www.wikidata.de-de.nina.az
Nagezahne sind paarweise im Ober und Unterkiefer stehende lange meisselformige dauerwachsende Schneidezahne verschiedener Saugetiere 1 Sie sind mehrmals unabhangig voneinander entstanden und finden sich bei Nagetieren Hasenartigen Fingertieren den Tillodontia Wombats und den Multituberculata 2 Als Anpassung an ihre Ernahrungsweise hat sich bei diesen Gruppen der Vorderteil des Gebisses zu einem Nagegebiss entwickelt das sich neben dem Vorhandensein von Nagezahnen meist durch das Fehlen von Eckzahnen auszeichnet 3 Dadurch kommt es zur Bildung einer weiten zahnfreien Lucke zwischen Nage und Kaugebiss 4 Die oberen Nagezahne bilden einen rechtwinkligen einen stumpfen oder einen spitzen Winkel mit dem Schadel 5 Gefurchte Nagezahne eines CapybarasNagezahne sind meist sehr kraftig und ihre Krone geht ohne Hals in die Wurzel uber Das Dauerwachstum wird dadurch ermoglicht dass die Pulpahohle zum Zahnfach hin weit offen ist Die Vorderseite der Nagezahne ist dick mit Zahnschmelz uberzogen Dadurch schleift sie sich im Gebrauch weniger ab als die Hinterseite deren Zahnschmelz fehlt oder dunn ist 2 Durch die begrenzte Abnutzung kommt es zum selbstandigen Nachscharfen der Scherkanten 6 Ein Nagetrieb sorgt fur eine dem Wachstum angeglichene Abnutzung 7 Dieser Trieb ist neurologisch gesehen nicht mit dem Fressverhalten verbunden und lasst sich durch Reizung des mediolateralen Thalamus auslosen 8 Nagezahne dienen dem Benagen harter Nahrung und bei grabenden Tieren dem Lockern des Erdreichs 2 Sie konnen als pinzettenartige Greifzahne genutzt werden und das Benagen von Gegenstanden ist Teil des Erkundungsverhaltens Die Entwicklung der Nagezahne bei Nagetieren und Hasenartigen steht vermutlich mit der Verkleinerung des Nasenspiegels der Bildung der Narialkissen und dem Verlust des Stoberns des Durchwuhlens des Bodens mit der Schnauze in Verbindung 8 Inhaltsverzeichnis 1 Auspragungen des Nagegebisses 2 Fehlentwicklungen der Nagezahne 3 Literatur 4 AnmerkungenAuspragungen des Nagegebisses BearbeitenDas Nagegebiss ist bei den verschiedenen systematischen Gruppen unterschiedlich ausgepragt Bei den Nagezahnen der Nagetiere handelt es sich entwicklungsgeschichtlich um die zweiten Schneidezahne des Milchgebisses Sie sind nur auf der Vorderseite mit Schmelz uberzogen Weitere Schneidezahne und Eckzahne fehlen 6 Bei den Nagezahnen der Hasenartigen handelt es sich ebenfalls um die zweiten Schneidezahne des Milchgebisses Sie sind vollstandig mit Schmelz uberzogen der jedoch auf der Ruckseite sehr dunn ist Hinter jedem oberen Nagezahn befindet sich ein kleiner zu einem Stiftzahn ausgebildeter Schneidezahn Weitere Schneidezahne und Eckzahne fehlen Die Nagezahne der Hasenartigen werden niemals zum Graben benutzt 9 Bei den Fingertieren sind die als Nagezahne ausgebildeten vier Schneidezahne nur auf der Vorderseite mit Schmelz uberzogen Eckzahne fehlen bei erwachsenen Tieren 10 Bei den Nagezahnen der Tillodontia handelt es sich um die zweiten Schneidezahne Daneben sind weitere Schneidezahne sowie Eckzahne vorhanden 11 Bei den Wombats sind die als Nagezahne ausgebildeten vier Schneidezahne nur auf der Vorderseite mit Schmelz uberzogen Eckzahne fehlen 12 Bei den oberen Nagezahnen der Multituberculata handelt es sich um die zweiten Schneidezahne Wie die unteren Nagezahne sind sie nur auf der Vorderseite mit Schmelz uberzogen Daneben sind weitere obere Schneidezahne und bei fruhen Vertretern der Gruppe obere Eckzahne vorhanden 13 Zusammen mit einigen ausgestorbenen Formen bilden Nagetiere und Hasenartige die Verwandtschaftsgruppe der Glires und ihr Nagegebiss wird als gemeinsam abgeleitetes Merkmal gewertet 14 Dass derart funktionell wichtige Zahne wie die Nagezahne nicht wahrend der Ontogenese ersetzt werden konnen wird als Erklarung fur das Fehlen eines Zahnwechsels bei den Glires angesehen 6 nbsp Schadel eines Riesenhornchens nbsp Schadel des Feldhasen nbsp Schadel von Ptilodus Multituberculata Fehlentwicklungen der Nagezahne Bearbeiten nbsp Abnormes Wachstum der Nagezahne bei einem Zwergkaninchen mit HechtgebissVerschiedene Ursachen konnen zur Fehlentwicklung der Nagezahne fuhren Durch eine Zahnfehlstellung oder durch das Fehlen einzelner Zahne schleifen sich diese nicht mehr aneinander ab Dadurch wachsen die Nagezahne des Oberkiefers spiralformig in den Mundwinkel hinein wahrend die des Unterkiefers stosszahnartig nach vorn oben wachsen Infolge der erschwerten Nahrungsaufnahme kommt es zu einer Abnahme des Korpergewichts 15 Zu den genetischen Ursachen einer Zahnfehlstellung gehort das Hechtgebiss bei dem durch eine Verkurzung des Oberkiefers die unteren Nagezahne vor den oberen stehen Erworbene Fehlstellungen konnen auf einen nicht optimal verheilten Knochenbruch des Ober oder Unterkiefers 15 Wachstumsstorungen und Entzundungen im Bereich der Backenzahnwurzeln retrogrades Wachstum 16 oder auf mechanischen Druck wie beim Nagen am Gitter zuruckzufuhren sein Die oberen Nagezahne konnen zudem im Alter ausfallen 15 Fehlentwickelte Nagezahne werden extrahiert 17 oder auf ihre funktionelle Lange gekurzt idealerweise mit einer Diamantscheibe Die Korrektur ist fast immer ohne Sedierung oder Narkose moglich In der Regel ist lebenslang eine regelmassige Kontrolle und Korrektur notwendig 15 Literatur BearbeitenManfred Ade Makroskopische Untersuchungen am Rhinarium der Glires Rodentia und Lagomorpha Wissenschaft und Technik Berlin 1998 ISBN 3 89685 463 1 Markus Eickhoff Zahn Mund und Kieferheilkunde bei Klein und Heimtieren Enke Stuttgart 2005 ISBN 3 8304 1038 7 Anja Ewringmann Barbara Glockner Leitsymptome bei Hamster Ratte Maus und Rennmaus Enke Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8304 1063 8 Meyers Enzyklopadisches Lexikon in 25 Banden Band 16 Mei Nat 9 Auflage Bibliographisches Institut Mannheim Wien Zurich 1976 Arno Hermann Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band III Vertebraten Teil 3 Mammalia 2 Auflage VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1989 ISBN 3 334 00223 3 Jochen Niethammer Franz Krapp Hrsg Handbuch der Saugetiere Europas Band 1 Nagetiere I Akademische Verlagsgesellschaft Wiesbaden 1978 ISBN 3 400 00458 8 Rolf Sauermost Doris Freudig Hrsg Lexikon der Biologie in vierzehn Banden Neunter Band Lyolyse bis Nautococcus Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 0334 0 Dietrich Starck Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band II Wirbeltiere 5 Teil Saugetiere Gustav Fischer Verlag Jena Stuttgart New York 1995 ISBN 3 334 60453 5 Gerhard Storch Placentalia Eutheria Placentalier Placentatiere In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Elsevier Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 0307 3 S 499 504 Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Elsevier Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 0307 3 Anmerkungen Bearbeiten Sauermost und Freudig 2002 Stichwort Nagezahne a b c Starck 1995 S 156 157 Sauermost und Freudig 2002 Stichwort Nagegebiss Starck 1995 S 608 Niethammer und Krapp 1978 S 37 a b c Wolfgang Maier Rodentia Nagetiere In Westheide und Rieger 2004 S 531 547 S 533 Meyers Enzyklopadisches Lexikon in 25 Banden 1976 Stichwort Nagezahne a b Ade 1998 S 131 132 Renate Angermann Lagomorpha Hasentiere In Westheide und Rieger 2004 S 524 531 S 526 527 Starck 1995 S 540 Muller 1989 S 602 Starck 1995 S 366 367 Muller 1989 S 56 ff Storch 2004 S 500 a b c d Ewringmann und Glockner 2008 S 218 219 Eickhoff 2005 S 229 Stefan Gabriel Extraktion der Inzisivi bei Kaninchen 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nagezahn amp oldid 231847879