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GATT ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur das gleichnamige Bluetooth Profil siehe Bluetooth Profile Das Allgemeine Zoll und Handelsabkommen englisch General Agreement on Tariffs and Trade GATT wurde am 30 Oktober 1947 abgeschlossen als der Plan fur eine Internationale Handelsorganisation ITO nicht verwirklicht werden konnte Das Abkommen trat am 1 Januar 1948 in Kraft Das GATT von 1947 begrundete keine Internationale Organisation sondern war ein volkerrechtlicher Vertrag weshalb seine 23 Grundungsmitglieder Australien Belgien Brasilien Burma Kanada Ceylon Chile Republik China Kuba Frankreich Indien Libanon Luxemburg Neuseeland Niederlande Norwegen Pakistan Sudrhodesien Sudafrikanische Union Syrien Tschechoslowakei Vereinigtes Konigreich sowie die USA auch als Vertragsparteien und nicht als Mitgliedsstaaten bezeichnet wurden Die Bundesrepublik Deutschland trat am 1 Oktober 1951 diesem Vertragssystem bei 1 Osterreich gehort dem GATT seit 19 Oktober 1951 an Die Schweiz trat 1966 als Vollmitglied bei 2 wobei sie erklarte dass das Zollgebiet der Schweiz das Gebiet des Furstentums Liechtenstein wegen der Zollunion mit der Schweiz einschliesst solange der Zollanschlussvertrag in Kraft steht 3 1994 trat Liechtenstein als eigenstandiges Mitglied bei 4 Alle Mitglieder der Welthandelsorganisation WTO sind auch Vertragspartner des GATT Sitz des GATT Sekretariats war bis zu seiner Ablosung durch die WTO 1995 Genf Die WTO als Dachorganisation des GATT hat auch heute noch ihren Hauptsitz dort Es stellt eine internationale Vereinbarung uber den Welthandel dar Bis 1994 wurden in acht Verhandlungsrunden Zolle und andere Handelshemmnisse Schritt fur Schritt abgebaut Durch das GATT ist im Verlauf der Geschichte der Grundstein zur Grundung der Welthandelsorganisation WTO 1995 gelegt worden in die es heute noch eingegliedert ist Damals gehorten dem Abkommen 123 gleichberechtigte Mitgliedslander an Zur Unterscheidung zwischen dem ursprunglichen und dem heutigen Ubereinkommen im Rahmen der WTO wird in der Regel die Jahreszahl 1947 GATT 1947 bzw 1994 GATT 1994 hinzugefugt 5 6 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Aufgabenbereiche 2 1 Grundsatze der Gleichbehandlung Antidiskriminierung 2 1 1 Ausnahmen 3 Verhandlungsrunden 3 1 Die Tokio Runde 3 2 Die Uruguay Runde 4 Doha Runde 5 Ergebnisse 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenDer Beginn des GATT liegt 1944 in den USA als die Bretton Woods Konferenz stattfand an der 44 Staaten teilnahmen Diese ist fur die Einrichtung eines festen Wechselkurssystems verantwortlich grundete den Internationalen Wahrungsfonds IWF sowie die Weltbank In einem Punkt jedoch konnte keine Einigung erzielt werden Bei der Grundung einer Welthandelsorganisation Stattdessen entwickelte die Bretton Woods Konferenz ein Vertragswerk das 1948 in Kraft trat Das Allgemeine Zoll und Handelsabkommen GATT 5 6 Die administrative Leitung unterlag dem GATT Sekretariat und dessen Vorsitzendem dem Generaldirektor des GATT welches u a die Welthandelsrunden organisierte Aufgabenbereiche BearbeitenDurch das GATT wurde festgelegt dass Zolle Abgaben und andere Hemmnisse im internationalen Handel abgebaut werden mussen Dadurch sollten Welthandel und Weltwirtschaft gefordert werden Hieraus resultierten zwei Prinzipien Erstens die Meistbegunstigungsklausel Prinzip der Gleichbehandlung bei der allen Handelspartnern eines Landes gleiche Zollvergunstigungen gewahrt werden Zweitens das Verbot der Diskriminierung bei dem erlassene Ausnahmen vom Verbot mengenmassiger Beschrankungen fur alle gelten Des Weiteren sollte durch das GATT ein Prozess zur Losung von internationalen Handelskonflikten etabliert werden Die Massnahmen konzentrierten sich vornehmlich auf den Guterhandel Ausnahmen von den GATT Prinzipien sind auch moglich wie zum Beispiel vom Meistbegunstigungsprinzip innerhalb einer Zollunion oder Freihandelszone wie etwa der Europaischen Union Auch Nachbarlandern und Entwicklungslandern konnen besondere Handelspraferenzen eingeraumt werden Grundsatze der Gleichbehandlung Antidiskriminierung Bearbeiten Benachteiligungen beim Handel sollen im Wesentlichen durch drei Prinzipien verhindert werden Nach dem Meistbegunstigungsprinzip in Art I GATT mussen Handelsvorteile die einem Vertragspartner gewahrt werden auch fur alle anderen Vertragspartner gelten Im Widerspruch zum Meistbegunstigungsprinzip steht das Prinzip der Reziprozitat Gegenseitigkeit das auch in einigen Regeln verankert ist Nach dem Prinzip der Inlanderbehandlung in Art III GATT mussen auslandische und inlandische Anbieter grundsatzlich gleich behandelt werden Nach dem Kontingentverbot sind mengenmassige Beschrankungen bei Importen oder Exporten grundsatzlich nicht zulassig Ausnahmen Bearbeiten Art XIV erlaubt Ausnahmen vom Meistbegunstigungsprinzip Art XII erlaubt Beschrankungen zum Schutz der Zahlungsbilanz Art XIX erlaubt Notstandsmassnahmen bei der Einfuhr bestimmter Waren um zu verhindern dass inlandischen Erzeugern ernsthafter Schaden zugefugt wird Diese Ausnahme wurde unter GATT 1947 haufig angewandt ist in GATT 1994 jedoch durch ein zusatzliches Ubereinkommen starker reglementiert Art XXV 5 erlaubt unter aussergewohnlichen nicht vorgesehenen Umstanden dass eine Vertragspartei von einer Verpflichtung befreit wird Uber eine solche Ausnahme entscheiden die Vertragsparteien mit Zweidrittelmehrheit Art XX regelt allgemeine Ausnahmen Unter dem Vorbehalt dass es nicht willkurlich stattfindet oder zu einer verschleierten Beschrankung des internationalen Handels fuhrt durfen die Vertragsparteien unter anderem folgende Massnahmen durchfuhren Massnahmen zum Schutz des Lebens und der Gesundheit von Menschen Tieren und Pflanzen Massnahmen hinsichtlich der in Strafvollzug hergestellten Waren Massnahmen zum Schutz nationalen Kulturgutes von kunstlerischem geschichtlichem oder archaologischem Wert Und unter bestimmten Bedingungen Massnahmen zur Erhaltung erschopflicher Naturschatze Massnahmen zur Durchfuhrung von Verpflichtungen im Rahmen eines zwischenstaatlichen Grundstoffabkommens Massnahmen die Beschrankungen der Ausfuhr inlandischer Rohstoffe zur Folge haben Art XXIV regelt Ausnahmen von Freihandelszonen und Zollunionen 7 8 Verhandlungsrunden Bearbeiten Hauptartikel Welthandelsrunde Von 1948 bis 1994 wurden durch das GATT die Regeln fur einen Grossteil des Welthandels festgelegt In dieser Zeit gab es acht mehrjahrige Verhandlungsrunden u a in Frankreich Grossbritannien Belgien und Marokko Diese kontinentubergreifenden Treffen nahmen 1948 in Havanna Kuba ihren Anfang Es stellte sich heraus dass GATT das einzige multilaterale Instrument war um den internationalen Handel kontrollieren zu konnen In den Anfangsjahren konzentrierten sich die Handelsrunden auf Senkung der Zolle Die sogenannte Kennedy Runde 1964 1967 ergab ein Anti Dumping Abkommen zur Vermeidung von Preisverfall und eine Lektion zur Entwicklung In den 70ern stellte die Tokio Runde den ersten bedeutenden Versuch dar sich internationalen Handelsbarrieren zu widersetzen Als letzte und umfangreichste Verhandlungsrunde fuhrte die Uruguay Runde 1986 1994 zur Grundung der WTO und einem neuen Katalog von Vereinbarungen 7 8 Die Tokio Runde Bearbeiten Hauptartikel Tokio Runde Die Tokio Runde 1973 1979 stellte einen ersten Versuch dar das internationale Handelssystem zu reformieren Es wurden Bemuhungen fortgesetzt die Handelszolle weiter zu senken Ein Resultat war die durchschnittliche Senkung der Zollgebuhren fur industriell gefertigte Produkte auf rund 4 7 Dies geschah nach dem Prinzip der Verhaltnismassigkeit je hoher der Zoll umso hoher die Kurzung In anderen Verhandlungsschwerpunkten traten Unstimmigkeiten zwischen den Teilnehmern auf Ein Streitpunkt war die Reformierung des landwirtschaftlichen Handels Dennoch einigte man sich uber eine Reihe von Abkommen die zollfreie Staatsgrenzen betrafen In vielen Fallen unterzeichnete nur eine geringe Zahl von GATT Mitgliedern diese Vereinbarungen inoffiziell deshalb als Codes bezeichnet Mehrere Codes wurden in der Uruguay Runde uberarbeitet und in multilaterale Verpflichtungen umgewandelt 7 8 Die Uruguay Runde Bearbeiten Hauptartikel Uruguay Runde Der Grundstein zur Uruguay Runde wurde im November 1982 auf einem Treffen der Abgesandten in Genf gelegt Das verabschiedete Arbeitsprogramm wurde zur Basis der in Uruguay verhandelten Agenda Im September 1986 begannen in Punta del Este Uruguay die Verhandlungen Sie beinhalteten ausstehende handelspolitische Probleme Das Handelssystem wurde auf mehrere neue Bereiche ausgedehnt um den Handel in den sensiblen Bereichen Landwirtschaft und Textilindustrie zu verbessern Neben diesen Punkten wurden alle ursprunglichen GATT Texte besprochen Dieser bis dahin grosste Verhandlungsauftrag sollte uber einen Zeitraum von vier Jahren vervollstandigt werden Nach der Halfte der Zeit fand ein Treffen der Beauftragten in Montreal Kanada 1988 statt um die Fortschritte des Auftrages zu bewerten In diesen Gesprachen konnte jedoch keine Einigung erzielt werden Aus diesem Grund fand im folgenden April ein erneutes Treffen der Offiziellen in Genf statt Am Ende der Verhandlungen stand ein Paket von Beschlussen fest Um die Entwicklungslander zu fordern wurden Zugestandnisse in der Markttransparenz fur tropische Produkte gemacht Zur schnellen Beseitigung von Streitigkeiten unter den Handelspartnern wurden ein Konfliktsystem sowie ein Prufmechanismus fur die Handelspolitik eingefuhrt In landwirtschaftlichen Fragen wurden dagegen kaum Ergebnisse erzielt und man beschloss die Gesprache spater fortzusetzen Letztendlich entstand ein erster Entwurf der endgultigen rechtlichen Ubereinkunft der Final Act Dieser wurde von dem spateren Generaldirektor des GATT Arthur Dunkel ubersetzt und im Dezember 1991 in Genf vorgelegt Der Text erfullte alle Aspekte der Uruguay Runde mit einer Ausnahme Die Liste der Verpflichtungen zum Beschneiden der Importsteuern und Offnung ihrer Dienstleistungsmarkte siehe auch GATS engl General Agreement on Trade in Services Der Entwurf wurde zur Basis fur den endgultigen Beschluss Im Juli 1993 gaben die USA Japan die EU und Kanada bekannt dass wichtige Fortschritte in den Zollverhandlungen ahnlicher Bereiche Marktzugang erzielt wurden Es dauerte bis zum 15 Dezember 1993 bis jedes Problem gelost wurde und die Verhandlungen uber den Marktzugang von Gutern und Dienstleistungen endeten Das Abkommen wurde am 15 April 1994 in Marrakesch Marokko von den Abgeordneten der 123 teilnehmenden Staaten unterzeichnet 7 8 Doha Runde Bearbeiten Hauptartikel Doha Runde Als Doha Runde wird ein Paket von Auftragen bezeichnet die die Wirtschafts und Handelsminister der WTO Mitgliedstaaten 2001 auf ihrer vierten Konferenz in Doha bearbeiten und bis 2005 abschliessen sollten Nach etlichen Verhandlungsrunden gilt die Doha Runde seit 2016 als gescheitert 9 Ergebnisse BearbeitenDie im Allgemeinen Zoll und Handelsabkommen beschlossenen Aktionen stellten lediglich ein Provisorium dar Dennoch konnte 47 Jahre lang die Liberalisierung des Welthandels gefordert und gesichert werden Die fortwahrende Minimierung der Zolle regte zwischen den 50er und 60er Jahren sehr hohe Wachstumsraten des Welthandels an Infolgedessen konnte ein durchschnittliches Wachstum von 8 pro Jahr erreicht werden Wahrend der GATT Ara uberstieg das Handelswachstum durch die Handelsliberalisierung das Produktionswachstum Die Stabilitat dieses Handelssystems verursachte einen Anstieg der Mitgliederzahl seit der Uruguay Runde Die Reformen bewirkten eine nachhaltige Verbesserung und Entwicklung der internationalen Wirtschafts und Handelsbeziehungen Fur die Grundung der WTO wurden die Errungenschaften der GATT Verhandlungen als Dachvertrag genutzt und bestehen noch heute Die GATT Regelungen setzen sich aus den ursprunglichen Vertragen von 1947 GATT 1947 den aktualisierten Satzungen der Uruguay Runde und den abschliessenden Anderungen von 1994 GATT 1994 Marrakesch zusammen Heutzutage kontrolliert die WTO den internationalen Guterhandel 7 8 Literatur BearbeitenGATT 1994 and 1947 Geneva World Trade Organization 52 Aufl 1999 ISBN 92 870 1165 6 Wimmer Muller Wirtschaftsrecht International Europaisch National 1 Auflage 2007 Springer Wien New York ISBN 3 211 34037 8 Christiane A Flemisch Umfang der Berechtigungen und Verpflichtungen aus volkerrechtlichen Vertragen Die Frage der unmittelbaren Anwendbarkeit dargestellt am Beispiel des WTO Ubereinkommens Peter Lang Verlag Frankfurt am Main Berlin Bruxelles New York Oxford Wien 2002 ISBN 3 631 39689 9 Johann Wagner Direkte Steuern und Welthandelsrecht Das Verbot ertragsteuerlicher Exportsubventionen im Recht der WTO Nomos Baden Baden 2006 ISBN 3 8329 1804 3 Weblinks BearbeitenGATT 1947 englisch GATT 1994 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Bekanntmachung uber den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Protokolls von Torquay und des Allgemeinen Zoll und Handelsabkommens GATT vom 5 Oktober 1951 BGBl II S 200 Olivier Longchamp Organisation mondiale du commerce OMC In Historisches Lexikon der Schweiz Protokoll vom 1 April 1966 uber den Beitritt der Schweiz zum Allgemeinen Zoll und Handelsabkommen In AS 1966 964 ff Abgerufen am 8 September 2023 LGBl 1997 Nr 107 Abgerufen am 8 September 2023 a b Welthandelssystem Das Allgemeine Zoll und Handelsabkommen GATT Prinzipien des GATT Nicht mehr online verfugbar BMZ 7 August 2010 archiviert vom Original am 3 Februar 2016 abgerufen am 20 Oktober 2010 a b Welthandelsorganisation und allgemeines Zoll und Handelsabkommen BMZ 29 Dezember 2009 abgerufen am 20 Oktober 2010 a b c d e Understanding the WTO The GATT years from Havana to Marrakesh WTO abgerufen am 20 Oktober 2010 a b c d e Understanding the WTO The Uruguay Round WTO abgerufen am 20 Oktober 2010 BDI Die Doha Runde Memento vom 26 Juli 2018 im Internet Archive Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten WelthandelsorganisationOrgane WTO Ministerkonferenz Allgemeiner Rat Dispute Settlement Body Trade Policy Review Body Rat fur den Handel mit Waren Rat fur den Handel mit Dienstleistungen Council for Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights Trade Negotiations Committee Generaldirektor Sekretariat Appellate Body Sekretariat KomiteesGerichtsinstitutionen WTO Appellate Body WTO Panel nbsp Veranstaltungen Welthandelsrunde Aid for Trade WTO Public Forum Trade for Peace Abkommen Aktive Abkommen Marrakesch Abkommen GATT 1994 Agreement on Agriculture SPS Agreement Agreement on Technical Barriers to Trade Agreement on Trade Related Investment Measures Artikel VI Abkommen Artikel VII Abkommen Agreement on Preshipment Origin Agreement on Rules for Origin Agreement on Import Licensing Procedures SCM Agreement Agreement on Safeguards Agreement on Trade Facilitation GATS TRIPS Dispute Settlement Understanding Trade Policy Review Mechanism Noch nicht in Kraft getretene Abkommen Ubereinkommen uber Fischereisubventionen Ehemalige Abkommen Welttextilabkommen Codes Ubereinkommen uber den Handel mit Zivilluftfahrzeugen Ubereinkommen uber das offentliche Beschaffungswesen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeines Zoll und Handelsabkommen amp oldid 237133159