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Klassifikation nach ICD 10A27 0 Leptospirosis icterohaemorrhagica Weil Krankheit ICD 10 online WHO Version 2019 Leptospiren Dunkelfeldmikroskopie Die Weil Krankheit auch Morbus Weil und Weilsche Krankheit benannt nach dem deutschen Mediziner Adolf Weil sowie Leptospirosis icterohaemorrhagiae und Icterus infectiosus Weil oder Mathieu Krankheit genannt ist eine Infektionskrankheit die durch bakterielle Erreger aus der Gruppe der Spirochaeten verursacht wird und durch Fieber Gelbsucht bzw Leberentzundung und Nierenentzundung gekennzeichnet ist Bei den ubiquitar vorkommenden Erregern handelt es sich um Leptospira Species in Westeuropa vor allem Leptospira interrogans Damit gehort die Weil Krankheit zu den Leptospirosen Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie 2 Verlauf 3 Diagnose 4 Therapie 5 Pravention 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEpidemiologie BearbeitenIn Deutschland werden 15 bis 20 Falle pro Jahr gemeldet Die Leptospirose tritt in Europa vor allem bei Personen auf die mit Medien in Kontakt kommen die durch den Urin von Ratten kontaminiert sind allerdings gelten auch Schweine oder Hunde als Erregerreservoir Der Infektionsweg ist die Aufnahme kontaminierter Medien wie verunreinigtes Abwasser oder Erdreich uber die aufgeweichte oder nicht intakte Haut oder uber die Schleimhaut Moglich ist auch eine aerogene Aufnahme d h eine Aufnahme uber die Atemwege Die Inkubationszeit betragt 7 bis 12 Tage Gefahrdete Berufsgruppen sind u a Beschaftigte im Bereich der Abwassertechnik Kanalarbeiter und im Forst sowie Personen die mit der Bekampfung von Nagetieren beschaftigt sind Fur diese Berufe ist der Morbus Weil als Berufskrankheit anerkannt Der Nachweis einer Leptospirose ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig Verlauf BearbeitenDer Krankheitsverlauf ist typischerweise in zwei Phasen unterteilt wobei der Verlauf je nach Abwehrlage und Serotyp des Erregers sehr unterschiedlich sein kann Die erste Phase beginnt mit schlagartig einsetzendem hohen Fieber und unspezifischen Symptomen wie Kopf und Gliederschmerzen die leicht mit grippalen Infekten zu verwechseln sind Bei ausbleibender Therapie und begunstigt durch den Serotyp Leptospira icterohaemorrhagica kann es nach kurzer Entfieberung in der zweiten Phase dem sogenannten Immunstadium zu schwerwiegenden Organkomplikationen etwa zu einer Gehirnhautentzundung kommen Teils durch den Erreger selbst teils durch Immunreaktionen treten Gelbsucht Hirnhautentzundung Nieren oder Herzentzundungen auf das ursprunglich als Morbus Weil bezeichnete Krankheitsbild Die Letalitat betragt bis zu 10 Diagnose BearbeitenDie Krankheit wurde 1886 erstmals von dem an der Universitat Dorpat tatigen Kliniker Adolf Weil beschrieben Der Krankheitserreger als Spirochaeta icterogenes spater Leptospira icterohaemorrhagiae genannt wurde 1914 von den japanischen Bakteriologen Inada Ryukichi und Ido Yutaka 1881 1919 entdeckt 1 und von diesen am 22 Januar 1915 beschrieben 2 1915 wurde in Deutschland wahrend des Ersten Weltkriegs die Entdeckung des Erregers nach Streitigkeiten den Feldarzten Paul Uhlenhuth und Walther Fromme 1879 1972 zugesprochen Zeitgleich hatten auch Erich Hubener und Hans Reiter den Erreger im Oktober 1915 identifiziert Der Schiedsspruch 1916 sprach Hubener und Reiter die Ubertragung der Krankheit auf ein Meerschweinchen am 21 Oktober 1915 zu und Uhlenhuth und Fromme die erste korrekte Dokumentation am 30 Oktober 1915 des Erregers als Spirochaten 3 4 Der Nachweis des beschriebenen Erregers 5 gelingt in der ersten Phase im Blut oder im Liquor cerebrospinalis in der zweiten Phase nur schwer bei Nierenbefall z B aus dem Urin Der Nachweis von Antikorpern gelingt meist erst in der zweiten Phase Die Erkrankung kann unbehandelt besonders in ihrer schweren hamorrhagischen Verlaufsform im Gegensatz zu anderen Leptospirosen todlich ausgehen Da sie sehr selten auftritt sollte der behandelnde Arzt auf einen moglichen Verdacht hingewiesen werden Der Verdacht sollte mit dem Hinweis auf Arbeiten im Abwasser oder der Bodensanierung begrundet werden Therapie BearbeitenDie Erkrankung kann und muss in der Anfangsphase durch hochdosierte Antibiotika z B Penicillin G oder Cephalosporine der 3 Generation mit sehr guten Erfolgsaussichten behandelt werden Die Therapie sollte auch bei Verdacht bereits begonnen werden Da in der zweiten Phase Immunreaktionen eine entscheidende Rolle in der Pathogenese spielen ist eine Antibiotikatherapie nicht mehr wirksam die Therapie muss symptomatisch erfolgen Pravention BearbeitenDie Weil Krankheit wird nach der WHO Klassifikation in die Risikogruppe zwei eingestuft Das bedeutet dass durch die Erreger eine Krankheit beim Menschen hervorgerufen werden kann eine Verbreitung des Erregers in der Bevolkerung ist jedoch unwahrscheinlich eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung ist normalerweise moglich Die Bevolkerung kann durch konsequente Rattenbekampfung geschutzt werden meist mit Frasskodern die als Wirkstoff Cumarinderivate enthalten Kuchenabfalle und andere organische Abfalle die als Rattennahrung in Betracht kommen sollten nicht offen gelagert nicht uber die Toilette oder in der Landschaft entsorgt werden Vermeidung von Haut Augen und Schleimhautkontakt mit Abwasser kontaminierten Boden oder Pfutzen die Verwendung personlicher Schutzausrustung Schutzhandschuhe und Wathosen im Abwasser Hygienische Massnahmen nach der Arbeit im Abwasserbereich bei der Nagetierbekampfung insbesondere bei der Entleerung von Fallen oder bei Umgang mit Koderstationen oder bei der Bodensanierung Literatur BearbeitenGerd Herold Innere Medizin Koln 2003 Mediscript Innere Medizin Elsevier Munchen 2007 Hahn Falke Kaufmann Medizinische Mikrobiologie 5 Auflage Springer Berlin 2004 Weilsche Krankheit In Karl Wurm A M Walter Infektionskrankheiten In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 9 223 hier S 149 152 Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Aschoff Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin Springer Verlag 1960 ISBN 978 3 642 87252 5 S 56 google com abgerufen am 28 August 2020 Werner Kohler Weilsche Krankheit In Werner E Gerabek u a Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1470 Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften E Ebering 1934 ISBN 978 3 7868 4088 6 S 185 google com abgerufen am 28 August 2020 Werner Kohler Weilsche Krankheit 2005 S 1470 Karl Wurm A M Walter Infektionskrankheiten 1961 S 149 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weil Krankheit amp oldid 235695475