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Czeslaw Milosz ˈt ʂɛswaf ˈmiwɔʂ anhoren 30 Juni 1911 in Seteniai poln Szetejnie Gouvernement Kowno Russisches Kaiserreich heute Litauen 14 August 2004 in Krakau Polen war ein polnischer Dichter 1980 erhielt er den Nobelpreis fur Literatur 1 Czeslaw Milosz 1999 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Dichter im Urteil bedeutender Kollegen 3 Ehrungen 4 Werke in polnischer Sprache 5 Werke in deutscher Ubersetzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben BearbeitenDie Familie gehorte dem alteingesessenen polnischen Landadel an Czeslaw Milosz absolvierte das Mittel und Hochschulstudium in Wilna das nach der 1920 erfolgten Besetzung durch Polen im Jahre 1922 zur Hauptstadt einer Woiwodschaft wurde Das Studium der Literatur brach er ab da ihm zufolge an dieser Fakultat so viele Frauen studierten dass diese die Heiratsabteilung genannt wurde Widerwillig begann er stattdessen ein Jurastudium Seine ersten Gedichte wurden 1930 in der Studentenzeitung Alma Mater Vilnensis abgedruckt Zwischen 1931 und 1934 gehorte er tonangebend den Zagary dt Reisig an einem dem polnischen Nationalismus kritisch gegenuberstehenden Kreis von Literaten Dieser traf sich im Cafe Rudnicki Treffpunkt polnischer Kunstler und gab ein Avantgardeblattchen gleichen Namens heraus worin die Kunstrichtung des Katastrophismus propagiert wurde 1933 erschien sein erster Gedichtband Poemat o czasie zastyglym dt Poem uber eine erstarrte Zeit Im folgenden Jahr schloss er das Studium ab erhielt den ersten vieler literarischer Preise sowie ein Stipendium das ihm erlaubte sich in Paris ein Jahr lang weiterzubilden Wahrend der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg war er im Untergrund tatig und konnte mehreren judischen Mitburgern das Leben retten wofur er von Yad Vashem 1989 mit dem Titel Gerechter unter den Volkern ausgezeichnet wurde Zwischen 1945 und 1949 bekleidete er verschiedene Posten in diplomatischen Vertretungen der Volksrepublik Polen in New York City und Washington D C 1950 wurde er nach Paris versetzt Bei einem Ferienaufenthalt in Warschau wurde ihm im Dezember der Pass entzogen den er nur dank Fursprache einflussreicher Personlichkeiten Ende Januar 1951 zuruckerhielt Am 1 Februar 1951 sprang Milosz ab und erhielt in Frankreich politisches Asyl 1953 erschien gleichzeitig in New York und Paris The Captive Mind Verfuhrtes Denken in englischer Sprache Das Buch analysiert anhand von vier Fallstudien Alpha Beta Gamma Delta die ungeheure Anziehungskraft die totalitare Systeme auf die schreibende Zunft ausuben Die grosse Sehnsucht des freischwebenden Intellektuellen ist es zur Masse zu gehoren Dies Bedurfnis ist so ungestum dass viele die einst im faschistischen Deutschland oder Italien Inspirationen suchten sich jetzt zum Neuen Glauben bekehrt haben 2 Dieser Stalldrang der Schreibenden macht es laut Milosz allen Hausierern so leicht jenen ihre Murti Bing Pillen anzudrehen das Bild entlehnt er bei Witkiewicz Am meisten verargerte Milosz jedoch die in Paris tonangebende Intelligentsia mit ihrer konsequenten Weigerung sich gleich anderen schreibenden Abgesprungenen auf einen Dialog mit dem dialektischen Materialismus einzulassen Er konzentrierte sich stattdessen darauf die Auswirkungen dieser Methode zu beschreiben und zu analysieren Die Methode selbst tat er kurz mit der alten Geschichte von der Schlange ab die ohne Zweifel ein dialektisches Tier ist Papa hat die Schlange einen Schwanz fragte der kleine Hans Nichts anderes als einen Schwanz antwortete der Vater 3 Einige Kritiker versuchten das Buch als eine Art Schlusselroman und Personenkritik zu deuten und versuchten aufzudecken welche bekannten Leute Milosz gemeint haben konnte so z B Jerzy Putrament als Gamma der Sklave der Geschichte Tadeusz Borowski als Beta Konstanty Ildefons Galczynski als Delta und seinen ehemals guten Freund Jerzy Andrzejewski als Alpha 4 1960 wirkte Milosz als Gastdozent im Department of Slavic Languages and Literatures an der University of California in Berkeley wo er 1961 ordentlicher Professor wurde Die amerikanische Staatsburgerschaft erhielt er 1970 5 1978 wurde ihm der Neustadt International Prize for Literature verliehen Er gab die Lehrtatigkeit auf und wurde von seiner Universitat mit der hochsten Anerkennung The Berkeley Citation ausgezeichnet 1980 erhielt er den Nobelpreis fur Literatur woraufhin die Zensur seiner Bucher im gleichen Jahr in Polen aufgehoben wurde Im Juni 1981 betrat Milosz nach 30 Jahren Exil wieder polnische Erde kehrte bald darauf jedoch nach Berkeley zuruck Im Dezember wurden seine Bucher ein weiteres Mal verboten siehe auch Kriegsrecht in Polen 1981 1983 Nach der Wende im Jahre 1989 pendelte Milosz zwischen Krakau und Berkeley hin und her bis er sich schliesslich im Jahre 2000 endgultig in Krakau niederliess Im selben Jahr sandte der Dichter Papst Johannes Paul II eine Ode zum 80 Geburtstag am 18 Mai 6 In seinen letzten Lebensjahren erlauterte Milosz seine Ideen in einer Reihe von Dokumentarfilmen Czeslaw Milosz starb am 14 August 2004 in Krakau Auch in der Zeit seines Exils hat Milosz seine Werke fast ausschliesslich auf Polnisch geschrieben Das Gros seines dichterischen Werks liegt in englischer Ubersetzung in Ausgaben von HarperCollins und Tate Penguin vor Die spateren Gedichte hat er in Zusammenarbeit mit Robert Hass selbst ins Englische ubersetzt 7 Der Dichter im Urteil bedeutender Kollegen BearbeitenJoseph Brodsky nennt ihn einen der grossten vielleicht den grossten Dichter unserer Zeit Fur Seamus Heaney gehort er zu den wenigen Menschen die mehr von der Wirklichkeit wissen und sie auch besser aushalten konnen als alle andern Andrew Motion ist uberzeugt davon dass die Wende die Ted Hughes mit Crow einleitete sich ohne den Einfluss Milosz nicht erklaren lasst 8 Tony Judt hielt ihn fur den grossten polnischen Dichter des 20 Jahrhunderts 9 Ehrungen BearbeitenEhrenburger von Sopot Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1981 Mitglied der American Academy of Arts and Letters 1982 10 Namensgeber fur den Milosz Point in der Antarktis seit 1983 Namensgeber fur den Czeslaw Point in der Antarktis seit 1984 Ehrung als Gerechter unter den Volkern durch Yad Vashem 1989 Ehrenburger von Krakau 1993 Ehrenburger von Vilnius 2001Werke in polnischer Sprache Bearbeiten1930 Kompozycja Komposition 1930 Podroz Reise 1933 Poemat o czasie zastyglym 1936 Trzy zimy Drei Winter 193 Obrachunki 1940 Wiersze Gedichte 1942 Piesn niepodlegla 1945 Ocalenie 1947 Traktat moralny 1953 Zniewolony umysl Verfuhrtes Denken 1953 Zdobycie wladzy Das Gesicht der Zeit 1953 Swiatlo dzienne Tageslicht 1955 Dolina Issy Das Tal der Issa basiert auf den Kindheitserlebnissen des Autors im Tal der Nevezis 1957 Traktat poetycki 1958 Rodzinna Europa West und Ostliches Gelande 1958 Kontynenty 1961 Czlowiek wsrod skorpionow Mensch unter Skorpionen 1961 Krol Popiel i inne wiersze Konig Popiel und andere Gedichte 1965 Gucio zaczarowany 1969 Widzenia nad zatoka San Francisco 1969 Miasto bez imienia Stadt ohne Namen 1972 Prywatne obowiazki Private Verpflichtungen 1974 Gdzie slonce wschodzi i kedy zapada Wo die Sonne aufgeht und wo sie versinkt 1977 Ziemia Ulro 1979 Ogrod nauk 1982 Hymn o perle 1984 Nieobjeta ziemia 1987 Kroniki Chroniken 1985 Zaczynajac od moich ulic 1989 Metafizyczna pauza 1991 Dalsze okolice Weit entfernte Gegenden 1991 Poszukiwanie ojczyzny Suche nach der Heimat 1991 Rok mysliwego Jahr des Jagers 1992 Szukanie ojczyzny 1994 Na brzegu rzeki Am Flussufer 1996 Legendy nowoczesnosci 1997 Zycie na wyspach Leben auf den Inseln 1997 Piesek przydrozny Hundchen am Wegesrand 1997 Abecadlo Milosza Milosz Alphabet 1998 Inne abecadlo Anderes Alphabet 1999 Wyprawa w dwudziestolecie 2000 To 2003 Orfeusz i EurydykaWerke in deutscher Ubersetzung BearbeitenVerfuhrtes Denken Kiepenheuer amp Witsch Koln Berlin 1953 OCLC 600704050 Das Gesicht der Zeit Europa Verlag Koln Berlin 1953 OCLC 7335938 Das Tal der Issa Kiepenheuer amp Witsch Koln Berlin 1957 OCLC 720107898 West und Ostliches Gelande Kiepenheuer amp Witsch Koln Berlin 1961 OCLC 601469659 Lied vom Weltende Gedichte Kiepenheuer amp Witsch Koln Berlin 1966 OCLC 468842693 Das Land Ulro Kiepenheuer amp Witsch 1977 ISBN 3 462 01501 X Zeichen im Dunkel Poesie und Poetik Suhrkamp 1979 ISBN 3 518 10995 2 Geschichte der Polnischen Literatur Verlag Wissenschaft und Politik 1981 ISBN 3 8046 8583 8 Gedichte 1933 1981 Suhrkamp 1982 ISBN 3 518 03648 3 Das Zeugnis der Poesie Carl Hanser 1984 ISBN 3 446 13949 4 Gedichte Suhrkamp 1992 ISBN 3 518 22090 X Strassen von Wilna Carl Hanser 1997 ISBN 3 446 18945 9 Hundchen am Wegesrand Carl Hanser 2000 ISBN 3 446 19914 4 Mein ABC Hanser Belletristik 2002 ISBN 3 446 20133 5 DAS und andere Gedichte Carl Hanser 2004 ISBN 3 446 20472 5 Visionen an der Bucht von San Francisco Amerikanische Essays Suhrkamp 2008 ISBN 3 518 41993 5 Gedichte Carl Hanser 2013 ISBN 3 446 24181 7Literatur BearbeitenRalf Georg Czapla Warschau Ostern 1943 Czeslaw Milosz Shoa Gedicht Campo di Fiori In Zeitschrift fur Ideengeschichte Heft V 2 Sommer 2011 S 39 46 Rolf Fieguth Rzeki przestrzenie rytm Marginalia o poezji Czeslawa Milosza Strome Raum Rhythmus Marginalien zur Lyrik von Czeslaw Milosz Posen 2020 Andrzej Franaszek Milosz Biografia Wydawnictwo Znak Krakow 2011 ISBN 978 83 240 1614 3 Christian Heidrich Strategien gegen die Sterblichkeit Czeslaw Milosz sucht Gnade in der Schwerkraft In Akzente Heft 3 Juni 2007 230 248 Ulrike Jekutsch Hrsg Glaubensfragen Religion und Kirche in der polnischen Literatur des 20 Jahrhunderts 1 Auflage Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 447 06454 5 Insbesondere S 25 67 Andreas Lawaty Marek Zybura Hrsg Czeslaw Milosz im Jahrhundert der Extreme Ars poetica Raumprojektionen Abgrunde Ars translationis Studia Brandtiana Band 8 fibre Osnabruck 2013 ISBN 978 3 938400 85 2 Rafal Pokrywka Drei autobiografische Dimensionen der Essayistik von Czeslaw Milosz In Studia Germanica Gedanensia Bd 32 2015 S 113 121 Natacha Royon Wiederkehr im Wort Ostliche Erinnerungsorte in Werken von Czeslaw Milosz u a Hamburg 2008 Andrzej Wiercinski Der Dichter in seinem Dichtersein Versuch einer philosophisch theologischen Deutung des Dichterseins am Beispiel von Czeslaw Milosz Frankfurt M 1997 Czeslaw Milosz In Internationales Biographisches Archiv 48 2004 vom 27 November 2004 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Stanley Bill Czeslaw Milosz s faith in the flesh body belief and human identity Oxford Oxford University Press 2021 ISBN 978 0 19 284439 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Czeslaw Milosz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Czeslaw Milosz Zitate Literatur von und uber Czeslaw Milosz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Czeslaw Milosz in der Deutschen Digitalen Bibliothek Czeslaw Milosz in der Internet Movie Database englisch Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1980 an Czeslaw Milosz englisch milosz pl Offizielle Website polnisch culture pl Biografie englisch poezja org Biografie polnisch poets org Biografie in American Academy of Poets englisch Grace Yoon deutschlandfunk de Was gross war hat sich als klein erwiesen Deutschlandfunk Das Feature 2 Januar 2015Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Czeslaw Milosz Polish American author Encyclopaedia Britannica Czeslaw Milosz Verfuhrtes Denken Kiepenheuer amp Witsch Koln 1959 S 20 Czeslaw Milosz Verfuhrtes Denken Kiepenheuer amp Witsch Koln 1959 S 61 Gaither Stewart Czeslaw Milosz The unfashionable poet Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 21 Dezember 2013 abgerufen am 25 Februar 2020 englisch Osteuropa Deutsche Verlags Anstalt 2004 Band 54 Ausgaben 7 8 S 9 Andreas Dorschel Es ist eine Lust zu beichten in Suddeutsche Zeitung Nr 192 20 August 2004 S 14 Czeslaw Milosz New and Collected Poems 1931 2001 HarperCollins New York 2001 Nicholas Roe Czeslaw Milosz A Century s Witness In The Guardian Profile 10 November 2001 Tony Judt Captive Minds In New York Review of Books 30 September 2010 Seiten 8 10 hier 8 Members Czeslaw Milosz American Academy of Arts and Letters abgerufen am 15 April 2019 Literaturnobelpreistrager Prudhomme 1901 Mommsen 1902 Bjornson 1903 F Mistral Echegaray 1904 Sienkiewicz 1905 Carducci 1906 Kipling 1907 Eucken 1908 Lagerlof 1909 Heyse 1910 Maeterlinck 1911 Hauptmann 1912 Tagore 1913 nicht verliehen 1914 Rolland 1915 Heidenstam 1916 Gjellerup Pontoppidan 1917 nicht verliehen 1918 Spitteler 1919 Hamsun 1920 France 1921 Benavente 1922 Yeats 1923 Reymont 1924 Shaw 1925 Deledda 1926 Bergson 1927 Undset 1928 Mann 1929 Lewis 1930 Karlfeldt 1931 Galsworthy 1932 Bunin 1933 Pirandello 1934 nicht verliehen 1935 O Neill 1936 Martin du Gard 1937 Buck 1938 Sillanpaa 1939 nicht verliehen 1940 1943 Jensen 1944 G Mistral 1945 Hesse 1946 Gide 1947 Eliot 1948 Faulkner 1949 Russell 1950 Lagerkvist 1951 Mauriac 1952 Churchill 1953 Hemingway 1954 Laxness 1955 Jimenez 1956 Camus 1957 Pasternak 1958 Quasimodo 1959 Perse 1960 Andric 1961 Steinbeck 1962 Seferis 1963 Sartre 1964 Scholochow 1965 Agnon Sachs 1966 Asturias 1967 Kawabata 1968 Beckett 1969 Solschenizyn 1970 Neruda 1971 Boll 1972 White 1973 Johnson Martinson 1974 Montale 1975 Bellow 1976 Aleixandre 1977 Singer 1978 Elytis 1979 Milosz 1980 Canetti 1981 Garcia Marquez 1982 Golding 1983 Seifert 1984 Simon 1985 Soyinka 1986 Brodsky 1987 Mahfuz 1988 Cela 1989 Paz 1990 Gordimer 1991 Walcott 1992 Morrison 1993 Ōe 1994 Heaney 1995 Szymborska 1996 Fo 1997 Saramago 1998 Grass 1999 Gao 2000 Naipaul 2001 Kertesz 2002 Coetzee 2003 Jelinek 2004 Pinter 2005 Pamuk 2006 Lessing 2007 Le Clezio 2008 Muller 2009 Vargas Llosa 2010 Transtromer 2011 Mo 2012 Munro 2013 Modiano 2014 Alexijewitsch 2015 Dylan 2016 Ishiguro 2017 Tokarczuk 2018 Handke 2019 Gluck 2020 Gurnah 2021 Ernaux 2022 Fosse 2023 Normdaten Person GND 118733974 lobid OGND AKS LCCN n50033350 NDL 00515041 VIAF 110389400 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Milosz CzeslawKURZBESCHREIBUNG polnisch US amerikanischer DichterGEBURTSDATUM 30 Juni 1911GEBURTSORT Seteniai LitauenSTERBEDATUM 14 August 2004STERBEORT Krakau Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Czeslaw Milosz amp oldid 236478334