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Leopold Schwarzschild 8 Dezember 1891 in Frankfurt am Main 2 Oktober 1950 in Santa Margherita Ligure Italien war ein deutscher Publizist und Soziologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politische Auseinandersetzung im Exil 3 Bedeutung fur die Soziologie 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben Bearbeiten nbsp Ausgabe der von Schwarzschild herausgegebenen Exilzeitschrift Das Neue Tage Buch vom 25 Marz 1939 Er war Sohn einer alten Frankfurter judisch orthodoxen Gelehrten und Kaufmannsfamilie und studierte nach einer Handelslehre Geschichte und Volkswirtschaft Nach dem Ersten Weltkrieg an dem er als Soldat teilnahm studierte er zudem Soziologie zeitweilig bei Franz Oppenheimer in Frankfurt am Main Nach ersten journalistischen Berufserfahrungen beim Frankfurter Generalanzeiger ging Schwarzschild nach Berlin und publizierte ab 1922 zusammen mit dem aus Wien stammendem Publizisten Stefan Grossmann die von diesem 1922 gegrundete Zeitschrift Das Tage Buch das aus linksliberaler Sicht kritisch die Entwicklung der Weimarer Republik beleuchtete Das Tagebuch war ein inhaltlich hochwertiges Medienprodukt Fritz Raddatz hebt hervor dass die grunen Hefte sich wie eine grandiose Geschichte der Weimarer Republik lesen 1 Nach einer schweren Erkrankung Grossmanns wurde Schwarzschild 1928 alleiniger Herausgeber des Tage Buches Schwarzschild war Wirtschaftsjournalist Kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten fluchtete Schwarzschild im Mai 1933 von Berlin zunachst nach Wien dann nach Paris wo er ab Juli 1933 als Nachfolgepublikation im Exil Das Neue Tage Buch herausgab In Deutschland wurden alle seine Schriften verboten und am 25 August 1933 stand sein Name auf der ersten Ausburgerungsliste des Deutschen Reichs 2 Dadurch verlor Schwarzschild die Staatsangehorigkeit Zusatzlich wurde sein zuruckgelassenes Vermogen von Deutschland widerrechtlich konfisziert Im Lutetia Kreis 1935 1936 wirkte Schwarzschild am Versuch mit eine Volksfront gegen die nationalsozialistische Diktatur zu schaffen Er unterzeichnete im Dezember 1936 den Aufruf an das deutsche Volk Im Juli 1937 grundete er aus Protest gegen die stalintreue Linie der Volksfront gemeinsam mit Bernard von Brentano Alfred Doblin Konrad Heiden Rudolf Lang u a den Bund Freie Presse und Literatur der sich explizit gegen jede totalitare Bevormundung von Schriftstellern sowohl von faschistischer als auch von stalinistischer Seite richtete Im Sommer 1940 emigrierte er nach New York und arbeitete als Schriftsteller und Journalist Schwarzschild kehrte 1949 nach Deutschland zuruck Im Herbst 1950 starb er auf einer Urlaubsreise in Italien es wird Suizid vermutet 3 Politische Auseinandersetzung im Exil BearbeitenWahrend seines Exils in Paris versuchte der Schutzverband deutscher Schriftsteller im Ausland SDS ihn als Agenten Goebbels zu denunzieren Grund dafur war seine kritische Auseinandersetzung mit den Moskauer Prozessen Er hatte eine Reihe von Artikeln dazu veroffentlicht Hans Sahl als Mitglied des Vorstandes des SDS weigerte sich den Beschluss des Verbandes zu unterzeichnen und verhinderte so die Liquidierung Schwarzschilds Nach diesen Vorgangen wurde 1937 der Bund Freie Presse und Literatur gegrundet Bedeutung fur die Soziologie BearbeitenLaut Sven Papcke gehort Schwarzschilds sozialwissenschaftlich gut untermauerte Forderung moglichst schnell das Ende der Illusionen so auch der Titel des bekanntesten Schwarzschild Buches aus dem Jahr 1934 herbeizufuhren zu den wichtigsten Deutungen des Aufstiegs der Herrschaft und der allfalligen Verkennung des Nationalsozialismus die das Exil vorgelegt hat 4 In seinem Werk Ende der Illusionen hatte Schwarzschild verbreitete zeitgenossische Fehlurteile uber die Friedensschlusse nach 1919 die vielen Wirtschaftskrisen die Konfliktvermeidung Volkerbund Abrustung und die Profitgier prasentiert und analysiert Gleichzeitig erlauterte er die soziale Funktion solcher Derivationen Vilfredo Pareto als scheinbar rationale Motive des Handelns Resigniert stellte Schwarzschild in der Emigration fest dass auch die deutschen Fluchtlinge weiter ihre jeweiligen Ideologien und Illusionen pflegten und zu keiner gemeinsamen Argumentation fahig waren Schriften Auswahl BearbeitenDas Ende der Illusionen Querido Verlag Amsterdam 1934 Primer Of The Coming World Knopf New York 1944 Von Krieg zu Krieg Querido Verlag Amsterdam 1947 The Red Prussian The Life and Legend of Karl Marx Scribner New York 1947 Der rote Preusse Leben und Legende von Karl Marx Stuttgart 1954 Chronik eines Untergangs Deutschland 1924 1939 Die Beitrage Leopold Schwarzschilds in den Zeitschriften Das Tage Buch und Das Neue Tage Buch hrsg v Andreas Wesemann Czernin Verlag Wien 2005 ISBN 3 7076 0156 0Literatur BearbeitenSchwarzschild Leopold In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 19 Sand Stri Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica De Gruyter Berlin u a 2012 ISBN 978 3 598 22699 1 S 159 185 Martin Mauthner German Writers in French Exile 1933 1940 Vallentine Mitchell u a London u a 2007 ISBN 978 0 85303 540 4 Sven Papcke Deutsche Soziologie im Exil Gegenwartsdiagnose und Epochenkritik 1933 1945 Campus Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 593 34862 4 darin Kapitel I Zur Soziologie der Illusion Leopold Schwarzschild S 13 37 Dieter Schiller In bewusstem Gegensatz zu der kommunistisch ullsteinschen Bande Schwarzschilds Bund Freie Presse und Literatur in Paris In Anne Saint Sauveur Henn Hrsg Fluchtziel Paris Die deutschsprachige Emigration 1933 1940 Metropol Berlin 2002 ISBN 3 932482 85 9 S 215 229 Martin Jung Schwarzschild In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 31 33 Digitalisat zur Familie Schwarzschild Leopold in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 680Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Leopold Schwarzschild Quellen und Volltexte Literatur von und uber Leopold Schwarzschild im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Leopold Schwarzschild Collection 1940 1955 des Leo Baeck Institute im Internet Archive Annette Wilmes Weimarer Republik und Nazi Herrschaft Leopold Schwarzschild Chronik eines Untergangs Deutschland 1924 1939 Deutschlandfunk Kultur 2 Februar 2006 Rezension Brigitte Baetz Leopold Schwarzschild Aufklarung aus dem Exil Deutschlandfunk 10 September 2020 Nachlass Bundesarchiv N 2277Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Wilhelm von Sternburg Es ist eine unheimliche Stimmung in Deutschland Carl von Ossietzky und seine Zeit Aufbau Verlag Berlin 1996 ISBN 3 351 02451 7 S 167 Michael Hepp Hrsg Die Ausburgerung deutscher Staatsangehoriger 1933 45 nach den im Reichsanzeiger veroffentlichten Listen Band 1 Listen in chronologischer Reihenfolge De Gruyter Saur Munchen 1985 ISBN 978 3 11 095062 5 S 3 Nachdruck von 2010 Sven Papcke Deutsche Soziologie im Exil Gegenwartsdiagnose und Epochenkritik 1933 1945 Campus Frankfurt am Main 1993 S 31 Sven Papcke Deutsche Soziologie im Exil Gegenwartsdiagnose und Epochenkritik 1933 1945 Campus Frankfurt am Main 1993 S 17Normdaten Person GND 118612093 lobid OGND AKS LCCN n98108417 NDL 00526008 VIAF 83826918 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwarzschild LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist und SoziologeGEBURTSDATUM 8 Dezember 1891GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 2 Oktober 1950STERBEORT Santa Margherita Ligure Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Schwarzschild amp oldid 237718372