www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel erlautert den Berg in Potsdam zu dem bei Graz siehe Gostinger Ruinenberg Der Ruinenberg ist eine Anhohe zwischen Potsdam Bornstedt im Westen und der Potsdamer Jagervorstadt im Osten Zur Bewasserung der Fontanen im sudlich angrenzenden Park Sanssouci liess Friedrich der Grosse 1748 auf der Kuppe ein Wasserreservoir bauen und mit kunstlichen Ruinen als antikisierende Gestaltungselemente ausschmucken Im Zuge der Landschaftsverschonerung um Potsdam beauftragte Friedrich Wilhelm IV den Gartenarchitekten Peter Joseph Lenne 1841 mit der gartnerischen Gestaltung des Ruinenberggelandes Ruinenstaffage auf dem Ruinenberg 2015Der Ruinenberg liegt im Nordosten der Parkanlage von Sanssouci Inhaltsverzeichnis 1 Der Ruinenberg zur Zeit Friedrichs des Grossen 2 Der Ruinenberg zur Zeit Friedrich Wilhelms IV 3 Nutzung nach dem Ende der Monarchie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDer Ruinenberg zur Zeit Friedrichs des Grossen BearbeitenDas Gelande des vormals Hunenberg Heineberg oder auch Honeberg 1 genannten 74 1 Meter 2 hohen Ruinenbergs war zur Zeit Friedrich Wilhelms I Teil seines weitlaufigen Jagdreviers Sein Sohn und Nachfolger Friedrich der Grosse plante auf dem Areal die Anlage eines Rebhuhngartens und gab am 10 Februar 1745 Order einige hundert Rebhuhner in den Gebuschen hinter dem Neuen Weinberge aus zu setzen 1 Mit dem Neuen Weinberge waren die ein Jahr zuvor sudlich vom Honeberg angelegten Weinbergterrassen von Sanssouci gemeint dessen Schlossbau der preussische Konig im Januar 1745 anordnete Zur Ausschmuckung der Parkanlage unterhalb der Terrassen die im Laufe der Jahre nach Osten und Westen erweitert wurde waren Wasserspiele wie die Grosse Fontane im Parterre die Neptungrotte und eine heute nicht mehr vorhandene Marmorkolonnade fur Friedrich den Grossen unverzichtbare Gestaltungselemente auf die er besonderen Wert legte Jedoch wurde der benotigte Wasserdruck der fur das Springen der Fontanen erforderlich war zum Problem da die Havel weit entfernt und das Terrain uber dem Wasserspiegel des Flusses lag nbsp Entwurf des nicht realisierten Muhlenprojekts 1748Um die notige Wasserversorgung zu ermoglichen wurde auf der Kuppe des Honebergs 1748 ein rundes Hochbecken angelegt wodurch die Rebhuhnzucht auf das nordlich angrenzende Bornstedter Feld verlegt werden musste Die Planung sah vor Wasser aus der Havel uber Windmuhlen die wiederum Pumpen antrieben auf den Berg in das Bassin zu befordern Durch ein Rohrensystem sollte das anschliessend aus dem Becken in den Park herabstromende Wasser die Fontanen durch seinen Eigendruck zum Sprudeln bringen Voraussetzung fur das Gelingen ware jedoch ein gleichmassiger Windantrieb aller Muhlenflugel und somit der Pumpen gewesen da unregelmassige Umdrehungen auch nur einer Muhlenstation der Nachsten zu viel oder zu wenig Wasser zugefuhrt hatte Auf der gesamten Strecke konnte kein gleichmassiger Antrieb gewahrleistet werden Nur das Wasserreservoir einige Zu und Ablaufkanale und der Bau einer Muhle wurden verwirklicht Die mit grossem Aufwand in den Jahren von 1748 bis 1763 betriebenen Arbeiten zur Errichtung leistungsfahiger Pump und Verteilersysteme scheiterten Nach weiteren erfolglosen Bemuhungen und enormem Materialverbrauch gab Friedrich der Grosse das kostspielige Projekt 1780 endgultig auf das bis dahin 168 490 Taler gekostet hatte 3 Friedrich Mielke fuhrt das Misslingen von Wasserspielen die in anderen europaischen Schlossgarten des Barocks weithin verbreitet waren in Sanssouci auf die Person des Bauherrn zuruck Friedrich traf bei der Personalbeschaffung die falsche Wahl hielt sich in Kenntnis entsprechender Literatur zum Beispiel zur Maschine von Marly falschlich fur einen Fachmann und drang stets auf Einsparungen 4 Nur einmal am Karfreitag 1754 war es Friedrich vergonnt unterhalb der Bildergalerie eine sprudelnde Fontane zu sehen weil das Hochbassin infolge des niederschlagreichen Winters 1753 54 ausreichend gefullt war nbsp Ruinenstaffage auf dem Ruinenberg Radierung von Johann Friedrich Schleuen 1775Das in einer Sichtachse zum Ehrenhof des Schlosses Sanssouci liegende Hochbecken von 12 Fuss Tiefe 3 77 m 120 Fuss Durchmesser 37 66 m 1 und einem Fassungsvermogen von rund 4 199 Kubikmetern erhielt eine Umbauung mit kunstlichen antiken Ruinen Die Gestaltung der Garten mit antikisierenden Architekturen entsprach nicht nur dem Zeitgeschmack sondern vermutlich bekam Friedrich der Grosse auch durch die Anlage der Bayreuther Eremitage Anregungen in der seine Lieblingsschwester die Markgrafin Wilhelmine von Bayreuth schon vor 1744 sieben kunstliche Ruinen errichten liess Den Auftrag zur Gestaltung erhielt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff der Skizzen uber Ruinenprojekte verwendete die bereits in der Kronprinzenzeit Friedrichs in Rheinsberg entstanden waren Zur Uberarbeitung der dekorativen Staffage wurde der Theatermaler Innocente Bellavite hinzugezogen der an der Italienischen Oper in Berlin eine Anstellung hatte Um das Wasserbecken gruppierten sie kulissenhaft auf der Sudseite einen Monopteros mit 16 dorischen Saulen und einem gewolbten an einer Seite kunstlich beschadigten Kuppeldach Daneben befinden sich drei hohe ein Gebalk tragende ionische Saulen und eine an die Dreiergruppe angelehnte zerbrochene Saule die den Anschein erwecken sollte sie habe beim Umsturzen wie durch Zufall Halt gefunden Einer kleinen Pyramide aus Bruchstein folgt auf der Beckenseite im Norden eine Ruinenwand die einer Umfassungsmauer romischer Amphitheater nachempfunden wurde Auf ihrer Westseite fuhrte eine holzerne Treppe auf eine ebenfalls holzerne Aussichtsplattform Die Anbauten hielten den Witterungsbedingungen jedoch nicht stand und waren schon zu Friedrichs Zeiten baufallig Der Ruinenberg zur Zeit Friedrich Wilhelms IV Bearbeiten nbsp Landschaftsgestaltung des Ruinenbergs Peter Joseph Lenne um 1841Verwahrlosung infolge der napoleonischen Besetzung Preussens und Holzdiebstahl verwusteten den Baumbestand des Ruinenbergs Anfang des 19 Jahrhunderts Erst nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV im Jahr 1840 der sich das Sommerschloss Friedrichs des Grossen zum Wohnsitz nahm begann eine Neugestaltung der Anhohe Im Zuge der Landschaftsverschonerung um Potsdam bekam Peter Joseph Lenne den Auftrag das Gelande des Ruinenbergs gartenkunstlerisch zu gestalten um Schloss Sanssouci ein wurdiges Gegenuber zu bieten Bereits bis November 1842 waren 50 000 Baume und Strauchgruppen gepflanzt deren Bestand durch zusatzliche Pflanzungen im darauffolgenden Jahr noch verdichtet wurde In einer Sichtschneise zum Schloss gestaltete Lenne einen schmalen Wasserlauf der bis etwa zur Mitte des Abhangs in ein halbrundes Becken floss Mit einem 5 5 Kilometer 2 langen Wegenetz um und uber den Ruinenberg bekam die Anhohe Promenadenwege zwischen 10 und 13 Fuss Breite 3 bis 4 m 1 die spater durch schmalere Wanderwege erganzt wurden Lenne bezog die naturliche Bodenmodellierung des Gelandes in seine Planung ein und achtete bei der Wegefuhrung auf reizvolle Blickpunkte in die Landschaft oder auf Gebaude wie das in sudwestlicher Richtung liegende Krongut Bornstedt nbsp Romische Bank mit Blick auf das Krongut Bornstedt Aquarell von Carl Graeb nbsp Aussicht vom Ruinenberg auf Potsdam Aquarell von Albert Ludwig Trippel um 1845Die Sichtachse betonte er mit einer halbkreisformigen Exedra am Fuss des Ruinenbergs Diese von Ludwig Persius 1842 entworfene Romische Bank bekam geschwungene Bankwangen in Form von Greifenfussen und eine geschlossene Ruckwand Als antikes Vorbild diente ihm die durch Ausgrabungen bekannt gewordene Grabbank der romischen Priesterin Mammia an der Via dei Sepolcri in Pompeji 1982 gelangte die Exedra vorubergehend in das Hippodrom nahe dem Schloss Charlottenhof und kam erst 1998 nach einer Restaurierung an ihren alten Standort zuruck Das Wasserbecken aus friderizianischer Zeit war durch die jahrzehntelange Verwahrlosung beschadigt und musste erneuert werden denn fast einhundert Jahre nach der Erbauung des Schlosses Sanssouci war es aufgrund der neuen Technik moglich eine kontinuierlich funktionstuchtige Fontanenanlage zu verwirklichen Eine 81 4 PS starke Dampfmaschine der Firma August Borsig beforderte uber eine 1 8 Kilometer lange Druckleitung Havelwasser in das Bassin auf den Ruinenberg Fur die seinerzeit grosste Dampfmaschine Deutschlands entwarf der Architekt des Konigs Ludwig Persius an der Neustadter Havelbucht ein Pumpenhaus im maurischen Stil Am 23 Oktober 1842 konnte die Grosse Fontane im Parterre unterhalb der Weinbergterrassen eingeweiht werden Der durch den Eigendruck des herunterstromenden Wassers erzeugte Fontanenstrahl erreichte eine Hohe von 38 Metern und stieg uber das Dach des Schlosses hinaus Das Wasserbecken auf dem Ruinenberg wurde zuvor bei der Restaurierung auf 149 Fuss 46 76 m 1 erweitert und hatte nun ein Fassungsvermogen von rund 6 474 Kubikmetern Die bis dahin ebenerdige Oberkante des Beckens bekam 1843 eine niedrige Umfassungsmauer die Mitte des 20 Jahrhunderts aus Sicherheitsgrunden noch einmal erhoht wurde Neben der Restaurierung der baufalligen Ruinenarchitekturen erhielt Ludwig Persius den Auftrag auf der Stelle der ehemals holzernen Plattform der Theaterwand nach Westen einen Aussichtsturm anzugliedern Persius entwarf als Kontrast zur antikisierenden Ruinenwand einen Turm im normannischen Stil Auf viereckigem Grundriss entstand ein einfacher 23 Meter hoher Wachturm mit zinnenumkranzter begehbarer Dachflache In dem obersten der vier Stockwerke liess Friedrich Wilhelm IV ein Teezimmer einrichten Nach Westen schliesst sich dem Normannischen Turm ein kleines Wachterhaus an Wahrend Persius Italienreise und nach seinem fruhen Tod im Juli 1845 ubernahm Ferdinand von Arnim in den Jahren 1845 46 die Bauleitung Bis 1945 konnte der Turm als Belvedere genutzt werden Nutzung nach dem Ende der Monarchie Bearbeiten nbsp Normannischer Turm und Theaterwand Aquarell von Adalbert Lompeck 1855 nbsp Normannischer Turm und Theaterwand 2014 nbsp Blick vom Ehrenhof des Schlosses Sanssouci zum Ruinenberg nbsp Blick vom Ruinenberg zum SchlossNach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie ging der Ruinenberg mit dem Ruinenensemble als Teil der Parkanlage Sanssouci 1926 in den Besitz des preussischen Staates und anschliessend in die Obhut der 1927 gegrundeten preussischen Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten heute Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg SPSG uber 1928 gab die Verwaltung auf der Ostseite des Ruinenbergs 13 3 Morgen fur den Bau der Siedlung Vaterland ab 2 Einem Einwohner Potsdams war es gelungen im Fruhjahr 1929 bei eigenen Grabungen nur 30 cm unter der Oberflache eine komplette vorgeschichtliche keltische Grabstatte freizulegen Die Fundstucke wurden dem Potsdamer Heimatmuseum ubergeben 5 Am Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt der Normannische Turm im April 1945 starke Beschadigungen durch Artilleriebeschuss und blieb vorerst als Ruine stehen Das Areal wurde zwischen 1957 und 1971 von Soldaten der sowjetischen Armee als militarisches Ubungsgelande genutzt und dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen Eine gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung der 40 7 Hektar 2 grossen Flache im Sinne der Lenne schen Landschaftsgestaltung erfolgte in den Jahren 1999 bis 2001 im Zuge der Bundesgartenschau die 2001 in Potsdam stattfand Der Normannische Turm ist nach der Restaurierung seit 2002 wieder zuganglich und als Aussichtsturm besteigbar Literatur BearbeitenBrandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum und Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Peter Joseph Lenne Parks und Garten im Land Brandenburg Wernersche Worms 2005 ISBN 3 88462 217 X Generaldirektion der Stiftung Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Hrsg Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert Stiftung Schlosser und Garten und Potsdamer Verlagsbuchhandlung Potsdam 1993 ISBN 3 910196 14 4 Generaldirektion der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Nichts gedeiht ohne Pflege Otto Berlin 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruinenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156880 in der Denkmaldatenbank des Landes BrandenburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Nichts gedeiht ohne Pflege S 133 ff a b c d Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum und SPSG Peter Joseph Lenne Parks und Garten im Land Brandenburg S 236 f Generaldirektion der Stiftung Schlosser und Garten Potsdam Sanssouci Hrsg Potsdamer Schlosser und Garten Bau und Gartenkunst vom 17 bis 20 Jahrhundert S 109 In Potsdamer Baukunst Das klassische Potsdam Propylaen Berlin 1981 ISBN 3 549 06648 1 S 67 f Keltische Grabfunde bei Potsdam In Vossische Zeitung 4 April 1929 S 11 52 409861111111 13 03875 74 Koordinaten 52 25 N 13 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruinenberg amp oldid 220801413