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Als Kunstmarkt wird heute die Gesamtheit aller Galerien Kunstmessen Sammlerborsen oder Auktionen bezeichnet bei denen sich Kunstwerke der Bildenden Kunst im Umlauf befinden Ein Kunstmarkt im heutigen Sinn entstand erstmals im 17 Jahrhundert in den Niederlanden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Thematische Aspekte 2 Investition Spekulation Wert und Preisbildung 3 Akteure auf dem Kunstmarkt 4 Siehe auch 5 Literaturhinweise 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseThematische Aspekte BearbeitenDer Erwerb von Kunst hat vielerlei Ursachen und reicht von der Unterstutzung und Forderung von Kunstlern durch Mazene und den Staat uber das Bekenntnis zu einem Kunststil bis hin zum Statussymbol durch dessen Besitz man uberlegenen Geschmack demonstriert Dabei spielt auch der ideelle Wert eine Rolle Die Krafte des Marktes ubernehmen dabei die Aufgabe den wirtschaftlichen Wert eines Kunstwerks festzulegen Die Forderung von Kunst durch den Staat ist Teil der offentlichen Kulturforderung 2 diese lag in Deutschland im Jahr 2010 bei 9 6 Milliarden Euro Der Wandel vom Kunst zum Spekulations und Investitionsobjekt kann Kunstwerke fur staatliche Museen verteuern In einigen Bereichen bestimmen private Sammler als Leihgeber oder Stifter von ganzen Sammlungen zunehmend welche Kunst in den Museen zu sehen ist Ein Beispiel ist die Stiftung von Henri Nannen fur die Kunsthalle in Emden Bedingungen und Folgen des Kunstmarktes werden in der Kunstkritik oder Kunsttheorie diskutiert und sind auch Teil kunstlerischer Gegenstrategien beispielsweise durch Arbeiten die fluchtig sind und an Verganglichkeit erinnern die sich auflosen verschimmeln 3 oder verrotten wie bei Joseph Beuys oder Dieter Roth zwei Kunstlern die allerdings heute selbst hoch gehandelt werden Die mediale Berichterstattung beschrankt sich in der Regel auf einzelne Phanomene insbesondere Auktionsergebnisse und weniger auf den Kunstmarkt im Allgemeinen Weniger bekannte Kunstler versuchen die Techniken der Serienproduktion zu nutzen wobei meist eine begrenzte Stuckzahl von Drucken oder Kopien hergestellt und jedes einzelne Exemplar personlich signiert wird Dadurch kann der Bekanntheitsgrad steigen wenn auch die einzelnen Stucke zu einem etwas niedrigeren Preis abgegeben werden konnen Diese Art der Verbreitung besteht im Grunde schon seit der Erfindung der Lithografie Investition Spekulation Wert und Preisbildung BearbeitenDer internationale Kunstmarkt hatte 2010 ein Volumen von rund 43 Milliarden Euro 4 Zuweilen bilden sich Preise auch aufgrund eines Trends einer in Mode gekommenen Kunstrichtung die ebenso schnell wie sie gekommen ist wieder absinken oder vollig verschwinden kann Im Kunsterwerb vor allem zeitgenossischer Kunstler liegen demnach gewaltige Moglichkeiten und Risiken Fast die Halfte der 400 Berliner Galerien etwa machen Verluste 5 Es kann in Kunst investiert werden wie in Aktien Edelmetall Antiquitaten oder Grundstucke Manche Blitzkarriere junger Kunstler gleicht einer Aktienemission der New Economy Im Allgemeinen gibt es jedoch eine extreme Konzentration der Nachfrage auf die bekanntesten Kunstler blue chips 6 zu Lasten der weniger bekannten und die Preise entwickeln sich weit auseinander 7 Lieblinge des Kunstmarktes 2013 waren etwa der Brite Francis Bacon 1909 1992 der US Kunstler Jean Michel Basquiat 1960 1988 und der Deutsche Gerhard Richter 1932 8 Spekulativ kaufende Sammler haben ein grosses Interesse daran dass verstarkt uber die Kunstler berichtet wird die hohe Preise erzielen In den letzten Jahren treiben Sammler aus China der arabischen Welt und Russland die Preise in die Hohe Steuerflucht und Geldwasche sind haufig 9 Ein Trend ist die Einlagerung von Kunst in speziell temperierten und gesicherten Lagerhausern in der Schweiz 10 und in Luxemburg 11 Bedeutende Kunstmarkte sind die USA die Volksrepublik China Grossbritannien Frankreich und Deutschland 12 Bei der Spekulation spielen auch Kunstfalschungen eine Rolle Experten gehen davon aus dass 40 60 der im Kunsthandel angebotenen Werke gefalscht sein konnen 13 In Q1 2021 wurde 10 des weltweiten Umsatzes im Kunstmarkt uber NFTs erzielt 14 Akteure auf dem Kunstmarkt BearbeitenDer Kunstmarkt ist hauptsachlich bestimmt von folgenden Protagonisten oder Institutionen in denen oder fur die er tatig ist Der Kunstler zunachst freischaffend ohne Verkaufsaussicht er entdeckt dann Marktlucken und nutzt Strategien der Selbstvermarktung Manchmal zufallige Begegnung mit Sammlern Galeristen usw Der Kunstagent in den 1960er Jahren entwickelte sich der Beruf des professionellen Kunstagenten Dieser vermittelt fur die Kunstler zwischen Galerien Sammlern Museen und Messen Auch Offentlichkeitsarbeit und Forderungsmanagement wird fur den Kunstler haufig betrieben Kunstagenten sind meist am Umsatz des Kunstlers beteiligt oder arbeiten auf Etat Der Kunstkritiker in den 1940er 1950er und 1960er Jahren konnte seine in offentlichen Medien geausserte Kritik zu Werken oder Ausstellungen eines Kunstlers diesen auf dem Markt durchsetzen oder aus dem Markt werfen Ende des 20 Jahrhunderts und Anfang des 21 Jahrhunderts ist die Macht des Kunstkritikers geschwunden Die heutigen Kritiken helfen allerdings immer noch Sammlern ihr Geld sinnvoll einzusetzen bei Schwindel und Nachahmungen vorsichtig zu sein und oberflachliche effekthascherische Stromungen und kurzlebige Moden von substanzhaltigen Werken zu unterscheiden Der Galerist er entwickelt ein bestimmtes Konzept und Galerie Programm prasentiert und vermarktet die Kunstler Er betreut gleichermassen Sammler beim Aufbau ihrer Sammlung Die Primarmarkt Galerie betreut meist neue junge Kunstler und verkauft hauptsachlich atelierfrische Arbeiten Die wirtschaftliche Bedeutung ist umstritten da hier auch das Mazenatentum eine Rolle spielt Der Kunsthandler er ist uberwiegend am Sekundarmarkt tatig d h er kauft Werke die bereits einen Vorbesitzer haben und nicht mehr atelierfrisch sind Der Kunsthandler gilt zumeist als Spezialist fur bestimmte Epochen oder Kunstler Seine Bezugsquellen sind uberwiegend private Sammler oder aber Kunstauktionen Die so erworbenen Werke werden in der Regel restauriert neu gerahmt und zum Teil wissenschaftlich erforscht bevor sie erneut auf Kunstmessen oder im Rahmen eigener Ausstellung zum Kauf angeboten werden Gerade in den letzten Jahren haben sich die Grenzen zwischen Galerien und Kunsthandel immer weiter aufgelost Zahlreiche Galerien kaufen inzwischen Werke am Sekundarmarkt auf und Kunsthandler prasentieren Arbeiten die direkt aus den Ateliers der Kunstler stammen 15 Der Kunstberater er ist Vermittler zwischen Sammler und Galerie oder Sammlern untereinander Da er selbst nicht unbedingt galeriegebunden ist verschafft er dem Sammler beim Einstieg einen Uberblick uber den Markt berat ihn vor und bei Kaufentscheidungsprozessen sowie bei der Zusammenstellung seiner Sammlung Der private Kunstsammler er spezialisiert sich oft auf ein Thema oder verfolgt bestimmte Tendenzen Es ist ihm oft ein Anliegen sich die Expertise selbst zu erarbeiten wofur er einen grossen Zeitaufwand treibt haufig sind es wohlhabende Menschen die sich mit Leidenschaft in die Kunst verliebt haben Die meisten grossen Privatsammlungen sind so entstanden eine finanzielle Absicht ist selten die treibende Kraft Neue Kauferschichten aus China Indien und Russland haben das Potential den Markt stark zu verandern 7 Der Experte in Auktions hausern er beobachtet intensiv den Markt taxiert die ihm angebotenen Kunstwerke und stellt sie zu den jeweiligen Auktionen seines Hauses zusammen Im Gegensatz zum Galeristen ist es nicht Aufgabe von Auktionshausern junge unbekannte Kunstler zu fordern sondern es wird nach rein kommerziellen Absichten vorgegangen Hier tauchen oft die spektakularen Werke auf die Rekorde bei Preis und offentlicher Aufmerksamkeit erzielen Der Direktor und der Kurator von Museen Stiftungen institutionellen Sammlungen oder Ausstellungen diese Personen entscheiden uber Schwerpunkte einer offentlichen Sammlung uber Ausstellungskonzepte Ankaufe von Kunstwerken und ihre Eingliederung in Museums und Werkbestande Diese Kunstwerke erhalten dadurch offentliche Akzeptanz die Arbeiten des entsprechenden Kunstlers steigen meist dadurch im Wert Siehe auch BearbeitenKunstbetrieb Kunsthandel Kunstkompass Kulturmanagement Liste der teuersten GemaldeLiteraturhinweise BearbeitenJens Beckert und Jorg Rossel Kunst und Preise Reputation als Mechanismus der Reduktion von Ungewissheit auf dem Kunstmarkt in Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Nr 56 2004 S 32 50 Dirk Boll Kunst ist kauflich Freie Sicht auf den Kunstmarkt Hatje Cantz Ostfildern 2 uberarbeitete Ausgabe 2011 ISBN 978 3 7757 2814 0 Dirk Boll Was ist diesmal anders Wirtschaftskrisen und die neuen Kunstmarkte Hatje Cantz Berlin 2020 ISBN 978 3 7757 4811 7 Piroschka Dossi Hype Kunst und Geld dtv premium 24612 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 2007 259 S ISBN 978 3 423 24612 5 Johannes Gramlich Kunst und Materie Dinghistorische Perspektiven auf den internationalen Kunstmarkt im 20 Jahrhundert in Zeithistorische Forschungen 13 2016 S 404 425 Adam Lindemann Collecting Contemporary Taschen Verlag Koln 2006 299 S ISBN 978 3 8228 4938 5 Adam Lindemann Zeitgenossische Kunst sammeln Taschen Verlag Koln 2010 ISBN 978 3 8365 2305 9 Alexander Mejstrik und Peter Melichar Hrsg Kunstmarkt Osterreichische Zeitschrift fur Geschichtswissenschaften 2 3 2006 ISBN 978 3 7065 4266 1 Hans Lothar Merten Schoner Schein Hinter den Kulissen der Kunstbranche Midas Verlag Zurich 2017 ISBN 978 3 907100 87 5 Michael North Baumstark Kathrin Kaiser Franz Die Geburt des Kunstmarktes Rembrandt Ruisdael Van Goyen und die Kunstler des Goldenen Zeitalters Hirmer Munchen 2017 ISBN 978 3 7774 2907 6 Jacqueline Nowikovsky Der Wert der Kunst 100 000 000 Czernin Verlag Wien 2011 ISBN 978 3 7076 0355 2 Ruth Polleit Riechert Preisentwicklung und Marketing im zeitgenossischen Kunstmarkt des 21 Jahrhunderts von 2000 bis 2007 Verlag Dr Kovac Hamburg 2013 ISBN 978 3 8300 7350 5 Pues Quadt Rissa ArtInvestor Handbuch fur Kunst und Investment Finanzbuchverlag Munchen ISBN 3 932114 74 4 Sebastian Stahl Wertschopfung in der zeitgenossischen Kunst Zur Young German Art Forschungsbericht des Instituts fur Makrookonomik der Universitat Potsdam 2009 ISBN 978 3 9812 4222 5 Sarah Thornton Sieben Tage in der Kunstwelt S Fischer 2 Edition Berlin 2009 ISBN 978 3 1007 8022 5 Peter Watson From Manet to Manhattan The Rise of the Modern Art Market London 1992 ISBN 0 09 174004 5 Nina Zahner Die neuen Regeln der Kunst Campus Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3593380384 Tasos Zembylas Kunst oder Nichtkunst Uber Bedingungen und Instanzen asthetischer Beurteilung Wien 1997 ISBN 3 85114 315 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kunstmarkt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Michael North Kunst und Kommerz im Goldenen Zeitalter Zur Sozialgeschichte der niederlandischen Malerei des 17 Jahrhunderts Koln 1992 Kulturfinanzbericht 2018 abgerufen am 16 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