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Heinrich Friedrich Ludwig Rellstab 13 April 1799 in Berlin 27 November 1860 ebenda war ein deutscher Journalist Musikkritiker und Dichter Zeitweilig benutzte er das Pseudonym Freimund Zuschauer Ludwig Rellstab Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke 4 Opern und Dramen 5 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenRellstab war der Sohn des Musikers und Verlegers Johann Carl Friedrich Rellstab 1759 1813 und dessen Ehefrau der Sangerin Caroline Charlotte Richter 1769 1820 Er hatte acht Geschwister drei Schwestern 1 funf Bruder darunter die fruh verstorbene Sangerin Caroline Rellstab 1794 1813 Seine erste musikalische Ausbildung erhielt Rellstab durch seinen Vater spater wurde er von den Komponisten Bernhard Klein und Ludwig Berger unterrichtet Mit 16 Jahren kam Rellstab im September 1815 an die Kadettenanstalt seiner Heimatstadt Berlin Dort avancierte er 1818 zum Offizier und im April 1821 verliess Rellstab die Armee Im Sommer desselben Jahres wanderte Rellstab zu Fuss uber Dresden und Weimar nach Bayreuth Eingeladen hatte ihn der Schriftsteller Jean Paul In Dresden besuchte Rellstab den Komponisten Carl Maria von Weber und den Schriftsteller Ludwig Tieck in Weimar die Schriftstellerin Johanna Schopenhauer und den Musiker Carl Friedrich Zelter Durch die beiden letzteren machte Rellstab die Bekanntschaft mit Ottilie von Goethe in deren Salon er freundlich aufgenommen wurde Der Kontakt zu deren Schwiegervater Johann Wolfgang von Goethe blieb kuhl und auf ein Minimum beschrankt In den Jahren 1822 bis 1823 wirkte Rellstab als Hospitant an den Universitaten in Bonn und Heidelberg und kehrte Ende 1823 wieder zuruck in seine Heimatstadt Dort grundete er zusammen mit einem Freund eine Buchhandlung mit der er aber seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten konnte Diesen musste er sich als Kritiker bei der Berliner allgemeinen musikalischen Zeitung verdienen Im Fruhjahr 1825 unternahm Rellstab eine Reise nach Wien um den Komponisten Ludwig van Beethoven kennenzulernen Rellstabs Gedichte die er Beethoven vorlegte erreichten spater Franz Schubert der davon zehn in seinem Todesjahr 1828 vertonte sieben davon erschienen posthum in seinem Zyklus Schwanengesang die drei anderen getrennt davon In Wien befreundete Rellstab sich auch mit dem Dramatiker Ignaz Franz Castelli der ihn mit mehreren Mitgliedern der Ludlamshohle bekannt machte darunter Heinrich Anschutz und Johann Gabriel Seidl Ende desselben Jahres kehrte Rellstab nach Berlin zuruck und wurde Anfang des darauffolgenden Jahres Musikkritiker bei der Vossischen Zeitung Als solcher wurde er ein Nachfolger seines Vaters der dort zwischen 1806 und 1813 gearbeitet hatte Anlasslich einer Bootsfahrt bei Mondschein auf dem Vierwaldstattersee fuhlte er sich an den 1 Satz von Ludwig van Beethovens Klaviersonate cis Moll op 27 2 1801 erinnert Sie erhielt von ihm den Namen Mondscheinsonate unter dem sie beruhmt wurde Mit seinem Roman Henriette oder die schone Sangerin debutierte Rellstab 1826 auch als Schriftsteller In diesem Werk verarbeitete er auf satirische Weise die Karriere der Sangerin Henriette Sontag Da er dabei aber auch den britischen Gesandten in Berlin verspottete wurde dieses Buch zum Politikum was Rellstab mit zwolf Wochen Festungshaft auf der Spandauer Zitadelle bussen musste 1827 veroffentlichte Rellstab eine Satire in der er den italienischen Komponisten Gaspare Spontini der Lacherlichkeit preisgab Nach mehreren Klagen und Prozessen wurde Rellstab vom Berliner Kammergericht am 17 Januar 1835 zu sechs Wochen Haft verurteilt Das Urteil wurde im Oktober 1836 rechtskraftig im Januar Februar 1837 verbusste Rellstab die Strafe in der Berliner Stadtvoigtei am Molkenmarkt 2 nbsp 1830 grundete Rellstab die wochentliche Zeitschrift Iris im Gebiete der Tonkunst die bis 1841 Bestand hatte und die er fast ausschliesslich allein betrieb Er berichtete darin uber alle moglichen aktuellen musikalischen Ereignisse und machte sich damit zum einflussreichsten Musikkritiker seiner Zeit Seine eigenen musikalischen Werke orientierten sich an Christoph Willibald Gluck an Wolfgang Amadeus Mozart und auch an Ludwig van Beethoven Als Kritiker lehnte er fast das gesamte Werk Gaetano Donizettis Gioachino Rossinis und Frederic Chopins ab Das Werk von Giuseppe Verdi und Richard Wagner hielt er bis auf dessen Rienzi und Tannhauser fur eigentlich misslungen Seine eigenen Werke aus dieser Zeit z B Karl der Kuhne 1824 oder Franz von Sickingen 1843 blieben alle erfolglos Rellstab trat auch als wirkungsmachtiger Kritiker der damals konkurrenzlos erfolgreichen Grossen Opern seines Berliner Landsmannes Giacomo Meyerbeer hervor Seine Angriffe auf Robert le diable und Die Hugenotten die in Paris haufiger aufgefuhrt wurden als jede andere Oper bereiteten der antisemitischen Hetzkritik eines Richard Wagner den Boden Ebendiesen Boden entzog der geschickte Taktiker Meyerbeer allerdings seinem Berliner Widersacher Rellstab indem er ihm das Libretto einer vom preussischen Konig zum Wiederaufbau des abgebrannten Knobelsdorff schen Opernhauses Unter den Linden in Auftrag gegebenen Oper anbot die schliesslich als Ein Feldlager in Schlesien am 7 Dezember 1844 Premiere hatte Rellstab fuhlte sich geschmeichelt und nahm den Auftrag an wobei allerdings in Wahrheit Meyerbeers bewahrter Librettist Eugene Scribe die Vorlage lieferte und sich gegen die Zahlung von 3000 Francs zu strengem Stillschweigen uber diesen ungewohnlichen Arbeitsauftrag verpflichtete Rellstab der Philister par excellence 3 war in seiner engstirnigen und bornierten Art der Ausloser dafur dass Robert Schumann 1834 die Neue Zeitschrift fur Musik grundete Die Philister wurden dort zu den Hauptgegnern der Davidsbundler Dennoch besprach Rellstab die fruhen Werke Schumanns recht positiv Bereits 1834 heiratete Rellstab in Berlin Emma Henry Mit ihr hatte er eine Tochter und zwei Sohne darunter den spateren Chemiker Ludwig Rellstab Zu Beginn der Marzrevolution 1848 wollte Rellstab anlasslich einer Audienz Konig Friedrich Wilhelm IV bewegen zwischen Militar und Burger zu vermitteln vergebens Im Alter von 61 Jahren starb er am 27 November 1860 in Berlin Seine letzte Ruhestatte fand er auf dem Berliner St Petri Friedhof Rellstab und der Schriftsteller Willibald Alexis waren Vettern Alexis Mutter Juliane Louise Charlotte Rellstab eine Schwester von Rellstabs Vater Der Schachmeister Ludwig Rellstab war sein Urenkel Wirkung BearbeitenRellstabs Novellen fanden durchaus ihr Publikum standen aber immer im Schatten von E T A Hoffmann den Rellstab personlich kannte und mit dem er im regen kunstlerischen Austausch stand Unter den Erzahlwerken war sein historischer Roman 1812 uber den Russlandfeldzug Napoleons sehr popular und wurde noch zu Beginn des 20 Jahrhunderts viel gelesen 34 illustrierte Auflage Leipzig 1923 Neben historischen Romanen Novellen Dramen und Reiseschilderungen ist in Rellstabs literarischem Werk die Lyrik stark vertreten Von den oben genannten Vertonungen Franz Schuberts abgesehen haben auch viele weitere Komponisten die Gedichte Rellstabs vertont Zu den bekanntesten gehoren Franz Liszt Giacomo Meyerbeer Franz Lachner und Heinrich Marschner Werke BearbeitenHenriette oder die schone Sangerin eine Geschichte unserer Tage 1826 Uber mein Verhaltnis als Kritiker zu Herrn Spontini als ersten Komponist und Generalmusikmeister in Berlin 1827 Algier und Paris im Jahre 1830 Zwei Novellen 3 Bde Berlin 1831 1812 Ein historischer Roman 4 Bde Leipzig 1834 Gesammelte Schriften 20 Bde Leipzig 1843 1848 Neue Ausgabe 24 Bde Leipzig 1859 1861 Aus meinem Leben 2 Bde Berlin 1861 Auf den Spuren Napoleons Historischer Roman Area Verlag Erftstadt 2004 ISBN 3 89996 090 4Opern und Dramen BearbeitenDido Oper 1823 Musik von Bernhard Klein Karl der Kuhne Historische Tragodie 1824 Die Venezianer Drama in funf Akten 1837 Eugen Aram Schauspiel 1839 frei nach Edward Bulwer Lytton Franz von Sickingen Historische Tragodie 1843 Sekundarliteratur BearbeitenM Bendinger Rellstab Ludwig In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 28 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 781 784 Wolfgang Franke Der Theaterkritiker Ludwig Rellstab Berlin 1964 Jurgen Rehm Zur Musikrezeption im vormarzlichen Berlin Die Prasentation burgerlichen Selbstverstandnisses und biedermeierliche Kunstanschauung in den Musikkritiken Ludwig Rellstabs Hildesheim Olms 1983 ISBN 3 487 07438 9 Gertrud Maria Rosch Rellstab Heinrich Friedrich Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 407 f Digitalisat Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1832 bis 1883 hrsg von Klaus Martin Kopitz Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik Schumann Briefedition Serie II Band 17 Koln Dohr 2015 S 507 543 ISBN 978 3 86846 028 5Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ludwig Rellstab Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ludwig Rellstab im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ludwig Rellstab in der Deutschen Digitalen 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php title Ludwig Rellstab Dichter amp oldid 238112392