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Ludwig Anton Salomon Fulda 15 Juli 1862 in Frankfurt am Main 30 Marz 1939 in Berlin war ein deutscher Buhnenautor und Ubersetzer Ludwig FuldaStolperstein Miquelstrasse 86 in Berlin Dahlem Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung 3 Werke in Auswahl 3 1 Ubersetzungen 3 2 Briefausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFulda entstammte einer seit 1639 in Frankfurt am Main ansassigen judischen Familie deren Name bis 1852 Fuld lautete Er war der Sohn des Kaufmanns Carl Hermann Fulda 1836 1917 und seiner Ehefrau Clementine geb Oppenheimer 1839 1916 Tochter des Kaufmanns und ersten judischen Stadtrats des Frankfurter Magistrats Julius Philipp Oppenheimer 1812 1869 1 Fulda besuchte das Philanthropin und ab 1874 das Stadtische Gymnasium wo er Schuler von Tycho Mommsen und Theodor Creizenach war Nach ersten Schreibversuchen als Schuler begann seine schriftstellerische Laufbahn bereits wahrend seines Studiums der Germanistik und Philosophie in Heidelberg als Mitarbeiter einer historisch kritischen Dichterausgabe nachdem er zunachst eine kaufmannische Ausbildung abgebrochen hatte Nach dem Abschluss seines Studiums an den Universitaten von Berlin Leipzig und Heidelberg wurde er 1883 promoviert Im selben Jahr fand die Urauffuhrung seines ersten Lustspiels Die Aufrichtigen am Frankfurter Stadttheater statt Ab 1884 lebte er als freier Schriftsteller in Munchen 1887 wieder in Frankfurt 1888 bis 1894 in Berlin danach wieder in Munchen und ab 1896 schliesslich dauerhaft in Berlin Mit seinem Freund Max Bernstein entwickelte er Vermarktungsstrategien fur literarische Werke ebenso wie Moglichkeiten die Zensur zu umgehen 1886 organisierten die beiden die erste Auffuhrung von Henrik Ibsens Die Gespenster in Deutschland in Augsburg als offiziell nicht offentliche Auffuhrung In Anschluss daran grundete Fulda 1889 in Berlin zusammen mit Otto Brahm und Fritz Mauthner die Freie Buhne Berlin deren Leitung er von 1898 bis zur Auflosung des Vereins 1901 innehatte 1893 heiratete er in Frankfurt die Schauspielerin Ida Theumann Die Ehe wurde 1903 geschieden 1908 heiratete er ebenfalls in Frankfurt Helene Hermann 1879 1944 Tochter des Schauspielers Carl Hermann Ludwig Fulda schrieb vor allem Gedichte und Buhnenstucke und war auch als Ubersetzer tatig Er kampfte unermudlich fur die Berufsinteressen der Schriftsteller so als Mitbegrunder und Leiter des Goethe Bundes in Berlin gegen die Zensurbestrebungen der Lex Heinze und 1906 gegen die Verhaftung Maxim Gorkis nach dem Petersburger Blutsonntag 1906 und 1913 unternahm er Vortragsreisen durch die Vereinigten Staaten auf Einladung der Germanistischen Gesellschaft Er war 1908 Mitbegrunder langjahriger Vorsitzender mindestens 1918 30 und zuletzt Ehrenprasident 1930 33 des Verbands deutscher Buhnenschriftsteller und Buhnenkomponisten Von der nationalen Begeisterungswelle zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auch Fulda erfasst Zusammen mit Hermann Sudermann und Georg Reicke war er im Oktober 1914 einer der Verfasser des Aufrufs von 93 Gelehrten und Kunstlern An die Kulturwelt 2 Damit wollten Fulda und seine Kollegen ein Gegengewicht fur die Pressemeldungen uber die Grausamkeiten der deutschen Soldaten setzen die sich bei der Besetzung Belgiens ereigneten Wahrend des Krieges arbeitete er im Aufklarungsdienst des Reichsmarineamts und verfasste zahlreiche Kriegsgedichte und vortrage Nach Kriegsende stand er der Weimarer Republik loyal gegenuber und trat schon fruh fur eine Aussohnung mit den Kriegsgegnern ein Sein Eintreten fur die Rechte von Autoren pradestinierte ihn fur die Mitarbeit in der Preussischen Akademie der Kunste zu deren Grundungsmitgliedern der Sektion fur Dichtkunst er 1926 gehorte Er setzte sich massgeblich fur die Verlangerung der urheberrechtlichen Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre ein Von 1925 bis 1932 war er ausserdem zusammen mit Karl Federn der erste Prasident des deutschen PEN Clubs und ab 1926 Vorsitzender des Senats der Sektion fur Dichtkunst in der Preussischen Akademie der Kunste Zu seinem 70 Geburtstag im Sommer 1932 verlieh ihm Reichsprasident Paul von Hindenburg die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Die Stadt Frankfurt verlieh ihm in Anerkennung seiner Buhnenerfolge und seines Einsatzes fur das Goethe Haus und das Freie Deutsche Hochstift die Ehrenplakette Weitere in und auslandische Ehrungen folgten zum Beispiel erhielt er im April 1933 als meistgespielter lebender deutschsprachiger Autor der Burgtheater Ring Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung versuchte Fulda die Akademie vor der Gleichschaltung zu schutzen und unterzeichnete am 16 Marz 1933 die von Gottfried Benn verfasste Loyalitatserklarung Am 8 Mai 1933 wurde er als Jude aus der Sektion fur Dichtkunst der Preussischen Akademie der Kunste ausgeschlossen und am 12 Oktober 1935 aus der Reichsschrifttumskammer was mit einem Publikationsverbot verbunden war Seine Stucke die 1932 noch 429 Auffuhrungen in Deutschland verzeichnet hatte durften nicht mehr gespielt werden nbsp GrabstatteAb 1935 hielt er sich mit seiner Frau haufig in Frankreich und Italien auf vor allem in seiner Sommervilla Haus Laurin am Karersee in Sudtirol 1937 38 verbrachte er den Jahreswechsel bei seinem in die USA ausgewanderten Sohn Karl Hermann Fulda in New Haven musste jedoch nach Deutschland zuruckkehren wo man ihm am 16 September 1938 den Reisepass abnahm Sein Vermogen wurde bereits im Fruhsommer 1938 zu einem Viertel beschlagnahmt ausserdem wurde er nach den Novemberpogromen 1938 mit der Judenvermogensabgabe belegt Trotz eines von seinem Sohn am 28 November 1938 bewirkten Affidavit und einer weiteren Burgschaft von einem New Yorker Freund erhielt er kein Einreisevisum fur die Vereinigten Staaten weil die Aufnahmequote erschopft war In Deutschland erhielt er Ausgehverbot und wurde gezwungen den Vornamen Israel zu fuhren Zwei Tage nachdem das Reichswirtschaftsministerium seine Bitte den ihm verliehenen Burgtheater Ring von der fur alle Juden angeordneten Abgabe aller Wertgegenstande auszunehmen am 28 Marz 1939 abgewiesen hatte nahm er sich das Leben Er starb am 30 Marz im Alter von 76 Jahren in Berlin und ist auf dem Waldfriedhof Dahlem bestattet Sein Grab ist heute ein Ehrengrab der Stadt Berlin Bedeutung BearbeitenLudwig Fulda gehorte von etwa 1888 bis 1932 zu den meistgespielten Buhnenautoren seiner Zeit mit engen Beziehungen zum literarischen Leben und zu den literarischen Institutionen vom Kaiserreich bis zur Weimarer Republik Er schuf insgesamt 50 Buhnenstucke davon 38 abendfullende Schauspiele und zwolf Einakter sowie 29 dramatische Ubersetzungen in Vers und Prosa Sein erstes Trauerspiel Christian Gunther wurde 1882 vom Frankfurter Stadttheater angenommen aber nicht aufgefuhrt Sein zweites Stuck das einaktige Lustspiel Die Aufrichtigen wurde von der Kritik nach der Urauffuhrung im Februar 1883 als vollig talentlos bewertet Erst mit dem 1886 in Augsburg uraufgefuhrten Einakter Unter vier Augen hatte er Erfolg bei Publikum und Kritik 1888 wurde sein Lustspiel Die wilde Jagd in Berlin uraufgefuhrt und bald darauf auch am Wiener Burgtheater inszeniert Als sein Hauptwerk gilt das am 4 Februar 1893 in Berlin mit Josef Kainz in der Hauptrolle uraufgefuhrte Marchenspiel Der Talisman Es greift das Motiv des Marchens Des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Andersen auf Kaiser Wilhelm II verhinderte 1893 die Auszeichnung Fuldas mit dem Schiller Preis weil er sich offenbar durch die Darstellung eines selbstherrlichen Monarchen parodiert fuhlte Seine grossten Erfolge hatte Fulda noch vor der Jahrhundertwende Das Lustspiel Jugendfreunde 1897 wurde an 824 Buhnen inszeniert Die Zwillingsschwester 1901 an 624 Dieses Stuck wurde auch ein internationaler Erfolg und zweimal in den USA verfilmt 1925 und 1941 Die Frau mit den zwei Gesichtern von George Cukor mit Greta Garbo in der Hauptrolle Das Lustspiel Der Seerauber 1912 lieferte die Vorlage fur das Musical The Pirate dt Der Pirat von Samuel Nathaniel Behrman und Cole Porter das Vincente Minnelli 1948 mit Judy Garland und Gene Kelly verfilmte Fulda orientierte sich stilistisch meist an Vorbildern so in seinen ersten Stucken noch an Roderich Benedix spater an Oscar Blumenthal ab Anfang der 1890er Jahre am Naturalismus Als Ubersetzer von Werken der Weltliteratur aus sieben Sprachen ins Deutsche hat er sich bleibende Verdienste erworben Er ubersetzte unter anderem Werke von Moliere Beaumarchais Goldoni Calderon Tirso de Molina Lope de Vega Ibsen und Jacques Offenbach Bis heute viel gespielt ist seine Ubertragung des Cyrano de Bergerac von Edmond Rostand Durch seine massgebliche Beteiligung am Aufruf von 93 prominenten Gelehrten und Kunstlern An die Kulturwelt im September 1914 leistete er einen viel beachteten Beitrag zur Propaganda im Ersten Weltkrieg Fulda erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen Sein Name ist auf der 2005 angebrachten Gedenktafel der Stadtischen Buhnen Frankfurt fur ihre der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer gefallenen Angehorigen verzeichnet 2010 verlegte der Kunstler Gunter Demnig einen Stolperstein vor seinem letzten Wohnhaus in der Miquelstrasse 86 in Berlin Dahlem Nach ihm ist der Ludwig Fulda Weg in Frankfurt Riedberg benannt Seinen Nachlass stiftete sein Sohn 1955 dem Freien Deutschen Hochstift Werke in Auswahl BearbeitenDie Aufrichtigen Lustspiel 1883 Satura Grillen und Schwanke Reissner Leipzig 1884 Digitalisat Das Recht der Frau Lustspiel 1886 Die wilde Jagd 1888 Gedichte 1890 Die Aufrichtigen Lustspiel 1890 Unter vier Augen Lustspiel 1890 Das verlorene Paradies Schauspiel 1892 verfilmt 1917 Regie Bruno Rahn oder Harry Fredall Der Talisman Dramatisches Marchen 1893 Robinsons Eiland Komodie 1896 Fraulein Wittwe Lustspiel 1896 Lastige Schonheit Dramatisches Gedicht 1897 Der Sohn des Kalifen 1897 Jugendfreunde 1898 Herostrat Tragodie 1898 Die Zeche Schauspiel 1899 Neue Gedichte 1900 Schlaraffenland Marchenschwank 1900 Die Zwillingsschwester Lustspiel 1901 verfilmt 1925 und 1941 Die Frau mit den zwei Gesichtern Kaltwasser Lustspiel 1902 Prolog zur Einweihung des neuen Frankfurter Schauspielhauses am 1 November 1902 Aus der Werkstatt Studien und Anregungen 1904 Schiller und die neue Generation Vortrag 1904 Maskerade Schauspiel 1904 Der heimliche Konig romantische Komodie 1906 Amerikanische Eindrucke 1906 Der Dummkopf Lustspiel 1907 verfilmt 1920 Regie Lupu Pick Das Exempel 1909 Sieben Einakter 1909 Herr und Diener 1910 Aladdin und die Wunderlampe 1912 Der Seerauber 1912 Vorlage fur das Filmmusical Der Pirat 1948 Deutsche Kultur und Auslanderei 1916 Der Lebensschuler Schauspiel 1916 Die Richtige 1918 Das Wundermittel 1920 Der Vulkan Lustspiel 1922 Die Geliebte Komodie 1923 Die Gegenkandidaten Komodie 1924 Die Durchgangerin Lustspiel 1925 Bunte Gesellschaft 1927 Die Reform des Urheberrechtes 1928 Die verzauberte Prinzessin 1930 Die Karriere Ein Stuck in funf Stationen 1932 UA 3 Juni 1932 Dresden Staatliches Schauspielhaus Ubersetzungen Bearbeiten Moliere Der Tartueff 1890 Moliere Meisterwerke 1892 Pierre Augustin Caron de Beaumarchais Figaros Hochzeit oder der tolle Tag 1897 Edmond Rostand Cyrano von Bergerac 1898 Henrik Ibsen Peer Gynt 1916 Die gepuderte Muse Franzosische Verserzahlungen des Rokoko Deutsche Ubertragung Propylaen Verlag Berlin 1922 Briefausgaben Bearbeiten Ludwig Fulda Briefwechsel 1882 1939 Zeugnisse des literarischen Lebens in Deutschland 2 Bde hrsg v Bernhard Gajek u Wolfgang von Ungern Sternberg Lang Frankfurt am Main u a 1988 ISBN 3 8204 1258 1 Regensburger Beitrage zur deutschen Sprach und Literaturwissenschaft Reihe A Quellen 4 Literatur BearbeitenHolger Dauer Ludwig Fulda Erfolgsschriftsteller Eine mentalitatsgeschichtlich orientierte Interpretation populardramatischer Texte Niemeyer Tubingen 1998 Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 62 ISBN 3 484 35062 8 Inge Jens Dichter zwischen rechts und links Die Geschichte der Sektion fur Dichtkunst der Preussischen Akademie der Kunste dargestellt nach den Dokumenten 2 erw Aufl Kiepenheuer Leipzig 1994 ISBN 3 378 00537 8 Alfred Klaar Ludwig Fulda Leben und Lebenswerk Cotta Stuttgart u a 1922 Sabine Hock Fulda Ludwig im Frankfurter Personenlexikon Uberarbeitete Onlinefassung Stand des Artikels 19 April 2020 auch in Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Erster Band A L Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 1 Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 7829 0444 3 S 233 f Fritz Martini Fulda Ludwig Anton Salomon In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 727 f Digitalisat Fulda Ludwig In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 8 Frie Gers Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2000 ISBN 3 598 22688 8 S 279 301 Jurgen und Wolfgang von Ungern Sternberg Der Aufruf An die Kulturwelt Das Manifest der 93 und die Anfange der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg mit einem Beitrag von Trude Maurer Menschen und Strukturen Historisch sozialwissenschaftliche Studien Band 21 2 erweiterte Auflage Peter Lang Frankfurt am Main u a 2013 ISBN 978 3 631 64167 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ludwig Fulda Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ludwig Fulda Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Ludwig Fulda Zitate Literatur von und uber Ludwig Fulda im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ludwig Fulda in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Ludwig Fulda im Projekt Gutenberg DE Digitalisate der Werke Ludwig Fuldas in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg Vorpommern Fulda Ludwig Anton Salomon Hessische Biografie Stand 6 Oktober 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Frankfurter Biographie 1 1994 S 233 f verfasst von Sabine Hock Vgl Jurgen und Wolfgang von Ungern Sternberg Der Aufruf An die Kulturwelt Das Manifest der 93 und die Anfange der Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg Zweite erweiterte Auflage Frankfurt am Main u a 2013 ISBN 978 3 631 64167 5 Normdaten Person GND 118840452 lobid OGND AKS LCCN n86835790 VIAF 17261212 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fulda LudwigALTERNATIVNAMEN Fulda Ludwig Anton Salomon vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Buhnenautor und UbersetzerGEBURTSDATUM 15 Juli 1862GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 30 Marz 1939STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Fulda amp oldid 238822267