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Kurt Kersten 19 April 1891 in Wehlheiden bei Kassel 18 Mai 1962 in New York war ein deutscher Historiker Schriftsteller Publizist und Journalist Ehrengrab von Kurt Kersten auf dem Friedhof Wehlheiden in Kassel Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Studium 2 Erster Weltkrieg 3 Berlin 4 Prager Exil 5 Pariser Zeit 6 Martinique 7 New York 8 Werke Auswahl 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseJugend und Studium BearbeitenKurt Konrad Nikolaus Kersten war der Sohn von Martha Kersten geborene Knaust und Christoph Kersten die einen grossen Bauernhof besassen der uber 400 Jahre in Familienbesitz war Ab dem Jahre 1897 besuchte Kurt Kersten zunachst die Privatschule von Carl Henkel in Kassel 1910 bestand er das Abitur am Wilhelmsgymnasium Anschliessend studierte er Geschichte und deutsche Philologie in Munchen und Berlin und schloss im Februar 1914 mit der Promotion uber Voltaires Henriade in der deutschen Kritik vor Lessing magna cum laude ab Bereits zu seiner Studienzeit veroffentlichte Kurt Kersten Beitrage in der Zeitschrift Pan die der Theaterkritiker Alfred Kerr herausgab Es wurde eine treue Freundschaft die bis zur Emigration von Beiden gehalten wird erinnerte sich seine Schwester Elisabeth Kersten 1893 1979 1 Es ist anzunehmen dass Alfred Kerr als er 1933 das Berliner Tageblatt verlassen musste Kurt Kersten gerne als seinen Redaktionsnachfolger gesehen hatte Erster Weltkrieg BearbeitenIm Ersten Weltkrieg wurde Kurt Kersten zur Fussartillerie eingezogen Er kampfte in Russland und Frankreich Seine Schwester notierte zur Teilnahme ihres Bruders an der Schlacht von Cambrai Kersten hat die erste Tankschlacht mitgemacht am 20 November 17 Seine Tagebucher daruber hat er dem Archiv in Potsdam ubergeben Begrundung dass sie fur Kriegsgeschichtsschreiber von grosserem Interesse waren Ende 1917 Beforderung zum Leutnant Am 8 August 1918 wurde er vor Amiens schwer am Bein verwundet seine Batterie aufgerieben er erhielt das EK I und II Die Erlebnisse dieses Krieges verstarkten seine pazifistische Einstellung Berlin Bearbeiten Der Krieg so heisst das erste Volksbuch vom grossen Krieg herausgegeben von Kurt Klaber im Internationalen Arbeiter Verlag 1929 worin Vormarsch im Osten aus Kurt Kerstens Kriegstagebuch abgedruckt ist Seine publizistische Abrechnung mit dem wie ihm seine eigenen Erfahrungen gelehrt hatten falschen Heroismus des Krieges bezeugt die in Franz Pfemferts Die Aktion 1919 Nr 14 15 veroffentlichte Betrachtung Vom Heldentode nbsp Kurt Kersten 1927Kurt Kerstens immense schriftstellerische und journalistische Arbeit entwickelte sich nach der gescheiterten Novemberrevolution Ein europaischer Revolutionar Georg Forster 1754 1794 erschien bei der Vereinigung Internationaler Verlagsanstalten 1921 1919 1920 arbeitete er an der Zeitschrift Der Mitmensch Hefte fur sozialistische Literatur mit von der im Ganzen 12 Ausgaben erscheinen konnten Sie wurde von Arthur Seehof redigiert einem aus Kassel stammenden Journalisten der 1933 emigrieren musste Von 1926 bis 1933 war Kurt Kersten Leiter des Feuilletons der Welt am Abend in Berlin Er veroffentlichte zudem Werke mit historischen und zeitgeschichtlichen Themen so u a Moskau Leningrad Eine Winterfahrt Der Moskauer Prozess gegen die Sozialrevolutionare 1922 Fridericus und sein Volk Dokumente aus dem alten Preussen Bismarck und seine Zeit Herausgegeben hat er teilweise in Zusammenarbeit mit der sowjetischen Botschaft in der Deutschen Verlagsanstalt fur Politik und Geschichte Das heutige Russland 1917 bis 1922 ein Sammelwerk 1923 und Die grosse Politik der europaischen Kabinette 6 Bande 1930 Im selben Verlag erschien von ihm 1926 aufgrund eingehender Archivstudien Michael Bakunins Beichte in deutscher Sprache Edmond und Jules de Goncourt Dienstmadchen Germinie Lacerteux deutsche Ubertragung von Kurt Kersten wurde 1928 von E Laub in Berlin verlegt 1932 begann er seine Arbeit an 1848 Die deutsche Revolution Das Buch erschien im Marz 1933 im Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin Kurt Kersten lebte mit Martha David geborene Kristeller in Berlin Charlottenburg bis zu ihrer gemeinsamen Emigration am 27 Juni 1934 nach Prag Prager Exil BearbeitenKurt Kersten Ich ging freiwillig und doch nicht gern aus Deutschland fort weil ich nicht in der Unfreiheit leben will und helfen muss um in ein freies Deutschland zuruckkehren zu konnen 2 Am 14 April 1937 wurde ihm die deutsche Staatsburgerschaft aberkannt 3 Elisabeth Kersten die nach ihrer Arbeit fur die Berliner Deutsche Verlagsanstalt fur Politik und Geschichte seit 1934 Redakteurin des Landwirtschaftlichen Wochenblattes fur Kurhessen und Waldeck war stand nach eigenem Bekunden Jahre hindurch unter Gestapoaufsicht Kurt Kersten beteiligte sich mit Beitragen an nahezu allen deutschen Exil Zeitungen und Zeitschriften Die Publikationen in denen von 1933 bis 1940 seine wesentlichen Arbeiten erschienen sind listete Kersten in einem Fragebogen der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung auf Prager Tagblatt Bohemia Der Sozialdemokrat Arbeiter Illustrierte Das Wort Internationale Literatur Volkszeitung Basler Nationalzeitung Pariser Tageblatt Neues Tagebuch Die Zukunft Neue deutsche Blatter 4 Sein Buch Peter der Grosse Vom Wesen und von den Ursachen historischer Grosse erschien 1935 im Querido Verlag N V Amsterdam Wie sehr es ihm daran gelegen war trotz der standigen prekaren wirtschaftlichen Verhaltnisse seine schriftstellerische Arbeit fortsetzen zu konnen wird deutlich in einer Einschatzung an die American Guild for German Cultural Freedom eine Organisation zur Unterstutzung exilierter Autorinnen und Autoren die er am 31 Juli 1937 verfasste Evtl Beihilfe wurde mir gestatten in Ruhe ein neues historisches Buch zu schreiben d h die Quellenforschungen vorzunehmen die sehr viel Zeit rauben Material aus anderen Landern zu beschaffen uberhaupt ungestort zu arbeiten ohne standig die Arbeit unterbrechen zu mussen weil ich sonst gezwungen bin journalistische Kleinarbeit zu leisten 4 Pariser Zeit BearbeitenIn der ersten Halfte des Jahres 1937 hielt sich Kersten wie aus seinen Briefen hervorgeht in Paris auf 5 Im Fruhjahr des gleichen Jahres erschien mit Verfasserangabe Willi Munzenberg die beruhmte von Kurt Kersten besorgte Abhandlung uber die nationalsozialistische Massenbeeinflussung Propaganda als Waffe Editions du Carrefour Paris 1937 6 Spater trug Kersten in einem Brief Manfred George auf in seinem Nachruf zu schreiben dass Willi Munzenberg der Mann war der grosste Bedeutung fur mich gehabt hat und dass ich ihm treu blieb Du sollst auch sagen dass ich Propaganda als Waffe geschrieben habe Und weiter betonte er Ich habe auch nie meine russischen Freunde vergessen die von Stalin ermordet wurden 7 Von einem weiteren Frankreichaufenthalt konnte er aufgrund der deutschen Annexion Osterreichs im Marz 1938 nicht mehr nach Prag zuruckkehren Er blieb in Paris Von Kurt Kersten erschien damals Unter Freiheitsfahnen Deutsche Freiwillige in der Geschichte Nach Willi Munzenbergs Bruch mit dem Stalinismus waren der Sebastian Brant Verlag und die Zeitschrift Die Zukunft 1938 1940 fur die Freunde der sozialistischen Einheit zu denen u a Leopold Schwarzschild gehorte das letzte publizistische Forum In der Edition Sebastian Brant gab Kurt Kersten den Deutschen Freiheits Kalender 1939 heraus Darin finden sich Beitrage von Thomas Mann Vom zukunftigen Siege der Demokratie Jacob Grimm Uber meine Entlassung 1837 Auszug Alfred Doblin 10 November 1918 Lion Feuchtwanger Vorabdruck aus dem Roman Exil Kurt Kersten Wege des freiheitlichen deutschen Burgertums sowie Vorabdrucke von Emil Julius Gumbel Fritz Lieb Julius Lips Emil Ludwig Ludwig Marcuse Rene Schickele Hans Siemsen und Max Werner Durch die deutsche Besetzung Frankreichs im Fruhjahr 1940 wurde ihr publizistischer Einsatz fur die deutsche Freiheit im Kampf gegen Hitler und Stalin 8 immer mehr eingeschrankt Martinique BearbeitenNach Internierung als feindlicher Auslander in verschiedenen Lagern gelang es Kurt Kersten getrennt von seiner Frau auf ein Frachtschiff zu kommen das angeblich nach Amerika fuhr Es wurde jedoch von einem franzosischen Schiff aufgebracht und sie mussten nach Martinique Elisabeth Kersten In der zweiten Halfte des Jahres 1940 erreichte er Martinique Die Antilleninsel gehorte mit ihrer Hauptstadt Fort de France zum Einflussbereich von Vichy Frankreich so dass er dort als unerwunschter Auslander angesehen wurde Trotz aller Bemuhungen seiner Freunde in den USA war es wegen amerikanischer Einwanderungsvorschriften und weil er keine Papiere mehr besass nicht moglich ihm eine Einreiseerlaubnis zu beschaffen So musste er unter schwierigen Lebensumstanden in standiger Gefahr nach Frankreich zuruckgeschickt und der Gestapo ausgeliefert zu werden auf Martinique ausharren 1943 starb dort unterernahrt und mangels fehlender Medikamente sein Freund Robert Breuer 9 New York Bearbeiten nbsp Kurt Kersten 1946Erst im Jahre 1946 kam Kurt Kersten unterernahrt in den Vereinigten Staaten von Amerika an und konnte seine Frau wiedersehen Im gleichen Jahr heirateten Martha David und Kurt Kersten In New York wurde er Redakteur der von deutsch judischen Einwanderern begrundeten Wochenzeitung Aufbau fur die er bis zu seinem Tod arbeitete Kurt Kersten veroffentlichte neben vielen Zeitungsartikeln Das Ende Willi Munzenbergs Ein Opfer Stalins und Ulbrichts Deutsche Rundschau 1957 Heft 5 die Biographie Der Weltumsegler Johann Georg Adam Forster 1754 1794 Ausserdem erschienen von Kersten in neuen teils uberarbeiteten Ausgaben Peter der Grosse Von der Fragwurdigkeit historischer Grosse Die deutsche Revolution 1848 1849 und von Kurt Kersten herausgegeben und eingeleitet Arthur Rosenberg Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik Am 18 Mai 1962 starb Kurt Kersten in New York City Seinem Wunsch folgend wurde die Asche des Feindes des deutschen Militarismus 10 in Kassel Wehlheiden beigesetzt 2009 wurde das Grab von Kurt Kersten durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung als Ehrengrab der Stadt Kassel anerkannt 11 Werke Auswahl BearbeitenEin europaischer Revolutionar Georg Forster Berlin 1921 Der Moskauer Prozess gegen die Sozialrevolutionare 1922 Berlin 1925 Fridericus Rex und die Krise des Absolutismus Berlin 1922 Moskau Leningrad Eine Winterfahrt Frankfurt a M 1924 Wilhelm Liebknecht 1826 1900 Redner der Revolution Bd 5 Berlin 1925 Bismarck und seine Zeit Berlin 1930 Des Gottes Geissel Der Kanzler des 2 Reiches Genf 1934 1848 Die deutsche Revolution Berlin 1933 Frankfurt Main 1955 Peter der Grosse Vom Wesen und den Ursachen historischer Grosse Amsterdam 1935 Nurnberg 1951 Frankfurt Main 1954 Unter Freiheitsfahnen Deutsche Freiwillige in der Geschichte Paris 1938 Der Weltumsegler Johann Georg Adam Forster 1754 1794 Bern 1957 Das Madchen von Curacao Viernheim 1956Als Herausgeber Das heutige Russland 1917 1922 2 Bande Berlin 1923 Georg Forster Revolutionsbriefe Berlin 1925 Fridericus und sein Volk Dokumente aus dem alten Preussen Berlin 1925 Michael Bakunins Beichte aus der Peter Pauls Festung an Zar Nikolaus I Berlin 1926 Frankfurt a M 1973 Deutscher Freiheits Kalender 1939 1940 Paris 1938 1939 Arthur Rosenberg Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik Frankfurt a M 1955Als Mitherausgeber Die grosse Politik der Machte im Weltkrieg 3 Teile in 6 Banden Berlin 1930 Retif de la Bretonne Revolutionsnachte Les Nuits de Paris Nachwort von Kurt Kersten Munchen 1920Als Ubersetzer Edmond und Jules de Goncourt Germinie Lacerteux Berlin 1928Literatur BearbeitenMartin Rector Kersten Kurt In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 539 Digitalisat Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Vol II 1 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 615 Kersten Kurt In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Karl Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Daniel H Magilow Kurt Kersten In John M Spalek Konrad Feilchenfeldt Sandra H Hawrylchak Hrsg Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933 Band 3 USA Supplement 1 Berlin Walter de Gruyter 2010 ISBN 978 3 11 024056 6 S 77 92 Dieter Schiller Propaganda als Waffe Kurt Kersten und Willi Munzenberg Pankower Vortrage 96 Helle Panke Berlin 2007 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kurt Kersten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Suche in Exilpresse digital Kurt Kersten Collection im Internet Archive des Leo Baeck Institutes Nachlass Bundesarchiv N 2141Einzelnachweise Bearbeiten Peer Schroder Kurt Kersten Historiker und Schriftsteller In Gideon Schuler Hrsg Zwischen Unruhe und Ordnung Ein deutsches Lesebuch fur die Zeit von 1925 bis 1960 am Beispiel einer Region Mittelhessen Giessen 1989 S 10 19 darin Zitate von Elisabeth Kersten Das Wort Literarische Monatsschrift Redaktion Bertolt Brecht Lion Feuchtwanger Willi Bredel April Mai 1937 Heft 4 5 S 175 Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger Nr 84 vom 14 April 1937 Liste 11 a b Original in Deutsche Bibliothek Frankfurt a M Deutsches Exilarchiv 1933 1945 Nachlass American Guild EB 70 117 zitiert nach Peer Schroder Kurt Kersten Historiker und Schriftsteller In Gideon Schuler Hrsg Zwischen Unruhe und Ordnung Ein deutsches Lesebuch fur die Zeit von 1925 bis 1960 am Beispiel einer Region Mittelhessen Giessen 1989 S 10 19 S 16 Peer Schroder Heimat Identitat Fremdsein Kulturelle Formen der Verarbeitung von Exilerfahrung am Beispiel der Briefe von Kurt Kersten Gottingen 1990 Peer Schroder Kurt Kersten Historiker und Schriftsteller In Gideon Schuler Hrsg Zwischen Unruhe und Ordnung Ein deutsches Lesebuch fur die Zeit von 1925 bis 1960 am Beispiel einer Region Mittelhessen Giessen 1989 S 10 19 S 15 Manfred George In memoriam Kurt Kersten Ein tapferes Leben in Aufbau Reconstruction Vol 28 No 21 May 25 1962 S 2 Die Zukunft 29 September 1939 in Die Zukunft Ein neues Deutschland Ein neues Europa Organ der Deutsch Franzosischen Union Journal Anti Hitlerien Willi Munzenberg Hrsg Alles Erschienene Paris Oktober 1938 Mai 1940 Reprint Vaduz 1978 Kurt Kersten Robert Breuers Tod und Begrabnis in Frankfurter Hefte 8 Jhg Marz 1953 Heft 3 S 226 ff Peer Schroder Der Feind des deutschen Militarismus Eine Erinnerung an den vor 125 Jahren in Wehlheiden geborenen Historiker und Schriftsteller Kurt Kersten in K KulturMagazin 2016 Nr 220 S 27 Er liebte die Freiheit Der aus Wehlheiden stammende Autor Kurt Kersten ware heute 120 geworden in Hessische Niedersachsische Allgemeine Zeitung 19 April 2011 Normdaten Person GND 116142952 lobid OGND AKS LCCN n87897895 VIAF 12692557 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kersten KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker Schriftsteller Publizist und JournalistGEBURTSDATUM 19 April 1891GEBURTSORT Wehlheiden bei KasselSTERBEDATUM 18 Mai 1962STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Kersten Autor amp oldid 238703061