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Dada ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu weiteren Bedeutungen siehe Dada Begriffsklarung Dadaismus oder auch Dada war eine kunstlerische und literarische Bewegung die 1916 von Hugo Ball Emmy Hennings Tristan Tzara Richard Huelsenbeck Marcel Janco und Hans Arp in Zurich begrundet wurde und sich durch Ablehnung konventioneller Kunst und Kunstformen die oft parodiert wurden und burgerlicher Ideale auszeichnet Vom Dada gingen erhebliche Impulse auf die Kunst der Moderne bis hin zur zeitgenossischen Kunst aus Im Wesentlichen war es eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Kunstler selbst die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten Traditionelle Kunstformen wurden deshalb satirisch und ubertrieben verwendet Johannes Theodor Baargeld Das menschliche Auge und ein Fisch letzterer versteinert 1920Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Begriffsherkunft und Anfange 3 DADA in Zurich und das Cabaret Voltaire 3 1 Entstehung in Zurich 3 2 Bildergalerie Auffuhrungen im Cabaret Voltaire 3 3 Das Lautgedicht 4 DADA in New York 5 DADA in Berlin 6 DADA in Hannover 7 DADA in Koln 8 DADA in Dresden 9 DADA in Paris 10 Post DADA 11 Ausdrucksweisen 12 Bedeutung und Einfluss 13 Bedeutende Dadaisten 14 Neo Dada 15 Film 16 Literatur 17 Weblinks 18 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenFur ihre Revolte wahlten die Akteure dieser Bewegung die bewusst banal klingende Bezeichnung Dada Dadaismus ist der heute ublicherweise fur diese Kunstrichtung verwendete Begriff Der Begriff Dada ismus steht im Sinne der Kunstler fur totalen Zweifel an allem absoluten Individualismus und die Zerstorung von gefestigten Idealen und Normen Die durch Disziplin und die gesellschaftliche Moral bestimmten kunstlerischen Verfahren wurden durch einfache willkurliche meist zufallsgesteuerte Aktionen in Bild und Wort ersetzt Die Dadaisten beharrten darauf dass Dada ismus nicht definierbar sei Als der Dadaismus sich zu festigen begann riefen die Dadaisten dazu auf diese Ordnung wieder zu vernichten da es ja eben das war was sie zerstoren wollten Das machte den Dadaismus wieder zu dem was er sein wollte vollkommene Anti Kunst die unklassifizierbar war Vergleiche mit dem Futurismus oder dem Kubismus wurden abgelehnt Begriffsherkunft und Anfange BearbeitenUber die Herkunft des Begriffs zirkulieren verschiedene sich gegenseitig ausschliessende Theorien George Grosz schrieb in seiner Autobiografie dass der Schriftsteller Hugo Ball im Kreise einiger Kunstler verschiedener Sparten mit einem Federmesser in ein deutsch franzosisches Worterbuch stach und das Wort dada franzosische Kindersprache fur Steckenpferd traf Hiernach soll er dann den Dadaismus benannt haben Dem ahnelt die Variante dass Hugo Ball und Richard Huelsenbeck in einem deutsch franzosischen Worterbuch nach einem Namen fur die damalige schweizerische Sangerin des Cabarets Voltaire Madame le Roi suchten und auf das Wort dada stiessen 1 Marcel Janco allerdings selbst Dadaist erklarte in einem Interview die Geschichte mit dem Messer sei im Nachhinein erfunden worden und ein schones Marchen weil sie sich besser anhore als die weniger poetische Wahrheit Fur wahrscheinlicher hielt er dass ein damals in Zurich erhaltliches und hinlanglich bekanntes Haarwaschmittel namens DADA die Kunstlergruppe zur Namensgebung anregte Einer weiteren Erklarung zufolge leitet sich der Begriff von einer Veroffentlichung des franzosischen Anarchisten Alphonse Gallais ab Dieser brachte 1903 unter dem Pseudonym A S Lagail ein Buch mit dem Titel Les paradis charnels ou le divin breviaire des amants art de jouir purement des 136 extases de la volupte dt Das Paradies des Fleisches oder Das gottliche Liebesbrevier Die Kunst die Wollust in 136 Verzuckungen zu geniessen heraus Darin werden im 15 Kapitel eine Reihe von Positionen geschildert die dort allesamt a dada genannt werden 2 Auch hier liegt der Zusammenhang zu einem Steckenpferd auf welchem geritten werden kann nahe Der Dadaismus stellte die gesamte bisherige Kunst in Frage indem er ihre Abstraktion und Schonheit durch satirische Uberspitzung zu reinen Unsinnsansammlungen machte wie in sinnfreien Lautgedichten Hugo Ball war der Erfinder des Lautgedichtes Dabei werden das Zusammenspiel von Wortlaut und Bedeutung aufgebrochen und die Worter in einzelne phonetische Silben zerlegt Die Sprache wird ihres Sinnes entleert und die Laute werden zu rhythmischen Klangbildern zusammengefugt Dahinter steht die Absicht auf eine Sprache zu verzichten die nach Ansicht der Dadaisten in der Gegenwart missbraucht und pervertiert ist Mit den sogenannten Simultangedichten Lautgedichte werden gleichzeitig von verschiedenen Menschen durcheinander gesprochen wollten die Dadaisten auf die ohrenbetaubende Gerauschkulisse der modernen Welt in den Schutzengraben in der Grossstadt und auf die Verstrickung des Menschen in mechanische Prozesse aufmerksam machen Tatsachlich ist es oft schwierig und auch mussig die echten Kunstwerke der damaligen Zeit von den gewollt mehr oder weniger sinnlosen Antikunstwerken des Dadaismus zu unterscheiden Grenzen zwischen traditioneller Kunst und Trivialkultur wurden uberschritten Im Laufe des Ersten Weltkriegs breitete sich der Dadaismus in ganz Europa aus Uberall protestierten Kunstler durch gezielte Provokationen und vermeintliche Unlogik gegen den Krieg und das obrigkeitsstaatliche Burger und Kunstlertum Gegen den Nationalismus und die Kriegsbegeisterung vertraten sie Positionen des Pazifismus und stellten sarkastisch die bisherigen absurd gewordenen Werte in Frage DADA in Zurich und das Cabaret Voltaire Bearbeiten nbsp Sophie Taeuber DADA Kopf 1920 nbsp Robert Delaunay Portrat Tristan Tzara 1923Entstehung in Zurich Bearbeiten Hintergrund der Entstehung des Dadaismus ist die Situation der Schweiz im Ersten Weltkrieg In allen am Krieg teilnehmenden Staaten waren junge Kunstler einerseits durch Schliessung der Grenzen vom Austausch mit ihren auslandischen Kollegen und Freunden ausgeschlossen und andererseits wurden sie zum Militardienst eingezogen Kriegsgegner aus verschiedenen Staaten sammelten sich in der neutralen Schweiz die zum einzigen Ort des internationalen Austauschs wurde Am 5 Februar 1916 grundete Hugo Ball mit seiner Freundin Emmy Hennings in Zurich in der Spiegelgasse 1 unweit von Lenins Exilwohnung das Cabaret Voltaire Zuerst fuhrte er mit ihr fast allabendlich simple aber auch exzentrische Programme auf Sie sang Chansons und er begleitete sie auf dem Klavier Emmy Hennings rezitierte zudem Gedichte u a eigene und solche von Hugo Ball Nach ein paar Wochen lernte Ball den rumanischen Dichter Tristan Tzara kennen der ebenfalls in Zurich lebte Die beiden sympathisierten miteinander da beide einen ungewohnlichen Sinn fur Geist und Anti Geist besassen Menschlich erganzten sie sich sehr gut weil Hugo Ball eher ruhig und nachdenklich war wahrend Tristan Tzara ein unglaublich lebhafter niemals ruhiger Mensch war Er war also wie geschaffen fur Hugo Balls Cabaret Voltaire Als Tzara dann auch seine Gedichte rezitierte unterbrach er sie oft selbst durch Schreien oder Schluchzen Die Vortrage im Cabaret Voltaire wurden jetzt zunehmend durch Trommeln Schlagen und Verwendung zweckentfremdeter Gegenstande wie zum Beispiel leerer Kisten erganzt Das Publikum reagierte zunachst sehr verwundert ja eingeschuchtert Im Laufe des Monats Februar 1916 schlossen sich Hans Arp und Richard Huelsenbeck 3 den DADA Aktivitaten an Sie begannen Papier und Holzschnitte anzufertigen die ebenso wie die Vorstellungen im Cabaret Voltaire den Anti Kunst Charakter besassen Zu guter Letzt schloss sich Marcel Janco der Gruppe an Er war judischer Rumane wie Tristan Tzara Beide bejahten in ihren Redestromen des Ofteren mit da da was ubersetzt eben ja ja heisst Das kann ebenfalls der ausschlaggebende Punkt fur Hugo Ball gewesen sein diese Kunst Dada zu nennen Tzara Huelsenbeck und Janco trugen im Marz 1916 das erste Simultangedicht vor Sophie Taeuber trat mehrfach als Ausdruckstanzerin im Rahmen von DADA Zurich auf teils als Teil einer Laban Tanzgruppe Belegt sind zwei Soloauftritte in DADA Veranstaltungen davon einer zur Eroffnung der von Emmy Hennings gegrundeten Galerie DADA am 29 Marz 1917 Sie tanzte nach Versen von Ball und in einer schamanischen Maske von Marcel Janco 4 Tristan Tzara gab 1916 die Zeitschrift Dada heraus Im Kreis der Dadaisten war es gern gesehen dass ein Dichter seines Ranges diese Aufgabe ubernahm Mit der Zeitschrift versuchte Tzara mit Dichtern aus anderen Landern Kontakt aufzunehmen Da er ein fur seine Zeit exzellenter Polemiker war war er naturlich wie geschaffen fur Manifeste und ahnliche Verlautbarungen die die Dadaisierung zur Aufgabe hatten Er grenzte Dada vom Futurismus ab der ein Programm habe das seine Werke zu erfullen suche wahrend beim Dadaismus kein Programm vorhanden sei das zu erfullen sein konne und dessen Programm es sei keines zu haben Hugo Ball war durch Wassily Kandinsky auf die Idee von einem Gesamtkunstwerk gestossen welches viele der menschlichen Ausdrucksformen zusammenfasst und er initiierte unter dieser Idee mehrere Dada Veranstaltungen An diesen nahmen nebst den Vorgenannten weitere teil Sophie Taeuber als Ausdruckstanzerin zum ersten Mal als Solotanzerin zur Eroffnung der Galerie DADA 1917 Suzanne Perrottet als Pianistin und der Schriftsteller Friedrich Glauser Das Cabaret Voltaire musste wegen Beschwerden von Burgern und Nachbarn aufgelost werden Hugo Ball und Tristan Tzara eroffneten also eine Galerie in der Bahnhofstrasse in Zurich die sie Dada nannten Sie luden bekannte Maler und Bildhauer ein bei ihnen auszustellen unter anderem Wassily Kandinsky Paul Klee und Giorgio de Chirico Hier gab es hin und wieder Streitereien zwischen den Besuchern den Dichtern und den Kunstlern Es wurde versucht das Dadaistische aus der Galerie herauszudrangen teils waren die Kunstler aufeinander eifersuchtig Zum anderen Teil war es den Besuchern meist zu radikal Diese Einstellung bereitete Hugo Ball Sorgen und war auch der Grund fur seinen spateren Ruckzug vom Dadaismus Bildergalerie Auffuhrungen im Cabaret Voltaire Bearbeiten nbsp Cabaret Voltaire nbsp Plakat von Marcel Slodki 5 Februar 1916 nbsp Hugo Ball bei der Vorstellung im Cabaret Voltaire 1916 nbsp Das Lautgedicht KARAWANE von Hugo Ball erstmals 1917 im Cabaret Voltaire vorgetragenDas Lautgedicht Bearbeiten Am 14 Juli 1916 erschien erstmals eine neue Form von Dadaismus das Lautgedicht Es wurde zu einem der wichtigsten Schaffensgebiete der Dadaisten Hugo Ball veranstaltete einen Dada Abend in der Kunstlerkneipe Voltaire Er berichtete nur Tristan Tzara von seinem Vorhaben als magischer Bischof Lautgedichte in einem ganz besonderen Kostum vorzutragen Ich hatte mir dazu ein Kostum konstruiert Meine Beine standen in einem Saulenrund aus blauglanzendem Karton der mir schlank bis zur Hufte reichte so dass ich bis dahin wie ein Obelisk aussah Daruber trug ich einen riesigen Mantelkragen der innen mit Scharlach und aussen mit Gold beklebt am Halse derart zusammengehalten war dass ich ihn durch ein Heben und Senken der Ellenbogen flugelartig bewegen konnte Dazu einen zylinderartigen hohen weiss und blau gestreiften Schamanenhut Hugo Ball Tagebucheintrag aus Hugo Ball Flucht aus der Zeit 5 Er musste in dieser sperrigen Aufmachung in den Saal getragen werden da er fast bewegungsunfahig war Hugo Ball fuhrte diese Klanggedichte erstmals am 23 Juni 1916 im Cabaret Voltaire auf 5 Er selbst bezeichnete sie in seinem Tagebuch das erstmals 1927 erschien als Verse ohne Worte Welche Verse Ball an diesem Abend zum Vortrage brachte lassen seine Aufzeichnungen indes offen datiert sind Lautgedichte wie Gadji beri bimba 1916 oder KARAWANE 1917 Weiterfuhrend begrundete Ball die Lautgedichte folgendermassen Mit diesen Tongedichten wollten wir verzichten auf eine Sprache die verwustet und unmoglich geworden ist durch den Journalismus Wir mussen uns in die tiefste Alchemie des Wortes zuruckziehen und selbst die Alchemie des Wortes verlassen um so der Dichtung ihre heiligste Domane zu bewahren 6 Als er seine Lautgedichte rezitierte explodierte das Publikum formlich in Gefuhlsexzessen der Verwunderung des Erstaunens des Lachens und der Unglaubigkeit 7 Nach seinen Erfolgen ging Hugo Ball nach Bern um fur die Freie Zeitung zu schreiben wodurch die dadaistische Leitung in Zurich an Tristan Tzara uberging Es wurde ein grosser Dada Abend veranstaltet an dem viele Kunstler auftraten und Gedichte von bis zu 20 Personen gleichzeitig vortrugen was immer wieder durch Gelachter Sprechchore und Zwischenrufe begleitet wurde Des Weiteren wurde das Publikum in jedem fur die Verhaltnisse erdenklichen Masse beschimpft Es sollte provoziert werden wie noch nie getan um an die niemals vorhandenen Grenzen des Dadaismus anzustossen Das Publikum jedoch reagierte zum Teil darauf indem es zum Beispiel Walter Serner von der Buhne aus dem Gebaude jagte und seine Requisiten zerstorte Hans Arp hatte einmal hochst anschaulich beschrieben wie es ablief wenn sie ihr Programm vollfuhrten Tzara lasst sein Hinterteil hupfen wie den Bauch einer orientalischen Tanzerin Janco spielt auf einer unsichtbaren Geige und verneigt sich bis zur Erde Frau Hennings mit einem Madonnengesicht versucht Spagat Huelsenbeck schlagt unaufhorlich die Kesselpauke wahrend Ball kreidebleich wie ein gediegenes Gespenst ihn am Klavier begleitet Man gab uns den Ehrentitel Nihilisten DADA in New York BearbeitenDada in New York gilt als kurzlebiges Phanomen der amerikanischen Kunstgeschichte und wurde aufgrund seiner europaischen Wurzeln nie als eigenstandige amerikanische Kunstrichtung akzeptiert Auch DADA in New York ging von europaischen Kunstlern aus die vor dem Ersten Weltkrieg geflohen waren Die gesamte Entwicklung von DADA in New York war genauso auf ANTI Kunst ausgerichtet wie DADA Zurich Der Fotograf Alfred Stieglitz stellte zunachst die Kunst der Fotografie als reine Abbildung in Frage Fotografie braucht nicht nur die Reproduktion einer realen Welt zu sein sie kann und sollte vielmehr zur Erschaffung einer neuen Welt beitragen Stieglitz bot mit seiner Zeitschrift Camera Work und seiner Galerie 291 ein Forum fur innovative Kunstler und brachte in zahlreichen Ausstellungen die europaische Avantgarde nach New York distanzierte sich aber spater von den Europaern und wandte sich bevorzugt lokalpatriotischen Themen zu nbsp Marcel Duchamp Francis Picabia und Beatrice Wood 1917 nbsp Duchamp Fountain Foto von Alfred Stieglitz 1917 nbsp The Blind Man Nr 2 Mai 1917 Eine Schlusselfigur im Umfeld von Stieglitz war der Pariser Kunstler und Dandy Francis Picabia der zusammen mit Marcel Duchamp unter den Vorzeichen des Ersten Weltkriegs nach New York gefluchtet war und somit einer der wenigen europaischen Teilnehmer der Aufsehen erregenden New Yorker Armory Show 1913 wurde Picabia der sich zwar keinem kunstlerischen Dogma verpflichtet fuhlte und sich ebenso wenig wie Duchamp als Dadaist betrachtete lieferte mit seiner anarchisch kuborealistischen Ikonografie und seinen Gedanken zur Uberhohung der Maschine und der schleichenden Industrialisierung der Kunst den theoretischen Ansatz fur die notwendige aufruttelnde Befreiung der starren noch vom Historismus gesattigten amerikanischen Kunstwelt 8 Picabia gab von 1917 bis 1924 das Dada Periodikum 391 in verschiedenen Stadten unter anderem in New York heraus Marcel Duchamp fuhrte diesen Gedankengang in der Malerei mit einer spielerischen Synthese aus analytischem Kubismus und futuristischer Dynamik radikal weiter und mutete dem eher mit traditionellen Sichtweisen vertrauten Publikum eine vollig neue Form von Kunst zu Die Prasentation seines Gemaldes Akt eine Treppe herabsteigend Nr 2 von 1912 war eine provokante Sensation in der Armory Show und loste durch seine neuartige entmenschlichende Darstellung einer organischen Apparatur einen Schock bei Kritikern Kunstlern und breitem Publikum gleichermassen aus Die Presse sprach mit euphemistischer Ahnungslosigkeit von Licht als beweglicher Faktor in der Malerei Im Anschluss trieb Duchamp das Experiment mit der ANTI Kunst mit der maschinellen Kunst respektive der durch die Maschine gefertigten Kunst und der Sinnfrage was Kunst uberhaupt noch auszeichnet in seinen so genannten Ready mades auf die Spitze und lieferte eine absolute Neuerung fur die skulpturale Darstellung Er versetzte Gegenstande die er aussuchte in den Status eines Kunstwerkes indem er erklarte dass es ein Kunstwerk sei nicht weil der Kunstler es geschaffen sondern weil der Kunstler es gefunden habe So entstand zum Beispiel die Fontane Fountain 1917 wobei er lediglich ein Urinal aus einem Sanitargeschaft erstanden hatte es waagerecht auf den Rucken legte und mit R MUTT signierte Er bezeichnete diese Werke selbstironisch als Nichts Sie sollten das Nichts in dem wir wandeln also die Welt und das Leben symbolisieren Marcel Duchamp wurde durch sein bildersturmerisches Denken und Handeln nolens volens der Dadaist schlechthin obwohl er spatestens seit seiner Ablehnung durch die Pariser Kubisten 1912 die Zugehorigkeit zu bestimmten Kunstlergruppen verneinte 9 1917 begrundete Duchamp mit Henri Pierre Roche und Beatrice Wood die dadaistische Publikation The Blind Man die in zwei Ausgaben im April und Mai des Jahres erschien Ein Jahr spater malte Duchamp schliesslich sein letztes Gemalde auf Leinwand Mit dem sowohl programmatischen wie ratselhaften Titel Tu m Tu m embetes oder auch Tu m emmerdes Du langweilst mich beziehungsweise Du kannst mich mal verkundete er seinen Uberdruss an retinaler Kunst 10 In der Folgezeit widmete er sich seinen bereits entworfenen Kompositionen die er bis zu seiner Ruckkehr nach Paris Anfang der 1920er Jahre mit der grossflachigen Glasmalerei Die Neuvermahlte von ihren Junggesellen entkleidet 1915 23 realisierte 11 Der dritte wichtige Protagonist des New York Dada und zugleich das einzige in Amerika geborene Mitglied war Man Ray der sich ebenfalls bald von der traditionellen Malerei loste und mit seiner ironisch humorvollen Objektkunst und der von ihm als Rayographie bezeichneten perfektionierten Form des Fotogramms die Richtung zum Surrealismus vorgab Man Ray war es auch der im Juni 1921 in einem Brief an Tzara mit den Worten Dada kann nicht in New York leben den New York Dada fur tot erklarte Der amerikanische Dadaismus endete somit ebenso schnell wie er begonnen hatte Am 1 April 1921 fand das von Marsden Hartley geleitete Symposium Was ist Dadaismus statt In seinem Essay The Importance of Being Dada zog Hartley derweil eine personliche Bilanz zeitgleich veroffentlichten Duchamp und Man Ray die erste und einzige Ausgabe der Zeitschrift New York Dada mit Tristan Tzaras ausdrucklicher Autorisierung zur Nutzung des Begriffs Dada bereits im Mai ging Duchamp nach Paris Man Ray und Marsden Hartley folgten im Juli 12 13 Man Ray konstatierte spater es habe nie so etwas wie New York Dada gegeben weil die Idee des Skandals und der Provokation als eines der Prinzipien von Dada dem amerikanischen Geist vollig fremd gewesen sei 14 DADA in Berlin BearbeitenIn Berlin nahm Dada seine weltweit extremste Form an DADA war in Berlin erst kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs moglich Dort waren es George Grosz und John Heartfield die Richard Huelsenbecks Darstellungen uber DADA in Zurich aufgriffen und sich ihm anschlossen da sie von der gleichen Uberzeugung und dem gleichen Willen geleitet waren Am 12 April 1918 proklamierte Richard Huelsenbeck bei einem Vortragsabend in der Berliner Sezession ein Dadaistisches Manifest 15 das er zu diesem Anlass auch als Faltblatt verteilte er wetterte gegen den Futurismus und den Kubismus und proklamierte Dada Huelsenbeck aus Zurich zuruckgekehrt wirkte nun in Berlin wie ein Streichholz in ein Pulverfass geworfen 16 Kurz darauf wurde der Club Dada gegrundet der nicht weniger exklusiv war als der Herrenclub der hohen Politiker in Berlin Die Bewegung hatte sich nun ein wenig gefestigt und in diesem Club waren nur die wirklichen Dadaisten Berlins vertreten Eines der Clubmitglieder war Johannes Baader der sich den Namen Oberdada zulegte den er durch extreme Taten die ihm wie Dada selbst die Krone aufsetzten rechtfertigte Er rief sich selbst als Prasident des Erdballs aus Dada wurde jetzt zunehmend extremer In der Dada Zeitschrift wurden Angriffe gefuhrt und bestimmte politische Personlichkeiten beleidigt nbsp Johannes Theodor Baargeld Typische Vertikalklitterung als Darstellung des Dada Baargeld 1920 ausgestellt auf der Ersten Internationalen Dada Messe in BerlinIn Berlin brachte DADA mit der Fotomontage auch eine neue Technik im Bereich der bildenden Kunst hervor In Zurich hatte man zwar die Collage schon benutzt jedoch wurden nur Zeitungsausschnitte oder Reste von Schachteln Stoff und Papierfetzen verwendet In Berlin wurde nun erstmals ein realistisches Foto mit anderen zu einem neuen Kunstwerk verarbeitet Hannah Hoch und Raoul Hausmann waren die Ersten die diese Neuerung ausprobierten Sie ubernahmen das Prinzip von so genannten Militargedenk Dienstblattern Diese Lithografien beziehungsweise Oldrucke zeigten das Militar und oft auch Kaiser Wilhelm II in glorifizierter Form In der Mitte des Blattes war ein Soldat zu sehen auf dessen Kopf das jeweilige Fotoportrat eingeklebt war Das Paradoxe dieser Technik ging vor allem als das Vertauschen des Kopfes und des Korpers in die Arbeiten Hannah Hochs und Raoul Hausmanns ein 17 Neue Wege wurden auch in der Richtung der Dichtung gegangen Die Lautgedichte die Hugo Ball Richard Huelsenbeck Tristan Tzara und Hans Arp in Zurich rezitierten wurden vor allem von Raoul Hausmann weiterentwickelt Es wurden insgesamt zwolf Matineen in Berlin durchgefuhrt in denen gelegentlich das Publikum als Idioten bezeichnet und als Abschaum behandelt wurde Im Jahr 1920 fand mit der Ersten Internationalen Dada Messe der Hohepunkt des Berlin Dadas statt Auf ihr trafen sich Dadaisten aller gesellschaftlichen Schichten und politischen Gesinnungen Thema dieser Messe war unter anderem der Hass gegen jede Autoritat Die gezeigten Werke die innerhalb des Dadaismus entstanden und unter anderem aus Zeitschriften Handzetteln und Plakaten bestanden machten die Pluralitat der Bewegung deutlich Der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky kritisierte unter dem Pseudonym Peter Panter die Dada Messe Sie sehe aus wie ein putziger Kramladen und bemuhe sich krampfhaft in anderer Leute Heiligtumer zu spucken Die Rote Fahne Zeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands verriss die Ausstellung und nannte Dada einen Ausdruck burgerlicher Dekadenz 18 DADA in Hannover BearbeitenZentrale Figur von DADA in Hannover war Kurt Schwitters Da er aus schwer nachvollziehbaren Grunden in den Kreis der Berliner Dadaisten nicht aufgenommen wurde verzichtete er auf das Wort Dada und bezeichnete seine eigene Kunst mit dem Wort MERZ eine Silbe die er fur eine Collage aus dem Wort Commerzbank herausgeschnitten hatte Wie bei den Dadaisten gingen seine Intentionen in Richtung Antikunst Schwitters und Hannah Hoch verband ab 1920 eine lebenslange Freundschaft Hoch gestaltete unter anderem zwei Raume in seinem MERZbau in Hannover nbsp Titelblatt des Merz Magazins aus dem Jahr 1924 Entwurf von El LissitzkyKurt Schwitters verstand sich sehr gut mit Hans Arp da beide eine ahnliche Vorstellung von Dadaismus und ungegenstandlicher Kunst und Poesie hatten Das zeigte sich nicht nur in der Ahnlichkeit der Lautgedichte sondern auch in den Inhalten ihrer Reden Besonders Kurt Schwitters hatte ein Talent fur Vortrage und Reden Er gab auch bald darauf eine Zeitschrift heraus mit dem Namen MERZ Kurt Schwitters stellte selbst eine Theorie fur das Dichten auf eine Art eigene Logik die er als Schwitters Logik bezeichnete Diese Logik schrieb fur das Gedicht im Allgemeinen vor Nicht das Wort ist ursprunglich Material der Dichtung sondern der Buchstabe Danach ist das Wort erstens eine Komposition von Buchstaben zweitens Klang drittens Bezeichnung Bedeutung und viertens Trager von Ideenassoziationen Kurt Schwitters war auf allen Gebieten der Kunst vertreten und versiert dazu Er collagierte malte komponierte schrieb und dichtete alle moglichen Dinge Seine Idee von Kunst unterschied sich aber in der Idee von Hugo Ball Kurt Schwitters war nicht das Gesamtkunstwerk wichtig sondern vielmehr die Verschmelzung von allen Kunstformen zu einer einzigen Der Kunstler ist ein Kunstler auf allen Gebieten der Kunst Er lebt Dada voll aus und konzentriert sich mit allen seinen Sinnen darauf Zur von den Dadaisten angepriesenen Einbeziehung des Zufalls hat er folgendes angemerkt Es gibt keine Zufalle Eine Tur kann zufallen aber das ist kein Zufall sondern ein bewusstes Erlebnis der Tur die Tur die Tur der Tur Er bestatigt damit die dadaistische Idee dass Zufalle nicht existieren auf die groteske und satirische Art des Dadaismus Sein grosstes und ausserordentlichstes Kunstwerk war der Merzbau eine Raumgestaltung seltenster Art Er hatte zahlreiche kleine Hohlraume in einem Zimmer geschaffen die alle von unterschiedlichster Grosse Form und Richtung waren Er selbst nannte sie Hohlen Als der Raum voll mit diesen Hohlen war musste er die Decke durchbrechen um damit weiterzumachen Jede dieser Hohlen stand fur eine seiner personlichen Gedanken und Erinnerungen So gab es zum Beispiel eine Arp Hohle in der er die Erinnerungen an Hans Arp aufbewahrte etwa eine gerauchte Zigarette und ein Flaschchen Urin DADA in Koln Bearbeiten nbsp Seite 3 des Katalogs zur ersten Ausstellung von Max Ernst in Paris 1921Was Kurt Schwitters fur Hannover war war der Maler und Bildhauer Max Ernst fur Koln Ernst lernte den Maler Johannes Theodor Baargeld kennen und veroffentlichte mit ihm 1919 die dadaistische Zeitschrift Der Ventilator Jedoch wurde diese bald durch die britische Besatzungsbehorde verboten da sie sich zu kritisch gegenuber Kirche Volk und Staat geaussert hatte Hans Arp Max Ernst und Johannes Theodor Baargeld veranstalteten auch hier eine Dada Ausstellung die allerdings von der Polizei geschlossen wurde da angeblich sexuell Anruchiges dort zu sehen gewesen war doch sie setzten sich gegen die Justizbehorden durch Ein Beispiel fur Ernsts dadaistisches Werk ist seine Collage Der Hut macht den Mann von 1920 die 1921 in einer ihm gewidmeten Dada Ausstellung in der Pariser Galerie Au Sans Pareil enthalten war Ein Jahr spater verliess Ernst Koln und zog nach Paris DADA in Dresden BearbeitenDie Dresdner Dada Gruppe bildete sich 1919 um den Komponisten Erwin Schulhoff und um die Maler Kurt Gunther Otto Griebel und Otto Dix Im Sommer 1919 entstandenen die Funf Pittoresken fur Klavier WVZ Bek 51 von Erwin Schulhoff dem Maler und Dadaisten George Grosz in Herzlichkeit gewidmet Ein Satz daraus betitelt mit In futurum bestand ausschliesslich aus Pausen Schulhoff nahm damit die 1952 erstmals aufgefuhrte stille Komposition in drei Satzen von John Cage vorweg 1921 veroffentlichten Otto Dix Otto Griebel und der Maler Sergius Winkelmann 1888 1949 eine dadaistische Zeitschrift unter dem Titel Moloch Die Gruppe trat bis 1922 mit dadaistischen Aktionen in Dresden in Erscheinung 19 Hauptartikel Dresdner Dada GruppeDADA in Paris BearbeitenAls Tristan Tzara und der Maler Marcel Janco 1919 nach Paris gereist waren fanden sie in der dortigen kulturellen Avantgarde bereits eine kritische und rebellische Stimmung vor Es war nicht wie in Berlin eine vollkommen neue Konfrontation mit den Ideen von Dada und der ANTI Kunst sondern die Kunstler waren einerseits durch Dichter wie Guillaume Apollinaire beeinflusst der schon ein Jahr zuvor die herkommlichen Sprach und Dichtungsformen in Frage gestellt hatte Zum anderen wurden sie auch durch die Erfahrungen des Zurich Dada gepragt der in Paris fluchtig bekannt war Anders war hier auch die Tatsache dass beim Paris Dada fast ausschliesslich Dichter und Literaten eine Rolle spielten Sie beschrankten sich fast nur auf das Gedichte Schreiben und Rezitieren Doch Paris sollte auch der Schauplatz sein wo Dada sich selbst zerstorte Die Dadaisten wurden zunehmend engstirniger und zerstritten sich untereinander Jeder ging seine eigenen Wege und hatte seine eigene Meinung Im Jahr 1922 wurde der Kongress von Paris veranstaltet der als allgemeine Auflosung des Dadaismus gilt Das Problem war dass viele die an diesem Kongress teilnahmen letztendlich gegen Dada waren und die eigentlichen Dadaisten sich nicht untereinander einigen konnten wie es weitergehen sollte Es sollte auf diesem Kongress eine weitere Dada Bombe zunden jedoch Andre Breton auf den man sich verlassen hatte griff stattdessen Tristan Tzara massiv an und so kam es auch hier zum Streit zwischen ehemaligen Freunden Spater gab es noch teilweise handgreifliche Auseinandersetzungen auf Dada Veranstaltungen auf denen Andre Breton auf die Buhne kletterte und Darsteller wahrend der Auffuhrung angriff Post DADA BearbeitenSpater trafen sich noch einige Dadaisten wie Hans Arp Sophie Taeuber Arp Theo van Doesburg und andere in Weimar und in Strassburg Sophie Taeuber Arp hatte den Auftrag erhalten das mehrteilige Lokal Aubette in Strassburg zu gestalten zur Bewaltigung dieses grossen Auftrags zog sie ihren Mann Hans Arp und den gemeinsamen Freund Theo van Doesburg hinzu Ausdrucksweisen BearbeitenDada zerstorte die getrennten Ausdrucksweisen der Kunste und fuhrte verschiedene kunstlerische Disziplinen zusammen die zum Teil anarchisch miteinander verbunden wurden Tanz Literatur Musik Kabarett Rezitation und verschiedene Gebiete der Bildenden Kunst wie beispielsweise Bild Buhnenbild Graphik Collage Fotomontage Die Dadaisten entdeckten den Zufall als schopferisches Prinzip Hans Arp hatte lange in seinem Atelier am Zeltweg an einer Zeichnung gearbeitet Unbefriedigt zerriss er das Blatt und liess die Fetzen auf den Boden flattern Als sein Blick nach einiger Zeit zufallig wieder auf die Fetzen fiel uberraschte ihn die Anordnung Sie besass den Ausdruck den er die ganze Zeit vorher gesucht hatte Arp wandte das Prinzip auch auf seine Lyrik an Worter Schlagworte Satze die ich aus Tageszeitungen und besonders aus Inseraten wahlte bildeten 1917 die Fundamente meiner Gedichte Ofter bestimmte ich auch mit geschlossenen Augen Worter und Satze Ich nannte diese Gedichte Arpaden Bedeutung und Einfluss BearbeitenDer Dadaismus war in vielerlei Hinsicht ein sehr grosser und radikaler Schritt in der Kunstgeschichte Er brachte viele Neuerungen in der Technik der bildenden Kunst hervor wie er auch dafur gesorgt hatte dass zahlreiche Tabus in der Kunstszene gebrochen wurden und die Kunst nicht mehr nur Abbild der Wirklichkeit ist sondern viel mehr Es wurde auch der Weg zum Surrealismus vorbereitet Einige wenige Dadaisten wurden zu Surrealisten die sich weniger auf das ANTI konzentrierten sondern sich eher mit der sinnlich wahrgenommenen Welt befassten und damit wie sie am besten zu verwirren sei Die reale Welt wurde mit der Traumwelt verschmolzen und es wurde begonnen den Betrachter vor unlosbare rhetorische Ratsel zu stellen Der Dadaismus schien schliesslich in den 1920er Jahren eines naturlichen Todes durch Desinteresse zu sterben und hinterliess in der Konkreten Lyrik oder dem Lettrismus einflussreiche Nachkommen Zudem gehen auf den Dadaismus die moderne Performance vgl auch Fluxus und die Idee des Ready made zuruck Die dadaistische Idee des Ready mades von Marcel Duchamp findet sich in der heutigen Kunst haufig wieder Sie dient aber nicht mehr der Zerstorung von Kunst im Allgemeinen sondern eher als Anlass zum sinnlichen Genuss und als Aufhanger zu inhaltlich freizugiger Interpretation Doch diese Idee in der Kunst ist allgegenwartig und wird beim Streifzug durch jedes Kunstmuseum bei den zeitgenossischen Werken und bei vielen Ready mades entdeckt Einen Schock zu wiederholen wie es Marcel Duchamp mit seiner Fontane oder seiner Kohlenschaufel damals getan hatte ist nicht mehr moglich Das ist passe und selbst damals beim zweiten oder dritten Betrachten schon vorbei gewesen Nun ist jedoch das passiert was die Dadaisten niemals wollten namlich dass sie jetzt im Museum hangen neben den Bildern von Pablo Picasso und Paul Klee Sie wollten eigentlich nur das zerstoren zu dem sie heute manchmal selbst geworden zu sein scheinen namlich das Altbackene und Etablierte Auch der Einfluss auf die Musik Schlager Da da da von Trio ist umstritten wie alles bei Dada Zumindest auffallend ist dass der deutsche Schlager der 1920er Jahre in erheblichem Masse von dadaistisch anmutenden Unsinnstexten Gebrauch macht etwa bei den Comedian Harmonists selbst aus dieser Zeit stammende Kinderlieder wie das bekannte Drei Chinesen mit dem Kontrabass untermauern die These dass Dada in einem gewissen Ausmass gesellschaftsfahig geworden war Dada kann auch als kunstlerische Reaktion auf die Erschutterungen der Zeit des Ersten Weltkrieges verstanden werden Der Zerstorung aller gultigen Werte und burgerlichen Normen durch den Ersten Weltkrieg sowie der daraus resultierenden kulturellen Leere wurde eine freie respektlose Kunst entgegengestellt die den Burger beispielsweise mit Publikumsbeschimpfung provozieren sollte Der Dadaismus konnte sich trotz des Zerstorungsklischees eine Nische schaffen und bis heute uberleben Er wird besonders von einigen Kabarettisten als sarkastische Kritik am Kunstbetrieb gepflegt Bedeutendster Vertreter in der Nachkriegszeit war Ernst Jandl vom Vom zum Zum ottos mops Auch einige aktuell Kulturschaffende bedienen sich des dadaistischen Gedankenguts so zum Beispiel das Kunstlertrio Studio Braun sie sind bekannt fur ihre Projekte mit ausgepragten Hang zu Dada die Band Dada ante portas Dada vor den Turen die wie die Wurzel der Dada Kultur aus der Schweiz stammt Jonas Odell der fur die britische Band Franz Ferdinand ein Musikvideo im Dada Stil gedreht hat Take me out der japanische Noise Kunstler Merzbow der sich nicht nur nach einem Dada Kunstwerk benannte sondern auch verschiedene Techniken des Dada Found sounds in seine Konstruktionen einbaut Jorg Immendorff und Chris Reinecke in ihrem Aktionsprogramm LIDL die ost deutsche Punkrock Band Die Skeptiker die mit Dada in Berlin 1988 einen Song zu diesem Thema veroffentlichte und mit dessen Titel eine unter den sogenannten anderen Bands der damaligen DDR verbreitete Haltung ausdruckte Helge Schneider dessen Improvisationen Wortspiele und Lautmalereien Lernen Lernen Popernen dadaistische Assoziationen wecken die Stuttgarter Band Freundeskreis die viele dadaistische Stilelemente in der Lyrik auf ihrem Debutalbum Quadratur des Kreises ANNA wie war das da bei Dada les Dada wenn ich auf meinem Bett hock Komik ist Tragik in Spiegelschrift verwendete das Schweizer Musiker Duo Yello in ihrem Titel Planet Dada das schwedische DJ Duo Dada Life deren Tracks und Verhalten dem Dadaismus sehr ahnlich sindBedeutende Dadaisten BearbeitenHans Arp 1886 1966 Deutschland und Schweiz Johannes Theodor Baargeld Zentrodada 1892 1927 Deutschland Johannes Baader 1875 1955 Deutschland Hugo Ball 1886 1927 Schweiz Otto Dix 1891 1969 Deutschland Theo van Doesburg 1883 1931 Niederlande Marcel Duchamp 1887 1968 Frankreich und USA Max Ernst 1891 1976 Deutschland Frankreich und USA Elsa von Freytag Loringhoven 1874 1927 Deutschland und USA George Grosz 1893 1959 Deutschland und USA Raoul Hausmann Dadasoph 1886 1971 Deutschland Berlin John Heartfield Monteurdada 1891 1968 Deutschland Emmy Hennings 1885 1948 Deutschland und Schweiz Hannah Hoch 1889 1978 Deutschland Angelika Hoerle 1899 1923 Deutschland Richard Huelsenbeck 1892 1974 Schweiz und Deutschland Marcel Janco 1895 1984 Schweiz Paul van Ostaijen 1896 1928 Belgien Francis Picabia 1879 1953 Frankreich Man Ray 1890 1976 USA Frankreich Hans Richter 1888 1976 Deutschland und USA Kurt Schwitters 1887 1948 Deutschland Hannover und England Merzkunst Walter Serner 1889 1942 Italien Frankreich Schweiz Sophie Taeuber Arp 1889 1943 Deutschland Schweiz und Frankreich Tristan Tzara 1896 1963 Schweiz Frankreich Melchior Vischer 1895 1975 Tschechien Deutschland Beatrice Wood 1893 1998 USANeo Dada BearbeitenEnde der 1950er Jahre entstand der Neo Dadaismus der sich an den Dadaismus anlehnt Film Bearbeiten1969 Deutschland Dada Dokumentarfilm von Helmut Herbst Cinegrafik Hamburg 63 Minuten Edition filmmuseum 108 2018 ISBN 978 3 95860 108 6 2011 Was ist Dada Filme von Heinz Butler Alexander Kluge dctp tv NZZ Format 2011 180 Minuten 2011 ISBN 978 3 89848 394 0 2016 Das Prinzip Dada Dokumentarfilm von Marina Rumjanzewa SRF Redaktion Sternstunde Kunst 2016 52 Minuten 20 Literatur BearbeitenOliver Ruf Dadaismus In Gert Ueding Hrsg Historisches Worterbuch der Rhetorik Band 10 WBG Darmstadt 2011 Sp 185 197 Hanne Bergius Das Lachen Dadas Die Berliner Dadaisten und ihre Aktionen Anabas Giessen 1993 ISBN 3 87038 141 8 Hanne Bergius Montage und Metamechanik Dada Berlin Asthetik von Polaritaten mit Rekonstruktion der Ersten Internationalen Dada Messe und Dada Chronologie Gebr Mann Verlag Berlin 2000 ISBN 978 3 7861 1525 0 Hanne Bergius Dada Triumphs Dada Berlin 1917 1923 Artistry of Polarities Montages Metamechanics Manifestations Translated by Brigitte Pichon Vol V of the ten editions of Crisis and the Arts the History of Dada Stephen Foster Hrsg Thomson Gale New Haven Conn u a 2003 ISBN 978 0 8161 7355 6 Richard Huelsenbeck Hrsg Dada Eine literarische Dokumentation Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1964 ISBN 3 499 55402 X Richard Huelsenbeck Dada Logik 1913 1972 Herausgegeben und kommentiert von Herbert Kapfer Belleville Munchen 2012 ISBN 978 3 943157 05 5 Hermann Korte Die Dadaisten 5 Auflage Rowohlt Reinbek 2007 ISBN 978 3 499 50536 2 Hans Richter Dada Kunst und Antikunst Der Beitrag Dadas zur Kunst des 20 Jahrhunderts M DuMont Schauberg Koln 1973 ISBN 3 7701 0261 4 Karl Riha Jorgen Schafer Hrsg Dada total Manifeste Aktionen Texte Bilder Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 059302 6 Peter Schifferli Hrsg Das war Dada Dichtungen und Dokumente DTV Sonderreihe Band 18 Munchen 1963 DADA Zurich Dichtungen Bilder Texte Arche Verlag Zurich 1998 ISBN 3 7160 2249 7 DADA Dokumente einer Bewegung Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen Dusseldorf 1958 Reinhart Meyer u a Dada in Zurich und Berlin 1916 1920 Literatur zwischen Revolution und Reaktion Scriptor Kronberg Ts 1973 ISBN 3 589 00031 7 Raimund Meyer Judith Hossli Guido Magnaguagno Juri Steiner Hans Bolliger Hrsg Dada global Limmat Verlag Zurich 1994 ISBN 3 85791 224 3 Gregor Schroer L art est mort Vive DADA Avantgarde Anti Kunst und die Tradition der Bildersturme Aisthesis Bielefeld 2005 ISBN 3 89528 484 X Dada 113 Gedichte Hrsg von Karl Riha Wagenbach Berlin 2003 ISBN 3 8031 2477 8 Gunther Eisenhuber Manifeste des Dadaismus Analysen zu Programmatik Form und Inhalt Aspekte der Avantgarde Band 8 Weidler Berlin 2006 ISBN 3 89693 464 3 Klaus Groh Der Neue Dadaismus in Nordamerika Reihe wissenschaftlicher Texte Band 13 Maro Verlag Augsburg 1979 ISBN 3 87512 113 9 Hubert van den Berg Avantgarde und Anarchismus Dada in Zurich und Berlin Universitatsverlag C Winter Heidelberg 1999 ISBN 3 8253 0852 9 Raoul Schrott DADA 15 25 Dokumentation und chronologischer Uberblick zu Tzara amp Co Verlag DuMont Koln 2004 ISBN 3 8321 7479 6 Michel Sanouillet Dada a Paris Uberarbeitete Neuausgabe CNRS Ed Paris 2005 engl Dada In Paris MIT Press 2009 Manfred Engel Wildes Zurich Dadaistischer Primitivismus und Richard Huelsenbecks Gedicht Ebene In Jorg Robert Friederike Felicitas Gunther Hrsg Poetik des Wilden Festschrift fur Wolfgang Riedel Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 4915 6 S 393 419 Willy Verkauf Marcel Janco Hans Bolliger Hrsg Dada Monographie einer Bewegung Niggli Verlag Teufen 1958 Ina Boesch Die DaDa Wie Frauen Dada pragten Scheidegger und Spiess Zurich 2015 ISBN 978 3 85881 453 1 Martin Mittelmeier DADA Eine Jahrhundertgeschichte Siedler Munchen 2016 ISBN 978 3 8275 0070 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Dada Quellen und Volltexte nbsp Commons Dadaismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Dada Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Dadaismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Ludger Derenthal Dada die Toten und die Uberlebenden des Ersten Weltkriegs mital U ch Dada Situationist International Dada Archive The University of Iowa Libraries Abbildungen und Texte fuhrender Dadaisten Dada online Dada Eroffnungs Manifest von Hugo Ball auf Gutenberg de Dada Companion Chronologie und Kunstler englisch Dada Digital Projekt Kunsthaus Zurich Anlasslich des 100 Geburtstags von Dada wurden alle Dokumente und Arbeiten auf Papier digitalisiert Einzelnachweise Bearbeiten Die Diseuse Marietta di Monaco bestatigte diese Variante mit geringfugigen Abweichungen reklamierte allerdings die Namensgebung fur sich selbst Eines Abends meinte Hulsenbeck sie d i Madame le Roi wurde nicht zu uns passen Hugo Ball aber antwortete Die brauchen wir zu unserem Kolorit Das ist unser Steckenpferd Und prompt quittierte Marietta Unser DADA Sie hatte Steckenpferd ins Franzosische ubersetzt was vorerst nur die Rumanen d i Tristan Tzara und Marcel Janco begriffen hatten die mit dem Elsasser d i Hans Arp losjubelten Jetzt haben wir einen Namen Wir haben ein Dada Wir machen hier Dada sagte Tristan Tzara Marietta di Monaco Ich kam ich geh Reisebilder Erinnerungen Portrats Allitera Munchen 2002 S 78 Arno Widmann Dada Ratsel gelost In taz 26 November 1994 Hugo Ball Die Flucht aus der Zeit Hrsg Bernhard Echte Limmat Verlag Zurich 1992 ISBN 3 85791 197 2 S 80 Sophie Taeuber Arp als Tanzerin und Dadaistin Eine Wunschvorstellung der Rezeption von Walburga Krupp in Monte Dada Hrsg Mona De Weerdt und Andreas Schwab Stampfli Verlag Bern 2017 a b Tagebucheintrag von Hugo Ball aus Hugo Ball Flucht aus der Zeit Zurich 1992 S 105 Literaturburo Freiburg Sprechen uber Sprache Gadji beri bimba Das Lautgedicht im Dadaismus Memento vom 15 Februar 2008 im Internet Archive Stand 26 Marz 2008 Reinhard Dohl Dadaismus Nicht mehr online verfugbar Universitat Stuttgart archiviert vom Original am 7 Februar 2009 abgerufen am 26 Marz 2008 Francis Picabia His Art Life and Times Princeton University Press 1979 S 71 100 Marcel Duchamp Biografie Leben und Werk In Calvin Tomkins Ein Leben zwischen Eros Schach und Kunst Abgerufen am 28 Februar 2009 Alfred Nemeczek Das Bild der Kunst DuMont Koln 1999 ISBN 3 7701 5079 1 S 36 37 Karin Thomas Bis Heute Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20 Jahrhundert 7 uberarb Auflage DuMont Buchverlag Koln 1988 ISBN 3 7701 1939 8 S 92 f Hermann Korte Die Dadaisten Rowohlt Reinbek 2007 S 113 Townsend Ludington Marsden Hartley The Biography of an American Artist Cornell University Press 1998 S 157 Zitiert nach Helmut Schneider Dada in New York In Die Zeit 02 1974 Richard Huelsenbeck Dada Logik 1913 1972 Hrsg Herbert Kapfer Belleville Verlag Munchen 2012 ISBN 978 3 943157 05 5 S 529 Hannah Hoch Lebensuberblick In Berlinische Galerie Hrsg Hannah Hoch 1889 1978 Ihr Werk ihr Leben ihre Freunde Argon Berlin 1989 ISBN 3 87024 156 X S 196 Hans Richter DADA Kunst und Antikunst DuMont Koln 1978 S 119 Martin Pfaffenzeller Berliner Dada Messe 1920 Messerstich in die deutsche Bierbauchkultur In Der Spiegel 30 Juni 2020 abgerufen am 17 Oktober 2022 Sabine Peinelt Dadaistischer Grosssieg Dresdner Kunstler und Dada 1919 1922 In Stadtmuseum Dresden Hrsg Dresdner Geschichtsbuch Band 15 Druckerei zu Altenburg 2010 S 195 222 Das Prinzip Dada Schweizer Radio und Fernsehen SRF 3 Februar 2016 abgerufen am 6 Februar 2017 Normdaten Sachbegriff GND 4010866 1 lobid OGND AKS LCCN sh85035374 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dadaismus amp oldid 237112903