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Die Fotomontage ist eine spezielle fotografische Technik basierend auf der Collage unterschiedliche Bildelemente in einem Bild zu vereinen Durch das Zusammenfugen unterschiedlicher Bildelemente entsteht eine neue Komposition und somit eine neue Aussage Oftmals dient die Fotomontage der Verdeutlichung Kontextuierung oder der Satire FotomontageBeispiel einer Montage aus Fotos und Computergrafik Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Allgemeines 3 Technische Einfuhrung 3 1 Negativmontage 3 2 Kombinationsfotografie 3 3 Positivmontage oder Klebemontage 3 4 Digitale Montage 4 Anwendungen 5 Geschichtlicher Uberblick 5 1 Malerei 5 2 Collage 5 3 Fotomontage 6 Fotomontage als Manipulation 6 1 Realitatsverzerrung 6 2 Klassische Retusche 7 Beispiele 8 Siehe auch 9 Weiterfuhrende Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenDer Begriff kommt aus dem Umfeld der industriellen Zivilisation und erinnert bewusst an Maschinenmontage und Turbinenmontage Gustavs Klucis 1932 Allgemeines BearbeitenDie Fotomontage konnte bereits eine langere Tradition aufweisen denn sie wurde schon in der Mitte des 19 Jahrhunderts fur komplizierte szenarische Motive die nach dem damaligen Stand der Technik nicht einfach abgelichtet werden konnten angewandt Die Belichtungszeit solcher Lichtbilder war meistens ganz normal rein technische Grunde fur die Fotomontage waren nur in einigen Ausnahmefallen gegeben dabei handelte es sich hauptsachlich um das Uberbrucken von grossen Kontrastunterschieden und um das Erreichen einer ungewohnlich grossen Scharfentiefe Eine Montage wurde zum Beispiel notwendig wenn eine Aufnahme von einem Interieur mit einem Fenster in dem eine Landschaft zu sehen war gemacht werden sollte dazu wurden dann zwei Aufnahmen zusammenmontiert indem die Negative teilweise mit Abdeckfarbe zugedeckt und danach passgerecht ubereinander gelegt wurden Nur ein Fachmann konnte am fertigen Bild erkennen dass es auf diese Weise entstanden war Bei anderen Montagen dieser Art wurden nachtraglich Wolken in eine Landschaftsaufnahme einkopiert oder man malte silhouettenhafte Bildpartien in die Fotos hinein die beispielsweise als Vorlagen von Ansichtskarten Verwendung fanden Im Gegensatz zu diesen Bildern die letztlich ganz normale Aufnahmen darstellen sollten standen die Fotomontagen die ihren montagehaften Herstellungsprozess nicht verleugnen Wie Otto Croy treffend erklarte wurde auf diese Weise die Starrheit des Motivs gelost Die Fotomontage liess ahnen dass der Fotograf mit ihrer Hilfe imstande war das Bild nicht nur formal aufzubauen sondern dass er seiner Phantasie auch freien Lauf lassen konnte um in den Bildern bestimmte Ideen auszudrucken Diese Konzeptionen der Fotomontage konnten technisch durch drei verschiedene Methoden erzielt werden Das einfachste Verfahren war eine Collagetechnik mit Hilfe von Schere und Klebstoff wobei die so hergestellte Montage schliesslich noch abfotografiert und dadurch beliebig vervielfaltigt werden konnte Ziemlich simpel war auch die Montage durch Mehrfachbelichtung auf dasselbe Bildfeld was nur eine geubte Einschatzungsfahigkeit erforderte wie die Aufnahme in der Kamera ubereinander zu passen waren Bald erkannte man die Vorteile der Arbeit mit schwarzem Hintergrund der auf dem Negativ eine transparente glatte Flache ergab oder mit wechselnder Abdeckung von bestimmten Teilen des Bildfeldes Die anspruchsvollste Methode bestand schliesslich im Montieren von zwei oder mehreren Negativen wahrend des Vergrosserns ein sogenanntes Sandwich wobei diese nacheinander auf dasselbe Positivpapier kopiert wurden In der Schlussphase nach der Positiventwicklung musste der Fotograf meistens die Ubergange zwischen den einzelnen Bildpartien mit dem Abschwacher oder dem Pinsel nachbehandeln Technische Einfuhrung BearbeitenNegativmontage Bearbeiten Hierbei handelt es sich um die alteste und aufwandigste Art eine Fotomontage zu gestalten Sie wird so definiert dass man durch Kombinieren mehrerer Negative zu einem neuen Bild gelangt Dabei entstanden durch das Zusammensetzen mehrerer Negative neue Bilder die kombiniert mit Masken auf dasselbe Positiv belichtet wurden Die Schwierigkeit der Technik lag darin die einzelnen Negative perfekt in Perspektive Grosse Beleuchtung und Scharfentiefe aufeinander abzustimmen Kombinationsfotografie Bearbeiten Zu Beginn der Fotografie wurde auf Kollodiumplatten fotografiert die nach jeder Aufnahme zwecks Wiederverwendung gereinigt werden mussten Tat man das nicht grundlich genug entstand bei der nachsten Aufnahme eine unerwunschte Doppelbelichtung Einige Kunstler kamen so auf die Idee dieses Phanomen als Gestaltungsmittel zu nutzen Dies passierte vor allem in der Kombinationsfotografie die ab 1850 praktiziert wurde Positivmontage oder Klebemontage Bearbeiten Die Positivmontage entsteht aus bereits bestehendem Bildmaterial das der Kunstler entweder selbst herstellt oder in Zeitschriften Magazinen und anderem grafischen Material findet Diese Technik wird auch als Klebemontage bezeichnet da sie in ihrer einfachsten Form aus nichts anderem als ausgeschnittenen oder ausgerissenen Motiven besteht die gemeinsam auf einen Untergrund geklebt werden Hier ist man flexibler als in der Negativmontage da die Bildelemente auf dem Untergrund beliebig verschoben werden konnen bevor man sich fur eine Komposition entscheidet Schwierig wird es erst wenn man sich eine realistische Montage als Ziel gesetzt hat denn auch hier mussen die verschiedenen Bilder nicht nur in Perspektive Beleuchtung Scharfentiefe und Grosse zusammenpassen sondern auch in der Papierbeschaffenheit Gradation und Farbgebung Bekannte Kunstler wie John Heartfield die sich dieser Technik bedienten reproduzierten die fertige Montage um in der Dunkelkammer die Schnittkanten zu retuschieren Digitale Montage Bearbeiten Die digitale Montage ist die heutzutage meistverbreitete Technik der Fotomontage Hierbei wird mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen digitales Bildmaterial zusammengefugt Digitale Fotomontage nbsp Ausgangsbild nbsp Digitale FotomontageDurch die digitale Fotografie wurde es moglich mittels Bildbearbeitungsprogrammen bequem am Computer zu montieren Man hat dabei die Moglichkeit das gewunschte Bildmaterial einzuscannen zu reproduzieren oder selbst eine passende Aufnahme zu machen Eine professionelle digitale Montage kann nur entstehen wenn man die gleichen Grundlagen wie bei der Negativ und Positivmontage beachtet namlich die perfekte Abstimmung des Bildmaterials aufeinander Auch wenn ein Bildbearbeitungsprogramm im Nachhinein noch viele Veranderungen zulasst ist gutes Ausgangsmaterial eine Voraussetzung fur eine realistisch wirkende Montage Auch die Moglichkeiten der Videomontagen wurden in den letzten Jahren immer ausgefeilter Anwendungen BearbeitenFotomontage wurde und wird haufig in Verbindung mit politischer Propaganda verwendet Ausserhalb politischer Motivation werden haufig Bilder von Privatpersonen verfalscht um diese zu diskreditieren Die Erstellung und Verbreitung solcher zur Manipulation anderer Personen und als fingierte Beweise eingesetzter Bilder ist daher in vielen Landern strafbar Nicht nur im wissenschaftlichen Bereich konnen Fotomontagen besser denn je Zukunftiges aktuell noch nicht Machbares und auch erst zu Entwickelndes darstellen und veranschaulichen Im Rapid Product Development und im Produktdesign kommen entsprechende Computergrafiken daher haufig zum Einsatz Geschichtlicher Uberblick BearbeitenMalerei Bearbeiten nbsp Giuseppe Arcimboldo Detail aus dem Gemalde EstateDie Vorlaufer der Fotomontage finden sich bereits in der Malerei In der Vedutenmalerei beispielsweise skizzierte man mithilfe der camera obscura Teile verschiedener Landschaften um sie spater zu einer einzigen auf der Leinwand zusammenzufugen Einen weiteren Vorganger der Fotomontage findet man im Manierismus bei Giuseppe Arcimboldo der Elemente aus der Natur wie Blumen und Gemuse auf seinen Gemalden so zusammensetzte dass der Betrachter einen Menschenkopf erkennen konnte Auch die Surrealisten naherten sich durch ihre Malerei der Collage an da sie unzusammenhangende Objekte in Zusammenhang brachten Collage Bearbeiten Ein weiterer Schritt in Richtung Fotomontage wurde im Kubismus gemacht als von Picasso und Braque 1912 zum ersten Mal fremdes Material in ein Werk eingearbeitet wird Dies fuhrt Kurt Schwitters ab dem Dadaismus in seinen Merzbildern weiter bis hin zur Assemblage was eine Befreiung vom Malen Mussen war Auch im Futurismus wird die Collage als Gestaltungsmittel geschatzt beispielsweise in Marinettis Parola in liberta Fotomontage Bearbeiten Der Begriff sowie die Technik der Fotomontage wurde 1916 im Dadaismus entwickelt Wer der tatsachliche Erfinder war ist umstritten da sowohl Raoul Hausmann und Hannah Hoch 1 wie auch John Heartfield und George Grosz behaupteten die Fotomontage entdeckt zu haben Vorerst erinnerten die Werke an ein wildes Durcheinander von Bildelementen ahnlich der futuristischen Malerei Um sie auch fur politische und geschaftliche Zwecke einsetzen zu konnen wurde die Arbeitsweise strukturierter und vor allem klarer was sich positiv auf die Bildsprache auswirkte Die Dadaisten wussten mit dem Medium Werbung umzugehen und sorgten immer wieder fur Uberraschungen und Skandale Durch das Verwenden von Fotos wurden die Werke realitatsnaher provokanter und fur den Betrachter verstandlicher Zusatzlich gewannen die Bilder an bisher unerreichter Unmittelbarkeit und Aktualitat Das Wirkungsgebiet der Dadaisten sollte das Hier und Jetzt sein sie wollten in ihrer Zeit per Gesellschaftskritik an den politischen Verhaltnissen etwas verandern Die Fotomontage war das passende Ausdrucksmittel um ihre Botschaft zu verbreiten Fotomontage als Manipulation Bearbeiten nbsp nbsp Links ein Beispiel fur ein realistisch wirkendes aber kunstlich erzeugtes Bild Ein Ausschnitt des Originalbilds re eines in einem Gebaude ausgestellten Rennwagens BMW M8 GTE wurde mit einem Bergpanorama kombiniert um eine nicht existente Realitat zu erzeugen Realitatsverzerrung Bearbeiten Was einmal als Kunst begann wird heute zu kommerziellen Zwecken genutzt Nirgends werden mehr Fotos manipuliert retuschiert und montiert als in der Werbung Manchmal ist die Veranderung der Realitat fur den Betrachter ersichtlich meistens jedoch nimmt das Publikum der Konsument die Fotomontage als vollig normal und richtig wahr Ein Bild quasi als Luge zu erkennen fallt dem ungeubten Auge zunehmend schwer Die Fotomontage geht inzwischen so weit dass man ganze Bildwelten digital herstellen kann bei denen der Unterschied zwischen Realitat und Schein nicht mehr erkennbar ist Klassische Retusche Bearbeiten In der analogen Fotografie dient die Retusche vor allem dazu um unsauberes Arbeiten oder ungleich belichtete Stellen im Nachhinein auszubessern Sie kann auch zum Zweck der Fotomanipulation erfolgen Mit der digitalen Fotografie wurde es moglich Fotos nicht nur zu perfektionieren sondern das bestehende Bild komplett zu verandern siehe Bildbearbeitung Beispiele Bearbeiten nbsp Kolorierte und montierte Ansichtskartenfotografie 1918 Mettnaubucht mit hineinmontiertem Segelboot nbsp Fotomontage vom Forggensee mit symbolischen Bildelementen nbsp Fotomontage eines Zeitablaufs nbsp Fotomontage nbsp Grafische Duplizierung von Personen nbsp Fotomontage nbsp Fotomontage nbsp Fotomontage in der Makrofotografie nbsp Addition zweier Bilder Nachtraglich eingefugter Basstolpel nbsp Kombination von Vorder und Ruckseite desselben Objekts nbsp Fotomontage nbsp fake Octalfly aus Schwebfliege mit diversen Freistellung Ausschnitten aus FotoserieSiehe auch Bearbeiten3D Bildbearbeitung digitale Bearbeitung bereits vorhandener Bilder Bildverarbeitung Signalverarbeitung Codierung und Transformation von Bildinformationen Freistellung Fotografie Fotocollage Fotogramm Fototechnik Retusche die nachtragliche Veranderung einer Oberflache oder eines Fotos oft in Handarbeit beziehungsweise einer ComputergrafikWeiterfuhrende Literatur BearbeitenHanne Bergius Das Lachen Dadas Die Berliner Dadaisten und ihre Aktionen Anabas Verlag Giessen 1989 ISBN 978 3 8703 8141 7 Hanne Bergius Montage und Metamechanik Dada Berlin Asthetik von Polaritaten mit Rekonstruktion der Ersten Internationalen Dada Messe und Dada Chronologie Gebr Mann Verlag Berlin 2000 ISBN 978 3786115250 Hanne Bergius Dada Triumphs Dada Berlin 1917 1923 Artistry of Polarities Montages Metamechanics Manifestations Ubersetzt v Brigitte Pichon Vol V of the ten editions of Crisis and the Arts The History of Dada hrsg v Stephen Foster Thomson Gale New Haven Conn u a 2003 ISBN 978 0 816173 55 6 Julia Dech Hannah Hoch Schnitt mit dem Kuchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkultur Deutschlands Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 596 23970 2 Fischer 3970 Kunststuck Amy Dempsey Stile Schulen Bewegungen Ein Handbuch zur Kunst der Moderne Seemann Leipzig 2002 ISBN 3 363 00762 0 Magdalena Droste Bauhaus 1919 1933 Taschen Koln 1993 ISBN 3 8228 0401 0 Andreas Haus Raoul Hausmann Kamerafotografien 1927 1957 Schirmer Mosel Berlin 1979 ISBN 3 921375 40 1 Jurgen Holtfreter Politische Fotomontage Elefanten Press Galerie Berlin 1975 Klaus Staeck Ohne Auftrag Unterwegs in Sachen Kunst und Politik Steidl Gottingen 2000 ISBN 3 88243 739 1 Bernd Stiegler Felix Thurlemann Konstruierte Wirklichkeiten Die fotografische Montage 1839 1900 Schwabe Berlin 2019 ISBN 978 3 7574 0023 1 Martino Stierli Montage and the Metropolis Architecture Modernity and the Representation of Space Yale University Press New Haven and London 2018 ISBN 978 0 300 22131 2 Brigitte Tast Hans Jurgen Tast Als Lena schlief Eine Fotogeschichte Ekkehard Lory Dusseldorf 1980 ISBN 3 922258 07 7 bzw ISBN 978 3 88842 201 0 Hans Jurgen Tast Hrsg Edith Lechtape Gossenportraits Fotoarbeiten 1990 1996 Kulleraugen Schellerten 1996 ISBN 3 88842 202 7 Hans Jurgen Tast Hrsg Eve of Destruction Draussen ist Krieg drinnen auch Kulleraugen Schellerten 2005 ISBN 3 88842 029 6 Kulleraugen 29 Hans Jurgen Tast Hrsg Edith Lechtape Schauspielerin Photobildnerin 1921 2001 Kulleraugen Medienschriften Schellerten 2007 ISBN 978 3 88842 032 0 Kulleraugen 32 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fotomontagen Sammlung von Bildern nbsp Wiktionary Fotomontage Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Linkkatalog zum Thema Digitale Kunst bei curlie org ehemals DMOZ Einzelnachweise Bearbeiten Eberhard Roters schreibt Hannah Hoch war die geborene Collagistin Das Prinzip Collage entsprach ihrer ureigensten Veranlagung Die Anregung zur kunstlerischen Arbeit in dieser Tectnik wurde ihr nicht etwa erst von Raoul Hausmann eingegeben sie wurde durch die Zusammenarbeit lediglich gefordert Die Collage ist ihre eigene Erfindung Immerhin hatte sie bereits lange bevor Raoul Hausmann und sie gemeinsam die ersten dadaistischen Photomontagen schufen Collagen aus Schnittmusterresten und eigens dafur zerschnipselten eigenhandigen Ornamententwurfen hergestellt Eberhard Roters Vorwort in Hannah Hoch eine Lebenscollage Band 1 und Abteilung 1 1889 1918 Herausgegeben von der Berlinischen Galerie bearbeitet von Cornelia Thater Schulz Archiv Edition Argon Berlin 1989 S 11 44 S 11 Beginn des Vorworts Normdaten Sachbegriff GND 4045920 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fotomontage amp oldid 231800877