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Der Friede war eine politisch literarische Wiener Wochenschrift die von Janner 1918 bis Sommer 1919 erschien Die Zeitschrift war als pazifistische Antwort auf die kriegshetzerische Reichspost die spottisch als Reichspest bezeichnet wurde ausgelegt Fur den Frieden schrieben eine Reihe namhafter Publizisten und Literaten rund 200 kamen insgesamt zu Wort Grunder und Herausgeber war Benno Karpeles Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Programm und Inhalt 3 Autoren 4 Redaktion 5 Zitat 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste Ausgabe der von Benno Karpeles gegrundeten Zeitschrift erschien am 26 Janner 1918 die letzte Nr 83 am 22 August 1919 Viele Mitarbeiter waren anschliessend in der bereits im Marz 1919 ebenfalls von Benno Karpeles gegrundeten Tageszeitung Der Neue Tag tatig Darunter Karl Tschuppik als Chef vom Dienst und politischer Hauptredakteur und Alfred Polgar als Leiter des Feuilletons Programm und Inhalt BearbeitenDas Programm der Zeitschrift wurde erst am ersten Jahrestag der Grundung zwei Monate nach Ausrufung der Republik Deutschosterreichs mitgeteilt da es zuvor aufgrund der Zensur nicht moglich gewesen war Das Programm lautete Nachdem die kriegerischen Versuche Europa deutsch und osterreichisch zu machen gescheitert sind wollen wir nun versuchen Deutschland und Osterreich europaisch zu machen Ein Programm dunkt uns in dem implicite alle politischen sozialen ethischen und asthetischen Forderungen enthalten sind zu deren Unterdruckung ein paar Millionen ohnmachtiger Menschen durch ein paar Dutzend machtiger Unmenschen in den Krieg ins Elend ins Grab gehetzt wurden 1 Der Friede fuhrte wahrend seiner gesamten Bestehenszeit eine Diskussion uber die kunftige Gestalt des Staates Osterreichs intellektuell ausdrucklich ungebunden an Vorschlage und Programme der politischen Parteien Wesentliche Punkte der Diskussionen waren die Neutralitat Osterreichs nach dem Vorbild der Schweiz eine mitteleuropaische Wirtschaftsgemeinschaft nach dem Vorschlag des deutschen Politikers Friedrich Naumann die Umgestaltung der Habsburger Monarchie in einen demokratischen Bundesstaat freier Volker und auch der Anschluss der deutschsprachigen Gebiete Osterreich Ungarns an das Deutsche Reich Die letzten beiden Punkte foderalistischer Vielvolker Bundesstaat oder Anschluss nahmen in den im Frieden gefuhrten Diskussionen den breitesten Raum ein Wobei die Mehrzahl der Diskussionsfuhrenden einen foderalistischen Bundesstaat Osterreich einem Anschluss an Deutschland vorzug Man dachte hierbei an die Vielzahl von Konflikten die in den Nachfolgestaaten Osterreich Ungarns aufgrund der vielen Minderheiten in mehrheitlich von einem Volk bewohnten Gebieten So schrieb Richard A Bermann am 11 Oktober 1918 dass im Falle einer vollstandigen Loslosung der von Tschechoslowaken besiedelten Gebiete auch eine Reihe von gemischtsprachigen Stadten deutsche Sprachinseln sowie das mehrheitlich deutsch besiedelte Sudetenland darunter fallen wurde Um ein geographisch geschlossenes Gebiet zu erhalten mussten die Tschechoslowaken die Deutschen der Sudetenlander ausrotte n Andererseits wieder konnten die Deutschen der Sudetenlander sich nur an Deutschland anlehnen von dem sie doch durch ernste geographische Schranken geschieden sind Sie gehoren geographisch einmal zu Bohmen und Mahren sie konnen politisch nur dazugehoren wenn Osterreich bestehen bleibt Man muss die Entente auf die grosse Ahnlichkeit dieses Problems mit dem von Ulster verweisen man kann Ulster nicht von seiner Insel Irland wegnehmen aber man muss den letzten Ulstermann erschlagen ehe er sich unter die Herrschaft der irischen Majoritat beugen lasst da helfen alle gutgemeinten Versprechungen kunftiger Toleranz gegen nationale Minderheiten nichts 2 Kernpunkt der Zeitkritik im Frieden war in den meisten Fallen das Versagen des deutschen Burgertums in Osterreich seiner Parteien und Politiker 3 Deren politisches Denken reiche zumeist nicht uber deutsch und national hinaus die deutsche Politik in Osterreich sei jene des Huter s aller Ruckstandigkeit 4 Neben der als Hauptblatt der Kriegshetzer und Reichspest bezeichneten Reichspost war auch die Neue Freie Presse unter Moriz Benedikt der fur ein deutschzentralistisches Osterreich eintrat haufiges Angriffsziel des Frieden der eine Gleichheit der Volker als Grundvoraussetzung fur jedes weitere Denken betrachtete 5 Autoren BearbeitenEgon Erwin Kisch Robert Musil Alfred Polgar und andere mehr oder weniger bekannte Geistesgrossen der in Agonie befindlichen Habsburger Monarchie schrieben in dieser Wochenschrift fur den Frieden und gegen den Krieg Der Journalist Rudolf Olden wurde spater als Verteidiger im Prozess gegen den Pazifisten Carl von Ossietzky 1889 1938 beruhmt In der gut eineinhalb Jahre wahrenden Zeitspanne des Erscheinens von Der Friede gelang es einen Kreis von Mitarbeitern aufzubauen der das gesamte intellektuelle und politische Spektrum von der burgerlichen Mitte bis zur anarchistisch oder spartakistisch orientierten Linken abdeckte Das waren mehr als 200 Personen Einige Namen Alfred Adler Peter Altenberg Ernst Angel Henri Barbusse Franz Blei Hermann Broch Max Brod Paul Claudel Kasimir Edschmid Albert Ehrenstein Anatole France Andre Gide Maxim Gorki Stefan Grossmann Albert Paris Gutersloh El Ha Maximilian Harden Theodor Heuss Kurt Hiller Heinrich Eduard Jacob Siegfried Jacobsohn Elisabeth Janstein Oskar Jellinek Egon Erwin Kisch Paul Kornfeld Anton Kuh Heinrich Lammasch Andreas Latzko Karl Leuthner Adolf Loos Josef Luitpold Stern Thomas Mann Erich Muhsam Robert Muller Robert Musil Jan Neruda Rudolf Olden Karl Otten Rudolf Pannwitz Leo Perutz Emil Alphons Rheinhardt Walther Rode Romain Rolland Robert Scheu Rene Schickele Hugo Sonnenschein Otto Soyka Theodor Tagger d i Ferdinand Bruckner Rabindranath Tagore Johannes Urzidil Berthold Viertel Jakob Wassermann Ernst Weiss H G Wells Franz Werfel und Hugo Wolf Redaktion BearbeitenBenno Karpeles Karl Tschuppik und Arnold Hollriegel zeichneten fur den politischen und volkswirtschaftlichen Teil verantwortlich Alfred Polgar leitete die Literaturredaktion und bildete mit Karpeles Tschuppik und Bermann den Kern der Redaktion Zitat Bearbeiten radikal wie keine erhob die Zumutung das Problematische der osterreichischen Dinge nicht nur geraunzen und zu bewitzeln sondern zu erkennen es war die Zeitung im Herrschaftsbereich Ludendorffs in der die kuhnsten die radikalsten Dinge gegen den Krieg gedruckt wurden Egon Erwin Kisch uber die Wochenzeitschrift Der FriedeLiteratur BearbeitenKlaus Amann Staatsfiktionen Bilder eines kunftigen Osterreich in der Wiener Wochenschrift Der Friede 1918 1919 In Klaus Amann Die Dichter und die Politik Essays zur osterreichischen Literatur nach 1918 Edition Falter Deuticke Wien 1992 S 15 30 Benno Karpeles Hrsg Der Friede Wochenschrift fur Politik Volkswirtschaft und Literatur Verlag Christoph Reiser s Sohne Band 1 2 Verlag Elbemuhl Band 3 4 Wien 1918 1918 1975 im Verlag Kraus Reprint Nendeln Liechtenstein nachgedruckt Einzelnachweise Bearbeiten Der Friede Nr 52 17 Janner 1919 In Karpeles Band II S 604 zitiert aus Amann 1992 S 16 Richard A Bermann 11 Oktober 1918 zitiert aus Amann 1992 S 25 Amann 1992 S 19 22 Amann 1992 S 22 Zitate von Karl Tschuppik Amann 1992 S 15 und 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Friede Zeitschrift amp oldid 235483575