www.wikidata.de-de.nina.az
Die Prager Neustadt Prazske Nove Mesto ist die jungste und grosste der im Mittelalter und der Neuzeit unabhangigen vier Stadte bis 1784 die heute die historische Innenstadt Prags bilden Sie wurde ab 1348 vom bohmischen Konig und spateren Kaiser Karl IV errichtet Noch heute geht die Neustadt in ihrer Struktur wesentlich auf die Anlage im 14 Jahrhundert zuruck wenn auch nur einige kirchliche administrative und wirtschaftliche Gebaude insbesondere prachtige gotische und barocke Kirchenbauten erhalten sind Das administrative und wirtschaftliche Zentrum war der Karlsplatz der fur Touristen mit historischem Interesse ein Anziehungspunkt ist Nove MestoBasisdatenStaat Tschechien TschechienRegion Hlavni mesto PrahaGemeinde PrahaVerwaltungsbezirk Prag 1 Prag 2 Prag 8Geographische Lage 50 5 N 14 25 O 50 076658333333 14 424502777778 Koordinaten 50 4 36 N 14 25 28 OEinwohner 28 025 30 Oktober 2006 Die Prager Neustadt farblich die Aufteilung der Stadtbezirke mit angrenzenden Stadtteilen zu Prag 1 zu Prag 2 zu Prag 8 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die rechtliche Grundung 1 2 Ausdehnung und Topografie 1 3 Die Befestigung der Neustadt 2 Die Anlage der Stadt 2 1 Untere Neustadt 2 2 Obere Neustadt 3 Mogliche Vorbilder fur die Stadtanlage der Prager Neustadt 4 Die Bedeutung der Prager Neustadt 5 Weltliche Gebaude 6 Platze 7 Die Kloster und Stiftskirchen 8 Die Pfarr und Friedhofskirchen 9 Der Judengarten 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte Prags Die rechtliche Grundung Bearbeiten Vermutlich im Zusammenhang mit seiner Kronung zum romisch deutschen Konig am 26 November 1346 fasste Karl IV den Entschluss in Prag eine neue Stadtanlage zu grunden Nachdem er mit der Errichtung des Erzbistums Prag 1344 die kirchliche Selbstandigkeit erreicht hatte sollte mit der Grundung der Prager Neustadt die neue Residenz des Konigs weiter aufgewertet werden Ausserdem riefen die schon unter Karls Vater Johann von Luxemburg auftretenden Platzprobleme innerhalb der Stadtmauern Prags nach einer Losung Zahlreiche zumeist armere Menschen tschechischer Nationalitat hatten sich in den vor der Stadtmauer gelegenen Siedlungen niedergelassen woraufhin eine beinahe durchgangige Bebauung entlang der Moldau entstanden war Das Novum bei dem Vorgehen Karls war dass er nicht den ublichen Weg die Schaffung rechtlich abhangiger Vorstadte oder die Erweiterung der Altstadt wahlte sondern stattdessen mit der Neustadt eine unabhangige Konigsstadt mit eigener Rechtsordnung schuf Karl IV plante jedoch eine physische und juristische Vereinigung mit der Altstadt und ordnete 1367 eine gemeinsame Verwaltung an die aber vor allem am Widerstand der beiden Stadtrate scheiterte und bereits zehn Jahre spater wieder ruckgangig gemacht werden musste Nachdem den Bewohnern der Neustadt eine Vielzahl von Rechten und Freiheiten eingeraumt worden war wurden im Gegenzug den Bewohnern der Altstadt die nun an allen Seiten von der Neustadt umschlossen war ihre bisherigen Rechte und Freiheiten verbrieft und der freie Zugang durch die beiden nordlichen Tore der Neustadt zugesichert nbsp Die nord sudliche Magistrale Mezibranska in Nove Mesto Einher mit der Grundung der Neustadt gingen Bemuhungen des Konigs die Bedeutung der Stadt weiter zu erhohen Sie sollte nicht nur die neue Residenzstadt und ein Sammelpunkt der Wissenschaften am 7 April 1348 wurde die Karls Universitat Prag als erste Universitat in Mitteleuropa gegrundet und Kunste sondern auch zu einem wichtigen Wirtschaftszentrum Mitteleuropas werden Dazu waren eine Verlegung der mitteleuropaischen Verkehrswege beziehungsweise die Schaffung neuer Routen sowie die Schiffbarmachung der Moldau geplant und zum Teil auch ausgefuhrt worden Der Aufbau der Neustadt war wohl im Wesentlichen schon 1367 zum Zeitpunkt der bald darauf wieder ruckgangig gemachten Vereinigung mit der Altstadt abgeschlossen Ausdehnung und Topografie Bearbeiten nbsp Jiraskovo namesti mit dem Tanzenden HausDie Neustadt umfasste eine Flache von rund 250 Hektar und war damit mehr als doppelt so gross wie die Altstadt 106 Hektar In der Nord Sud Richtung hatte sie eine Ausdehnung von rund 5 km in Ost West Richtung 0 8 bis 1 2 km Das vorgesehene Gelande war vielfaltig gegliedert und unterschied sich auch hinsichtlich seiner Voraussetzungen fur die Anlage einer neuen Stadt An der Moldau reihten sich vom Vysehrad in Richtung Altstadt mehrere bereits bestehende Siedlungen von Gerbern und Fischern mit eigenen Kirchen und einem judischen Friedhof auf Dicht bebaut waren auch die ostlich der Altstadt an der Moldau gelegenen Siedlungen Ujezd mit der Kirche St Clemens und Porici Am Fluss mit St Peter sowie dem Bischofshof Von den ebenen Flachen am Moldauufer war eine ostlich gelegene Terrasse durch einen ausgepragten sechs bis acht Meter hohen Gelandebruch deutlich getrennt Beherrscht wurde das obere Plateau durch zwei weit nach Westen vorstossende Bergzungen die spater mit stadtebaulichen Dominanten besetzt werden sollten Hier bestanden ebenfalls schon einige kleinere Ansiedlungen wie Am Weiher Na Rybnicku oder Rybnicek mit einer romanischen Rotunde die wohl zunachst dem hl Stephan geweiht war Die Befestigung der Neustadt Bearbeiten nbsp Blick uber das Jamrtal auf die Stadtmauer rechts der KarlshofMit der feierlichen Grundsteinlegung fur die Neustadter Mauern am 26 Marz 1348 durch Karl IV wurde der Bau der Neustadt nach der rechtlichen Grundung offiziell begonnen Die Stadtmauer diente nicht nur der Sicherung der neuen Stadtanlage sondern grenzte sie auch rechtlich vom Umland ab Die Bedeutung die der Befestigung zugemessen wurde ist unter anderem daran ersichtlich dass sie wenn auch mit einer relativ geringen Hohe im Vergleich mit den Mauern alterer bohmischer Stadte innerhalb von nur zwei Jahren fertiggestellt wurde Die Stadtmauer der Neustadt begann am Vysehrad dessen Befestigung zur selben Zeit erneuert wurde und zog von dort entlang des Steilabfalls der oberen Moldauterrasse am Botitzbach zum hochsten Punkt der Umgebung auf dem spater der Karlshof errichtet wurde Hier winkelte sie ab und lief zunachst beinahe exakt nord sud ausgerichtet weiter Nach einer leichten Biegung nach Osten zwischen den Toren an der Gerstengasse und dem Rossmarkt traf die Mauer auf den Veitsbergbach dessen tief eingeschnittenem Tal sie im ungefahr gleich bleibenden Abstand zur Altstadt bis zur Moldau folgte wobei sie erneut diesmal nach Westen abknickte Im Gegensatz zur Altstadt wurde an der Moldau keine Mauer errichtet da ein freier Zugang zum Fluss gewahrleistet sein musste Insgesamt war die Mauer etwa 3 5 km lang 6 10 m hoch und 3 5 m breit und mit Zinnen bekront Wahrend sie an der Ostseite alle 100 m mit Turmen besetzt war verzichtete man im Suden bis auf einen im Tal gelegenen Turm wegen der steilen Vorflache darauf An den Knicken der Mauer im Sudosten und im Nordosten am Veitsbergbach sowie am Nordende an der Moldau erhob sich jeweils ein starkerer Turm Durchbrochen wurde die Ummauerung nur von vier Toren und einigen kleinen Pforten Der Mauer vorgelagert war ein Graben der vor allem in den einstigen Bachbetten Wasser fuhrte an einigen Stellen aber aufgrund der Hohenunterschiede auch trocken lag Eine Zwingermauer hat offenbar nicht bestanden Die Anlage der Stadt BearbeitenSchon bei der Grundung der Neustadt 1348 war die umschlossene Flache zum grossten Teil vermessen in Grundstucke aufgeteilt und die Strassenfuhrung sowie die Lage und Angebotsstruktur der Markte bestimmt Wahrend die Struktur der alteren Siedlungen an der Moldau weitgehend beibehalten wurde wurden auf dem ubrigen bisher unbesiedelten Terrain ungewohnlich breite Strassen und Platze angelegt die aber schon bestehende Fernwege wiederum voll respektierten Die Flache der Neustadt war jedoch derartig gross dass sie nicht sofort komplett besiedelt werden konnte und grossere Teile vor allem im Norden bei der Siedlung Porici und im Sudosten noch bis in das 19 Jahrhundert hinein ohne Bebauung blieben Fur die Planung der Neustadt war mit einiger Wahrscheinlichkeit der Dombaumeister Matthias von Arras verantwortlich der bereits 1342 44 von Karl aus Avignon nach Prag geholt worden war Karl IV verbot ausdrucklich Spekulationen mit Grundstucken und raumte allen die sich ansiedeln wollten zwolf Jahre Steuerfreiheit ein Jedoch musste mit dem Bau des Hauses auf der zugewiesenen Parzelle innerhalb eines Monats begonnen werden dieser in Stein ausgefuhrt und nach anderthalb Jahren fertiggestellt sein Dieses Privileg galt nicht nur fur Christen sondern auch fur Juden die jedoch wenig Gebrauch davon machten Stadtrechnungen lassen erkennen dass bereits 1372 die Strassen zum grossen Teil von Hausern umgeben waren Einen wesentlichen Anteil an der schnellen Aufsiedlung der Neustadt hatte die Anordnung Karls IV dass larm und dreckverursachendes Gewerbe aus der Altstadt in die Neustadt zu verlagern sei Innerhalb der Neustadt bildeten sich um die entsprechenden Markte nun bestimmte Zentren von Handwerkern heraus So waren zum Beispiel Fischer Holzhandler Flosser Gerber Farber Ziegel und Kalkbrenner an der Moldau zu finden und am Rossmarkt liessen sich naheliegend Huf Wagen und Kupferschmiede sowie Schreiner nieder Damit war die Neustadt vor allem von armeren Handwerkern tschechischer Nationalitat bewohnt die in den alteren flussnahen Dorfern von jeher dominierten wahrend die Altstadt weiterhin vornehmlich von Deutschen und Juden bestimmt wurde Diese grossen wirtschaftlichen und nationalen Unterschiede bewirkten die deutliche Trennung der beiden Stadte und waren letztendlich auch ausschlaggebend fur die Auseinandersetzungen wahrend der hussitischen Revolution am Ende der Regierungszeit von Wenzel IV Untere Neustadt Bearbeiten Als Hauptpfarrkirche der Neustadt ecclesia parochialis primaria wurde ab 1350 also unmittelbar nach der Fertigstellung der Ummauerung in der Nahe einer alteren Siedlung die Kirche St Heinrich und Kunigunde Kostel sv Jindricha als vierjochiger Bau mit drei gleich hohen Schiffen errichtet Vor dem Bau des freistehenden Glockenturms erfullte vermutlich der Turm an der Sudwestecke der Kirche diese Funktion Ebenfalls auf eine Grundung Karls geht die zur Kirche gehorende Pfarrschule zuruck die noch im 16 und 17 Jahrhundert zu den besten Schulen Bohmens gehorte und neben der Universitat die angesehenste Lehranstalt in Prag war Unweit der Kirche an der Stelle der 1871 1874 errichteten Hauptpost Budova Hlavni posty lag der von dem Apotheker und Leibarzt Karls IV Angelus von Florenz angelegte Botanische Garten der Karlsuniversitat der Engelsgarten der in Europa wegen seiner Einzigartigkeit beruhmt war Das wirtschaftliche Zentrum des nordlichen Stadtteils war der Heu und Strohmarkt der im Allgemeinen mit dem heutigen Heuwaagsplatz Senovazne namesti gleichgesetzt wird Wilfried Brosche konnte jedoch wahrscheinlich machen dass der Heumarkt in ahnlicher Weise wie der Rossmarkt geplant war Danach bildete die heutige Hybernergasse Hybernska ulice die sudliche Begrenzung des Marktes Sie wurde als erste Strasse der Neustadt schon um 1379 gepflastert strata lapidae und erhielt so ihre altere Bezeichnung Pflastergasse Dlazdena ulice Der Markt verlief entlang einer alten Strasse nach Kuttenberg Kutna Hora und war die Hauptverbindung in Richtung Osten Am Ausgang der Altstadt erhob sich in der Verlangerung der Zeltnergasse Celetna das Zerlumpte oder zerfetzte Tor Odrana brana beziehungsweise spater St Ambrosius Tor Eine Erneuerung des Tores war anscheinend schon unter Karl IV vorgesehen Der heutige Pulverturm Prasna brana wurde erst um 1475 errichtet Den oberen Abschluss bildete das Berg oder Veitstor Horska brana in der Ummauerung der Neustadt Auch am unteren Ende des Heumarkts liess Karl ein Kloster errichten 1355 siedelte er Benediktiner des Mailander Ritus an Kloster und Kirche wurden dem heiligen Ambrosius geweiht zum Gedenken an die Kronung Karls zum Konig der Lombardei am 5 Januar desselben Jahres die im Mailander Dom dessen Bischof der Heilige im 4 Jahrhundert gewesen war vorgenommen wurde Unweit des Klosters wahrscheinlich gegenuber dem St Benedikts Tor der Altstadt bestand ausserdem noch ein Johannes Jakobsspital das der Armenversorgung diente Die zweite wichtige Strasse der unteren Neustadt war die Strasse Na Porici Sie geht auf eine alte Verbindung zuruck die am St Benedikt Tor der Altstadt begann und durch die bereits bestehende Siedlung an der Moldau fuhrte Im Osten wurde nun das Peterstor oder Poricer Tor Poricska brana als Teil der Stadtbefestigung der Neustadt errichtet 1873 abgetragen Die beiden ursprunglich romanischen Kirchen St Peter Kostel sv Petra na Porici und St Clemens am Porici Kostel sv Klimenta na Porici erfuhren ebenfalls umfangreiche Erweiterungen und Umbauten in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts Zwischen der alten Siedlung und den neuen Quartieren nordlich des Rossmarktes bestand offenbar eine grossere Freiflache die ungefahr ab der Hohe der St Heinrichs Kirche begann und nur sparlich bebaut und hauptsachlich mit Garten und Grunflachen besetzt war Obere Neustadt Bearbeiten nbsp Myslikova Strasse NeustadtWeitaus grossere Bedeutung erhielt die obere Neustadt Eine altere Strasse zum Vysehrad und weiter nach Sudbohmen wurde zur langsten Prager Verkehrsstrasse und zum Ruckgrat der oberen Neustadt die heutigen Strassen Spalena Vysehradska und Na Slupi Sie begann am St Martins Tor oder Zderaz Tor am Perstyn und bildete die Verlangerung einer wichtigen Altstadtgasse Zwar wurde der Verkehr am sudlichen Ende der Neustadt nun uber den Vysehrad gefuhrt doch lief ein Weg weiter bis zu dem einzigen Turm im Suden der an der tiefsten Stelle der Stadtmauer eine nicht durchfahrbare Pforte und die Wasser Durchlasse des Botic Baches und des Muhlgrabens sicherte In den an der Moldau gelegenen Partien musste auf die bereits bestehenden Siedlungen Opatovice Zderaz und Podskali Rucksicht genommen werden und die alten schmalen und verwinkelten Strassenzuge wurden hier beibehalten Erst durch den Bau des Moldaukais und die Umgestaltung beinahe aller ufernahen Bereiche am Ende des 19 und am Beginn des 20 Jahrhunderts sind sowohl die meisten Gebaude einschliesslich einiger Kirchen als auch die alte Strukturen beseitigt worden Dagegen kam es in dem bisher weitgehend unbesiedelten Gebiet ostlich des zum Vysehrad fuhrenden Weges zur planvollen Anlage breiter paralleler Strassen im Rechteckschema das heute noch deutlich zu erkennen ist In den beiden den Viehmarkt rechtwinklig kreuzenden fast 27 m breiten Strassen fand der Getreidehandel statt sie erhielten danach die Namen Korngasse Zitna ulice und Gerstengasse Jecna ulice Am Ende der Gerstengasse auch Schweinegasse Svinsky trh Svinska ul genannt da sie ebenso dem Kleinviehhandel diente stand in der Nahe der alteren Kirche St Johannes am Schlachtfeld Kostel sv Jan na Bojisti das vierte Tor das Schweinetor Svinska brana oder St Johannes Tor Wahrend die ubrigen Tore aus einer Durchfahrt und zwei flankierenden Turmen bestanden war das Johannestor als Torfestung ausgebildet Es bestand aus einem Durchgangshof mit tonnengewolbten Raumen auf beiden Seiten daruber lag ein weit ausladendes Gesims mit acht Eckturmchen und einem weiteren hoheren Turm an der Vorderfront uber dem Torbogen Das Tor sicherte auch den Eintritt eines Baches in die Neustadt dessen Wasser auch den Fischteich der ehemaligen Siedlung Rybnicek speiste Zwar wurde das Tor 1891 1897 mitsamt der anschliessenden Stadtmauer abgebrochen doch konnten bei Bauarbeiten der Metrostation I P Pavlova Reste des Tores ausgegraben sowie einige Fliesen mit alten Landerwappen und die Fragmente eines Reliefs mit dem bohmischen Lowen geborgen werden die heute in der Vorhalle der Metrostation ausgestellt sind Abgesehen von den zwei nicht durchfahrbaren Pforten bildete das Johannestor den letzten Zugang bis hin zum Osttor des Vysehrads so dass auch die ubrigen Wege sudlich der Gerstengasse auf das Tor zuliefen Diese sind wohl allesamt alteren Ursprungs beziehungsweise entstanden nicht durch gezielte Anlage und passen sich den komplizierten Hohenverhaltnissen in diesem Bereich an der abgesehen von kirchlichen Einrichtungen weitgehend unbebaut blieb In der Mitte der Strasse liess Karl IV durch Verbreiterung nach Osten den Viehmarkt Dobytci trh den heutigen Karlsplatz Karlovo namesti anlegen Mit einer Ausdehnung von rund 550 150 m war dieser lange Zeit der grosste Platz Europas und das administrative und wirtschaftliche Zentrum der Neustadt Er diente hauptsachlich dem Vieh Fisch Holz und Kohlenhandel und hat seine zentrale Funktion erst in jungerer Zeit an den Wenzelsplatz verloren In der Mitte des Viehmarktes in der Verlangerung der Gerstengasse liess Karl IV einen holzernen Turm errichten von dem aus seit 1354 einmal im Jahr die Reichskleinodien und Reliquien offentlich gezeigt wurden Das Heiltumsfest wurde von Karl zum allgemeinen Feiertag im Reich bestimmt wodurch Prag zu einem der bedeutendsten Pilgerzentren Europas wurde Neben dem Holzturm entstand zwischen 1382 und 1393 die Heilig Blut oder Fronleichnamskapelle die 1791 abgerissen wurde Uber der oktogonalen Zentralkirche mit anschliessenden Kapellen erhob sich ein quaderformiger Turm von dessen Umgang aus nun die Reliquien und Kronungskleinodien gezeigt wurden nbsp Neustadter Rathaus am KarlsplatzIn dominanter Lage an der Nordostecke des Viehmarktes entstand ab 1367 oder ab 1377 aus diesem Jahr datiert die erste urkundliche Erwahnung 1 auf einem markanten Gelandesprung das Rathaus der Prager Neustadt Novomestska radnice als Symbol der selbststandigen Konigsstadt Die ubrigen Seiten des Viehmarktes wurden nach der Anlage des Platzes recht zugig bebaut wobei sich hier vor allem Angehorige des Adels und des koniglichen Hofes niederliessen An der Sudseite stand zum Beispiel der gotische Palast der Fursten von Troppau Opava deren Grundstuck sich weit nach Suden erstreckte Mogliche Vorbilder fur die Stadtanlage der Prager Neustadt BearbeitenBei der Frage woran sich Karl IV bei der Planung der Neustadt orientierte wird vor allem aufgrund der breiten geraden Strassen und der machtigen Stadttore Rom als Vorbild genannt Genauso ist aber auch immer wieder an die sichtbare Kaiseridee von der Schaffung einer roma nova zu denken die in ahnlicher Weise schon bei Karl dem Grossen mit Aachen Otto I mit Magdeburg und Heinrich II mit Bamberg vertreten wurde Rechtwinklige Stadtanlagen oder erweiterungen wenn auch nicht in dieser Grosse waren aber ebenso bereits in Mitteleuropa und gerade im bohmischen Bereich anzutreffen so dass Karl IV auch in diesen seine Vorbilder gefunden haben konnte Der oft angefuhrte Bezug zu Jerusalem ist dagegen eher religioser Natur und spiegelt die Vorstellung von der Schaffung einer neuen Gottesburg wider W Brosche zahlt fur die Zeit um 1400 innerhalb des Neustadtbereichs drei Spitaler mit Kirchen oder Kapellen neun Kloster mit zusammen zehn geweihten Statten vierzehn Gemeindekirchen mit drei zusatzlichen Kapellen dazu die Rathauskapelle hinzu kommen die auf dem Vysehrad mit Patrozinien gesicherten Weihestatten so dass die Neustadt mit 40 Kirchen die Altstadt mit ihren 35 Gotteshausern am Ende des Jahrhunderts bereits beachtlich uberrundet hatte Fur die Kloster und Stifte wurden Chorherren und Monche beinahe aller Orden auch aus entlegenen Landern Europas nach Prag geholt Stellvertretend seien die Benediktiner zum hl Ambrosius aus Mailand die Augustiner Chorherren aus Frankreich am Augustiner Chorherrenstift Prag Karlshof die Serviten St Maria auf dem Rasen aus Florenz und die slawischen Benediktiner im Emmauskloster aus Kroatien genannt Das Kloster Maria Schnee wurde wohl mit sachsischen Karmeliten besetzt nbsp Stadtplan von Prag aus dem Jahr 1885Die Bedeutung der Prager Neustadt Bearbeiten nbsp Strasse Ostrovni in der NeustadtPrag wurde infolge der Massnahmen Karls IV mit 40 000 Einwohnern 1378 viertgrosste Stadt nordlich der Alpen nach Paris Gent und Brugge Hinsichtlich ihrer Flache war sie sogar die grosste Stadt in Europa nach Rom und Konstantinopel Vergleicht man Prag mit den ubrigen mittelalterlichen Stadten in Europa und insbesondere mit den Grundungsstadten des 12 bis 14 Jahrhunderts so wird die Sonderstellung der Prager Neustadt deutlich Karl IV konzipierte hier das grosste urbanistische Vorhaben des Mittelalters das im damaligen Europa seinesgleichen nicht fand Es gibt um die Mitte des 14 Jahrhunderts in Europa keine zweite Stadt in der ein geschlossenes Bauvorhaben auf einer Flache von uber zwei Quadratkilometern organisiert und ausgefuhrt wurde Es gibt keine zweite Stadt in der 18 bis 27 Meter breite Strassen angelegt wurden wo eine Ausfallstrasse dreiviertel Kilometer lang und uber 60 Meter breit war und sich allein der zentrale Marktplatz uber eine Flache erstreckte die grosser ist als eine ganze Stadt dieser Zeit einschliesslich ihrer Mauern Hier wurde das wirkliche Verwaltungs Kultur und Wirtschaftszentrum Mitteleuropas geplant und errichtet Lorenc Neustadt 13f 1991 hatte die Prager Neustadt 34 991 Einwohner Im Jahr 2001 bestand der Stadtteil aus 1400 Wohnhausern in denen 28 113 Menschen lebten Weltliche Gebaude BearbeitenVilla Amerika Nationaltheater Bierhalle U FlekuPlatze BearbeitenDer Rossmarkt der heutige Wenzelsplatz Der Viehmarkt der heutige Karlsplatz Der Heuwaagsplatz Senovazne namesti sudlich des heutigen Platzes der Republik KarlshofDie Kloster und Stiftskirchen BearbeitenWie schon die Pfarrkirchen wurde auch die St Peter und Pauls Kirche der Chorherren zum Heiligen Grab in der Siedlung Zderaz umgebaut und erweitert Zahlreiche weitere Kloster und Stiftskirchen liess Karl IV auf besonderen Gelandedominanten errichten Ahnlich dem Kloster St Maria Schnee hatte er auf einem Sporn der oberen Terrasse an dem alten Weg zum Vysehrad schon vor der Grundung der Neustadt ein bedeutendes Kloster angesiedelt In unmittelbarer Nahe der alten Pfarrkirche der Flossergemeinde Podskali St Cosmas und Damian siedelte er auf dem Gelande des Vysehrader Domkapitels mit Zustimmung des Papstes Clemens VI am 22 November 1347 Benediktinermonche aus Kroatien an die die altslawische Liturgie pflegten Nach ihnen erhielt die 1372 geweihte Klosterkirche den Namen Marienkirche bei den Slawen Klaster panny Marie na Slovanech An derselben Strasse wurde weiter sudlich 1360 ein Servitenkloster mit der Kirche St Maria auf dem Rasen Kostel P Marie na travnicku beziehungsweise auf der Saule Na slupi erbaut 1355 wurde unweit das Augustiner Eremitinnenkloster St Katharina Kostel sv Kateriny gegrundet das Karl aus Dankbarkeit fur seinen ersten am 25 November 1332 bei der Burg San Felice in Italien errungenen Sieg stiftete Der Bau konnte am 29 November 1367 geweiht werden Insgesamt lasst sich beobachten dass Pfarr und Klosterkirchen oft entweder an Vorgangerkirchen anknupften oder in der Nahe bestehender Siedlungen oder Strassen errichtet worden sind Im Gegensatz dazu grundete Karl IV an besonders exponierten aber dafur noch lange unbesiedelten Stellen zwei Stiftskirchen Um 1362 wurde auf dem Windberg Vetrna hora oder Na vetrnik das Kollegiatstift St Apollinaris Kostel sv Apolinare eingerichtet Am hochsten Punkt der neuen Befestigung im Sudosten knickte die Stadtbefestigung im Malerturm an dem eine kleine Pforte existierte nach Norden Diese Situation erzwang geradezu die Errichtung einer dritten burgahnlichen Anlage neben Hradschin und Vysehrad das Augustiner Chorherrenstift Die neu gegrundeten Stifts und Klosterkirchen in der oberen Neustadt unterschieden sich von den Gemeindekirchen auch dadurch dass sie am Rand der stadtischen Besiedlung gegrundet worden waren oder ihre gesamte Umgebung fast ganzlich frei blieb Die Hange und Hochflachen ostlich der Strasse Na slupi und sudlich des Klosters St Katharina waren nur von Weingarten und ausgedehnten Grunflachen bedeckt Nicht zuletzt dadurch war eine weitere stadtebauliche Konzeption vom vor allem vom Vysehrad deutlich sichtbar Die funf genannten Kirchenbauten bilden ein Kreuz mit fast gleich langen Armen in deren Mitte das Stift St Apollinaris liegt Der imaginare Querbalken endet mit dem Karlshof und dem Emmauskloster in turmlosen Kirchenbauten wahrend die Kirchen mit den im Obergeschoss oktogonalen Turmen den Langsbalken bilden In der Verlangerung zielt dieser genau auf den Vysehrad der somit auch in das Konzept mit einbezogen wurde Weitere Kloster und Stiftskirchen der Prager Neustadt Kirche der Schmerzensreichen Mutter Gottes Kirche St Johannes von Nepomuk am Felsen Kirche St Cyrill und MethodDie Pfarr und Friedhofskirchen BearbeitenPfarrkirche der neu zu besiedelnden Gebiete in der oberen Neustadt war die St Stephans Kirche Kostel sv Stepana die zwischen 1351 und 1394 erbaut wurde Die Kirche entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer alteren Kirche einer romanischen Rotunde aus dem 12 Jahrhundert die als Pfarrkirche der Siedlung Rybnicek gedient hatte Deren Patrozinium ging nun auf die neue Kirche uber die Rotunde wurde dem heiligen Longinus Rotunda sv Longina geweiht Auch in der oberen Neustadt wurden die Kirchen der schon bestehenden Siedlungen an der Moldau unter Karl IV und Wenzel IV erweitert und gotisch umgebaut An die St Adalbert Kirche Kostel sv Vojtecha v Jircharich nahe dem Flussufer in der Siedlung der Gerber und Weissgerber wurde um 1370 sudlich ein zweites Schiff mit eigenem Presbyterium angefugt Die ursprunglich romanische Pfarrkirche der Siedlung Opatovice St Michael Kostel sv Michala erhielt einen neuen Chor und gegen Ende des 14 oder Anfang des 15 Jahrhunderts die beiden Seitenschiffe Gebaut wurde wohl auch an der nicht erhaltenen Kirche St Peter na struze Westlich der Pfarrkirche St Wenzel am Zderaz Kostel sv Vaclava na Zderaze liess Konig Wenzel IV ab 1380 auf einem Bergvorsprung uber dem Moldauufer eine kleine gotische Burg erbauen die wohl zweigeschossig mit gewolbten Raumen war einen funfgeschossigen Turm besass und von mindestens zwei zinnenbekronten Mauern umgeben war Im Zusammenhang mit der Erhebung zur Burgkirche erfolgte vor 1399 auch ein gotischer Umbau der St Wenzels Kirche Ahnliche Vergrosserungen erfuhren mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die unterhalb des Vysehrads gelegenen Kirchen St Johannes der Taufer und St Nikolaus Bis um 1380 entstanden weitere kleine Kirchen wie die Dreifaltigkeitskirche sudlich des Emmausklosters die um 1420 eine gotische Kirche des hl Antonius ersetzte die St Andreas Kirche St Michael am Slup Na slupi sowie die Kirche zur Jungfrau Maria unter dem Vysehrad und das zugehorige St Elisabeth Spital Der Judengarten BearbeitenIn der Nahe des Spitals mit der St Lazarus Kirche beide wurden am Anfang des Jahrhunderts ohne vorhergehende Untersuchung abgebrochen existierte weiterhin ein alterer judischer Friedhof der Judengarten Zidovska zahrada Er war bereits unter Ottokar II 1254 privilegiert worden Die Ansiedlung von Juden in der unmittelbaren Umgebung wurde durch Karl IV und Wenzel IV weiter forciert Sie entwickelte sich aber nicht im gewunschten Masse so dass es 1478 zur Auflosung des judischen Friedhofs kam und das Gebiet parzelliert und bebaut wurde Statt der Juden die die Ansiedlung im Getto der Altstadt bevorzugten hatten bereits zuvor die Fleischer hier ihre Wohnhauser errichtet deren Markthalle mit 100 Fleischbanken schon vor 1349 nordlich des Neustadter Rathauses errichtet wurde Literatur BearbeitenVaclav Huml Zdenek Dragoun Rostislav Novy Der archaologische Beitrag zur Problematik der Entwicklung Prags in der Zeit vom 9 bis zur Mitte des 13 Jahrhunderts und die Erfassung der Ergebnisse der historisch archaologischen Erforschung Prags In Zeitschrift fur Archaologie des Mittelalters 18 19 1990 91 S 33 69 Frantisek Graus Prag als Mitte Bohmens 1346 1421 In Emil Meynen Hrsg Zentralitat als Problem der mittelalterlichen Stadtgeschichtsforschung Stadteforschungen Reihe A Darstellungen Bd 8 Koln Wien 1979 ISBN 3412032794 Vilem Lorenc Das Prag Karls IV Die Prager Neustadt Stuttgart 1982 ISBN 3421025762 Nove Mesto prazske 1348 1784 Prag 1998 ISBN 8085394197 Ferdinand Seibt Hrsg Kaiser Karl IV Staatsmann und Mazen Begleitband Ausstellungen Nurnberg und Koln 1978 79 Munchen 1978 ISBN 3791304356 Mehrere Beitrage besonders zu nennen ist W Brosche Zu einem Modell der Prager Neustadt S 242 249 Jaroslava Stankova Jiri Stursa Svatopluk Vodera Prag Elf Jahrhunderte Architektur Historischer Reisefuhrer Prag 1991 ISBN 80 9000033 9 Umelecke pamatky Prahy 1 Nove Mesto Vysehrad Vinohrady Praha 1 Prag 1998 ISBN 8020006273 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Prager Neustadt Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Michal Flegl Reisefuhrer Olympia Prag Olympia Verlag Prag 1988 S 242 ff Normdaten Geografikum GND 4076318 3 lobid OGND AKS LCCN no99037610 VIAF 150420493 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prager Neustadt amp oldid 232224440