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Die Dornschwanzhornchen Anomaluridae sind eine artenarme Familie von Nagetieren der Regenwalder West und Zentralafrikas DornschwanzhornchenZwerg Dornschwanzhornchen Anomalurus pusillus SystematikKlasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung EuarchontogliresOrdnung Nagetiere Rodentia Unterordnung Dornschwanzhornchenverwandte Anomaluromorpha Familie DornschwanzhornchenWissenschaftlicher NameAnomaluridaeGervais 1849 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Systematik 3 1 Aussere Systematik 3 2 Innere Systematik 4 Fossilgeschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeMerkmale BearbeitenDie Gestalt eines Dornschwanzhornchens hat verbluffende Ubereinstimmungen mit der eines Gleithornchens Trotz dieser ausserlichen Ahnlichkeit gehoren Dornschwanzhornchen weder zu den Hornchen noch sind sie mit diesen verwandt Mit Ausnahme des abweichenden Dornschwanzbilchs haben alle Arten eine Flughaut Bei naherem Hinsehen ergibt sich hier ein Unterschied zu den Gleithornchen Wahrend bei diesen ein sichelformiger Knochen an der Handwurzel die Gleithaut spannt haben Dornschwanzhornchen eine verbreiterte Elle auf der ein knorpeliger Stab sitzt der diese Funktion ubernimmt Hieraus lasst sich bereits ersehen dass sich bei Gleithornchen und Dornschwanzhornchen die Gleitmembran unabhangig voneinander entwickelt hat so dass es sich um ein Beispiel fur Konvergente Evolution handelt Namensgebend fur die Dornschwanzhornchen ist eine Reihe haarloser Schuppen an der Schwanzunterseite Jeder dieser Schuppen sitzt ein horniger Dorn auf Die Schuppen besetzen das vordere Schwanzdrittel ihre Zahl liegt je nach Art zwischen zwolf und achtzehn Die Funktion dieser Vorrichtung ist offensichtlich ein besserer Halt den die Tiere im Geast finden wenn sie sich mit den Dornen in der Rinde verankern Die Grosse variiert erheblich Die Gleitbilche haben eine Kopfrumpflange von nur 6 cm dagegen erreichen manche der grossten Dornschwanzhornchen Masse von 45 cm wozu noch einmal die gleiche Schwanzlange hinzukommt Lebensweise BearbeitenDornschwanzhornchen sind Bewohner der Regenwalder wo sie mit den spitzen Krallen den erwahnten Hornschuppen und der Gleitmembran hervorragend an ein Leben in der Wipfelregion der Baume angepasst sind Auf den Waldboden gelangen diese Tiere wohl nur versehentlich und dort bewegen sie sich dann recht unbeholfen Einen senkrechten Baumstamm erklettern sie beinahe nach Art einer Spannerraupe Sie schlagen die Krallen der Vorderbeine in die Rinde und ziehen dann den Hinterkorper nach Das Gleitverhalten ahnelt dem der Gleithornchen Von einem hoch gelegenen Ast stossen sich Dornschwanzhornchen ab und offnen ihre Gleithaut die sie dann bis zu 100 m nach unbestatigten Berichten sogar bis zu 250 m weit tragt Oft ist allerdings ein wesentlich kurzerer Flug ausreichend um einen benachbarten Baum zu erreichen Alle Dornschwanzhornchen sind nachtaktiv Den Tag verschlafen sie in Baumhohlen Die Nahrung sind Nusse Fruchte und Blatter Gelegentlich fressen sie auch Insekten Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten nbsp Kladogramm der DornschwanzhornchenverwandtenDie Einordnung der Dornschwanzhornchen ins System der Nagetiere war lange Zeit vollkommen ratselhaft und ist noch immer weit entfernt davon geklart zu sein Eine Einordnung bei den Hornchen wie der Name der Gruppe nahezulegen scheint wurde schon fruh ausgeschlossen da es uber die Gleithaut hinaus keinerlei Gemeinsamkeiten gibt und auch diese bei naherer Betrachtung von der der Gleithornchen sehr verschieden ist Vor allem die Schadelform ist unter Nagetieren einmalig Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten mit anderen Nagetieren fand man schliesslich den von der ausseren Form vollkommen verschiedenen Springhasen der in anatomischen Details des Mittelohrs und der Halsschlagader Ubereinstimmungen mit den Dornschwanzhornchen zeigte Diese 1985 erstmals vorgeschlagene Hypothese wurde zunachst aufgrund fehlender Fossilbelege angezweifelt gilt inzwischen aber dank der molekulargenetischen Analysen von Montgelard amp al als gesichert Dornschwanzhornchen und Springhasen gelten daher als Schwestergruppen und werden in einem gemeinsamen Taxon Dornschwanzhornchenverwandte Anomaluromorpha zusammengefasst Beide Gruppen haben sich aber schon sehr fruh vermutlich im Eozan voneinander getrennt Die Frage welche Verwandtschaftsverhaltnisse nun wiederum die Anomaluromorpha zu anderen Nagetieren haben bewegen sich momentan noch im Bereich reiner Spekulation Momentan steht das Taxon innerhalb der Nagetiere weitgehend isoliert da Innere Systematik Bearbeiten Bekannt sind zwei Gattungen der Dornschwanzhornchen Echte Dornschwanzhornchen Anomalurus Gleitbilche Idiurus Bis 2016 gehorte auch der Dornschwanzbilch Zenkerella insignis zu den Dornschwanzhornchen Er hat zwar die kennzeichnenden Hornschuppen der Schwanzunterseite aber keine Flughaut und wurde in die Unterfamilie Zenkerellinae gestellt Da sich der Dornschwanzbilch schon im Eozan vor mehr als 30 Millionen Jahren von der evolutionaren Linie die zu den Dornschwanzhornchen fuhrte abgespalten hat wurde die Unterfamilie Zenkerellinae im Jahr 2016 in den Familienrang erhoben 1 Fossilgeschichte BearbeitenWahrend es fur gemeinsame Vorfahren der Springhasen und Dornschwanzhornchen wie erwahnt keine Belege gibt sind fossile Dornschwanzhornchen seit dem fruhen Eozan belegt was sie zu einer der altesten bekannten Nagetiertaxa macht Ebenfalls aus dem Eozan kennt man die Fossilien der Zegdoumyidae die in der engeren Verwandtschaft der Dornschwanzhornchen angesiedelt werden Von den Dornschwanzhornchen selbst ist aus dem Eozan die Gattung Nementchamys und aus dem Oligozan und Miozan die Gattung Paranomalurus bekannt Die heute lebenden Gattungen sind seit dem Miozan uberliefert Wahrend all diese Fossilien in Afrika gefunden wurden wo auch die heutigen Dornschwanzhornchen beheimatet sind wurden in jungerer Zeit Uberreste eines Pondaungimys genannten Nagetiers in Sudostasien gefunden Auch andere bisher nicht mit letzter Sicherheit zugeordnete Funde lassen den Schluss zu dass Dornschwanzhornchen einst auch in Asien beheimatet waren Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World 2 Bande 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD u a 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Bernhard Grzimek Grzimeks Tierleben Enzyklopadie des Tierreichs Band 11 Saugetiere Teil 2 Weltbild Verlag Augsburg 2000 ISBN 3 8289 1603 1 Malcolm C McKenna Susan K Bell Classification of Mammals Revised Edition Above the Species Level Columbia University Press New York NY 2000 ISBN 0 231 11013 8 Claudine Montgelard Sophie Bentz Claire Tirard Olivier Verneau Francois M Catzeflis Molecular Systematics of Sciurognathi Rodentia The Mitochondrial Cytochrome b and 12S rRNA Genes Support the Anomaluroidea Pedetidae and Anomaluridae In Molecular Phylogenetics and Evolution Bd 22 Nr 2 Februar 2002 S 220 233 doi 10 1006 mpev 2001 1056 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anomaluridae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienBelege Bearbeiten Steven Heritage David Fernandez Hesham M Sallam Drew T Cronin Jose Manuel Esara Echube Erik R Seiffert Ancient phylogenetic divergence of the enigmatic African rodent Zenkerella and the origin of anomalurid gliding In PeerJ Nr 4 2016 S e2320 doi 10 7717 peerj 2320 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dornschwanzhornchen amp oldid 204771492