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Ludwig Rubiner 12 Juli 1881 in Berlin 27 Februar 1920 in Berlin war Dichter Literaturkritiker und Essayist des Expressionismus Ludwig Rubiner gezeichnet von Wilhelm Lehmbruck um 1917 Zu seinen wichtigsten Werken gehoren das Manifest Der Dichter greift in die Politik 1912 und das Drama Die Gewaltlosen 1919 Mit seinen Kriminalsonetten 1913 wird Rubiner als Vorlaufer des Dadaismus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schule und Universitat 1 2 Erste Werke 1 3 Rubiner als Kritiker 1 4 Rubiner als Ubersetzer 1 5 In Frankreich 1 6 Rubiner als Sozialkritiker 1 7 Exil in der Schweiz 1 8 Zuruck in Deutschland 1 9 Rubiners Tod 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchule und Universitat Bearbeiten Ludwig Rubiner wurde als Sohn von Wilhelm Rubiner und Betty Rubiner in eine ostjudische Familie geboren die aus Galizien stammte und sich in Berlin niedergelassen hatte Rubiner besuchte das evangelische Gymnasium und schrieb sich 1902 an der medizinischen Fakultat der Berliner Universitat ein Schon kurze Zeit spater wechselte er an die philosophische Fakultat und studierte bis Ende 1906 Musik Kunstgeschichte Philosophie und Literatur Wahrend der Universitatszeit wurde er Mitglied der Berliner Freien Studentenschaft wo er Vortrage uber Lew Tolstoi Strindberg und Wedekind hielt und sich mit Theaterauffuhrungen beschaftigte Das Universitatsleben fuhrte ihn bald ins Milieu der Berliner Avantgarde wo er zu den Radikalsten gehorte Wahrend die meisten dort Nietzsche verehrten hob er gegen dessen nur farbige Sentimentalitat Max Stirners Buch Der Einzige und sein Eigentum 1845 als das bedeutendste Manifest des Jahrhunderts hervor 1 In diesen Kreisen lernte Rubiner zahlreiche Schriftsteller kennen so Erich Muhsam Paul Scheerbart Rene Schickele Ferdinand Hardekopf Wilhelm Herzog und Herwarth Walden die zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus zahlten Die Freundschaft mit Walden erleichterte es ihm seine publizistische Tatigkeit zu beginnen Erste Werke Bearbeiten Sein erstes Gedicht Zu den Hohen erschien 1904 in der anarchistischen Zeitschrift Der Kampf 1906 begann er wie schon sein Vater eine Zeitungstatigkeit als Kritiker und veroffentlichte bis 1911 Glossen Theaterkritiken und Gedichte in den Zeitschriften Die Gegenwart Morgen Der Demokrat Das Theater Der Sturm und Pan Es handelt sich meist um kurze Schriften uber literarische Themen und Personlichkeiten Essays uber Schriftsteller Komponisten und Maler Besprechungen einzelner Werke aus Literatur und Musik sowie Erlauterungen zu Kunstausstellungen Rubiner als Kritiker Bearbeiten Fur die deutsche Literatur besprach Rubiner Werke von Else Lasker Schuler Max Brod Ernst Blass Eduard Stucken Arthur Holitscher Peter Hille und Heinrich Mann In den Artikeln die von Musik handeln schrieb er uber Debussy Pfitzner Schonberg Strauss Busoni und Puccini Was die Malerei angeht erlauterte er die Kunstler der Berliner Neuen Sezession Matisse und Rousseau 1906 schrieb er das Textbuch fur die Oper Waldens Der Nachtwachter auf das er Mahlers Aufmerksamkeit zu lenken versuchte Die Kooperation mit Walden dauerte bis Ende 1910 als sie zusammen fur den Schlesinger schen Opernfuhrer die Einleitung zu Puccinis Madame Butterfly schrieben Zwischen 1908 und 1909 reiste Rubiner in verschiedene europaische Stadte und Lander ein halbes Jahr verbrachte er in Italien Pisa und Florenz ging nach Weimar und hielt sich schliesslich in Russland Osterreich und in der Schweiz auf Rubiner als Ubersetzer Bearbeiten Seit Beginn seiner Tatigkeit als Literaturkritiker interessierte er sich fur fremdsprachige Literatur besonders fur die franzosische und russische weil er beide Sprachen beherrschte 1907 schrieb er einen Essay uber Joris Karl Huysmans 1909 einen uber Fjodor Sologub von dem er auch mehrere Gedichte ubersetzte Ausserdem ubersetzte er eine Erzahlung von Paul Verlaine und schrieb einen Essay uber den belgischen Schriftsteller Fernand Crommelynck Weitere Ubersetzungen sind Michail Kusmins Roman Taten des grossen Alexander 1908 und die Novellen Abende auf dem Gutshof bei Dikanka 1831 1832 von Nikolai Gogol Veroffentlicht wurden diese Werke in den Zeitschriften Zwei Herrscher Die Phantasie Die Gegenwart Die Schaubuhne Das Theater und Der Demokrat Bei seinen Ubersetzungen arbeitete auch seine Frau Frida mit die Rubiner 1908 kennengelernt hatte In Frankreich Bearbeiten 1910 veroffentlichte Rubiner unter dem Pseudonym Ernst Ludwig Grombeck den Kriminalroman Die indischen Opale Von 1911 bis 1918 arbeitete er bei Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion mit Im November 1912 zog er nach Paris wo er mit dem Schriftsteller und Kunstkritiker Carl Einstein Mitarbeiter der Zeitschriften Der Demokrat und Die Aktion in einem kleinen Hotel wohnte Hier vermittelte er zwischen der deutschen und franzosischen Literatur Er schrieb regelmassig fur die Zeitschriften Die Schaubuhne Marz und Die Aktion Artikel uber die wichtigsten franzosischen Ereignisse der Zeit In der Kunstlerkolonie Fleury en Biere die vom hollandischen Maler Otto van Rees gegrundet wurde und wo Kees van Dongen ein Gast war lernte Rubiner Marc Chagall kennen Dieser stellte seine Bilder in der ersten deutschen Herbsthalle Waldens aus und Rubiner schloss mit ihm Freundschaft 1915 musste er Frankreich verlassen und fluchtete als radikaler Kriegsgegner in die Schweiz wo er fur die Neue Zurcher Zeitung schrieb und 1917 18 die Exilzeitschrift Zeit Echo herausgab Rubiner als Sozialkritiker Bearbeiten 1912 wandte Rubiner sich der Sozialkritik zu In Paris verfasste er das politisch literarische Manifest Der Dichter greift in die Politik das in demselben Jahr in der Aktion erschien 1913 veroffentlichte er die Kriminalsonette die er zusammen mit dem wohlhabenden amerikanischen Handler Livingstone Hahn und dem Mitarbeiter der Zeitschrift Die Aktion Friedrich Eisenlohr schrieb Er ubersetzte und schrieb das Vorwort zur Autobiografie des Kriminellen und Kriminalpolizisten Eugene Francois Vidocq 1920 der im Frankreich Napoleon Bonapartes und der Restauration lebte Ab 1914 bereits wieder nach Berlin zuruckgekehrt verfasste er Artikel fur die Zeitschrift Die weissen Blatter bei der er bis 1919 mitarbeitete 1914 schrieb er die Pantomime fur den Stummfilm Der Aufstand die in der von Kurt Pinthus herausgegebenen Sammlung Das Kinobuch enthalten ist Exil in der Schweiz Bearbeiten Bei Kriegsausbruch ging Rubiner mit seiner Frau freiwillig ins Exil nach Zurich Wahrend dieser Zeit wurde er die Seele einer starken Gruppe von Intellektuellen und leitete die Zeitschrift Zeit Echo in den vier Heften von 1917 In der Schweiz unterhielt er enge Beziehungen zu der Zeitschrift Die Weissen Blatter 1916 veroffentlichte er dort die Gedichtsammlung Das himmlische Licht die auch als Buch im selben Jahr erschien ebenso veroffentlichte er 1916 das Manifest Die Anderung der Welt in der Zeitschrift Das Ziel 1917 ist ein sehr schopferisches Jahr Er leitete seine Zeitschrift Zeit Echo in der er noch tatig als Literaturkritiker den Briefwechsel von Tolstoi unter dem Titel Revolutionstage in Russland veroffentlichte Es handelt sich um die Briefe die Tolstoi seinen innigsten Freunden in der letzten Zeit seines Lebens uber die Ereignisse der russischen Revolution schrieb In der Aktion veroffentlichte er die programmatische Schrift Der Kampf mit dem Engel in der von Pfemfert herausgegebenen Sammlung Das Aktionsbuch funf Gedichte Zurufe an die Freunde und schliesslich die Anthologie Der Mensch in der Mitte in der Rubiner die vorher veroffentlichten Essays sammelte 1918 ubersetzte er zusammen mit seiner Frau Tolstois Tagebucher und veroffentlichte das Manifest Die Erneuerung in der Zeitschrift Das Forum Am 24 Dezember 1918 bekam er in Zurich einen osterreichischen Pass Seine Idealisierung der russischen Revolution fuhrte Ende 1918 zur Ausweisung aus der Schweiz Er kehrte uber Munchen nach Berlin zuruck wo er in der ehemaligen Wohnung von Busoni wohnte Zuruck in Deutschland Bearbeiten 1919 begann er als Lektor beim Verlag Gustav Kiepenheuer in Potsdam zu arbeiten Er veroffentlichte zum zweiten Mal die Essaysammlung Der Mensch in der Mitte weiterhin die beiden Anthologien Kameraden der Menschheit Dichtungen zur Weltrevolution sowie Die Gemeinschaft Dokumente der geistigen Weltwende und das Drama Die Gewaltlosen das Rubiner zwischen 1917 und 1918 in der Schweiz geschrieben hatte In diesem Jahr veroffentlichte Rubiner auch den Essay Die kulturelle Stellung des Schauspielers in der Zeitschrift Freie Deutsche Buhne Im Fruhjahr 1919 grundete Rubiner in Berlin zusammen mit Arthur Holitscher Rudolf Leonhard Franz Jung und Alfons Goldschmidt den Bund fur proletarische Kultur nach sowjetischem Muster Der Bund entstand nicht innerhalb der Kommunistischen Partei Die proletarische Kultur sollte den Kampf der revolutionaren Massen um die Befreiung vom burgerlichen Wirtschafts und Bildungsmonopol unterstutzen In Berlin war Rubiner 1919 an der Grundung des Proletarischen Theaters beteiligt einer Wanderbuhne fur Arbeiter Die Auffuhrungen fanden u a in Fabriken statt Das Proletarische Theater endete mit der Premiere des Dramas Freiheit von Herbert Kranz am 14 Dezember 1919 Der Bund ging 1920 wegen Meinungsverschiedenheiten auseinander ohne das Drama Die Gewaltlosen aufgefuhrt zu haben In der letzten Zeit seines Lebens arbeitete Rubiner zusammen mit seiner Frau an der Ubersetzung der Romane und Erzahlungen von Voltaire Unter dem Titel Der Dichter Voltaire hatte er ein Jahr zuvor in den Weissen Blattern einen Essay veroffentlicht den er als Vorwort fur den ganzen Band wahlte Rubiners Tod Bearbeiten In der Nacht vom 27 auf den 28 Februar 1920 starb Rubiner infolge einer sechswochigen Lungenkrankheit in einer Berliner Privatklinik einige Tage nachdem die Gesellschaft Das junge Deutschland ihm einen Ehrentitel als Wurdigung seiner literarischen Tatigkeit verliehen hatte Am 3 Marz wurde er in Berlin Weissensee beigesetzt Die Grabreden hielten Franz Pfemfert und Felix Hollaender Literatur BearbeitenWalter Fahnders Rubiner Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 156 f Digitalisat Rubiner Ludwig In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 18 Phil Samu Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica De Gruyter Berlin u a 2010 ISBN 978 3 598 22698 4 S 413 420 Franz Pfemfert Ludwig Rubiner ist tot Nachruf mit Portratzeichnung von Wilhelm Lehmbruck in Die Aktion Heft 9 10 vom 6 Marz 1920 Sp 113 f Wolfgang Haug Hrsg Ludwig Rubiner Kunstler bauen Barrikaden Luchterhand Verlag Darmstadt 1987 Volker Weidermann Weltabschied In Volker Weidermann Das Buch der verbrannten Bucher Verlag Kiepenheuer amp Witsch Koln 2008 ISBN 978 3 462 03962 7 S 91 93 zu Ludwig Rubiner Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Rubiner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek nbsp Wikisource Ludwig Rubiner Quellen und Volltexte Wolfgang Haug Politik ist die Offentliche Verwirklichung unserer sittlichen Absichten In Ludwig Rubiner Kunstler bauen Barrikaden Darmstadt 1987 Ludwig Rubiner Ein Dichter des Expressionismus Werke von Ludwig Rubiner bei Zeno org Werke von Ludwig Rubiner im Projekt Gutenberg DE Werke von Ludwig Rubiner im Internet Archive Portrat bei LiteraturportEinzelnachweise Bearbeiten Brief Ludwig Rubiner an Siegfried Nacht vom 16 August 1908 zit n Werner Portmann Die wilden Schafe Max und Siegfried Nacht Unrast Verlag Munster 2008 ISBN 978 3 89771 455 7 S 45 Normdaten Person GND 118603590 lobid OGND AKS LCCN n80104402 VIAF 74645710 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rubiner LudwigALTERNATIVNAMEN Grombeck Ernst Ludwig Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher Dichter Literaturkritiker und Essayist des ExpressionismusGEBURTSDATUM 12 Juli 1881GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 27 Februar 1920STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Rubiner amp oldid 236915810