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Karl Tschuppik 26 Juli 1876 in Melnik 1 Konigreich Bohmen Osterreich Ungarn 22 Juli 1937 in Wien war ein osterreichischer Journalist Feuilletonist Publizist und Herausgeber Karl Tschuppik arbeitete fur Zeitungen wie das Prager Tagblatt dem er von 1898 bis 1917 als Redakteur und Herausgeber angehorte und publizierte in zahlreichen zumeist dem linksintellektuellen Spektrum zuordenbaren Zeitungen und Zeitschriften in Wien Berlin und Munchen Er war einer der bedeutendsten osterreichischen Publizisten vor 1938 Bei bedeutenden zeitgenossischen Publizisten und Journalisten wie Max Brod Joseph Roth oder Friedrich Funder fanden seine Publikationen grosse Anerkennung 2 Friedrich Torberg wurdigte ihn in seiner Tante Jolesch Tschuppik sowie sein publizistisches Schaffen das von der Ablehnung sowohl des Nationalsozialismus und Deutschnationalismus als auch des Austrofaschismus gepragt war galten lange Zeit als vergessen Fur die nationalsozialistische Propaganda diente Tschuppik als haufiges Angriffsziel unter den Publizisten so war er bereits auf der ersten 1933 veroffentlichten Schwarzen Liste der schadliches und unerwunschtes Schrifttum verbreitenden Autoren nicht nur aufgelistet sondern auch gesondert erwahnt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Herkunft 1 2 Karriere im Journalismus in Prag und Wien 1898 1923 1 3 Konfliktreiche Zeit als Chefredakteur der Stunde 1923 1926 1 4 Kulturpublizismus und biografische Forschungen in Berlin 1926 1933 1 5 Letzte Jahre in Wien Publizistische Agitation fur Osterreich 2 Forschungsstand 3 Anekdoten 4 Verschiedenes 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHerkunft Bearbeiten Karl Tschuppik wurde am 26 Juli 1876 als Sohn des Ingenieurs der Osterreichischen Nordwestbahn Friedrich Tschuppik in Melnik Melnik in Bohmen geboren Seine Mutter Ludmilla war die Tochter des Prager Arztes Josef Komarek Die Vorfahren Tschuppiks vaterlicherseits dienten uber sechs Generationen als Offiziere und Beamte im habsburgischen Osterreich 4 Sein 13 Jahre jungerer Bruder Walter 1889 1955 wurde Journalist Nach der Matura studierte er technische Wissenschaften an den technischen Hochschulen von Zurich Eidgenossische Technische Hochschule Zurich und Wien Technische Hochschule Wien Ob Tschuppik seinen Militardienst vor oder nach dem Studium absolvierte er selbst gab an Gefreiter bei den k u k Hoch und Deutschmeistern gewesen zu sein ist nicht bekannt 5 Karriere im Journalismus in Prag und Wien 1898 1923 Bearbeiten Nach dem Studium kehrte Tschuppik nach Prag zuruck Dort machte er erste Veroffentlichungen bei der zweisprachigen Prager Monatsschrift Akademie wo er auch Stefan Grossmann kennenlernte Ab 1898 oder 1899 war er Redakteur beim Prager Tagblatt einer der renommiertesten deutschsprachigen Zeitungen der osterreichisch ungarischen Monarchie 1909 oder 1910 wurde er dessen Chefredakteur Noch vor dem Ersten Weltkrieg veroffentlichte er gemass Angaben in Nachrufen osterreichischer Zeitungen parallel zum Prager Tagblatt auch in Emil Kuhs Montagsblatt aus Bohmen in der Frankfurter Zeitung im Berliner Tageblatt und in der Pariser Le Temps Welche Artikel er wann genau in diesen Zeitungen veroffentlicht hat ist unbekannt Generell ist uber Tschuppiks Schaffen vor 1914 nur wenig bekannt 6 Es konnten jedoch mehrere Artikel ausgemacht werden die Tschuppik 1902 fur die Arbeiter Zeitung und 1907 fur die Monatsschrift Deutsche Arbeit verfasste Ab 1914 andert sich die Quellenlage zu Tschuppik schlagartig da die Prager Tageszeitung in jenem Jahr die Signierung der Leitartikel mit den Redakteuren zuordenbaren Symbolen einfuhrte Tschuppiks Symbol war ein schrag nach rechts oben zeigender Pfeil 7 Insgesamt verfasste Tschuppik uber 500 Leitartikel fur das Prager Tagblatt In diesen wird auch eine geistige Wandlung Tschuppiks vom fur Deutschnationalismus und Kriegspropaganda Anfalligen zu einem pazifistischen fur ein unabhangiges Osterreich Eintretenden erkennbar So wiesen Tschuppiks Leitartikel vor Kriegsbeginn und in den ersten Monaten danach eine mit dem Krieg sympathisierende tendenziell der Propaganda entsprechende Haltung auf 8 Zudem befurwortete er das Bundnis Osterreich Ungarns mit Deutschland und hiess die staatliche Beeinflussung der Presse gut zumindest bis zu einem gewissen Punkt 8 Als dieser seiner Meinung nach uberschritten wurde entstanden Konflikte mit der Zensur Im Laufe des Krieges wandelte sich auch seine ubrige Einstellung grundlegend Er wurde zum entschiedenen Gegner jeglichen Nationalismus insbesondere des deutschen 8 Am 11 November 1917 erschien Tschuppiks vorerst letzter Leitartikel fur das Prager Tagblatt Er wurde entlassen da der Eigentumer Rudolf Koller der altliberalen Casino Partei entgegenkommen wollte Diese plante die bohmische Zeitung Bohemia zu kaufen jenen Konkurrenten des Prager Tagblattes fur den Koller Fusionsplane vorschwebten Er glaubte die Casino Partei durch die Entlassung des ihnen politisch missfallenden Tschuppiks von ihren Planen abbringen zu konnen 9 Tschuppik ubersiedelte mit seiner zehn Jahre jungeren Lebensgefahrtin Bertha nach Wien wo er Stefan Grossmann um Hilfe bei der Suche nach Arbeit bat Es wurde ihm schliesslich die redaktionelle Leitung von Benno Karpeles pazifistischer Wochenschrift Der Friede sowie ein Redakteursposten beim Neuen Wiener Tagblatt angeboten das ihm 36 000 Kronen anbot Er entschied sich fur das Tagblatt veroffentlichte aber auch im Frieden 10 Nachdem die tschechische Zeitung Bohemia dennoch verkauft wurde bereute Koller es Tschuppik entlassen zu haben Da Tschuppik nun in Wien beschaftigt war und der Chefredakteurs Posten in Prag nachbesetzt wurde einigte man sich mit Tschuppik darauf von Wien aus Leitartikel fur das Prager Tagblatt zu schreiben Am 24 Dezember 1917 erschien sein erster Leitartikel fur das Prager Tagblatt nach der Unterbrechung 11 Ab 23 Marz 1919 bis 15 Juli 1919 war Tschuppik fur die von Karpeles neu gegrundete Tageszeitung Der neue Tag tatig als Chef vom Dienst und als politischer Hauptredakteur Er unterbrach hierzu seine Tatigkeit beim Neuen Wiener Tagblatt kehrte aber anschliessend wieder zu dieser Zeitung zuruck 10 Beim Neuen Tag lernte er auch Joseph Roth kennen mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband Am 7 Dezember 1920 heiratete er seine Lebensgefahrtin Bertha 12 Seine erste Verhaftung erlebte Tschuppik am 30 Janner 1922 als er einen in zivil auftretenden Sittenpolizisten an einer Amtshandlung zu hindern versuchte Dieser versuchte gerade eine Prostituierte zu verhaften wobei er sie in ein Haustor drangte was fur Aussenstehende wie ein Uberfall oder ein heftiger Streit aussah so lautete dann auch Tschuppiks Rechtfertigung die ihm auferlegte Geldstrafe nicht zu bezahlen Es kam zu einem Prozess in dem er freigesprochen wurde Er hielt sich im Prozessverlauf verbal nicht zuruck und musste eine Geldstrafe wegen Wachebeleidigung zahlen 13 Zu Beginn der 1930er Jahre wurde er ein zweites Mal verhaftet siehe Anekdoten Konfliktreiche Zeit als Chefredakteur der Stunde 1923 1926 Bearbeiten Am 2 Februar 1923 wurde Tschuppik Chefredakteur der neu gegrundeten Stunde der ersten Boulevardzeitung Osterreichs die nicht nur systematische Bespitzelung bekannter Personen zum Zwecke voyeuristischer Berichterstattung einfuhrte sondern auch im redaktionellen und gestalterischen Bereich das osterreichische Pressewesen modernisierte und international ubliche Standards mitbrachte Die Zeitung wies jedoch trotz ihrer auf Massengeschmack ausgerichteten Gestaltung mit vielen Bildern und grossen Uberschriften sowie mit reisserischen bis verleumderischen Artikeln eine klare politische Linie auf pro demokratisch sowie gegen Links und Rechtsextremismus 14 Der Grunder Emmerich Bekessy wollte Tschuppik um jeden Preis als Chefredakteur der Stunde haben Da er beim Neuen Wiener Tagblatt Aufstiegschancen und Herausforderungen vermisste da dessen Chefredakteur Emil Lobl erst 1917 an diesen Posten kam und daher nicht an die Aufgabe desselbigen dachte und nicht zuletzt aufgrund des gewiss hohen Gehaltsangebotes bei der Stunde nahm Tschuppik diesen Posten an 15 Die drei Jahre seiner Tatigkeit bei dieser Zeitung waren jedoch auch von heftigen Auseinandersetzungen mit Karl Kraus gepragt Dieser prangerte vor allem die Machenschaften und Geschaftspraktiken des Verlegers Imre Bekessy an machte aber auch Tschuppik als Chefredakteur fur die Bordellpublizistik verantwortlich 16 Tschuppik blieb seiner politischen Linie jedoch auch bei der Stunde weitgehend treu So veroffentlichte er ausgerechnet in der Stunde zwei umfangreiche Artikel in denen er gegen die Verflechtung von Kapital und Presse Stellung bezog 17 Fur Kraus war Tschuppik aber vor allem deswegen ein wichtiges Angriffsziel da er in ihm sein Monopol auf Zeit und Sittenkritik gefahrdet sah und trotz derselben politischen Standpunkte Tschuppik unter anderem aufgrund seiner mitunter ironischen Schreibweise die den Gegnern so Kraus Vorwurf Sympathie verschaffe das moralische Recht absprach diejenigen zu bekampfen die Kraus auch in seiner Fackel bekampfte 18 So schrieb er 1923 in der Fackel Denn ehe ich mit Herrn Tschuppik einen Abscheu gemeinsam habe protegiere ich lieber dessen Opfer Denn so bacchantisch wie dieser Tschuppik hatte ich die Freiheit nicht gemeint 18 Einmal kam es zu einem Gerichtsprozess in dem Tschuppik vorgeworfen wurde jene Notiz in der Zeitung verfasst zu haben in der die Personenbeschreibung eines angeblich wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern gesuchten Straftaters abgegeben wurde die offensichtlich auf den Chefredakteur der Arbeiter Zeitung Friedrich Austerlitz abzielte Tschuppik bestritt dafur verantwortlich zu sein und wurde freigesprochen 19 Nachdem sich Kraus Vorwurfe der geschaftsmassigen Erpressung und Notigung gegenuber Bekessy erharteten wandte sich auch Tschuppik von seinem Arbeitgeber ab und verliess die Zeitung am 13 Juli 1926 Seither liess er sich in keiner Redaktion mehr anstellen und war nur noch freischaffend tatig Kulturpublizismus und biografische Forschungen in Berlin 1926 1933 Bearbeiten Er ubersiedelte 1926 nach Berlin wo er in Kontakt mit Anton Kuh Valeriu Marcu Alfred Polgar Alexander Roda Roda und Joseph Roth stand Er schrieb Artikel Glossen und geschichtliche Essays fur die bedeutenden Kultur und kulturpolitischen Zeitschriften Das Tage Buch von Leopold Schwarzschild Literarische Welt von Willy Haas sowie fur Der Querschnitt Wahrend seiner Zeit in Deutschland wurde er bald zum Kenner der deutschen Verhaltnisse wie aus seinen Publikationen hervorgeht Zugleich gewann er Distanz zu Osterreich und dessen Habsburger Vergangenheit die er zusehends milder beurteilte Ende der 1920er Jahre und zu Beginn der 1930er Jahre machte Tschuppik die jungere Vergangenheit und Biografien zum Schwerpunkt seiner Beschaftigungen Wahrend seiner Recherchen und Forschungen veroffentlichte er immer wieder auch Ergebnisse in Zeitschriften und Zeitungen 1928 erschien seine erste Monografie Franz Joseph I Der Untergang eines Reiches Es folgten Monografien uber Kaiserin Elisabeth 1929 Erich Ludendorff 1931 und Maria Theresia 1934 die allesamt eine Kombination von skrupellos wissenschaftlicher Sorgfalt und literarischer Intuition 20 darstellten Dem Skelett historischer Fakten sollte durch literarische Intuition die auch das gesellschaftliche und politische Umfeld der Personen miteinbezog Leben eingehaucht werden 21 Er bezog sich in diesen Arbeiten stark auf Briefe und Memoiren der beschriebenen Personen Er versuchte wie auch in seinen Essays fur Zeitungen und Zeitschriften personliche Motive und Defizite als Triebfeder des Politischen zu erkennen und darzustellen 22 Er schrieb dass politische Katastrophen etwa im Falle von Franz Joseph und Ludendorff wesentlich auf deren Mangel an Sensibilitat und Intelligenz zuruckzufuhren seien die die eigene Unfahigkeit als Not des Staates deklarieren 22 Von seinen Monografien wurden jene uber Franz Joseph 1933 ins Englische jene uber Kaiserin Elisabeth 1934 ins Englische Franzosische sowie Schwedische und jene uber Ludendorff ins Englische und Italienische ubersetzt Tschuppiks antifaschistische anti deutschnationale Gesinnung die in seinen Essays Artikeln und Buchern deutlich zum Ausdruck kommt sowie seine Monografie uber Ludendorff in der er auch dessen hochst primitiven Fascismus von der Art Adolf Hitlers 23 kritisiert machten ihn zu einem beliebten Angriffsziel nationalsozialistisch antisemitischer Agitation Tschuppiks Name stand auf der am 26 Marz 1933 veroffentlichten ersten 43 Namen umfassenden Schwarzen Liste Literatur des Bibliothekars Wolfgang Herrmann die schadliches und unerwunschtes Schrifttum indizierte das umgehend aus den Bibliotheken entfernt werden musste und der Bucherverbrennung 1933 zum Opfer fiel Letzte Jahre in Wien Publizistische Agitation fur Osterreich Bearbeiten Tschuppik musste Deutschland verlassen und bezog am 9 Marz 1933 wieder sein Zimmer im Wiener Hotel Bristol in dem er bereits wahrend der letzten Zeit in Wien gelebt hatte 24 Auch Joseph Roth und Anton Kuh kehrten 1933 nach Wien zuruck Zudem pflegte er Kontakt mit Klaus Mann und Odon von Horvath dessen Trauzeuge er 1933 war 25 Tschuppik schrieb nun fur die beiden pro osterreichischen Zeitungen Der Morgen und Wiener Sonn und Montagszeitung Wahrend der Biograf Josef Roths David Bronsen 1974 meinte Tschuppik habe mit Roth die Wandlung vom demokratischen Linken zum Monarchisten gemein hielt Klaus Amann nach der Lekture von Tschuppiks Arbeiten der 1930er Jahre diese Auffassung fur haltlos 25 Es sei vielmehr so dass Tschuppik innerhalb des politischen Spektrums der dreissiger Jahre und vor allem in der Diskussion um die sogenannte Osterreich Idee eine Position einnahm die Deutschland gegenuber differenzierter und dezidierter war als alles was die offiziellen Stellen des Standestaates zu liefern imstande waren 26 Dass Tschuppik in den 1930er Jahren die Monarchie aus einer anderen milderen Perspektive als unmittelbar nach deren Untergang sah ergibt sich durch den zumindest fur ihn erkennbaren herannahenden Untergang des Abendlandes durch den Nationalsozialismus und dessen Expansionsdrang sowie den Austrofaschismus 27 Ab 1934 herrschte in Osterreich mit dem austrofaschistischen Standestaat ebenfalls eine autoritare Regierung die sich ebenfalls auf das Deutschtum und die deutsche Kulturnation bezog und eine osterreichische Eigenstandigkeit ausgerechnet durch die Selbstdefinition als bessere Deutsche zu behaupten versuchte Bevor Tschuppik zu solch angriffslustigen kritischen Tonen fand brachte er in seinen Artikeln und Kommentaren durchaus Sympathien fur den autoritaren osterreichischen Staat auf Vor allem die Angriffe des nationalsozialistischen Deutschlands auf Osterreich liessen den pro osterreichischen Tschuppik teilweise auf die Linie der osterreichischen Propaganda einschwenken Ob Zensur und staatliche Eingriffe hierbei eine Rolle spielten ist nicht bekannt 28 Die Absurditat des austrofaschistischen Versuches Deutschland zu uberhitlern 29 wurde von Tschuppik entlarvt In diesem Zusammenhang schrieb Tschuppik 1935 in der Wiener Sonn und Montagszeitung dass in Osterreich ein Missbrauch mit dem Wortchen deutsch getrieben werde der geeignet sei die von der nationalsozialistischen Ideologie verbreitete Tauschung zu stutzen dass Osterreich ein Teil Deutschlands sei Nach der volligen Loslosung des Deutschtums vom ehemals gemeinsamen zivilisatorischen Besitz ist es einem Osterreicher heute unmoglich in der gesitteten Welt als Deutscher aufzutreten 30 Der Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange bei dem Tschuppik seine nach 1933 verfassten Bucher veroffentlichte wurde zu seiner wichtigsten Einkommensquelle Seine Einkommenssituation verschlechterte sich zusehends sie verbesserte sich vorubergehend weil sich Maria Theresia sehr gut verkaufte wie aus seinem Briefwechsel mit Walter Landauer vom Verlag hervorgeht 31 1937 erschien Tschuppiks letztes Werk sein einziger Roman Ein Sohn aus gutem Hause Dieser wurde 1989 von Karin Brandauer verfilmt Am 21 Juni 1937 berichtete er im Morgen von Drei Unberuhmten darunter eine Blumenfrau von der Karntner Strasse die er eines Tages vermisst hatte sie war gestorben Er kommentierte dies mit Der liebe Gott weiss wen er rechtzeitig zu sich nimmt Einen Monat spater am 22 Juli gegen 14 Uhr starb Tschuppik unerwartet im Bristol Als Todesursache wurde Angina Pectoris angegeben 16 Der Weinliebhaber wurde am Grinzinger Friedhof 32 begraben Wie von Tschuppik testamentarisch verfugt spielte dabei der Harmonika Spieler seines Lieblings Heurigen das Lied Es wird ein Wein sein und wir werd n nimmer sein Zu Lebzeiten hatte Tschuppik wenn ihn dustere Zukunftsgedanken uberkamen den Titel des Liedes depressiv abgewandelt Es wird kein Wein sein und wir werd n noch immer sein Das ist ihm erspart geblieben 33 Joseph Roth berichtete in Paris im Neuen Tage Buch Exil Fortsetzung des Tage Buches uber Tschuppiks Begrabnis und schrieb zu seinem Tod vor der Zeit aber auch vor der Un Zeit Wenn er nicht gestorben ware hatten sie ihn erschlagen 34 Forschungsstand BearbeitenBislang haben sich nur zwei Forscher mit einer wissenschaftlichen Aufarbeitung von Tschuppiks Leben und Wirken befasst Der Vorarlberger Literaturhistoriker Klaus Amann veroffentlichte 1982 die erste Werkanalyse uber ihn Die zweite Arbeit ist eine Diplomarbeit die 1995 von Klaus Prokopp an der Universitat Klagenfurt eingereicht wurde Dieser recherchierte zahlreiche amtliche Dokumente wie Meldezettel und Totenschaubefund Briefe und Texte aus dem Umfeld Tschuppiks und untersuchte insbesondere seine Positionen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen anhand der Tschuppik zuordenbaren Zeitungsartikel Feuilletons und Essays Anekdoten BearbeitenTschuppik und Anton Kuh galten in den Kaffeehausern damals Treffpunkt des kulturellen und intellektuellen Lebens aber auch in den Heurigen die beide gerne und haufig besuchten 35 als eines der witzigsten und komischsten Freundespaare deren Wirkung der Stegreif Szenen in denen sie im Kaffeehaus Personen parodierten vor allem durch die Gegensatzlichkeit der beiden ergab 25 So berichtete Hermann Kesten in seinem Buch Dichter im Cafe dass Tschuppik in ausserster Ruhe Kuh in ausserster Unruhe in unerschutterlichem Ernst ihre parodierten Figuren spielten wahrend die Zuhorer vor Lachen schier barsten 36 Friedrich Torberg berichtete in seiner Tante Jolesch unter anderem uber den Hohepunkt einer Auseinandersetzung Tschuppiks mit dem Wiener Polizeiprasidenten Johann Schober sowie seinem Traum der Grundung einer Tageszeitung kuriosen Namens Bald nach dem Beginn seiner Tatigkeit bei dem Wiener Boulevardblatt Die Stunde geriet Tschuppik in einen personlichen Konflikt mit dem damaligen Polizeiprasidenten Johann Schober Aus Grunden die hier nichts zur Sache tun konnte er seinem Groll in der Stunde keinen Ausdruck geben und daran trug er schwer Die Art wie er sich schliesslich doch Luft machte gehort gleichermassen zu seinem wie zum Bild der Stadt Wien Es geschah nach einem nachtlichen Heurigenbesuch Tschuppik steuerte seinem Domizil im alten Hotel Bristol zu und uberquerte unsicheren Schritts die Opernkreuzung als ihm der dort postierte Verkehrspolizist den er offen fur einen feindlichen Sendboten Schobers hielt missfallig ins Auge stach Ein wenig schwankend pflanzte er sich vor ihm auf und apostrophierte ihn wie folgt Gehen Sie zu Ihrem Prasidenten und richten Sie ihm aus der Tschuppik lasst ihm sagen er soll ihn im Arsch lecken Der Schober soll den Tschuppik im Arsch lecken Haben Sie verstanden Das Sicherheitsorgan bekundete sein Verstandnis durch sofortige Verhaftung Tschuppiks gab sich jedoch nach Intervention einiger Begleitpersonen mit der Aufnahme der Personaldaten und Erstattung der Anzeige zufrieden Wenige Tage spater erhielt Tschuppik eine geharnischte Vorladung auf das zustandige Polizeikommissariat Tschuppik entschuldigte sich gesenkten Hauptes und wurde nach einigem Hin und Her mit der dringlichen Ermahnung dass so etwas nie wieder vorkommen moge entlassen Von diesem Tag an pflegten die Polizisten im Rayon Opernkreuzung unter denen sich der Vorfall naturlich herumgesprochen hatte stramm zu salutieren wenn sie Tschuppik herankommen sahen Ein Mann der dem Polizeiprasidenten das Arschlecken schaffen durfte ohne dass ihm etwas geschah hatte Anspruch auf hochsten Respekt Friedrich Torberg 37 Tschuppik traumte davon eine Tageszeitung mit dem schlichten Titel Der Arsch zu grunden wochentliche Beilagen Der Kinderarsch und Der Frauenarsch Immer wieder berauschte er sich an der Vision wie der Nachtkolporteur einen Stoss der ersten Ausgabe griffbereit uberm Arm nach Schluss der Vorstellung vor der Oper stunde und den vornehm gewandeten Damen und Herren die jetzt herausstromten sein tonlos geschaftsmassiges Der Oasch der Oasch der Oasch entgegenriefe Es blieb ein Traum Friedrich Torberg 38 Verschiedenes BearbeitenSeine Biografie von Maria Theresia 1934 ins Hollandische ubersetzt wurde von Anne Frank am 13 Juni 1944 gelesen 39 Werke BearbeitenBiografien 1928 Franz Joseph I Der Untergang eines Reiches Avalun Verlag Hellerau bei Dresdenenglisch The Reign Of The Emperor Francis Joseph 1848 1916 London 1930 online hollandisch Frans Joseph I De ondergang van een rijk Vertaling Alfred Krans Uitgeverij Aspekt 2022 dd 1929 Elisabeth Kaiserin von Osterreich Verlag Hans Epstein Wien Leipzig 1931 Ludendorff Die Tragodie des Fachmanns Verlag Hans Epstein Wien Leipzigenglisch Ludendorff the tragedy of a military mind 1932 dd 1933 Francois Joseph et Madame Schratt D apres les carnets du Comte Lonyay Chabellan de S M Francois Joseph Paris 1934 Maria Theresia Allert de Lange Verlag AmsterdamRoman 1937 Ein Sohn aus gutem Hause Allert de Lange Verlag AmsterdamVerfilmung 1989 Ein Sohn aus gutem Hause Regie Karin Brandauer Literatur BearbeitenTh Venus Tschuppik Karl In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 14 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2015 ISBN 978 3 7001 7794 4 S 495 f Direktlinks auf S 495 S 496 Klaus Amann Hrsg Karl Tschuppik Von Franz Joseph zu Adolf Hitler Polemiken Essays und Feuilletons Bohlau Verlag Wien Koln Graz 1982 ISBN 3 205 07189 1 Klaus Amann Die Dichter und die Politik Essays zur osterreichischen Literatur nach 1918 Edition Falter Deuticke Wien 1992 ISBN 3 85463 119 7 S 31 48 Klaus Prokopp Konformismus und Konfrontation Der Journalist Karl Tschuppik 1876 1938 und seine Leitartikel im Prager Tagblatt 1914 1918 Diplomarbeit Universitat Klagenfurt 1994 Tschuppik Karl in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 1176Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Tschuppik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Karl Tschuppik in der Deutschen Digitalen Bibliothek https karltschuppik univie ac at Biographischen Angaben Quellen amp Literatur Texte uber und von Karl Tschuppik PDF 17 MB Einzelnachweise Bearbeiten Aufgrund widerspruchlicher Angaben der Quellen und Zeitgenossen gibt es in der Literatur Diskussionen uber Geburtsdatum Geburtsort und Religion der Herkunftsfamilie Das staatliche Regionalarchiv von Prag stellte aber den Taufeintrag in tschechischer Sprache oberste Zeile vom 6 August 1876 eines Kirchenbuchs online der angibt dass Tschuppik am 26 Juli 1876 halb funf Uhr fruh in Melnik geboren wurde und alle Eltern und Grosseltern katholisch waren Gelegentliche oft widersprochene Geruchte er kame aus judischer Familie sind widerlegt waren schon auch vorher unglaubwurdig weil seine vaterlichen Vorfahren osterreichische Beamte und Offiziere seit Maria Theresia waren was nicht katholischen Untertanen erst seit Joseph II endgultig seit der Revolution 1848 moglich war die mutterlichen Vorfahren trugen tschechische Namen was fur judische Bewohner Bohmens in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts ungewohnlich war Vgl Georg B Deutsch Materialien zu Karl Tschuppik KT in Soma Morgenstern at S 9 und S 16 vgl Amann 1992 S 31 Prokopp 1995 S 29 Prokopp 1995 S 7f Prokopp 1995 S 8 Prokopp 1995 S 9 Karl Tschuppik plotzlich gestorben In Wiener Zeitung 23 Juli 1937 S 5 zitiert aus Prokopp 1995 S 4 a b c Prokopp 1995 S 15f Prokopp 1995 S 17 19 a b Prokopp 1995 S 19f Prokopp 1995 S 4 Prokopp 1995 S 19 Prokopp 1995 S 20 Prokopp 1995 S 22f Prokopp 1995 S 21 a b Amann 1992 S 35 Amann 1992 S 46 a b Amann 1992 S 37 Prokopp 1995 S 23 Amann 1992 S 38 Amann 1992 S 40 a b Amann 1992 S 39 Karl Tschuppik Ludendorff Die Tragodie des Fachmanns Verlag Hans Epstein Wien Leipzig 1931 S 171 Amann 1992 S 40 f a b c Amann 1992 S 41 Amann 1992 S 41 f Amann 1992 S 44 Amann 1992 S 33 zit nach Anton Staudinger Christlichsoziale Partei und Errichtung des Autoritaren Standestaates In Jedlicka Neck Vom Justizpalast zum Heldenplatz Osterreichische Staatsdruckerei Wien 1975 Ausserung ist von Neustadter Sturmer Karl Tschuppik Der kleine Unterschied In Wiener Sonn und Montagszeitung 29 April 1935 S 8 wiederabgedruckt in Klaus Amann Karl Tschuppik Von Franz Joseph zu Adolf Hitler Polemiken Essays Feuilletons Wien Koln Graz 1982 S 239 245 zitiert aus Amann 1992 S 43 Prokopp 1995 S 30 Sein Grab befindet sich in der Gruppe XIII Nr 117 Laut Prokopp 1995 S 35 verwahrlost und ohne Grabstein Friedrich Torberg Die Tante Jolesch Verlag LangenMuller Munchen 2008 Erstveroffentlichung 1975 S 180 Joseph Roth An Karl Tschuppiks Grab In Das neue Tage Buch 31 Juli 1937 auch in Hermann Kesten Hrsg Joseph Roth Werke Neue erweiterte Ausgabe Band 4 Koln 1975 1976 S 749 und 757 zitiert in Amann 1992 S 48 Torberg LangenMuller 2008 S 175 Hermann Kesten Dichter im Cafe Munchen Wien Basel 1959 S 378 f Torberg LangenMuller 2008 S 177f Torberg LangenMuller 2008 S 179 Hyman Aaron Enzer Sandra Solotaroff Enzer Anne Frank Reflections on Her Life and Legacy University of Illinois Press 2000 ISBN 978 0 252 06823 2 google at abgerufen am 10 Januar 2018 nbsp Dieser Artikel wurde am 11 Dezember 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 11928636X lobid OGND AKS LCCN n83197743 VIAF 8769088 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tschuppik KarlALTERNATIVNAMEN Kajetan Pseudonym KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Journalist Publizist und HerausgeberGEBURTSDATUM 26 Juli 1876GEBURTSORT Melnik Konigreich Bohmen Osterreich UngarnSTERBEDATUM 22 Juli 1937STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Tschuppik amp oldid 230912998