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Das Schauspielhaus in Frankfurt am Main war ein 1899 bis 1902 errichteter Theaterbau am Gallustor Der historistische Bau des Berliner Theaterarchitekten Heinrich Seeling signalisierte mit exotisch unterfutterter Neorenaissance und einem freien Zitat der Berliner Reichstagskuppel staatstragende Bedeutung wahrend Jugendstildetails dezent den Willen zur Moderne andeuteten 1 In den 1920er Jahren wurde es ein Zentrum des expressionistischen Theaters in Deutschland und zur Talentschmiede fur Autoren und Schauspieler 2 Bei einem Luftangriff auf Frankfurt wurde das Schauspielhaus 1944 im Inneren vollig zerstort wahrend die Bausubstanz und Teile der Fassade erhalten blieben Schauspielhaus Ansicht von 1914Seit dem Wiederaufbau 1950 1951 diente es als Grosses Haus der Stadtischen Buhnen der Oper Frankfurt als Spielstatte 1960 bis 1963 wurden die erhaltenen Fassadenteile abgetragen und der verbleibende Baukorper in die Theaterdoppelanlage der Stadtischen Buhnen integriert Neben der Oper in der Teile der Altbausubstanz noch heute vorhanden sind wurde eine neue Buhne fur das Schauspiel Frankfurt errichtet Dem Theater wurde eine 120 Meter lange Glasfassade vorgelegt hinter der das gemeinsame Foyer beider Buhnen liegt Die Stadtischen Buhnen sowie die politischen Gremien der Stadt Frankfurt planen einen modernen Neubau anstelle der sanierungsbedurftigen Doppelanlage Mehrere Initiativen setzen sich dagegen fur eine Sanierung des bestehenden Gebaudes bzw fur eine Rekonstruktion des ursprunglichen Schauspielhauses ein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Schauspielhaus 1 2 Grosses Haus der Stadtischen Buhnen 1 3 Theaterdoppelanlage der Stadtischen Buhnen 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Innenraume 2 3 Die Pantherquadriga 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach der Eroffnung des prunkvollen Opernhauses 1880 diente das 1782 erbaute Comoedienhaus am Theaterplatz dem heutigen Rathenauplatz zunachst weiterhin als Schauspielhaus Es war bei der Burgerschaft sehr beliebt aber zu klein fur die seit 1782 von etwa 30 000 auf uber 300 000 Einwohner gewachsene Stadt Uberdies entsprach der bescheidene klassizistische Bau nicht mehr den Reprasentationsbedurfnissen der wilhelminischen Epoche Der machtige Aufschwung des Handels und Wandels in Frankfurt am Main und der dadurch gewachsene Wohlstand der Einwohnerschaft der alten Reichsstadt haben schon seit einer ganzen Reihe von Jahren den Wunsch hervortreten lassen neben dem mit Goethes Namen eng verknupften fur die heutigen Verhaltnisse aber nicht mehr ausreichenden alten Schauspielhause aus dem Jahre 1782 und neben Lucaes prachtigem Opernhaus ein neues allen Anforderungen unserer Zeit entsprechendes Schauspielhaus zu besitzen Centralblatt der Bauverwaltung August 1899 3 1899 schrieb die Stadt einen beschrankten Wettbewerb unter zwei damals bekannten Theaterarchitekten aus Heinrich Seeling aus Berlin und Fellner amp Helmer aus Wien Seeling gewann mit einem uppig mit Skulpturen und Ornamenten geschmuckten Entwurf der an vergleichbare Grossbauten wie den 1888 eroffneten Centralbahnhof und das Hauptpostamt auf der Zeil 1891 erinnerte 3 Schauspielhaus Bearbeiten nbsp Das noch im Bau befindliche Schauspielhaus mit der Jugendstilfassade im Jahr 1902 nbsp Postkarte zum Abschied vom alten Stadttheater 1902 Hauptartikel Schauspiel Frankfurt Am 28 August 1899 Goethes 150 Geburtstag wurde der Grundstein fur den Neubau gelegt Das Baugrundstuck lag im sudwestlichen Teil der Frankfurter Wallanlagen die eigentlich durch die Wallservitut vor Bebauung geschutzt waren Fur das Schauspielhaus bewilligten die Stadtverordneten wie bereits 20 Jahre zuvor fur das Opernhaus eine Ausnahme Zum von Seeling entworfenen Ensemble gehorten ausser dem Schauspielhaus auch ein Restaurationsgarten fur das Wein und Bierrestaurant Faust der zur Strasse mit Kolonnaden abschloss und drei Wohn und Geschaftshauser an der Neuen Mainzer Strasse Fur den Restaurations und Geschaftsbau der lediglich zur besseren Verzinsung des Unternehmens dient und hier kein besonderes Interesse bietet 4 wurde eines der schonsten klassizistischen Gebaude Frankfurts das 1820 von Salins de Montfort errichtete Palais Grunelius abgerissen 1 Die Baukosten wurden mit 1 900 000 Mark fur das Theater und 560 000 Mark fur den Restaurationsgarten und die Nebengebaude veranschlagt Am 30 Oktober 1902 nahmen die Frankfurter mit einer Auffuhrung von Iphigenie auf Tauris Abschied vom alten Stadttheater Intendant Emil Claar hatte einen zwolfstrophigen wehmutigen Epilog auf das Comoedienhaus verfasst den die Schauspielerin Charlotte Boch nach der Vorstellung vortrug Darin ging er auch auf den Neubau ein Wir freuten uns die Tore zu erreichen des Prachtbau s stolz und kostbar hingestelltDurch Burgerkraft und Kunstsinn sondergleichenZu schaffender Begeisterung gesellt Auf seinen Zinnen gold ner Wohlfahrt Zeichen Dem Weltenspiegel eine neue Welt Emil Claar 5 Am Samstag den 1 November 1902 hob sich der Vorhang zum ersten Mal im neuen Schauspielhaus Auf dem Programm stand ein eigens fur die Festvorstellung geschriebenes Vorspiel von Ludwig Fulda dem der Prolog und der erste Akt von Faust I sowie Wallensteins Lager folgten 6 In den Zeitungen fand der Neubau differenzierte Anerkennung Seeling bedient sich durch die Modestromungen nicht beirrt der ihm eigenthumlichen wohllautenden Sprache einer Abwandlung der italienischen Hochrenaissance die unter Vermeidung klassicistischer Gemeinplatze dem Barock zuneigt und bei aller Prachtentfaltung wie sie dem grossstadtischen Theatergebaude zukommt edles Mass zu halten nie unterlassen wird 7 Ludwig Bernoully erinnerte an den Sturm der Entrustung den die Ubertragung des Auftrages an die Theaterfabrik Seeling in der deutschen Architektenwelt entfachte und bemangelte die fehlende Originalitat des Entwurfes Frankfurt stellt sich ein Theater hin genau so wie andere Seelingsche Theater im deutschen Vaterlande stehen es beruhrt mich wie eine Person die ich wieder treffe und mit der ich mich fruher schon einmal sehr gelangweilt habe 8 Ein anderer Kritiker stellte fest Der Genius der Hochbesteuerten verkorpert sich darin und nicht das kleinste Teilchen der Erinnerung an einen Semper oder Visconti Ich mochte freilich denjenigen sehen der mir den Aufbau und den Aufputz kunstlerisch rechtfertigen konnte so wie er sich an der Seite der Friedensstrasse abhebt 9 Abgesehen von Kritik an der Akustik wurde das Haus von den Burgern gut angenommen Fur Spott sorgte die zu schmal gebaute Vorfahrt deren Pfeiler nachtraglich versetzt werden mussten damit die Equipagen der Besucher hindurchpassten Von 1902 bis 1944 diente der Bau als Spielstatte des Schauspiels Frankfurt einer Sparte der Stadtischen Buhnen Das Schauspielhaus war Ort zahlreicher Erst und Urauffuhrungen so des Theaterstucks Fiorenza von Thomas Mann am 11 Mai 1907 der Hochzeit von Bertolt Brecht 1926 und der Komodie Zero von Fritz von Unruh 1932 Wahrend der Zeit der Weimarer Republik stand das Schauspielhaus unter der Leitung von Richard Weichert 1920 1929 der ein Schuler Max Reinhardts war und von Alwin Kronacher 1929 1933 Damals galt das Haus als ein Zentrum des expressionistischen Theaters in Deutschland unter anderem durch die Buhnenbilder von Ludwig Sievert und als Talentschmiede fur Autoren und Schauspieler 2 Bei dem schweren Tagesangriff vom 29 Januar 1944 der United States Army Air Forces brannte das Schauspielhaus aus blieb aber in seiner Rohbausubstanz weitgehend erhalten Der Buhnenturm war eingesturzt und hatte die gesamte Buhnentechnik zerstort Galerien und Range des Zuschauerraums sowie Garderoben Gange und Treppenhauser waren verwustet Lediglich der Malsaal war weitgehend unversehrt geblieben Am selben Tag wurde auch das Opernhaus so schwer beschadigt dass kein Spielbetrieb mehr moglich war Grosses Haus der Stadtischen Buhnen Bearbeiten nbsp Grosses Haus nach Wiederaufbau 1952 oder 1953 Hauptartikel Oper Frankfurt 1945 bis 1960 Provisorium und Wiederaufbau Im September 1945 begann das Schauspiel Frankfurt mit einem provisorischen Spielbetrieb in den wenigen unzerstorten Salen Frankfurts vor allem im Borsensaal Bereits im Juni 1946 erklarte Oberburgermeister Kurt Blaum dass an einen Wiederaufbau des Opernhauses vorerst nicht zu denken sei Stattdessen solle die Oper in das bisherige Schauspielhaus verlegt werden das eventuell spater zu einem gemeinsamen Haus fur Oper und Schauspiel ausgebaut und durch einen Flugelanbau erganzt werden konne Die Opernhausruine konne spater gemass einem schon im Fruhjahr 1946 veroffentlichten Vorschlag zu einem Kongresszentrum mit einem Konzertsaal fur 2000 Besucher umgestaltet werden 10 1948 entschied der Magistrat das Schauspielhaus als Spielstatte fur die Oper Frankfurt wiederaufzubauen Die Stadt konnte und wollte in Anbetracht anderer dringlicher Wiederaufbauprojekte zunachst nur wenig Geld fur die Wiederherstellung des Kulturbetriebes ausgeben Anfang 1950 wurde der Wiederaufbau durch die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung trotzdem gestoppt und beschlossen den Spielbetrieb der Stadtischen Buhnen vollstandig einzustellen Erst nach massiven offentlichen Protesten u a wurden rund 50 000 Unterschriften fur den Erhalt und Wiederaufbau der Stadtischen Buhnen gesammelt fiel im Oktober 1950 der Beschluss zum Weiterbau Vollstandig neu errichtet wurde dabei das Buhnenhaus das die damals grosste Drehbuhne Europas erhielt Auch Zuschauerraum und Innenraume wurden neu gestaltet wahrend die Fassade zum Theaterplatz weitgehend erhalten blieb Am 23 Dezember 1951 wurde der Neubau als Grosses Haus der Stadtischen Buhnen eingeweiht Die Baukosten betrugen uber 10 Millionen DM anstelle der zuvor veranschlagten 8 15 Millionen Trotz der dadurch entstandenen offentlichen Emporung erwies sich das Haus als grosser Erfolg da sowohl Ensemble als auch Publikum eine Aufbruchstimmung nach uber 7 Jahren Provisorium verspurten Eine Vereinbarung sah vor das Grosse Haus uberwiegend fur die Oper und nur an zwei Abenden der Saison fur das Schauspiel zu nutzen Das Schauspiel musste daher weiterhin im Borsensaal spielen Theaterdoppelanlage der Stadtischen Buhnen Bearbeiten nbsp Im Innenhof vor dem Buhnenturm sind bis heute Fassadenelemente des ehemaligen Schauspielhauses zu erkennen 2007 Hauptartikel Stadtische Buhnen Frankfurt Ausbau zur Theaterdoppelanlage 1956 begannen erste Planungen das Grosse Haus zu einer sogenannten Theaterdoppelanlage auszubauen die Oper und Schauspiel unter einem Dach vereinen sollte Als Standort bot sich das Nachbargrundstuck des ehemaligen Restaurationsgartens und der Gebaudetrakt an der Neuen Mainzer Strasse an die seit Kriegsende Ruinen waren 1960 wurde dort zunachst eine neue Spielstatte Kleines Haus fur das Schauspiel errichtet spater noch ein kleines Kammerspiel Insgesamt boten die drei Spielstatten der Stadtischen Buhnen nun Platz fur 2540 Zuschauer 1962 wurden das Portal des alten Schauspielhauses von 1902 abgetragen und beiden Gebaudeteilen ein breites Foyer mit einer 120 Meter langen Glasfassade vorgelegt Unter der Decke des Foyers hangt uber die ganze Breite des Gebaudes die Plastik Goldwolken des ungarischen Kunstlers Zoltan Kemeny 1907 1965 Marc Chagall 1887 1985 malte 1959 im Auftrag der Stadt fur das Foyer das Gemalde Commedia dell Arte 1963 war die neue Doppelanlage fertiggestellt Im Grossen Haus spielt seitdem die Oper Frankfurt im Kleinen Haus das Schauspiel Frankfurt Am 12 November 1987 brannte der Buhnenturm der Oper bei einem Feuer das von einem Obdachlosen verursacht wurde vollstandig aus In der Zeit in der das Haus zerstort war war die Oper im benachbarten Schauspiel beheimatet und das Schauspiel seinerseits im Bockenheimer Depot Die Oper wurde in unveranderter Form wieder aufgebaut und 1991 wieder in Betrieb genommen Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Kolorierte Ansicht mit dem Kuppelbau des Buhnenturms 1906Das Schauspielhaus erhielt eine in hellem Sandstein ausgefuhrte Schaufassade zum Gallustor mit zwei Eckrisaliten auf quadratischem Grundriss mit obeliskartigen Hauben Zwischen diesen Pylonen sprang ein dreiachsiges Giebelportal mit hohen Rundbogenfenstern im Hauptgeschoss vor Dem Portal war eine Unterfahrt mit Altan vorgelagert der von dorischen Pfeilern und Saulen getragen wurde Das Relief im Dreiecksgiebel eine allegorische Darstellung der Poesie mit ihren Tochtern Tragodie und Komodie war ein Werk des Frankfurter Kunstlers Augusto Varnesi Die Fassaden der von Schwanenfiguren gekronten Eckpylone waren mit Busten von Goethe und Schiller geschmuckt die Simse unterhalb der Dachhauben mit dem Frankfurter Stadtwappen Die Fassaden der beiden Seitentrakte erhielten Blendnischen die mit den Rundbugen des Portals korrespondierten In den Nischen befanden sich Reliefallegorien der Dichtung und der Rhetorik Auf der Laterne der Kuppel uber dem Buhnenturm reckte sich die Muse Melpomene die Personifizierung der Tragodie 11 Die geflugelte Sphinx auf dem Dachfirst uber dem Zuschauertrakt stand fur das archaische Griechenland als Ursprung der Tragodie und der europaischen Dichtkunst als Allegorie aller Geheimnisse die das Theater bewahrt und offenbart 1 Prunkstuck der Fassade war die Bronzegruppe Thalia auf einer Pantherquadriga auf dem Portalgiebel Als Vorbild diente dem Bildhauer Franz Kruger moglicherweise die Pantherquadriga die Johannes Schilling 1878 fur die Semperoper in Dresden geschaffen hatte Anstelle von Dionysos und Ariadne die Schilling als Patrone der Theaterkunst prasentiert hatte stellte Kruger die Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung auf einem von vier Panthern gezogenen Streitwagen dar Auch die Seitenfassaden waren mit Karyatiden Masken Lowenkopfen und Blumenornamenten geschmuckt In die Mauern wurden die Namen der Dichter gehauen deren Geist in das Haus einziehen sollte Sophokles Euripides Aeschylos Calderon Moliere und Shakespeare Beim Wiederaufbau der kriegszerstorten Ruine 1950 51 nahmen die beauftragten Architekten der stadtische Oberbaurat Ueter und die Architektengemeinschaft Apel radikale Veranderungen vor Das neue Buhnenhaus war ein nuchterner Kubus mit Satteldach Die Saulen und der Altan am Haupteingang wichen glasernen Schwingturen die den Blick ins Vestibul ermoglichten Die Rundbogenfenster wurden bis auf Fussbodenniveau verglast der grosse Balkon durch kaum vorkragende Austritte mit Brustungsgittern ersetzt 12 Innenraume Bearbeiten nbsp Foyer 1902 nbsp Buhne und Proszeniumslogen 1902 nbsp Grundrisse 1899 nbsp Langsschnitt 1899Die drei Zuschauereingange fuhrten durch eine Windfanganlage zunachst in eine 7 90 Meter lange und 23 50 Meter breite Eingangshalle an deren Seiten sich die Kassen sowie die Eingange zu den Treppenhausern des II und III Ranges befanden Die Besucher des Parketts und des I Ranges betraten den Zuschauertrakt uber eine zwolfstufige Freitreppe Drei Turen fuhrten von dort zunachst in einen drei bis vier Meter breiten Umgang an deren Wanden sich die die Garderoben fur die Besucher des Parketts befanden Der Zugang zum Parkett erfolgte uber drei Eingange auf jeder Seite Zwischen den Eingangen befanden sich jeweils vier Logen die durch eigene Wandturen zu betreten waren Der Zugang zu den vier Proszeniumslogen auf jeder Seite erfolgte durch einen kleinen Salon an jedem vorderen Ende des Parkettumganges Am hinteren Ende des Umgangs lagen die Treppenanlagen des I Ranges am vorderen Ende die WC Anlagen links fur Manner und rechts fur Frauen Im I Stock befand sich uber der Eingangshalle ein Foyer fur die Besucher des Parketts und des I Ranges Die Besucher des II und II Ranges konnten das Treiben von den offenen Galerie aus beobachten die gleichzeitig als Zugang zu den Rangen wie als Aufenthaltsraume wahrend der Pausen dienten Im Sommer konnte man vom Parkettumgang aus zudem auf die Terrasse treten vom Umgang des I Ranges aus auf einen 25 Meter breiten und 5 Meter tiefen Balkon Der Zuschauerraum war 18 40 Meter breit und 23 Meter lang Von der 15 Meter hohen Decke hing ein Kronleuchter von drei Metern Durchmesser aus geschliffenem Kristall mit Bronzeornamenten und 700 Gluhlampen Bei der Planung war auf eine moglichst grosse Zahl von Logen geachtet worden Im I Rang gab es ausschliesslich Logenplatze im II Rang nur an der Ruckseite des Zuschauerraums Im Parkett gab es 449 Sitzplatze im I Rang 142 und im II Rang 172 Der III Rang wies 170 Sitz und 36 Stehplatze auf dem Balkon und 146 Sitz und 51 Stehplatze auf so dass das Theater auf insgesamt 1079 Sitz und 87 Stehplatze kam Im Vergleich zum 20 Jahre alteren Opernhaus war der Innenraum des neuen Schauspielhauses deutlich weniger pompos gestaltet In vielen Details zeigten sich Jugendstilelemente beispielsweise an den Spiegeln der Pfeiler und den Galeriegelandern im Foyer sowie im zwischen konvex und konkav wechselnden Schwung der Rangbrustungen Dieser hat sich sogar uber alle radikalen Umgestaltungen bis heute gehalten 2 Deutlich prachtiger als die Range waren die Logen im Proszenium geschmuckt mit Karyatiden und Masken im ersten Rang Der Hauptvorhang der Buhne war ein Werk des Wiener Kunstlers Alexander Rothaug Eine Allegorie mit dem Titel Triumph der Liebe stellte eine Rosen spendende Aphrodite dar die von Putten und Eroten begleitet wurde Die Gottin schwebte uber einem von der Liebe gezahmten Kentaurenpaar das die Wildheit der Natur symbolisierte Die Buhne wurde von einer Zierwand umrahmt deren Mittelpunkt eine Krone bildete von der aus sich ein Baldachin mit goldenen Fransen nach beiden Seiten teilte Zu den Seiten der Krone thronten zwei Genien ein mannlicher mit lodernder Fackel die Begeisterung verkorpernd und ein weiblicher der die Freude darstellte Mit einer Breite von 24 Metern und einer Tiefe von 15 75 Metern galt die Buhne fur ihre Entstehungszeit als beachtlich gross dahinter lag noch eine 14 Meter breite und 8 Meter tiefe Hinterbuhne Die Buhnenoffnung mass 10 50 Meter in der Breite Ein versenkter Orchestergraben erlaubte die Auffuhrung von Singspielen und Operetten Die Buhnenmaschinerie bestand aus vier hydraulischen Versenkungen von je 9 1 10 Metern einer Donnermaschine und einer Windmaschine auf der Galerie und einem Schnurboden mit 59 Zugen Rechts der Buhne befanden sich vier Herrengarderoben links funf Damengarderoben fur die Schauspieler dazu die Magazine fur Requisiten Bereits nach wenigen Jahren entsprach die Buhneneinrichtung nicht mehr dem Stand der Technik vor allem den modernen Anspruchen an Buhnenbild und Inszenierung 1919 beauftragte die Stadt Frankfurt den Sachverstandigen Adolf Linnebach mit einem Gutachten Er urteilte uber die Buhnentechnik des mittlerweile 20 Jahre alten Schauspielhauses Ganz allgemein herrschte damals noch die aus der Zeit der italienischen Renaissance ubernommene Buhnen und Dekorationsart Alle Einrichtungen dienten mehr oder weniger der Verschiebung von Kulissen und Setzstucken oder dem Hochziehen und Herablassen von Hangestucken Prospekten Soffitten und den sogenannten Bogen die Spielflache laubenahnlich umrahmende Leinwandflachen Mit Hilfe der Perspektivmalerei wurden denn auch die gewaltigsten Innen und Aussenarchitekturen unendlich tiefe Saulenhallen kilometerlange Strassenzuge vorgetauscht Dagegen setzte Linnebach die aktuelle Inszenierungspraxis die erkannt habe dass die Buhnenszene wie jeder andere Raum nach architektonischen Gesetzen gestaltet werden muss Daraus entsteht die Notwendigkeit mindestens den vorderen Teil der Spielflache mit korperhaft gestalteten Dekorationen zu bebauen Der Auf und Umbau der massiven Dekorationen und des Mobiliars erforderte einen grossen Aufwand an Zeit und Arbeitskraften Die Verwandlungspausen zogen sich in die Lange und liessen das Publikum unruhig werden Linnebach empfahl einen radikalen Umbau der Buhne und des Zuschauerraums um zugleich die Akustik zu verbessern Dieses Projekt konnte die Stadt aber in der Zeit der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg nicht finanzieren Es blieb beim Einbau einer Drehbuhne von 17 Metern Durchmesser und eines beweglichen Buhnenportals mit dem der Buhnenausschnitt auf bis zu funf Meter reduziert werden konnte 13 Beim Wiederaufbau 1950 51 wurde Linnebach inzwischen Professor in Munchen beauftragt die Buhnentechnik nach neuesten Erkenntnissen zu entwerfen Die Buhne erhielt eine 38 Meter durchmessende Drehbuhne in die eine kleinere ebenfalls drehbare Innenbuhne von 16 Metern eingelassen war Der Orchestergraben war hydraulisch versenkbar bei angehobenem Orchestergraben stand nun eine nutzbare Buhnenflache von 40 40 Metern zur Verfugung was allerdings fast nur bei den Museumskonzerten genutzt wurde da das Grosse Haus fast ausschliesslich der Oper Frankfurt als Spielstatte diente Um den Buhnenausschnitt des Proszeniums zu verandern standen verschiedene Rahmen zur Verfugung Auch der Zuschauerraum wurde vollstandig verandert Die Logen wurden nicht rekonstruiert stattdessen die drei Range weiter zur Buhne vorgezogen Insgesamt bot der Zuschauerraum nun 1450 Platze 14 Alle Innenraume wie auch die neue Wandelhalle mit ihren geschwungenen Seitentreppen waren dem Stil der 1950er Jahre entsprechend betont schlicht gehalten Nur die statisch notwendigen Elemente und Wande blieben erhalten und wurden weiss verputzt Im Gegensatz dazu stand die Gestaltung des Zuschauerraums Wandverkleidungen Polsterung und Buhnenvorhang in einem von Rostrot in sanftes Ocker spielenden Farbton gestaltet Volants Draperien Schnorkelleuchter und geschwungene Gesimse verbreiteten eine zwischen Gelsenkirchener Barock und Gutsherren Eleganz schwankende Atmosphare wie sie in vielen Reprasentationsraumen jener Ara gang und gabe war 12 Die Pantherquadriga Bearbeiten nbsp Die Pantherquadriga des Schauspielhauses uberdauerte durch Gluck und schmuckt seit 1981 den Giebel der Alten Oper Durch einen glucklichen Zufall blieb die Pantherquadriga erhalten Sie wurde um 1960 beim Fassadenumbau demontiert und an einen Interessenten in Wehrheim verkauft der sie Anfang der siebziger Jahre an einen Schrotthandler in Nieder Eschbach weiterverkaufte Dort wurde sie 1973 von einem Photographen zufallig entdeckt Nachdem eine Anfrage beim Stadtarchiv ergab dass es sich tatsachlich um die verschollene Quadriga des Schauspielhauses handelte erwarb die Aktionsgemeinschaft Alte Oper das Werk fur 25 000 Mark und stiftete sie fur den Wiederaufbau der Alten Oper deren Giebel sie seit 1981 ziert Der ursprungliche Giebelschmuck der Alten Oper ein von zwei Greifen gezogener Sonnenwagen des Phobus Apollon war 1944 zerstort worden Literatur BearbeitenDieter Bartetzko Man will doch nur spielen Die unendliche Baugeschichte der Stadtischen Buhnen Frankfurt In Stadtische Buhnen Frankfurt am Main GmbH Hrsg Ein Haus fur das Theater 50 Jahre Stadtische Buhnen Frankfurt am Main Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 732 3 S 270 283 Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 11 109 Das Frankfurter Schauspielhaus in den Jahren 1912 bis 1929 Berlin Freie Univ Philos Fak Dissertation vorgelegt von Dieter Wedel 1965 Das neue stadtische Schauspielhaus in Frankfurt a M In Preussisches Ministerium der offentlichen Arbeiten Hrsg Centralblatt der Bauverwaltung Nichtamtlicher Theil Schriftleiter Otto Sarrazin und Oskar Hossfeld XIX Jahrgang Nr 65 19 August 1899 ISSN 0372 8021 S 393 397 Digitalisat Baubeschreibung mit Grundrissen und Zeichnungen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schauspielhaus Frankfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Hampelmanns Abschied vom alten Schauspielhaus Quellen und Volltexte Der Wiederaufbau der Frankfurter Theater Memento vom 4 Februar 2012 im Internet Archive Historische Abbildungen bei altfrankfurt comEinzelnachweise Bearbeiten a b c Dieter Bartetzko Man will doch nur spielen Die unendliche Baugeschichte der stadtischen Buhnen Frankfurt In Stadtische Buhnen Frankfurt am Main GmbH Hrsg Ein Haus fur das Theater 50 Jahre Stadtische Buhnen Frankfurt am Main Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 732 3 S 271 a b c Dieter Bartetzko Man will doch nur spielen Die unendliche Baugeschichte der Stadtischen Buhnen Frankfurt In Stadtische Buhnen Frankfurt am Main GmbH Hrsg Ein Haus fur das Theater 50 Jahre Stadtische Buhnen Frankfurt am Main Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 732 3 S 274 a b Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 11 Das neue stadtische Schauspielhaus in Frankfurt a M In Preussisches Ministerium der offentlichen Arbeiten Hrsg Centralblatt der Bauverwaltung XIX Jahrgang Nr 65 19 August 1899 ISSN 0372 8021 S 397 Digitalisat Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 22 Sabine Hock Claar Emil im Frankfurter Personenlexikon Die Architektur auf der diesjahrigen Grossen Berliner Kunstausstellung In Preussisches Ministerium der offentlichen Arbeiten Hrsg Centralblatt der Bauverwaltung XVIII Jahrgang Nr 22 19 August 1899 ISSN 0372 8021 S 255 Digitalisat Ludwig Bernoully Die Frankfurter Baukunst der letzten 15 Jahre In Verband der Kunstfreunde in den Landern am Rhein Hrsg Die Rheinlande Heft 12 Commissionsverlag A Bagel 1901 ISSN 2510 6163 S 26 uni heidelberg de Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 26 Albert Richard Mohr Das Frankfurter Opernhaus 1880 1980 Kramer Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 7829 0232 7 S 300 301 Dieter Bartetzko Man will doch nur spielen Die unendliche Baugeschichte der Stadtischen Buhnen Frankfurt In Stadtische Buhnen Frankfurt am Main GmbH Hrsg Ein Haus fur das Theater 50 Jahre Stadtische Buhnen Frankfurt am Main Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 732 3 S 272 Nach anderen Darstellungen handelte es sich um eine Francofurtia z B Sabine Hock Ein reizvolles und vornehmes Haus 16 Mai 2018 abgerufen am 5 Februar 2021 a b Dieter Bartetzko Man will doch nur spielen Die unendliche Baugeschichte der Stadtischen Buhnen Frankfurt In Stadtische Buhnen Frankfurt am Main GmbH Hrsg Ein Haus fur das Theater 50 Jahre Stadtische Buhnen Frankfurt am Main Henschel Leipzig 2013 ISBN 978 3 89487 732 3 S 277 Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 36 Wilfried Ehrlich Nach 120 Jahren ein neues Theater In Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Hrsg Wiederaufbau Oper Frankfurt am Main Schriftenreihe des Hochbauamts zu Bauaufgaben der Stadt Frankfurt am Main Ausgabe 1991 ISSN 0175 3045 S 39 40 50 108055555556 8 6741666666667 Koordinaten 50 6 29 N 8 40 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schauspielhaus Frankfurt am Main amp oldid 233163518