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Dieser Artikel behandelt den Roman Zur Erzahlung siehe Ljubow Fjodorowna Dostojewskaja Die Verzauberung ist ein Roman von Hermann Broch der 1953 posthum erschien und unter den Titeln Der Versucher O Encantamento Demeter und Die Verzauberung ediert wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungs und Editionsgeschichte 2 Zeit und Ort der Handlung 3 Vorgeschichte 4 Inhalt 5 Form 6 Zitate 7 Selbstzeugnisse 8 Rezeption 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEntstehungs und Editionsgeschichte Bearbeiten1935 begonnen wurde der Text bereits Anfang 1936 als erster Band einer geplanten Demeter Trilogie abgeschlossen Doch der Autor hat nur diesen einen Band der Trilogie fertiggestellt In den Jahren 1936 bis 1950 hatte Broch Anderungen am Text in Angriff genommen jedoch nicht beendet 2 Nach Brochs Tod kam 1952 eine Fassung heraus die Felix Stossinger unter dem Titel Der Versucher aus den genannten Nachbearbeitungsversuchen des Autors kompiliert hat Die in der nicht abgeschlossenen zweiten Fassung fehlenden Abschnitte des Romans wurden nach der ersten Fassung erganzt Diese Version ist also umfassender als die heute unter dem von Broch aufgegebenen Titel Die Verzauberung verbreitete erste Fassung 3 Der Versucher wurde in den Jahren 1960 bis 1970 in Franzosisch Japanisch Ungarisch Tschechisch und Polnisch aufgelegt 4 1967 wurde erstmals die fragmentarische dritte definitive Fassung unter dem Titel Demeter in der Bibliothek Suhrkamp veroffentlicht 1969 folgte eine integrale Edition aller drei Fassungen des Bergromans in vier Banden Zeit und Ort der Handlung BearbeitenDer Roman spielt in einem Alpendorf 5 vom Marz bis November eines Jahres etwa zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 6 Vorgeschichte BearbeitenDer Ich Erzahler ein alternder beleibter Landarzt legt in die Romanmitte 7 die Geschichte seiner Liebe ein Die Begebenheit liegt uber 15 Jahre zuruck Der damals 42 jahrige in der Stadt wissenschaftlich arbeitende Arzt gesteht einer 28 jahrigen Kollegin seine Liebe Die Beziehung halt auch noch als sich erweist dass die Arztin im kommunistischen Widerstand aktiv ist Die junge Frau die vom Erzahler ein Kind erwartet vergiftet sich nach einem gescheiterten Attentat auf einen Politiker Der Arzt reist daraufhin 14 Jahre vor dem eigentlichen Handlungsbeginn zu einem Erholungsaufenthalt aus der Stadt 8 in das Bergdorf Kuppron und bleibt dort 9 Eines seiner Motive fur die Stadtflucht so will der Erzahler den Leser eingangs glauben machen sei die Verachtung des wissenschaftlichen Fortschritts 10 gewesen Inhalt BearbeitenDer Erzahler kommt in jenem Dorf Kuppron dem Ort der Handlung an dem gleichnamigen Berg beruflich mit allen moglichen Einwohnern ins Gesprach So erfahrt er der 18 jahrige Peter Sabest hat die 16 jahrige Agathe Strum geschwangert Der Hausler Strum freut sich dass er Grossvater werden wird Der Herr Doctor mischt sich immer einmal in die Angelegenheiten seiner Kundschaft ein In dem Fall empfiehlt er die Familie des werdenden Vaters ins Bild zu setzen Davon halt nun der Hausler Strum wenig Solche wie der Wirt und Fleischer Theodor Sabest wollen keine Hauslertochter die wollen hoher hinaus Eine bose und narrische Mystik 11 wird in dem Roman zelebriert Dieses zunehmend beunruhigende Geschehen rankt sich um die Person des Kleinburgers und Landstreichers Marius Ratti 12 Marius hat Agathe eine Hexe geschimpft Uberhaupt vertritt der Dahergelaufene vor den Bergbauern merkwurdige Zuruck zur Natur Ansichten Er will im Dorf sowohl das Radio als auch den Maschinendrusch abschaffen Einige aus dem Dorf meinen der Marius ein Rutenganger werde sie erlosen 13 Aus einem stillgelegten Stollen im Berg Kuppron sei durchaus noch Gold zu schurfen behauptet Marius Ratti und findet bei manchem der Gaste in Sabests Wirtshaus ein offenes Ohr Der Doctor aber sagt dem Marius unter vier Augen seine Meinung ins Gesicht Sie wollen die Macht Marius bejaht Ausser dem Arzt durchschauen nur wenige Dorfbewohner das narrische Treiben des Ankommlings Mutter Gisson und ihr Sohn der Bergmathias 14 Marius Ratti ist bei Mutter Gissons Schwiegersohn dem Bauer Miland untergekommen Irmgard Miland die Enkelin der Mutter Gisson wird die Bergbraut Diese ist aus den Klauen von Drachen und Lindwurmern zu befreien In dem betreffenden Steinsegen im Anschluss an eine Prozession hinauf zum Kuppron wird die erwahlte Jungfrau alljahrlich im Rahmen einer vorzeitlichen Naturbeschworung am Zwergenstollen sodann mit dem Berg vermahlt Die Alteingesessenen vorwiegend aus dem Oberdorf an der Spitze Mutter Gisson und Thomas Suck fuhren den schweisstreibenden Marsch bergauf an Suck ist ein kinderreicher Holzknecht und tritt gelegentlich als der frohgemute Geschichtenerzahler im Dorf auf Mutter Gisson beabsichtigt die Enkelin nach der Ernte zu sich ins Oberdorf zu nehmen Denn Irmgard ist inzwischen dem Marius horig Marius und der Wenzel haben bereits das ganze Unterdorf in dem Irmgard wohnt aufgewiegelt Mutter Gisson halt Marius fur einen Zauberer 15 der den Welterloser spielen wolle Und Zauberer verfuhrten Wenzel ein Landstreicher wie Marius wurde von letzterem ebenfalls bei Bauer Miland vorlaufig untergebracht Zu einer ersten Kraftprobe zwischen dem Bergmathias und den Ratti Anhangern kommt es als die jungen Goldsucher aus dem Unterdorf den vermauerten Schachteingang zum Zwergenstollen offnen wollen Wenzel fuhrt die gedrillte paramilitarische Einheit wie ein General an Als einen seiner Gehilfen hat Wenzel den Peter Sabest im Gefolge Auf der Seite des Bergmathias stehen nur der Suck und der Herr Doctor Allerdings sind der Bergmathias und Suck mit Gewehren bewaffnet Hingegen die aus dem Unterdorf tragen lediglich Messer Die drei konnen die Ubermacht in die Flucht schlagen Suck bedauert hinterher mehrfach dass er auf Geheiss des Herrn Doctor den Wenzel nicht erschiessen durfte Der Erzahler und Mutter Gisson sind sich einig Irmgard in Marius Rattis Nahe ist in grosser Gefahr Mutter Gisson nimmt die Enkelin zu sich ins Oberdorf Aber der impotente 16 Ratti folgt ihr aus dem Unterdorf Irmgard meint er liebe sie Das junge Madchen will von ihm ein Kind weiss aber er werde sie umbringen Ratti fuhrt die Tat nicht eigenhandig aus Da er die Kupproner fast ausnahmslos in seinem singenden Tonfall verzaubert hat tut das Theodor Sabest Die Behorde wird verstandigt Sabest der Teufelskerl richtet sich selbst Ein Sundenbock muss her Der vollig schuldlose Wetchy Agent der Dreschmaschinenfabrik ein Stadter wie der Erzahler soll gelyncht werden Der Erzahler verhindert die Untat Irmgard wird begraben Irmgards Vater der Bauer Miland schickt den Ratti gegen den Willen des Doctors nicht fort ist ihm nach wie vor verfallen Ratti wird von den Machtigen des Dorfes in den Gemeinderat lanciert und halt sich dort Unter Wenzels Kommando wird der Zwergenstollen wieder aufgemacht Die Goldsuche beginnt Wenzel und ein Goldsucher werden im Stollen verschuttet Wenzel schwer verletzt wird gerettet Die Zwergengrube wird von der Bergbehorde gesperrt Wetchy macht einen Ruckzieher siedelt in die Stadt uber Mutter Gisson gebrochen gibt den Widerstand gegen Marius Ratti auf und stirbt Agathe die Hoffnungstragerin im Roman bringt ihr Kind zur Welt Geradezu unglaublich erscheint jene o g unerhorte Begebenheit Gemeint ist der nachtliche Ritualmord an der Bergbraut Irmgard Miland begangen von Theodor Sabest anlasslich einer Bergkirchweih am Kalten Stein Unter den Augen der beinahe vollstandig versammelten Dorfbevolkerung wird das Madchen auf einem keltischen Opfertisch mit einem Schlachtermesser 17 umgebracht Genauer unmittelbar vor der Tat wird zwar eine Fackel nach der anderen geloscht Doch sind fast alle Personen der Handlung zum Tatzeitpunkt am Tatort versammelt Das Ungeheuerliche Es wird von keinem Menschen berichtet der gegen die Ermordung auftritt Das Ungeheuerlichste Sogar der Erzahler ein aufgeklarter ehemals aktiv forschender Naturwissenschaftler ein uber den ganzen Roman hinweg gesittet besonnen und human auftretender Vernunftmensch begehrt nicht auf weder innerlich noch ausserlich Wie kann das moglich sein Der Erzahler liefert prompt die bundige Antwort Marius Ratti hat das ganze Dorf auch seine Gegner als da am Tatort anwesend sind der Erzahler und die Mutter Gisson verzaubert vornehmlich mit Worten im Prophetenton betrunken gemacht Marius Ratti hat die Mordtat vorbereitet mit mystisch verquastem Gewasch Der Bergmathias und Suck die zwei wehrhaften Manner sind anscheinend zum Tatzeitpunkt nicht am Tatort anwesend Nicht hinnehmbar ist das Verhalten der Kirchweih Teilnehmer nach der Tat Nachdem die Fackeln wieder entfacht sind zerstreut man sich nicht etwa betroffen und ernuchtert sondern betrinkt sich mit Freibier Eigentlich passt die Gefuhlsroheit zu den unmittelbar vor der Tat berichteten Brutalitaten Etliche Dorfbewohner wollten Menschenblut fliessen sehen Auch danach geht man selbst im Familienkreis Miland zur Tagesordnung uber Sinnesverwirrung im Augenblick der Tat ist ein Strafaussetzungsgrund 18 Das Leben geht weiter Mutter Gisson bringt die jungere Enkelin vor Marius Ratti in Sicherheit kummert sich um Frau Sabest und deren potentielle Schwiegertochter Agathe Form BearbeitenMitunter springt der Erzahler unvermittelt in das Prasens fallt aber rasch wieder in sein Prateritum zuruck Ausufernde Schilderungen der alpinen Natur uber die Jahreszeiten hinweg wechseln ab mit tiefen Blicken in die Psyche der Protagonisten inklusive in die des Erzahlers selbst Aus dem Fundus des zahlreichen Romanpersonals hat der Autor nur einige wenige Personen erzahlerisch ausgeformt So gibt Broch dem reichen geschaftstuchtigen Robert Lax dem eigentlichen Beherrscher der Gemeinde 19 dem ersten Gemeinderat zwar deutlich erkennbar erhebliche Mitschuld am Tode Irmgards 20 doch der Leser muss raten Wer oder was fur ein Mensch konnte Lax sein In manchen Passagen provoziert der erzahlende Landarzt geradezu den Unmut des Lesers So kommt zum Beispiel dem Erzahler die Verquickung von Gemeindepolitik und Bergzauber lacherlich vor 21 Daraus mag seine halbwegs objektive Schreibhaltung folgen Er steht diese aber nicht durch Denn am Romanende wechselt der schreibende Arzt unerwartet ins mystische Fach uber 22 Das ist die Szene in der Mutter Gisson im Beisein des Erzahlers im Bergwald stirbt und unterdessen die Stimme der toten Irmgard Miland spricht Die Darstellung des Landarztes grenzt mitunter an Selbstgefalligkeit An keiner einzigen Romanstelle wird die Autoritat des Erzahlers in Zweifel gezogen Respekt ja Ehrfurcht vor dem gestandenen Mediziner dominiert durchgangig selbst unter den notorischen Bosewichtern als da herausragen Marius Ratti und Wenzel Sobald der Arzt auftritt und sein Machtwort spricht kneift ausnahmslos zumindest zeitweilig jeder Raufbold und jeder Unruhestifter Zitate Bearbeiten Niemandem ist es leicht gemacht Ebenbild Gottes zu bleiben 23 Wer wandert der lauft vor dem Tod davon 24 Der Rhythmus der Arbeit ist ein guter Herr der Menschen 25 Wer hasst ist ein armer Teufel 26 Ein Narr findet viele Narren 27 Nur wer in seinem eigenen Ich verbleibt vermag glucklich oder unglucklich zu sein 28 Selbstzeugnisse BearbeitenBroch hat den Roman 1936 29 1940 30 und 1941 31 kommentiert In dem Kommentar aus dem Jahr 1936 einer Inhaltsangabe fallen Diskrepanzen zu dem in der Quelle publizierten Romantext auf 32 Aber in dem Kommentar aus dem Jahr 1940 trifft Broch einen Nerv seines Romans Anfangs hielt der Landarzt der Erzahler kritische Distanz zu dem Narren Marius Ratti Schliesslich wird auch der Arzt von dem Taumel der Dorfbevolkerung ergriffen 33 Im Kommentar aus dem Jahr 1941 spricht Broch endlich jenes Schreibanliegen aus das von der argumentierenden Broch Forschung aufgegriffen wurde die tiefenpsychologische Analyse eines verfuhrbaren Volkes Der Autor wollte die Wurzeln des deutschen Geschehens gemeint sind die Vorgange ab 1933 blosslegen Rezeption BearbeitenReligion und Zeitkritik sind nach Lutzeler 34 zwei grosse Romanthemen In einem Gleichnis werde der Aufstieg des Nationalsozialismus dargestellt 35 Literatur BearbeitenQuelle Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Broch Die Verzauberung Roman S 9 370 in Band 3 Hermann Broch Kommentierte Werkausgabe Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1986 4 Aufl Copyright 1958 by Rhein Verlag AG Zurich 417 Seiten ohne ISBNEditionen der einzelnen Fassungen Hermann Broch Der Versucher Roman Rhein Verlag Zurich 1953 599 Seiten Hermann Broch Demeter Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1967 Hermann Broch Bergroman Erste zweite und dritte Fassung Drei Bande mit einem Begleitband Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1969 Ausgaben Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Broch Die Verzauberung Roman Suhrkamp Taschenbucher 2365 4 Aufl vom 27 August 2007 416 Seiten ISBN 978 3 518 38865 5Sekundarliteratur Eine Auswahlbibliographie zur Sekundarliteratur mit 24 Stellen findet sich zum Beispiel in der Quelle 36 Wolfgang Fasching BROCH Hermann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 15 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 077 8 Sp 327 357 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Gero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z S 85 Stuttgart 2004 698 Seiten ISBN 3 520 83704 8Weblinks BearbeitenWashington University in St Louis Hermann Brochs Die Verzauberung als politischer Roman Thomas Edelmann Literaturtherapie wider Willen Hermann Brochs Traum Dichtung zwischen Metaphysik und Psychoanalyse Konigshausen amp Neumann 1997 ISBN 3826013387 ISBN 9783826013386 200 Seiten Diss Ildiko Czap Analyse der drei Romanfassungen PDF 66 kB Einzelnachweise Bearbeiten von Wilpert S 85 2 Spalte 27 Z v o Quelle S 417 Quelle S 414 Quelle S 260 Quelle S 373 2 Z v o Quelle S 392 7 Z v o Quelle S 374 18 Z v o Quelle S 187 15 Z v o bis 202 11 Z v u Quelle S 113 4 Z v u Quelle S 84 13 Z v o Quelle S 176 16 Z v u Quelle S 143 7 Z v u Quelle S 73 6 Z v u Quelle S 117 7 Z v o Das ist Mathias Gisson Quelle S 148 In der Quelle auf S 172 5 Z v u fallt zum ersten Mal das Wort auf das auch der Romantitel Bezug nimmt Quelle S 174 11 Z v o Quelle S 284 9 Z v u Quelle S 281 6 Z v u Quelle S 50 Mitte siehe zum Beispiel Quelle S 275 11 Z v u ff Quelle S 181 10 Z v o siehe zum Beispiel Quelle S 360 6 Z v u ff Quelle S 49 16 Z v u Quelle S 55 12 Z v o Quelle S 150 15 Z v o Quelle S 173 5 Z v o Quelle S 178 2 Z v u Quelle S 200 4 Z v o Quelle S 373 bis 382 Quelle S 383 bis 386 Quelle S 387 Quelle Kommentar S 374 Marius Ratti kommt bei dem Bauer Wenter unter Hingegen im Romantext bei Bauer Miland Quelle Kommentar S 381 Peter Sabest kommt im Zwergenstollen um Im Romantext ist der Tote ein gewisser Leonhard Quelle S 328 1 Z v o ein Deus ex Machina Brochs Quelle S 384 unten Quelle S 408 19 Z v o Quelle S 408 24 Z v o Quelle S 415 bis 416 Romane von Hermann Broch Die Schlafwandler Die Unbekannte Grosse Die Verzauberung Der Tod des Vergil Die Schuldlosen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Verzauberung amp oldid 236356352