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Intonation beschreibt in der Linguistik verschiedene Merkmale der Prosodie In der Phonetik versteht man unter Intonation den Tonverlauf das heisst den wahrgenommenen zeitlichen Verlauf der Tonhohe innerhalb eines Wortes Wortmelodie eines Satzes Satzmelodie oder eines vollzogenen Sprechakts im Sinne einer Sprachmelodie Intonation eines restriktiven Relativsatzes Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung nach Fokus 2 Sprachwissenschaftliche Definition 3 Mikroprosodie und Makroprosodie 4 Intonationsarten 5 Funktion der Intonation 6 Deklination 7 Linguistische Modelle der Intonation 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelbelegeAbgrenzung nach Fokus BearbeitenSpricht man von Sprachmelodie so wird der Fokus auf die Intonation als sprachliche Eigenschaft gelegt Spricht man von Satzmelodie so ist der Tonhohenverlauf eines Satzes als Dialogabschnitt gemeint Die Stimmfuhrung betont dass Menschen die prosodischen Eigenschaften der Sprache bewusst steuern konnen Sprachwissenschaftliche Definition BearbeitenIm Lexikon der Sprachwissenschaften 1 2 definiert Hadumod Bussmann die Intonation folgendermassen Intonation von lateinisch intonare anstimmen zu lat tonare donnern 1 Im weiteren Sinne Gesamtheit der prosodischen Eigenschaften lautsprachlicher Ausserungen Silben Worter Phrasen die nicht an einen Einzellaut gebunden sind diese Definition ist ahnlich zur Definition von Prosodie Die Intonation beruht auf dem Zusammenwirken von Akzent auch Betonung durch erhohten Druck Schallintensitat bzw Lautheit auf einer Silbe Tonhohenverlauf Pausengliederung die jedoch kaum unabhangig von Akzent und Tonhohenverlauf zu erfassen ist Diese Definition zeigt das haufig synchrone Auftreten prosodischer Eigenschaften der Sprache 2 Im engeren Sinne besonders in der Slawistik auf morphologisch definierten Einheiten Silben Worter bezogene Phanomene des Tonhohenverlaufs Mikroprosodie und Makroprosodie BearbeitenIn der Phonetik wird oft die Unterscheidung von Makro und Mikroprosodie getroffen Dabei werden unter Mikroprosodie Anderungen im Grundfrequenzverlauf verstanden die der Sprecher nicht willentlich kontrolliert Solche Anderungen konnen etwa auf die Anatomie des Vokaltraktes zuruckzufuhren sein so ist etwa bekannt dass unterschiedliche Vokale in Abhangigkeit von der sie jeweils hervorbringenden artikulatorischen Konfiguration eine intrinsische Tonhohe haben 3 Unter Makroprosodie werden Anderungen im Grundfrequenzverlauf verstanden die der Sprecher kontrollieren und so mehr oder weniger bewusst produzieren kann Solche Anderungen sind linguistisch von grosserer Bedeutung Viele Ansatze in der Intonationsforschung etwa das von Johan t Hart et al entwickelte IPO Modell 4 oder das von Janet Pierrehumbert entwickelte Tonsequenzmodell gehen von einer endlichen Menge an intonatorischen Strukturen innerhalb einer Sprache aus vergleichbar den Phonemen die ebenfalls vom Sprecher gewissen Regeln folgend eingesetzt werden Im Bezug auf eine Untersuchung der Bedeutung von Intonationskonturen wie etwa eine mogliche Unterscheidung von Fragekonturen Rufkonturen und Vergleichbarem ist die Beschaftigung mit der Makroprosodie von primarer Bedeutung Intonationsarten BearbeitenGrundsatzlich lassen sich verschiedene Auspragungen von Intonationsverlaufen feststellen global fallend steigend gleichbleibend fallend steigend und steigend fallend Steigende Intonation heisst dass die Tonhohe der Stimme steigt fallende Intonation heisst dass sie sinkt In vielen europaischen Sprachen geht die fallende Intonation mit dem Ende der Redeeinheit einher wahrenddessen steigende Intonation etwa Unabgeschlossenes Fragen Ruckversicherung etc oder auch erhohte Relevanz signalisiert 5 Neben der Hohe des Tons kann insbesondere auch dessen Lange wichtig sein Die Tondauern einer Sprache werden als Chroneme klassifiziert Funktion der Intonation BearbeitenManche Sprachen verwenden die Intonation syntaktisch zum Beispiel um Uberraschung oder Ironie auszudrucken und um Frage und Antwortsatze voneinander zu unterscheiden Zu diesen Sprachen gehoren Deutsch und Englisch Ach wirklich In anderen Sprachen verandert die Anderung der Tonhohe die Bedeutung einzelner Worter oder Satze Sprachen in denen man Silben nach der Tonhohe unterscheidet nennt man Tonsprachen Dabei wird zwischen Sprachen unterschieden bei denen der Grundfrequenzverlauf auf der Silbe von Bedeutung ist den sogenannten Konturtonsprachen und den Sprachen bei denen lediglich eine von mehreren Tonhohen ausschlaggebend ist den sogenannten Registertonsprachen Zu den ersteren gehoren zum Beispiel Chinesisch Lao und Thai Als Beispiel fur die letzteren wird Hausa genannt Eine Zwischenposition zwischen Tonsprachen und Druckakzentsprachen nehmen Sprachen mit einem dynamisch melodischen Akzent ein wie zum Beispiel Schwedisch Serbokroatisch oder auch die Ripuarischen Dialekte des Deutschen und Limburgisch In manchen Sprachen wie etwa in den westafrikanischen Sprachen Twi und Bini hat die Tonhohe keine lexikalische sondern eine grammatische Funktion In diesen Sprachen zeigen hohe und tiefe Tone Unterschiede im Tempus an Deklination BearbeitenUnter Deklination versteht man in einem intonatorischen Kontext den grundsatzlichen Abfall der Grundfrequenz Die Intonation ist durch eine Bewegung der Grundfrequenz zwischen oberer und unterer Grenzfrequenz gekennzeichnet Fur die Phonation ist jedoch ein entsprechender subglottaler Druck notwendig Da bei ununterbrochenem Sprechen dauerhaft ausgeatmet wird nimmt der subglottale Druck mit der Zeit ab Daher fallen die beiden Grenzfrequenzen mit steigender Redezeit ab 6 Linguistische Modelle der Intonation BearbeitenIntonation kann auf verschiedene Weise modelliert werden Dabei werden phonologische Phanomene beschrieben welche in der Grundfrequenzkontur dem Pendant zum Tonhohenverlauf in der Signalverarbeitung eines Sprachmusters zu finden sind Modelliert werden meistens Akzente Gipfel und Taler Grenzsteigungen und Intonationsrucksetzungen Pitch Resets Akzente konnen auf Silben Wort Phrasen und Satzebene beschrieben werden Zudem werden in einigen Modellen auch andere prosodische Eigenschaften wie Pausendauern und Sprechgeschwindigkeiten berucksichtigt Beispiele von Intonationsmodellen Das Ton Sequenz Modell autosegmental metrisches Modell der Intonation nach Janet Pierrehumbert 1980 7 ToBI Grundgerust fur einzelsprachliche Ausarbeitungen wie etwa German Tones and Break Indices fur die Aussprache des Standarddeutschen Das Kieler Intonationsmodell KIM Christian Albrechts Universitat Institut fur Phonetik und digitale Sprachverarbeitung Klaus J Kohler 1991 8 Das Modell nach Hiroya Fujisaki et al 1979 9 10 Das Rise Fall Connection Model nach Paul A Taylor RFC Modell 1994 11 Siehe auch BearbeitenIntonation Musik ProsodieerkennungLiteratur BearbeitenStefan Baumann Martine Grice Ralf Benzmueller GToBI A Phonological System For The Transcription Of German Intonation In Stanislaw Puppel Hrsg Prosody 2000 Speech Recognition and Synthesis 2 5 October 2000 Krakow Poland Uniwersytet Im Adama Mickiewicza Poznan 2001 ISBN 83 8731426 9 S 21 28 englisch Hadumod Bussmann Hrsg Lexikon der Sprachwissenschaft 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Alfred Kroner Stuttgart 2002 ISBN 3 520 45203 0 Klaus J Kohler The Kiel Intonation Model KIM its Implementation in TTS Synthesis and its Application to the Study of Spontaneous Speech 1991 englisch KIM Webseite D Robert Ladd Intonational Phonology Cambridge studies in linguistics Band 119 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge u a 2008 ISBN 978 0 521 86117 5 englisch Bernd Mobius Ein quantitatives Modell der deutschen Intonation Analyse und Synthese von Grundfrequenzverlaufen Linguistische Arbeiten Band 305 Niemeyer Tubingen 1993 ISBN 3 484 30305 0 Zugleich Bonn Univ Diss 1992 Janet Breckenridge Pierrehumbert The Phonology and Phonetics of English Intonation Indiana University Linguistics Club Bloomington IN 1987 englisch Zugleich Cambridge MA Harvard Univ Diss 1980 Kim Silverman Mary Beckman John Pitrelli Mori Ostendorf Colin Wightman Patti Price Janet Pierrehumbert Julia Hirschberg TOBI A Standard For Labeling English Prosody In ICSLP 92 proceedings International Conference on Spoken Language Processing October 12 16 1992 International Conference Centre Banff Alberta Canada Band 2 University of Alberta Edmonton 1992 ISBN 0 88864 806 5 S 867 870 englisch columbia edu PDF 419 kB Paul Alexander Taylor A Phonetic Model of the English Intonation Indiana University Linguistics Club Bloomington IN 1994 englisch Revised version Edinburgh University Phil Diss 1992 Paul Taylor The rise fall connecting model of intonation In Speech Communication Band 15 1994 ISSN 0167 6393 S 169 186 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Intonation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelbelege Bearbeiten Lexikon der Sprachwissenschaft 1 Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 45201 4 Lexikon der Sprachwissenschaft 4 durchgesehene Auflage Kroner Stuttgart 2008 ISBN 978 3 520 45204 7 Bernd Pompino Marschall Einfuhrung in die Phonetik 2 Auflage De Gruyter Berlin 2003 S 42 Johan t Hart et al A perceptual study of intonation An experimental phonetic approach to speech melody Cambridge University Press New York u a 1990 englisch Johannes Schwitalla Gesprochenes Deutsch Eine Einfuhrung In Grundlagen der Germanistik 3 Auflage Band 33 Erich Schmidt Verlag Berlin 2006 Bernd Pompino Marschall Einfuhrung in die Phonetik 3 Auflage De Gruyter 2003 ISBN 978 3 11 022480 1 S 246 ff The phonology and phonetics of English intonation PDF 2 9 MB PhD thesis The Kiel Intonation Model KIM IMS 1 2 Vorlage Toter Link www ims uni stuttgart de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Univ Stuttgart PDF 203 kB engl Fujisaki s Intonation Model H Fujisaki In Vocal Physiology Voice Production Mechanisms and Functions Raven Press 1988 Paul A Taylor The rise fall connection model of intonation In Speech Communication Band 15 1995 S 169 186 englisch ed ac uk PDF 125 kB Normdaten Sachbegriff GND 4129204 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intonation Sprachwissenschaft amp oldid 236611895