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Edmond Louis Antoine Huot de Goncourt 26 Mai 1822 in Nancy 16 Juli 1896 in Champrosay bei Paris und Jules Alfred Huot de Goncourt 17 Dezember 1830 in Paris 20 Juni 1870 ebenda waren franzosische Schriftsteller Der bekannteste franzosische Literaturpreis der Prix Goncourt ist mit ihnen verbunden Die Bruder Goncourt Edmond links und Jules rechts Edmond de Goncourt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Portrats 3 Werke 3 1 Romane 3 2 Kunst Kultur und Sittengeschichte 4 Sekundarliteratur 5 Belletristische Darstellungen 6 Weblinks 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenDie Goncourts verkorperten den im 19 Jahrhundert nicht seltenen Typ des Autoren Tandems und gelten als Begrunder der literarischen Stromung des Naturalismus Ihr Urgrossvater Antoine Huot hatte sich kurz vor der Revolution durch den Erwerb eines Rittergutes franzosisch seigneurie namens Goncourt in den Adelsstand hineingekauft ihr Grossvater Jean Huot de Goncourt ein Jurist war Mitglied der kurzlebigen Standeversammlung von 1789 und spater hoher Richter Ihr Vater der wenige Jahre nach der Geburt von Jules starb war Offizier unter Napoleon Beide Bruder absolvierten Pariser Gymnasien Edmond studierte Jura und arbeitete einige Jahre im Finanzministerium 1849 erbten sie nach dem Tod der Mutter ein bedeutendes Vermogen und Edmond gab seine Berufstatigkeit auf Beide lebten nun fur ihre Interessen zeichneten malten schrieben und bewegten sich in der Pariser Literatenszene Daneben begannen sie obwohl Jules sich 1850 mit Syphilis infiziert hatte und seitdem krankelte langere Reisen zu unternehmen wobei sie ihre Eindrucke in Reisetagebuchern festhielten Im Herbst 1860 z B bereisten sie Deutschland darunter Berlin Vor allem jedoch betatigten sie sich trotz des Altersunterschieds stets gemeinsam als Autoren Kunstkritiker Theaterkritiker Historiker Dramatiker und vor allem Romanciers Hierbei hatten sie die Idee in ihren Romanen die Doktrin der zeitgenossischen positivistischen Philosophie zu exemplifizieren laut der der Mensch vor allem durch sein Erbgut la race seine Zeit le moment und sein soziales Umfeld le milieu determiniert sei Sie sammeln und stellen vor allem Sinneseindrucke dar Damit begrundeten sie den Naturalismus Ihre wichtigsten Romane sind Les hommes de lettres 1860 die Geschichte eines Literaten in seinem Milieu Sœur Philomene die Geschichte einer Krankenschwester in ihrem Alltag 1861 Renee Mauperin 1864 die Geschichte einer jungen Grossburgerin in ihrem Milieu Germinie Lacerteux 1865 die Geschichte eines Dienstmadchens das quasi idealtypisch alles Gute und Bose erlebt das einem Dienstmadchen widerfahren kann Manette Salomon 1867 die Geschichte einer Frau im Kunstlermilieu Die Goncourts betrachten die niederen Stande mit allen ihren abstossenden Zugen Pathologien und auch die Unterwelt als legitime Gegenstande ihrer Kunst freilich aus rein asthetischem Interesse und ohne grosse Empathie Auch die Biografien die sie verfassten z B von Marie Antoinette Madame de Pompadour oder Madame du Barry und die kulturgeschichtlichen Monografien z B L Histoire de la societe francaise sous la Revolution 1854 L Art du XVIIIe siecle 1859 ff oder La Femme au XVIIIe siecle 1862 gelten heute als richtungweisend Erfolglos dagegen blieb 1865 ihr Versuch als Dramatiker das dreiaktige Schauspiel Henriette Marechal wurde wegen ihrer bekannten Nahe zu Prinzessin Mathilde einer Nichte von Napoleon III von jungen republikanisch eingestellten Teilen des Publikums ausgebuht und nach wenigen Auffuhrungen abgesetzt Ein kulturhistorisches Dokument ersten Ranges ist das Tagebuch Journal das die Bruder ab Ende 1851 fuhrten und das Edmond nach Jules fruhem Tod 1870 funfundzwanzig Jahre lang allein fortsetzte Wegen der Hame die es zumal uber Literatenkollegen ergiesst und vieler indiskreter Details brachte Edmond jedoch zu Lebzeiten nur eine bereinigte Version heraus neun Bande von 1887 bis 1896 Ein Vorabdruck von Auszugen der 1885 86 im Figaro erschien hatte namlich einen Skandal ausgelost und ihm viel Feindschaft auch bei einstigen Freunden eingebracht Beruhmt ist der Journaleintrag vom 8 Februar 1866 in dem die Bruder postulieren es sei lacherlich von einem Kunstwerk zu erwarten dass es irgend einer Sache dienlich sei de demander a une œuvre d art qu elle serve a quelque chose eine programmatische Ausserung der L art pour l art Bewegung die in Frankreich viele Anhanger hatte 1 Diese Idee findet seine literarische Ausgestaltung in Edmond de Goncourts letztem Roman Cherie 1884 uber eine junge Frau die ihr kunstlerisches Talent in der Mode entfaltet Die Kleider die die Materialitat zu uberwinden scheinen bilden ein Aquivalent zum zeitgenossischen Impressionismus 2 Schon 1874 beschloss Edmond in einem zunachst geheimen Testament mit seinem Vermogen eine zehnkopfige Akademie zu stiften deren Auftrag nicht zuletzt darin bestand 20 Jahre nach seinem Tod das Journal ungekurzt herauszugeben Mitglieder sollten nur Autoren sein durfen die nicht der Academie Francaise angehorten 1903 nachdem die Anfechtung des Testaments durch Erben gerichtlich abgewehrt und das Statut der neuen Akademie offiziell genehmigt worden war beschlossen die Mitglieder einen Literaturpreis zu vergeben der jeden Herbst einen neu erschienenen franzosischsprachigen Roman auszeichnen soll der jetzige Prix Goncourt der sich zum begehrtesten und werbewirksamsten der zahlreichen franzosischen Literaturpreise entwickelt hat Thomas Mann bezeichnete die Romane der Bruder Goncourt insbesondere Renee Mauperin als entscheidende Inspiration fur das Abfassen seiner Buddenbrooks 3 Portrats Bearbeiten nbsp Medaille von Jules ohne Jahr einseitige Bronzegussmedaille 119 mm Medailleur Jules Prosper Legastelois 1855 Die Medaille zeigt die Brustbilder der Bruder hintereinandergestellt nach links Werke BearbeitenRomane Bearbeiten Les hommes de lettres 1860 neue Aufl u d T Charles Demailly 1869 Sœur Philomene 1861 Renee Mauperin 1864 Germinie Lacerteux 1865 Deutsche Ubersetzung von Bernhard Jolles Das Dienstmadchen Germinie Der Bucherkreis Berlin 1928 Ubertragung aus dem Franzosischen und Nachwort von Kurt Kersten Dienstmadchen Germinie Lacerteux Laub Berlin 1928 Manette Salomon 1867 Madame Gervaisais 1869 Kunst Kultur und Sittengeschichte Bearbeiten Histoire de la societe francaise pendant la Revolution 1854 La Societe francaise pendant le Directoire 1855 Portraits intimes du XVIIIe siecle neue Aufl 1878 2 Bde Sophie Arnould d apres sa correspondance 1857 2 Ausg 1876 Histoire de Marie Antoinette 1858 L Art au XVIIIe siecle 1859 als Artikelserie begonnen 3 Aufl 1883 2 Bde Madame Pompadour 1860 Les maitresses de Louis XV 1860 La Femme au XVIIIe siecle 1862 Gavarni l homme et l artiste 1873 Madame Dubarry Ein Lebensbild L Amour au XVIIIe siecle 1875 u a Nach dem Tod von Jules 1870 verfasste Edmond allein noch folgende Romane La Fille Elisa 1878 die Geschichte einer Strassendirne zahlreiche Auflagen La Faustin 1882 Cherie 1885 Ferner veroffentlichte er Les freres Zemganno 1879 ein ruhrendes Denkmal der Bruderliebe die Ausstellungskataloge L Œuvre de Watteau 1876 und L Œuvre de Prudhon 1877 das kulturgeschichtliche Werk La Maison d un artiste 1881 La Saint Huberty d apres sa correspondance 1882 und Briefe seines Bruders Lettres de Jules de Goncourt 1885 Edmonds Spatwerk zwei Monographien uber Kunstler des japanischen Farbholzschnitts leisteten einen wesentlichen Beitrag diese Kunstform weiter in Europa zu popularisieren 4 5 Outamaro Peintre des Maisons Vertes Paris 1891 Hokusai Paris 1895 Edmond de Goncourt veroffentlichte von 1887 bis 1896 unter dem Titel Journal eine Auswahl in neun Banden Da vor allem die Erben von Alphonse Daudet der als Nachlassverwalter eingesetzt worden war eine Veroffentlichung der vollstandigen Tagebucher in Frankreich verhinderten konnten diese erst 1956 1958 ausserhalb der franzosischen Gerichtsbarkeit in Monaco erscheinen Die 22 Bande wurden von Robert Ricatte im Auftrag der Academie Goncourt herausgegeben In deutscher Sprache gab es lange nur Auswahlausgaben Eine Gesamtausgabe ist im Oktober 2013 im Haffmans Verlag bei Zweitausendeins erschienen 6 7 Tagebuchblatter 1851 bis 1895 hrsg v H Stumcke Berlin und Leipzig 1905 Tagebuch der Bruder Goncourt Eindrucke und Gesprache bedeutender Franzosen aus der Kriegszeit 1870 1871 hrsg v W Fred Munchen 1917 Tagebuch der Bruder Goncourt Politik Literatur und Gesellschaft in Paris 1851 1895 hrsg v Paul Wiegler Munchen 1927 Tagebuch der Belagerung von Paris 1870 71 hrsg v Jorg Drews Munchen 1969 Tagebucher Aufzeichnungen aus den Jahren 1851 bis 1870 hrsg v Justus Franz Wittkop Frankfurt 1983 Blitzlichter Portraits aus dem 19 Jahrhundert hrsg v Anita Albus Nordlingen 1989 Reihe Die Andere Bibliothek Nachdruck Galiani Verlag Berlin 2023 Edmond amp Jules de Goncourt Journal Erinnerungen aus dem literarischen Leben 11 Bande nebst einem Beibuch hrsg v Gerd Haffmans Leipzig 2013 Sekundarliteratur BearbeitenHutter Manfred Phantasie und Realismus in den Schriften der Goncourt Inaugural Dissertation ohne Verlagsangabe Frankfurt a M 1959 Naomi Lubrich Luftschlosser weben Edmond de Goncourt und die Mode der modernen Grossstadt in Lendemains 40 160 2015 S 109 136 Nonnenmacher Kai Nous aurions bien voulu ecrire un roman a deux Thomas et Heinrich Mann lecteurs des Goncourt Cahiers Edmond amp Jules de Goncourt publication annuelle de la Societe des Amis des Freres Goncourt 8 2001 S 204 213 Nonnenmacher Kai Alors il entre dans l artiste une economie la magnifique avarice bourgeoise de l art Kunstokonomien des Sammlers bei Edmond und Jules de Goncourt In Grenzgange 12 23 Grenzen des Okonomischen Hg Nonnenmacher K Blaschke B 2005 S 43 68 Belletristische Darstellungen BearbeitenAlain Claude Sulzer Doppelleben Roman Koln Galiani Berlin 2022 ISBN 978 3 86971 249 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Goncourt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Edmond de Goncourt Zitate nbsp Wikiquote Jules de Goncourt Zitate Werke von und uber Edmond und Jules de Goncourt in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Edmond de Goncourt im Projekt Gutenberg DE Gert Pinkernell Artikel in Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur Quelle fur den Abschnitt Leben und Schaffen Les Freres Goncourt Jules et Edmond Goncourt Academie Goncourt Spiegel Artikel von 1954 uber die Goncourt Tagebucher Journal des Goncourt Tagebucher der Bruder Goncourt im Volltext franzosisch bei Project Gutenberg Zeitungsartikel uber Edmond und Jules de Goncourt in den Historischen Pressearchiven der ZBWAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Zit nach Erich Auerbach Mimesis 1946 10 Auflage Tubingen Basel 2001 S 469 Naomi Lubrich Luftschlosser weben Edmond de Goncourt und die Mode der modernen Grossstadt in Lendemains 40 160 2015 S 109 136 Thomas Mann Lubeck als geistige Lebensform Rede gehalten am 5 Juni 1926 in der Stadthalle Lubeck Lubeck 1926 S 15 Thomas Pekar Der Japan Diskurs im westlichen Kulturkontext 1860 1920 Reiseberichte Literatur Kunst Iudicium Verlag 2003 ISBN 978 3 89129 113 9 google de abgerufen am 22 Dezember 2019 Doris Croissant Japan und Europa 1543 1929 eine Ausstellung der 43 Berliner Festwochen im Martin Gropius Bau Berlin Berliner Festspiele 1993 google de abgerufen am 22 Dezember 2019 Informationen zur ersten deutschen Gesamtausgabe der Goncourt Tagebucher Die Zeit vom 12 Dezember 2013 Jens Jessen Genies der Gehassigkeit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmond und Jules de Goncourt amp oldid 238214876