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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Josef Kainz Begriffsklarung aufgefuhrt Josef Gottfried Ignaz Kainz 2 Janner 1858 in Wieselburg heute Mosonmagyarovar 20 September 1910 in Wien war ein osterreichischer Schauspieler Josef Kainz Foto von Erwin RauppJosef Kainz in der Rolle des Henri aus Der grune Kakadu von Arthur Schnitzler 1900 Josef Kainz Portrat von Wilhelm Trubner Josef Kainz Portrat von Ludwig Keller 1895 Josef Kainz gilt als einer der grossten deutschsprachigen Theaterschauspieler Ihm zu Ehren wurde in Osterreich von 1958 bis 1999 jedes Jahr die Kainz Medaille fur bedeutende Leistungen von Schauspielern und Regisseuren verliehen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werdegang 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKainz war der Sohn des ehemaligen Schauspielers und Eisenbahnbeamten Josef Alexander Kainz und dessen Ehefrau Mathilde geborene Bernhardt 1835 1884 1 Nach dem fruhen Unfalltod des Vaters wurde er von seiner Mutter massgeblich gefordert die das Theater schatzte und in ihm Talent als Schauspieler erkannte So wandte sich Kainz der Buhne zu und debutierte als Funfzehnjahriger am Sulkowskitheater 2 in Matzleinsdorf 1874 nahm Kainz Schauspielunterricht bei Caesarine Kupfer Gomansky erhielt im folgenden Jahr sein erstes Engagement als Liebhaber in Marburg an der Drau und wurde 1876 an das Neue Stadttheater von Leipzig verpflichtet bevor er 1877 sein Engagement am Meininger Hoftheater antrat 1879 unternahm Kainz mit diesem Ensemble eine Gastspielreise durch Deutschland folgte 1880 einem Ruf Ernst von Possarts an das Hof und Nationaltheater Munchen wo er wiederholt Hauptrollen in den Separatvorstellungen fur Konig Ludwig II von Bayern ubernahm Josef Kainz Emil Rohde 1839 1913 und Franz Innozenz Nachbaur 1830 1903 waren jene drei unter den Munchner Buhnenkunstlern die zu Ludwig II in engeren personlichen Beziehungen standen 3 Im Sommer 1881 unternahm Ludwig II mit Kainz eine gemeinsame Reise 4 an den Vierwaldstatter See wo sich die Beziehung abkuhlte 5 Seit 1883 wirkte Kainz am neu gegrundeten Deutschen Theater in Berlin entwickelte sich dort zum beruhmtesten deutschsprachigen Charakterdarsteller seiner Zeit und brillierte unter anderem als Hamlet Richard II Don Carlos und Franz Moor in Friedrich Schillers Drama Die Rauber Die Mutter mit der er im regen Schriftwechsel stand folgte ihm nach ihrer Erkrankung 1883 nach Berlin und starb dort im April des Folgejahres Kainz liess sie auf dem St Hedwigs Friedhof bestatten 1 In erster Ehe heiratete er die Deutsch Amerikanerin Sara Hutzler die 1893 starb Im Juni 1898 heiratete er erneut diesmal Margarethe Grete Nathanson geb 1858 in Berlin die ihn um Jahrzehnte uberlebte und erst 1950 in Wien starb 1889 folgte er dem Regisseur Ludwig Barnay an dessen neu eroffnetes Berliner Theater wurde jedoch nach Differenzen mit diesem kontraktbruchig Daraufhin wurde er aus dem Buhnenverein ausgeschlossen Mit seiner Ehefrau trat er 1891 eine erfolgreiche Amerikatournee an andere Gastspielreisen fuhrten ihn bis nach Russland vgl die Russische Reise von Hermann Bahr Anschliessend spielte Kainz erneut am Deutschen Theater in Berlin begann 1899 das ersehnte Engagement am Wiener Burgtheater an das ihn der Direktor Max Burckhard 1854 1912 als Nachfolger Friedrich Mitterwurzers berief Hier wurde er bereits am Heiligen Abend 1899 zum Hofschauspieler ernannt und wechselte dann ins schwere Charakterfach Der Witwer war inzwischen ein zweites Mal verheiratet Kainz kreierte hier zahlreiche Rollen unter anderem Shylock und Tartuffe Zehn Jahre lang wirkte er hier bis er nach langdauernden Verhandlungen einen sechsjahrigen Urlaub zuerkannt bekam Dem unvertraglichen und launenhaften Kunstler konnten die Qualitatsanspruche seitens dieses seiner Meinung nach verbeamteten Theaters nicht mehr erfullt werden 6 Josef Kainz starb am 20 September 1910 im Wiener Sanatorium Loew an Darmkrebs funf Tage nach seiner Ernennung zum Hoftheaterregisseur Er lebte ab 1903 bis zu seinem Tod im Doblinger Cottage Lannerstrasse 24 in der Nahe von Freunden und Buhnenkollegen wie Otto Tressler welcher Kainz letztlich auch die Totenmaske abnahm 7 Seine ehrenhalber gewidmete Grabstatte befindet sich auf dem Doblinger Friedhof in Wien Gruppe 18 Nummer 15 Werdegang Bearbeiten nbsp Josef Kainz als Romeo um 1895 Nach dem Eintritt ins Mariahilfer Realgymnasium spielte Kainz in Schulauffuhrungen zum ersten Mal selbst Theater Mit 15 Jahren stand er im Dilettantentheater des Karl Kappermann auf der Buhne und spater spielte er bei Valentin Niklas 1806 1883 ehemaliger Komparseriechef des Burgtheaters in einem Privattheater einer Art Probebuhne fur junge Talente Im Fruhjahr 1874 wurde Kainz der Burgschauspielerin Caesarine Kupfer vorgestellt die seine Aussprache und seinen Dialekt tadelte ihm in den folgenden Monaten aber Sprech und Schauspielunterricht erteilte Am 4 Mai 1875 sprach Kainz am Burgtheater als Schauspieler vor unter anderem bei August Forster der bereits seine Direktion in Leipzig vorbereitete Da Kainz dem designierten Direktor Forster noch zu unerfahren schien war angedacht dass er sich zunachst in der Provinz ein Jahr erproben sollte So ging Kainz zunachst an das konigliche Hoftheater nach Kassel erhielt aber dort nach seinen Gastspielauftritten kein Engagement sondern bekam 1875 ein Angebot von Direktor Josef Dietz als erster Held und Liebhaber nach Marburg an der Drau zu gehen Als 17 Jahriger spielte er dort beinahe taglich und schrieb ebenso oft an die Eltern in Wien Am 21 Juni 1876 erfullte Forster sein Versprechen und gab Kainz ein Engagement in Leipzig Mit ungeheuren Erwartungen an das Theater von Forster hoffte Kainz dass hier sein Talent uneingeschrankt gefordert wurde Zwar konnte Kainz zahlreiche Erfolge auf der Leipziger Buhne feiern wurde jedoch von Forster nicht so besetzt wie er es sich erhofft hatte Da er spielen wollte um zu lernen und um voranzukommen geriet er immer wieder mit Forster aneinander bis es schliesslich zum Zerwurfnis kam Kainz blieb jedoch nicht lange ohne Engagement Er wechselte zum Meininger Hoftheater wo er am 27 August 1877 seinen ersten Auftritt hatte Bis 1880 ging er mit den Meiningern auf Tournee und spielte so auf vielen grossen Buhnen wie beispielsweise in Berlin Frankfurt Wien und Prag Er scheint allerdings wie spatere Aufzeichnungen belegen von der Auffuhrungspraxis der Meininger wie stilechte Ausstattung historische Genauigkeit in Kostum und Dekoration nicht wirklich begeistert gewesen zu sein Nach drei Jahren verliess er daher die Meininger um an einer anderen Buhne kunstlerisch weiter voranzukommen Am Munchner Hoftheater trat er erstmals am 4 September 1880 auf und zwar in Schillers Maria Stuart als Mortimer Sein Munchner Debut war jedoch ein Misserfolg Seine zweite Rolle als Romeo in Shakespeares Drama Romeo und Julia war weitaus erfolgreicher Am 30 April 1881 spielte Kainz in einer Separatvorstellung fur Konig Ludwig von Bayern den jugendlichen Didier in dem Drama Marion de Lorme von Victor Hugo Der Konig war sofort von dem schlanken und sensiblen Schauspieler begeistert Er befreundete sich mit ihm und wunschte sich die vollkommene Einswerdung von Kainz und Didier Didier war fur ihn Kainz und Kainz war Didier Kainz begleitete Konig Ludwig II als Vorleser auf einigen seiner vielen Reisen Er musste zu jeder Tages und Nachtzeit dem Monarchen zur Verfugung stehen und gewunschte Partien aus Schauspielen deklamieren Als der Kunstler sich aus Ubermudung einmal dem Konig verweigerte entzog ihm dieser sein Wohlwollen Die Frau des Schauspielers Sarah Hutzler schrieb uber die Beziehung zwischen Konig und Schauspieler Die Vertraulichkeit ihres Verkehrs liess die Scheidewand die in der Stellung des Kunstlers zum Monarchen lag vollig sinken Und so geschah es dass sich im Laufe der Tage nicht mehr Kunstler und Konig sondern Mensch und Mensch gegenuber stand Der Kunstler muss allmahlich seine Scheu vor der Majestat verlieren und bei der Ursprunglichkeit seines jugendlichen Herzens mochte er wohl des ofteren zu weit uber die Kluft der Stellungen hinweggesprungen sein sich zu oft als bevorzugter Freund gefuhlt haben als berechtigt zu sprechen wie er mochte und zu denken wie die Gedanken gerade kommen Hutzler 1886 S 478 Kainz wirkte noch in zwei Privatvorstellungen fur den Konig mit der dem Kunstler als Anerkennung fur seine schauspielerischen Leistungen einen Smaragdring eine Schreibgarnitur und ein gemaltes Wappen uberreichen liess Die Bitte des Schauspielers sich vor seinem Weggang nach Berlin noch personlich verabschieden zu durfen wurde vom Konig nicht erfullt 1883 zog es Kainz ans neu eroffnete Deutsche Theater in Berlin wo er in den folgenden Jahren unzahlige Theatererfolge feierte Als 1887 in Berlin das Berliner Theater eroffnet wurde wollte Kainz zunachst dorthin wechseln da er sich unter Direktor Ludwig Barnay neue kunstlerische Herausforderung erhoffte Doch als Kainz feststellte dass er sich in Barnay geirrt hatte wurde er nach langen Verhandlungen vertragsbruchig so dass das Buhnenschiedsgericht ihn zu einer hohen Geldstrafe und zu einer Theatersperre verurteilte Darauf tourte Kainz zunachst mit Vortragen und Lesungen durch Deutschland und emigrierte schliesslich 1891 in die USA In Amerika spielte er erfolgreich an deutschen Theatern in New York Milwaukee und Chicago Erst 1892 kehrte er an das Deutsche Theater in Berlin unter der Intendanz von Adolph L Arronge zuruck und konnte dort bald an seine alten Erfolge anknupfen In seiner Berliner Zeit 8 stand Kainz in 98 verschiedenen Rollen uber 2000 Mal auf den Berliner Buhnen Doch zog es ihn zuruck in seine alte Heimat Wien Kainz sehnlichster Wunsch erfullte sich im Jahr 1899 mit der Verleihung des Titels des kaiserlich und koniglichen Hofschauspielers am Wiener Burgtheater Sein Vertrag wurde im darauffolgenden Jahr von zwei auf 12 Jahre verlangert Er spielte hier unter anderem den Hamlet Orest Richard III Mephisto Shylock Tartuffe Oswald Valentin und Tasso Im Herbst 1909 erkrankte Kainz an Darmkrebs dessen zunehmende Beschwerden die Buhnenpraxis bis hin zur Bewusstlosigkeit beeinflussten Eine Operation war zunachst erfolgreich doch kehrte das in seiner Ausweglosigkeit dem Patienten verschwiegene Leiden wieder 9 Auf seinem Sterbebett erreichte Kainz am 20 September 1910 als besondere Auszeichnung noch die schriftliche Ernennung zum Burgtheaterregisseur aus Programmheft zur Lesung Ich trage einen Schatz in mir im Wiener Burgtheater 2007 Am 26 November 1898 schrieb Hugo Thimig in sein Tagebuch Romeo Kainz Grosser Triumph Das Publicum war ausser sich vor Enthusiasmus es rief jubelte Kainz 40mal vor den Vorhang Kainz war hinreissend in jeder Beziehung Uberstromenden Naturells und immer kunstlerisch Ein Vulkan der Liebesglut Nach dem Theater mit Kainz im Hotel de France zusammen Er ist ein lieber ungekunstelter anregender Mensch Welcher Unterschied zu dem im Leben so manirirten bewussten Mitterwurzer 10 Ehrungen Bearbeiten nbsp Josef Kainz Denkmal in Wien WahringAm 12 November 1910 wurde im 18 Gemeindebezirk in dem gegenuber dem Turkenschanzpark liegenden Stadtgarten damals noch Meridianpark genannt ein von Alexander Jaray geschaffenes Denkmal enthullt 11 1931 wurden sowohl der Platz als auch der dort befindliche Park nach ihm benannt nbsp Grabstatte von Josef KainzLiteratur BearbeitenKonrad Falke Nachruf fur Josef Kainz In Wissen und Leben Bd 7 1910 S 30 50 Digitalisat Rainer Hartl Kainz Josef In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 33 f Digitalisat Kainz Josef Gottfried Ignaz In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1965 S 178 f Direktlinks auf S 178 S 179 Sarah Hutzler Konig Ludwig von Bayern an Josef Kainz In Die Gartenlaube Heft 27 1886 S 475 479 Volltext Wikisource Felix Czeike Hrsg Historisches Lexikon Wien Band 3 Kremayr amp Scheriau Wien 1994 ISBN 3 218 00545 0 S 417 Judith Eisermann Josef Kainz Zwischen Tradition und Moderne Der Weg eines epochalen Schauspielers Utz 2010 Munchen 428 Seiten Matthias Nother Das pochende Herz Das Publikum schwarmte Berlin lag ihm zu Fussen Wie der Schauspieler Josef Kainz vor 150 Jahren geboren das Theater revolutionierte In Der Tagesspiegel 31 Dezember 2007Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Kainz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Josef Kainz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hugo von Hofmannsthal Verse zum Gedachtnis des Schauspielers Josef Kainz im Volltext bei Wikisource Eintrag zu Josef Kainz im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Todesanzeige auf ONB AnnoEinzelnachweise Bearbeiten a b Antonius Lux Hrsg Grosse Frauen der Weltgeschichte Tausend Biographien in Wort und Bild Sebastian Lux Verlag Munchen 1963 S 252 Stichwort Mathilde Kainz Sulkowskitheater im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Judith Eisermann Josef Kainz Zwischen Tradition und Moderne Der Weg eines epochalen Schauspielers Herbert Utz Verlag 2010 ISBN 3 8316 0913 6 S 102 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bayerischer Rundfunk Henrike Leonhardt Ludwig II im Sommerradio Ludwig II und Joseph Kainz auf Tells Spuren 28 Oktober 2011 br de abgerufen am 6 August 2022 Hans Kratzer Er hat mir die Hand so viel gekusst Abgerufen am 6 August 2022 Grosse Osterreicher Ueberreuter 1985 Hrsg und Autor Thomas Chorherr Werner Rosenberger Im Cottage Wiens erste Adressen und ihre Bewohner Metroverlag 2014 ISBN 978 3 99300 188 9 S 38 Kainz Abschied von Berlin In Neue Freie Presse 2 Juli 1899 S 9 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Authentische Krankheitsgeschichte Josef Kainz In Neue Freie Presse Morgenblatt Nr 16552 21 September 1910 S 9 Spalte 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Hugo Thimig erzahlt ausgewahlt und eingeleitet v Franz Hadamovsky Bohlau Graz Koln 1962 S 139 Die Enthullung des Kainz Denkmals In Neue Freie Presse 13 November 1911 S 6 online bei ANNO 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