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Gadji beri bimba ist ein Lautgedicht von Hugo Ball 1886 1927 einem der Mitbegrunder der Zurcher Dada Bewegung Es zahlt zu den ersten dadaistischen Gedichten die im Cabaret Voltaire vorgetragen wurden Cabaret Voltaire Zurich Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Der Text 3 Adaption in der Musik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp Das Lautgedicht KARAWANE Zug der Elefanten von Hugo Ball 1917 Hugo Ball rezitierte dieses unsemantische und auf Lauten beruhende und daher von Unsinnsgedichten unterschiedene Gedicht neben weiteren lautmalerischen Werken wie Karawane Zug der Elefanten zum ersten Mal im Juni 1916 bei den Dadaisten Veranstaltungen in dem im selben Jahr von ihm gegrundeten Cafe Kabarett und Kunstlertreff Cabaret Voltaire in der Zurcher Spiegelgasse 1 Angetan mit einem steifen kubistischen Pappanzug der an ein Bischofs Ornat erinnert sowie einer becherformigen Mitra als Kopfbedeckung und klauenhaften Handschuhen gab Ball vor Notenstandern stehend eine hilflos groteske Erscheinung ab Man musste ihn in dieser sperrigen Aufmachung in den Saal tragen da er fast bewegungsunfahig war Ball hatte hierzu seinen Dada Mitstreiter Tristan Tzara am 14 Juni 1916 von seinem Vorhaben informiert als magischer Bischof Lautgedichte in einem ganz besonderen Kostum vortragen zu wollen In seinem Tagebuch notierte Ball zum 23 Juni 1916 Ich hatte mir dazu ein Kostum konstruiert Meine Beine standen in einem Saulenrund aus blauglanzendem Karton der mir schlank bis zur Hufte reichte so dass ich bis dahin wie ein Obelisk aussah Daruber trug ich einen riesigen Mantelkragen der innen mit Scharlach uns aussen mit Gold beklebt am Halse derart zusammengehalten war dass ich ihn durch ein Heben und Senken der Ellenbogen flugelartig bewegen konnte Dazu einen zylinderartigen hohen weiss und blau gestreiften Schamanenhut 1 Das Gedicht hatte Ball jedoch nur unvollstandig in seinen Aufzeichnungen niedergeschrieben und vermutlich am Abend improvisiert Der Nonsens Vortrag wurde mit betont sakraler Ernsthaftigkeit zu den Clusterschlagen eines Klaviers gehalten Das Ritual der Auffuhrung und die Intonation des Sprechgesangs persiflierten dabei kirchliche Liturgien Der Rezitator erklarte hierzu den ideologischen Uberbau Mit diesen Tongedichten wollten wir verzichten auf eine Sprache die verwustet und unmoglich geworden ist durch den Journalismus Wir mussen uns in die tiefste Alchemie des Wortes zuruckziehen und selbst die Alchemie des Wortes verlassen um so der Dichtung ihre heiligste Domane zu bewahren 2 Ball griff mit seiner absurden Lautpoesie den Gedanken des italienischen Futuristen Carlo Carra von der Schaffung einer Totalkunst die visuelle akustische und haptische Eindrucke im Sinne eines Gesamtkunstwerks simultan miteinander verbinden soll auf und setzte dies zusammen mit seinen Dada Kollegen Richard Huelsenbeck Marcel Janco und Tristan Tzara in kabarettistischen Vortragen und Simultandichtungen um Balls Lautgedichte reflektieren dabei auf die Wortreihungen des faschistischen Schriftstellers und geistigen Architekten des Futurismus Filippo Tommaso Marinetti 3 Im Unterschied zu den Simultangedichten der anderen Dadaisten trennte sich Ball in seinen Lautgedichten am radikalsten von einer konventionellen Sprache Gadji beri bimba verzichtet auf eine verstandliche Wortdeutung und entzieht sich jeglichem semantischen Zugang Die Andeutung einer realen Sprache lasst sich eventuell noch in der Zusammenstellung der Verse erahnen die Konzentration liegt indes vollends auf der klanglichen musikalischen Qualitat die in ihrem Rhythmus und ihrer Tonalitat afrikanische Sprachen kindersprachliche Nachahmungen oder lautmalerische Beschworungsformeln aufgreift Die afrikanische Kunst die zu diesem Zeitpunkt besonders bei den franzosischen Kunstlern en vogue war hatte hierbei einen wesentlichen Einfluss erwies sie sich doch als probates Mittel um auf die primitiven Abenteuer der Zeit zu reagieren weshalb Chants negres und Musique et danse negre beliebte Programmstucke der Zurcher Dadaisten waren 4 Bei aller scheinbaren Lacherlichkeit des Vortrages nahm Ball das Konzept des Sprach beziehungsweise Wortverzichts uberaus ernst Er notierte in sein Tagebuch dass er langsam und feierlich mit Gadji beri bimba im Cabaret Voltaire begonnen habe und bereits beim nachsten Gedicht mit der Rezitation unzufrieden war weil er bemerkte dass seine Stimme beim Vortrag die uralte Kadenz der priesterlichen Lamentation annahm jenen Stil des Messgesangs wie er durch die katholischen Kirchen des Morgen und Abendlandes wehklagt Dass sich Ball ob dieser Liturgie alsbald einem strengen Katholizismus zuwandte bleibt spekulativ jedenfalls distanzierte er sich wenige Zeit danach von der Dada Bewegung um sich auf die abgerissene Verbindung zu seiner kirchlich gepragten Jugend zu besinnen 4 Der Erstdruck war erst 1928 in der Zeitschrift De Stijl Leiden Nr 85 86 Die wortwortliche Lautmalerei im simultanen Akt von Ton und Malkunst wurde von den Dadaisten Viking Eggeling und Hans Richter weitergefuhrt die 1918 ein Analogieverhaltnis zwischen Musik und Malerei formulierten 3 Der Text Bearbeitengadji beri bimba glandridi laula lonni cadori gadjama gramma berida bimbala glandri galassassa laulitalomini gadji beri bin blassa glassala laula lonni cadorsu sassala bim gadjama tuffm i zimzalla binban gligla wowolimai bin beri ban o katalominai rhinozerossola hopsamen laulitalomini hoooo gadjama rhinozerossola hopsamen bluku terullala blaulala loooo zimzim urullala zimzim urullala zimzim zanzibar zimzalla zam elifantolim brussala bulomen brussala bulomen tromtata velo da bang band affalo purzamai affalo purzamai lengado tor gadjama bimbalo glandridi glassala zingtata pimpalo ogrogoooo viola laxato viola zimbrabim viola uli paluji malooo tuffm im zimbrabim negramai bumbalo negramai bumbalo tuffm i zim gadjama bimbala oo beri gadjama gaga di gadjama affalo pinx gaga di bumbalo bumbalo gadjamen gaga di bling blong gaga blungAdaption in der Musik BearbeitenDer griechische Komponist Theodore Antoniou vertonte 1970 Gadji beri bimba und die funf weiteren Lautgedichte Balls von 1916 unter dem Titel Parodies fur Bariton oder Schauspieler und Klavier Uber funfzig Regie Anweisungen in der Partitur machen aus dem Werk ein vergnuglich absurdes Wettspiel zwischen Vokalist und Begleiter Hugo Balls Gedicht wurde von der US amerikanischen New Wave Band Talking Heads vertont und erschien 1979 unter dem Titel I Zimbra auf dem Album Fear of Music Der rhythmische Sprechgesang vorgetragen von David Byrne wurde dabei mit einem afrikanischen Groove unterlegt Das Album leitete damit die an Funk orientierte Phase der Gruppe ein und bekundete zugleich Byrnes Interesse am Rai und der 1980er popular werdenden Weltmusik die er nach Auflosung der Talking Heads in zahlreichen Soloprojekten umsetzte Literatur BearbeitenGerhard Schaub Hrsg Hugo Ball Samtliche Werke und Briefe 1904 1927 Wallstein Gottingen 2003 ISBN 3 89244 701 2 Karl Riha DADA total Manifeste Aktionen Texte Bilder Reclam 1994 ISBN 3 15 059302 6 Erdmute Wenzel White The Magic Bishop Hugo Ball Dada Poet Camden House Inc 1998 ISBN 1 57113 128 0 englisch Katja Stopka Semantik des Rauschens uber ein akustisches Phanomen in der deutschsprachigen Literatur Meidenbauer Munchen 2005 ISBN 3 89975 541 3Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Karawane Quellen und Volltexte Gedichte von Hugo Ball Hugo Ball im Pappanzug Fotografie 1916 I Zimbra in der englischsprachigen WikipediaEinzelnachweise Bearbeiten Tagebucheintrag von Hugo Ball aus Hugo Ball Flucht aus der Zeit Zurich 1992 S 105 Literaturburo Freiburg Sprechen uber Sprache Gadji beri bimba Das Lautgedicht im Dadaismus Memento vom 15 Februar 2008 im Internet Archive Stand 26 Marz 2008 a b Karin Thomas Bis Heute Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20 Jahrhundert DuMont Buchverlag Koln 1986 S 80 a b Katja Stopka Semantik des Rauschens Meidenbauer Munchen 2005 S 242ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gadji beri bimba amp oldid 227133205