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Die Stunde war eine osterreichische Tageszeitung die vom 2 Februar 1923 bis 11 Marz 1938 erschien Herausgeber war Imre Bekessy Die Redaktion und der Verlagssitz befand sich im Verlagshaus Canisiusgasse 8 10 1090 Wien Gedruckt wurde die Zeitung von der Johann Nepomuk Vernay Druckerei und Verlags AG 2 und Eigentumerin war die Kronos Verlag AG 3 Die StundeBeschreibung osterreichische TageszeitungSprache DeutschErscheinungsweise 6 mal wochentlich MO SA Chefredakteur Karl Tschuppik 1 Herausgeber Emmerich BekessyDie Tageszeitung war die erste Boulevardzeitung Osterreichs Sie fuhrte einen neuen Stil in der Schlagzeilengestaltung ein wies unruhige Umbruche auf und verwendete in grossem Umfang Fotos und Illustrationen Dementsprechend verfugte die Zeitung uber einen geringen Textanteil worunter sich wiederum wenig Politik jedoch viel Klatsch befand Hinzu kam ein grosser Annoncenanteil Das Konzept reussierte und die Zeitung avancierte zu einer der auflagenstarksten Zeitungen Wiens die das dortige Pressewesen nachhaltig beeinflusste Der Nachwelt ist die Zeitung vor allem durch die heftige Auseinandersetzungen von Karl Kraus mit dem Herausgeber Imre Bekessy bekannt dem Kraus Betrugerei und Erpressung nachweisen konnte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhalt und Blattlinie 2 1 Politische Richtung 2 2 Boulevardistische und kriminelle Auspragungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Zeitung wurde 1923 vom 1918 aus Ungarn gefluchteten Imre Bekessy eingedeutscht auch Emmerich Bekessy gegrundet Die Zeitung brachte als im heutigen Sinne klassisches Boulevardblatt stilistische und konzeptuelle Innovationen in die osterreichische Presselandschaft Inhaltlich wies das Blatt von Beginn eine grosse Ambivalenz auf da sie zum einen reisserisch und aggressiv zum anderen liberal progressiv und anti nationalistisch ausgerichtet war Nach der Anklage Bekessys verkaufte dieser die Zeitung und emigrierte Die Aktien der Eigentumerin der Stunde der Kronos Verlags AG wurden 1926 an ein Konsortium unter Fuhrung der Vernay AG ubertragen Nachfolger als Herausgeber wurde der vormalige Leiter der amtlichen Nachrichtenstelle Hofrat Josef C Wirth Die Zeitung bestand bis 1938 weiter als sie von den Nationalsozialisten eingestellt wurde Inhalt und Blattlinie BearbeitenDie Zeitung wies die typischen Merkmale einer Boulevardzeitung wie geringer Text und hoher Bildanteil sowie geringer Politik und hoher Klatsch Anteil auf Die auf die Interessen des kleinen Mannes 4 ausgerichtete Zeitung befand sich haufig auf einer Linie mit der Sozialdemokratie da sie ebenfalls gegen politische und okonomische Ausbeutung gerichtet war Dennoch bemuhte sich Bekessy bei der Zusammenstellung des Redaktionsteams offensichtlich um qualitative Mitarbeiter So warb er Karl Tschuppik den einstigen Chefredakteur des angesehenen Prager Tagblattes als Chefredakteur vom Neuen Tag ab Politische Richtung Bearbeiten Die Stunde behandelte internationale Fragen verhaltnismassig ausfuhrlich und trat fur eine bessere Verstandigung der europaischen Nationen zur Sicherung des Friedens ein Die Zeitung war daher auch gegen nationalistische Stromungen gewandt und so wurde das Parteiprogramm der Deutschnationalen in der Stunde mitunter schlicht als Kretinismus bezeichnet und nach dem Hitler Ludendorff Putschversuch von 1923 titelte die Zeitung bereits Zu spat Deutschlands furchtbarste Katastrophe beginnt Die Zeitung trat zudem fur den Acht Stunden Tag und die Aufhebung des Abtreibungsverbotes ein Bekannte Mitarbeiter der Zeitung waren neben dem Chefredakteur Karl Tschuppik Egon Friedell Anton Kuh Erik von Krunes Alexander Sandor Nadas Ernst Spitz und zeitweise auch Billy Wilder Boulevardistische und kriminelle Auspragungen Bearbeiten Die andere Seite der Zeitung war ein aggressiver und reisserischer Ton und eine permanente Kampagnisierung gegen das Wiener Sittenamt gegen dessen Schnuffeleien die Zeitung vorgeblich eintrat tatsachlich aber selber die Privatsphare der vorgeblich zu schutzenden Personen in der Berichterstattung verletzte Die Zeitung wurde deshalb wiederholt beschlagnahmt Fur Karl Kraus war die Zeitung laut dem Germanisten Klaus Amann der Inbegriff eines pornographischen Banditenblattes und Bordellpublizistik er nennt sie nicht ein Meinungs sondern ein Sexualorgan 4 Die Stunde fuhrt einen unerbittlichen Kampf gegen die Bespitzelung des Privatlebens durch die Polizei Sie tritt dafur ein dass sich die Leute ausleben und fuhrt es auf die zunehmende Provinzialisierung Wiens zuruck dass der Geschlechtsakt durch andere Organe als durch die beglaubigten Gewahrsmanner der Stunde unterbrochen wird Karl Kraus Die Fackel 679 685 S 126 140 Marz 1985 Kraus investierte eigenen Angaben zufolge rund 6 700 Stunden in die Recherche um Bekessy Erpressung Betrugerei Meineid Dokumentenfalschung und Verleumdung nachzuweisen und forderte Hinaus mit dem Schuft Zwar waren die Vorwurfe Kraus hauptsachlich auf Bekessy bezogen doch griff er auch die Mitarbeiter des Blattes an die offensichtlich mit Bekessy kooperierten allen voran auch den Chefredakteur Tschuppik der in seiner Position verantwortlich fur unseriose Arbeitspraktiken und Artikel war Tschuppik wandte sich erst spat gegen Bekessy und verliess die Zeitung 1926 Auch Bekessy verliess die Zeitung 1926 nachdem sich die Erpressungsvorwurfe gegen ihn konkretisierten und Anklage erhoben wurde Er kehrte zuruck nach Ungarn und emigrierte spater in die USA Literatur BearbeitenKlaus Amann Die Dichter und die Politik Essays zur osterreichischen Literatur nach 1918 Edition Falter Deuticke Wien 1992 ISBN 3 85463 119 7 S 34 37 Anton Kutschera Die Stunde unter der Leitung ihres Herausgebers Emmerich Bekessy Ein Beitrag zum Studium der Inflationspresse in Osterreich Dissertation Universitat Wien Wien 1952 Helmut W Lang Hrsg Osterreichische Retrospektive Bibliographie ORBI Reihe 2 Osterreichische Zeitungen 1492 1945 Band 3 Helmut W Lang Ladislaus Lang Wilma Buchinger Bibliographie der osterreichischen Zeitungen 1621 1945 N Z Bearbeitet an der Osterreichischen Nationalbibliothek K G Saur Munchen 2003 ISBN 3 598 23385 X S 290 291 Weblinks BearbeitenVon der Osterreichischen Nationalbibliothek digitalisierte Ausgaben Die Stunde online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung stdEinzelnachweise Bearbeiten http www oeaw ac at cgi bin cmc wz nam 00488 Buchforschung at PDF 206 kB oeaw ac at Impressumangaben a b Amann Die Dichter und die Politik Essays zur osterreichischen Literatur nach 1918 1992 S 35 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Stunde amp oldid 233671725