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Das Lysikratesmonument auch Lysikratesdenkmal Laterne des Diogenes in Athen unweit des Ostabhangs der Akropolis im Viertel Plaka wurde in der 2 Halfte des 4 Jhs v Chr im Auftrag des Choregen Lysikrates errichtet und erinnert an dessen Sieg mit einem Knabenchor wahrend der Festspiele zu Ehren des Dionysos im Jahr 335 334 v Chr 1 Es trug ursprunglich den Siegespreis des Lysikrates einen Bronze Dreifuss LysikratesmonumentEbenso wie der Turm der Winde wurde es zum Vorbild klassizistischer Pavillonbauten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugestalt 3 Gegenwart 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Denkmal um 1900Im antiken Athen wurden jedes Jahr wahrend der Feierlichkeiten zu Ehren des Gottes Dionysos musische Wettkampfe abgehalten Bei einem dieser Wettkampfe dem Dithyrambos traten Mitglieder der einzelnen attischen Phylen gegeneinander an Dem Choregen des siegreichen Chors stiftete der attische Staat einen vergoldeten Dreifuss mit der Auflage diesen an einem offentlichen Platz innerhalb der Stadt aufzustellen Lysikrates der im Jahr 335 334 v Chr unter dem Archon Euainetos den Sieg davontrug liess zu diesem Zweck ein Monument an der Tripodenstrasse errichten die im Altertum von zahlreichen solchen Dreifussmonumenten gesaumt war 2 In nachantiker Zeit wurde das Monument zunachst als Laterne des Demosthenes bekannt 1669 wurde es in ein damals neuerrichtetes Kapuzinerkloster miteinbezogen wo es offenbar als Lesestube und Bibliothek verwendet wurde Daher mag auch die Anekdote stammen Demosthenes habe es bereits in der Antike zu einem solchen Zweck verwendet Zu Beginn des 17 Jhs war es offenbar als Huhnerstall genutzt worden Ins Licht der Offentlichkeit geriet das Monument erstmals nachdem seine architektonischen Eigenheiten 1762 durch James Stuart und Nicholas Revett dokumentiert worden waren Stuarts Beschreibung in The Antiquities of Athens pragte auch die heute gangige Bezeichnung als Monument des Lysikrates oder Lysikratesmonument Um 1800 liess Lord Elgin Zeichnungen von dem Denkmal anfertigen und den Fries in Gips abformen Angeblich gab es sogar Uberlegungen den Griechen das Denkmal abzukaufen es Stein fur Stein abzutragen und nach London bringen zu lassen Dieses Vorhaben wurde allerdings nie in die Tat umgesetzt Wahrend des griechischen Unabhangigkeitskrieges geriet das Kloster mit dem das Monument zu diesem Zeitpunkt noch immer baulich verbunden war offenbar mehrmals unter Beschuss und fiel schliesslich einem Brand zum Opfer Das Lysikratesmonument selbst wurde 1831 notdurftig gereinigt und von Schutt befreit Um 1840 fertigte Theophil Hansen Zeichnungen des Monuments an Details des Denkmals verwendete er spater in seinen Bauten 1845 wurde das Denkmal unter Aufsicht franzosischer Archaologen erneut einer sorgfaltigen Reinigung unterzogen und notdurftig gegen Einsturz gesichert Eine fachkundige Restaurierung folgte zwischen 1876 und 1877 Das Monument hatte sich auf der Nordseite stark abgesenkt sodass viele der Quadern aus dem Sockel entfernt und neu eingesetzt oder ausgetauscht werden mussten Viele der gewolbten Marmorplatten in den Interkolumnien waren beschadigt und wurden durch Mauerflicken ersetzt Gleichzeitig wurde der Rundbau mit Eisenverklammerungen gesichert Nach Abschluss der Arbeiten wurde das bis dahin vollig freistehende Denkmal mit einer umlaufenden Mauer geschutzt Das heutige Erscheinungsbild des Denkmals ist stark von einer zweiten deutlich aufwendigeren Restaurierung gepragt die 1892 stattfand In ihrem Verlauf wurden alle alteren Flickungen entfernt und fehlende Bauteile so originalgetreu wie moglich erganzt Im Zuge dieser Instandsetzungsmassnahme wurde auch die bauliche Umgebung des Lysikratesmonumentes platzartig umgestaltet 1921 fuhrte das Deutsche Archaologische Institut unter Leitung von Franz Studniczka erneut Ausgrabungen am Sockel des Monumentes durch um Fundament und Unterbau des Denkmals zu dokumentieren Die Untersuchungen beschrankten sich zunachst auf einen schmalen Schnitt wurden aber spater auf das umliegende Areal ausgedehnt Dabei kamen Reste der beiden heute freiliegenden Sockelfundamente benachbarter Bauten sowie Fundamente des zerstorten Klosters zutage Baugestalt BearbeitenDas Lysikratesmonument steht auf einem 2 93 m breiten und 3 50 m hohen quadratischen Sockel aus Porosblocken die einen Kern aus Breccia umschliessen Abgeschlossen wird der Sockel von einem umlaufenden Gesims aus blaulich grauem Marmor vom Hymettos Daruber erhebt sich auf einem dreistufigen Unterbau ein sechssauliger korinthischer Pseudomonopteros aus pentelischem Marmor Der Bau scheint ursprunglich mit freien Interkolumnien geplant gewesen zu sein Aus statischen Grunden wurden dann allerdings noch wahrend der Errichtung marmorne Platten zwischen die Saulen eingepasst Einzig das ostliche der Strasse zugewandte Interkolumnium blieb offen und gestattete freien Einblick in das Innere des Monuments wo moglicherweise eine Statue aufgestellt war Heute ist der Innenraum nicht mehr zuganglich da bei der Restaurierung auch das Ostinterkolumnium falschlicherweise mit einer Marmorplatte verschlossen wurde Die Verschlussplatten bestehen aus zwei Teilen Den unteren Abschnitt bildet eine gewolbte Platte aus hymettischem Marmor die etwa bis auf die Hohe der Kapitelle reicht Daruber sind jeweils zwei wesentlich dunnere Platten aus pentelischem Marmor eingesetzt die mit Dreifussen verziert sind Besonders die dunnen Dreifussplatten scheinen allerdings sehr anfallig fur Beschadigungen gewesen zu sein Von den zwolf am Bau angebrachten Platten sind nur noch die beiden im Nordwest Interkolumnium eingesetzten Stucke antik bei allen anderen handelt es sich um nachantike Ersatzstucke die aufgrund stilistischer Unterschiede den verschiedenen Restaurierungsphasen zugewiesen werden konnen Die am Bau verwendeten Saulen sind monolithisch gearbeitet stehen auf attischen Basen und werden von korinthischen Kapitellen bekront Sie sind jeweils 3 54 m hoch und haben einen Durchmesser von nur 33 cm Damit sind sie selbst fur korinthische Saulen verhaltnismassig schlank Das daruber liegende ionische Gebalk besteht aus einem einzigen monolithischen Block mit etwa 2 50 m Durchmesser Es setzt sich zusammen aus einem unverzierten Dreifaszienarchitrav und einem figurlich verzierten Fries Es folgt hierin den Gestaltungsvorgaben der attisch ionischen Ordnung wahrend in Kleinasien auf dem Architrav direkt das Geison lag Auf dem Architrav war an der Ostseite eine dreizeilige Weihinschrift angebracht die heute allerdings aufgrund der fortschreitenden Verwitterung kaum noch lesbar ist Zu lesen war Lysikrates aus Kikynna Sohn des Lysitheides war Chorege die Phyle Akamantis siegte mit einem Knabenchor Theon war Aulosspieler der Athener Lysiades ubte das Stuck ein Euainetos war Archon IG II 3042 Der in der Inschrift genannte Lysiades unterwies bereits den Knabenchor der Phyle Oineis die unter dem Archontat des Aristodemos im Jahr 352 351 v Chr siegreich war 3 Der Fries der ebenfalls durch Witterungseinflusse Verkehr und Vandalismus stark in Mitleidenschaft gezogen wurde stammt moglicherweise aus einer Werkstatt die von Leochares beeinflusst war Er zeigt eine Szene aus dem 7 Homerischen Hymnos Der Gott Dionysos wird von Piraten gefangen genommen und bestraft diese fur ihren Frevel indem er sie in Delphine verwandelt Aufgrund leichter Variationen im Mythenstoff ist haufig vermutet worden dass der Fries moglicherweise den Inhalt des Liedes wiedergibt mit dem Lysikrates am Dithyrambenwettbewerb teilgenommen hatte Den Ubergang zwischen Gebalk und Dachrand markiert ein ionisches Geison mit Zahnschnitt Der Dachrand besteht ungewohnlicherweise aus einer doppelten Sima deren aussere wohl ursprunglich mit Palmetten geschmuckt war wahrend die innere die Form eines laufenden Hundes aufwies Davon ist aber heute kaum noch etwas zu erkennen Das monolithische Dach selbst war als flache Kuppel ausgearbeitet die mit acht Reihen von spitzovalen Schuppen bedeckt ist Auf dem Scheitel erhebt sich ein Akroter in Form eines korinthischen Kapitells Ob der von Lysikrates gewonnene Dreifuss auf diesem Dachkapitell aufsass oder moglicherweise direkt auf dem Dach stand und das Ornament lediglich den freien Raum zwischen seinen Beinen ausfullen sollte ist in der Forschung umstritten Das Monument ist heute ohne den Dreifuss etwa zehn Meter hoch Insgesamt weist das Lysikratesmonument mehrere architektonische Eigenheiten auf Obwohl die Kapitellform noch nicht den spateren korinthischen Kapitellen entspricht ist das Lysikratesmonument eines der ersten Bauwerke bei denen nachweislich korinthische Saulen fur die Aussengestaltung verwendet wurden Auch die Bauform ist ungewohnlich denn die gesicherte Datierung macht das Denkmal zum altesten bekannten Monopteros der Architekturgeschichte Gegenwart BearbeitenBis heute werden weltweit verschieden grosse Repliken des Lysikratesmonuments aufgestellt oft in Parkanlagen Die Trophae des Driehaus Architektur Preises fur klassische Architektur der Gegenwart besteht aus einem bronzenen Lysikratesmonument 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lysikratesmonument Sammlung von BildernLiteratur BearbeitenJosef Dell Das Lysikratesdenkmal in Athen Ein architekturgeschichtliches Problem In Allgemeine Bauzeitung Band 6 1902 S 31 38 Hans Riemann Lysikratesmonument In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband VIII Stuttgart 1956 Sp 266 347 Digitalisat John Travlos Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen Tubingen 1971 S 348 350 Heinrich Bauer Lysikratesdenkmal Baubestand und Rekonstruktion In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Athenische Abteilung Band 92 1977 S 197 227 James R McCredie The Lantern of Demosthenes and Lysikrates Son of Lysitheides of Kikynna In Studies Presented to Sterling Dow on his Eightieth Birthday Duke University Press Durham 1984 S 181 183 Wolfgang Ehrhardt Der Fries des Lysikratesmonuments In Antike Plastik Band 22 1993 S 7 67 mit weiterer Literatur Heiner Knell Athen im 4 Jahrhundert v Chr Eine Stadt verandert ihr Gesicht Archaologisch kulturgeschichtliche Betrachtungen Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000 S 148 166 Soi Agelidis Choregische Weihgeschenke in Griechenland Contributiones Bonnenses Reihe 3 Band 1 Bernstein Bonn 2009 S 165 Nr 22 Einzelnachweise Bearbeiten Inscriptiones Graecae II 3042 zur Datierung Pausanias 1 20 1 zur Lage Nikolaos Stam Aspiotes Prosopographia musica Graeca Frank amp Timme Berlin 2006 S 221 Nr 1222 vgl IG II 3039 Informationen zum Lysikratesmonument auf der Website des Driehaus Architektur Preises abgerufen am 11 Februar 2021 37 970833333333 23 73 Koordinaten 37 58 15 N 23 43 48 O Normdaten Geografikum GND 1081573716 lobid OGND AKS VIAF 24145602350401360796 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lysikratesmonument amp oldid 237159265