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Max Bernstein 12 Mai 1854 in Furth 5 Marz 1925 in Munchen war als Kunst und Theaterkritiker als Organisator Anreger und Forderer vieler Schriftsteller und Kunstler sowie als Anwalt der literarischen und politischen Opposition eine zentrale Gestalt des literarischen Lebens im Deutschen Reich dessen Bedeutung weniger in seinem literarischen Werk als in seinen zahlreichen literatur und kulturhistorisch relevanten Tatigkeiten zu sehen ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Kunstkritiker 3 Der Theaterkritiker 4 Literarisches Leben 5 Der Redner 6 Der Zensuranwalt 7 Der politische Anwalt 8 Der Schriftsteller 9 Der Salon Bernstein 10 Werke in Auswahl 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMaximilian Ernst Bernstein wurde als Sohn des Grosshandlers Simon und seiner Frau Mathilde Bernstein geboren Die judische Familie gehorte zum gehobenen Burgertum der Stadt der Sohn besuchte zunachst die Lateinschule in Furth dann Gymnasien in Nurnberg und Frankfurt Rechtswissenschaften studierte er unter anderem in Munchen wo er seit 1877 lebte und wo er seit 1881 als selbststandiger Rechtsanwalt tatig war 1 Er war verheiratet mit der Schriftstellerin Elsa Bernstein die gemeinsame Tochter Eva war verheiratet mit Klaus Hauptmann dem Sohn von Gerhart Hauptmann Der Kunstkritiker BearbeitenBekannt wurde Bernstein ab 1878 als ein Kunstkritiker der heftige Satire in der Tradition Heines nicht scheute unrealistische Kunst gnadenlos verspottete sich fur den Realismus den Naturalismus den Impressionismus und die Moderne einsetzte dabei Mazenatentum zugunsten eines freien Kunstmarktes wie dann spater von der Secession verwirklicht strikt ablehnte und mit verschiedenen Zeitschriftenprojekten zur Vorgeschichte etwa der Zeitschriften Kunst fur alle und Die Jugend entscheidend beitrug Insbesondere setzte er sich fur Max Liebermann und Bruno Piglhein ein Der Theaterkritiker BearbeitenAls Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen die selbst vor der Anfuhrung einzelner Aussprachefehler nicht Halt machten so gefurchtet dass er die Spielplanpolitik der Munchener Theater mitbestimmen konnte Henrik Ibsen verdankt ihm seine grosse Wirkung in Deutschland die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im suddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst Mit seiner Ablehnung der grossen Ausstattungsstucke z B der Meininger dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts Literarisches Leben BearbeitenAuch als durch Deutschland tourender Vortragsredner setzte Bernstein sich fur die neue Literatur des Naturalismus ein und begrundete diesen bereits Anfang der 1880er Jahre theoretisch in Reden uber die meist auf der ersten Seite uberregionaler Blatter Munchner Neueste Nachrichten Frankfurter Zeitung Berliner Tageblatt berichtet wurde Er nahm ohne dies je in Buchform zu veroffentlichen an diesen prominenten Publikationsorten vieles von dem vorweg was andere spater in Buchern publizierten und was heute als programmatische Begrundung des Naturalismus gilt Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden um Theaterstucke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch auffuhren zu konnen dass man die Auffuhrung fur unoffentlich erklarte Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken Ohne ihn hatte es die Freie Buhne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben Der Redner BearbeitenAls frei improvisierender Redner war Bernstein beruhmt und konnte die Massen etwa gegen die Lex Heinze bewegen Prozesse in denen er als Anwalt auftrat wurden besucht wie sensationelle Theaterstucke die grossen Tageszeitungen druckten seine Pladoyers so ausfuhrlich ab dass er sich Vorwurfen ausgesetzt sah das Werbeverbot fur Anwalte zu unterlaufen Das Munchener Amtsgerichtsgebaude musste umgebaut werden um den Publikumsansturm bewaltigen zu konnen Der Zensuranwalt BearbeitenAls Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Kunstlern in Zensurprozessen aller Art Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte satirische Zeitschrift Simplicissimus gehoren zu den Hohepunkten der Rechtsgeschichte und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus haufig genug durch geplante Provokation zur Erlangung offentlicher Aufmerksamkeit bewusst vorbereitet Der politische Anwalt BearbeitenBernstein war der Staranwalt der politischen Opposition im Kaiserreich Wahrend der 1880er war er Anwalt der SPD und konnte in spektakularen Prozessen die Unhaltbarkeit der im Sozialistengesetz erhobenen Vorwurfe nachweisen Er verteidigte Maximilian Harden und wurde von Wilhelm II als gemeingefahrlich bezeichnet die aufstandischen Bauern von Fuchsmuhl Louis Stern Erich Muhsam oder Felix Fechenbach Der Schriftsteller BearbeitenBernstein selbst betrachtete seine literarische Tatigkeit als Freizeitbeschaftigung und war sich dessen bewusst mit seinen teilweise erfolgreichen Lustspielen den literarischen Anspruchen nicht genugen zu konnen die er selbst als Kritiker an andere stellte Doch nutzte er das Medium der Unterhaltungsdramatik zur Vermittlung linksliberaler Wertvorstellungen wie moderne Madchenerziehung freie Sexualitat Emanzipation Ablehnung des Antisemitismus soziale Verantwortung demokratische Grundeinstellung etc an ein breites Publikum Sprachliche Qualitat haben seine nie gesammelten uber seine Reden Pladoyers und Theaterstucke bunt verstreuten Aphorismen Der Salon Bernstein BearbeitenGemeinsam mit seiner Frau Elsa unterhielt Bernstein einen der bedeutendsten Salons der Jahrhundertwende im palastartigen Rundtreppenhaus an der Brienner Strasse Schon bald wurde er weit uber Munchen hinaus als ein Gipfeltreffen der geistigen Welt bekannt 2 Hier verkehrten u a Theodor Fontane Henrik Ibsen Paul Heyse Gerhart Hauptmann Thomas Mann Ludwig Ganghofer Ludwig Thoma Frank Wedekind Hugo von Hofmannsthal Rainer Maria Rilke Max Halbe Hermann Sudermann Otto Brahm Ricarda Huch Eduard von Keyserling Georg Hirth Erich Muhsam Klabund Franziska von Reventlow Annette Kolb Tilla Durieux Richard Strauss Engelbert Humperdinck Bruno Walter Franz von Stuck Olaf Gulbransson Friedrich August von Kaulbach Hedwig und Alfred Pringsheim Maximilian Harden und Max Weber Werke in Auswahl BearbeitenMein neuer Hut Plauderei in einem Aufzug Urauffuhrung Munchen 1881 Der kleine Hydriot Kunstkritiken 1884 Munchener Bunte Mappe Anthologie 1884 Kleine Geschichten Erzahlungen 1888 Munchener Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen 1889 Blau Lustspiel 1894 D Mali Schauspiel 1903 Narrische Leut Erzahlungen 1904 Herthas Hochzeit Lustspiel 1907 Die Sunde Lustspiel 1909 Der gute Vogel Lustspiel 1913 Herrenrecht Schauspiel 1916 Gesindel Soziales Drama 1921 Theaterbriefe Kritiken in den Munchner Neuesten Nachrichten Literatur BearbeitenJurgen Joachimsthaler Max Bernstein Kritiker Schriftsteller Rechtsanwalt 1854 1925 2 Bde Lang Frankfurt M u a 1995 ISBN 3 631 48427 5 Friedrich von der Leyen Bernstein Max Ernst In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 135 f Digitalisat Bernstein Max In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 2 Bend Bins Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1993 ISBN 3 598 22682 9 S 340 345 2 Karl Stankiewitz Aus is und gar is Wirtshauser Theater Cafes Nachtclubs und andere verlorene Orte Munchner Geselligkeit Allitera Verlag Munchen 2018 ISBN 978 3 96233 023 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Max Bernstein Quellen und Volltexte Literatur von und uber Max Bernstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Mein neuer Hut Plauderei in einem Aufzug von Max Bernstein erschienen 1887 bei P Reclam in Leipzig uraufgefuhrt 1881 in Munchen online zu lesen bei openlibrary Jurgen Joachimsthaler Die Geburt des Aphorismus aus dem Geiste der Rede Max Bernstein als Aphoristiker Orbis Linguarum 19 2002 Max Bernstein im Literaturportal BayernEinzelnachweise Bearbeiten Ein schnell vergessener Sohn der Stadt Abgerufen am 12 Februar 2022 a b Karl Stankiewitz Aus is und gar is Wirtshauser Theater Cafes Nachtclubs und andere verlorene Orte Munchner Geselligkeit Allitera Verlag Munchen 2018 ISBN 978 3 96233 023 1 S 184 Normdaten Person GND 119257408 lobid OGND AKS LCCN n95050784 VIAF 42644082 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bernstein MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Kritiker Schriftsteller RechtsanwaltGEBURTSDATUM 12 Mai 1854GEBURTSORT FurthSTERBEDATUM 5 Marz 1925STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Bernstein amp oldid 230358125