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Dieser Artikel bietet eine Ubersicht der Volksabstimmungen in der Schweiz im Jahr 1970 In der Schweiz fanden auf Bundesebene funf Volksabstimmungen statt im Rahmen von vier Urnengangen am 1 Februar 7 Juni 27 September und 15 November Dabei handelte es sich um ein fakultatives Referendum zwei obligatorische Referenden und zwei Volksinitiativen Inhaltsverzeichnis 1 Abstimmung am 1 Februar 1970 1 1 Ergebnis 1 2 Inlandische Zuckerwirtschaft 2 Abstimmung am 7 Juni 1970 2 1 Ergebnis 2 2 Uberfremdungsinitiative 3 Abstimmungen am 27 September 1970 3 1 Ergebnisse 3 2 Forderung von Turnen und Sport 3 3 Recht auf Wohnung 4 Abstimmung am 15 November 1970 4 1 Ergebnis 4 2 Finanzordnung des Bundes 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAbstimmung am 1 Februar 1970 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis219 1 Bundesbeschluss vom 27 Juni 1969 uber die inlandische Zuckerwirtschaft FR 1 634 975 715 486 43 75 700 676 380 023 320 653 54 24 45 76 jaInlandische Zuckerwirtschaft Bearbeiten 1968 veroffentlichte der Bundesrat einen Bericht uber die Revision des Zuckerbeschlusses von 1957 der bis September 1969 befristet war und angepasst werden musste Die Stellungnahmen in der Vernehmlassung fielen kontrovers aus weshalb der Bundesrat die verschiedenen Kritikpunkte aufzunehmen versuchte und einen neuen Entwurf prasentierte So sollte der Bund den Anbau von Zuckerruben fordern wobei die Anbauflache auf maximal 10 000 Hektaren begrenzt sein wurde Ebenso sollte der Bund die Verluste der Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld decken jedoch durfte der Betrag 20 Millionen Franken nicht ubersteigen Daruber hinaus gehende Entschadigungen von maximal funf Millionen sollten durch eine Importabgabe von 1 bis hochstens 5 Franken je 100 kg finanziert werden Gegen die vom Parlament uberwiesene Vorlage ergriffen der LdU die SP und Konsumentenorganisationen das Referendum unterstutzt von den Detailhandelskonzernen Migros und Coop Sie hielten den neuen Zuckerbeschluss fur okonomisch unsinnig wobei insbesondere die gleichzeitige Erhohung von Anbauflache und Bundessubventionen auf Kritik stiess Zu den Befurwortern gehorten die burgerlichen Bundesratsparteien die Bauern sowie LPS EVP und PdA Sie argumentierten der Zuckerpreis sei im europaischen Vergleich sowieso schon zu niedrig und eine leichte Erhohung deshalb verkraftbar Zudem konne so die Uberproduktion im Milchsektor ausgeglichen und die Selbstversorgung in Krisenzeiten gewahrleistet werden Das Ergebnis fiel unerwartet knapp zugunsten des Zuckerbeschlusses aus 2 Abstimmung am 7 Juni 1970 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis220 3 Volksbegehren gegen die Uberfremdung VI 1 641 777 1 226 658 74 72 1 212 361 557 517 654 844 45 99 54 01 7 15 neinUberfremdungsinitiative Bearbeiten Aufgrund des starken und anhaltenden Wirtschaftswachstums nahm auch der Anteil der auslandischen Bevolkerung kontinuierlich zu zwischen 1945 und 1968 von 5 auf 15 Prozent Ab Beginn der 1960er Jahre befasste sich das Parlament mit mehreren Vorstossen die sich mit der Uberfremdung befassten 1965 reichte die Demokratische Partei des Kantons Zurich eine Volksinitiative ein die den Anteil der auslandischen Bevolkerung bei hochstens 10 Prozent begrenzen wollte Nachdem das Parlament verschiedene Stabilisierungs und Assimilierungsmassnahmen genehmigt hatte gelang es dem Bundesrat im Marz 1968 die Initianten vom Ruckzug ihres Begehrens zu uberzeugen James Schwarzenbach Nationalrat der Nationalen Aktion war damit nicht einverstanden und lancierte daraufhin eine zweite Uberfremdungsinitiative die bald uberwiegend unter dem Namen Schwarzenbach Initiative bekannt war Sie verlangte eine Begrenzung der auslandischen Wohnbevolkerung auf 10 Prozent mit Ausnahme des Kantons Genf wo aufgrund der zahlreichen internationalen Organisationen 25 Prozent gelten sollten Bundesrat und Parlament wiesen die Initiative zuruck Zu den Befurwortern gehorten die Nationale Aktion und die Genfer Vigilance die eine intensive emotionsgeladene demagogische und bisweilen fremdenfeindliche Abstimmungskampagne fuhrten Bundesrat und Eliten hatten versagt und der hohe Auslanderanteil gefahrde die Schweizer Eigenart Alle anderen Parteien setzten sich vehement gegen die Initiative ein und warnten im Falle der Annahme vor einem okonomischem Selbstmord Viele Betriebe mussten schliessen was eine Massenarbeitslosigkeit verursachen konnte Bei einer Stimmbeteiligung die seit 1947 nie mehr so hoch gewesen war wurde die Initiative relativ knapp abgelehnt Ja Mehrheiten gab es in den Kantonen Bern Freiburg Luzern Nidwalden Obwalden Solothurn Schwyz und Uri 4 Abstimmungen am 27 September 1970 BearbeitenErgebnisse Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis221 5 Bundesbeschluss vom 18 Marz 1970 uber die Erganzung der Bundesverfassung durch einen Artikel 27quinquies betreffend die Forderung von Turnen und Sport OR 1 648 062 721 383 43 77 702 644 524 361 178 283 74 63 25 37 22 0 ja222 6 Volksbegehren fur das Recht auf Wohnung und den Ausbau des Familienschutzes VI 1 648 062 722 070 43 81 704 458 344 640 359 818 48 92 51 08 8 14 neinForderung von Turnen und Sport Bearbeiten Die Sportforderung war bis in die 1960er Jahre eine rein militarische Angelegenheit Da die veranderten Lebensbedingungen und der damit verbundene Bewegungsmangel die Volksgesundheit beeintrachtigten setzte sich in breiten Kreisen die Erkenntnis durch dass die Sportforderung verstarkt und in einem eigenen Gesetz verankert werden musse Eine vom Militardepartement eingesetzte Kommission stellte einen Entwurf fur einen entsprechenden Artikel in der Bundesverfassung vor der beim Bundesrat und im Parlament einhellig Zustimmung fand Der Bund sollte befugt sein Vorschriften uber Turnen und Sport der Jugend zu erlassen per Gesetz den Turn und Sportunterricht an Schulen fur obligatorisch zu erklaren Turnen und Sport der Erwachsenen zu fordern sowie die Sporthochschule Magglingen zu unterhalten Samtliche Parteien und Verbande unterstutzten die Vorlage und waren sich einig dass der Sport Forderung verdiene Vereinzelt wurde Kritik laut dass der Turnunterricht weiterhin obligatorisch sei Die Vorlage war weitgehend unbestritten und erhielt die Zustimmung von fast drei Viertel der Abstimmenden sowie aller Kantone 7 Recht auf Wohnung Bearbeiten Die seit dem Zweiten Weltkrieg bestehende Kontrolle von Mietzinsen wurde gemass dem Volksentscheid von 1964 schrittweise durch eine weniger strenge Mietzinsuberwachung abgelost Ende 1969 sollten schliesslich jegliche Mietzinsvorschriften aufgehoben und durch Massnahmen zur Wohnbauforderung ersetzt werden da das Angebot an preisgunstigen Wohnungen noch immer ungenugend war und der Bestand an Leerwohnnungen in Ballungsgebieten weiter abnahm Das Parlament konnte sich nicht auf eine Losung einigen und beschloss die Verlangerung der bestehenden Massnahmen um ein Jahr Im November 1967 kam mit Unterstutzung linker Parteien und Gewerkschaften eine Volksinitiative des Mouvement populaire des familles zustande Sie verlangte die Verankerung eines Rechts auf Wohnung in der Verfassung Der Bund sollte dazu verpflichtet werden jedem Burger eine bedurfnisgerechte Wohnung zu einem angemessenen Mietpreis zu gewahrleisten Angesichts der noch immer nicht behobenen Wohnungsnot stiess das Anliegen bis weit ins burgerliche Lager hinein auf Anklang Zu den Gegnern gehorten insbesondere die Arbeitgeberverbande der Gewerbeverband und der Hauseigentumerverband Sie machten geltend dass es keinen Rechtsanspruch auf ein materielles Gut geben durfe und dass der Staat vermehrt Privatinitiative zulassen musse Der eingeschlagene Weg hin zur Bauforderung sei erfolgversprechender als eine Zwangsmassnahme Das Nein des Volkes fiel sehr knapp aus wahrend das Nein der Kantone deutlicher war 8 Abstimmung am 15 November 1970 BearbeitenErgebnis Bearbeiten Nr Vorlage Art Stimm berechtigte Abgegebene Stimmen Beteiligung Gultige Stimmen Ja Nein Ja Anteil Nein Anteil Stande Ergebnis223 9 Bundesbeschluss vom 24 Juni 1970 uber die Anderung der Finanzordnung des Bundes OR 1 665 753 682 095 41 38 661 082 366 117 294 065 55 39 44 61 9 13 neinFinanzordnung des Bundes Bearbeiten Ab der zweiten Halfte der 1960er Jahre verschlechterte sich die Finanzlage des Bundes zusehends wofur sinkende Zolleinnahmen aufgrund der Mitgliedschaft der Schweiz bei der EFTA und beim GATT verantwortlich waren 1967 beauftragte der Bundesrat das Finanz und Zolldepartement mit einer Revision der Finanzordnung Allein durch die Erhohung der Warenumsatzsteuer WUSt sollten 200 bis 300 Millionen Franken mehr eingenommen werden Zusatzlich sollten die Wehrsteuer heutige direkte Bundessteuer einnahmenneutral zugunsten der unteren Einkommensschichten umgestaltet und fur diese Gruppen die kalte Progression ausgeglichen werden Schliesslich sollten WUSt und Wehrsteuer dauerhaft und nicht mehr befristet in der Verfassung verankert werden Gegen die Aufhebung der Befristung und die Abschaffung der Maximalsteuersatze formierte sich massiver Widerstand der LPS der PdA und des Gewerbeverbandes Steuererhohungen wurden vereinfacht weil sie nur noch dem fakultativen Referendum unterstunden und kein Standemehr erforderlich sei Ebenso seien der Finanzausgleich die Steuerharmonisierung sowie die Abgrenzung der Steuerkompetenzen zwischen Bund und Kantonen nicht befriedigend gelost worden Die Befurworter argumentieren die Volksrechte blieben gewahrt und eine grossere Flexibilitat in Steuerfragen sei fur die Konjunkturpolitik dringend Zwar nahm die Mehrheit der Abstimmenden die Vorlage an doch die Abschaffung des Standemehrs bei der Festlegung der Steuersatze scheiterte am Standemehr 10 Literatur BearbeitenWolf Linder Christian Bolliger und Yvan Rielle Hrsg Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 Haupt Verlag Bern 2010 ISBN 978 3 258 07564 8 Weblinks BearbeitenChronologie Volksabstimmungen mit allen Abstimmungen auf Bundesebene seit 1848 admin ch Swissvotes Datenbank zu den Schweizer Volksabstimmungen Universitat Bern Karten im Politischen Atlas der Schweiz Bundesamt fur Statistik Einzelnachweise Bearbeiten Vorlage Nr 219 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 7 November 2021 Brigitte Menzi Ja mit bitterem Nachgeschmack Zuckersubventionen sollen bleiben In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 301 302 swissvotes ch PDF 67 kB abgerufen am 7 November 2021 Vorlage Nr 220 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 7 November 2021 Roswitha Dubach Schwarzenbachs Uberfremdungsinitiative scheitert nur knapp In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 303 304 swissvotes ch PDF 70 kB abgerufen am 7 November 2021 Vorlage Nr 221 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 7 November 2021 Vorlage Nr 222 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 7 November 2021 Manuel Graf Gesundheit fur alle Sportforderung emanzipiert sich vom Militar In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 304 305 swissvotes ch PDF 64 kB abgerufen am 7 November 2021 Manuel Graf Trotz viel Sukkurs im burgerlichen Lager kein Recht auf Wohnung In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 305 306 swissvotes ch PDF 69 kB abgerufen am 7 November 2021 Vorlage Nr 223 In Chronologie Volksabstimmungen Bundeskanzlei 2021 abgerufen am 7 November 2021 Christian Bolliger Steuersatze Die Abschaffung des Standemehrs scheitert am Standemehr In Handbuch der eidgenossischen Volksabstimmungen 1848 2007 S 307 308 swissvotes ch PDF 68 kB abgerufen am 7 November 2021 Volksabstimmungen in der Schweiz 1848 1866 1872 1874 1875 1876 1877 1879 1880 1882 1884 1885 1887 1889 1890 1891 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1900 1902 1903 1905 1906 1907 1908 1910 1912 1913 1914 1915 1917 1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1933 1934 1935 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Volksabstimmungen in der Schweiz 1970 amp oldid 224557836 Uberfremdungsinitiative