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Felix Stossinger 25 August 1889 in Prag Osterreich Ungarn 31 August 1954 in Zurich war ein osterreichischer Journalist und Verleger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStossinger wuchs in Wien auf und war dort zunachst Musikkritiker spater schrieb er auch uber Literatur Theater Kunst und religiose Fragen In Wien gehorte er zum Freundeskreis um Ernst Weiss Albert Ehrenstein und Otto Pick in dem er auch im September 1913 die Bekanntschaft von Franz Kafka machte Um 1914 zog er von Wien nach Berlin trat der SPD bei und verlegte sich auf die politische Publizistik Wie mehrheitlich seine Partei unterstutzte auch Stossinger zunachst den Ersten Weltkrieg Eine oft kolportierte Anekdote aus dieser Zeit ist sein Auftritt im Berliner Cafe des Westens als er den dort anwesenden Literaten und Journalisten am 7 Mai 1915 die Neuigkeit von der Versenkung der britischen Lusitania durch einen deutschen Torpedo uberbrachte und dabei den Tod von fast 1200 Menschen enthusiastisch als die grosste Heldentat der Menschheitsgeschichte bezeichnete Der ebenfalls anwesende pazifistische Schriftsteller Leonhard Frank ohrfeigte ihn daraufhin wortlos und emigrierte anschliessend Hals uber Kopf in die Schweiz um der Strafverfolgung zu entgehen 1 2 Ab 1916 war Stossinger Redakteur der Sozialistischen Monatshefte SM deren Herausgeber Joseph Bloch von Stossinger als politischer Mentor betrachtet wurde Nach 1917 trat Stossinger der USPD bei Von 1918 bis 1922 war er Redakteur des Berliner USPD Zentralorgans Freiheit und Herausgeber der wochentlichen illustrierten Freiheit Beilage Die freie Welt Im Revolutionswinter 1918 19 war Stossinger Leiter der Presse Propaganda und Nachrichtenstelle des Vollzugsrats der Arbeiter und Soldatenrate Grossberlins VR 3 Ausserdem gab er ein ebenfalls von der USPD verantwortetes unabhangiges sozialdemokratisches Jahrbuch fur Politik und proletarische Kultur unter dem Titel Die Revolution heraus das allerdings nur einmal im Jahr 1920 erschien Um 1920 war Stossinger Mitglied des Bundes fur proletarische Kultur der 1919 von Ludwig Rubiner Arthur Holitscher Rudolf Leonhard Franz Jung und Alfons Goldschmidt gegrundet worden war und in dem Kommunisten neben Anarchisten und Syndikalisten mitwirkten Andere Mitglieder des schon 1921 wieder auseinanderbrechenden Bundes waren Hermann Schuller 1893 1948 Max Barthel die Schauspielerinnen Elsbeth Bruck 1874 1970 und Gertrud Eysoldt die Maler und Grafiker Hans Baluschek Heinrich Vogeler und Heinrich Zille und der Architekt Bruno Taut Seit Mitte der 1920er Jahre betrieb Stossinger ein Antiquariat im Felix Stossinger Verlag und Antiquariat erschienen unter anderem 1925 26 einige Werke des Komponisten und Dichters Arno Nadel 4 und 1933 ein bibliophiler Gedichtband von Nell Walden Heimann 5 Zudem unterstutzte Stossinger seinen Freund Bloch bis 1933 als Herausgeber der SM und schrieb dort einige programmatische Texte so 1925 ein Pladoyer fur den Anschluss Osterreichs an Deutschland 6 und 1929 eine Anklage des angelsachsischen Imperialismus der seine kulturelle Ideologie als Instrument der Weltherrschaft 7 benutze 8 Auch fur die Weltbuhne und das Tage Buch war Stossinger publizistisch tatig 1930 war er Mitarbeiter der allerdings nur dreimal erscheinenden kulturkritischen Zeitschrift Clique gemeinsam mit Theodor Lessing Hans Jose Rehfisch Anton Kuh Erich Knauf Erich Ohser und Erich Muhsam Im selben Jahr schrieb er fur die Judische Rundschau uber den Antisemitismus in der Sowjetunion 9 1931 machte er sich im SPD Diskussionsorgan Das freie Wort fur aktiven Antibolschewismus stark 10 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ubersiedelte Joseph Bloch nach Prag und Stossinger folgte ihm Anfang 1934 Bis zum Tod Blochs am 14 Dezember 1936 arbeiteten sie gemeinsam an einem als politisches Vermachtnis Blochs verstandenen Text den Stossinger dann gemeinsam mit Blochs Witwe Helene fertigstellte und 1938 39 in Frankreich herausgab Revolution der Weltpolitik 8 Bande Nach der Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht am 15 Marz 1939 flohen zuerst Stossingers Frau Charlotte und deren Sohn aus erster Ehe der spatere Grafiker und Maler Hans Michael Freisager 1924 2014 nach Nizza Stossinger folgte ihnen wenig spater 11 Im September 1942 fluchtete die Familie aus Frankreich in die Schweiz Dort wurden Stossinger und seine Frau von Oktober 1942 bis August 1943 im Krankenlager Oberhelfenschwil interniert Anschliessend lebten sie in Zurich wo Stossinger als Ubersetzer und Herausgeber arbeitete und hauptsachlich fur die Neue Schweizer Rundschau schrieb Ausserdem war er Schweizer Korrespondent des New Yorker Wochenblatts Aufbau 1950 gab er einen von der Kritik gelobten Heine Auswahlband heraus stark kritisiert wurde hingegen 1953 seine Herausgebertatigkeit beim Band 4 der Gesammelten Werke Hermann Brochs 12 Stossingers letztes Manuskript Zwischen Tell und Gessler befindet sich im Archiv fur Zeitgeschichte der ETH Zurich 13 das darin enthaltene Tagebuch aus dem Schweizer Internierungslager wurde 2011 veroffentlicht 11 14 Schriften Auswahl Bearbeitenmit Karl Holtz Das System Noske Eine politische und satyrische Abrechnung Freiheit Berlin 1920 15 Simon Erlanger Peter Jakob Kelting Hrsg Interniert in Schweizer Fluchtlingslagern Tagebuch des judischen Autors Felix Stossinger 1942 43 Christoph Merian Verlag Basel 2011 ISBN 978 3 85616 529 1 Frankreich nach diesen 10 Jahren In Sozialistische Monatshefte 30 Jg 1924 Heft 9 S 558 564 FES Fur den Anschluss Deutsch Osterreichs In Sozialistische Monatshefte 31 Jg 1925 Heft 6 S 333 339 FES Uber Yvette Guilbert und den franzosischen Geist In Sozialistische Monatshefte 32 Jg 1926 Heft 4 S 235 238 FES Wolfgang Graeser zum Gedachtnis In Sozialistische Monatshefte 34 Jg 1928 Heft 9 S 777 779 FESals Herausgeber Leo Tolstoi Eine Auswahl fur die reifere Jugend Verlag der Neuen Gesellschaft Berlin 1922 Jugendbucher der Neuen Gesellschaft Band 1 Panait Istrati Drei Bucher uber Sowjet Russland Piper Munchen 1930 Band 1 Auf falscher Bahn 16 Monate in Russland Band 2 So geht es nicht Die Sowjets von heute Band 3 Russland nackt Joseph Bloch Revolution der Weltpolitik Vermachtnis 8 Bande Prag Fischern bei Karlsbad Paris 1938 Heinrich Heine Mein wertvollstes Vermachtnis Religion Leben Dichtung Manesse Zurich 1950 Manesse Bibliothek der Weltliteratur mit Eva Rechel Mertens Honore de Balzac Meisternovellen Manesse Zurich 1953 Manesse Bibliothek der Weltliteratur Hermann Broch Der Versucher Rhein Zurich 1953 Gesammelte Werke Bd 4 als Ubersetzer Louis Edward Bisch Neurotisch und doch glucklich Pan Zurich 1951 Hilaire Belloc Marie Antoinette Diana Baden Baden Stuttgart 1952 ubersetzt mit Edwin Maria Landau Emile Zola Die Meute Manesse Zurich 1954 Manesse Bibliothek der Weltliteratur Literatur BearbeitenBerta Lask Wahlstinkseifenblase Stossinger In Die Linkskurve 2 Jg Nr 9 September 1930 S 38 39 Susanne Blumesberger Michael Doppelhofer Gabriele Mauthe Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 3 S Z Register Hrsg von der Osterreichischen Nationalbibliothek Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 11545 8 S 1332 Simon Erlanger Peter Jakob Kelting Hrsg Tagebuch des judischen Autors Felix Stossinger 1942 43 Merian Basel 2011 ISBN 978 3 85616 529 1 Stossinger Felix in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 736 Stossinger Felix In Ernst Fischer Verleger Buchhandler amp Antiquare aus Deutschland und Osterreich in der Emigration nach 1933 Ein biographisches Handbuch 2 Auflage Berlin De Gruyter 2020 S 508Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Felix Stossinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Portratkarikatur Stossingers von Ludwig MeidnerEinzelnachweise Bearbeiten Die Anekdote wird z B wiedergegeben in Hermann Muller Franken Die November Revolution Erinnerungen Der Bucherkreis Berlin 1928 S 112 Bei Strohmeyr wird wohl irrtumlich Alfred Kerr als Empfanger der Ohrfeige angegeben Vgl Armin Strohmeyr Verlorene Generation Dreissig vergessene Dichterinnen und Dichter des anderen Deutschland Atrium Zurich 2008 ISBN 978 3 85535 721 5 Als Pressechef des Vollzugsrats trat Stossinger die Nachfolge des spater als Reiseschriftsteller bekannten Colin Ross an der am 26 November 1918 aus dem VR ausgetreten war Vgl Gerhard Engel Barbel Holtz Gaby Huch Gross Berliner Arbeiter und Soldatenrate in der Revolution 1918 19 Bd 2 Vom 1 Reichsratekongress bis zum Generalstreikbeschluss am 3 Marz 1919 Akademie Verlag Berlin 1997 ISBN 3 05 003061 5 S 58 GBS Tanze und Beschworungen des weissagenden Dionysos 1925 Der Ton Die Lehre von Gott und Leben Religioses Gedichtwerk 1926 Der Sundenfall Sieben biblische Szenen 1926 Arno Nadel wurde 1943 im KZ Auschwitz ermordet Unter Sternen Gedichte 1933 Die schwedische Musikerin und Malerin Nell Roslund war von 1912 bis zur Scheidung 1924 mit Herwarth Walden verheiratet spater mit dem Arzt Dr Hans Heimann Felix Stossinger Fur den Anschluss Deutsch Osterreichs In Sozialistische Monatshefte Jg 31 Heft 6 Juni 1925 S 333 339 online Felix Stossinger Die Anglisierung Deutschlands In Sozialistische Monatshefte Jg 35 Heft 8 August 1929 S 695 707 online Vgl dazu auch Alf Ludtke Inge Marssolek Adelheid von Saldern Hrsg Amerikanisierung Traum und Alptraum im Deutschland des 20 Jahrhunderts Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06952 6 S 159 GBS Felix Stossinger Der Antisemitismus in der Sowjetunion In Judische Rundschau 21 Marz 1930 S 157 Felix Stossinger Aktiver Antibolschewismus In Das freie Wort Nr 27 vom 5 Juli 1931 Vgl Jurgen Zarusky Die deutschen Sozialdemokraten und das sowjetische Modell Ideologische Auseinandersetzung und aussenpolitische Konzeptionen 1917 1933 Oldenbourg Munchen 1992 ISBN 3 486 55928 1 S 281 GBS a b Archivierte Kopie Memento vom 1 April 2010 im Internet Archive Hermann Brochs Gesammelte Werke erschienen von 1952 bis 1961 im Zurcher Rhein Verlag Zu den Herausgebern der 10 bandigen Ausgabe zahlten neben Stossinger Robert Pick Hannah Arendt Erich Kahler Wolfgang Rothe Ernst Schonwiese und Hermann John Weigand Als Band 4 erschien Brochs nachgelassener Bergroman Stossinger hatte ihn philologisch unsauber aus drei verschiedenen Fassungen kompiliert und auch den Titel Der Versucher erfunden AfZ NL Felix Stossinger 1 auf ever afz ethz ch http www unilu ch files stoessinger pdf Vgl Rezension von Ignaz Wrobel Weltbuhne vom 5 August 1920 Normdaten Person GND 117266450 lobid OGND AKS LCCN n2013003435 VIAF 13080553 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stossinger FelixKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Journalist und VerlegerGEBURTSDATUM 25 August 1889GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 31 August 1954STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Stossinger amp oldid 238635179