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Louis quinze oder style rocaille 1 ist ein in der Zeit von ca 1730 bis etwa 1760 in Frankreich ausgepragter Kunst und Einrichtungsstil der dem Rokoko entspricht Der Name leitet sich von Konig Ludwig XV und seiner Regierungszeit ab analog zu seinem Vorganger Ludwig XIV und seinem Nachfolger Ludwig XVI deren jeweilige Ara man auch als Louis quatorze und Louis seize bezeichnet Einen bedeutenden Einfluss auf Kunst und Kunsthandwerk der Epoche nahm auch die Marquise de Pompadour die Matresse Ludwigs XV Louis quinze Schreibtisch 1760 1769 von Oeben und Riesener im Arbeitszimmer Ludwigs XV Schloss VersaillesBereits gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs XIV und noch mehr in der Ubergangsphase der Regence 1715 bis ca 1730 wurden die Formen der Innendekoration und Mobelkunst geschwungener verspielter und leichter die einst beliebte strenge Gliederung der Wande mithilfe klassischer antikisierender Elemente wie Pilaster Lisenen Gebalk und Fries wurde immer mehr aufgelockert und verschwand schliesslich Es trat ausserdem ein immer grosserer Hang zu Komfort und Bequemlichkeit und zum Intimen hinzu Als erstes bekanntes Beispiel des Stil Louis quinze gilt Germain Boffrands Dekoration im Hotel de Soubise in Paris besonders der beruhmte Salon ovale ab 1732 siehe Abb unten 1 Francois Boucher Madame de Pompadour 1756 Alte Pinakothek MunchenDie bereits im spaten Louis quatorze in Mode gekommenen weissen Wandvertafelungen mit daruberliegenden geschnitzten Ornamenten Boiserien werden im Louis quinze abgerundeter und sind von filigranem Rankenwerk durchzogen Die Boiserien werden nicht nur in der Form leichter und zierlicher sondern es wird tendenziell auch weniger Gold verwendet manchmal auch stattdessen eine farbige Fassung Eines der bestimmenden Elemente des Stils ist die muschelartige Form der Rocaille die dem Rokoko ihren Namen gab beliebt sind auch florale Motive oder exotische Dekorationen wie Chinoiserien Auch die Farben der Wandbespannungen die nun gerne aus Seide gewahlt werden zeigen eine ahnliche Tendenz zum Leichteren Statt kraftiger Farben wie dem im Barock u a beliebten Rot wahlt man nun eher pastellene Tone wie Rose und gemusterte mit Vorliebe geblumte Stoffe Obwohl der Rokoko seinen Ursprung in Frankreich hat bleibt der Louis quinze im Vergleich mit den anderswo entwickelten Formen gemassigter die Wande immer noch klarer gegliedert Es gibt zwar auch hier eine Tendenz zum Unregelmassigen und Asymmetrischen 1 aber nicht so stark wie z B in Deutschland Schlosser und Kirchen in Bayern und Schlosser Friedrich d Grossen in Potsdam oder in Osterreich Schonbrunn u a wo der Rokoko oft uberbordende und fantastische Formen annimmt die z T die Schwerkraft ausser Kraft zu setzen scheinen Die Mobelkunst erreichte im Louis quinze ein Hochstmass an Perfektion Eleganz und Bequemlichkeit Sitzmobel erhalten im Gegensatz zum schwereren und geradlinigeren Louis quatorze nun uberall abgerundete Formen und geschwungene Beine die Ruckenlehnen werden etwas niedriger das ganze Mobel wirkt zierlicher Ahnliches gilt fur Tische Konsolen Kommoden und Schranke fur die ebenfalls geschwungene Wande und Beine typisch sind Nach wie vor wird bedeutendes Mobiliar mit kunstvollen Intarsien versehen meist aus verschiedenen Holzern Bedeutende Kunsttischler waren u a Jean Francois Oeben und Johann Heinrich Riesener die u a den beruhmten Schreibtisch Ludwigs XV in seinem Arbeitszimmer in Versailles herstellten siehe Abb oben Gegen Ende der Epoche schon vor 1760 werden die Formen schlichter und rationaler und munden schliesslich im Klassizismus und im Stil Louis seize In der Epoche nimmt auch die Porzellanproduktion bedeutende Formen an Manufaktur in Sevres In der Malerei setzten Jean Baptiste Pater und Nicolas Lancret bis etwa 1740 noch die in der Regence durch Watteau modern gewordene Richtung der Fetes galantes fort Der wohl typischste Exponent des Louis quinze war Francois Boucher der den duftigen Pinselstrich und die Poesie von Watteau ubernahm und auch Entwurfe fur die Gobelin Manufaktur lieferte Er war auch Lieblingsmaler der Madame de Pompadour die er mehrfach portratierte 2 und wurde 1765 nach ihrem Tod zum ersten Maler des Konigs ernannt 2 zog aber mit seinen virtuos gemalten dekorativen und oft erotischen Szenen gegen Ende der Epoche auch die Kritik Diderots auf sich der fruher von ihm begeistert war ihm aber nun Frivolitat vorwarf 2 Diese Art der Malerei wurde spater durch den technisch teilweise beinahe impressionistischen Jean Honore Fragonard fortgesetzt 3 Die wichtigsten Portratmaler der Epoche waren Louis Tocque 4 und Jean Marc Nattier der zahlreiche Bildnisse der koniglichen Familie und der Tochter des Konigs schuf Eine gewisse Aussenseiterposition nehmen die intimen und introvertierten Genreszenen und Stillleben von Jean Simeon Chardin ein der ebenfalls zu den bedeutendsten franzosischen Malern des 18 Jahrhunderts gehort 5 Weitere bedeutende Maler die teilweise auch in der Innendekoration tatig waren sind Francois Lemoyne Jean Baptiste Oudry Christophe Huet und verschiedene Mitglieder der Familie Van Loo insbesondere Carle und Charles Andre Galerie 1 Innendekoration und Mobel Bearbeiten nbsp Salon ovale de la princesse Hotel de Soubise Paris nbsp Astronomische Pendeluhr von Passemant im Cabinet de la Pendule Versailles nbsp Louis quinze Mobel ca 1730 1755 Departement des Objet d Arts Salle 42 Louvre Paris nbsp Humorvolles Chinoiserie Dekor von Christophe Huet ca 1737 in der Grande Singerie Grosses Affenkabinett von Schloss Chantilly nbsp Rot goldene Lack Chinoiserien an einem Louis XV Schreibtisch bureau plat ca 1749 Metropolitan Museum of Art New York nbsp Louis quinze Kommode von Mathieu Criaerd 1748 Bibliothek des Dauphin Schloss Versailles nbsp Grosser Salon aus dem Chateau d Abondant Eure et Loir um 1750 im Hintergrund ein Cembalo Departement des Objet d Arts Salle 47 Louvre Paris nbsp Louis quinze Boiserien mit farbigem Grisailledekor von Carle Van Loo und Jean Baptiste Pierre in der Salle du Conseille 6 Fontainebleau nbsp Sogenannte Bergere mit Chinoiserie Motiv auf dem Seidenbezug um 1765 Metropolitan Museum of Art New York nbsp Louis quinze Interieur im Appartement der Tochter Ludwigs XV Schloss Versailles nbsp Cabinet interieur der Dauphine Kommode von Antoine Robert Gaudreaux 1745 Schloss Versailles nbsp Der Herbst von Jean Baptiste Oudry und farbige Boiserien im Cabinet interieur der Dauphine Schloss Versailles nbsp zwei Kommoden Adrien Faizelot Delorme und Nicolas Petit ca 1765 Museu C Gulbenkian Lissabon nbsp Bibliothek im Louis quinze Stil Winterappartement von Schloss VersaillesGalerie 2 Malerei Bearbeiten nbsp Jean Simeon Chardin Seifenblasen 1733 34 National Gallery of Art London nbsp Charles Andre van Loo Rast auf der Jagd 1737 Louvre Paris nbsp Francois Boucher Landschaft bei Beauvais 1740er Jahre Eremitage St Petersburg nbsp Jean Marc Nattier Marie Genevieve Boudrey als Muse 1752 Ort unbekannt nbsp Francois Boucher Vulkan prasentiert Venus die Waffen fur Aeneas 1757 Louvre Paris nbsp Jean Honore Fragonard Die Schaukel 1767 Wallace CollectionSiehe auch BearbeitenLouis quatorze Louis seize Regence RokokoLiteratur Bearbeiten Louis quinze und diverse Biografien in Lexikon der Kunst Bd 7 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 326 27 Lawrence Gowing Die Gemaldesammlung des Louvre Dumont Verlag 2001 urspr 1987 88 Gerald van der Kemp Versailles ubersetzt aus dem Franzosischen von Elisabeth Lysiak Electa Klett Cotta Stuttgart Mailand 1977 1979 Jean Pierre Samoyault Fontainebleau Fuhrer der Besichtigung Les Editions d Arts Versailles 1985 S 48 49 Janine amp Pierre Soisson Versailles und die Konigsschlosser der Ile de France Parkland Verlag Stuttgart 1983Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Louis quinze Sammlung von Bildern Louis quinze im Kunstlexikon von P W HartmannEinzelnachweise Bearbeiten a b c Louis quinze in Lexikon der Kunst Bd 7 Karl Muller Verlag Erlangen 1994 S 326 27 a b c Lawrence Gowing Die Gemaldesammlung des Louvre Dumont Verlag 2001 urspr 1987 88 S 534 Lawrence Gowing Die Gemaldesammlung des Louvre Dumont Verlag 2001 urspr 1987 88 S 557ff Lawrence Gowing Die Gemaldesammlung des Louvre Dumont Verlag 2001 urspr 1987 88 S 488 amp 493 Lawrence Gowing Die Gemaldesammlung des Louvre Dumont Verlag 2001 urspr 1987 88 S 512ff Jean Pierre Samoyault Fontainebleau Fuhrer der Besichtigung Les Editions d Arts Versailles 1985 S 48 49Normdaten Sachbegriff GND 4753472 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louis quinze amp oldid 233512534