www.wikidata.de-de.nina.az
Paul Kornfeld 11 Dezember 1889 in Prag Osterreich Ungarn 25 April 1942 im Ghetto Litzmannstadt war ein deutschsprachiger Dramaturg und Schriftsteller Paul Kornfeld vor 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPaul Kornfeld wurde in der Prager Neustadt im Haus V Jame Nr 1671 in der Nahe des Wenzelsplatzes geboren Er entstammte einer judischen Familie Seine Vorfahren waren Rabbiner und Talmud Gelehrte darunter auch sein Urgrossvater Aron Kornfeld 1795 1881 der die letzte Jeschiwa in Bohmen geleitet hatte 1 Der Vater Moriz Kornfeld 1852 1934 besass in Prag einen Spinnereibetrieb und eine Farberei galt aber daneben als Kenner philosophischer religioser und belletristischer Werke Kornfeld erhielt nach dem Besuch der Prager Schule in der Panska Strasse und des Gymnasiums in der Stepanska Strasse Stephansgymnasium im Juni 1908 seine Matura und studierte an der Karl Ferdinands Universitat Zu seinen Schulkameraden am Stephansgymnasium gehorten Franz Werfel und Willy Haas der spatere Herausgeber der Wochenzeitung Die Literarische Welt Schon wahrend der Schulzeit orientierten sie sich an Georges Algabal Goethes Faust und am Werk von Byron 2 Gemeinsam mit Max Brod organisierten die Freunde Treffen bei denen sie einander eigene literarische Texte vorlasen Hieruber berichteten Franz Werfel in seinem Werk Der Abituriententag und Max Brod in seinen Memoiren Streitbares Leben Gelegentlich fanden die Treffen in der elterlichen Wohnung der Kornfelds statt Ein standiger Gast war Paul Kornfeld im Literatencafe Arco wo sich zu Beginn des 20 Jahrhunderts die bohmischen Schriftsteller und Dichter trafen Neben seinem eigenen Freundeskreis waren es u a Oskar Baum Rudolf Fuchs Hans Janowitz und dessen Bruder der Lyriker Franz Janowitz 3 Franz Kafka Egon Erwin Kisch Otto Pick und Johannes Urzidil Als Publikationsorgan dienten dem sogenannten Prager Kreis zwischen 1911 und 1912 besonders die Herder Blatter Nach dem Tod seines alteren Bruders im Juni 1905 erwartete die Familie dass Paul Kornfeld nach dem Studium die Nachfolge im vaterlichen Unternehmen antreten wurde Wegen seiner literarischen Ambitionen aber auch um der Prager Stimmung einer uberhitzten und vorwiegend destruktiven Intelligenz zu entkommen zog Paul Kornfeld im Jahr 1914 nach Frankfurt am Main wo ihm sein dichterischer Durchbruch gelang 4 Das 1913 geschriebene Erstlingswerk Die Verfuhrung ein Fruhwerk des Expressionismus erschien 1916 und wurde 1917 am Schauspielhaus Frankfurt uraufgefuhrt In Frankfurt heirateten Paul Kornfeld und die Schauspielerin Fritta Brod 1896 1988 im Jahr 1919 In diesem Jahr nannte Kornfeld die Adresse Kronberg im Taunus Frankfurter Strasse 10 5 Die Ehe wurde 1926 geschieden Das opernhafte Mysterienspiel Himmel und Holle wurde 1918 19 von Hermann Bahr fur das Burgtheater akzeptiert durfte aber in Folge nicht aufgefuhrt werden 6 In der Folgezeit distanzierte sich Kornfeld vom Expressionismus und verarbeitete diesen in der Komodie Der Traum 1922 bei Rowohlt erschienen satirisch 1925 holte Max Reinhardt Kornfeld als Dramaturg nach Berlin und 1927 wechselte er nach Darmstadt an das Hessische Landestheater zu Gustav Hartung Hier kam es zu einem Eklat Kornfeld konterte nach einem Gastspiel der Habima eines seit 1916 bestehenden hebraischen Theaterensembles die deutlich rassistisch gepragten Einwande der lokalen Kritik 4 In dieser Auseinandersetzung ergriff der Publizist Stefan Grossmann in seiner Zeitschrift Das Tage Buch Partei fur Kornfeld aber er demissionierte trotzdem und wechselte 1928 erneut nach Berlin wo er nunmehr Artikel in Grossmanns Zeitschrift veroffentlichen konnte Neben Ernst Rowohlt zahlten Hermann Ungar und Ludwig Marcuse zu seinem Freundeskreis Das Stuck Jud Suss das am Theater am Schiffbauerdamm mehr als 30 mal gespielt wurde wurde wegen seiner Aktualitat zu seinem grossten Buhnenerfolg Hier zeichnet Kornfeld die Anpassung an ein antisemitisches Umfeld nach dessen Streben der Vermeidung von Verachtung und Erniedrigungen gilt Im Dezember 1932 ubersiedelte er nach siebzehn Jahren zuruck nach Prag Impuls fur seine Ruckkehr war der 80 Geburtstag seines Vaters Nach Deutschland kam Kornfeld wegen der Machtubernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 nicht mehr zuruck Von Ernst Rowohlt hatte er inzwischen das Angebot erhalten dass er Kornfelds ersten Roman verlegen wurde Von 1933 bis 1941 schrieb Paul Kornfeld am sogenannten Blanche Konvolut das erst 1957 im Rowohlt Verlag in einer von Kurt Kusenberg gekurzten Fassung unter dem Titel Blanche oder Das Atelier im Garten veroffentlicht wurde 4 Kornfeld wohnte damals in dem Prager Stadtviertel Vinohrady in der Strasse Horni Stromce und Manesova Strasse Obwohl er wusste dass er in Prag nicht in Sicherheit war und mit Verwandten nach England hatte fliehen konnen wollte er Prag nicht verlassen Vor seiner Verhaftung am 31 Oktober 1941 durch die SS und Deportation in das Ghetto Litzmannstadt Lodz wo er nach einem halben Jahr an Typhus starb schaffte er es sein Romanmanuskript bei einer Tschechin zu verstecken die es nach dem Krieg seinen Verwandten in London gab In der Prager Pinkas Synagoge tragt eine Gedenktafel den Namen Paul Kornfelds Werke BearbeitenDie Verfuhrung Tragodie in funf Akten Fischer Berlin 1916 online Legende Fischer Berlin 1917 Himmel und Holle Tragodie in funf Akten und einem Epilog Fischer Berlin 1919 Der ewige Traum Komodie Rowohlt Berlin 1922 online Palme oder Der Gekrankte Eine Komodie in funf Akten Rowohlt Berlin 1924 Jud Suss Tragodie in drei Akten und einem Epilog U 7 Oktober 1930 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin Rollenbuch bei Rowohlt Theater Verlag Reinbek Kilian oder die gelbe Rose Komodie Buhnenmanuskript aus 1926 Rowohlt Hamburg ca 1950 Blanche oder das Atelier im Garten Roman Rowohlt Hamburg 1957 Neuauflage 1980 ISBN 3499125374 Revolution mit Flotenmusik und andere kritische Prosa 1916 1932 Hrsg und kommentiert von Manon Maren Grisebach Schneider Heidelberg 1977 Literatur BearbeitenManon Maren Grisebach Kornfeld Paul In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 591 f Digitalisat Kornfeld Paul In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 14 Kest Kulk Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 22694 2 S 242 249 Manon Maren Grisebach Weltanschauung und Kunstform im Fruhwerk Paul Kornfelds Dissertation Hamburg 1960 Wilhelm Haumann Paul Kornfeld Leben Werk Wirkung Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1996 ISBN 3 8260 1061 2 Manon Andreas Grisebach Kornfeld Paul In Andreas B Kilcher Hrsg Metzler Lexikon der deutsch judischen Literatur Judische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklarung bis zur Gegenwart 2 aktualisierte und erweiterte Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02457 2 S 296f Margarita Pazi Funf Autoren des Prager Kreises Frankfurt am Main 1978Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Paul Kornfeld Quellen und Volltexte Literatur von und uber Paul Kornfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Paul Kornfeld im Projekt Gutenberg DE Walter Dimter Kornfeld Paul In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Paul Kornfeld Sammlung im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Gustav Krojanker Hrsg Leo Sborowitz Paul Kornfeld Berlin 1922Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Haumann Paul Kornfeld Leben Werk Wirkung Wurzburg 1996 S 3 Norbert Abels Franz Werfel Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2002 S 17 Jurgen Born Michael Muller Hrsg Franz Kafka Briefe an Milena Fischer Frankfurt am Main 1983 S 349 a b c Walter Dimter Kornfeld Paul In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Autograph Paul Kornfeld Postkarte vom 29 August 1918 Antiquariat Kristen Berlin ZVAB vom 1 September 2009 Hermann Bahr Liebe der Lebenden Tagebucher 1921 23 Hildesheim Borgmeyer 1925 II 63 und 89 Normdaten Person GND 118565494 lobid OGND AKS LCCN nr92001306 VIAF 2518478 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kornfeld PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramaturg und SchriftstellerGEBURTSDATUM 11 Dezember 1889GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 25 April 1942STERBEORT Ghetto Litzmannstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Kornfeld amp oldid 230618802