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Dieser Artikel beschreibt den Schriftsteller Zur Station der Pariser Metro siehe Anatole France Metro Paris Anatole France Francois Anatole Thibault 16 April 1844 in Paris 12 Oktober 1924 in Saint Cyr sur Loire war ein franzosischer Schriftsteller 1921 erhielt er den Literaturnobelpreis Anders Zorn Portrat von Anatole France 1906 Unterschrift von Anatole FranceAnatole France Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Auszeichnungen und Ehrungen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenFrance wuchs als Sohn eines hochgebildeten Buchhandlers auf und beendete 1864 seine Gymnasialzeit am katholischen Pariser College Stanislas mit dem Baccalaureat Fruh interessierte er sich fur Literatur und erarbeitete sich eine profunde humanistische Bildung 1866 lernte er den Verleger Alphonse Lemerre kennen und wurde bei ihm freiberuflicher Lektor als der er zum Beispiel eine mehrbandige Anthologie zeitgenossischer Lyrik herausgab 1876 ubernahm er um fur seine Heirat und Familiengrundung ein festes Einkommen zu haben einen Posten als Bibliotheksangestellter den er 1890 aufgab nachdem er von seiner Schriftstellerei leben konnte Als Autor begann er mit Lyrik im Stil der Dichter des Parnasse in deren Kreis um Charles Leconte de Lisle er sich ab 1867 bewegte Er betatigte sich aber fruh auch als Erzahler sowie als Literaturkritiker der zum Beispiel den neuen Symbolismus etwa Mallarmes oder Verlaines zunachst nicht goutierte Sein Durchbruch war 1881 der Roman Le Crime de Sylvestre Bonnard membre de l Institut Das Verbrechen Sylvestre Bonnards Mitglied des Instituts der mit dem Prix de l Academie francaise ausgezeichnet wurde ihm Zugang zu den Pariser literarischen Salons verschaffte u a dem von Mme de Caillavet und ihm 1884 das Kreuz der Ehrenlegion eintrug Le Crime der Titel soll ironisch verstanden werden ist ein ruhrseliger Roman der in Tagebuchform die Geschichte eines weltfremden alteren Privatgelehrten erzahlt der im zunachst eher zufalligen Einsatz fur Hilfsbedurftige insbesondere die verwaiste Enkelin seiner Jugendliebe das wirkliche Leben findet Gemass seinem gutburgerlichen Herkommen vertrat France lange Zeit eine eher konservative Einstellung so z B in dem zur Zeit der Pariser Commune spielenden Roman Les desirs de Jean Servien 1882 oder 1887 in einer negativen Besprechung Emile Zolas 1888 sympathisierte er kurze Zeit sogar mit dem Chauvinismus von Georges Boulanger des General revanche Gegen 1890 ruckte er jedoch langsam nach links Er offnete sich antiklerikalen und humanitar sozialistischen Ideen wobei ihn weniger eine Revolutionierung der Gesellschaft interessierte als die Emanzipation des Individuums von inhumanen materiellen und moralischen Zwangen Nicht unbeteiligt an seinem Umdenken war vermutlich der biografische Umstand dass er 1888 ein aussereheliches Verhaltnis mit Mme de Caillavet begonnen hatte das ihn 1892 zur Trennung von Frau und Tochter fuhrte Ein Zeugnis seines Umdenkens war 1889 90 sein erster historischer Roman Thais Er erzahlt die im kosmopolitischen Alexandria des 4 Jahrhunderts spielende Geschichte eines asketischen christlichen Monchs der die heidnische Kurtisane Thais zu bekehren versucht dabei aber selbst zu der Einsicht bekehrt wird dass der Verzicht auf jegliche Sinnenfreude nicht gottgewollt sein kann 1894 von Jules Massenet als Oper Thais vertont Antiklerikales und progressistisches Denken zeigt sich auch in dem sehr erfolgreichen Kurzroman La Rotisserie de la Reine Pedauque Die Bratkuche zur Konigin Pedauque von 1892 93 Es ist ein handlungsreiches Werk im Stil der philosophischen Romane und Erzahlungen des 18 Jahrhunderts das angeblich einem zufallig wiedergefundenen Manuskript dieser Zeit entnommen ist Hierin berichtet ein pikaresker Ich Erzahler seine vielfaltigen Erlebnisse mit dem sehr unorthodoxen ehemaligen Kirchenmann und Gymnasialprofessor Jerome Coignard dessen Figur eines undogmatischen Skeptikers und Freidenkers France im selben Jahr 1893 auch in der satirischen Artikelserie Les opinions de Jerome Coignard benutzte In der Gegenwart dagegen spielt der autobiografisch inspirierte Roman Le lys rouge Die rote Lilie von 1894 der die Geschichte der schwierigen Liebe einer Bankiersgattin zu einem Kunstler erzahlt 1899 zu einem Stuck verarbeitet und aufgefuhrt 1895 wurde France in seiner Eigenschaft als gemassigt progressistischer Autor zum Offizier der Ehrenlegion befordert Am 23 Januar 1896 wurde der vielseitige Literat und glanzende Stilist als Nachfolger des verstorbenen Ferdinand de Lesseps in die Academie francaise aufgenommen Fauteuil 38 Deutlicher Ausdruck seiner standig weiter nach links driftenden Position ist die Romantetralogie Histoire contemporaine Zeitgeschichte Waren die Bande I und II beide 1897 noch ein satirisches Sittengemalde der von klerikalen und monarchistischen Kraften beherrschten franzosischen Provinz so stehen Band III 1899 und vor allem Band IV 1901 dessen Handlung um den Universitatsdozenten Bergeret in Paris spielt unter dem Eindruck der sich ab Ende 1897 verscharfenden Dreyfus Affare Sie zeigen einen Ubergang von der blossen Gesellschaftskritik aus der Perspektive eines gemassigt linken Republikaners zum dezidiert linken Engagement eines Sympathisanten der sozialistischen Partei und ihres Fuhrers Jean Jaures Sein neues Engagement manifestierte sich auch 1898 in seinen publizistischen Stellungnahmen zur Dreyfus Affare So unterschrieb er die am 15 Januar 1898 veroffentlichte Petition in Le Temps in der die Revision des Fehlurteils gegen Alfred Dreyfus gefordert wurde Ausserdem ausserte er sich zum politisch motivierten Prozess gegen Emile Zola Es zeigte sich weiterhin in der bissigen Erzahlung L Affaire Crainquebille 1901 wo er schildert wie ein rucksichtsloser Richter im Verein mit einem autoritaren Polizisten einen kleinen Gemusehandler aburteilt und den so Vorbestraften seiner burgerlichen Existenz beraubt 1903 zu einem Stuck verarbeitet und aufgefuhrt Politisch linke Intentionen verfolgt France auch in der Biografie La Vie de Jeanne d Arc 1908 wo er die Figur der Johanna von Orleans zu entzaubern versucht die von der franzosischen Rechten gerade zur nationalen Ikone stilisiert wurde Seligsprechung durch den Papst 1909 Zwei Ausfluge ins Theaterfach mit Noces corinthiennes 1902 und La Comedie de celui qui epouse une muette 1908 blieben eher folgenlos Am beruhmtesten wurden die Romane L Ile des pingouins Die Insel der Pinguine von 1908 und Les dieux ont soif Die Gotter dursten von 1912 Ersterer ist ein sarkastischer Abriss der franzosischen Geschichte von den Anfangen bis in die Gegenwart verkleidet dargestellt als die Geschichte eines fiktiven Pinguin Reichs wobei der Autor dessen Zukunft aufgrund der Habgier und hochmutigen Uneinsichtigkeit der Pinguine sehr pessimistisch beurteilt Der andere Roman erzahlt die Geschichte eines doktrinaren Revolutionars und dessen Mitwirkens an der blutrunstigen Schreckensherrschaft von 1793 94 Es ist ein Aufruf gegen den ideologischen und politischen Fanatismus der das Frankreich der Zeit polarisierte Im Ersten Weltkrieg bezog France nachdem er anfangs noch als Friedensmahner aufzutreten versucht hatte eine gemassigt patriotische Position Nach dem Auszug der Kommunisten aus der Sozialistischen Partei Ende 1920 schlug er sich auf ihre Seite und war damit einer der ersten prokommunistischen Intellektuellen von Rang Parteimitglied wurde er jedoch nicht und schon 1922 setzte er sich wegen ihrer absoluten Moskau Horigkeit vorsichtig von ihnen ab Zum Ende desselben Jahres durften keine Texte von ihm mehr in parteinahen Journalen gedruckt werden 1921 erhielt er als vierter franzosischer Autor den Literatur Nobelpreis Vom Vatikan dagegen wurde sein Gesamtwerk 1922 auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt nbsp Wohnhaus des Autors in Paris 1894 1924Zu seinem 80 Geburtstag 1924 wurde France mit Ehrungen uberhauft und bei seinem Tod noch im selben Jahr mit einem Staatsbegrabnis in Paris ausgezeichnet Nach den Feiern wurden seine sterblichen Uberreste gemass seinem Wunsch beigesetzt auf dem Alten Friedhof von Neuilly sur Seine wo auch seine Eltern begraben worden waren Der Ruhm verblasste jedoch bald nicht zuletzt weil France s Protagonisten auf heutige Leser psychologisch flach und undifferenziert wirken indem sie oft zu eindeutig das vom Autor Gewollte oder Abgelehnte reprasentieren Auch wurde er im letzten Lebensjahr durch die prokommunistischen Surrealisten insbesondere Louis Aragon als pseudolinker Bourgeois geschmaht was ihm bei vielen linken Intellektuellen der Zwischenkriegs Kriegs und Nachkriegszeit das Odium eines verkappten Rechten eintrug Von heutigen Lesern wird Anatole France vor allem als Romancier und Autor von L Ile des Pingouins und Les dieux ont soif wertgeschatzt Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1881 Prix de l Academie 1884 Mitglied der Ehrenlegion 1896 Mitglied der Academie Francaise 1921 Nobelpreis fur LiteraturWerke Auswahl BearbeitenLe crime de Sylvestre Bonnard 1881 Die lateinische Sprache Aufsatz 1 Professor Bonnards Schuld Reclam Leipzig 1911 Die Bratkuche zur Konigin Pedauque La rotisserie de la Reine Pedauque Piper Munchen 1987 ISBN 3 492 10729 X Crainquebille L affaire Crainquebille Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 009162 4 Die Insel der Pinguine L Ile des pingouins Fischer Frankfurt 1991 ISBN 3 596 10393 2 Le lys Rouge 1894 Die rote Lilie Ubers Fanny zu Reventlow Musarion Verlag Munchen 1919 wieder Manesse Zurich 2003 ISBN 3 7175 2012 1 Les dieux ont soif 1912 Die Gotter dursten Georg Muller Verlag 1912 wieder Aufbau Verlag Berlin 1989 ISBN 3 351 01393 0 Aufruhr der Engel La revolte des anges Zsolnay Wien 1981 ISBN 3 552 03304 1 Aufruhr der Engel Neue Ubers Oliver Fehn Pandamonium Verlag Kassel 2018 Die Romane der Gegenwart Ein Zyklus aus vier Romanen Histoire contemporaine Musarion Verlag Munchen 1920 1921 Enthalt Die Ulme am Wall Die Probierpuppe Der Amethystring Professor Bergeret in Paris Auf dem weissen Felsen Roman Sur la pierre blanche Piper Munchen 1910 Das Leben der heiligen Johanna Vie de Jeanne d Arc Verlag Carl Nurnberg 1946 Der Garten des Epikur Le Jardin d Epicure Verlag Bruns Minden 1906 Thais Blaubart Crainquebille und andere Erzahlungen Ubers Irmgard Nickel Gunther Steinig nur fur Crainquebille Dieterich Verlag Leipzig 1975 u o Sammlung Dieterich 342 Literatur BearbeitenValery Dupuy Proust et Anatole France Dissertation Universitat Paris 2001 Heinrich Mann Anatole France In Ders Geist und Tat Franzosen von 1780 bis 1930 Essays Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt M 1997 ISBN 3 596 12860 9 Nachdr d Ausg Berlin 1931 Jean Marvaud Anatole France ecrivain francais Levebvre Paris 1962 Edith Tendron Anatole France inconnu Editions du Cefal Liege 1996 ISBN 2 87130 046 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anatole France Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Anatole France Zitate nbsp Wikisource Anatole France Quellen und Volltexte Literatur von und uber Anatole France im Katalog der 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verliehen 1914 Rolland 1915 Heidenstam 1916 Gjellerup Pontoppidan 1917 nicht verliehen 1918 Spitteler 1919 Hamsun 1920 France 1921 Benavente 1922 Yeats 1923 Reymont 1924 Shaw 1925 Deledda 1926 Bergson 1927 Undset 1928 Mann 1929 Lewis 1930 Karlfeldt 1931 Galsworthy 1932 Bunin 1933 Pirandello 1934 nicht verliehen 1935 O Neill 1936 Martin du Gard 1937 Buck 1938 Sillanpaa 1939 nicht verliehen 1940 1943 Jensen 1944 G Mistral 1945 Hesse 1946 Gide 1947 Eliot 1948 Faulkner 1949 Russell 1950 Lagerkvist 1951 Mauriac 1952 Churchill 1953 Hemingway 1954 Laxness 1955 Jimenez 1956 Camus 1957 Pasternak 1958 Quasimodo 1959 Perse 1960 Andric 1961 Steinbeck 1962 Seferis 1963 Sartre 1964 Scholochow 1965 Agnon Sachs 1966 Asturias 1967 Kawabata 1968 Beckett 1969 Solschenizyn 1970 Neruda 1971 Boll 1972 White 1973 Johnson Martinson 1974 Montale 1975 Bellow 1976 Aleixandre 1977 Singer 1978 Elytis 1979 Milosz 1980 Canetti 1981 Garcia Marquez 1982 Golding 1983 Seifert 1984 Simon 1985 Soyinka 1986 Brodsky 1987 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