www.wikidata.de-de.nina.az
Jon Olav Fosse 29 September 1959 in Haugesund Norwegen ist ein norwegischer Autor Er ist als Dramatiker als Prosa und Kinderbuchautor Lyriker Essayist und Ubersetzer tatig Mit seinen uber 50 literarischen Veroffentlichungen gilt er als eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenossischen norwegischen Literatur Sein literarisches Werk dem oft etwas Dusteres Melancholisches und Mystisches nachgesagt wird wurde in mehr als 40 Sprachen ubersetzt Grossere Bekanntheit brachten ihm seit den 1990er Jahren seine mehr als 20 weltweit aufgefuhrten Dramen ein Er gilt damit als bekanntester norwegischer Dramatiker seit Henrik Ibsen Im Jahr 2023 erhielt er den Nobelpreis fur Literatur Jon Fosse 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke Auswahl 3 1 Romane 3 2 Erzahlungen 3 3 Kinderbucher 3 4 Dramen 3 5 Libretto 4 Auszeichnungen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJon Fosse wuchs mit zwei Schwestern auf einem Bauernhof in Strandebarm in der Kommune Kvam in Hardanger auf Seine Familie gehorte den Quakern an Er besuchte ein Gymnasium in Oystese wo er 1979 das Abitur ablegte Fosse galt wahrend seiner Schulzeit als wortkarg und aufruhrerisch Eigenen Angaben zufolge lebte er sein Ausdrucks und Geltungsbedurfnis als Jugendlicher durch ein monomanes Gitarren und Violinenspiel aus In Bergen studierte Fosse bis 1987 Literaturwissenschaften Soziologie und Psychologie 1 Ein schwerer Unfall im Alter von sieben Jahren brachte ihn dem Tode nahe Fosse rutschte mit einer Flasche in der Hand aus und schnitt sich mit dem Glas die Pulsadern auf Diese Erfahrung hat sein Schreiben als Erwachsener stark beeinflusst Ich glaube bis heute dass ich durch diesen Unfall zum Schriftsteller geworden bin Die Hauptperspektive meiner Texte ist namlich die von jemandem der sich an der Grenze zwischen Leben und Tod befindet 2 Zu Beginn seines Studiums wurde Fosse freier Mitarbeiter bei der Tageszeitung Gula Tidend Nachdem er sein Studium beendet hatte war er von 1987 bis 1993 als Dozent an der Schreibakademie in Hordaland tatig Gemeinsam mit Jan Kjaerstad arbeitete er von 1994 bis 1996 als Redakteur fur die Literaturzeitschrift Bok 3 Fosse ist in dritter Ehe mit der Slowakin Anna verheiratet Aus der Beziehung stammen zwei Kinder Aus vorangegangenen Ehen gingen vier weitere Kinder hervor 3 Er lebt heute in Oslo in der staatlichen Kunstlerresidenz Grotten in Frekhaug bei Bergen und in der niederosterreichischen Gemeinde Hainburg an der Donau 4 Fosse wurde nach seinem Austritt aus der lutherischen Staatskirche zuerst Quaker und konvertierte 2013 zum Katholizismus 5 Er wurde durch den Dominikaner Meister Eckhart dazu beeinflusst Dessen Philosophie pragte ihn jahrzehntelang neben der Martin Heideggers und Ludwig Wittgensteins 3 Der Glaube an Gott spielte fur Jon Fosse immer eine wichtige Rolle Insbesondere fuhlte er sich in den spateren Jahren durch den Katholizismus angesprochen In seinem 2015 erschienenen Buch Mysteriet i trua Das Geheimnis des Glaubens ein Gesprach mit dem Theologen Eskil Skjeldal geht es auch um seinen Ubertritt zum Katholizismus Nach den eigenen Angaben hat das Schreiben Jon Fosse zu einem religiosen Menschen gemacht 6 Taglich betet er den Rosenkranz und das Vaterunser auf Latein 7 Werk BearbeitenJon Fosse ist als Dramatiker Prosa und Kinderbuchautor Lyriker Essayist und Ubersetzer tatig Mit seinen uber 50 literarischen Veroffentlichungen ist er eine der wichtigsten Stimmen der zeitgenossischen norwegischen Literatur 1 Sein literarisches Werk dem oft etwas Dusteres Melancholisches und Mystisches anhaftet 8 wurde in mehr als 40 Sprachen ubersetzt Fosse selbst trat auch als Ubersetzer von Werken Franz Kafkas Georg Buchners Thomas Bernhards James Joyce Samuel Becketts Peter Handkes oder Sarah Kanes ins Norwegische hervor International bekannt wurde er seit den 1990er Jahren durch die Urauffuhrung von mehr als 20 Dramen Diese wurden weltweit inszeniert darunter auch in den USA und im Nahen Osten Ausserhalb des skandinavischen Raums stehen Fosses Werke vor allem in Deutschland England und Frankreich auf dem Spielplan Er gilt damit als bekanntester norwegischer Dramatiker seit Henrik Ibsen 1 8 Fosse kam uber die Musik zur Sprache und zur Literatur und versuchte sich fruh an Pop und Rocktexten Im Alter von 16 Jahren verfasste er erste kleine Erzahlungen und Gedichte Im Jahr 1981 gewann er den Novellenwettbewerb einer Studentenzeitschrift 1 Fosse veroffentlichte zunachst vor allem Lyrikbande und Romane in den letzten Jahren hat er sich uberwiegend dem Schauspiel gewidmet Als Prosaautor debutierte er mit dem Roman Raudt svart dt Rot schwarz 1983 Im Jahr 1994 wurde sein erstes Theaterstuck Og aldri skal vi skiljast dt Und trennen werden wir uns nie 1993 am Den Nationale Scene in Bergen uraufgefuhrt 1 Die Schriftstellergeneration der Jon Fosse angehort fuhrte in den 80er Jahren den Postmodernismus in Norwegen ein Diese Stilrichtung sieht sich in einem bewussten Gegensatz zu der sozialkritischen Stromung der 70er Jahre Bei Fosse zeigt sich das nicht in einem Hang zur Intertextualitat sondern eher in einem Hang zum Religiosen Auch scheint in seinen Texten seine Heimatregion Westnorwegen haufig auf Seine hauptsachlich auf Nynorsk verfassten Werke erscheinen oft duster in der Lyrik lehnt er sich teilweise an Georg Trakl an In seinen Romanen bevorzugt er deutlich die personale Erzahlweise bei der kein allwissender Erzahler vorhanden ist und die Geschehnisse nur durch die Augen des Ich Erzahlers gefiltert werden Sehr klar wird dies in der Erzahlung Morgen und Abend Morgon og kveld 2001 dt 2003 Hier berichtet ein sterbender Fischer einer ihn betreuenden alten Frau seine Lebensgeschichte und vor allem die Geschichte der Liebe zwischen ihm und seiner vor ihm verstorbenen Frau Trotz des dusteren Themas gelingt es Fosse etwas Lichtes durchschimmern zu lassen das von aufdringlicher Bekehrungsreligiositat weit entfernt ist In seinem Roman Melancholie dt 2001 norw Melancholia I 1995 Melancholia II 1996 beschreibt Fosse das Leben des geistig verwirrten Malers Lars Hertervig Fosses Dramen stellen ebenso wie die Romane Begegnungen zwischen Menschen in den Mittelpunkt die die jeweiligen Protagonisten zu einem neuen Verstandnis fureinander bringen konnen Im Jahr 2000 wurden drei seiner Stucke an einigen der wichtigsten deutschsprachigen Buhnen in deutscher Ubersetzung inszeniert Bei den Salzburger Festspielen an der Schaubuhne am Lehniner Platz und dem Deutschen Theater Berlin am Hamburger Thalia Theater und am Schauspielhaus Zurich Es handelt sich um die Stucke Der Name Die Nacht singt ihre Lieder und Das Kind Die Munchner Kammerspiele fuhrten 2002 Traum im Herbst auf Nach dem Roman Morgen und Abend entstand das Libretto der gleichnamigen Oper von Georg Friedrich Haas London 2015 und Heidelberg 2017 2007 wurde ihm das Ritterkreuz des franzosischen Ordre national du Merite verliehen 9 Der Daily Telegraph fuhrte Fosse ebenfalls 2007 an 83 Stelle im Ranking der Top 100 living geniuses 10 Am 5 Oktober 2023 wurde ihm fur seine innovativen Theaterstucke und Prosa die dem Unsagbaren eine Stimme verleihen der Nobelpreis fur Literatur zuerkannt 11 Deutscher Stammubersetzer der Prosawerke Fosses ist seit 2001 Hinrich Schmidt Henkel Viele seiner Bucher sind im Rowohlt Verlag erschienen 12 2004 wurde Die Nacht singt ihre Lieder von Romuald Karmakar verfilmt Werke Auswahl BearbeitenRomane Bearbeiten Melancholie Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt Henkel Kindler Berlin 2001 ISBN 3 463 40398 6 Melancholia I amp II 1995 96 Melsom Preis Morgen und Abend Fest Berlin 2002 ISBN 3 8286 0113 8 als Taschenbuch Rowohlt Reinbek 2003 ISBN 3 499 23313 4 Morgon og kveld 2000 Trilogie Schlaflos Olavs Traume Abendmattigkeit Rowohlt Reinbek 2016 ISBN 978 3 498 02065 1 Trilogien 2014 Der andere Name Heptalogie I II Rowohlt Hamburg 2019 ISBN 978 3 498 02141 2 Det andre namnet Septologien I II 2019 Ich ist ein anderer Heptalogie III V Rowohlt Hamburg 2022 ISBN 978 3 498 02142 9 Eg er ein annan Septologien III IV 2021 Erzahlungen Bearbeiten Das ist Alise Novelle Mare Hamburg 2003 ISBN 3 936384 08 8 als Taschenbuch Rowohlt Reinbek 2005 ISBN 978 3 499 23874 1 Det er Ales 2003 Schlaflos Erzahlung Rowohlt Reinbek 2008 ISBN 978 3 498 02124 5 Andvake 2008 Kinderbucher Bearbeiten Von Kotern Klaffern und feinen Hundedamen Aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt Mit Bildern von Susanne Janssen Carlsen Hamburg 1998 ISBN 3 551 55180 4 Schwester Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt Henkel Mit Bildern von Aljoscha Blau Bajazzo Zurich 2006 ISBN 3 907588 70 3 Soster 2000 ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2007Dramen Bearbeiten Und trennen werden wir uns nie Og aldri skal vi skiljast 1994 Der Name Namnet 1995 Nationaler Ibsen Preis 1996 Nestroy Preis 2000 Da kommt noch wer Nokon kjem til a komme 1996 Das Kind Barnet 1996 Mutter und Kind Mor og barn 1997 Der Sohn Sonen 1997 Die Nacht singt ihre Lieder Natta syng sine songar 1997 Die Nacht singt ihre Lieder und andere Stucke Rowohlt Taschenbuch Reinbek 2016 ISBN 978 3 499 27236 3 Sommertag Ein sommars dag 1999 Der Gitarrenmann Gitarmannen 1999 Traum im Herbst Draum om hausten 1999 Traum im Herbst und andere Stucke Rowohlt Taschenbuch Reinbek 2001 ISBN 3 499 23109 3 Besuch Besok 2000 Winter Vinter 2000 Schones Vakkert 2001 Todesvariationen Dodsvariasjonar 2001 Lila Purple Lilla 2003 Schlaf Svevn 2005 Rambuku 2006 Schatten Skuggar 2006 Ich bin der Wind Eg er vinden 2007 Ich bin der Wind und andere Stucke Rowohlt Taschenbuch Reinbek 2016 ISBN 978 3 499 27237 0 Tod in Theben UA 2010 im Rahmen der Salzburger Festspiele Es handelt sich um eine Zusammenfassung dreier Sophokles Dramen Regie Angela Richter Spielstatte RepublicLibretto Bearbeiten Melancholia nach seinem Roman Melancholie vertont von Georg Friedrich Haas Urauffuhrung in der Opera Garnier Paris am 9 Juni 2008 Auszeichnungen Bearbeiten1997 Aschehoug Literaturpreis 1999 Dobloug Preis 1999 Gyldendalpreis 2000 Nestroy Theaterpreis 2003 Ehrenpreis des norwegischen Kulturrates 2003 Heddapreis Ehrenpreis 2005 Sankt Olav Orden 2005 Brageprisen Ehrenpreis 2007 Nordischer Preis der Schwedischen Akademie 2010 Internationaler Ibsen Preis 2014 Europaischer Preis fur Literatur 2015 Literaturpreis des Nordischen Rates 2016 Willy Brandt Preis 2017 Preis der Stadt Munster fur internationale Poesie an Jon Fosse und seinen deutschen Ubersetzer Hinrich Schmidt Henkel fur Diese unerklarliche Stille 2021 Brageprisen fur Det andre namnet 2022 Nominierung zum International Booker Prize Shortlist mit A New Name Septology VI VII 13 2023 Nobelpreis fur LiteraturSiehe auch BearbeitenListe norwegischsprachiger SchriftstellerWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Jon Fosse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jon Fosse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jon Fosse Der Name Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Jan Fosse Foto Bibliographie norwegisch Memento vom 30 August 2010 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Leonie Krutzinna Jon Olav Fosse In Munzinger Online KLfG Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur 17 September 2017 munzinger de abgerufen am 5 Oktober 2023 Perspektive zwischen Leben und Tod deutschlandfunkkultur de 26 Mai 2016 abgerufen am 5 Oktober 2023 a b c Jon Fosse im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar abgerufen am 5 Oktober 2023 Oystein Rottem und Janne Stigen Drangsholt Jon Fosse In Store norske leksikon 25 November 2021 abgerufen am 15 Februar 2022 Neue Zurcher Zeitung 21 November 2013 S 53 Deutschlandfunkkultur abgerufen am 5 Oktober 2023 Peter Kummel Iris Radisch Der Eisheilige Der neue Literaturnobelpreistrager aus Norwegen Jon Fosse ist ein bekehrter Katholik auf der Hohe der Postmoderne In Die Zeit 12 Oktober 2023 S 49 a b Nobelpreis fur Literatur geht an Jon Fosse In spiegel de 5 Oktober 2023 abgerufen am 5 Oktober 2023 Alfred Fidjestol Atvarer mot kjendiseriet Memento des Originals vom 29 Dezember 2008 im Internet Archive In Klassekampen 24 Oktober 2007 Abgerufen am 6 Februar 2009 norwegisch Top 100 living geniuses Abgerufen am 16 April 2011 englisch vgl Livestream via nobelprize org abgerufen am 5 Oktober 2023 Nobelpreisverlag Rowohlt auf buchreport de 6 Oktober 2023 Porter Anderson At London Book Fair International Booker Prize Shortlist publishingperspectives com veroffentlicht und abgerufen am 7 April 2022 Literaturnobelpreistrager Prudhomme 1901 Mommsen 1902 Bjornson 1903 F Mistral Echegaray 1904 Sienkiewicz 1905 Carducci 1906 Kipling 1907 Eucken 1908 Lagerlof 1909 Heyse 1910 Maeterlinck 1911 Hauptmann 1912 Tagore 1913 nicht verliehen 1914 Rolland 1915 Heidenstam 1916 Gjellerup Pontoppidan 1917 nicht verliehen 1918 Spitteler 1919 Hamsun 1920 France 1921 Benavente 1922 Yeats 1923 Reymont 1924 Shaw 1925 Deledda 1926 Bergson 1927 Undset 1928 Mann 1929 Lewis 1930 Karlfeldt 1931 Galsworthy 1932 Bunin 1933 Pirandello 1934 nicht verliehen 1935 O Neill 1936 Martin du Gard 1937 Buck 1938 Sillanpaa 1939 nicht verliehen 1940 1943 Jensen 1944 G Mistral 1945 Hesse 1946 Gide 1947 Eliot 1948 Faulkner 1949 Russell 1950 Lagerkvist 1951 Mauriac 1952 Churchill 1953 Hemingway 1954 Laxness 1955 Jimenez 1956 Camus 1957 Pasternak 1958 Quasimodo 1959 Perse 1960 Andric 1961 Steinbeck 1962 Seferis 1963 Sartre 1964 Scholochow 1965 Agnon Sachs 1966 Asturias 1967 Kawabata 1968 Beckett 1969 Solschenizyn 1970 Neruda 1971 Boll 1972 White 1973 Johnson Martinson 1974 Montale 1975 Bellow 1976 Aleixandre 1977 Singer 1978 Elytis 1979 Milosz 1980 Canetti 1981 Garcia Marquez 1982 Golding 1983 Seifert 1984 Simon 1985 Soyinka 1986 Brodsky 1987 Mahfuz 1988 Cela 1989 Paz 1990 Gordimer 1991 Walcott 1992 Morrison 1993 Ōe 1994 Heaney 1995 Szymborska 1996 Fo 1997 Saramago 1998 Grass 1999 Gao 2000 Naipaul 2001 Kertesz 2002 Coetzee 2003 Jelinek 2004 Pinter 2005 Pamuk 2006 Lessing 2007 Le Clezio 2008 Muller 2009 Vargas Llosa 2010 Transtromer 2011 Mo 2012 Munro 2013 Modiano 2014 Alexijewitsch 2015 Dylan 2016 Ishiguro 2017 Tokarczuk 2018 Handke 2019 Gluck 2020 Gurnah 2021 Ernaux 2022 Fosse 2023 Normdaten Person GND 120052547 lobid OGND AKS LCCN no90021289 VIAF 34494041 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fosse JonALTERNATIVNAMEN Fosse Jon OlavKURZBESCHREIBUNG norwegischer Schriftsteller und DramatikerGEBURTSDATUM 29 September 1959GEBURTSORT Haugesund Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jon Fosse amp oldid 239093142