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Der Tod des Vergil ist ein historischer Roman von Hermann Broch der im Juni 1945 gleichzeitig auf Englisch und Deutsch bei Pantheon in New York erschien 1 Seit 1936 hatte der Autor an dem Werk gearbeitet 2 Der Roman wurde bis 1976 auch auf Spanisch Franzosisch Serbo Kroatisch Italienisch Polnisch Schwedisch Japanisch Tschechisch Rumanisch und Ungarisch herausgebracht 3 61 Jahre nach dem Erscheinen der Originalausgabe erschienen 2006 erstmals Ubersetzungen ins Danische und ins Norwegische Ausgangspunkt fur den Roman bilden die letzten achtzehn Stunden im Leben des romischen Dichters Vergil 4 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 2 1 I Wasser Die Ankunft 2 2 II Feuer Der Abstieg 2 3 III Erde Die Erwartung 2 4 IV Ather Die Heimkehr 3 Zitate 4 Selbstzeugnisse 5 Form 6 Rezeption 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenIn einem Zeitraum von neun Jahren entstanden ab 1936 funf Fassungen des Vergil Stoffes 5 Die Heimkehr des Vergil 1936 neunseitiges Manuskript 1937 Version fur den Rundfunk erstmals abgedruckt 1953 in der Neuen Rundschau ohne Titel 1937 48 seitiges Typoskript erstmals veroffentlicht 1976 Erzahlung vom Tode 1938 55 Seiten Typoskript vor und wahrend der dreiwochigen Haft in Bad Aussee 6 bearbeitet Die Heimfahrt des Vergil 1938 40 338 seitiger Schreibmaschinentext Der Tod des Vergil Mitte 1940 bis Anfang 1945 Roman EndfassungInhalt Bearbeiten nbsp Publius Vergilius MaroBrochs Roman stutzt sich auf die teils legendenhaften Uberlieferungen vom Leben des Dichters und bezieht sich auf ein historisches Ereignis Am Abend des 20 September 19 v Chr landete Vergil im Hafen Brundisium Augustus hatte den vom Tode gezeichneten Dichter der Aneis in Athen gedrangt auf einem Schiff der kaiserlichen Flotte von Epirus aus die beschwerliche Heimreise auf sich zu nehmen Als Bauernsohn aus Andes bei Mantua hatte er lieber in Griechenland fernab von Rom in schopferischer Musse und philosophischen Betrachtungen gelebt Am Tag darauf starb Vergil I Wasser Die Ankunft Bearbeiten Die aussere Handlung schildert wie der Kranke am Abend in einer Sanfte vom anlandenden Schiff durch das mit Schaulustigen uberfullte Hafenviertel Brundisium die steil ansteigende Elendsgasse hinauf zum kaiserlichen Palast getragen und dort in einem Gastgemach von Sklaven versorgt wird Anlass des Menschenauflaufs sind die Ankunft und der bevorstehende Geburtstag des Kaisers Kraftlos vom Husten vom Fieber umklammert er fest den Griff seines Manuskriptkoffers Der Marsch der Trager durch den vielfaltigen Dunst der Menschentiere 7 wird gelenkt vom vorausschreitenden Knaben Lysanias der ihm den Weg durch das Gedrange bahnt indem er ihn als Zauberer und grossen Dichter ausruft Das beeindruckt den Pobel jedoch wenig und man verspottet ihn als lebenden Leichnam der das Zuruckschleppen nach Italien nicht wert ist Lysanias begleitet den Sterbenden als sein nur ihm sichtbarer Genius und seine kindliche Lebensstufe durch das ganze Buch Im Zentrum des Romans steht die innere Handlung In personaler Form wird das Geschehen v a der Kp I II und IV konsequent aus der Perspektive des Protagonisten erzahlt und in einer Art Bewusstseinsstrom mit seinen Gedanken vermischt Er fuhlt dass er sterben wird und gerat dadurch in eine existentielle Krise die er zu fassen sucht indem er das schwer Erklarbare und eigentlich Unsagbare wie spater seine Visionen von Unter und Uberwelt mit immer neuen Wortschopfungen spiralformig umkreist Sein Weltbild ist gepragt von polaren Kraften die im ersten Kapitel in einer Wassermetaphorik miteinander verbunden werden Wellen heimflutend verbrandet hinweggespult usw In Ruckblicken erinnert er sich an verschiedene Lebenssituationen v a an seine behutete Kindheit bei den bauerlichen Eltern seine Rolle als Gunstling des Kaisers Dann ins Philosophische erweitert denkt er uber den Tod und sein Dichten im Zwischenbereich der Dammerung als Gleiten im Strom des Lebens zwischen Licht und Dunkel Erde und Himmel Verganglichkeit und Ewigkeit nach Durch sein Leiden ist sein Bild von sich als Dichter Prophet der Zugange sucht zu den Geheimnissen des ewigen Lebens und hinter der Vielfalt die Einheit und Wahrheit entdeckt und sprachlich formt ins Wanken geraten wie er es in der folgenden langen Satzreihung mit ungewohnlichen Komposita Bildungen ausdruckt Dieses Dahinfluten bis zu den nimmermehrerreichbaren Traumgewolben aber dieses Fluten aus dem Herzen entspringend an den Gewolbegrenzen verbrandend und wieder heimflutend ins Herz nahm Sehnsuchtswelle um Sehnsuchtswelle in sich auf brachte die dammerungsschwingende mutterliche Sternwiege ihres Urbeginns zum Stillstand und umzuckt von den dunklen Blitzen des Unten von hellen des Oben geschieden in Licht und Finsternis in Schwarze und Grellheit zweifarbig die Wolke zwiefach der Ursprung gewitterschwul lautlos raumlos zeitlos Oh aufgebrochene Hohle des Innen und Aussen oh gross hinziehende Erde so klaffte die Nacht auf zerbarst der Schlaf des Seins stumm hinweggespult waren Dammerung und Dichtung hinweggespult ihr Reich zerbrochen die Echowande des Traumes und verhohnt von den stummen Stimmen der Erinnerung schuldbeladen und hoffnungsgebrochen flutenuberstromt flutenentfuhrt versank des Lebens ubergrosses Aufgebot zum schieren Nichts Es war zu spat geworden es gab nur noch Flucht das Schiff lag bereit der Anker wurde hochgezogen es war zu spat II Feuer Der Abstieg Bearbeiten In seiner letzten Nacht versammelt Vergil gierend nach dem Leben nochmals alles Sein in sich um lauschen zu konnen er fiebert und traumt spricht mit aus seiner Vergangenheit auftauchenden Personen In seinem Bett denkt er nicht nur uber sein Leben sondern auch uber die Wirklichkeitserfassung durch seine Dichtung nach Sie erscheint ihm eigentlich unbeschreiblich und nur in einer Bilderfolge in Annaherungen moglich Denn prall von Wirklichkeit sind die Bilder weil Wirklichkeit stets nur wieder durch Wirklichkeit versinnbildlicht wird Bilder und Aber Bilder Wirklichkeiten und Aber Wirklichkeiten keine wahrhaft wirklich solange sie alleine steht dennoch jede einzelne Sinnbild einer letztwirklichen Unerkennbarkeit die ihre Gesamtheit ist Diesen Gedanken verbindet er bei der zunehmenden Bruchigkeit seines Korpers mit dem Wunsch es moge seine korperliche Einheit die ihm mehr und mehr zu einer Scheineinheit geworden war endlich aufgelost werden damit das Aussergewohnliche erfolge damit Auflosung zur Erlosung werde zur neuen Einheit zum endgultigen Sinn und dies hatte ihn als kindliche Angstlichkeit von fruhester Jugend an begleitet und verfolgt Sein Leben und Dichten war ein einziges unendliches Lauschen auf die Stromungen des Lebens um ihn ins Abgrundige der Erddunkelheit hinab und in die ewige Spharen des Himmelslichtes empor janusartig stets beiden angehorig den Regionen des Sternschwebens wie denen der Steinschwere Jetzt lauscht er dem Sterben und sieht dass der Tod als Horizont des Seins von Anfang an in ihm angelegt war und dass er seine Aufgabe als Dichter immer darin sah im Zwischenreich des Abschieds das Erkenntnisbild des Todes als Ruckkehr des schicksalhaften Kreislaufs zur Einheit zu erfassen Diese Lebensaufgabe war kein freier Entschluss es war ein schicksalsbefohlenes Mussen dass er seine eigene Gestalt in der des Todes suche um hierdurch der Seele Freiheit zu gewinnen Vergil hat sich im Leben nie gegen das Sterben gewehrt wohl aber gegen Gemeinschaft und Liebe Dieses Eingestandnis fuhrt ihn im Strom der Erinnerung an die Kindheitsorte seines goldenen Zeitalters zuruck zu seiner geliebten Plotia die in den Gedanken des mehr an Knaben interessierten Dichters immer wieder die Funktion seiner Muse ubernimmt an die posillipische Hohle und an seine Dichtungen aber das alles ist verweht wie braunes Laub nicht mehr erinnert nur noch gewusst Beim Lauschen auf die Stromungen des Sterbens hort er nur undifferenzierte Gerausche ein Stimmendickicht und keine erkenntnisreiche Einzeltone die zu einer neuen Einheit fuhren unrettbar ist der Verirrte im Dickicht eingekerkert keine Bresche keine Lichtung ist zu legen Er muss sich eingestehen dass die Hoffnung des Sterblichen auf Weltenerkenntnis vermessen und den Gottern ein Greuel ist Sie zerbrache an den Wanden der Unhorbarkeit Er versteht jetzt die vergeblichen Hoffnungen der Pobelinbrunst der kreaturlichen Massen auf irdisches Gluck durch einen casarischen gottahnlichen Fuhrer besser auf die er in seiner Uberheblichkeit immer herabgesehen hat Nach dieser Klage uber das Scheitern aller Erkenntnisbemuhungen erhebt sich Vergil von seinem Lager blickt zum Fenster hinaus auf den Sternenhimmel und entwickelt die Idee des suchenden Menschen der sich selbst die eigene Seele entdecken muss die Einheit des Seins das reine Jetzt das dem All und dem Menschen gemeinsam ist und der die Erkenntnis der Vergeblichkeit braucht denn nur im Irrtum nur durch den Irrtum in den er unentrinnbar hineingehalten ist wird der Mensch zum Suchenden Das Nicht Erkennen es wird ihm zum Wissensgrund da es das fliessende Wachstum seiner Seele ist das unvollendbar Unvollendete seines eigenen Selbst Obwohl er keine hohere universale Erkenntnis gewonnen hat ist es fur ihn ein Trost dass er in der Welt Erfahrungen sammelte und er hat die Zuversicht dass nichts umsonst geschehen ist und darin ein Sinn liegt Sein neuer Ausgangspunkt ist der prometheische Gedanke der irdischen Verwurzelung aller Fragen Der Blick aus dem Fenster nach unten auf die Erde und zum Himmel zeigt ihm eine Kontrastszenerie Auf der Strasse sieht er eine streitende derb burleske Dreiergruppe die in den folgenden Reflexionen immer wieder die unmundige durch den Fuhrer manipulierbare und an Bildung und Erkenntnis nicht interessierte Masse reprasentiert Aber beim Blick nach oben auf den Sternenhimmel hat er die Vision einer alles umfassenden Harmonie die die Gegensatze auflost So wird ihm die Schonheit der Nacht zum Symbol fur die Aufhebung der inneren und ausseren Grenzen als das Unendlichkeitsspiel des irdischen Menschen in seiner Irdischkeit die schone Selbsttauschung aufs neu und aufs neu wiederholt die Flucht in die Schonheit das Fluchtspiel Da enthullt sich dem Menschen die Starrheit der verschonten Welt die bloss in der Wiederholung unverganglich wird und um solcher Schein Vollkommenheit willen stets aufs neue gesucht werden muss Zugleich spurt er gegen diese erstarrte Schonheit aus dem Raum seines tiefsten Vorwissens die Verlockung einer ungeheuren Ur Lust zur Allzersprengung zur Weltzersprengung und zur Ich Zersprengung Diese Zerstorungslust an allen Ordnungsprinzipien stammt aus der Vorschopfung und ist begleitet von einem lauten Lachen das die Menschen mit den Gottern verbindet es stammt das Lachen aus dem Wissen um die Ungottlichkeit der Gotter es stammt aus jener unruhigen beunruhigend durchsichtigen Zone der Gemeinsamkeit die damonisch zwischen dem Jenseitigen und dem Diesseitigen gespannt ist damit in ihr in solch dammerhafter Dammerzone Gott und Mensch einander begegnen konnen Dieses Lachen enthalt den Zersprengungskeim der aller Weltenschopfung von Anbeginn eingeboren ist unausrottbar und signalisiert die Uberflussigkeit jedweder Erkenntnis Auf dieser neuen Einsicht basiert Vergils Literaturkritik ein Schwerpunkt des 2 Kapitels Er fuhlt sich als Dichter hoffnungslos zuruckgesunken ins Vorschopferische zuruckgesunken ins Sinn Entleerte U mrandet von dem Schattengebirge ihrer Vorgestorbenheit das von keinem irdischen Sterben zu uberflugeln ist lag die Welt vor ihm hingebreitet schonheitsdurchwirkt und lachenszersprengt sprachverlustig und gemeinschaftslos Folge des Eidbruchs dessen sie schuldig geworden war statt den unbekannten Gott statt dem pflichtzugekehrten Eidtrager waren die drei dahergekommen die Trager der Unpflicht Wahre Kunst dagegen enthalt Eid und Erkenntnis so weit sie Menschenschicksal ist und Seinsbewaltigung so weit sie sich am Unbewaltigten erneuert indem sie die Seele zu fortgesetzter Selbstbewaltigung aufruft und sie solcherweise Schichte um Schichte ihrer Wirklichkeit aufdecken lasst hinabdringend zu den niemals erreichbaren trotzdem stets erahnten stets gewussten Dunkelheitsregionen des Ich Werdens und Ich Verloschens doch zugleich auch Eingang und Ausgang all dessen was ihr Wahrheit ist Sie kann durch keine Gewaltanstrengung gefunden werden sondern nur durch die Gnade der Selbsterkenntnis Deshalb stockte die Beendigung der Aneis seit Monaten In seinen armseligen Versen hat er jene erforderliche uberirdische Sprache zur Aufdeckung des Gottlichen nicht gefunden und damit die menschliche Aufgabe der Kunst nicht zu seiner Zufriedenheit losen konnen Mehr noch der Dichter zweifelt an seiner Kunstlerschaft Ist er nicht in den Kerker der Kunst geworfen weiter nichts als ein eitler Traumer ein Ehrgeizling Der Schonheit fronen reiche nicht Auf die Erneuerung komme es an Das Wissen um das Sterben habe sich als unerlauschbar erwiesen Vergil beklagt seine strafliche Uberschatzung des Dichtertums und vergleicht sich mit dem Sanger Orpheus dessen schone Lieder nur wahrend der Zeit ihres Vortrags wirkten aber nicht die Angste der Menschen auf Dauer vertreiben konnten Er wollte indem er mit des Liedes Zauberkraft von der Macht der Schonheit den Abgrund der Sprachstummheit der Menschengemeinschaft zu uberbrucken versuchte Heilsbringer sein und war nur ein Rauschbringer Das Volk konnte er mit seinen Werken nicht erreichen denn der Pobel folgt vielmehr mit seinen irdischen Instinkten dem Herrscher der es mit Zirkusspielen Wein und Mehl kodert und beherrscht In seinem Lebensruckblick kritisiert Vergil in Variationen immer wieder sein eigenes Dichten das er als Pobelhaftigkeit als nichtswurdig armseliges Literatenleben und als Verrat am Gottlichen wie an der Kunst bezeichnet rauschhaft mit erstarrten Schonheitsschablonen kunstlerisch verspielt eitle Wortemacherei Seine Bilanz ist sowohl fur den Autor wie auch sein Publikum ernuchternd Der Erkenntnislose als Erkenntnisbringer fur die Erkenntnisunwilligen der Wortemacher als Spracherwecker fur die Stummen der Pflichtvergessene als Verpflichter der Pflichtunwissenden der Lahme als Lehrer der Torkelnden Insgesamt beklagt er in mit phantasievollen Formulieren gefullten langen Satzreihungen sein doppeltes Scheitern nicht nur als Heilbringer sondern auch als Mensch der am wirklichen Leben nicht teilgenommen hat und in Einsamkeit erstarrt ist Jetzt im Sterben verliert er auch noch seine Erinnerungen Nach allen Seiten hin ist er bewegungslos und echolos war er echolos toter Widerhall in den zu unabanderlichen Endgultigkeit emporgeschossenen Wustenbergen des Tartarus stummer Widerhall im regungslos versiegenden Innen und Aussen er war ein blickloser Schadel hingerollt in das Steingeroll am Schattengestade des Vergessens hingerollt zum Nichts vor dessen Ausweglosigkeit sogar das Vergessen erlischt er war nichts als ein blindstarrendes Auge er war rumpflos stimmlos lungenlos atmungsentblosst ja so war er hingeschleudert zur unterweltlich luftleeren Blindheit Schatten zu losen war sein Auftrag gewesen er hatte Schatten geschaffen es war der Auftrag an ihn ergangen noch einmal die Steine des Grabes zu rucken auf dass das Menschliche zur Wiedergeburt erstehe auf dass die lebendige Schopfung als Gesetz werde und er war in der erstarrten Leere der Oberflache geblieben Durch seine Reflexionen schraubt er sich wortreich hinein in eine grenzenlose Alltagstrauer des noch bestehenden Seins die jedwede Vielfalt und jedwede Verdoppelung ins Ubermass der eigenen Grenzenlosigkeit hebt und damit aufhebt mitaufgehoben das Ich aufgesaugt und erdruckt von der Grenzenlosigkeit und ihrer trauernden Leere deren Grauensahnung der verdoppelten Schrecken das verdoppelte Entsetzen herantragt und zugleich in sich auflost mitaufgelost das Ich aufgelost und einverstarrt in den Blick des ringsum Drohenden das blickbedrohte Ich es ward auf den letzten Rest seiner Wesenheit zusammengepresst ward vernichtet zum Unraum seiner Unerschaffenheit seines Undenkens das Ich war seiner selbst verlustig geworden war beraubt seines Menschentums von dem nichts geblieben war nichts als die nackteste Nacktheits Schuld der Seele Dieses Gefuhl der totalen Verlassenheit in einem Unterwelt Totenreich beschreibt er in immer neuen Assoziationen mit Paradoxa Zerstorungen benennenden Wortern und Negationen wie Un Licht lichtlos Dauermord Unheil stillstandsgejagt aschenlos zersprengt zerbersten sprachberaubt unverewigt Un Himmel Dom des Un Raums Ungeschopflichkeit Welch Umkehr des Innen und Aussen Welch furchterliche Umstulpung Ringsum brannten die Gruftstrassen und die Gruftststadte der totenbewohnten Erde ringsum starrte die steinerne Zwecklosigkeit menschlichen Rasens ringsum standen steif die zundungskalten irdischen Flammen und es war die Entschopflichung des Menschen die Schopfungsentthronung des Gottes steinern umbleckt vom sterbensentblossten Schopfungstode in Angstzwietracht verwirrt der Gotter Ratschluss nach dessen Willen es hatte geschehen mussen Denn Schopfung verlangt nach immerwahrender Auferstehung Als es Vergil gelingt seinen Blick aus dem Fenster wieder auf die Lampe in seinem Zimmer zu richten und Lysanias ihm Wein anbietet kehrt ein Gefuhl der Ruhe ein und er kann sich von den apokalyptischen Angstbildern befreien Die Vorholle des Scheintodes hatte ihn verlassen Jetzt hat er ein Bedurfnis sich zu losen von seinen Schriften und die Aneis als Opfergabe fur seine Verfehlungen als Dichter zu verbrennen Er gibt Lysanias den Auftrag Die Sprache vernichten die Namen vernichten damit wieder Gnade sei Doch der Knabe will dies verhindern und gibt ihm seine Dichtung zu lesen aber er weist die Manuskriptrollen zuruck Unerlernbar war die Sprache unerlesbar unerlauschbar Darauf rezitiert Lysanias einige Verse aus dem 8 Gesang V 310 369 in denen der Furst Euander von der gottlichen Natur seines Landes erzahlt Das inhaltlich Erinnerungsfahige hatte sich fur ihn aufgelost das Gedicht kehrte in die hullenlose Nacktheit seiner Vorgeborenheit zuruck in die klingende Unsichtbarkeit der alle Dichtung entstammt wiederaufgenommen von der reinen Form in ihr sich selber findend gleich einem Echo seiner selbst der Seele gleichend die in ihrem Kristallgehause sich selber erklingt Der Klang fuhrt ihn in traumhafte Visionen Er fuhlt eine Erwachensbereitschaft eine Wiederauferstehung eine Heimkehr zu seinem Glauben an die Deutung und Umsetzung spharischer transzendenter Stimmen die in standigen Auf und Abwartsbewegungen mit seinem Herzen korrespondieren und nach Gestaltung rufen In der Morgendammerung vermischen sich ihm Traum und Wirklichkeit In einer Paradieslandschaft spricht ein an Lysanias erinnernder knabenhafter Engel zu ihm Tritt ein zur Schopfung die einstmals war und wieder ist du aber sei Vergil geheissen deine Zeit ist da Dann fallt er in einem traumlosen Schlaf in die Susse des Allesvergessens Auch in anderen Szenen erscheint und verschwindet der Knabe im Wechsel mit dem Sklaven vor Vergils Augen und es fraglich ob er eine eigenstandige Figur ist oder nur eine Projektion ihm unbewusster Gedanken oder seiner eigenen Kindheit Ausgang und Eingang sind eines Kindschaft des Anfangs und Endes Zudem passen die von Lysanias aus der Aneis zitierten Verse interpretierend zu Vergils Situation z B nach Aneas Ruckkehr aus dem Totenreich 6 Gesang Zwiefach ist der Ausgang der Traume War es ein Wahrtraum war es ein Gaukelspiel Ist s nicht auch dein Weg Vergil den der Aneas gegangen III Erde Die Erwartung Bearbeiten Am nachsten Morgen wird Vergil zuerst von zwei Freunden besucht den Dichtern Plotius Tucca und Lucius Varius Er diskutiert mit ihnen uber die Aufgaben der Kunst Im Gegensatz zu seinen selbstkritischen Erkenntnissen der letzten Nacht vertreten sie die traditionelle antike Asthetik von dem Wahren und Schonen als Merkmale der hinter der alltaglichen Realitat verborgenen unverganglichen harmonischen Welt die der Kunstler darstellen musse und fuhren Horaz und Lucrez als Beispiele an Vergils Aneis gehore in die Kategorie der grossen unsterblichen Werke wie Homers Epen und durfe nicht verbrannt werden Fur Vergil dagegen ist das hochste Gesetz der Wirklichkeit der Eros in des Seins Ablauf das Gesetz des Herzens Die Wirklichkeit ist die Liebe Die neue Kunst musse die alten Geleise verlassen und wieder zum Ursprunglichen Unmittelbaren zuruckkehren Die Bedeutung der Liebe fur den Alltag wird von den Freunden nicht bestritten aber ein Dichter durfe nur die erhabene Liebe z B zwischen Aneas und Dido gestalten und nicht einfache Liebesgeschichten wie es die jungeren Schriftsteller praktizierten Sie sorgen dafur dass Charondas aus Kos der Leibarzt Augustus den Kranken untersucht und behandelt Nach aufmunterndem Zuspruch und der Waschung seines Korpers mit warmem Essig fuhlt sich Vergil wohler und fallt in einen wachtraumartigen Zustand In seinem Raum bildet sich eine transparente exotische Urwaldlandschaft ein in der sich unter uppigen Weidengebuschen Plotia und er als pflanzliche Wesen miteinander verbinden Uberlagert wird die Halluzination von der Liebesgeschichte Aneas und Didos 4 Gesang In diesem Marchentraum fliessen die Zeiten harmonisch ineinander wahrend sein Sklave als Projektion seiner eigenen alternativen Gedanken aus dem Raumhintergrund auf die Trennung der Liebenden durch die gotterbestimmte Lebensaufgabe Aneas sowie Vergils hinweist des Weibes Schicksal ist Vergangenheit das deine aber Vergil ist Zukunft nbsp Vergil mit dem Manuskript der Aneis dargestellt zusammen mit den Musen Clio und Melpomene Die Gartenkulisse verblasst als der Kaiser Octavian Augustus den Kranken besucht und sich einige ihn verherrlichenden Verse aus dem 8 Gesang der Aneis vortragen lasst Im Folgenden diskutieren die beiden lange uber die Rolle der Literatur in der Gesellschaft Dieses Streitgesprach bildet den Schwerpunkt des 3 Kapitels denn der Autor thematisiert damit zugleich die zeitgenossische Diskussion in den 20er und 30er Jahren uber die Gefahr der Instrumentalisierung der Kunst durch den Staat Augustus fordert die Einordnung der Dichtung in seine Staatskunst Er sieht in seiner Friedensordnung ein Gebilde der Harmonie und das Gleiche erwartet er von der Baukunst und der Literatur Deshalb beansprucht er die Aneis als Nationalepos und Sinnbild des romischen Geistes fur sein Volk Ein so vollkommenes Werk gehore nicht dem Dichter allein Fur Vergil dagegen ist seine Dichtung erwachsen aus seiner personlichen Erfahrung und deshalb bis zur Veroffentlichung sein Eigentum Er halt die Aneis fur unvollendet weil darin seine Todeserkenntnis fehle und es nur eine Oberflachenerkenntnis des Lebens enthalte Deshalb mochte er das Manuskript nicht aus der Hand geben I ch uberschaue mein Leben und ich sehe das Ungetane darin Fur seinen Erkenntnisverlust macht er die Zeit verantwortlich die Entfernung der Menschen von den Gottern und durch die Verkerkerung ihrer Seelen ihr Unvermogen deren Stimmen zu vernehmen Schicksalhaft verandere die Zeit das grosse Erkenntnisgewebe in dessen fliessende Maschen der Mensch verfangen ist und an dem er trotzdem unablassig weiter zu arbeiten hat damit es zum Allgewebe werde und nicht zerreisse geheimnisvoll mit dem Sein vereint Augustus sieht das anders Die existentielle Situation habe sich im Laufe der Zeiten nicht geandert die Menschen hatten schon immer Verantwortung fur die Gestaltung ihres Lebens im Staat ubernehmen mussen und dies sei Vergil als Dichter gelungen Dessen Selbstkritik und seine schicksalhafte Deutung sieht er als ubertrieben an Die komplizierten teils labyrinthischen Gedanken Vergils z B uber das Gleichnis der Dichtung bzw des Staats kann der Pragmatiker nicht nachvollziehen Meistens reden die beiden aneinander vorbei Augustus halt eine lange Rede uber seine Staatstheorie Fur ihn verkorpert der von ihm geschaffene romische Staat die gottliche Ordnung die er nach den Burgerkriegen der Republik wieder hergestellt hat der Einzelne und seine Frommigkeit ist dabei dem Ganzen das ihn schutzt untergeordnet Die Liebe der Gotter gilt nicht dem Einzelnen er ist ihnen gleichgultig und sie kennen seinen Tod nicht Das Volk sei nicht an Vergils Erkenntnis der Wahrheit interessiert sondern an Ernahrung Unterhaltung und den einfachen Genussen des Lebens Deshalb musse es von einem starken Staat kontrolliert und gelenkt werden Fur Vergil steht der Staat nicht im Mittelpunkt seines Denkens Die Zeit werde vom Schicksal bestimmt unbeeinflusst und unbeeinflussbar von irdischer Macht und irdischen Einrichtungen Augustus Reich ist seiner Meinung nach erst mit der wachsenden menschlichen Frommigkeit auf dem Weg der Entfaltung Ausgangspunkt seines Denkens ist die Frommigkeit der Einzelseele jenseits des Staates welche die Zwiesprache mit dem Gottlichen sucht Dann werde aus dem Staate der Burger der Staat der Menschen das neue Reich das begnadet ist die Schopfung zu gewahrleisten Fur Augustus sind das gefahrliche die Ordnung unterminierende Gedanken er beschuldigt Vergil aus Neid seine Staatstheorie durch eine transzendentale Vision relativieren zu wollen Der Dichter ist uber diese Vorwurfe erschrocken und er versucht den Kaiser zu besanftigen indem er bereit ist diesem seine Aneis zu widmen und ihm die Manuskripte treuhanderisch zu ubergeben Damit hat Augustus sein Ziel erreicht denn an die Realisierung ihrer Vereinbarung dass das Epos von Vergil nach seiner Gesundung in Rom fertiggestellt werden soll glauben wohl beide nicht Vergil erhalt als Gegenleistung die Zusicherung dass nach seinem Tod seine Sklaven die Freiheit erhalten Nach Augustus Abschied regelt Vergil mit Lucius und Plotius seinen Nachlass seine Besitzungen sein Vermogen und seine Dichtung Er hat sich damit abgefunden dass die menschlichen Werke unvollkommen sind und ubertragt den Freunden die Aufgabe der Herausgabe der Aneis Lucius soll nur formale Fehler verbessern aber keine inhaltlichen Veranderungen oder Erganzungen vornehmen Dazwischen fallt der sterbende Dichter immer wieder in Fiebertraume in denen er den Weg vom Vortag zuruck durch die Stadt zum Meer getragen wird Dabei schieben sich in seiner Vorstellung verschiedene Schichten ineinander Wirklichkeit turmte sich hinter Wirklichkeit hier die Wirklichkeit der Freunde und ihrer Sprache dahinter die einer unausloschlich holden Erinnerung in der ein Knabe spielte dahinter die der Elendshohlen in denen der Augustus wohnen musste dahinter die des drohend sproden Liniengewirrs ausgebreitert uber das Seiende uber Welten und Aber Welten dahinter die Wirklichkeit der Blumenhaine oh und dahinter unerkennbar unerkennbar die wirkliche Wirklichkeit die Wirklichkeit der wiedererstehenden Schopfung uberstahlt vom Gestirn des unerschaubaren Auges die Wirklichkeit der Heimat IV Ather Die Heimkehr Bearbeiten In seinem traumatischen Zustand setzt sich Vergils Reise in den Tod auf einem Boot uber das sich immer mehr im Dunst des Unendlichen verlierende Meer fort Der Knabe Lysanias steht am Bug Plotius rudert und der Steuermann im Heck gibt die Richtung vor Ihre Gestalten werden immer durchsichtiger und losen sich allmahlich auf In aus den ersten beiden Kapitel bekannten hyperbolischen Formulierungen werden die Eindrucke des Sterbenden umschrieben aber diesmal sind es paradiesische Ewigkeitsassoziationen wie die Verdoppelung des Seins eine Stille auf hoherer Ebene und die zweite Unendlichkeit die Unendlichkeit des wahren Lichts mit hohere m Wissen auf hoherer Ebene Der Kahn verlasst mit ihm sein Zwischenreich Die Ufer blieben zuruck und das war ein leichtes Abschiednehmen vom menschlichen Sein und Hausen Abschied im verwandelt Unwandelbaren Auflosung und Einswerdung von Aussengesicht und Innengesicht die Verwandlung des Endes zum Anfang Ruckverwandlung des Sinnbilds zum Urbild Plotia Hieria verschmilzt mit dem Knaben Lysanias zu einer Figur die Vergil vorauseilt durch Himmelsglanz von durchsichtigster Endgultigkeit Sie fuhrt ihn zu einer Kuste und sie durchwandern als Seelen einen idyllischen Paradies Garten in dem alle irdischen raumlichen und geistigen Vorstellungen in einer All Harmonie verschwinden Dann erlebt er in mehreren Metamorphosen die Ruckentwicklung des Lebens In wechselseitiger Spiegelung verschmelzen Plotia und er zu einer Person sein Bewusstsein erweitert sich in einer Art Naturmystik um tierische und vegetative Elemente Der hell ausgestrahlte Garten verandert sich in der Nacht zu einem wasseruberfluteten Dickicht mit einem unaufhorlich sich erneuernde n Gespross und Getriebe zu einer Ur Finsternis mit Sternenkuppel und Sonne im fliessenden Zugleich im unendlichen Raum Firmament und nach oben wuchernde Vegetation ringen miteinander Er blickt aufwarts in das Antlitz des Himmels und sieht den Stern des Ostens dessen Unendlichkeitsleuchten ihm Wegbegleiter gewesen war doch Gestirn nach Gestirn sturzt ins Pflanzengestrupp Die Vegetation verwelkt zu einer nackten Steinlandschaft unter einer atemberaubten atemlosen Weltennacht Er selbst wird zu einem Lehm Stein Felsen dem der Stern des Morgens als sehendes drittes Auge uber den beiden erblindeten in die Stirn eingesenkt wird Das Erstarrte verflussigt sich wieder und er sinkt in des Vergessens Unendlichkeit Das Geschmolzene wird als flussiges Licht in die Himmelskuppel zuruckgebracht und er schwebt als Auge in dem Raum und korrespondiert mit dem grossen Auge in der sich offnenden Kuppel Im Stadium des gebarende n Nichts erhalt er den Befehl zur Umwendung und es beginnt eine neue Schopfung mit dem Paradies diesmal verbunden mit der Mutter Sohn Symbolik mit Assoziationen zum Christusbild und einer Erlosungshoffnung D er Ring der Zeit hatte sich geschlossen Als letzte Erkenntnis hort er das Nichts und das All hervorbrechende reine Wort Er konnte es nicht festhalten unfassbar unaussprechbar war es fur ihn denn es war jenseits der Sprache Zitate BearbeitenGrosser als die Erde ist das Licht 8 Nur das Ruhende ist zur Wegweisung imstande 9 Nur im Irrtum wird der Mensch zum Suchenden 10 Je verworfener er der Mensch wird desto sterblicher wird er 11 Schonheit kann nicht ohne Beifall leben Wahrheit versperrt sich dem Beifall 12 Dichtung entstammt der Dammerung 13 Der Sklave verehrt die Gotter seines Herrn 14 Was aber einmal wahrhaft getan ist das gehort allen 15 Das Unendliche ist es von dem aller Zusammenhang im Seienden getragen wird 16 Vieles gewinnt ja erst mit der Zeit seinen eigentlichen anfangs bloss vorgeahnten Sinn 17 Wer liebt ist jenseits seiner Grenze 18 Selbstzeugnisse BearbeitenMeist vor der Publikation des Romans hochstwahrscheinlich als Ergebnis des Dialogs mit dem Verlagslektor hat Broch den Text zu verschiedenen publikatorischen Anlassen kommentiert Aber diese gut gemeinten Rechtfertigungsschriften wurden teilweise erst im Anhang von Nachauflagen veroffentlicht 19 In jenen aus den Jahren 1939 bis 1946 stammenden Papieren stehen mitunter die gleichen Wendungen Broch beurteilt seinen Vergil als ein schwieriges Buch 20 dessen Lekture seine unglucklichen Leser von vornherein verwirrt 21 Vergil belauscht im zweiten Kapitel seine Kindheitslandschaft und darin sich selbst als Achtjahrigen in Cremona zur Winterszeit und gesteht das ganze Leben lang habe er das Sterben belauscht Dieses Eingestehen seines Beobachtungsgegenstandes passt zu Erklarungen Brochs in seinen Selbstzeugnissen 22 der Vergil sei die ausserst schwierige dichterische Annaherung an den Tod Wahrend Vergil im zweiten Buch Der Abstieg tief in die innere Welt zu seinen vegetativsten Wurzeln hinabsteige setze er sich im dritten Buch Die Erwartung noch einmal mit der Umwelt auseinander 23 In einer Zeit der tiefsten Wertzersplitterung konne der suchende ethische Mensch Vergil so hofft Broch dem Leser vielleicht Stutze sein 24 Zum Stil im Vergil Klarheit ist in jeder Sprache erst die Frucht einer Entwicklung Daher gebe ich auch gern zu dass ich nicht vollstandig mit dieser Aufgabe fertig geworden bin 25 Broch nennt 21 Vergil Zitate die er in den Text eingefugt hat 26 Lesenswert sind Brochs Kommentare allemal Erhellen sie doch teilweise nach der Lekture das Umfeld Dazu ein Beispiel Im Roman wird im Gesprach Vergils mit Augustus uber Philosophie und Dichtung nur angedeutet weshalb er nach Athen ging Den Grund findet der Leser in den Kommentaren Vergil vielseitig war nicht nur Schriftsteller sondern u a auch Philosoph In Athen der Stadt Platons hatte der Dichter den Platz und die Ruhe zum Philosophieren gesucht 27 Form BearbeitenAuffallig sind die Lange der Satze und der reichliche Gebrauch von Pleonasmen z B fluchtige Fluchtigkeit 28 trauernde Traurigkeit 29 geniesserischer Genuss 30 hintergrundigster Hintergrund 31 entsetzlicheres Entsetzen 32 unvergessbar Unvergessenes 33 die Steinversteinerung 34 das inhaltlich Inhaltslose 35 das wirklich Wirkliche 36 blinde Blindheit 37 Rezeption BearbeitenHannah Arendt die mit Hermann Broch ebenfalls eine Freundschaft verband teilte diesem in einem Brief aus dem Jahr 1946 mit Sehen Sie dies ist seit Kafkas Tod die grosste dichterische Leistung der Zeit weil es unbeirrbar an dem wenigen Fundamental Einfachen festhalt 38 Thomas Mann ausserte laut Dieter Lohr der Vergil sei eines der ungewohnlichsten und grundlichsten Experimente 39 Nach Imre Trencsenyi Waldapfel brachte nicht die Unzufriedenheit des Kunstlers sondern die Enttauschung des Menschen Vergil auf den Gedanken sein Gedicht zu vernichten 40 Dietrich Simon versteht den Roman als Selbstbefragung eines Individuums in dem es u a um das Nachdenken uber die Funktion der Kunst gehe 41 Walter Jens schreibt Hinter Vergil steht Hermann Broch 42 und analysiert die musikalische Sprache 43 Jens bringt den Gehalt des Romans auf die kurzeste Formel Liebe ist fur Broch identisch mit der Wirklichkeit ist einzige Wirklichkeit ausser dem Tode 44 Hans Dieter Gelfert zitiert den ersten Satz des Romans und meint schon daran hatte die zeitgenossische Kritik die ihn mit Ulysses von James Joyce verglichen habe erkennen konnen dass ihn das Schicksal eines reinen Seminargegenstands habe ereilen mussen wegen des ambitionierte n bewusst nach hochstem Niveau strebende n Stil s der von deutschen Kritikern und Bildungsburgern als Qualitatsmerkmal angesehen worden sei Doch verliere dieser Stil nur dann wenn er wie bei Thomas Mann mit Ironie gewurzt sei den Charakter des stilistischen Schauturnens 45 Dieter E Zimmer setzt 2005 die Linie der eher feuilletonistisch beilaufigen Seitenhiebe fort und fuhrt die mittlere Satzlange von 91 Wortern an die selbst den gutwilligsten Leser uberforder e 46 Fur Karl Ove Knausgard ist Der Tod des Vergil einer der wichtigsten Romane der Moderne im 20 Jahrhundert 47 Literatur BearbeitenZitierte Ausgabe Hermann Broch Der Tod des Vergil In Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Broch Kommentierte Werkausgabe 4 Auflage Bd 4 Suhrkamp Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 518 06796 6 S 7 454 Deutschsprachige Erstausgabe Hermann Broch Der Tod des Vergil Pantheon Books New York 1945 48 Ausgaben Hermann Broch Der Tod des Vergil Rhein Verlag Zurich 1947 Hermann Broch Der Tod des Vergil Moderner Buch Club Darmstadt 1961 Hermann Broch Der Tod des Vergil Volk und Welt Berlin 1978 Hermann Broch Der Tod des Vergil Suhrkamp Frankfurt am Main 1980 Hermann Broch Der Tod des Vergil Roman In Paul Michael Lutzeler Hrsg Kommentierte Werkausgabe Romane und Erzahlungen 5 Auflage Suhrkamp Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 518 38866 2 Sekundarliteratur Paul Michael Lutzeler 1937 Hermann Broch writes a narrative entitled The Return of Virgil thus beginning a eight year project that culminates in the novel The Death of Virgil In Sander L Gilman Jack Zipes Hrsg Yale companion to Jewish writing and thought in German culture 1096 1996 Yale Univ Press New Haven 1997 S 537 543 Walter Jens Statt einer Literaturgeschichte Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 1998 ISBN 3 538 07064 4 Durs Grunbein Traue nicht der Heiterkeit das Wahre ist ernst In FAZ 4 April 2009 S Z3 Elena Agazzi Guglielmo Gabbiadini Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Brochs Vergil Roman Literarischer Intertext und kulturelle Konstellation Stauffenberg Tubingen 2016 ISBN 978 3 95809 325 6 Weblinks BearbeitenBuchbesprechung von Jurgen Heizmann Antike und Moderne in Hermann Brochs Tod des Vergil Kurzbesprechung in englischer Sprache The Death of Virgil Hermann BrochEinzelnachweise Bearbeiten Paul Michael Lutzeler Hermann Broch und die Menschenrechte Anti Versklavung als Ethos der Welt Walter de Gruyter 2021 ISBN 978 3 11 073468 3 google com abgerufen am 27 September 2021 Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Broch Kommentierte Werkausgabe Band 4 Suhrkamp Frankfurt am Main 4 Aufl 1986 S 516 518 Lutzeler Werkausgabe Bd 4 S 519 f Lutzeler Werkausgabe Bd 4 S 3 Die ersten drei Fassungen in Paul Michael Lutzeler Brochs Tod des Vergil Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 38595 X Lexikon der deutsch judischen Autoren Bd 4 1996 S 73 85 S 74 Die Quellenangaben sind als unsichtbarer Kommentar in den Quelltext eingebunden Quelle S 17 8 Z v o Quelle S 20 10 Z v o Quelle S 97 15 Z v o Quelle S 137 2 Z v u Quelle S 232 7 Z v o Quelle S 243 9 Z v o Quelle S 248 8 Z v u Quelle S 295 12 Z v u Quelle S 305 15 Z v u Quelle S 321 5 Z v u Quelle S 327 12 Z v o Quelle S 455 505 Hermann Broch Der Tod des Vergil In Paul Michael Lutzeler Hrsg Hermann Broch Kommentierte Werkausgabe Bd 4 Suhrkamp Frankfurt am Main 4 Aufl 1986 S im Folgenden Quelle genannt S 464 Quelle S 485 Quelle S 459 S 464 S 472 S 473 Quelle S 457 8 Quelle S 463 unten Quelle S 484 16 Z v u Quelle S 499 500 Quelle S 460 unten Quelle S 80 1 Z v u Quelle S 114 9 Z v u Quelle S 117 11 Z v o Quelle S 123 1 Z v u Quelle S 138 6 Z v u Quelle S 144 12 Z v o Quelle S 150 16 Z v o Quelle S 190 3 Z v o Quelle S 231 5 Z v o Quelle S 235 21 Z v o Hannah Arendt Wahrheit gibt es nur zu zweien Briefe an die Freunde Hrsg Ingeborg Nordmann Piper Munchen 2013 S 54 Zitat aus der Kurzbesprechung von Dieter Lohr in Hermann Broch Der Tod des Vergil Zitiert von Dietrich Simon in seinem Nachwort zur Ausgabe Berlin 1978 S 557 20 Z v o Dietrich Simon in seinem Nachwort zur Ausgabe Berlin 1978 S 602 4 Z v u und S 603 6 Z v o Jens S 212 5 Z v u Jens S 217 Mitte Jens S 226 3 Z v u Hans Dieter Gelfert Was ist gute Literatur Wie man gute Bucher von schlechten unterscheidet 2 uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2006 S 80f Dieter E Zimmer Sprache in Zeiten ihrer Unverbesserlichkeit Hoffmann und Campe Verlag Hamburg 2005 S 77 d e zimmer de Kampfen Munchen 2017 S 697 Die Einbandillustration der Erstausgabe stammt vom Buchillustrator Edward McKnight Kauffer Romane von Hermann Broch Die Schlafwandler Die Unbekannte Grosse Die Verzauberung Der Tod des Vergil Die Schuldlosen Normdaten Werk GND 4099150 7 lobid OGND AKS LCCN no2016114085 VIAF 193813622 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Tod des Vergil amp oldid 238823067