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Die Nagetiere Rodentia sind eine Ordnung der Saugetiere Mammalia Mit etwa 2500 1 bis 2600 2 Arten stellen sie rund 40 aller Saugetierspezies und sind somit die bei weitem artenreichste Ordnung dieser Gruppe 1 Zugleich sind sie die Gruppe mit den meisten Neubeschreibungen innerhalb der Saugetiere zwischen 2000 und 2017 wurden mindestens 248 Arten innerhalb der Ordnung neu beschrieben oder neu etabliert 2 NagetiereWaldmaus Apodemus sylvaticus Systematikohne Rang Synapsiden Synapsida Klasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung Euarchontogliresohne Rang GliresOrdnung NagetiereWissenschaftlicher NameRodentiaBowdich 1821UnterordnungenHornchenverwandte Sciuromorpha Biberverwandte Castorimorpha Mauseverwandte Myomorpha Dornschwanzhornchenverwandte Anumaluromorpha Stachelschweinverwandte Hystricomorpha Sie sind nahezu weltweit verbreitet und haben eine Vielzahl von verschiedenen Lebensraumen besiedelt Nur sehr wenige Nagetiere sind als Kulturfolger oder Heimtiere verbreitet jedoch pragen diese das Bild der gesamten Gruppe Viele Arten sind hingegen kaum erforscht und haben ein sehr eingeschranktes Verbreitungsgebiet Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau 1 1 Ausserer Korperbau 1 2 Schadel 1 3 Gebiss 1 3 1 Nagezahne 1 3 2 Backenzahne 1 4 Skelett 1 5 Innere Anatomie 1 6 Vielfalt im Korperbau 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Sozialverhalten und Aktivitatszeiten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung und Entwicklung 3 4 Feinde und Lebenserwartung 4 Systematik und Stammesgeschichte 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 4 3 Traditionelle Klassifizierungsmerkmale 4 4 Geschichte der Systematik 4 5 Stammesgeschichte 5 Nagetiere und Menschen 5 1 Nagetiere als Nutztiere 5 2 Nagetiere als Heimtiere 5 3 Nagetiere als Schadlinge und Gefahr fur den Menschen 5 4 Bedrohung 5 5 Nagetiere in der Kultur 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKorperbau BearbeitenDie Mehrzahl der Nagetiere ist kurzbeinig quadruped sich auf allen vieren fortbewegend und relativ klein Wichtigstes gemeinsames Merkmal sind die jeweils zwei vergrosserten dauerwachsenden Nagezahne im Ober und Unterkiefer die nur auf der ausseren Seite von Schmelz umgeben sind Je nach Lebensraum und Lebensweise haben sich jedoch die unterschiedlichsten Formen gebildet Ausserer Korperbau Bearbeiten nbsp Schonhornchen zahlen zu den am auffalligsten gefarbten Nagetieren Die Grosse der Nagetiere variiert zwischen Zwergformen wie der Afrikanischen Zwergmaus Mus minutoides und der Eurasischen Zwergmaus Micromys minutus die oft weniger als funf Gramm wiegen und dem Capybara dem grossten lebenden Nagetier das eine Kopfrumpflange von 100 bis 130 Zentimetern und ein Gewicht von 50 bis 60 Kilogramm erreichen kann Andere grossgewachsene Nagetiere sind beispielsweise Biber Pakaranas und Pakas Die meisten Nagetiere sind jedoch etwa mause bis rattengross und erreichen Kopf Rumpflangen von etwa 8 bis 30 Zentimetern Nagetiere haben meist ein dichtes Fell aus Woll und Deckhaaren Nur der Schwanz ist bei manchen Arten nahezu unbehaart und es gibt nur eine einzige generell fast haarlose Art den Nacktmull Die Fellfarbung ist meist in unauffalligen tarnenden Farben gehalten oft grau oder braun bei Wustenbewohnern auch gelblich Allerdings kommen bei manchen tropischen Hornchen wie Schon oder Riesenhornchen auch bunte Fellfarben vor Die Mehrzahl der Nagetiere besitzt einen Schwanz lediglich bei einigen grossgewachsenen oder unterirdisch lebenden Arten ist er nur rudimentar ausgebildet und ausserlich nicht vorhanden Bei manchen baumbewohnenden Arten ist er zum Greifschwanz ausgebildet bei den Bibern zu einem abgeplatteten unbehaarten Steuerorgan Bei vielen Arten kann der Schwanz leicht abbrechen um so die Flucht vor Fressfeinden zu erleichtern in solchen Fallen wachst er zum Teil wieder nach An der Spitze der Schnauze haben Nagetiere eine meist kurze abgerundete Nase Der Nasenspiegel ist nur ansatzweise ausgebildet oder fehlt vollig Die Mundhohle ist durch eine enge Offnung in zwei Teile geteilt der vordere Teil enthalt die Schneidezahne der hintere die Backenzahne Die dazwischen liegende zahnfreie Lucke ermoglicht das Einziehen der Lippe Zudem setzt sich hinter den Schneidezahnen die behaarte Haut des Gesichts fort Inflexum pellitum Beides verhindert dass beim Nagen unverdauliche Fremdkorper in die Mundhohle gelangen Die Oberlippe ist haufig gespalten so dass die Schneidezahne auch bei geschlossenem Maul sichtbar sind Die Zunge ist kurz und kompakt mit einer stumpfen Spitze die niemals uber die Schneidezahne hinausragt Die zur Zungenspitze hin befindlichen Geschmackspapillen sind klein und fadenartig bei den Stachelschweinen auch teilweise vergrossert und hart An der Zungenwurzel gibt es bei den meisten Arten drei Wallpapillen Manche Arten haben grosse bis hinter die Ohren reichende mit Fell ausgekleidete Backentaschen die zum Reinigen ausgestulpt werden konnen Bei Hamstern befinden sich deren Offnungen in den Mundwinkeln bei Taschennagern an den Aussenseiten der Wangen Schadel Bearbeiten nbsp Der Schadel eines Riesenhornchens Deutlich zu sehen sind der vergrosserte Jochbogen der kraftige Unterkiefer die grossen Nagezahne die zahnfreie Lucke und die Backenzahne Der Schadel der Nagetiere ist wie bei kaum einer anderen Saugetiergruppe auf eine Starkung des Kauapparates ausgelegt Die Augenhohle ist hinten immer offen und nie von Knochen umgeben Der hinter der Augenhohle liegende Jochbeinfortsatz des Stirnbeins ist nur ansatzweise ausgebildet oder fehlt ganz Eine Ausnahme bilden die Hornchen bei denen dieser Fortsatz vorhanden ist Auch das Jochbein bildet selten einen entsprechenden Stirnbeinfortsatz aus so dass die Augenhohle mehr oder weniger vollstandig in die Schlafengrube ubergeht Das Tranenloch befindet sich immer im Augenhohlenrand Bei vielen Arten ist das Foramen infraorbitale sehr gross bei manchen so gross wie die Augenhohle und wird von einem Teil des Masseter durchzogen Der Jochbogen ist unterschiedlich entwickelt und setzt vor der Backenzahnreihe an nbsp Volumengrafik eines MausschadelsDas Nasenbein ist mit wenigen Ausnahmen gross und erstreckt sich weit nach vorn Es ist durch das grosse Zwischenkieferbein vollstandig vom Oberkiefer getrennt Die Schneidezahnlocher des Gaumens sind klein und deutlich ausgepragt Das Gaumenbein ist kurz bei den Sandgrabern sogar kurzer als ein Backenzahn Zwischen Schneide und Backenzahnen befindet sich eine grosse zahnfreie Lucke Der Hirnschadel ist im Vergleich zum Gesichtsschadel klein Das Scheitelbein ist klein das Zwischenscheitelbein dagegen gewohnlich deutlich ausgepragt Die das Mittelohr umgebende Bulla tympanica ist immer vorhanden und grundsatzlich gross Bei Renn und Springmausen bildet die zusatzliche Bulla mastoidea grosse halbkugelformige Schwellungen an der Ruckseite des Schadels Bei diesen Tieren ist der Gehorgang rohrenformig ausgebildet und verlauft nach oben und hinten Der Korper des Unterkiefers ist vorne verengt und abgerundet und tragt die unteren Schneidezahne Der Muskelfortsatz ist klein das kantige untere Hinterteil des Unterkiefers gross und ausgepragt Der Gelenkkopf und die dazugehorige Gelenkhohle des Kiefergelenks sind nach hinten verlangert Die Anordnung des Jochbeins und die Form des Unterkiefers sind Merkmale zur Klassifizierung der Familien Gebiss Bearbeiten Das relativ einheitliche Gebiss der Nagetiere ist trotz der Vielfalt in Korperbau und Lebensweise ihr deutlichstes morphologisches Kennzeichen Ursprunglich besassen Nagetiere 22 Zahne vier Schneidezahne sechs vordere Backenzahne davon vier im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer und zwolf hintere Backenzahne Wahrend die Anzahl der Schneidezahne immer gleich blieb hat sich in vielen Gruppen die Anzahl der Backenzahne verringert Eckzahne waren nie vorhanden und zwischen Schneide und Backenzahnen befindet sich eine grosse zahnfreie Lucke Diastema Nagezahne Bearbeiten nbsp Gefurchte Nagezahne eines CapybarasDie als Nagezahne bezeichneten vier vergrosserten Schneidezahne sind das charakteristischste Merkmal der Nagetiere Schon bei den ersten bekannten Nagetieren waren diese auf je ein Paar in Ober und Unterkiefer reduziert Die Nagezahne sind wurzellos oder besitzen kleine offene Zahnwurzeln haben eine zum Zahnfach hin offene Zahnhohle und wachsen ein Leben lang nach Durch den Abrieb an den gegenuberliegenden Zahnen bleiben sie in einer gewissen Langenkonstanz Die Wachstumsrate der Nagezahne schwankt zwischen zwei und drei Millimetern pro Woche bei nichtgrabenden Arten und funf Millimetern bei den mit den Nagezahnen grabenden Taschenratten Bei Winterschlaf haltenden Tieren wachsen sie mit verminderter Geschwindigkeit weiter Die vorderen 30 bis 60 der Nagezahne sind mit Zahnschmelz bedeckt so dass bei der schnelleren Abnutzung der weicheren Bestandteile dahinter eine scharfe meisselformige Kante stehen bleibt Die Nagezahne sind regelmassig gekrummt die des Oberkiefers mehr als die des Unterkiefers Bei fehlender Abnutzung wachsen die Nagezahne immer weiter und konnen einen Teil des Schadels durchstossen Die unteren Nagezahne wachsen dabei nach vorn und oben aus der Mundhohle heraus und werden vollstandig unbenutzbar Die oberen Nagezahne dagegen krummen sich um sich selbst und konnen spiralformig aus der Mundhohle herauswachsen oder nach Austritt aus der Mundhohle Unter und Oberkiefer von unten nach oben durchstossen und die Schnauze damit verschliessen Diese Entwicklung endet todlich wurde von wildlebenden Nagetieren jedoch schon langere Zeit uberlebt Die Nagezahne konnen zu verschiedensten Zwecken verwendet werden dienen meist jedoch dem Aufbrechen hartschaliger Nahrung Die sudamerikanischen Fischratten deren Nagezahne zugespitzt sind verwenden sie zum Erlegen ihrer Beute und einige unterirdisch lebende Gruppen wie die Taschenratten und die Sandgraber zum Graben Bei diesen Arten wachsen die Lippen nach innen und trennen so die Nagezahne von der Mundhohle Das bewirkt dass bei der Nagetatigkeit keine Partikel nach hinten gelangen konnen Die Kraft und Scharfe der Nagezahne kommt unter anderem darin zum Ausdruck dass Biber einen Baum mit zwolf Zentimetern Durchmesser in einer halben Stunde fallen konnen und von manchen Arten berichtet wird dass sie mit ihren Zahnen sogar Konservendosen aufbrechen konnen Backenzahne Bearbeiten Von den vorderen Backenzahnen Pramolaren ist bei vielen Familien einer pro Quadrant vorhanden nur wenige Hornchen und Sandgraber haben zwei Bei den Mauseartigen sind hingegen nie Pramolaren ausgebildet Bei den meisten Arten sind pro Quadrant drei hintere Backenzahne Molaren vorhanden Einige wenige Arten der Mauseartigen haben nur zwei die Shaw Mayer Maus Mayermys germani aus Neuguinea nur einen Molar pro Kieferhalfte insgesamt also nur acht Zahne und somit die wenigsten aller Nagetiere Die Gesamtzahl der Zahne liegt bei den Nagetieren nie uber 22 mit Ausnahme des Silbergrauen Erdbohrers Heliophobius argenteocinereus einer Sandgraberart die aufgrund einer sekundaren Zahnvermehrung 28 Zahne besitzt Die Backenzahne haben im Gegensatz zu den Nagezahnen bei vielen Arten ein begrenztes Wachstum Bei einigen Gruppen jedoch beispielsweise den Stummelschwanzhornchen Taschenratten Springhasen Chinchillas und Meerschweinchen sind auch die Backenzahne wurzellos und wachsen somit zeitlebens Ein Zahnwechsel findet bei den Nagezahnen meist nicht statt Monophyodontie lediglich manche Meerschweinchenartige Cavioidea besitzen hier Milchzahne die allerdings schon vor der Geburt durch die bleibenden ersetzt werden Skelett Bearbeiten nbsp Komplettes Skelett des RiesenhornchensDas Skelett der Nagetiere ist ublicherweise das eines vierfussigen sich laufend fortbewegenden Saugetiers mit gedrungenem Korperbau kurzen Vorderbeinen etwas langeren Hinterbeinen Sohlengang und langem Schwanz In Anpassung an verschiedenste Lebensraume haben sich jedoch auch andere Formen entwickelt Die Wirbelsaule besteht gewohnlich aus sieben Halswirbeln dreizehn Brustwirbeln sechs Lendenwirbeln drei bis vier Kreuzwirbeln und einer unterschiedlichen Anzahl von Schwanzwirbeln Die Form der Wirbel ist unterschiedlich Bei sich rennend oder springend fortbewegenden Arten sind die beiden Querfortsatze der Lendenwirbel gewohnlich sehr lang Die Lange der Schwanzwirbelsaule schwankt zwischen sehr kurz und uber korperlang Die Gliedmassen sind je nach Lebensweise unterschiedlich entwickelt Das Schulterblatt ist ublicherweise schmal und besitzt ein langes Acromion Ein Schlusselbein ist bei den meisten Arten vorhanden bei einigen jedoch unvollstandig entwickelt oder es fehlt ganz Das Becken besitzt grosse Sitz und Schambeine mit einer langen und gewohnlich knochernen Schambeinfuge Die Vorderbeine weisen eine ausgepragte Trennung zwischen Elle und Speiche auf Die Vorderpfoten besitzen meist funf Zehen mit normal entwickelten Zehenknochen Die Grosszehe ist allerdings bei einigen Arten zuruckgebildet oder fehlt ganz und kann den anderen Zehen nicht oder kaum gegenubergestellt werden Die Hinterbeine besitzen einen in der Form betrachtlich schwankenden Oberschenkelknochen der jedoch am Gelenkkopf gewohnlich drei Rollhugel aufweist Schienbein und Wadenbein sind bei sich springend fortbewegenden Arten miteinander verwachsen Dies sorgt fur eine grossere Stabilitat des oberen Sprunggelenks Das Wadenbein bildet kein Gelenk mit dem Fersenbein Bei den Springmausen weisen die Hinterpfoten stark verlangerte Mittelfussknochen auf bei manchen Arten sind diese auch miteinander verwachsen Die Anzahl der Zehen an den Hinterpfoten schwankt zwischen drei und funf Innere Anatomie Bearbeiten Die Kiefer sind mit einer ausgesprochen starken Kaumuskulatur versehen deren Anordnung auch eine wichtige Rolle bei der Klassifizierung dieser Tiere spielt Der Masseter ist gross und bringt die Hauptkraft beim Nagen auf Er ist dreigeteilt und erstreckt sich von der Unterseite des Jochbogens vorne bis zur Aussenseite des senkrechten Teils des Unterkieferastes hinten Dadurch zieht er den Unterkiefer nicht nur nach oben sondern auch nach vorne und sorgt somit fur die Nagebewegung Der Schlafenmuskel ist im Vergleich zum Masseter vergleichsweise klein Der zweibauchige Musculus digastricus besitzt eine klar abgegrenzte mittige Zwischensehne Bei vielen Arten sind die beiden vorderen Bauche des Muskels zwischen den beiden Unterkieferasten vereint nbsp Bergmeerschweinchen praktizieren wie alle Meerschweinchen Caecotrophie Der Verdauungstrakt der Nagetiere ist auf eine pflanzliche Nahrung ausgerichtet ungeachtet der Tatsache dass es auch einige alles oder vorwiegend fleischfressende Arten gibt Sie sind Enddarmfermentierer das heisst sie konnen in ihrem Blinddarm Caecum mittels symbiotischer Bakterien auch Zellulose aufschliessen Der Grimmdarm Colon ist zu diesem Zweck modifiziert und weist oft komplexe Falten auf Viele Arten praktizieren Caecotrophie das heisst sie scheiden vorverdaute Darminhalte Caecotrophe aus und nehmen sie erneut auf um sie der endgultigen Verdauung zuzufuhren Der Magen ist bei den meisten Arten einkammerig und einfach gebaut einige Wuhlmause wie die Lemminge haben ahnlich den Wiederkauern einen drusenlosen Magenabschnitt in dem ebenfalls eine Vorverdauung stattfindet Das Urogenitalsystem entspricht in weiten Zugen dem der ubrigen Hoheren Saugetiere Die Geschlechtsorgane sind sehr unterschiedlich gebaut In den Penis ist meist ein Penisknochen Baculum eingelagert die Hoden konnen entweder in der Bauchhohle oder ausserhalb liegen bei einigen Arten kommt es zu einem saisonalen Hodenabstieg Die Weibchen haben stets eine paarige Gebarmutter Uterus duplex Das Gehirn ist klein und die meist glatten lissenzephalen Hemispharen des Grosshirns erstrecken sich nicht weit nach hinten und ragen somit nicht uber das Kleinhirn hinaus Vielfalt im Korperbau Bearbeiten nbsp Die Gleithornchen konnen mittels ihrer Flugmembran Gleitfluge durchfuhren Als Anpassung an verschiedenste Habitate und die Realisierung unterschiedlicher okologischer Nischen haben die Nagetiere eine bemerkenswerte Vielfalt in ihrem Korperbau entwickelt Zwei Gruppen die Gleithornchen und die Dornschwanzhornchen haben unabhangig voneinander eine Gleitmembran zwischen den Gliedmassen ausgebildet mit deren Hilfe sie Segelfluge zwischen Baumen unternehmen konnen Einige Nagetiere haben sich mit einem plumpen walzenformigen Korper kurzen Gliedmassen verkleinerten oder ruckgebildeten Augen und teilweise vergrosserten Grabhanden an eine unterirdisch grabende Lebensweise angepasst Dazu zahlen unter anderem die Taschenratten die Blindmause und mulle aus der Gruppe der Spalacidae die Kammratten und die Sandgraber Bei einigen Arten kam es zu einer Verlangerung der Hinterbeine und damit zu einer hupfenden Fortbewegungsweise wie etwa bei den Kangururatten den Springmausen und dem Springhasen Die Agutis und die Pampashasen Amerikas entwickelten verlangerte Gliedmassen mit hufahnlichen Zehen und bilden gewissermassen das okologische Aquivalent kleiner Paarhufer und Hasen Zahlreiche Arten haben sich unabhangig voneinander mittels stromlinienformigem Korper wasserabweisendem Fell und teilweise Schwimmhauten zwischen den Zehen und Ruderschwanz an eine aquatische im Wasser stattfindende Lebensweise angepasst Beispiele hierfur sind die Biber die Bisamratte die Biberratte oder Nutria die sudamerikanischen Fischratten oder die australischen Schwimmratten Zur Abwehr von Fressfeinden haben mehrere Nagergruppen wie etwa Stachelschweine Baumstachler oder teilweise die Stachelratten ein stacheliges Fell Ein Gutteil der Arten schliesslich ist in seinem gedrungenen Korperbau mit den eher kurzen Beinen und dem kurzen Hals den Ratten oder Mausen ahnlich dazu zahlen viele Mauseartige die Bilche und andere Gruppen Im Miozan lebte mit Ceratogaulus der einzige gehornte Vertreter der Nagetiere Die Funktion der Horner ist ungeklart wobei Vermutungen geaussert wurden dass sie eine Rolle bei der Partnerwerbung der Verteidigung oder als weiteres Grabwerkzeug gespielt haben konnten Gegen eine Rolle bei der Partnerwahl spricht dass die Horner bei beiden Geschlechtern vorkamen Verbreitung Bearbeiten nbsp Wanderratten zahlen zu den Nagetieren die im Gefolge des Menschen eine weltweite Verbreitung erreicht haben Nagetiere haben eine nahezu weltweite Verbreitung erreicht sie fehlten ursprunglich lediglich in der Antarktis und auf abgelegenen Inseln etwa Neuseeland und den meisten pazifischen Inseln Sie sind neben den Fledertieren das einzige Taxon der Plazentatiere das ohne menschlichen Einfluss den australischen Kontinent besiedelt hat namlich in Gestalt einiger Altweltmause Murinae Obgleich es eine Reihe aquatischer im Wasser lebender Arten gibt haben die Nagetiere die Meere nicht als Lebensraum erobert Als Kulturfolger haben einige Arten etwa die Hausmaus die Haus oder die Wanderratte eine weltweite Verbreitung erreicht daher sind Nagetiere heute faktisch uberall zu finden wo es Menschen gibt Lebensweise BearbeitenNagetiere haben fast alle Lebensraume der Erde besiedelt man findet sie sowohl in Wusten als auch in tropischen Regenwaldern im Hochgebirge und in Polarregionen Auch aufgrund der vielfaltigen Habitate und der unterschiedlichsten Formen im Korperbau lassen sich uber die Lebensweise der Nagetiere nur sehr wenige verallgemeinernde Aussagen treffen Sozialverhalten und Aktivitatszeiten Bearbeiten nbsp Insbesondere in unterirdischen Bauen lebende Nagetiere wie das Alpenmurmeltier haben ein ausgepragtes Sozialverhalten entwickelt Die Aktivitatszeiten der Nagetiere sind je nach Art und Lebensraum unterschiedlich allerdings ist die Mehrzahl dammerungs oder nachtaktiv Bei einigen Gruppen beispielsweise den Hornchen finden sich jedoch vorwiegend tagaktive Tiere Manche Bewohner kalterer Regionen halten einen ausgepragten Winterschlaf bekannte Beispiele aus dem europaischen Raum sind Siebenschlafer und Murmeltiere andere wie etwa die Lemminge sind auch wahrend des Winters aktiv Manche Bewohner tropischer Regionen fallen im Gegenzug wahrend der heissen oder trockenen Jahreszeit in eine Hitze oder Trockenstarre z B Fettmause Auch im Hinblick auf das Sozialverhalten finden sich innerhalb der Nagetiere samtliche Formen von strikt einzelgangerischen Arten die ausserhalb der Paarungszeit jeden Kontakt zu Artgenossen meiden uber Arten die paarweise zusammenleben bis zu Arten die ein ausgepragtes Sozialsystem entwickelt haben Insbesondere die in grossen unterirdischen Bauen lebenden Nager wie beispielsweise Viscachas oder Prariehunde sind dafur bekannt Einzigartig unter den Saugetieren ist die eusoziale Lebensweise mancher Sandgraber wie des Nacktmulls oder der Graumulle Ahnlich wie bei manchen Insekten ist in einer Kolonie ein einziges Weibchen die Konigin fruchtbar und paart sich mit mehreren Mannchen wahrend die ubrigen Tiere als unfruchtbare Arbeiter die notwendigen Tatigkeiten zur Versorgung der Gruppe verrichten Ernahrung Bearbeiten nbsp Wie die meisten Nagetiere ernahren sich Agutis vorwiegend von Pflanzen Nagetiere sind uberwiegend jedoch nicht ausschliesslich Pflanzenfresser Je nach Art Lebensraum oder Jahreszeit werden alle Teile von Pflanzen konsumiert Graser Blatter Fruchte Samen und Nusse aber auch Zweige Rinde Wurzeln und Knollen Als einer der Hauptgrunde fur den evolutionaren Erfolg der Nagetiere gilt vermutlich die Tatsache dass sie wie kaum eine andere Saugetiergruppe Herbivorie mit geringer Korpergrosse verbinden die meisten anderen pflanzenfressenden Sauger sind deutlich grosser Es gibt zahlreiche rein herbivore Arten einige Arten sind jedoch zum Teil Allesfresser omnivor und nehmen zumindest als Beikost Insekten Wurmer und andere Wirbellose aber auch Vogeleier und kleine Wirbeltiere zu sich dazu zahlen unter anderem die Hornchen die Bilche einige Mauseartige oder die Sandgraber Es gibt jedoch auch einige wenige Arten die sich vorrangig oder fast ausschliesslich von Insekten und anderen Kleintieren ernahren Beispiele hierfur sind einige Gattungen der Neuweltmause wie etwa die Grashupfermause Onychomys benannt nach ihrer Hauptnahrung die Grabmause Oxymycterus oder die Gruppe der Fischratten Ichthyomyini die sich von Wasserinsekten Krebsen und Fischen ernahren Auch die Afrikanische Wasserratte und die australischen Schwimmratten Hydromyini die vorzugsweise Fische verzehren oder Vertreter der Deomyinae wie die Kongo Waldmaus oder die Burstenhaarmause die sich hauptsachlich von Insekten ernahren zahlen dazu Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Hamster haben die kurzeste Tragzeit aller Plazentatiere Die Nagetiere gehoren zu den Plazentatieren oder Hoheren Saugetieren Eutheria als solche ist ihre Fortpflanzung charakterisiert durch die Plazenta und den Trophoblast die aussere Zellschicht des fruhen Embryos der eine immunologische Barriere darstellt und ein im Vergleich zu den Beutelsaugern langeres Heranwachsen der Foten im Mutterleib ermoglicht Abgesehen davon lasst sich aber kaum etwas Allgemeines uber die Fortpflanzung dieser Tiergruppe feststellen Viele Arten etwa die Mauseverwandten sind durch eine ausgesprochen hohe Fertilitat gekennzeichnet r Strategie Das Weibchen kann mehrmals im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen die Trachtigkeitsdauer ist kurz und die Wurfgrosse hoch Die Neugeborenen sind Nesthocker oft unbehaart und hilflos wachsen aber sehr schnell und erreichen binnen Wochen oder Monaten die Geschlechtsreife So haben manche Hamsterarten mit nur 16 Tagen die kurzeste Tragzeit aller Plazentatiere und sind bereits mit sieben bis acht Wochen geschlechtsreif Vielzitzenmause haben bis zu 24 Zitzen und Nacktmulle konnen bis zu 27 Neugeborene pro Wurf austragen 3 Auf der anderen Seite gibt es auch eine Reihe von Gruppen bei denen es geradezu umgekehrt ist etwa bei den Meerschweinchenverwandten Deren Tragzeit ist vergleichsweise lang beispielsweise bis zu 280 Tage bei der Pakarana es gibt nur wenige Jungtiere pro Wurf und der Entwicklungsstand bei der Geburt ist recht hoch K Strategie Gerade der Nachwuchs grosserer Arten kommt mit vorhandenem Fell und geoffneten Augen zur Welt viele Jungtiere konnen schon nach wenigen Stunden laufen und sind kurze Zeit spater von der Mutter unabhangig Feinde und Lebenserwartung Bearbeiten nbsp Nagetiere haben zahlreiche Fressfeinde Nagetiere haben zahlreiche Fressfeinde und sind aufgrund ihrer Haufigkeit Nahrungsgrundlage vieler Beutegreifer Viele Saugetiere Vogel Reptilien und Amphibien aber auch Wirbellose wie etwa manche Vogelspinnen oder Fangschrecken machen Jagd auf sie Gerade die kleineren Vertreter verfugen kaum uber aktive Verteidigungsstrategien dafur vertrauen sie auf Vorsicht Tarnung Verbergen oder Flucht einigen Arten hilft auch ihr gut entwickeltes Sozialverhalten Krankheiten und Parasiten stellen weitere Bedrohungen fur Nagetiere dar Fur zahlreiche Arten bildet der Mensch die grosste Bedrohung Wahrend die gezielte Bejagung von als Schadlingen betrachteten Nagetieren oft nicht den gewunschten Erfolg bringt haben die Zerstorung des Lebensraumes und die Einschleppung von Neozoen zur Ausrottung einiger Arten gefuhrt etliche andere wurden bereits an den Rand des Aussterbens gedrangt Naheres siehe unten Die Lebenserwartung ist sehr variabel Auch ohne die Bedrohung durch die allgegenwartigen Fressfeinde erreichen viele Arten etwa Mauseartige nur ein Hochstalter von ein bis zwei Jahren Es gibt aber auch langerlebige Nagetiere Beim Gewohnlichen Stachelschwein ist ein Hochstalter von 27 Jahren bekannt den Altersrekord halt soweit bekannt ein Nacktmull mit geschatzten 28 Jahren 4 Systematik und Stammesgeschichte BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Nagetiere werden im Regelfall als Ordnung Rodentia mit den Hasenartigen Ordnung Lagomorpha ihrer vermutlichen Schwestergruppe als Glires zusammengefasst Die Glires werden innerhalb der Euarchontoglires den als Euarchonta zusammengefassten Ordnungen der Spitzhornchen Riesengleiter und Primaten gegenubergestellt Eine grafische Darstellung der moglichen Verwandtschaftsbeziehungen sieht wie folgt aus Euarchontoglires Euarchonta Spitzhornchen Scandentia N N Riesengleiter Dermoptera Primaten Primates Glires Hasenartige Lagomorpha Nagetiere Rodentia Die Verwandtschaft mit den Hasenartigen ist morphologisch gut begrundet und jene wurden schon 1735 in Carl von Linnes Systema Naturae als Untergruppe zu den Nagetieren Ordnung Glires gestellt Anfang des 20 Jahrhunderts aufgekommene Zweifel an dieser Verwandtschaft die sich auch in einer Aufspaltung in zwei Ordnungen spiegelten konnten durch neuere molekulargenetische Untersuchungen weitgehend ausgeraumt werden Demnach trennten sich Nagetiere und Hasenartige vermutlich in der mittleren Oberkreide Die Einordnung in die Euarchontoglires ist noch jung und wird bisher lediglich durch die Molekulargenetik gestutzt Sowohl die gemeinsame Abstammung als auch die Schwestergruppenverhaltnisse innerhalb der Euarchontoglires sind noch unsicher Einige Saugetiere werden aufgrund ausserer Ahnlichkeiten als Mause oder Ratten bezeichnet ohne dass sie zu den Nagetieren gehoren Dazu gehoren die Spitzmause aus der Ordnung der Insektenfresser die Beutelmause und Beutelratten aus der Gruppe der Beutelsauger und andere Auch die Fledermause sind keine Nagetiere Innere Systematik Bearbeiten nbsp Kladogramm der Nagetiere basierend auf einem Vergleich von Kern und Mitochondrien DNA 5 Die Nagetiere sind die bei weitem grosste Ordnung der Saugetiere Nachdem ihr Artenreichtum noch in der Mitte des 20 Jahrhunderts durch die unkritische Anwendung des biologischen Artbegriffs verschleiert wurde setzt sich die Anerkennung neuer Arten in jungerer Zeit stetig fort 1980 6 1591 Arten 1982 7 1719 Arten bzw etwa 41 2 Prozent aller Saugetiere 1986 8 1738 Arten 1993 9 2015 Arten bzw etwa 43 5 Prozent aller Saugetiere 2005 10 2277 Arten bzw etwa 42 0 Prozent aller Saugetiere und 481 GattungenDie hier vorgenommene Unterteilung der rezenten Nagetiere in funf Unterordnungen mit 34 Familien folgt weitgehend Carleton amp Musser 2005 11 Ordnung Nagetiere Rodentia nbsp Das Eurasische Eichhornchen ist ein Vertreter der Hornchen Unterordnung Hornchenverwandte Sciuromorpha Die Bilche oder Schlafer Gliridae sind ausserlich hornchen oder mausahnliche Tiere der Alten Welt dazu gehoren unter anderem der Siebenschlafer und die Haselmaus Uberfamilie Hornchenartige Sciuroidea Das Stummelschwanzhornchen Aplodontia rufa Aplodontiidae ist ein urtumlich wirkendes Nagetier des westlichen Nordamerikas Die Hornchen Sciuridae sind eine artenreiche vielgestaltige und nahezu weltweit verbreitete Gruppe Dazu gehoren beispielsweise Eichhornchen Gleithornchen Ziesel und Murmeltiere Unterordnung Biberverwandte Castorimorpha Die Biber Castoridae sind grosse aquatische Nager mit zwei Arten in Nordamerika und Eurasien Die Taschennager Geomyoidea sind nach ihren aussenliegenden Backentaschen benannt und leben in Nord und Mittelamerika Die Taschenratten Geomyidae sind maulwurfahnliche grabend lebende Nager Die Taschenmause Heteromyidae umfassen neben einigen mauseartigen Arten auch die springmausahnlichen Kangurumause und Kangururatten nbsp Taschenratten leben grabend unter der Erde Unterordnung Dornschwanzhornchenverwandte Anomaluromorpha Die Springhasen Pedetes Pedetidae sind zwei Arten von kanguruahnlichen Nagern aus Afrika Die Dornschwanzhornchen Anomaluridae sind ebenso in Afrika beheimatet Sie besitzen eine Flughaut Der Dornschwanzbilch Zenkerella insignis ist ein lebendes Fossil Unterordnung Mauseverwandte Myomorpha Die Springmause Dipodidae Hupf Zapodidae und Birkenmause Sminthidae sind durch verlangerte Hinterbeine gekennzeichnet und kommen in der Alten Welt und Nordamerika vor Uberfamilie Mauseartige Muroidea Die Stachelbilche Platacanthomyidae leben im tropischen Asien und ahneln ausserlich den Bilchen Die Spalacidae bestehend aus Blindmausen und mullen sowie Wurzel und Maulwurfsratten sind vorwiegend unterirdisch lebende Tiere Eumuroida Die Maushamster Calomyscidae sind eine artenarme Gruppe hamsterahnlicher Tiere aus West und Zentralasien Die Nesomyidae sind mausahnliche Tiere aus Madagaskar Madagaskar Ratten und Afrika z B Baummause Die Wuhler Cricetidae fassen die Hamster Wuhlmause und Neuweltmause zusammen Die artenreiche Gruppe lebt in Amerika und Eurasien Die Langschwanzmause Muridae sind eine artenreiche ursprunglich in Eurasien Afrika und Australien verbreitete Gruppe Dazu gehoren Altweltmause wie Mause und Ratten aber auch Rennmause und andere Gruppen nbsp Die Rotelmaus ist ein Vertreter der Wuhlmause nbsp Stachelschweine sind eine von mehreren Gruppen die Stacheln entwickelt haben nbsp Die Pampashasen oder Maras zahlen zur Familie der Meerschweinchen nbsp Die Biberratte oder Nutria ist als Neozoon mittlerweile auch in Europa heimisch Unterordnung Stachelschweinverwandte Hystricomorpha Die Laotische Felsenratte Laonastes aenigmamus Diatomyidae incertae sedis wurde erst 2005 entdeckt Ihre Systematische Stellung ist noch unklar Kammfingerartige Ctenodactylomorphi Die Kammfinger oder Gundis Ctenodactylidae leben in trockenen Regionen Afrikas und haben eine gewisse Ahnlichkeit mit den Meerschweinchen Hystricognathi Die Stachelschweine Hystricidae sind durch lange Stacheln charakterisierte Tiere aus Eurasien und Afrika Teilordnung Phiomorpha Die Sandgraber Bathyergidae wie der Nacktmull sind unterirdisch grabende Tiere aus Afrika Uberfamilie Thryonomyoidea Die Felsenratte Petromus typicus Petromuridae bewohnt trockene Gebiete im sudlichen Afrika Die Rohrratten oder Grasnager Thryonomyidae sind grosse Nagetiere aus Afrika die auch wegen ihres Fleisches gezuchtet werden Die Meerschweinchenverwandten Teilordnung Caviomorpha leben auf dem amerikanischen Doppelkontinent Uberfamilie Baumstachlerartige Erethizontoidea Die Baumstachler Erethizontidae einschliesslich des Borstenbaumstachlers ahneln den altweltlichen Stachelschweinen sind aber vorwiegend Baumbewohner Uberfamilie Meerschweinchenartige Cavioidea Die Pakas Cuniculidae sind zwei Arten relativ grosser stammiger Waldbewohner Die Meerschweinchen Caviidae umfassen auch Pampashasen und das Capybara Agutis und Acouchis Dasyproctidae sind grosse eher langbeinige Tiere Uberfamilie Chinchillaartige Chinchilloidea Die Pakarana Dinomys branicki Dinomyidae ist ein grosses scheues Tier aus dem nordlichen Sudamerika Die Chinchillas Chinchillidae umfassen auch Hasenmause und Viscachas Uberfamilie Trugrattenartige Octodontoidea Die Chinchillaratten Abrocomidae bewohnen Gebirgsregionen in den Anden Ihr Fell ahnelt dem der Chinchillas Die Trugratten Octodontidae leben im sudlichen Sudamerika Dazu gehort der Degu Die Kammratten Ctenomyidae bilden eine Gruppe in unterirdischen Bauen lebender Nagetiere unbenanntes Taxon N N Die Stachelratten Echimyidae sind durch ihr meist borstiges oder stacheliges Fell charakterisiert und kommen auch auf den Westindischen Inseln vor Die Biberratte oder Nutria Myocastor coypus Myocastoridae ist als Gefangenschaftsfluchtling mittlerweile auch in Europa beheimatet Die Baumratten oder Hutias Capromyidae leben auf den Westindischen Inseln Viele Arten sind hochgradig gefahrdet oder bereits ausgestorben Die Riesenhutias Heptaxodontidae waren auf den Westindischen Inseln lebende zum Teil riesige Tiere die allesamt ausgestorben sind Ihre systematische Stellung ist noch unklar Die Nagetiere bilden aufgrund einiger abgeleiteter morphologischer Merkmale Synapomorphien und molekulargenetischer Ergebnisse eine gut begrundete Verwandtschaftsgruppe Eine grafische Darstellung der moglichen phylogenetischen Verwandtschaftsverhaltnisse nach Heritage und Kollegen 2016 12 sieht wie folgt aus Kladogramm der Nagetiere 12 Nagetiere Sciuromorpha Bilche Gliridae Sciuroidea Stummelschwanzhornchen Aplodontiidae Hornchen Sciuridae Stachelschweinverwandte Hystricomorpha Anomaluromorpha Springhasen Pedetidae Zenkerellidae Dornschwanzhornchen Anomaluridae Mauseverwandte Myomorpha Biberverwandte Biber Castoridae Taschennager Taschenratten Geomyidae Taschenmause Heteromyidae Innerhalb der Hornchenverwandten bilden Stummelschwanzhornchen und Hornchen eine seit langem gut belegte Verwandtschaftsgruppe Die vermutete Verwandtschaft mit den Bilchen hat in letzter Zeit vermehrt Unterstutzung erfahren Auch die Verwandtschaft der Biber und Taschennager miteinander und damit die Zusammenfassung als Biberverwandte ist inzwischen recht sicher Die Mauseverwandten bilden eine gut belegte Verwandtschaftsgruppe Die Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Stachelschweinverwandten sind inzwischen recht gut belegt Demnach bilden die Kammfinger die Schwestergruppe aller anderen Familien Auch die Phiomorpha und die Meerschweinchenverwandten erfahren als Verwandtschaftsgruppen gute Unterstutzung Lediglich das Schwestergruppenverhaltnis zwischen Phiomorpha Meerschweinchenverwandten und Stachelschweinen ist noch nicht klar Traditionelle Klassifizierungsmerkmale Bearbeiten Traditionell werden zwei morphologische Merkmale zur Klassifizierung der Familien herangezogen Zwei Auspragungen des Unterkiefers werden unterschieden sciurognath Der Unterkieferkorper und die Aussenseite des Unterkieferastes liegen auf einer nahezu geraden Linie hystricognath Der Unterkieferkorper und die Aussenseite des Unterkieferastes bilden einen Winkel Vier Auspragungen der Kaumuskulatur werden unterschieden 13 protrogomorph Bei der ursprunglichen Auspragung ist die Schnauze unverandert Der Masseter Muskel ist klein und setzt nur an der Unterseite des Jochbogens an Diese Auspragung findet sich bei ausgestorbenen Familien aus dem Palaozan und bei den Stummelschwanzhornchen Bei den Sandgrabern hat sich dieses Merkmal aus der Auspragung hystricomorph zuruckentwickelt sciuromorph Die Unterseite des Jochbogens neigt sich vorne zu einer senkrechten Flache Der Masseter lateralis setzt zwischen Auge und Schnauze an und bewegt den Unterkiefer beim Nagen vorwarts Der Masseter superficialis setzt entlang des Jochbogens und der Masseter medialis an der Unterseite des Jochbogens an Er ist kurz und dient nur zum Schliessen des Kiefers Diese Auspragung findet sich bei den meisten Hornchen den Bibern den Taschennagern sowie der ausgestorbenen Familie Eomyidae hystricomorph Der Masseter medialis ist vergrossert durchzieht das ebenfalls vergrosserte Foramen infraorbitale und ist fur das Nagen zustandig Der Masseter superficialis setzt an der Vorderkante des Jochbogens an wahrend der Masseter lateralis entlang des Jochbogens ansetzt Beide dienen nur zum Schliessen des Kiefers Diese Auspragung findet sich bei den Stachelschweinverwandten den Dornschwanzhornchen und dem Springhasen den Springmausen einigen fossilen Mauseartigen und bei den Afrikanischen Bilchen myomorph Die Unterseite des Jochbeins neigt sich wie bei der Auspragung sciuromorph vorne zu einer senkrechten Flache der Masseter lateralis setzt zwischen Auge und Schnauze an und der Masseter superficialis entlang des Jochbogens Beide setzen weit hinten am Unterkiefer an und ersterer kreuzt den vergrosserten Masseter medialis Dieser verlauft unter dem Jochbogen durchzieht wie bei der Auspragung hystricomorph das ebenfalls vergrosserte Foramen infraorbitale und fuhrt durch die Augenhohle zum vorderen Oberkiefer Diese Auspragung ermoglicht das effektivste Nagen und findet sich bei den Mauseartigen sowie konvergent bei einigen Bilchen hier manchmal auch als pseudomyomorph bezeichnet Eine ahnliche Auspragung findet sich eventuell auch bei den ausgestorbenen Cedromurinae Geschichte der Systematik Bearbeiten nbsp Hasenartige wie der Schneehase wurden ursprunglich bei den Nagetieren eingeordnet Hauptartikel Geschichte der Systematik der NagetiereSchon Carl von Linne fasste in seiner Systema Naturae ab 1735 ursprunglich alle Nagetiere einschliesslich der Hasenartigen in der Ordnung Glires zusammen Daneben enthielt diese Ordnung mit Spitzmausen Desmanen Beutelratten Nashornern Fledermausen und dem Fingertier zeitweise auch nicht verwandte Saugetierarten Von 1821 stammt die Bezeichnung Rodentia fur die Ordnung der Nagetiere einschliesslich der Hasenartigen Nach der unterschiedlichen Auspragung ihrer Kaumuskulatur wurden diese 1855 in Sciuromorpha Hornchenartige Myomorpha Mauseartige Hystrichomorpha Stachelschweinartige und Lagomorpha Hasenartige unterteilt Erstere drei Gruppen die Nagetiere im heutigen Sinn wurden 1876 als Simplicidentata zusammengefasst und den Hasenartigen Duplicidentata gegenubergestellt Nach der Struktur ihres Unterkiefers hingegen wurden die Nagetiere im heutigen Sinn 1899 in die Sciurognathi und die Hystricognathi unterteilt Neben der Dreiteilung in Sciuromorpha Myomorpha und Hystricomorpha ist diese Zweiteilung bis in die heutige Zeit weit verbreitet 1912 wurde erstmals vermutet dass Nagetiere und Hasenartige nicht naher miteinander verwandt sind und die beiden Gruppen wurden fortan als separate Ordnungen gefuhrt Anfang der 1990er Jahre wurde mit der provokanten Veroffentlichung Is the Guinea Pig a Rodent Ist das Meerschweinchen ein Nagetier in der Zeitschrift Nature die Theorie aufgestellt die Meerschweinchenverwandten seien nicht mit den ubrigen Nagetieren verwandt sondern hatten sich zu einem fruheren Zeitpunkt als andere Saugetierordnungen abgespalten Andere Untersuchungen von morphologischen und molekularer Daten bestatigten hingegen die Monophylie die gemeinsame Abstammung aller Arten von einem gemeinsamen Vorfahren der Nagetiere was heute weitgehend als Konsens betrachtet wird Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Messel Fossil Masillamys eines der altesten Nagetiere der Erdgeschichte Sammlung Senckenberg nbsp Die in Amerika lebenden Meerschweinchenverwandten wie das Capybara haben einige fur Nagetiere untypische okologische Nischen besetzt Die ersten zweifellos den Nagetieren zuzuordnenden Funde stammen aus dem oberen Palaozan entstanden durfte die Gruppe aber bereits in der Kreidezeit sein Als mesozoische Vorlaufer werden manchmal die Zalambdalestidae angefuhrt eine in der Oberkreide in Asien lebende Gruppe Diese fur mesozoische Saugetiere relativ grossen Tiere hatten einen den Russelspringern vergleichbaren Korperbau und wiesen im Bau der vergrosserten unteren Schneidezahne Ahnlichkeiten mit den Nagern auf Ob sie tatsachlich die Vorfahren der Nagetiere oder der Glires des gemeinsamen Taxons aus Nagern und Hasenartigen darstellen ist umstritten Im unteren Palaozan lebte in Asien die Familie der Eurymylidae die wie die heutigen Nager bereits nur mehr zwei vergrosserte Schneidezahne pro Kiefer aufwies sich in Details im Aufbau der Zahne aber von diesen unterscheidet Heute werden die Eurymylidae eher als Schwestergruppe der Nagetiere und nicht als dessen basale Vertreter klassifiziert Ahnliches gilt fur die Alagomyidae die ebenfalls im Palaozan in Asien und Nordamerika lebte Als alteste bekannte Vertreter der Nagetiere gelten die Ischyromyidae eventuell gemeinsam mit den Paramyidae die im spaten Palaozan in Nordamerika verbreitet waren und die noch ein etwas ursprunglicheres Gebiss mit einem vorletzten Pramolaren und generell niederkronigen Backenzahnen aufwiesen 14 Die Aufspaltung in die funf Unterordnungen war bereits gegen Ende der Kreidezeit vollendet Im Eozan breiteten sich die Nagetiere dann auch in Eurasien und Afrika aus und gegen Ende dieser Epoche kam es zu einer fast explosionsartigen Radiation und viele der heutigen Gruppen entstanden Unter anderem sind Hornchen Biber Dornschwanzhornchen Mauseartige Kammfinger und Bilche aus dieser Zeit oder spatestens aus dem fruhen Oligozan belegt Eine Gruppe von Nagern die heute als Meerschweinchenverwandte zusammengefasst werden erreichte im fruhen Oligozan vor rund 31 Millionen Jahren Sudamerika vermutlich von Afrika auf Treibholz uber den damals viel schmaleren Atlantik schwimmend Sudamerika war damals wie wahrend des grossten Teils des Kanozoikums von den ubrigen Kontinenten isoliert sodass sich eine eigene Fauna bilden konnte vergleichbar mit der Situation in Australien Es gab dort nur wenige Saugetiergruppen die Beutelsauger die ausgestorbenen Sudamerikanischen Huftiere und die Nebengelenktiere weswegen die Meerschweinchenverwandten einige okologische Nischen einnehmen konnten die fur Nagetiere untypisch sind und sich in dieser Form nur bei dieser Gruppe finden Einige grasfressende Arten stellen gewissermassen das okologische Aquivalent zu den Paarhufern dar auch entwickelten sich riesenhafte Formen Noch heute gehort mit dem Capybara der grosste Nager zu dieser Gruppe ausgestorbene Formen wie Phoberomys erreichten sogar die Ausmasse von Flusspferden Bemerkenswert ist dass die Nagetiere vor der weltweiten Ausbreitung des Menschen als einzige Gruppe landgebundener Plazentatiere den australischen Kontinent besiedeln konnten Diese Einwanderung geschah in mehreren Wellen vor funf bis zehn Millionen Jahren Heute gibt es eine Reihe auf diesem Kontinent endemischer Gattungen darunter die Schwimmratten die Australischen Kaninchen und die Haschenratten Zu einem spateren Zeitpunkt haben auch die Ratten mit mehreren Vertretern Australien erreicht Nagetiere und Menschen BearbeitenNagetiere als Nutztiere Bearbeiten nbsp Gebratenes Hausmeerschweinchen mit BeilagenEine Reihe von Nagetierarten wird vom Menschen als Nutztiere gehalten das heisst um sich einen wirtschaftlichen Zweck zugutezumachen Die wichtigsten Zwecke sind der Genuss ihres Fleisches die Verwendung des Fells und Tierversuche Der Genuss des Fleisches von Nagetieren ist heute im mitteleuropaischen Kulturraum unublich wenn auch in fruheren Zeiten insbesondere in Notsituationen auch diese Tiere verspeist wurden In anderen Regionen der Erde hingegen werden sie gegessen manche Arten gelten sogar als Delikatesse Bekannte Beispiele sind die Hausmeerschweinchen die in Sudamerika insbesondere in Peru millionenfach gezuchtet und verspeist werden die Rohrratten die in einigen westafrikanischen Landern wie Ghana gehalten werden und deren Zucht von der Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation der UNO FAO propagiert wird oder der Siebenschlafer der im alten Rom als Leckerbissen galt und in eigens angelegten Glirarien gemastet wurde Daneben werden Nagetiere nicht nur fur den Genuss des Menschen gezuchtet sondern auch als Futtertiere verwendet beispielsweise fur Echsen und Schlangen und andere in Zoos oder privaten Terrarien gehaltene Tiere Einige Nagetiere werden auch ihres Felles wegen gejagt oder auch gezuchtet Die in Mitteleuropa bekanntesten Vertreter sind die Eigentlichen Chinchillas die Bisamratte und die Biberratte oder Nutria weltweit dienen jedoch die verschiedensten Arten als Pelzlieferanten nbsp Unbehaarte LaborrattenEinen bedeutenden Bereich der Nutzung von Nagetieren stellen Tierversuche dar Diese Tiere werden vorwiegend verwendet da sie klein leicht zu zuchten und zu halten sind und sich sehr schnell vermehren Uber 80 teilweise sogar uber 90 der eingesetzten Tiere sind Nagetiere allen voran Farbmause gefolgt von Farbratten und Hausmeerschweinchen 15 Die Kontroverse um den tatsachlichen Nutzen dieser Praktiken wird ausserst heftig gefuhrt Ebenfalls zu den Tierversuchen kann die Verwendung von Nagetieren in der Raumfahrt gezahlt werden Erstmals wurden Hausmause und Hausmeerschweinchen an Bord des sowjetischen Raumschiffs Wostok 3 A im Marz 1961 ins All geflogen spater kamen auch Wanderratten und Taschenmause hinzu Nagetiere als Heimtiere Bearbeiten nbsp Dsungarischer Zwerghamster in einem LaufradZahlreiche Nagetiere werden auch als Heimtiere oder Streicheltiere gehalten das heisst aus Freude und personlicher Zuneigung und nicht aus einem direkten wirtschaftlichen Nutzen Die Grunde fur die Haltung von Nagern sind unter anderem die geringe Korpergrosse und die damit verbundenen niedrigen Haltungskosten Etliche Arten sind jedoch aufgrund ihrer nachtaktiven Lebensweise und ihrer Unwilligkeit gegenuber Beruhrungen nur bedingt als Heimtier geeignet auch ist bei vielen Arten die in grossen Gruppen leben oder viel Auslauf brauchen eine artgerechte Haltung kaum realisierbar Zu den Arten die als Heimtiere gehalten werden zahlen Hausmeerschweinchen Gold Zwerg und andere Hamster Haus Renn Spring und andere Mause Wanderratten Degus Chinchillas Gleit Streifen und andere Hornchen mehrere Bilcharten und andere mehr Nagetiere als Schadlinge und Gefahr fur den Menschen Bearbeiten nbsp Maus in einer MausefalleEtwa 200 bis 300 Arten gelten als Landwirtschafts oder Nahrungsmittelschadlinge Zum Teil halten sie sich in den zur Nahrungsmittelproduktion genutzten Flachen auf wo sie die Feldfruchte selbst verzehren oder durch ihre unterirdische Lebensweise an Wurzeln und Knollen der Pflanzen Schaden anrichten Haufig ist der Mensch die Hauptursache dafur indem er massiv in den naturlichen Lebensraum der Tiere eingreift Durch die Umwandlung der Habitate in landwirtschaftlich genutzte Flachen und die Verringerung des Nahrungsangebotes werden viele Arten gezwungen sich neue Nahrungsquellen zu erschliessen In Indonesien gehen beispielsweise 17 der Reisernte durch Nagetiere verloren 16 Diese stehen dann in Konkurrenz zu den wirtschaftlichen Interessen und leiten die Verfolgung ein Die hemerophilen Arten Kulturfolger beispielsweise Mause und Ratten suchen auch direkt in den Aufbewahrungsorten von Lebensmitteln nach Nahrung Daruber hinaus kommt es durch die Nagetatigkeit oft zu weiteren materiellen Schaden zum Beispiel an Dammmaterialien Strom und Wasserleitungen Neben den materiellen Schaden die Nagetiere anrichten sind einige Arten auch als Ubertrager von Krankheiten bekannt und stellen so eine Bedrohung fur den Menschen dar Infektionen konnen auf verschiedenste Weise geschehen durch Bisse konnen unter anderem Pasteurellose und Tollwut ubertragen wenngleich Nagetiere seltener vom Tollwutvirus betroffen sind als andere Saugetiergruppen Durch ihre Exkremente kann es unter anderem zur Ubertragung von Salmonellose und Leptospirose Weil Krankheit sowie von hamorrhagischem Fieber Hantaviren kommen durch den Verzehr von Nagern der wie oben erwahnt in aussereuropaischen Landern recht haufig vorkommt zur Trichinose Am bekanntesten sind wohl die Krankheiten die von auf diesen Tieren parasitierenden Flohen ubertragen werden wie das murine Fleckfieber und die Pest die in mehreren Pandemien Millionen Menschen das Leben gekostet hat Bedrohung Bearbeiten nbsp Die Baumratten deren bekanntester Vertreter die Hutiaconga ist zahlen zu den bedrohtesten Nagetieren Die weite Verbreitung einiger kulturfolgender Arten darf nicht daruber hinwegtauschen dass viele Nagetierarten ein kleines Verbreitungsgebiet haben und zu den gefahrdeten oder bedrohten Arten zahlen Die Grunde dafur sind unter anderem die gezielte Verfolgung von als Schadlinge betrachteten Tieren zum Beispiel bei den Prariehunden die Bejagung aufgrund des Fleisches oder des Felles wie beim Kurzschwanz Chinchilla die Zerstorung des Lebensraumes die vor allem waldbewohnende Arten trifft und die Verdrangung durch eingeschleppte oder eingewanderte Neozoen Die IUCN listet 2021 38 Nagetierarten als ausgestorben neben einigen australischen handelt es sich dabei vorwiegend um Arten die auf Inseln endemisch waren Dazu zahlen unter anderem samtliche Riesenhutias einige Vertreter der Baum und Stachelratten der Karibischen Inseln die Karibische Riesenreisratten eine Sudamerikanische Baumstachlerart die Kanarische Riesenratte sowie aus Australien die Weissfuss Kaninchenratte die Kleine Haschenratte und mehrere Arten der Australischen Hupfmause Des Weiteren gelten laut IUCN 59 Arten als vom Aussterben bedroht critically endangered und 144 als stark gefahrdet endangered und 129 als gefahrdet vulnerable fur 407 Arten liegen zu wenig Daten vor weswegen sie als data deficient gelistet werden 17 Nagetiere in der Kultur Bearbeiten nbsp Der hinduistische Gott Ganesha wird oft auf einer Maus oder Ratte reitend dargestellt Nur sehr wenige Nagetiergattungen spielen in der menschlichen Kultur eine Rolle Auffallend ist jedoch dass sie im Gegensatz zu ihrem Ruf als Schadlinge haufig positive Rollen einnehmen Sie werden vermutlich aufgrund ihrer Anpassungsfahigkeit oft als klug und gewieft dargestellt die sich gegen grossere oft dummere Gegner erfolgreich zur Wehr setzen Mause und Ratten sind sicher die haufigsten derart dargestellten Nagetiere In der Chinesischen Astrologie gelten Menschen die im Jahr der Ratte oder Maus 鼠 shu geboren sind als angriffslustig aber auch intelligent und selbstbewusst Auch in Indien sind Ratten ein Symbol fur Intelligenz und Starke beispielsweise wird der Gott Ganesha haufig auf einer Ratte oder Maus reitend dargestellt Im westlichen Kulturkreis sind Ratten deutlich negativer besetzt sie gelten oft als bosartig Die weit verbreitete Abscheu oder Angst vor Ratten wird etwa in Die Rattin von Gunter Grass oder in 1984 von George Orwell zur Sprache gebracht Mause hingegen verkorpern eher den sussen gutartigen Charakter Dementsprechend haufig tauchen positiv besetzte Mause insbesondere in Kinderliteratur und Zeichentrick auf beispielsweise Walt Disneys Micky Maus oder die Figur in der Sendung mit der Maus Der stereotype Kampf Mause gegen Katzen bei dem meist die Katzen unterliegen wird ebenfalls oft dargestellt etwa in Trickfilmserien wie Tom und Jerry oder Speedy Gonzales In allegorischer Weise finden sich Mause beispielsweise in Franz Kafkas Josefine die Sangerin oder Das Volk der Mause oder in dem die NS Zeit behandelnden Comic Maus Die Geschichte eines Uberlebenden Die Tatigkeiten oder Eigenschaften einiger weiterer Nagetiere sind sprichwortlich geworden beispielsweise der lange Winterschlaf der Murmeltiere oder Siebenschlafer Die Sammeltatigkeit der Hamster steht Pate fur einen ubertriebenen Hortungsdrang und die Bautatigkeit der Biber wird als Inbegriff des Fleisses betrachtet Literatur BearbeitenMichael D Carleton Guy G Musser Order Rodentia In Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World 3 Ausgabe The Johns Hopkins University Press Baltimore 2005 S 745 752 ISBN 0 8018 8221 4 Thomas S Kemp The Origin amp Evolution of Mammals Oxford University Press Oxford 2005 331 Seiten ISBN 0 19 850761 5 Wolfgang Maier Rodentia Nagetiere In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 712 Seiten ISBN 3 8274 0307 3 Grant Singleton Christopher R Dickman D Michael Stoddart Nager In David W Macdonald Hrsg Die grosse Enzyklopadie der Saugetiere Konemann Verlag Konigswinter 2004 S 578 587 ISBN 3 8331 1006 6 deutsche Ubersetzung der Originalausgabe von 2001 Ronald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch Malcolm C McKenna Susan K Bell Classification of Mammals Above the Species Level Columbia University Press New York 1997 XII 631 Seiten ISBN 0 231 11013 8 Hans Albrecht Freye Die Nagetiere In Bernhard Grzimek et al Hrsg Grzimeks Tierleben Bd 11 Saugetiere 2 Kindler Verlag Zurich 1969 S 204 211 Richard Lydekker Rodentia In The Encyclopaedia Britannica 11 Ausgabe Bd 13 University of Cambridge New York 1911 S 437 446 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nagetiere Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Zahlen nach Thomas E Lacher William J Murphy Jordan Rogan Andrew T Smith Nathan S Upham Evolution Phylogeny Ecology and Conservation of the Clade Glires Lagomorpha and Rodentia In Don E Wilson T E Lacher Jr Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Lagomorphs and Rodents 1 HMW Band 6 Lynx Edicions Barcelona 2016 S 15 ISBN 978 84 941892 3 4 a b Guillermo D Elia Pierre Henri Fabre Enrique P Lessa Rodent systematics in an age of discovery recent advances and prospects Journal of Mammalogy 100 3 2019 S 852 871 doi 10 1093 jmammal gyy179 Samtliche Zahlen nach Nowak 1999 R Buffenstein J U Jarvis The naked mole rat a new record for the oldest living rodent In Science of aging knowledge environment SAGE KE Band 2002 Nummer 21 Mai 2002 S pe7 ISSN 1539 6150 doi 10 1126 sageke 2002 21 pe7 PMID 14602989 Toni I Gossmann Achchuthan Shanmugasundram Stefan Borno John J Welch Bernd Timmermann Markus Ralser Ice Age Climate Adaptations Trap the Alpine Marmot in a State of Low Genetic Diversity Current Biology VOLUME 29 ISSUE 10 P1712 1720 E7 Mai 2019 DOI 10 1016 j cub 2019 04 020 Gordon Barclay Corbet John Edwards Hill A World List of Mammalian Species Comstock London 1980 VIII 226 Seiten James H Honacki Kenneth E Kinman James W Koeppl Hrsg Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference Allen Press Inc and The Association of Systematics Collections Lawrence Kansas 1982 IX 694 Seiten ISBN 0 942924 00 2 Gordon Barclay Corbet John Edwards Hill A World List of Mammalian Species 2 Ausgabe Facts on File Publications New York 1986 254 Seiten ISBN 0 565 00988 5 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference 2 Ausgabe Smithsonian Institution Press Washington D C 1993 XVIII 1207 Seiten ISBN 1 56098 217 9 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal 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Internet Archive der Schweiz und 1 2 Vorlage Toter Link www bmelv de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Februar 2018 Suche in Webarchiven Maier 2004 S 532 Zahlen nach The IUCN Red List of Threatened Species abgerufen am 20 Januar 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 17 Dezember 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4171111 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nagetiere amp oldid 237080500