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Die Marmorkolonnade nach ihrem ehemaligen Standort auch Rehgartenkolonnade genannt war eine als Wasserspiel konzipierte Gartenarchitektur im Rehgarten der Potsdamer Parkanlage Sanssouci Sie entstand zwischen 1751 1 und 1762 nach dem Entwurf von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und schmuckte die Hauptallee wenige Meter westlich vom heute noch erhaltenen Plogerschen Figurenrondell 2 sudlich des Orangerieschlosses beziehungsweise der unterhalb liegenden Jubilaumsterrasse An den Bildhauerarbeiten waren Georg Franz Ebenhech Johann Peter Benkert Johann Gottlieb Heymuller und weitere Kunstler beteiligt Schon in den 1780er Jahren reparaturbedurftig wurde sie 1797 wegen Baufalligkeit abgebrochen und nicht wieder aufgebaut Die ehemalige Marmorkolonnade Aquarell von Johann Friedrich Nagel um 1792 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Marmorkolonnade 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAls die ersten Zier und Nutzgartenpartien am Schloss Sanssouci um 1747 48 angelegt waren plante Friedrich II eine Parkerweiterung nach Westen Dort lag der durch eine hohe Mauer mit funf Eisentoren vom Lustgarten abgetrennte Fasanen und Rehgarten Um diesen Waldbereich starker in den Park einzubeziehen verlangerte der Planteur Johann Hartmann Burghoff zwischen 1747 und 1751 die von Ost nach West verlaufende Hauptallee in westlicher Richtung Die nun insgesamt fast zwei Kilometer lange Wegstrecke wurde im Rehgarten an den Seiten mit niedrigen Hecken eingefasst und im Wechsel mit zwolf Marmorgruppen italienischer Kunstler sowie vergoldeten Sandsteinfiguren von Johann Peter Benkert und Johann Gottlieb Heymuller geschmuckt Den Abschluss im Westen sollte eine 1750 geplante Grotte bilden Die Fundamente waren 1755 herausgemauert aber aufgrund der Entscheidung Friedrichs II das Neue Palais an dieser Stelle zu errichten nicht weiter ausgefuhrt 3 Als architektonischer Hohepunkt des Rehgartens entstand auf einem in der Mitte angelegten Rondell die als Wasserspiel konzipierte Marmorkolonnade nach dem Entwurf des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff Marmorkolonnade Bearbeiten nbsp Muschel in der Neptungrotte Park Sanssouci nbsp Muschel an der Neptunfigur Remise am Schloss Glienicke nbsp Muschel an der Sudseite des Kasinos Park Klein GlienickeAls Vorbild diente Knobelsdorff die kreisrunde Kolonnade im Schlosspark von Versailles und die Kolonnade am Grand Trianon des Architekten Jules Hardouin Mansart 4 Die ebenfalls kreisrunde auf zwei Stufen erhohte Marmorkolonnade im Rehgarten wurde von der Hauptallee durchschnitten und die Durchgange durch reich geschmuckte Archivolten betont Die vergoldeten Bleiarbeiten dieser Portalbogen zeigten schneckenformige Fullhorner Schilf Nymphen und Flussgotter mit Delphinen und Urnen Mascarons Festons sowie bekronende Vasen auf denen Fuchse nach Geflugel jagten Die je 32 monolithischen Saulen im Innenkreis und die Pfeiler im Aussenkreis waren mit weissem und rosa Kauffunger Marmor verkleidet Die Kapitelle der Saulen bestanden aus italienischem Carrara Marmor Ebenso die Kranzgesimse Konsolen und die Balustraden mit Entrelacs im Innenkreis die vergoldete Vasen und Kinderfiguren aus Blei zierten In den Zwischenraumen der Saulen und Pfeiler standen auf felsenartigen Sandsteinpostamenten vergoldete Figurengruppen aus der romischen und griechischen Mythologie Unter Mitarbeit und Aufsicht Ebenhechs schufen Johann Peter Benkert Johann Gottlieb Heymuller Johann Melchior Kambly Matthias Muller Philipp Gottfried Jenner 1724 1773 die Werkstatt von Gottfried Heyne Carl Lieb und der Steinmetz Johann Christian Angermann 1777 diese Blei und Steinarbeiten durch die sich teilweise Wasser in acht grosse Marmormuscheln ergiessen sollte Mit Beginn des Siebenjahrigen Krieges 1756 gingen die Arbeiten an den vom Konig in Auftrag gegebenen Bauten sowohl im Park Sanssouci als auch im Stadtgebiet nur langsam voran oder wurden vorubergehend ganz eingestellt Wie der Oberhofbaurat und Garteninspektor Heinrich Ludwig Manger 1789 in seiner Baugeschichte von Potsdam berichtete betraf es an der Marmorkolonnade hauptsachlich die Bildhauerarbeiten von Marmor und Bley theils weil einige Bildhauer durch den Tod andere durch Auswandern abgingen und noch andere wegen Mangel an Gelde ausser Stand fortzuarbeiten kamen theils aber auch weil der Marmor zu lange ausblieb 5 1759 lagen die koniglichen Baue ganzlich stille 6 sodass sich die vollige Beendigung dieser Kolonnade beinahe bis zur Ruckkunft des Konigs aus erwahntem Kriege namlich bis zum Jahre 1762 hinzog 7 Nach der Fertigstellung konnte sie jedoch nicht ihren Zweck als Wasserspiel erfullen Die Wasserversorgung der Parkbauten durch das 1748 auf dem Honeberg errichtete Bassin scheiterte trotz langwieriger und kostenintensiver Bemuhungen um ein Pump und Verteilersystem an Friedrich selbst der ungeeignetes Personal sowie billigstes Material bevorzugte und sich fur einen Fachmann hielt 8 Seine Wertschatzung fur die Kolonnade zeigte Friedrich in der Eloge fur Knobelsdorff die er am 24 Januar 1754 vor Mitgliedern der Koniglich Preussischen Akademie der Kunste und mechanischen Wissenschaften verlesen liess indem er sie dessen Meisterwerken zurechnete 9 35 Jahre nach ihrer Fertigstellung musste die Marmorkolonnade 1797 wegen Baufalligkeit abgebrochen werden Die Saulen mit dem Kauffunger Marmor fanden in den Saulengangen der Seitenflugel des Marmorpalais im Neuen Garten Verwendung Die Bleifiguren wurden eingeschmolzen und das Gold zuvor abgeschabt 1810 fand eine Versteigerung der Restbestande statt Ausser den Marmorsaulen sind noch die grossen Marmormuscheln erhalten die in der Neptungrotte der Parkanlage Sanssouci 10 an der Neptunfigur vor der Remise am Schloss Glienicke 11 und unterhalb der sudseitigen Pergola des Kasinos im Park Klein Glienicke 12 ihren Platz fanden Die Darstellung des gesamten Bauwerks findet sich heute nur noch auf dem Aquarell von Johann Friedrich Nagel und den Kupferstichen von Johann Friedrich Schleuen 1739 1784 und Janus Genelli 13 Uber vier Jahrzehnte nach dem Abriss beschaftigte sich Friedrich Wilhelm IV seit 1844 mit dem Bau einer neuen Kolonnade Nach dessen Skizzen fertigten die Architekten Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stuler Entwurfe an die jedoch aus unbekannten Grunden nicht ausgefuhrt wurden 14 Literatur BearbeitenStiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Nichts gedeiht ohne Pflege Die Potsdamer Parklandschaft und ihre Gartner Katalog zur Ausstellung Potsdam 2001 S 61 Generaldirektion der Stiftung Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Hrsg Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert Stiftung Schlosser und Garten und Potsdamer Verlagsbuchhandlung Potsdam 1993 ISBN 3 910196 14 4 S 114f Heinrich Ludwig Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam besonders unter der Regierung Konig Friedrichs des Zweiten 1 Bd Friedrich Nicolai Berlin Stettin 1789 August Kopisch Die koniglichen Schlosser und Garten zu Potsdam Ernst amp Korn Berlin 1854 S 98ffEinzelnachweise Bearbeiten In der Literatur wird der Baubeginn unterschiedlich datiert 1751 vgl Manger Baugeschichte von Potsdam 1789 S 128 1751 oder 1752 vgl Georg Sello Potsdam und Sans Souci 1888 S 140 In neuerer Literatur findet sich 1751 vgl SPSG Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci 2002 S 75 und weitere sowie 1751 52 vgl SPSG Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert 1993 S 114 und weitere Im Plogerschen Figurenrondell stehen acht Attikaskulpturen aus Sandstein vom ehemaligen Plogerschen Gasthof in der Schlossstrasse Potsdam Die Figuren schuf Johann Peter Benkert um 1754 Das im Zweiten Weltkrieg beschadigte Haus wurde 1959 abgerissen SPSG Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci Potsdam 2002 S 13 Vgl Manger 1789 S 131 SPSG Nichts gedeiht ohne Pflege 2001 S 61 Manger 1789 S 244f Manger 1789 S 247 Manger 1789 S 129 Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Das klassische Potsdam Propylaen Berlin 1981 ISBN 3 549 06648 1 S 67 f Gustav Berthold Volz Hrsg Die Werke Friedrichs des Grossen In deutscher Ubersetzung Bd 8 Reimar Hobbing Berlin 1914 S 225 Digitale Ausgabe der Universitatsbibliothek Trier abgerufen am 9 November 2012 SPSG Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci 2002 S 75 Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Berlin Schloss Glienicke Berlin 1987 S 503 Sepp Gustav Groschel Glienicke und die Antike In Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Berlin Schloss Glienicke Berlin 1987 S 244 SPSG Potsdamer Schlosser und Garten 1993 S 115 Saskia Huneke Rehgartenkolonnade In Andreas Kitschke Ludwig Ferdinand Hesse 1795 1876 Hofarchitekt unter drei preussischen Konigen Munchen 2007 S 324 52 401777 13 027146 Koordinaten 52 24 6 4 N 13 1 37 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marmorkolonnade amp oldid 236449124