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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem osterreichischen Schriftsteller Stefan Grossmann Zum deutschen Schauspieler ahnlichen Namens siehe Stephan Grossmann Stefan Grossmann 19 Mai 1875 1 in Wien 3 Januar 1935 ebenda war ein osterreichischer Schriftsteller und Journalist Er war Begrunder und Herausgeber der politischen Wochenschrift Das Tage Buch Briefkopf von Grossmann 1911 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend und Schulzeit 1 2 Erste publizistische Schritte 1 3 Theatergrunder 1 4 Vom Redakteur zum Herausgeber 2 Werke Auswahl 2 1 Dramen 2 2 Romane Novellen Reportagen 2 3 Zeitschriften 2 4 Weitere Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend und Schulzeit Bearbeiten In seiner Autobiographie Ich war begeistert bezeichnet sich Grossmann als Sohn verarmter Wiener Burger Sein Vater habe im Grunderzeitkrach der 1870er Jahre sein Geld und seine Arbeitslust verloren seine Mutter den Rest des Vermogens zunachst in ein Teegeschaft investiert Nachdem sie einen Alkoholausschank in der Nahe der Praters eroffnet hatte musste Grossmann in den fruhen Morgenstunden vor dem Schulbesuch dort die Gaste bewirten Obwohl diese fruhmorgendliche Arbeit seinen schulischen Leistungen eher abtraglich gewesen war sprach Grossmann diesem Kontakt mit den einfachen Arbeitern und den Mitarbeitern des benachbarten Carltheaters einen pragenden Einfluss auf sein weiteres Leben zu Niemals hatte ich jene naturliche Beziehung zu den einfachen Leuten die mir mein ganzes Leben lang treu geblieben ist ohne diese Morgenstunden im Schnapsladen erreichen konnen Niemals hatte ich die Verbundenheit mit den Arbeitern aus Buchern lernen und nie hatte ich den Irrsinn der Mechanisierung des erotischen Lebens so deutlich fassen konnen als damals als diese vom Nachttrabe erschopften Freudenmadchen bescheiden sich auf das Bankchen hockten wohin ich ihnen Vanillelikor brachte Stefan Grossmann Ich war begeistert Berlin 1930 S 18 f Sein Interesse an der sozialistischen Bewegung nahm noch zu nachdem er die Realschule ohne Wissen seiner Eltern ein halbes Jahr vor der Matura verlassen hatte Nach einem Streit mit seiner Mutter kehrte er auch seinem judischen Elternhaus den Rucken und liess sich taufen eine Entscheidung die er ruckblickend mit dem instinktiven Antisemitismus meiner Junglingsjahre in Verbindung brachte Im Alter von 18 Jahren zog er nach Paris wo er sich zwei Jahre lang aufhielt Dort verdiente er mit Ubersetzungen und dem Handel mit antiquarischen Buchern seinen Lebensunterhalt Mit Begeisterung verfolgte er in Paris die Reden des Sozialistenfuhrers Jean Jaures wahrend der Dreyfus Affare Erste publizistische Schritte Bearbeiten Der schlechte Gesundheitszustand seines Vaters war der Anlass fur Grossmann wieder nach Wien zuruckzukehren Er musste dem Schwerkranken versprechen einen burgerlichen Beruf zu ergreifen Zwei Jahre lang arbeitete Grossmann in einem Buro als Versicherungsmathematiker Wahrend dieser Zeit veroffentlichte er erste Texte in der sozialistischen Zeitschrift Die Zukunft einer radikalen Arbeiterwochenschrift Mit 20 Jahren erlebte er seinen ersten Presseprozess der jedoch mit einem Freispruch endete Ebenfalls lernte er in dieser Zeit im Wiener Kaffeehaus Griensteidl eine junge Schauspielerin kennen in die er sich verliebte Als die Schauspielerin ein Engagement an einem Berliner Theater erhielt ging er mit ihr zusammen in die deutsche Reichshauptstadt Dort kam er mit dem Anarcho Sozialisten Gustav Landauer in Kontakt und wurde Mitarbeiter an dessen Zeitschrift Der Sozialist Da er von den deutschen Behorden aufgrund seiner publizistischen Aktivitaten des Landes verwiesen wurde ging er zunachst nach Brussel Von dort aus kehrte er wieder nach Wien zuruck wo er die Redaktion der Halbmonatsschrift Wiener Rundschau ubernahm Daneben veroffentlichte er Artikel in der von Hermann Bahr herausgegebenen Wochenschrift Die Zeit Uber einzelne Beitrage an der Wiener Arbeiter Zeitung kam Grossmann in Kontakt mit dem osterreichischen Sozialistenfuhrer Victor Adler Diese sporadische Mitarbeit fuhrte dazu dass Grossmann 1904 in die Redaktion der Arbeiter Zeitung eintrat Dort erregte er ein Jahr spater mit einer Artikelserie Aufsehen die sich auf Anregung des Ministerprasidenten Ernst von Koerber mit den Zustanden in den osterreichischen Strafanstalten befasste Die Erfahrungen mit den Strafgefangenen und Aufsehern verarbeitete Grossmann in dem Theaterstuck Der Vogel im Kafig das 1906 Premiere hatte Theatergrunder Bearbeiten Zu einem einschneidenden Wechsel in seiner beruflichen Karriere kam es 1906 mit der Grundung der Freien Volksbuhne fur die Wiener Arbeiter nach dem Vorbild der Berliner Volksbuhne Das Projekt das Grossmann mit Unterstutzung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Osterreichs SDAPO realisierte wurde ein grosser finanzieller und kunstlerischer Erfolg Wenige Jahre spater am Ende des Spieljahres 1911 12 waren 750 Vorstellungen von rund 650 000 Zuschauern besucht worden Der Verein hatte zu diesem Zeitpunkt weit mehr als 20 000 Mitglieder Auch bekannte Schauspieler wie Max Pallenberg Raoul Aslan Ernst Deutsch gehorten zum Ensemble Die Buhnenbilder wurden u a von Alfred Kubin und Erwin Lang entworfen und der Dramaturg des Hauses war ab 1911 Berthold Viertel In dieser Lebensphase befand sich Grossmann sicherlich auf dem Hohepunkt seines kunstlerischen Wirkens Ich habe damals buchstablich fur vier gearbeitet Ich war zum Kritiker der Arbeiterzeitung aufgeruckt und gleichzeitig ihr Chroniqueur Ich war als Feuilletonkorrespondent des Berliner Tageblattes tatig und leitete nebenbei von meinen jungen Malern freudig unterstutzt das Witzblatt der Partei Die Gluhbirne Dazu kam das bisschen Volksbuhnenarbeit die Arbeit des Dramaturgen des Regisseurs und des Bandigers der Kinder namlich der Schauspieler Stefan Grossmann Ich war begeistert Berlin 1930 S 179 Wie er in seiner Autobiographie schildert sollte der Glucksweg der Volksbuhne jah zu Ende gehen Der Bau eines eigenen Volksbuhne Theaters geriet zur Auseinandersetzung mit den Behorden in deren Hochphase Grossmann aufgrund eines Magenleidens im Krankenhaus lag und nicht eingreifen konnte Die Konflikte mit den ubrigen Vereinsmitgliedern fuhrten dazu dass Grossmann im Fruhjahr 1913 entnervt samtliche Funktionen in Wien aufgab und sich entschloss zusammen mit seiner schwedischen Frau und seinen beiden Tochtern nach Berlin zu ziehen Seine Beweggrunde fur die Abgabe der Theaterleitung und den Umzug nach Berlin erlauterte er in dem Roman Die Partei der 1919 erschien Vom Redakteur zum Herausgeber Bearbeiten Grossmanns Wechsel nach Berlin war kein Zufall In der deutschen Reichshauptstadt galt er als ein renommierter Journalist der auch in Zeitschriften wie der Schaubuhne Siegfried Jacobsohns und der Zukunft Maximilian Hardens regelmassig veroffentlichte Grossmann musste daher nicht lange auf Angebote von Berliner Verlagen warten Dem Verleger Franz Ullstein gelang es ihn an die Vossische Zeitung zu binden Grossmanns Funktion innerhalb der Vossischen war zunachst jedoch unklar Nach einer mehrmonatigen Tour durch samtliche Verlagsabteilungen ausserte er schliesslich den Wunsch als Korrespondent nach Frankreich England und in die USA zu gehen Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges fuhrte jedoch dazu dass er lediglich im Fruhsommer 1914 nach Frankreich reisen konnte Nach Ausbruch des Krieges ging Grossmann fur sechs Monate als Korrespondent nach Wien um anschliessend die Feuilletonredaktion der Vossischen Zeitung zu ubernehmen Diesen Posten behielt er bis zum Ende des Krieges nbsp Umschlag des Tage Buchs vom 5 Juli 1924Nachdem sich die konservative Leserschaft des Blattes heftig uber einen von ihm verantworteten Artikel beschwert hatte verliess Grossmann 1919 die Vossische Zeitung Zusammen mit dem Verleger Ernst Rowohlt grundete er 1920 die unabhangige uberparteiliche Wochenschrift Das Tage Buch Die Zeitschrift entwickelte sich wahrend der Weimarer Republik neben der Weltbuhne zur einflussreichsten radikaldemokratischen Zeitschrift Dazu trug auch Grossmanns Zusammenarbeit mit dem Journalisten Leopold Schwarzschild bei der 1921 als Redakteur und Mitherausgeber zu der Zeitschrift gestossen war Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes musste Grossmann die Leitung der Zeitschrift 1927 komplett an Schwarzschild abgeben der sie 1933 auch ins Exil uberfuhrte und bis 1940 als Das Neue Tage Buch in Frankreich fortsetzte Der Ruckzug aus der Tage Buch Redaktion bedeutete jedoch nicht dass Grossmann publizistisch verstummte Sowohl im Tage Buch als auch in anderen Publikationen wurden weiterhin zahlreiche Artikel Grossmanns veroffentlicht 1928 erschien ausserdem sein Roman Chefredakteur Roth fuhrt Krieg dessen Protagonist mit seiner Boulevardzeitung die offentliche Meinung einer Grossstadt dominiert Zwei Jahre spater veroffentlichte er seine Autobiographie Ich war begeistert In den letzten Jahren der Weimarer Republik lebte er in Geltow bei Potsdam Ebenso wie viele andere kritische Publizisten sollte Grossmann im Marz 1933 verhaftet werden Als die SA Leute und Polizisten jedoch sahen in welch schlechtem Gesundheitszustand er sich befand verzichteten sie darauf den Haftbefehl zu vollstrecken Stattdessen wurde ihm befohlen Deutschland zu verlassen Grossmann kehrte mit seiner Frau ein letztes Mal nach Wien zuruck wo er am 3 Januar 1935 starb Werke Auswahl BearbeitenDramen Bearbeiten Der Vogel im Kafig Wien 1906 Apollo Brunnenstrasse mit Franz Hessel Berlin 1930 Die beiden Adler Berlin 1931Romane Novellen Reportagen Bearbeiten Die Treue Novellen Wien 1900 Die Gasse Geschichten Berlin 1904 Osterreichische Strafanstalten Wien 1905 Herzliche Grusse Geschichten Wien 1909 Grete Beyer Novellen Wien 1913 Der Vorleser der Kaiserin Berlin 1918 Der Hochverrater Ernst Toller Berlin 1919 Lasalle Berlin 1919 Die Partei Berlin 1919 Lenchen Demuth und andere Novellen Berlin 1925 Chefredakteur Roth fuhrt Krieg Zurich 1928 Ich war begeistert Berlin 1930 und Wien 2011 Autobiographie Die Schultern der Mizzi Palme und andere Texte Herausgegeben von Traugott Krischke Wien Kremayr amp Scheriau 1995 ISBN 3 218 00605 8 Wir konnen warten oder Der Roman Ullstein Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Erhard Schutz verlag fur berlin brandenburg vbb Berlin 2014 ISBN 978 3 945256 02 2 Zeitschriften Bearbeiten Das Tage Buch hrsg von Stefan Grossmann Nachdruck der Jahrgange 1920 1926 Athenaum Verlag Konigstein 1981Weitere Schriften Bearbeiten Ich war begeistert Lebensbeschreibung des Stefan Grossmann S Fischer 1930 Neudruck 2015 AuszugeLiteratur BearbeitenWien Berlin mit einem Dossier zu Stefan Grossmann In Bernhard Fetz Hermann Schlosser Hrsg Profile Band 7 Jahrgang 4 Magazin des osterreichischen Literaturarchivs Paul Zsolnay Verlag Wien 2001 ISBN 3 552 04993 2 Katharina Zucker Die Bedeutung von Stefan Grossmann fur das Wiener Geistes und Kulturleben in der Zeit von 1900 bis 1914 Dissertation Wien 2007 Grossmann Stefan In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1959 S 78 Grossmann Stefan In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 9 Glas Grun Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2001 ISBN 3 598 22689 6 S zuletzt 357 370 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Stefan Grossmann Quellen und Volltexte Literatur von und uber Stefan Grossmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stefan Grossmann im Literaturarchiv der Osterreichischen Nationalbibliothek Werke von Stefan Grossmann im Projekt Gutenberg DE Rebecca Unterberger Portratmodul zu Stefan Grossmann bei litkult1920er aau at einem Projekt der Universitat KlagenfurtEinzelnachweise Bearbeiten Osterreich Niederosterreich Wien Matriken der Israelitischen Kultusgemeinde 1784 1911 database with images FamilySearch 1 20 Mai 2014 Wien alle Bezirke gt Geburtsbucher gt Geburtsbuch F 1874 1877 Marz gt image 89 of 323 Israelitische Kultusgemeinde Wien Jewish Community of Vienna Municipal and Provincial Archives of Vienna Austria Normdaten Person GND 118542664 lobid OGND AKS LCCN n86041380 VIAF 64223683 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grossmann StefanKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Schriftsteller und JournalistGEBURTSDATUM 19 Mai 1875GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 3 Januar 1935STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stefan Grossmann amp oldid 225911346