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Das Tage Buch war eine unabhangige uberparteiliche deutsche Wochenschrift die von Januar 1920 bis Januar 1933 veroffentlicht wurde Sie wurde von dem linksliberalen Wiener Publizisten und Theaterkritiker Stefan Grossmann unter der Mithilfe des Verlegers Ernst Rowohlt gegrundet und herausgegeben 1922 stiess der aus Frankfurt am Main stammende Journalist Leopold Schwarzschild zur Redaktion hinzu der nach dem Abtritt Grossmanns alleiniger Herausgeber wurde Schwarzschild musste 1933 von den Nationalsozialisten bedroht nach Frankreich ins Exil gehen Dort publizierte Schwarzschild bis zum Einmarsch der Deutschen 1940 die Fortsetzung Das Neue Tage Buch Das Tage BuchBeschreibung deutsche politisch literarische ZeitschriftErstausgabe Januar 1920Einstellung Januar 1933 1940 Erscheinungsweise wochentlichHerausgeber Stefan Grossmann Leopold Schwarzschild Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Das Tage Buch bis 1933 1 2 Das Neue Tage Buch 2 Autoren der Zeitschrift 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Tage Buch bis 1933 Bearbeiten Das Tage Buch wurde von Stefan Grossmann unter der Mithilfe von Ernst Rowohlt im Jahr 1920 in Berlin gegrundet 1922 stiess Leopold Schwarzschild zur Redaktion hinzu und wurde Mitherausgeber Grossmann trat 1927 aufgrund einer schweren Krankheit als Herausgeber zuruck veroffentlichte jedoch weiter im Tage Buch und anderen Medien Danach ubernahm der Publizist Kurt Reinhold die Leitung des feuilletonistischen Teils auf dem Titelblatt wurde nun nur noch Schwarzschild als Herausgeber vermerkt Die Qualitat des Blattes litt unter dem Weggang Grossmanns ebenso wie unter der Abwerbung Carl von Ossietzkys durch Die Weltbuhne im April 1926 unterschritt aber ein gewisses Niveau nie Ab Heft 2 1927 wurde der Bindestrich aus dem Titel gestrichen und nannte sich die Zeitschrift Tagebuch 1 In der ersten Ausgabe des Tage Buchs erlauterte Grossmann das Konzept seiner Zeitschrift Diese Zeitschrift rechnet mit urteilsfahigen Lesern Das Tage Buch kann und wird keiner Partei dienen wohl aber hoffe ich auf eine Verschworung der schopferischen Kopfe neben uber trotz den Parteien Das Tage Buch will lieber berichten als urteilen lieber Material zur Urteilsbildung bringen als das Urteil selbst Die Wochenschrift war zwar parteiunabhangig hatte aber ein ausgepragt linksdemokratisches Profil das sich besonders deutlich in einer neuen Rubrik zeigte Ab dem 26 November 1921 eroffnete nicht mehr ein Leitartikel sondern ein Konglomerat aus anonymen tagespolitischen Glossen das Heft betitelt Tagebuch der Zeit Neben im engeren Sinn politischen Themen wurden immer wieder kritische Stellungnahmen zur Rechtspraxis der Weimarer Republik veroffentlicht So erschienen unter dem Pseudonym Ein Richter in unregelmassigen Abstanden Texte die Vorgange am Strafgerichtshof in Berlin Moabit stark problematisierten Ab Heft 9 1926 veroffentlichte das Blatt unter Aus meinem Panoptikum Portratkarikaturen B F Dolbins Eine weitere wichtige Rolle der Zeitschrift war die Forderung und Etablierung der Neuen Sachlichkeit im Journalismus Beruhmte Reportagen Kischs erschienen hier zum ersten Mal der junge Bertolt Brecht veroffentlichte fruhe Lyrik und Prosa viele Exponenten dieser Stromung wie Felix Stossinger Polly Tieck Walter Mehring und Oskar Maurus Fontana kamen hier zu Wort Einige der beruhmtesten Texte von Erich Kastner wurden hier zum ersten Mal gedruckt u a Kennst Du das Land wo die Kanonen bluhn und Jahrgang 1899 Die samstags erscheinende Zeitschrift mit den grunen Umschlagen war von der Weltbuhne inspiriert worden Siegfried Jacobsohn Herausgeber der Weltbuhne hatte sich allerdings im Jahr 1920 mit Grossmann heftig verstritten sodass das Tage Buch eher als Konkurrenzzeitschrift zu werten ist So sah es Jacobsohn nicht gerne wenn Autoren fur beide Blatter schrieben Ausnahmen blieben Beruhmtheiten wie Roda Roda Alfred Polgar Max Brod und Egon Erwin Kisch die Jacobsohn so sehr schatzte dass er hier inkonsequent blieb Die Spannungen zwischen Tage Buch und Weltbuhne blieben noch einige Zeit nach Jacobsohns Tod 1926 bestehen Kurt Tucholsky veroffentlichte nie eine Zeile dort und beschwerte sich des Ofteren in Briefen dass Weltbuhne Mitarbeiter wie Anton Kuh die besseren Texte fur das Tage Buch schrieben Auch im Aufbau und Format war das Tage Buch der Weltbuhne nachgestaltet es gab den vorderen politischen Teil und endete mit zweispaltigen Glossen beide Zeitschriften waren in Antiquaschrift gesetzt Beide Blatter verfolgten eine konsequent pazifistische Linie Politisch stand das Blatt wohl auch wegen Grossmanns sozialistischer Vergangenheit der Sozialdemokratie naher als die kommunistenfreundliche Weltbuhne Ab spatestens 1928 ist eine deutliche Versohnung und Annaherung beider Blatter zu spuren und mit der historischen Nummer 12 vom November 1931 in der sich das Tage Buch im Weltbuhne Prozess angriffslustig auf die Seite Ossietzkys schlagt und im selben Tonfall wie Tucholsky die Justiz attackiert sind beide Blatter als sich erganzende Schwesterzeitschriften anzusehen Die Theaterkritik spielte im Tage Buch nur eine geringe Rolle wohl wegen der erdruckenden Konkurrenz der Weltbuhne die ursprunglich unter dem Namen Schaubuhne ein reines Theaterblatt war und diese Tradition noch weiter pflegte Dafur besass das Tage Buch eine exzellente Bucher Rubrik mit Kritiken von hoher feuilletonistischer Qualitat Ab Mitte der 1920er Jahre beginnt die Zeitschrift zu einer der wichtigsten Quellen fur die Rezeption neuer Literatur in der Weimarer Republik zu werden Beliebt waren Umfragen in denen Schriftsteller erzahlten was sie grade lasen Ein aus heutiger Sicht herausragendes Verdienst des Tage Buchs ist die fruhe und prophetische Erkenntnis dass Adolf Hitler eine ernste Gefahr fur die Weimarer Republik darstellte Zu den Hohepunkten der linksliberalen Hitler Analyse in der Weimarer Republik gehoren Stefan Grossmanns Rezension von Mein Kampf im Heft 45 1925 2 und die Sezierung von Hitlers Rede Technik durch Karl Tschuppik im Aufsatz Hitler spricht Heft 13 1927 Nach dem Schaubuhnen und Weltbuhnen Reprint 1978 1979 plante der Athenaum Verlag auch eine vollstandige Neuausgabe des Tage Buchs Aus finanziellen Grunden wurde das Projekt 1981 nach dem 8 Band abgebrochen die Jahrgange 1927 bis 1933 wurden nie nachgedruckt Das Neue Tage Buch Bearbeiten nbsp Ausgabe der von Schwarzschild herausgegebenen Exilzeitschrift Das neue Tage Buch mit Hinweis auf Bruder Hitler von Thomas MannNach der Machtubernahme der Nationalsozialisten fluchtete Schwarzschild nach Paris wo er ab dem 1 Juli 1933 Das Neue Tage Buch ebenfalls als Wochenschrift herausbrachte und bis 1940 publizierte Die Zeitschrift hatte eine niederlandische Gesellschaft als Geschaftstrager Schwarzschild veroffentlichte im Neuen Tage Buch regelmassig okonomische Analysen der Verhaltnisse in Deutschland Diese Analysen wurden in vielen europaischen Hauptstadten gelesen Ausserdem brachte das Blatt unter dem Titel Abseits der Reichskulturkammer Beitrage zur Literatur und uber kunstlerische Ereignisse 3 Autoren der Zeitschrift BearbeitenBekannte Autoren waren Walter Benjamin Max Brod Hermann Broch Elisabeth Castonier Hans Fallada Egon Friedell Wilhelm Hausenstein Heinrich Eduard Jacob Ernst Junger Erich Kastner Egon Erwin Kisch Paul Kornfeld Stephan Lackner Theodor Lessing Moshe Lifshits Klaus Mann Thomas Mann Valeriu Marcu Walter Mehring Robert Musil Carl von Ossietzky Alfred Polgar Roda Roda Walther Rode Joseph Roth Karl Tschuppik Robert Walser Jakob Wassermann Erich WelterLiteratur BearbeitenDas Tage Buch hrsg von Stefan Grossmann Nachdruck der Jahrgange 1920 1926 Athenaum Konigstein 1981 ISBN 3 7610 9600 3 Fritz J Raddatz Das Tage Buch Portrat einer Zeitschrift Athenaum Konigstein 1981 ISBN 3 7610 9605 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Das Tage Buch Quellen und Volltexte Nahezu vollstandiges Digitalisat der Zeitschrift auf der Homepage Anno Historische Zeitungen und Zeitschriften der Osterreichischen Nationalbibliothek von Nr 1 1920 bis Nr 9 1938 Siehe auch ANNO AustriaN Newspapers Online Einzelnachweise Bearbeiten ONB ANNO Das Tagebuch Das Tage Buch Abgerufen am 6 August 2020 Stefan Grossmann Hitlers Memoiren in Das Tage Buch 1925 Heft 45 S 1664 Digitalisat bei ANNO Walter A Berendsohn Die humanistische Front In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Deutsche Literatur im Exil 1933 1945 Band II Materialien Frankfurt am Main 1974 S 3 23 hier S 11 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Tage Buch amp oldid 237757109