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Jean Simeon Chardin 2 November 1699 in Paris 6 Dezember 1779 ebenda falschlicherweise auch schon zu seinen Lebzeiten Jean Baptiste Simeon Chardin genannt war der grosse Individualist unter den franzosischen Malern des 18 Jahrhunderts Durch seine Stillleben und Genrebilder die sich durch ausserordentliche Klarheit und Bescheidenheit auszeichnen erlangte er Beruhmtheit Er reiste nie ins Ausland um sich von antiken Werken inspirieren zu lassen Die Vervollkommnung der Komposition sowie die Harmonie von Farben und Schattierungen galten ihm mehr als die Themenwahl Selbstportrat mit Brille 1775 Musee du Louvre Paris Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Der Rochen 1728 Louvre Paris nbsp Die Wascherin 1735 Eremitage St Petersburg nbsp Die Rubenputzerin um 1738 Alte Pinakothek Munchen nbsp Der Zeichner um 1738 nbsp Das Madchen mit dem Federball 1741 Uffizien Florenz nbsp Der Erdbeerkorb 1760 61 Privatbesitz nbsp Blumenstillleben um 1760 63 Scottish National Gallery Edinburgh nbsp Porzellankanne Trauben und Granatapfel 1763 Louvre Paris nbsp Die Brioche 1763 Louvre Paris nbsp Der Silberbecher um 1767 68 Louvre ParisChardin wurde im Kunstlerviertel Saint Germain des Pres geboren Sein Vater war Tischlermeister der u a Billardtische fur den Konig anfertigte Jean war sein altester Sohn der den Betrieb ubernehmen sollte und darum eine handwerkliche Ausbildung erhielt Doch schon fruh zeigte sich sein Talent fur die Malerei Sein Vater schickte ihn 1718 in das Atelier von Pierre Jacques Cazes 1676 1754 Die Lehrmethoden dort waren wenig kreativitatsfordernd es gab keine Modelle und eine immergleiche Aufgabe Stiche kopieren Seine kunstlerische Ausbildung setzte er bei Noel Nicolas Coypel fort Coypel weckte bei Chardin das Interesse fur Stillleben die er ab 1720 selber in grosser Menge schuf Trotz der Lehre bei Cazes und Coypel blieb Chardin weitestgehend Autodidakt Vier Jahre spater 1724 wurde er Meister in der St Lukas Gilde wohl auf Betreiben seines Vaters Im selben Jahr lernte Chardin auf einer Tanzveranstaltung Marguerite Saintard kennen Der Heiratsvertrag wurde am 6 Mai 1724 aufgesetzt die Heirat aber wegen der unsicheren finanziellen Lage Chardins verschoben Diese versuchte er durch das Ausmalen von Details in Werken bekannter Kunstler zu verbessern Auch begann er seine Werke auf der Exposition de la Jeunesse auszustellen Diese Ausstellung welche auf dem Place Dauphine stattfand forderte junge Kunstler Im Jahre 1728 stellte er mehrere Werke aus Darunter befand sich das Kuchenstillleben mit Rochen welches Nicolas de Largilliere beeindruckte Er legte Chardin daraufhin nahe seine Bilder in der Academie Royale auszustellen Chardin traute der unerwarteten Ehre nicht und stellte die Akademieoberen auf die Probe indem er seine Bilder an einen unauffalligen Platz in einem der kleineren Raume hangte Largilliere fielen sie ein weiteres Mal auf er hielt sie aber fur Werke eines flamischen Malers Nachdem sich Chardin als der Maler jener Werke zu erkennen gegeben hatte drangte Largilliere ihn sich an der Akademie zu bewerben Im September wurde er als Maler von Blumen Fruchten und Genreszenen in die Academie Royale aufgenommen 1731 konnte er endlich Marguerite Saintard in der Kirche Saint Sulpice ehelichen Der alte Heiratskontrakt wurde durch einen neuen ersetzt Diesem zufolge gab es fur die Eheleute nur eine karge Mitgift So musste sich Chardin nach anderen Einnahmequellen umschauen die er dann durch Jean Baptiste van Loo fand Van Loo bat Chardin bei der Restaurierung der Werke Francesco Primaticcios in Fontainebleau mitzuwirken Chardin richtete sich mit seiner Frau im Haus seiner Familie in der Rue Princess in drei Raumen ein Sein Atelier blieb unterm Dach Das familiare Gluck kommt in den Genreszenen klar zum Ausdruck Sicher sassen ihm dafur des Ofteren seine Frau und seine Kinder Jean Pierre und Maguerite Agnes Modell Das Gluck hielt bis 1735 seine Frau starb Fur den Stilwandel Chardins gibt es bis heute keine zufriedenstellende Erklarung Angeblich soll eine sarkastische Bemerkung des Portratmalers Jacques Andre Joseph Camelot Aved mit dem sich Chardin ein Studio teilte schuld daran sein Nachdem Aved einen Auftrag uber 400 Livres ausgeschlagen hatte bat Chardin ihn seine Entscheidung noch einmal zu uberdenken denn schliesslich sei das viel Geld Das mag zutreffen wenn ein Portrat ebenso leicht zu machen ware wie eine Wurst antwortete Aved und spielte damit auf das Sujet in Chardins letztem Werk an was anscheinend nicht ohne Folgen blieb Kurz darauf wandte sich Chardin der Figurenmalerei zu schuf heimelige Kuchenszenen und gediegene Interieurs Diese Werke verhalfen ihm zu grosser Popularitat Um ein noch grosseres Publikum zu erreichen liess er sie in Kupfer stechen Neben der Bourgeoisie war auch der Adel Auftraggeber fur Chardins Werke So zeigte Ludwig XV nach einem Zusammentreffen 1740 mit ihm reges Interesse an seiner Kunst genauso wie die schwedische Prinzessin Luise Ulrike die zwei Bilder fur Schloss Drottningholm in Auftrag gab nachdem sie auf ihn durch Bilder in der schwedischen Botschaft aufmerksam geworden war Wie auch viele andere musste die Prinzessin lange ein Jahr auf die Bilder warten Chardin verargerte viele Auftraggeber durch seine sehr langsame Arbeitsweise die viele Kritiker als Faulheit bezeichneten Dadurch hatte er naturlich oft weniger Einkommen als erwartet Seine finanzielle Lage entspannte sich durch die Heirat mit der 37 jahrigen kinderlosen Witwe Marguerite Pouget Gleichzeitig stieg sein Ansehen bei Hofe und seine offentliche Anerkennung 1743 erhielt er den Rang des Conseiller der Akademie Einige Jahre spater war er fur das Aufhangen von Ausstellungsstucken verantwortlich 1752 setzte der Konig seine Pension auf 500 Livres fest 1755 wurde er Schatzmeister der Akademie 1757 bekam er einen Wohnsitz im Louvre Nun war seine Anerkennung als Maler am Hofe endgultig vollzogen Viele der koniglichen Vergunstigungen verdankte er Charles Nicolas Cochin dem Sohn seines Kupferstechers der Sekretar der Akademie war Dessen gute Beziehungen zum Bruder der Madame de Pompadour dem Marquis de Marigny brachten Chardin eine hohere Pension und weitere Auftrage ein z B die Dekoration von Schloss Choisy und Schloss Bellevue Finanziell hatte Chardin nun ausgesorgt Dafur gab es in der Familie Streit Chardins Sohn Jean Pierre sollte Historienmaler werden doch fehlte ihm hierzu das Talent Kurz vor der Abfahrt zur Academie de France a Rome kam es zum Eklat mit Chardin Jean Pierre wollte sich das Geld seiner Mutter erstreiten das ihm bei Volljahrigkeit zustunde Chardin war aber der Meinung dass dieses Geld fur die Bezahlung der Ausbildung Jean Pierres verwendet werden musste Er veranlasste dass sein Sohn eine Verzichtserklarung unterschrieb die dieser aber mit der Behauptung widerrief er sei dazu gezwungen worden Jean Pierre ging nun gerichtlich gegen seinen Vater vor Doch auch diese drastische Massnahme brachte keinen Sieger Es ist nicht bekannt ob sich die zwei danach wieder versohnt haben Auf der Ruckreise aus Rom wurde Jean Pierre von Piraten entfuhrt Sein weiteres Schicksal bleibt im Dunkeln Im Alter wurde es unangenehm fur Chardin Gallensteine bereiteten ihm standig Schmerzen und seine Sehkraft nahm ab weswegen er mit der Pastellmalerei begann Ab 1770 ubernahmen seine Gegner wichtige Posten die vormals seine Mazene innegehabt hatten So bekam er nur noch wenige offentliche Auftrage weniger Pension und auch die Gunst des Hofes wurde geringer Trotz einiger letzter Erfolge hatte das Interesse an Chardins Kunst nachgelassen Werk BearbeitenChardin ist einer der aussergewohnlichsten Kunstler seiner Zeit und dies gleich in mehrfacher Hinsicht Er empfand es nie als wichtig die Kunst der Antike und Hochrenaissance zu studieren Dies ist wohl der Grund warum er Paris nie verliess Daneben war er der einzige Kunstler seiner Epoche der ohne Ausbildung in der Akademie blieb auch wenn er dies spater bedauerte Doch machte ihn etwas anderes zu dem einzigartigen Kunstler der er war Chardin erkannte dass Kunst auch auf dem Alltagsgeschehen basieren kann sie bedarf keiner intellektuellen Schopfung und mythologischen Untermauerung Dies ist besonders in seinen Stillleben sichtbar die eindeutig von der flamischen Malerei beeinflusst sind sich von dieser aber sehr unterscheiden So suchte Chardin seine Sujets nach ihrer Form Beschaffenheit und Farbe aus nicht aber nach ihrem symbolischen Gehalt Wahrend der letzten zwanzig Jahre malte er wieder Stillleben Kritiker meinten er habe seine Vorstellungskraft erschopft Doch Chardin suchte nach der Vervollkommnung der Technik und nicht nach immer neuen Objekten Chardin bevorzugte es direkt auf die Leinwand zu malen Dies fiel ihm leichter denn so hatte er das Objekt vor Augen Bei dieser Malweise wundert es auch nicht dass er keine Skizzen anfertigte Er malte langsam und penibel jedes seiner Bilder war ein Ergebnis tagelanger Uberlegungen Mit dieser Geschwindigkeit schaffte er maximal zwei Bilder im Monat Seine Stillleben sind klassische natures mortes wobei er streng und behutsam zugleich auf das innere Gleichgewicht der Komposition achtete und unwesentliche Details vernachlassigte Abgesehen von einigen grossformatigen Gemalden mit reichlich ausgestatteten Buffets prasentiert er Jagdbeute nicht als Trophaen in barock uppiger Manier Tiere Hasen Federvieh etc werden dem Betrachter auf fast andachtige Weise vorgestellt gerade in der stillen Stunde bevor sie in der Kuche zubereitet werden Chardins Bilder zeigen die einfachen Dinge des taglichen Lebens und wirken undramatisch aber ernst Auch in seinen Genrebildern stellte er ganz alltagliche Vorgange dar ins Spiel versunkene Kinder Kuchen und Waschszenen etc Viele seiner Bilder sind von harmonischer Perfektion und unverfalschter Schlichtheit Dazu kommt sein unverwechselbares unaufdringliches Kolorit in mildem Licht entsteht ein schwebendes Gleichgewicht zwischen weichen Nuancen und sinnlichem Aufbluhen Die Grundierung seiner Bilder bestand aus einer dunnen Schicht Olfarbe einer Mischung aus Bleiweiss und Rotbraun Dadurch erzeugte er einen dunklen Hintergrund Danach trug er dunkle dann Halbtone und zum Schluss die hellen Tone auf Hatte er die richtige Tonharmonie gefunden gab er die Farben dazu Und auch hier schuf er wieder eine Ausgewogenheit zwischen hellen und dunklen Punkten Gegenstande brachte er durch Farbe miteinander in Verbindung Durch seine sorgfaltigen Ausfuhrungen erzielte Chardin eine gefallige und naturliche Wirkung War das Bild fertig ubermalte er es noch einmal mit den gleichen Farben Diese Technik veranlasste Diderot Chardin als den ersten Koloristen der Malerei zu bezeichnen Mitte des 19 Jahrhunderts gab es eine Renaissance des Werkes von Chardin angefeuert durch die Gebruder Goncourt und spater durch Marcel Proust der schrieb Von Chardin haben wir gelernt dass eine Birne so lebendig wie eine Frau dass ein gewohnlicher Tonkrug so schon ist wie ein Edelstein Werke Auswahl Bearbeiten1728 Der Rochen Ol auf Leinwand Louvre Paris um 1728 Zinnkrug und Pfirsiche Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1733 Die Briefsieglerin Schloss Charlottenburg Berlin um 1734 Kuchenstillleben mit Eiern Louvre Paris 1736 37 Das Kartenhaus National Gallery London 1737 Der Zeichner Gemaldegalerie Berlin 1738 Die Kochin Schloss Charlottenburg Berlin um 1738 Der Zeichner Louvre Paris um 1738 Die Rubenputzerin Ol auf Leinwand Alte Pinakothek Munchen 1739 Die Kinderfrau National Gallery of Canada Ottawa 1739 Die Botenfrau Louvre Paris 1737 40 Rauchnecessaire Louvre Paris um 1739 40 Die fleissige Mutter Louvre Paris um 1740 Das Tischgebet Louvre Paris 1741 Das Madchen mit dem Federball Ol auf Leinwand Uffizien Florenz andere Version von 1737 in Privatsammlung 1744 Das Tischgebet Eremitage Sankt Petersburg 1748 Rebhuhn mit Birne Stadelsches Kunstinstitut und Stadtische Galerie Frankfurt am Main 1760 Stillleben mit Aprikosenglas Art Gallery of Ontario Toronto 1760 Stillleben mit totem Fasan und Jagdtasche Gemaldegalerie Berlin 1763 Porzellankanne Trauben und Granatapfel Ol auf Leinwand Louvre Paris 1763 Die Brioche Ol auf Leinwand Louvre Paris 1766 Stillleben mit Attributen der Kunst Ol auf Leinwand Eremitage Sankt Petersburg um 1767 68 Der Silberbecher Ol auf Leinwand Louvre Paris 1769 Stillleben mit Fischen Gemuse Kasegeback Kruglein und Topfen The Getty Center Los AngelesLiteratur BearbeitenDonat de Chapeaurouge Untersuchungen zur Kunst Chardins 1953 Donat de Chapeaurouge Die Stilleben Chardins in der Karlsruher Galeri 1955 Renate Hartleb Jean Baptiste Simeon Chardin Verlag der Kunst Dresden 1981 Jean Simeon Chardin 1699 1779 Werk Herkunft Wirkung Hrsg Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Hatje Cantz Verlag Ostfildern 2002 ISBN 978 3 7757 0833 3 Gunter Metken Im Namen der Dinge Ausstellung im Grand Palais Paris In DIE ZEIT 9 Marz 1979 Nr 11 online Pierre Rosenberg Chardin 1669 1779 Ausstellungskatalog Hrsg Editions de la Reunion des Musees Nationaux Paris 1979 Marianne Roland Michel Chardin Editions Hazan Paris 1994 Etienne Jollet Chardin Edition Herscher Paris 1999 Christoph Martin Vogtherr Marie Laure de Rochebrune Mechthild Most Generaldirektion der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Hrsg Die Briefsieglerin von Jean Simeon Chardin Neue Einsichten in ein restauriertes Meisterwerk Potsdam 2003 Manuel Mayer Sobald uns die Augen zufallen Jean Baptiste Simeon Chardins Still Life with Game zu Washington in ART Dok Publikationsplattform Kunst und Bildwissenschaften der Universitat Heidelberg 2019 S 1 10 http archiv ub uni heidelberg de artdok volltexte 2019 6370Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Simeon Chardin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jean Simeon Chardin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Jean Simeon Chardin bei Zeno org Biografie bei Stadel Museum Ausstellung Taking Time Chardin s Boy building a House of Cards and other paintings im Waddesdon Manor mit Kurzfuhrer PDF Datei engl 2 0 MB Normdaten Person GND 118520121 lobid OGND AKS LCCN n79061326 VIAF 12392613 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chardin Jean SimeonALTERNATIVNAMEN Chardin Jean Baptiste Simeon vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer MalerGEBURTSDATUM 2 November 1699GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 6 Dezember 1779STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Simeon Chardin amp oldid 232660620