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Johanne Margarethe Christina Grafin von Bruhl auch Jeanne Marguerite Christine Grafin von Bruhl geb von Schleyerweber und Friedenau genannt Tina 1 Januar 1756 in Maubeuge 3 Juli 1816 in Berlin war eine der wenigen Landschaftsarchitektinnen des 18 Jahrhunderts Sie konzipierte den Landschaftspark Seifersdorfer Tal nordlich von Dresden bei Seifersdorf einen der ersten deutschen Landschaftsgarten nach dem Vorbild Englischer Landschaftsparks Zeitgleich legte sie auf ihrem Rittergut in Seifersdorf einen Park mit einem Denkmal fur Johann Wolfgang von Goethe den Preussenkonig und Frau von der Recke an Sie pflegte intensive Kontakte zum Weimarer Hof und bekannten klassischen Literaten Ausserdem betatigte sie sich als Schriftstellerin 1 Christina Grafin von Bruhl Olgemalde von Anton Graff Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Zitat 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Amor im Seifersdorfer Tal 1962Christina von Bruhl wurde 1756 in Maubeuge in Nordfrankreich geboren Ihr Vater war Paul Ernst Schleyerweber oder Schleierweber 1775 der als Premierleutnant in der elsassischen Armee diente Christina erhielt eine sehr gute Bildung unter anderem am Hof der Furstin Eleonore Christiane zu Stolberg Gedern geborene Grafin Reuss zu Lobenstein 1736 1782 Ihre Kenntnis der Literatur der Empfindsamkeit ging weit uber das damals ubliche Mass hinaus sie beschaftigte sich ausserdem mit religiosen Fragen 1 Paul Schleyerweber wurde 1775 als von Schleyerweber und Friedenau nobilitiert 1 Ihren Ehemann Hanns Moritz von Bruhl 1746 1811 lernte sie kennen nachdem er 1766 in die franzosische Armee eingetreten war Zuvor war er Oberstleutnant in der sachsischen Armee Ihr Schwiegervater war Heinrich von Bruhl Finanzminister und Premierminister unter August dem Starken nach dem die Bruhlsche Terrasse in Dresden benannt ist 2 Christina heiratete 1771 im Alter von 15 Jahren den 25 jahrigen Grafen von Bruhl Das Paar lebte ab 1775 im Herrenhaus ihres zum Schloss Seifersdorf gehorenden Ritterguts Im Jahr 1772 gebar Christina von Bruhl ihr einziges Kind Carl von Bruhl Er wurde koniglich preussischer Wirklicher Geheimer Rat und Generalintendant des Schauspiels und spater der Museen in Berlin Da die Einkunfte aus dem Rittergut fur ein standesgemasses Leben der Familie nicht ausreichten war Hanns Moritz von Bruhl von 1791 bis zu seinem Tod 1811 als Generalinspekteur der Chausseen in Preussen und Pommern tatig Christina von Bruhl fuhrte wahrend der Abwesenheit ihres Ehemanns das Rittergut Parallel dazu konzipierte sie den Landschaftspark Seifersdorfer Tal Sie sang spielte Laute und Theater organisierte Theater und Musikveranstaltungen und war schriftstellerisch tatig Christina von Bruhl pflegte uber eine umfangreiche Briefkorrespondenz Freundschaften und Bekanntschaften mit zahlreichen Kunstlern und Denkern ihrer Zeit Das Wohnhaus der Familie das Verwalterhaus des Seifersdorfer Ritterguts wurde zwischen 1771 und 1790 von der burgerlichen Elite sowie von Kunstlern aus Dresden Weimar und Berlin frequentiert darunter Christoph Martin Wieland Christian Gottfried Korner Jean Paul Caspar David Friedrich Elisa von der Recke Friedrich Schiller Johann Gottfried Herder und Friedrich Gottlieb Klopstock Auch die Maler Josef Friedrich August Darbes Janus Genelli und Bonaventura Genelli und Friedrich Adams waren zu Gast genauso wie Gottfried Schadow 3 In den 1790er Jahren portratierte Anton Graff Christina Hanns Moritz und ihren Sohn Carl Alle drei Gemalde befinden sich heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ebenso Portrats von Josef Friedrich August Darbes Dem Ehepaar von Bruhl standen der Weimarer und der Karlsbader Kreis um Johann Wolfgang von Goethe besonders nahe 1 Ein Gegenbesuch der Familie von Bruhl am Weimarer Hof fand zum Beispiel 1785 statt Johann Wolfgang von Goethe unterrichtete ihren an Musik Malerei und Naturwissenschaften interessierten Sohn Carl von Bruhl in Mineralogie Auch Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland zahlten zu seinen Lehrern 4 Christina von Bruhl verbrachte ihre letzten Lebensjahre in Berlin wo sie 60 jahrig im Jahr 1816 starb 1 Beigesetzt wurde Christina von Bruhl in der Gruft der Seifersdorfer Kirche neben ihrem Mann Hanns Moritz von Bruhl nbsp Christina von Bruhls Sohn Carl Graf von Bruhl Gemalde von Anton Graff 1796 Werk BearbeitenIhr Hauptwerk den Landschaftspark Seifersdorfer Tal gestaltete Christina von Bruhl ab 1781 und liess sich dabei von der romantisch sentimentalen Spatphase des Englischen Gartens inspirieren Christina von Bruhls Austausch mit Goethe der federfuhrend am Park an der Ilm mitwirkte beforderte vermutlich ihre Arbeit an der Konzeption fur das Seifersdorfer Tal als padagogische Landschaft Vorlage war die Literatur der Empfindsamkeit Die Begriffe der Natur und des Gefuhls als Kraft die zu sittlichem Handeln fuhren sollte spielten eine grundlegende Rolle in dieser Konzeption Hinter den Staffagen und Parkarchitekturen steckt ein Netz an Zitaten zeitgenossischer literarischer Werke sowie allegorischer Verweise auf Geisteshaltungen und Wertvorstellungen Letztere waren zum Beispiel Tugend Ruhe Verganglichkeit Versohnlichkeit Wahrheit gotische Freundschaft und Vergessen der Sorgen Weiterhin finden sich Verweise auf damalige Bestseller wie Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien 1768 von Laurence Sterne das Versepos Oberon 1780 von Christoph Martin Wieland die drei Barditen religios patriotische Weihegesange Hermanns Schlacht 1769 Hermann und die Fursten 1784 und schliesslich Hermanns Tod 1787 von Friedrich Gottlieb Klopstock sowie den Gedichtzyklus Canzoniere von Francesco Petrarca Indirekt stilbildend fur die Landschaftsgarten dieser Zeit war auch Jean Jacques Rousseaus Werk Julie oder Die neue Heloise 1761 es wird hier aber nicht direkt zitiert Ein Teil der Staffagen wurdigt Zeitgenossen wie Herzogin Anna Amalia Johann Gottfried Herder den Komponisten und Dresdner Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann und Leopold von Braunschweig Der Grossteil ist jedoch Familienmitgliedern der Bruhls gewidmet Sie transportieren das Selbstbild der Familie vermitteln ihre Beziehungen untereinander und dienen der Rehabilitation des Vaters und Schwiegervaters des ehemaligen Premierministers Heinrich von Bruhl 1 2 4 5 Materiell umgesetzt wurden diese Ideen durch kleine Tempel Altare Hutten Ruheplatze Pavillons Grotten und Hauser Diese boten in ihrer Gesamtheit eingebunden in den Naturraum Seifersdorfer Tal nicht nur ein zu durchwanderndes Landschaftsbild sondern auch eine Buhne bzw einen Aktionsraum fur musikalische Darbietungen und Theaterauffuhrungen Der fur adelige Verhaltnisse relativ prekaren finanziellen Situation der Familie ist sicherlich die Tatsache geschuldet dass viele der Staffagen aus verganglichen Materialien wie Holz Rinde oder Stroh gefertigt wurden Daher ist nur ein Teil der Parkarchitekturen erhalten Die Reaktionen der Zeitgenossen auf dieses Werk der Landschaftsarchitektur reichten von uberwaltigter Zustimmung bis zu Ablehnung Die zeitgenossische Bewertung war von zwei Diskursen bestimmt Im mannlich dominierten Diskurs uber die Gartenkunst musste sich Christina von Bruhl Kritik fur ihre Inkonsequenz in der Anwendung von damals geltenden Stilprinzipien gefallen lassen Als ehemals burgerliche Neunobilitierte und als Frau versuchte sie in der mannlich dominierten Bildungselite wie auch in der adligen Gesellschaft Anerkennung zu finden Diese Position polarisierte die Rezeption ihres Werks und ihrer Person unter ihren Zeitgenossen 1 Christina von Bruhl veroffentlichte 1816 das Werk Philosophie des Catholicismus des Fursten Charles Joseph de Ligne 1 nbsp Seifersdorfer Schloss Ruckseite zum Garten hinZitat BearbeitenGoethe schrieb am 12 August 1785 in Karlsbad ein Gedicht an Christina Tina von Bruhl Abschied und Wiedersehen Carlsbad den 12 Aug 1785 Auf den Auen wandeln wir Und bleiben glucklich ohne Gedanken Am Hugel schwebt des Abschieds Laut Es bringt der West den Fluss hinab Ein leises Lebewohl Und der Schmerz ergreift die Brust Und der Geist schwankt hin und her Und sinkt und steigt und sinkt Von weiten winkt die Wiederkehr Und sagt der Seele Freude zu Ist es so Ja Zweifle nicht 6 Literatur BearbeitenAugust Forster Bruhl Karl Friedrich Moritz Paul Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 417 419 Hans von Krosigk Karl Graf von Bruhl General Intendant der Koniglichen Schauspiele spater der Museen in Berlin und seine Eltern Lebensbilder auf Grund der Handschriften des Archivs zu Seifersdorf Ernst Siegfried Mittler und Sohn Berlin 1910 Justus Perthes Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Graflichen Hauser Perthes Gotha 1917 S 169 Weblinks BearbeitenChristine Schatz Bruhl Johanne Margarethe Christina Jeanne Marguerite Christine gen Tina Grafin von In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Christine Schatz Bruhl Johanne Margarethe Christina Jeanne Marguerite Christine gen Tina Grafin von In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie a b Christine Schatz Bruhl Hans Hanns Moritz Christian Maximilian Clemens Graf von In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Hans von Krosigk Karl Graf von Bruhl 1910 a b August Forster Bruhl Karl Friedrich Moritz Paul Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 417 419 Wilhelm Gottlieb Becker Das Seifersdorfer Thal Leipzig Voss und Leo 1792 Digitalisat In einem Miscellanea betitelten Heft mit Aufzeichnungen uber das Zusammensein mit Goethe in Karlsbad 1785Normdaten Person GND 116750715 lobid OGND AKS VIAF 10605278 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bruhl Christina vonALTERNATIVNAMEN Bruhl Johanne Margarethe Christina Grafin von vollstandiger Name Schleyerweber und Friedenau Christina von Geburtsname Bruhl Jeanne Marguerite Christine von Bruhl Tina vonKURZBESCHREIBUNG Landschaftsarchitektin SchriftstellerinGEBURTSDATUM 1 Januar 1756GEBURTSORT MaubeugeSTERBEDATUM 3 Juli 1816STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christina von Bruhl amp oldid 230362069