madonna oder das Otto Mathilden Kreuz im Dreissigjahrigen Krieg wahrend des Ersten Koalitionskriegs und wahrend des Ruhraufstandes verbracht oder versteckt wurden wurde der siebenarmige Leuchter lediglich im Zweiten Weltkrieg zerlegt und ausgelagert Aufgrund dessen uberstand er auch die Zerstorung des Essener Munsters durch einen Fliegerangriff in der Nacht vom 5 auf den 6 Marz 1943 Der Leuchter wurde mehrfach restauriert zuletzt 1987 Der Leuchter wurde zuvor photogrammetisch in allen Details vermessen so dass es heute moglich ware eine exakte Kopie zu fertigen 6 Bereits 1873 sind vom Essener Siebenarmigen Leuchter zwei Kopien eine fur das Victoria and Albert Museum in London die andere fur die Berliner Museen angefertigt worden Nutzung BearbeitenUber die historische Nutzung des Leuchters ist wenig bekannt 5 Der liber ordinarius gibt die liturgische Situation im Stift Essen fast vierhundert Jahre nach dem Entstehen des Leuchters wieder Zwar beruht die Handschrift vermutlich auf alteren Vorlagen inwieweit die Schreiber jedoch aus diesen Vorlagen ubernahmen ist nicht bekannt 7 Der Leuchter wird im liber ordinarius nur selten erwahnt Am Pfingstfest stand er jedoch im Mittelpunkt der Liturgie Die Kerzen wurden entzundet die Scholaren knieten um ihn und sangen einen Hymnus an den auferstandenen Christus 8 In heutiger Zeit werden die Kerzen des Siebenarmigen Leuchters an Hochfesten sowie bei besonders wichtigen Anlassen wie Bischofseinsetzungen entzundet Literatur BearbeitenPeter Bloch Siebenarmige Leuchter in christlichen Kirchen In Wallraf Richartz Jahrbuch 23 1961 S 55 190 Peter Bloch Der Stil des Essener Leuchters In Das erste Jahrtausend 2 Textband 1 Schwann Dusseldorf 1962 S 534 548 Vera Henkelmann Der Siebenarmige Leuchter des Essener Munsters und die Memoria der Abtissin Mathilde In Birgitta Falk Thomas Schilp Michael Schlagheck Hrsg wie das Gold den Augen leuchtet Schatze aus dem Essener Frauenstift Klartext Verlag Essen 2007 ISBN 978 3 89861 786 4 S 151 167 Georg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Dusseldorf 1904 S Leonhard Kuppers Das Essener Munster Fredebeul amp Koenen Essen 1963 S Leonhard Kuppers Paul Mikat Der Essener Munsterschatz Fredebeul amp Koenen Essen 1963 S 48 52 Alfred Pothmann Der Essener Kirchenschatz aus der Fruhzeit der Stiftsgeschichte In Gunther Berghaus Thomas Schilp Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 ISBN 3 88474 907 2 S 135 153 Weblinks BearbeitenInformationen auf der Internetseite der Domschatzkammer EssenAnmerkungen Bearbeiten Georg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Dusseldorf 1904 S 194 Georg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Dusseldorf 1904 S 193 Pothmann S 140 vgl auch Exodus 37 17 24 Georg Humann Die Kunstwerke der Munsterkirche zu Essen Dusseldorf 1904 S 205 lehnte Hildesheim ausdrucklich ab und sprach sich fur Byzanz aus Pothmann nimmt ohne weitere Begrundung Essen als Herstellungsort an a b c Pothmann S 140 Heinz Dohmen Munsterbaubericht 1986 In Das Munster am Hellweg Mitteilungsblatt des Vereins fur die Erhaltung des Essener Munsters 40 1987 S 158 161 Jurgen Barsch Die Essener Munsterkirche als Ort des Gottesdienstes Zur Feier der Liturgie im mittelalterlichen Stift Essen In Gunther Berghaus Thomas Schilp Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 S 80 Jurgen Barsch Die Essener Munsterkirche als Ort des Gottesdienstes Zur Feier der Liturgie im mittelalterlichen Stift Essen In Gunther Berghaus Thomas Schilp Hrsg Herrschaft Bildung und Gebet Grundung und Anfange des Frauenstifts Essen Klartext Verlag Essen 2000 S 85 nbsp Dieser Artikel wurde am 2 Mai 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siebenarmiger Leuchter Essen amp oldid 236341050